Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, May 15, 1872, Image 2

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Kurze Notizen. Madrid, ~. Mai. Prie S Stteliar meldet, daß eir Olei unter Maramus heute dieCarliſten, welche ſich in Navarra concentrirte nach einem neunſtͤndigen ſten renninriteſen gen haben. Fa a arliſten ſind ge en enom~ ke und Don Carlos ſelbſt ſoll einer der Gefangenen n. ~ Die Verbreitung der Carliſten iſt eine enorme. hrltrte t die Provinzen, in denen ſie ſurtn: Nrarte Biocava, Entrorea. Alava, Caſtilien, na, en evida, Valencia, Segovia, Avila, Burgos, Aragonien, Leon, Valladolib und Oviedo. Don Carlos hat mit 200 Anhaͤngern Uaza paſſirt, um nach Frankreich zu fliehen. Bei e wurde er vollſtaͤndig geſchlageu. 305 von ſeinen Landoleu~ ten wurden gerödtet und 747 gefengen genommen. Die Inſurrektion iſt beendigt. : Nach den neueſten Nachrichten iſt Don Carlos Gefangener. —Kopenhagen,~. Mai. Der Praͤſident und der Caſſier deo bich en Internationalen Filialvereins wurden b: ren Die Polizei verbot eine auf heute anberaumte Berſammlung der Internationalen. London, s. Mai. Ein Telegramm aus Bom~ bay theilt mit, daß im ſuͤdlichen chci von Britiſch~ Indien große Ueberſchwemmungen ungeheueren Scha~ den anrichteten. Die Stadi Vellore hat ſchrecklich nr 15,000 ihrer Bewohner ſollen ertrunken ſein. as Waſfcr hat alles bewegliche Eigenthum aus der Stadt fortge ſchwemmt. —London, Mai 10. Das Gericht wird ver breitet, daß die Unterhandlungen zwiſchen der brit tiſchen und amerikaniſchen Regierung plohlich abge~ brochen wurden. ; —Lietblknecht und Jefferſon Davis. Liebknecht, der wegen ſeiner internationalen Um~ triebe mit mehrjaͤhriger Haft beſtraft wurde, verlangt Straſloſigkeit, und ſich dabei auf das Beiſpiel von Amerika. Wahrlich, den Werth einer derartigen Vertheidigung koönnen wir nicht begreifen. erten thue ihm (Lieblnecht) Unrecht, er fordere Freiheit, denn in Amerika laſſe man ja Jefferſon Daviso frei umher ziehen.“ Wie wenig wiſſen dieſe Herren von Amerika! Einmal, lebie Jefferſon Davis mehrere Jahre lang im Kerker. Zweitens hatte er ſich in ſeinem Amte den Bürgern der confoderirten Staaten (den hervorragenden Maännern ſowohl, wie den ge~ wohnlichen Leuten) faſt unerträglich gemacht nnd ſtarle Oppoſition erweckt. Drittens, wie verſchieden man auch uͤber den Urſprung, Erfolg und Folgen unſeres Bürgerkrieges denken mag, daruber ſind alle Buͤrger einjg, daß gredentt Davils ſeine Rolle lͤngſt ausgeſpielt hat, das ſudliche Volt hegt fur ihn weder Vertrauen noch Dankbarkeit; und vierieno, hat Jeffer ſon Davis geſunden Menſchenverſtand. Sollte er je die veruͤckten Ideen eines Lichtnecht und ſeiner Conſorten an den Tag legen, ſo haben wir eine Menge von Irrenhͤuſern die der Reglerung zur Verfuüͤgung offen ſtehen. (Wieder ein neuer Orden für Tirel.) Wie verlautet, wird Tirol ſich bald wieder eines neuen Kloſters und Ordens, naͤmlich der Dominicaner bei Bopen erfreuen. Quousquo tandem? IK es denn noch immer nicht genug, und ſoll am Ende das Land ſelbſt noch ein großes Kloſter werden? Wir haben Auguſtiner, Benedictiner, Ciſterziener, Deutſch Ordenoherren, Franciocaner, Jesuiten, Capuziner, enenſttattrſer Redemptoriſten, Schulbruüͤder und erviten; ferner Arme Schulſchweſtern, Barmherzige Ennelen Benedictinttrnti Otrſu Ortin an ſtetn, Dominicanerinnen, Engliſche Fraͤulein, Car~ meliterinnen, Clariſſinnen, Saleſianerinnen, Ser~ vitinnen, Tertiarierinnen, Toöͤchter Jeſu, Toöchter des heil. Herzens Jeſu, Toͤchter der chriſtlichen Liebe, Urſulinerinnen nnd die Ronnen von der ewigen An betung. Das große clericale Weinfaß Tirol iſt noch nicht genug angezapft; es ſoll uoch ein Loch gebohrt und ñoch ein Spund angeſett werden. Es iſt noch der Agitation und der Hehe nicht genug, wir brauchen noch ein Kloſter, und zwar gerade einen Prediger~ Orden, weil jeden Sonntag, den der liebe Himmel giebt, noch nicht genug auf den Kanzeln gepoltert und eſchnaht wird. Es iſt noch nicht genug, das frömme ihte Miſſionen halten, Leute, wie die Schul~ ehrersgattin in Wefſtendorf, wahnſinnig machen und ft reichlich bezahlen laſſen; es iſt noch nicht genug, aß den Leuten der Peterspfennig abgenommen wird, daů zur Errichtung eines biſchöſlichen Gomnaſtums oder Seminars für Knaben in Briren landauf landab Beitraͤge geheiſcht werden nein, Alles noch nicht n Wir müſſen noch einen Bettelorden mehr in nu haben. Was bleibt uns Anderes übrig, alo eine Agitation einzuleiten, welche dahin zu wirken hatte, daß jeder Tiroler und jede Tirolerin bereits bei der Geburt in einen Monchoorden eingeſchrieben werde und die Capuze ſchon in die Wiege bekomme. Die Landeoregierung kann dann in ein General-Con~ ſiſtorium, die Bezirkoshauptmannſchaften in General- Decanate u. ſ. w. umgewandelt werden, und nach Außen hin und von Außen her ſagt man ſtatt „Land Tirol“ ſodann „Kloſter Tirol“. (N. Fr. Pr.) Die beunrubigenden Nachrichten die der Rede des Herrn Thiers ihr Entſtehen und ihre Berbreitung verdanken, ſind nicht gaͤnzlich gehaltlos. Die deutſche Regierung iſt auf ibrer Hut und hat ſoeben beſchloſ~ ſen, ihre reitende Artillerie um ͤ2 Batterien oder 312 Geſchühe zu vermehren. Das iſt freilich weniger als die 00 Geſchüte, welche Herr Thiero noch herbei ſchaffen will, aber es deutet doch an, daß in Berlin die Vorſicht noch immer als die Mutter der Weisheit angeſehen wird~ Das Privatwermoögen Louis Napoleous t nach glaubwürdigen Angaben auf 500 Millionen grie geſchaͤpt. Allein die ſicher geretteten und im uslande deponirten Summen bilden ein Stammea pital von 500 Millionen. ——— —— f Horace Greely und B. Grahß Brown. Die bffentliche Meinung iſt noch zu aufgeregt, um ſich ſelbſt, um den unpartetiſchen Beobachter eine be~ friedigende Anſicht der Situation und ein beſtimmtes Urthell über den Erfolg zu geſtatten. Daruber ſcheint man einig zu ſein, daß es nicht verſoönlicher Werth, ſondern vielmehr die Macht der Umſtaͤnde iſt, welche die Majoritͤt veranlaßten moͤchte, bei der naͤchſten Wabl in einen ſauern Apfel zu beißen. Es iſt nicht nur Herr Grant allein, der ſich des Zutrauens des Volkes verluſtig gemacht bat, ſondern auch ſeine Hel fer und Helferoͤbelfer Fallt er, ſo ſollten auch ſeine dreunde mit ihm fallen. Bleiben die aber, ſo haben wir wenig Hoffnung auf eine befriedigende Umgeſtal tug der Berbaltniſſe. Das Land verlangt eine radi cale Reform. Maͤnner wie Greely und Brown kon—~ nen es jedoch nicht verbindern, daß die Wogen der Corruption das Staatoſchiff näͤher und naͤher an die Brandung herantreiben; obgleich ihre Wahl das Un— luück weiter in die Zukunſt bhinanoruücken mag. ute Maͤnnern wie die Gegenwart ſie braucht, und Mannern wie die Gegenwart ſieuns giebt, herrſcht tine Verſchiedenheit, welche man nt dem Unterſchiede vergleichen koönnte der zwiſchen London in Connecticut und London in England, zwiſchen Rom in New Porl oder Georgia und der Weltſtadt Rom in Italien ſich zeigt. Wir ſind in vollem Ernſte, wenn wir ſagen, l daß ſelbſt die Namen dieſer Leute ein böſes Omen ſind: Ulvſſes, Horace, Ichabad, Schadrach, u. ſ.w. Eo ſind Hieroglyhen aus denen unſere Nachkommen den Charakter unſerer Zeit entziffern werdenß. Nicht angenehmer beruührt es uns, wenn ein Mann den man nach ſeinen Namen fragt, die Antwort auf die Frage mit einer ganzen Taktpauſe beginnt. Solch tin Mann iſt B— Gratß Brown. Ach, das iſt ja tine lleinliche Dummheit, aber nur die Zulunſt kann ſie enthůllen. (Aus dem Anzeiger des Weſtend. ; Beide Kanditaten ſind andere und vielleicht auch beſſere Leute als Grant, aber ſie ſichern dem Lande die beſſere Verwaltung nicht zu, welche eo alo Reſultat dieſer Bewegung mit Zuverſicht erwartete Kein Menſch hat weder den einen noch den andern jemals als Staatosmann ausgegeben, unter deren Leitung das Land ſicher vor Exentricitͤten und erra— tiſchen Traͤumereien ruhig, beſennen und conſequent verwaltet werden wůrde. Beide ſind intereſſante Sonderlinge; neben mancherlei edlen Eigenſchaften, vollgepropft mit den abenteuerlichſten Schrullen undb Zdioſyncraſien; und Beide beſiten auch nicht eine einzige von den ſoliden, Vertrauen nnd Zuverſicht er— weckenden Eigenſchaften, wegen deren wir uud zahlloſe andere Bürger mit uns, Herrn Adamo ſo freudig empfoblen haben, und gegen je de andere Kombina tion unterſtüht baben wuͤrden. Wir lennen Herrn Brown ſeit einer langen Reibe von Jahren, und! haben ſeine Verdienſte niemals unterſchͤt. Wur haben zu Herrn Greeley unzahlige Male als auf einen der bedeutenſten Journaliſten, als auf einen grund~ ! ebrlichen, ſelbſtdenkenden Mann hinaufgeſeben, und mit Stol; baben wir ibn ſo oft alos den Chef der amerikaniſchen Journaliſtit geprteſen. Allein bier fallen dieſe Jo aͤuferſt ehrenhaften, und von Nieman den freudiger ale von uns anerkannten Ruüͤckſichten weg, und wir wuürden unſere Pſlicht auf'o ſchmahlichſte derſaͤumen, wenn wir über unſeren perſonlichen Bt~ iehungen die unabhaͤngige Aufgabe vergeſſen, dem bote ju ſagen, ob dieſe Rannct oder cſe nicht die paſſenden Veontat uen ſind, die das Land in ſeiner trzeneizen Lagt bedarf, und od ſie oder ob ſe nicht den Sinn ~ Beteguna rertaſentiren die ſen Renc~ ten im Gange war zur Theilnahme an welcher wir unſere Freunde ſo oft aufgeſordert haben. Die Londoner Preſſe ſpricht ſich zu Gunſten Horace Greelev's aus. New Fork, s. Nai. Der demetatt Na~ tional · Erecutivausſchuß verſammelte Le dieſen Mor~ n in der Wohnung von auant Belmont. Acht Staaten waren nicht vertreten, n hmlit Geo ia, Catifornien, Connecticut, Florida, Louiſtana, Nord~ Carolina, Vrchon und Wioconſin. Die Frage/· wo die National-Convention abgehalten werden ſoll, ſchwebt zwiſchen Baltimore, St. Louis, Louisville und Indianapolis. Nach einer niehrſtundigen gehei~ men Sithung wurde ſchließlich beſchloſſen, die Con vention am 9. JZuli in Baltimore abzuhalten. H. Stephens, ſyricht 2 in der Atlanta „Sun“ vom verſloſſenen Sonntag außerſt lobend ůͤber Greeley und Grant aus: „Es i— wart Greeley hat ſehr eſntti gehandeit, als er fuͤr Davis Biurgſhafi ſtellie, aber nicht oropmibis als Geueral Grant, als dieſer Stanton und den Behörden inWaſh ington erklaͤrte, er werde ſeine Stelle in Waſhington, niederlegen, wenn General Lee verhaftet werden unn was beabſichtigi war, obgleich dieſes eine Berlet uns des Ehrenwortes geweſen ware, das dem Genera Lee bei der denkwuůrdigen Capitulation bei Appoma~ tox-Courthauſe gegeben worden war. Es wohl~ bekannt, daß General Grant dafůr war, daß die ſͤd~ lichen Staaten ſofort nach Beendigung des Krieges wieder in ihre früheren Betie hunttn zum Bunde zu~ rucktreten ſollten: Greeley aber befuͤrwortete den zwei~ ten arie gee die Bundesverfaſſung, durch welchen zehn ſudliche Staaten aus dem VBerzeichniß der Staa ten geſtrichen und unter Militarherrſchaft geſtellt wurden.“ Stephens proteſtirte gegen den Fr daß die Demokltaten zwiſchen den beiden radikalen Candidaten ihre Wahl treffen; enrt die Demo~ kraten konnen unter ihren eigenen Bannenträͤgern den Sieg erringen. Skandaloöſe Geſchichte. ln der Kirche des bekannten Dr. Beecher, dem Heiligthume der Millionaͤre in Broofklyn, trug ſich Sonntag den ~. Mai, folgende ſcandaloſe Geſchichte tr Eine Hymne war beendet, als eine bebrillte Dame, in fadenſcheinigem Anzuge, mit einem Hut aus dem vo~ rigen Jahrhundert, ploöͤtlich auf eiue Bank ſprang und zum Schluß der Morgenandacht noch einen kleinen Vortrag zum Beſten gab. Die ntt Anſprache wurde an die jahrelangen Verebrer und Bewunderer des Dr. Ward Beecher, als an „alte Heuchler und Bekenner der freien Liebe“ gerichtet; dann, zu dem Doctor ſich wendend, ſagte dit Rednerin: „Sie koönnen mich nicht zum Narren halten, Herr Beecher, Sie ſind ein Anhänger der freien Liebe, die auch ich verehre. Freie Liebe iſt. .. . .“, da kam der Kirchendie~ ner, um die Dame von der improviſirten Kanzel herab~ zuzerren. Mit einem Saß ſprang die Fremde auf den Vortier des Heiligthums, umarmte ihn und drůckte ihm einen herzhaͤften Schmatz auf die welken Wangen. Mit geſchwungenem Regenſchirm und dem foriwährenden Triumpfruf: „„Dank dem Herrn, der alte General hat mich gekuüͤßt“, wurde ſie endlich an die Luft befordert. Solche Geſchichten kommen nur vor, wo die Leute Bildung haben; im Süden, „wo die Leute nicht leſen und ſchreiben können“, ereignen ſie ſich nicht. Waäre Herr Beecher etwas handers als ein theologiſcher Hampelmann, ſo ware wahrſcheinlich auch ſeine Kirche von dem Aergerniß verſchont geblieben. Ein Fraͤulein Smith aus Amerika, ließ ſich juünaſt von ihren Lehrern überreden, bei einem öffent~ lichen Conzerte in Berlin, als Sängerin eiſtnenn: Die danlbare Kritik hat ſowohl ihr, wie den Lehrern, Brillen auf die Naſen geſett, deren Groöße und ſolide Einfaſſung es den Traͤgern jener Gläſer, auf längere Zeit wenn nicht für immer, unbequem machen dürfte, in der Weltſtadt ihre Lippen bei ähnlichen Gelegen-~ ten zu öffnen. -Niblo's Theater in New York, wurde am 7. Mai total durch Feuer zerſtört. Der Verluſt belͤuft ſich weit uüber 8100,000. Dieſes iſt das 17 Theater, das ſeit 1821 in New York eingeäſchert wurde. ——— Republikaniſcher Nativismus. Die nativiſtiſche Anſchaunng bricht bei den meiſten derjenigen Republikaner eng— liſcher Zunge, welche ſo „glücklich“ ſind, unter ihren Ahnen mehrere zu zählen, die „im Lande geboren“ ſind, immer wieder durch. Beſtändig wird den Nrueirgenen derten vorgehalten, wie großmüthig die amerikaniſche Nation an ihnen gehandelt, wie ſie ihnen die Gelegenheit geboten habe, ſſelbſtandig und wohlhabend ʒ werden, und daß es eine kraſſe Undankbarkeit von ihnen ſei, den Anſchauungen dieſes Volkes entgegenzutreten Mit Verlaub IhE Herren, wenn die Eingewanderten hier ſelbſtäudig und wobl habend werden, ſo haben ſie dies zumeiſt doch ihrer eigenen Kraft und Thaͤtigkeit zu verdanken ganz abgeſehen von dem baaren Gelde, das die Einwanderung mitbringt. Geſchenkt wird einem hier ſnichts. Gar mancher, der im alten Va— terlande aus Liebe zur Freiheit eine glän zende Erxiſtenz und Lanfbahn in die Schanze ſchlug, hat ſich hier ganz von unten auf wieder in die Höhe arbeiten und ſich's ſauer genug werden laſſen můſſen; Man— cher iſt auch dabei untergegangen. Es iſt allerdings ein Glück, daß die Ver. Staa— ſten eine Freiſtͤtte für die Geknechteten Curopas darbieten. Aber dabei finden die Ver. Staaten ſelbſt ihre gute Rech~ nung; denn jede geſunde Kraft, welche ſhieherkommt, trägt zur Wohlfahrt des ganzen Landes bei Das amerikaniſche BVolk iſt noch lange nicht fertig, die Miſchung iſt immer noch im Fluſſe begriffen und jeder Theil der ſelben ſtrebt darnach, ſich möglichſt gel. ſtend zu machen In wiefern ihm dies gelingt, hängt von ſeinem inneren Werth lab das Ergebniß wird ſich ſpäter zeigen ſwenn die Miſchung einmal erkaltet und erſtarrt. Von feſten Anſchanungen des ameritaniſchen Bolfes läͤßt ſich daher auch noch gar nicht ſprechen, es ſei denn, man ſerkenne den Puritanismus als maßge bende Norm an. Aber dies würde eben falls unſtatthaft ſein; denn die Erfahrung lehrt, daß die Lebensanſchaunngen der Amerikaner ſich ſeit zwanzig Jahren weſent lich geändert haben. Hauptſaächlich durch ldentſchen Einfluß und das Beiſpiel des dentſchen Theiles der Bevolkerung hat der Puritanismus bereits verſchiedene ſeiner Poſitionen verloren und wir glauben, daß dieVeraͤnderung welche noch nicht abge ſchloſſen iſt dem Lande zum Segen ge~ reicht Die Goͤnnermiene, welche manche Ein ſgeborne in der Preſſe und anderswo den ſEingewanderten gegenůber annehmen, iſt ganz und gar nicht am Plabe. Die Deut ſchen haben ſo gut wie andere Elemente der Bevoölkerung ihren Antheil an der Größe dieſes Landes. Deutſche haljen, ſdas Gebiet den Indianern abringen; ſDeutſche ſtanden mit in den vorderſten Rethen, als es galt, die Colonien zu einem ſelbſtändigen freien Staate zu machen Hunderttanſende von Deutſchen eilten zu ſden Waffen, um den Sonderbund nieder werfen zu helfen im Krieg wie im Frieden haben die Deunchen ihr voll gerüttelt ſund geſchüttelt Maß dazu gegegeben, daß ſdie Union reich werde mächtig und frei. Solchen Thatſachen gegenůber ſcheint der Nativismus, der ſich immer noch breit macht, ebenſo getſſio als thoöricht. Und die Herren bom r Adel ſollten doch ſchon lange nſſen, daß es ein vergebli ches Stůck Arbe iſt den Deutſchen ,das Maul verbinden ju wollen. Wir haben das beſte Recht, d Geſtaltung des ameri kaniſchen Volksweſis nach unſernAnſchau— ugen zu erſtrebi, den Puritanismus Schrit für Schritzu bekͤmpfen und alle Kräfte aufzubieter um die Union zu einem wert hlichen Freiſtat zu machen, in wel chem Jedermann nach ſeiner Art ſelig werden kann. W uns deshalb der, Un— dankbarkeit“ zeiht, nacht ſich einfach lä— cherlich. Gar mancher anikaniſche Republikaner der im Duůnkel jeim Unwiſſenheit auf die Deutſchen mit Gengſchähung herabbli. cen zu dũrfen glavt, iſt von unreinerer Abkunft als der ere beſte Deutſche. Ein ſtattlicher Bruchthe der Vorfahren dieſer Republikaner entſchoß ſich aus Furcht vor der Snſt zur Ausianderung; den Deut— ſchen treibt die Sore für ſeine Familie oder ſein Unternehmngsgeiſt herüber und er läßt durchſchnit ich wenigſtens einen ehrlichen Namen imer alten Heimath zu~ rück. : (Seebote.) —— —— Politit ud Liebe. Die Wiener „—eſſe“ meldet: Es mußte auffallen, da die Kaiſerin von Rußland ſo frůh im hahre nach der Krim abgegangen, obgleic der Geſundheitszu— ſtand der hohen Frau unter dem Aufent halt in der Hauptſtdt nicht u leiden hatte, überdies der Beſuch de· Königin von Württemberg nate bevorſund. An das Gerücht, geradedie Annxſenheit der Schweſter des kaiſerl. Gemwls erſcheine Ihrer Majeſtät nicht igenehn, war von Denjenigen, welche einigermißen mit den Verhältniſſen bei Hoe bekinnt waren, nicht einen Augenbliẽ geglenbt worden, denn man wußte, daz Koöͤngin Olga ſo— fort nach Livadie folgen nerde Als Grund des ungewöhnlih zeiigen Antritts der Villeggiatura am Schvarzen Meere, ſtellt ſich nun folgendrrnaßen heraus: Die Entae Tochter des Kiſerpaares, die ſchöne Großürſtin Lal jetzt faſt 19 Jahre alt, wurde frůher bid als die Brant des einen, bald als die dß andern königl. Prinzen genannt, je nacdem die Diplo— maten dieſes oder jenes Saates ihre Füůh— ler in den öffentlichen Blttern ausſtreck ten. Inzwiſchen hat die Lebe den Herren Politikern ein Schnippgen geſchlagen Ein entfernter Verwandteider Prinzeſſin, der Prinz Georg Friedrich Alexander von Oldenburg, welcher in dei nächſten Ta— gen ſein 24. Jahr vollend und jett als Hauptmann im Preolraſchenskh ſchen Garde Regiment fungirt, hat das Herz der jungen Kaiſertochter erworben und um deren Hand angehaten. Da der Prinz von Oldenburg bei allen Mitglie dern des Hofes höchſt beliot iſt, hatte er Urſache, an der Annahme ſeiner Bewer— bung nicht zu zweifeln. jedoch die Kai— ſerin war nicht zu bewegei, ſofort ihre Einwilliguug zu geben; ſie nünſcht für ihre einzige Tochter einen gekrnten Fürſten s Gemal. Die Großfürſſin Marie er angte durch inſtändiges Bitten nicht mehr, als daß die Kaiſerin ziſagte, ihren Widerſtand aufzugeben, went nach einer halbjährigen Trennung der beiden Lieben n eine Veränderung in derm Wünſchen nicht eingetreten ſein ſollte So wurde denn, weil Kaiſer Alexander ſͤch weigerte den Prinzen Georg aus St. Petersburg fortzuſchicken, ſofort der Beſehl gegeben, daß Schloß in Livadia zur Aufnahme der eden Familie in Stind zu ſetzen ſund drei Tage darauf erfolgte die Abreiſe. ; Die Leder-Production in England. Die Produktion von Leder in ſeinn verſchiedenen Geſtalten und Qualitaͤten und ſeine Herarbeitung zu Gegenſtänden des Nutzens und Luxus iſt in England n einem ſebr bervorragenden und bedertenden Zweige er Induſtrie berangewachſen. Die Verarbeitung von Leder zu Sattlerwaaren, Pferde Geſchirren und Geldtaſchen geſchieht beinahe in jeder Stadt von Be~ deutung. Um die 770 Gerbereien in lem vereinigten Konigreiche zu verſehen, iſt eine bedertende Einfuhr von Ochſen- und Schafhaͤuten aus dem Auslande erforderlich, neben denen, die im Land ſelbſt gewon~ nen werden Wie dieſe Einfuhr urnenme hat, werden die folgenden Zablen ergeben, die den Import in den Jabren 1850 und 1870 repraͤſen iren: Ochſenfelle 608, 856 Cwtis. 1198,750 Cwts Robbenfelle 170 0241 . 730336 Ziegenfelle 470 541 . 3,405798 Schaffelle 389 507 23281773 Lammfelle 1,219.010 .. 90,97: Zickelfelle 501,374 41414800 Wildbaute 23472 —— «ad 4 Der Werth der Rindvieh- und Schaffille des in England ſelbſt geſchlachteten Viehes betraͤg ungefähr 5 Millionen Pfund Sterling, und der dͤ Exportes von Leder in Geſtalt von Fabrikanten- und Sattler~ waaren überſteigt 23 Millionen. Der Werth der Gegenſtaͤnde für die Gerberei, der inlaͤndiſhen ſowohl wie der auslaͤndiſchen, berechnet ſich auf 4z Millionen und der Geſammtwerth der Gerbereien, des ganzen Handels und der Fabriken än Leder wid auf 29 Millionen angenommen. Noch beſſer laͤͤt ſich die Bedeutendbeit des Handels in Haͤuten erkemen, wenn wir die Quantität und den Werth des engliſchen Im~ ports im Jahre 1870 uns anſeben. England importirte Trockene Hͤute 528, 109 Cwto. Werth 2,104, 162 Ps. St Friſche Häͤute 670,941 ,„ “1,138,153 1,190, 00 Cwts, Werth „ Von dieſen kamen 203,000 Cwts. aus den verſchie~ denen Theilen Europas, 464,297 Cwis., aus Süd amerika 383,267 Cwts., aus Indien und dem Oſten 16,772 Cwts., aus Afrika und 27,048 Cwts. aus Auſtralien. Auffallend ſind die geringen Zahln des Imports aus Afrika und Auſtralien. Es müſſen daſſelbſt viele Haͤute an Ort und Stelle verarbeitet werden. Der Export von Leder ſtellte ſich im Jabre 1870 folgendermaßen: Leder, ungegerbt, unverarbeitet, in Ctw. 103,788 „ verarbeitet, zu Stiefel u. Schuhen, Paar 4,471,191 . zu Handſchuhen, Paar 983,251 zu anderen Fabrikaten, Pfd. 1,328,112 Sattterwaaren und Pferdegeſchierre im Werthe von 36,735 Pfund St. Der Geſammtwerth dieſes Exports ſtellt ſich auf 2,625,663 Pfand St. Im Jabhre 1870 waren 715,000 Pferde mit Steuer belegt; Sattlerwaaren und PVferdegeſchirr, fͤr Reit~ uud Wagenpferde und für Fuhrwerk verſhiedener Urt müſſen dadher in einer bedeutenden Menge ver~ braucht worden ſein und vielen Händen Beſchaͤftigung gegeben daben, Die Dampfmaſchine thut zwar dem alimodiſchen Pferdegeſchirre manchen Eintrag, doch wird es lange dauern, ebe das Leder durch dieſelbe verdrängt wird; denn alle Arten von Fubrwer! haben ſich vermehrt infolge der Ciſenbahnen Der Handel in Stiefel und Schuben iſt ein enor~ mer zum Gebrauch der eigenen Bevoölkerung und für den Erport. Seit dem Jahtre 1855 iſt die Anwen— dung der Naähmaſchine für die Zuſammenfügung des Oberleders ſebr allgemein geworden, und die verſchie denen anderen mechaniſchen Mittel für Erſparung der Arbeit ſind in einem bedeutenden Maßſtabe in Ge brauch gekommen. Nach einem neuerlichen Bericht der Fabrilo ·Inſpektoren, gad es 147 Werkſtaͤtten, in welchen 3547 Naähmaſchinen in Thaͤtigleit waren, und 148,818 Arbeiter. Soe waren auch in 13 Handſchub— Fabriken 55 Näͤhmaſchinen und 198 Haäͤnde in Thaͤ tigleit. Der uuſt: Handſchubhandel iſt ein bedeu~ tender; ſchon im Jahre 1850 rechnete man, daß an band ſch dem Gewicht nach 230 Tons herselettt wurden, in einem Werth von 1,260,000 Pfd. St.; in jenem gart! betrug der Import auslaͤndiſcher Hand~ ſchube 3 illionen Paar, waͤhrend derſelbe jett sich auf 11 Millionen Paar belaͤuft. —— Ueber den euetter und das Gemüth der Berliner Berölkerung, hielt ntt Dr. Schwabe in Berlin, einen intereſſn ten Vortrag, deſſen Inhalt die „VBoſſ.. Zeitung“ in nachſtehender Weiſe mittheilt „Der Redner ſuchte im Weſentlichen bekannte Thatſachen ſtatiſtiſch zu erlaͤutern und in ihren Endurſachen zu ertlären. Die Großſtadt vernachläſſige die Ausbil dung von Gemüth und Phantaſie, eulti— vire hingegen die Ausbildung des Ver ſtandes im Uebermaß. Eine der Grund— urſachen für dieſe Thatſache ſei der geringe Einfluß, den die Natur auf das großſtaͤd tiſche Kind ausüben könne. Unterſuchun— gen, angeſtellt an 1000 zur Schule ange meldeten Kindern, hatten ergeben, daß von denſelben 771 den Regenbogen, 733 ein Kartoffeheld. 502 einen Schmetterling, 558 das Abendroth, 462 den Sonnenun— tergang, 460 eine Wieſe, 496 ein Aehren~ feld, 383 eine Schafheerde, 363 einen Wald, 264 eine Eiche, 263 das Pſflüůgen, 167 den Lerchengeſang gekannt hätten. Die Kinder der Großſtadt lernen alſo die Natur im Weſentlichen durch die Bo— tanik kennen; ſie kommenhvorſtellungsarm hin die Schule. Dem Großſtädter man— gelt in Folge der vielen wechſelnden Ein— hdrũcke im Allgemeinen die Vertkiefung. Die Großſtadt zieht große Männer an, ſerzeugt dieſelben aber nicht. Ein wichti— ger Moment für das Verſtändniß des großſtädtiſchen Charakters iſt ferner die Vertretung der einzelnen Altersklaſſen. Der vierte Theil der geſammten Bevöol. hkerung Berlin's ſteht in dem Alter der ſterbenden Jahre (30 bis 40). Der Ein— fluß der Greiſe auf die Entwickelung des heranwachſenden Geſchlechts iſt aber von Bedentung; ſie befoͤrdern die ſittlichen Ideen, üben Wohlwollen ans, gehen auf den Gedankenkreis des Kindes ein. Das Greiſenalter iſt außerdem conſerva ſtiv. In Berlin kommt nun ein Greis ſ(über 60 Jahre) erſt auf 13 Kinder, da— ſgegen ſchon auf ſechs Erwachſene.· Eben— falls von Einfluß auf den Charatter der Bevölkerung iſt ferner das Zahlenverhält niß der Verheiratheten zu einander. Die Zahl der Verheiratheten iſt in Berlin viel geringer als der Durchſchnitt für den gan· zen Staat ergiebt. Das leberwiegen der unverheiratheten Männer in Berlin hat zur Folge einen größeren Prozentſatz un ehelicher Kinder (17 pC.t) Die große Zahl der Geſchiedenen liegt ebenfalls im Weſen der Großſtadt. —lm Allgemeinen ſtellte der Redner das Ariom ans, daß die Großſtadt mehr die Schatten als die Lichtſeiten der menſchlichen Natur entwickle. Unser Vielen wird der Menſch zur Einſei tigkeit, namentlich nach der Seite des be— rechnenden Verſtandes gedrängt; auderer · Leits verflacht er. Deshalb haben wir ſauns glüůeklich zu ſchätzen, daß unſere natio ſnale Entwickelnng nicht auf ein Centrum der Nation im Style von Paris und Lon thdon hindrängt. ; ; Atlanta. l Eingeſandt.) e Atlanta, den 4. Mai 1872. z An die Nedaction der,„Savannah Abend Zeitung“. Heute endlich iſt es mir vergönnt, mich beim Schrei~ ~ ben dieſes, etwas ungenirter zu bewegen, da, in An— l betracht der Wärme, mir mein Rock doch etwas zu dick wird und ich denſelben bei Seite gelegt habe. Welcher Unterſchied! in der Nacht von Freitag zu Sonnabend noch Froſt und heute eine faſt tropiſche Hitze. Eines gewiſſen frühjaährlichen Anſehens hat Atlanta ſich ſchon freilich ſeit laͤngerer Zeit erfreut, : wenn man nämlich die vielen Bauunternebmen als ein geichen des Frühjahrs anſehen darf. ; Es iſt wahrhaft erſtaunenswerth und für Nicht~ d Bürger dieſer Stadt geradezu unmöoglich zu glauben, ; wie raſch ſich unſere Häuſer-Zahl vermehrt. Nicht rhnur Wohnhäuſer von Holz und Stein, nein, auch e fimponirende öffentliche Gebͤude und ſchoöne Geſchäfto “Lokale, ſo geräumig und ſolide, wie ſie ſich das Herz ; nur wünſchen kann, wachſen förmlich aus der Erde hervor. De-Givo's Opernhaus, wird zu dreimal ſei~ ʒhner vorigen Capacitaͤt erweitert,; Gen'! Austell's prachtvolles Gebaude, ſchreitet der Bollendung entge~ gen und nur durch Decatur Straße von dieſem ge~ trennt, ſucht Judgs Lochrane ſeinem Nachbar den Rang ſtreitig zu machen. An derſelben Straße, (ge genüber dem Kimhall Houso und nur durch ein neues Gebäude von Herrn Lochrans getrennt), wer— hden die Keller zu zwei großartigen Gebaͤuden gegraben. rlmmer der Straße folgend, kommen wir zu unſerm s hunternehmenden Landsleuten Elsas, May & 00., die auf der Stelle des von ihnen gekauften alten Martkt r h Gebaͤudes, ſchoöne Waaren-Lager mit eiſerner Facade Iherrichten. Auch Herrn lyneh, an der Ecke von n Whitehall- und Hunterſtraße, iſt ſein ſteinerner La nh den zu klein geworden und bat ihn niedergeriſſen, um oein dreiſtockiges Gebaͤude dafür aufzubauen. Die e f Trinity M~ Modist Chureh, Wesley Chapel und die n tatholiſche Kirche, ſchreiten ihrer Bollendung entgegen; - ſelbſt unſere Farbigen errichten ein ſteinernes Gotteo~ e h Haus, das den Ünternehmern zur Ehre gereicht. tſ Nehmen Sie dazu eine Menge Wobnhäuſer in jedem Stadttheile, zwei Straßen~Eiſenbahnen die ſich unter Conſtruktion befinden, während Vermeſſungen für 4 neue Linien gemacht werden, ſo wird meine Be— - bauptung, daß Atlanta einem geſchaͤftigen Bienenkorb gleicht, Ihnen nicht ſo unglaublich vorkommen. Das n Sonderbare bei der Sachẽ aber iſt dieſes, daß Jeder s hüber ſchlechte Zeiten klagt und daß der Geldnangel ʒ nie ſo groß war, wie gerade jettt. Woher kommt das? nhKoönnen die Gelebrten der Savannah Abend Zeitung t fvielleicht daruüber Auokunft geben? Es wird von e h„Zeitungo~Schreibern“ ja doch erwartet, daß ſie Alles wiſſen, alſo werden Sie auch dieſe Frage ; ſergründen koönnen. 1 Aus der letzten Nummer Ihres geehrten Blattes 1 ſehe ich, daß ſich in Savannah auch eine „Deutſche 2 Geſellſchafi“ gebildet hat, die mit der „Atlanta Deutſchen Geſellſchaft“ ſo ziemlich auf denſelben . Prinzipien beruht. Mit großer Genugtbuung wird dieſer Schritt bier von den hieſigen Mitgliedern be ~ grüßt und es iſt zu wůnſchen, daß beide Geſellſchaften r ſich enge anſchließen, um mit vereinten Kraͤften das -angefangene gute Werk über den ganzen Staat zu ver rbreiten. ~ Ein erfreuliches Zeichen iſt es, daß Herr Weilana ghin chrer Stadt eine Streichhoölzerfabrik angefangen ů ſund wenn wir dem Herrn verſprechen, daß er in Zu h hkunft unſer Licht- und Waͤrmebringer ſein ſell, e f(vorausgeſetzt daß unſer Geldbeutel ~ icht darunter lei~ nldet) ſo mochten wir unſern Landoleuten im Staate auch gern zu wiſſen thun, daß wir Atlanta Deutſche hier auch des Unternehmens einiger Landsleute rüh~ rmen dürfen, da die Herren Elsas, May & Co., eine auogezeichnete Papier·Tuten (paper bags) Fabrik e errichtet baben, die weder in Preiſen noch in Arbeit von einem noördlichen Hauſe aus dem Felde geſchlagen t ſwerden kann. : Einen kurioſen Cindruct haben die Nachrichten aus t Cincinnati hier gemacht. Die Reformfreunde machen ~lange Geſichter, die Demokraten ſind hoffnungovoll dldie Grant-Leute lachen ſich in's Faäͤuſtchen, und ich, nun ich verbleite der Ihrige ~ Reinhard. Ueber Geldmangel klagt der Klein handel faſt in jeder Gegend des Landes. Die Urſachen mögen theilweiſe in der ſi Verwaltung der L enn inſt Waſhington zu ſuchen ſein. Sodann in der ſ noch immer großen Schuldenlaſt der Ver· /1 einigten Staaten, und den ungehenrenſt Steuern die dem Bürger in manigfaltiger t Weiſe auferlegt werden. Bedentende Sum · / men fſließea jedoch in die verſchiedenen! Verſicherungs Anſtalten, deren Capitalinſ! entfernten Gegenden angelegt wird, undſ die eine große Menge verhältnißmaäſſig unproduetiver Kräfte beſchaäftigen. Auchſ von den Geldern, welche die ſogenannten „geheimen“ Geſellſchaften dem Einzelnen ſ entziehen, wird ein großer Theil fuͤr un · / produktive Zwecke verwandt. Ferner ſ moͤchten wir auf die reiſenden Künſtler— Geſellſchaften aufmerkſam machen, die ſich ſelten mit Wenigen begnügen, obgleich ſie den Quellen, welche das Leben des Lan~ des Landes nähren, nur Wenig wieder zurückerſtatten. Viel Geld wird in un· ſern Eiſenbahnen angelegt, und andernſ Zwecken entzogen. Wir wollen damit nicht ſagen, daß wir den Nuhen dieſer Bahnen verkennen, oder gering anſchlagen. An jeder Station entſtehen indeſſen Han· delsplätße. Früher brachte der Landmann ſeine Produkte in die größeren Städte unſeres Staates und tauſchte dafůr ſeine Bedürfniſſe ein, jetzt concentrirt ſich der Verkehr an entfernten Orten, und uns bleibt nur der kleine Gewinn des Tran— ſito Handels, und auch von dem geht uns ein großer Theil verloren. Capital zieht Capital an Die Regenwolke befruchtet einen großen Landſtrich, und je großer die Dichtigkeit der Wolke und die Maſſe ihrer Gewäſſer, deſto wahrſcheinlicher, ja deſto gewiſſer iſt es, daß der folgende Tag einen neuen Segen bringen wird. Und ſollte unſere Erwartung auch nicht erfüllt werden, und Tage und Wochen unſere Hoffnung hinhalten, ſo bleibt es dennoch durch die Erfahrung beſtätigt, daß oft ein einziger Regen, der ſich in reichen Strö— men ergießt, die Arbeit eines ganzen Jah— res mit reicher Ernte krönt. Zertheile die Wolke in taunſend Wölkchen, und ihr Staubregen wird von den Strahlen der Sonne verzehrt, ehe er die Erde berührt. Was hülfe es der Menſchheit, wenn dieſe Wölkchen ſich auch täglich an ihrem Him— mel zeigten? Von den Quellen bis zur Mündung unſeres Savannah-Fluſſes lagern ſich fruchtbare Fluren an ſeinen Ufern, und hunderte von Fahrzeugen führen ihren Reichthum entfernten Gegenden zu. Wenn aber dieſe Gewäſſer mit hunderten Armen die Wohnungen der Menſchen nmarmten, ſum ſich nie wieder zu vereinigen, was würde aus unſerer Schifffahrt werden? Wir ſagen deshalb, daß die Eiſen bahnen dem Kleinhandel unſerer Städte wenig Vortheil bringen, ja daß ſelbſt un ſerm Großhandel Gefahr droht von der Concentration der einzelnen Corporatio~ nen, und daß die Anſtrengungen die ge· macht werden, um dieſer Gefahr auf die eine oder die andere Art erfolgreich zu be~ gegnen, ſich wiederum im Einzelverkehr als Mangel fühlbar machen. Wir gehen indeſſen weiter. So lang die Landſchaften in der Nähe unſerer großen Städte nicht von einer fleißigen, Ackerban treibenden, zahlreichen Beböl— kerung ceultivirt werden, wird man ſtets mehr oder weniger über die Stockung der Geſchaͤſte zu klagen haben. Deshalh iſt les für jeden Stand von Wichtigkeit, ſlei ige Bauern einzuladen, zu ermuthigen und zu unterſtützen, ſich unter uns hei mathlich niederzulaſſen. Zuerſt muß für Boden Cultur geſorgt werden, dann wer ſden ſich auch die Ausſichten des Hand~ werter verbeſſern; und beides vereinigt, begründet die Blüthe des Handels. Hier nun berühren wir den Krebsſcha den unſerer Zeit. Es fehlt unſerer Ju ſgend an Arbeitslſt. Arbeitsſcheu iſt die Plage unſerer Tage. Wenige ſind willig Banern und Handwerker zu werden. Wir verlangen Bauern die ſelbſt Hand an's Werk legen, doch die Starken unſerer Zeit möchten lieber Handel treiben, mit dem Schilde irgend einer Agentur bewaff net, als Ritter oder Knappen auf Aben— teuer ausgehen, Aemter bekleiden, koöͤrper liche und geiſtige Anſtrengungen vermei—- Iden u. ſ w. Wer nur ungefäͤhr die Zahl derjenigen, ſdie nichts leiſten, berechnen kann, wird ſich nicht ſonderlich über die Stockung der Geſchäfte und den herrſchenden Geld— mangel wundern. Die Zahl der ſchaf— fenden Arbeiter iſt erſtaunlich gering. Dazu kommt nun noch, daß nicht wenige Lente aus Eigennutz ihre Pflichten gegen arbeitende Mitbürger gänzlich unbeachtet laſſen, und anſtatt ihre Nachbaren zu be ſchäftigen, ihre Bedürfniſſe aus der Ferne beziehen, ohne daran zu denken den Un— ternehmungsgeiſt in ihrer Mitte zu bele— ben und zu ermuntern. Für ſich ſelbſt ſuchen die wirklich Bemittelten den größ ten Gewinn, für ihren Nachbaren den kleinſten Lohn. Ferner wird viel Geld in Luxusartikeln verſchwendet. Dafür finden wir überall Beweiſe. Uns kommt ſo eben ein Bericht über die Steuern in CovingtonDiſtrikt, Ky., zur Hand, der unſern Gedanten er läutern wird. Es wird darin geſagt: „Die an den Bundesſtener-Einnehmer des ſechſten (Covington) Diſtrikts, während des Monats April gezahlten Steuern be trugen: für Spirituoſen 8159,388.50; Cigarren 82,490.50; Kautabak 819,937, Rauchtabak 8726.80; Bier 83,128; Verſchiedenes 848,.17446. Alle hier an· geführten Artikel ſind nur Luxus- Gegen— ſtände, und die Summen ſind nur Steu— ern. Was ſind nun die Koſten der Pro duktion, was der Gewinn des Handels, was die Ausgaben der Käufer und Con. ſumenten? Ungeheure Summen werden täglich für dieſe Gegenſtände geopfert, und lieſfern den Beweis, daß unſer Land nicht arm iſt, dezegen aber auch die~ ernſte Forderung an ſeine Bürger und Einwoh— ner richten muß, darauf zu ſehen, daß dieſe Etrſe im Lande ſelbſt produeirt werden Unſere Stärke, und die Abhilfe der uns drůckenden Uebel liegt in uns ſelbſt. Es iſt thöricht zu erwarten, (ein Wunſch der oft leichtſinnig ausgeſprochen wird) daß das noͤrdliche Kapital in unſerer Mitte wird angelegt werden. Das Kapital kommt nicht, es ſei denn, daß ihmre ich~ liche Zinſen gewiß ſind. In dem Falle brauchen wir kein fremdes Kapital. Das Kapital, der Lebenskeim der Geſchäfte hat weder ein Herz, noch Vaterland, noch Patriotismus. Was uns aber in dieſer Hinſicht mangelt, kann Einheit und Ein—- trächtigkeit, Gemeinſinn und Selbſtver trauen und Uneigennützigkeit erſeteu. Wer ſich ſtets auf andere berlaͤßt, bleibt zeitlebens ein Bettler. Deshalb ſei Un abhängikeit unſere erſte Sorge. Nilſon hat 8250,000 erworben. Man gab die Summe ihrenm Künſtlerta lent, als Beweis der Huldigung. Nun aber wůrde man es gerne ſehen, man ſcheint es ſogar zu erwarten, daß ſie den Betrag wieder zurückgebe. So fordert es der Kinderſinn. „Der Säugling giebt dir ſeine Pfeife oder Schelle, aber hüte dich ſie ja zurůckzugeben, damit der Er zürnte nicht kreiſche.“ Nilſon will das nicht thun, und geht weg. Deshalb heißt man ſie geitzig; man erinnert uns daran, daß ſie ihre Freibillette nach eigenem Gut~ dünken austheilte; man kann uns ſogar ſagen, wo und wie die Sparſame ihre „kleine Wäſche“ waſchen ließ. Amerikaniſche Kinderei! Noch immer in den Kinderſchuhen? Ein Kind mit den granen Haareu und dem faltenreichen Geſicht des Greiſes wie abſcheulich!! Räthſel Tafel. I. Ich kenn' ein Feld, es wird gemäht Erſt wenn es unter Waſſer ſteht, Die Ernt' iſt minder werth als Stroh, Doch macht ſie ſelbſt den Reichſten froh. 11: Das Ganze, Bräutigam, nur wenig dir bedeute, Iſt dir der Erſten Herz, die wünſchenswerthe Zweite. 111. Immer freß ich und freſſe, nie ſtillt ſich mein ewiger Hunger, Aber reichſt du mir Trank, ſer ich vom Trinken ſehr ald. (Auſlöſung in der nächſten Nummer.) “ —— (Auflöſung des Logogryph in No. 5~. Ratten, Matten, Latten, Schatten, Gatten. Ausverkauf! Im Ausverkauf zum Koſtenpreis offerire ich hiemit mein vollſtaäͤndiges Lager, beſtehend aus den beſten Sorten importirter Rheinweine, Champagner u. Abſynth, ſowie importirter und einheimiſcher Liqueure. on F. I. Ruckert, Jefferſonſtr. zwiſchen Congreß u. Broughtonſtr. VBekanutmachung. NMitbürger! Ich werde als Candidat für die „Ordinary-Office von Chatham County“ bei der im nächſten November ſtattfindenden Wahl auftretten, und werde ſeiner Zeit um Eure freundliche Unterſtuͤtung anſprechen Ino O. Ferrill. 46. b.v. Sparbank-Department. ; Sauvaunnah Bank & Trust Co. 105 Bayſtraße, Savannah, Ga. Charles Green, Präſident Milo Hatch, Vize-Präſident. Edmund Ketchum, Kaſſirer. Die Direktoren wünſchen die Aufmerkſamkeit des Publikums (namentlich die Arbeiterklaſſe, für deren beſonderen Vortheil dieſes Deparment iin wurde) auf die neuen Beigeſethe zu lenken, welche für den Nupen der Depoſitoren abgeaͤndert wurden. 1. Einlagen von dl und mehr werden in Empfang genommen; die Bankbücher, welche ausgegeben werden, enthalten die näheren Beſtimmungen. 2. Dir jährlicheu Zinſen werden zu 6 pCt berechnet und ſind zahlbar jeden erſten Mittwoch in den Mona~ ten Januar, April, Juli und Oltober eines jeden Jahres. 3. Keine Intereſſen werden bezahlt für Summen welche vor den obigen Terminen erhoben werden, für die Zeit, die ſeit der vorhergegangenen Vertheilung der Dividenden verſtrichen iſt. 4. Die Intereſſen, zu welchen Depoſitoren berechtigt ſind, können entweder erhoben oder zu ihren Anlagen geſchlagen werden. . Niemand kann eine Summe, ſei es Kapital oder Intereſſen, erheben, ohne Borzeigung des Bankbuches, ausgenommen er hätte es verloren und brächte hin~ reichenden Beweis für den Verluſt deſſelben, und gebe eine geſetliche Quittung zur Abweiſung aller ferneren Forderungen. 6. Einlagen werden in Empfang genommen von 9—s tglich; Zurückerſtattungen werden gemacht von 9—2 Uhr täglich. A. L. Hartridge, 1 Jas. H. Johnſton, Direktoren d. Geſchäftsführung. W. W. Gordon, ſ 44456 I. S. Hutton, Geſchäftsführer. Ich habe eine neue Quantitt von dem vorzuglichen Scuppernong Wein erhalten, und offerire denſelben zu dem ſehr billigen Preiſe von 83.50 per Gallone. Champagner, Cream de Boury und Heidsiek, im~ portirte Sherry~- und Port~Weine, 1. u. 2. Qualität. Beſte, alte ſranzoſiſche Brandies, alle für medizini~ ſche Zwecke anwendbar, und zu maäͤßigen Preiſen, fo~ wobl in einzelnen Kiſten oder in Packages. Korn-, Weizen-, Velvet-Whiskies, allerlei Arten von Pickles und Saucen, in Kiſten und Krügen, Ci~ garren, Tabak ~c. JI. V. BARBEE, 97 Bayſtr. 2 Thüren öſtl. v. d. Office d. Advertiſers. IRVING HOUSE, an der N. -W. ~Ecke von Jefferſon u. St. Julianſtr. Ael, Wein, Liqueunre und Cigarren von der beſten Qualitäãt, —— ; —2 2 —— —— 7 ; 2 l2 0 ſwerden mit der größten Bereitwilligkeit ſeinen deut~ ſſchen Freunden gereicht, vron dem„g arſtigen Schotten,“ der deutſch ſpricht, wenn er benebelͤ iſt. Auch ſind bei ihm zu haben ; Göbel's berůhmte Rhein-Weine. 16 Der Platz, wo man die„billig ſten Bilderrahmen“ haben kann, iſt The Picture Frame Store, Ecte St. Julian Str. u. Jobnſon's Square. à