Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, July 03, 1872, Image 2

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Kurze Notizen. Dentſchland. Die Geſehverl te, in welcher die Jeſuiten des Bürgerres erlu tig ertl per~ den, paſſtrte die dritte Leſung mit 181 gegen 9. Der Miniſter Delb de r bar nittag die Seſſton des Reichotaged fuůr geſchloſſen. Offiziell wird aus Port au Prince gemeldet, daß die deutſchen Kriegoſchiſſe „Vineta“ u. „Gazelle“ am d. M Beſth von zwei haytiſchen Corvetten nahmen und ſie ſo lange behielten, bis eine zur Ent~ ſchadigung von deutſchen Kaufleuten geforderte Summe bezahlt war. Blut wurde nicht vergoſſen. München. Aus allen Theilen Baierno laufen Berichte über ein am Pfingſtſonntag ſtattge ~ dabtes fn drran dat der Blib eingeſchlageu, reſp. gezundei und in vielen Gegenden wurde durch gleichzeitigen Hagelſchlag den Feldfrüͤch ten unberechenbarer Schaden zugefugt, ſo namentlich in Erlangen, Rürnberg, Regenoburg, Eſchenbach, Kirchenthumbach, Kaisheim, Kihingen, Miltenberg, Marktſtift, Marktbreit. Einersheim, Volkach, Schluͤſ~ ſelfeld, Schweinfurt und Ebenhauſen. Lichtenfels, Eiching und Miltenberg waren ſchon am) Freitage vorher durch ein Hagelwetter heimgeſucht worden. Ueberall waren die Schloſſen von ungewohnlicher Groͤße und richteten an Feldfruͤchten, Baͤumen, Wein~ reben, Hopfen und Fenſterſcheiben großen Schaden an. In Michelau ſchlug der Blitz in ein Haus ohne zu zuͤnden. In Mitltenberg ſchlug der Blitz in ein Haus und zündete, das Feuer wurde aber raſch gelö ſcht. —Tübingen. Das am 19. Mai tobende Gewitter hat auch uns ſchwer getroffen. Der Hagel ſiel ſo maſſenhaft, daß der Boden binnen Kurzem mit Koörnern von der Große einer Haſelnuß bis zu der eines Taubeneies mehrere Zoll hoch bedeckt wurde. Viele Bogel, ſogar Gaͤnſe wurden getoͤdtet. Der ſchöne Segen der Obſtbaͤume, Gaͤrten, Weinberge ~e. iſt faſt ganz vernichtet, Tauſende von Fenſterſcheiben, ſind zertrümmert und der Schaden an den öffentlichen und Privatgebaͤuden beträgt viele tauſend Gulden. Rom, 26. Juni. Der Papſt empſing heutt die Mitglieder des deutſchen literariſchen Clubs und machte bei dieſer Gelegenheit folgende Bemerkungen: Die Verfolgung der Katholiken hat in Deutſchland begonnen, doch dieſelben zeigen Muth in dieſer Prů~ fung, ſit haben die deutſche Regierung benachrichtigt, daß die Berfolgung der Kirche Thorheit iſt. Die Kirche ſagte der Papſt ferner bleibt Siegerin. Wir haben den Fürſten Biomarct gefragt, wie es fommt, daß die fruher zufriedenen deutſchen Biſchbfe nach der ausdrůcklich geͤußerten Anſicht der deutſchen Regierung, ploblich in gefahrliche Verſchwoörer umge~ wandelt ſind? Bis jeht iſt die Frage noch nicht beantwortet worden. Laſſet uns zu unſerem Vater im Himmel beten, daß ein Stein ſtürzen möge, welcher im Stande iſt, den Coloß zu ſtürzen. Der Conflikt der preußiſchen Regierung mit den Biſchöfen gewinnt an Schäͤrfe. Wie mitgetheilt wird, gedenken jetzt ſaͤmmtliche Erzbiſchöfe und Bi— ſchoöfe des preußiſchen Staates das Verhalten Namc~ zanowoki's und des Biſchofo von Ermeland bezuůglich der Altkatholiken und der Erkommunikationen in cor~ pore nachzuahmen. : Die Convention der demokratiſchen Partei in Georgia, tagte am 26. Juni in At~ lanta. Z3wei und zwanzig Delegaten wurden zu der demokratiſchen National~ Convention in Philadelphia gewählt. Den Delegaten wurde keine beſondere In~ ſtruktion gegeben. Es ſteht ihnen frei nach ihrem eigenen Gutdünken zu handeln. Die Grand-Jury in ihrem lehten Bericht, ſpricht von der Nothwendigkeit, ein neues Gefaͤngniß zu bauen. Die eine Haͤlfte der Koſten ſoll die Stadt, die andere Haͤlfte das County tragen. Den armen Strobhdach oder Strohbach, aus Alabama, deſſen wir in der vorhergehenden Nummer erwähnten, geht es wahrlich ſchlecht. Wir haben faſt keines unter unſern Wechſelblaͤttern, das ſich nicht uüͤber den Kerl luſtig macht. Als Abgeord~ neter von Alabama, verſprach er dem Praͤſidenten die 800,000 Stimmen der Deutſchen in den Ver. Staaten. Den Lobn den er dafur einerntet, wun~ ſchen wir allen Feinden des Suüdens. Strohdach oder Strohbach, war deutſcher Winkeladvokat in PVittsburg, verkaufte ſpaͤter ſeinen Landoleuten in der Panlee-Armee ſchlechten Whiolev, trennte ſich von Sherman's Troß in Atlanta, und zog ſpaͤter nach Alabama. Die allgemeine Stimmung iſt, daß das Deutſchthum, wo dieſer Strohdach die Hirtenrolle ſpielt, noch in arger Finſterniß irrt. Es wurde von Einigen die Meinung ausge~ ſyrochen, daß die Arbeiterbewegung in New Yort von den Fabrilanten der Neu~England~Staaten angeregt ſei. In Philadelphia ſind die Verſuche obiger Art bioher erfolglos geblieben. New~York, Baltimore, Waſhington, St. Louis, baben Cinladungen an die deutſche Capelle in Boſton geſandt. Der „Havannah Kopublican“ citirt aus der „New Pork Tribune“, daß die franzoſiſche Muſikca pelle in Boſton den Sieg davon getragen habe. Wenn die Herren nun auch gerade nicht Muſikkenner ſind, ſo kennen ſie doch wenigſtens ihre Leute. Die groößte Zahl der Zuhorer bei den Conzerten in Boſton ſoll bis auf 70,000 Petſonen geſtiegen ſein. Der geſammte Chor beſteht aus 20,000 Mitgliedern, dazu haben ſich 185 Geſellſchaften, meiſtentheils Ver eine in Neu England, zuſammen gefunden. 104 von dieſen ſtellte Maſſachuſetts, fünf oder ſechs gehören nicht zu den Neu England Staaten. Aus allen die~ ſen iſt ein Elite-Corps von 150 Stimmen ausge wahlt, die mit nichts als ihren Auffuüͤhrungen beſchaͤf~ tigt, durch keine ſozialen Zerſtreuungen (Commerſe) in Anſpruch genommen, die ganze Zeit zwiſchen den einzelnen Conzerten mit Einůben und Wiederholen der von ihnen zu beſtreitenden Nummern verbringen. Das eigentliche Orcheſter beſteht aus 850 Mann, welche aus allen Theilen der Union herbeigerufen wurden. Zu dieſem geſellen ſich 27 Militaͤr·Capellen darunter die deutſche, engliſche franzoſiſche, ruſſiſche und amerikaniſche „National Marine Band. ln New PHork eingetroffene Pariſer Briefe be ſtͤtigen die vor einigen Wochen vom „London Daily Telegrapb“ gemachte, damals als Senſationsnach~ richt verſchrieene Angabe eines von Deutſchland an Frankreich geſtellten Ultimatums mit Bezug auf den Praͤſenzſtand des franzoſiſchen Heeres. Es lag im Plane, die Staärke der Armee auf 760,000 Mann zu bringen; Deutſchland fordert einen Friedensſtand von 376,000 Mann. Thiers ſowohl wie die Natio~ nalverſammlung in uüberwiegender Majoritaͤt haben der in kategoriſcher Form geſtellten Forderung des ſiegreichen Nachbarvolkes ſich gefügt. ln den Ver. Staaten werden taͤglich 230,000 Gallonen Spirituoſen verkauft. ; Dem Prinzen Alexis hat ſeine Reiſe in den Ver. Staaten 5200,000 geloſtet. ; Das Gerücht sagt, daß Miß Chriſtine ſich in der leten Woche des Juli, in London mit Herrn M. Auguſt Rowzam, einem stokhroker in VParis, verbeirathen werde. Die Nachrichten aus Madrid melden, daß Dr. Howard in Freiheit geſetzt worden iſt. Morgen, am 4. Juli, wird eine Regana in Auguſta ſtattſinden. —— ——— —— —— —— ——— Umter den Gefangenen iburn Staats·Ge~ ſ fangnih, entſtand eine Rebellſon/ wurde aber bald | durch eñtrgiſche Maßregeln un drüct. D entaniſde diaggt beleidigt · Nit ſ ſen Worten ngen nehrere Zeltungen die Nach dicht, daß det anadiſch „Stella Marie“, einſ hi merilaniſches Fab er : den, Jga es B iß“ wegge~ ſommen habe, weil er gegen bie Cͤnada-Geſehe han~ delte. Das ſind die natrlichen Folgen, wenn ein Volt, die Rückſichten die es andern Nationen ſchuldig ſt, muthwillig auo · den Augen verliert ————— T Ueberſchwemmungen in Perſien und Italien. Bagdad, (in Meſopotamien) 30. April. Waſſer, nichts als Waſſer, über uns und unter uns! Seit Jahren hat Bagdad nicht ſo viel Waſſer zu ſehen belommen wie dieſes Jahr; Schute kennt h der Bagdader, der ſeine Naſe nie aus dem Weichbild ſeiner Baterſtadt geſteckt hat, gar nicht, und ſein Re~ gen iſt ihm in der Regel ſehr ſparſam zugemeſſen, ſo daß ihm der heurige Winter mit ſeinen Schauerregen, Plahregeu und Strichregen als ein achtes Weltwun~ der erſchien, oder vielmehr erſcheineu mußte, wenn er überhaupt etwas von den ſieben Weldwunderm wüußte. Den Bauern geben dieſe Regengüſſe die ſchönſten Hoffnungen auf reiche Ernte; mit doppelten Eifer pfluügten ſie, ſaͤeten ſie; dabei ſetten ſie ſehr viel Ver~ trauen auf den Generalgouverneur Midhat Paſcha, der wirklich auf das eifrigſte um das Wohl des Vol~ kes bekuͤmmert iſt; nur ſcheint es ihm leider an tüch~ tigen Leuten zu fehlen, die ihn in ſeinem Amte tha~ traͤftig unterſtühen; wenigſtens hatte auch diesmal viel Schaden verhůtet werden können, wenn man zur rechten Zeit tuchtig eingegriffen hätte; ſo aber kam das Unglüůck herangeſchlichen; die Kornfelder wurden von den erbarmungoloſen Fluthen des Tigris überſchwemmt; der Staat ſoll dabei Millionen an ſeinen Einkuͤnften eingebuüͤßt haben auf wenn ſoll man jeht die Verantwortung werfen? Der Gouverneur hatte alles mögliche gethan, um dieſer drohenden Kataſtrophe vorzubeugen : ſchon vo— riges Jahr hatte er Abzugokanaͤle graben, Dͤmme und Wälle aufwerfen laſſen, und jetzt ließ er unaus~ geſetzt Vorkehrungen treffen; aber troßzdem trat die Calamitãt ein, welche ſo viele Leute namenlos elend machen ſollte. Als von der perſiſchen Grenze und von Diarbelir ein Telegramm üůber das andere ein~ traf, mußten die Ingeniere von einem Punkt zum andern fſliegen, aber es war zu ſpͤt; die Dͤmme konnten den Waſſermaſſen nicht Stand halten; dieſe brachen ſich Bahn und ergoſſen ſich ungeſtüm über die Actergefilde und verwandelten ſie in einen greßen Waſſerſpiegel. Gerade der Damm war durchbrochen, den die Jugenieure vorher als dringend einer Repara~ tur bedürftig bezeichnet hatten. Das fünfte und ſechſte Infanterie-Regiment, welches draußen beim Niemrods-Thurm campirte, wurde von den wie ein Geſpenſt heranſchleichenden Waſſerſluthen bei nacht~ licher Weile umzingelt und einige Tage lang von allem Verkehr mit Bagdad abgeſperrt; kein Menſch wagte es, ſeine geſunden Gliedmaßen dem durch— weichten und kniehoch uüberſchwemmten Erdreich an~ zuvertrauen; eine Compagnie Soldaten, welche ſich wegen der Unruhen an der perſiſchen Grenze in Chanakin befand, rettete ſich auf die Palmbͤume, auf denen ſie zwei Tage bleiben mußten, wahrend viele ihrer Maulthiere umkamen. Selbſt in Bagdad war man nicht ohne Sorgen vor der Ueberſchwem~ mung und man traf bereits Vorkehrungen; die in den Serdebs (den unterirdiſchen Sommerwohnungen) befindlichen Gegenſtaände wurden eine Etage höher geſchleppt; das Waſſer kam jedoch nur bis an die Fenſter des Serai, welches nahe am Fluße liegt, alſo doch weit genug, um den Bagdadern Schrecken und Furcht einzuflößen. Auch ans dem Fluſſe ſelbſt ging allerlei Unheil vor ſich; die beiden Bruücken welche den Verkehr auf den beiden Tigrisufern nnterhalten, wurden von den Fluthen weggeriſſen und ſo war der Berkehr lediglich durch die runden Pechboote zu ver mitteln, von denen mehrere umſchlugen, wobei gegen zwanzig Menſchenleben verloren gingen. Jett, nachdem das Waſſer ſich verlaufen bat, laäͤßt der Paſcha die Leute Reis ſaͤen, welcher in dem feuch— ten Boden ſehr gu gedeihen wird. Es thut aber auch noth. Die Armuth und das Elend iſt bereits ſo grenzenlos, daß Mütter ibre Säͤuglinge auf die Straße werfeu, um ſich ihrer zu entledigen. Nur ein Beiſpiel. Eine Bettlertn bittet Voruͤbergehende um ein Almoſen fur ſich und ihr ausgehu gertes drei~ jaͤhriges Kind, welches mit ſeinen ausgetrockneten, vfeifenrohraͤhnlichen Aermchen, ſeinem gelben Geſicht und ſeinen eingefallenen Augen einen herzzerreißenden Anblick gewährt; als die Bettlerin ſah, daß ihr Flehen die Voruübergehenden kalt ließ, warf ſie, mit einem Fluch auf den Lippen, das Kind heftig auf das Straßenpflaſter, wo das Geſichtchen ſogleich von Blut überrieſelte; die Mutzer ging von dannen, das Kind nicht weiter beachtend, welches liegen blieb und erbäͤrmlich wimmerte; wie ich ſpaͤter erfubr, ſoll eine mitleidige Türkin das Kind aufgehoben und adoptirt haben. Aehnliche Scenen ſollen wiederholt vorge kommen ſein. Mord und Diebſtahl, die Kinder des Hungers und des Elends, ſind an der Tagesordnung, wie ſich dies von ſelbſt verſteht. Einen Nachtwächter fand man dieſe Woche gebunden und todt auf der Straße liegen. Eine alte Frau, welche allein lebte und große Reichthůmer haben ſollte, wurde ſeit einigen Tagen von den Nachbarn nicht geſehen; man erbrach das Haus, und fand die Frau ermordet im Bette liegen, ihre leeren Kiſten und Kaſten neben ſich. Die Wittwe eines penſionirten Paſchas wurde mit einem Stilet mehrfach verwundet, doch ſoll dies ein Fall der Privatrache geweſen ſein. 7 Dieſer Unſicherheit des Lebens und Eigenthums dürfte nun ſchwer ein Ziel zu ſetzen ſein; denn Rie— mand wagt es einen Verbrecher zu verrathen, Nie~ mand würde gegen ihn zeugen und ſich ſeiner Rache au oſepen. Die offentliche Meinung geht ſogar ſo weit, ſich gegenſeitig im Vertrauen mitzutheilen, daß die Organe der öoffentlichen Sicherheit die Helfers belſer der Verbrecher ſind. (Augob. Allg. 3ig.) —ltalien Wer jemals die Gegend Poleſine die Rovigo bereiſt bat, muß den Eindruck von ihr ge nommen baben, daß über ihr beſtändig ein Damok lesſchwert am dünnen Faden hängt. Hoch über dem. Neveau der Gemarkung, von grünbewachſenen Dͤm men eingeſchloſſen, treibt der hier faſt 400 Meter breite Po ſeine Gewaſſer dem Meere zu. Dem prü ſenden Auge erſcheinen ſie den ſchweren Waſſermaſſen ſich entgegenſtemmenden Erdmauern aur als eine ſchwache Schuhwehr, deren Durchbrechung unermeß~ liche Verwuſtung im Gefolge haben mͤſſe. Dennoch waren ſeit dem lehtem Dammbruche etwa hundert Jahre verſloſſen, und im Vertrauen auf die Feſtigkeit der Einfriedung hatte ſich vor einigen Jahren eine |Actiengeſellſchaft gebildet zur Urbarmachung der zwi ſchen dem Po und dem Valli di Comacchio liegenden Laändereien. Aber am Abend des 28. Mai trieb der in der Regel langſam anſchwellende Eridanus ſeine Fluthen plbtlich zu ungewohnter Höhe und ſprengte ſeine Feſſeln in der Gegend zwiſchen Guardo~Ferra reſe und Ro. Bald zeigte der rechte Damm eine 100 Meter weit klafende Lüuctke und die wůthenden Flu— ihen ergeſſen ſich über dao ihnen widerſtandlos Preis gegebene Flachland. In kurzer Zeit ſtanden Re Guarda~Ferrareſe, Bocca, Ruina, Cologna, Copare unter Waſſer, und den Bewobhnern gelang es Mube, das nacte Leben zu detten. Die ganze von ſra Noth !betroffene Bevolkerung beziffert ſich auf 411,000 Seelen. Die meiſten haben ſich nach Ferrara geflůchtet, wo ter Baracken untergebracht ſind. Tagtaglich langen neue Flüchtlinge auf Barten au Ferrara hat ne o eidigungs~ zuſtand geſett, um die ~ ſer abzu~ wehren. Nilerweile ſoe ni ſich der das Land be deckende neue See einen Ausweg nach hem Meer bahnen zu wollen. Die Hauptader ſteht bereits bei Meſola. Es iſt ůbrigens notoriſch, daß im Venetia—~ niſchen die Waſſerbauten viel ſorgſamer bewacht wer~ als in der Provinz Ferrara, in Folge der ungleich beſſeren öſterreichiſchen Geſetzgebung. —— —— „St. Louis iſt höchjt liberal“. Der groß~ artige Eurtn der den Sangern von Porkovolis in der Metropole des Miſſiſſippi Thales zu Theil wurde, hat einem hochſt Aib t republikaniſchen Dichter— Genie zu einein e Jammer- Schauer~ und Trauer ~Gedicht in zwei Geſaͤngen Veranlaſſung gege~ ben, deſſen erſter Geſang wir hier folgen laſſen. Der Empfang. Sanger von Schweinſtadt, ich heiß nns willkommen An der Miſſiſſippi bluͤhendem Strand Freue mich, daß Wir ſo zahlreich gekommen, Drücke zum Gruße Euch liebend die Hand. Fielen zu Hauſe die Biſſen oft ſchmal, Wiſſet: „St. Louis iſt höchſt liberal!“ Scheuchet binweg jetzt die Sorgen und Klagen, Macht's Euch bequem und thut wie zu Haus, Sollte jedoch ſchon der Hunger Cuch plagen, Zei ed raon und ſogleich kommt der Schmaus. Lans mich Euch ſagen, ein anderes Mal, Wiſſet: „St. Louis iſt bochſt liberal!“ Jubelt und ſingt und ſchießt Purzelbäume, Denn Eurer wartet ein feines Ouartier, Storen die Wanzen vielleicht Eure Traͤume, Goͤnnt ihnen freudig dies kleine Plaiſir. An dieſer Wanzen unendlicher Zahl Seht ihr'os: „St. Louis iſt hoöchſt liberal!“ Wonnige Stunden „verſpricht“ uns St. Louis, Und im Verſprechen bietet man's nit, Eine Million verſprach es im Hui Germania's Wunden zu ſtopfen damit. Ob es bezahlt ward, das iſt ganz egal Wiſſet: „St. Louis iſt n liberal!“ Sänger von Schweinſtadt, ich heiße willkommen „Mich“, „Euch“, und „Alle“ zum ſre Feſt, jhi: Ihrt Euch gleich ein wenig beklommen, enkt, daß den Sangern der Mud nje verlaͤßt. „Es lebe St. Louis ! Es lebe dreimal die Stadt, Die ſich zeiget ſo furchtbar liberal!“ —— —— Nobles Pathengeſchenk. Das Teufgeſchent welches nach italieniſcher Sitte der Prinz Humbert der Kronprinzeſſin von Deutſchland am Tauftag ihres Kindes überreicht hat, beſteht in einem volſtäͤndigen Schmuck aus Gold, Perlen und Rubinen, der in einer Kiſte römiſchen Styls eingeſchloſſen iſ. Dieſe ſelbſt iſt aus vergoldeter Bronze und feinſter Moſait in Nachahmung jener der beſten Zeiten wie. B. der capoitoliniſchen Masken, zuſammengeſett. Das Ganze wurde nach einer der eleganteſten Zeichnungen deo Herzogs v. Semoneta ausgefuͤhrt. Der Schmuct iſt zuſammengeſeht 1) aus einer königlichen ſozenannten St. Adelbeitskrone, welche naͤmlich aus Kreuzen und Scheiben, die mit Einſchnitten verſehen, gebildet iſt; beide haben goldenen Grund uud Einfaſſung, ſind mit Perlen und Rubinen beſetzt, und ſͤnnen vom goldenen Reif abgenommen werden, welcher blos mit Rubinen beſeht iſt, um ſelbſtſtͤndig als Spangen zu dienen. 2) Einer Halsokette von grehen grauen Perlen der ſchönſten Qualitãt, welche voa einem gol—~ denen Reif herabhängen, der, ähnlich nie die Krone, mit Rubinen beſetzt iſt; ſie werden durq lange Gold~ ſtͤbchen in der Art von Stielen gehalten. 3) Einer breiten Spange, welche aus Gold urd Edelſteinen ſehr reicher Arbeit, ſowie die Krone und Halskette ge~ ſchmückt iſt; ſie gleicht ganz einem Schildchen, die an der berühmten pala d'oro in St. Marce zu Venedig zu ſehen iſt. 41) Endlich aus einem Pear Ohren~ gehaͤnge, welche aus zwei großen birnenfoörmigen Perlen beſtehen, die mit Gold und Rubinen geſchmüct ſind. Der ganze Schmuct trägt den Charakter des 10. Jahrhunderto, und toöͤnnte als in ravennatiſchen Styl bezeichnet werden. Die umſchließende Kiſte iſt im Style der Arbeiten aus der Zeit der Antonine ge halten, der beſten der rein romiſchen Kunſt. Die Arbeit geht aus der Werkſtatte des berühmten Ca ſtellani hervor. Von einer Modedame tann man bei der gegenwaärtigen gedrücktten Lage des Landes und beil der in Folge deſſen eingetretenen gedrücktten Lage ihrer ſelbſt erwarten, daß ſie etwa folgende Summen jaͤhrlich fuür Bekleidung ihrer Perſon verausgabt: Hüte 96 L, Coiffures 72 L, falſches Haar 20, Corſets 10 L, Waäſche 200 L, Schuhe 48 L, Hand— ſchuhe 40.L, Kleider 0 L; macht fur den benei denowerthen Gemahl eine Summe von 1282 1. Schmudthſachen ſind nicht hierin einbegriffen, aber es iſt angenſcheinlich, daß weniger als 1000 L ſich nil dem Reſt der Ausſtattung nicht vertragen würden. Dies iſt allerdingoõ das Budget einer ſelbſtſtaͤndigen Modedame, wie ſie im Buche ſteht, oder, um mich der Worte meines Gewähromannes zu bedienen, „une dne clegante mais honnete“. Um zu ſehen, was wirklich Geldausgeben heißt, müſſen wir zu Denje nigen gehen, die ſich darauf beſchraäͤnken, „dames elegantes“ zu ſein. Hier tennt die Verſchwendung gar keine Grenzen, und ich will nur beiſpieloweiſe anführen, daß eine dieſer ſuperlativ elegauten Damen in einem Jahr mehr als 1000 O für die friſchen Blumen in ihren Zimmern ausgiebt. —— Vorn oder hinten. Ein engliſches Blat riacht folgenden Witz über die gegenwärtigen Frauen~ huͤte: „Ein luſtiger Bruder hatte ſeine Seele dem Tenfel verſchrieben unter der Bedingung, daß dieſer ihn zu einer beſtimnten Zeit holen dütſe, wenn er ihm nicht eine Frage von dreien vorlegen konne, die ſeine hölliſche Majeſtaͤt nicht zu löſen vermoöͤge. Die Zeit kam heran und mit ihr ſtellte ſich Mr. Satan pünkt~ lich ein um ſeinen Schützling in Empfang zu nehmen. Dieſer aber hatte noch keine rechte Luſt und wollte ſich von ſeinem Rechte, ſich von einem unauſloͤsbaren Raͤthſel lostaufen zu töͤnnen, Gebrauch machen. Er legte alſo dem Teufel eine Frage über Theologie vor, die dieſer lachend beantwortete. Auch die zweite Frage loöſte der kluge Satan ohne alle Mühe. Nun trat dem Verkauften der Schweiß auf die Stirne, denn es ſtand ihm nur noch eine Frage zu Gebote und löſte der Teufel ſie auch, ſo mußte er ohne weitere Gnade mit ihm abmarſchiren. In dieſem kritiſchen Moment kam die Frau des Vertaufteu in's Zimmer mit einem neuen Modehut auf dem Kopfe, als ſie die Verzweiſlung ihres Mannes ſah, ſagte ſie lachend: „Ich tkann dem Teufel eine Frage vorlegen, die er ſtcher nicht beantworten kann: er ſoll mir ſagen, welches an meinem Hute der vordere und welches der hintere Theil iſt?“ Mr. Satan beſah den Hut von allen Seiten, allein je laͤnger er ihn betrachtete, deſto unſicherer wurde er. „Das findet der Teufel nicht aus“, ſagte er ſchließlich und verſchwand. Der Mann war gerettet. —— —— Das Weltfriedens Muſitfeſt in Boſton. Ueber die erſte Feſtwoche berichtet der Correſpondent des „N A Journals:“ „Eine Feſtwoche des Boſtoner Weltfrie dens Muſikfeſtes hätten wir hinter uns, nnd will ich einige Rückblicke ans daſſelbe werfen, Die Deutſche Kunſt hat in allen Branchen den Sieg davon getragen; die großartige und mit Stimme überreich be gabte Sängerin Madame Peſchka· Leut~ ner, ein Phaͤnomen, gebildet in ganz aus gezeichneter Schnle dabei eine herzig- öne hat wohl die Ehre ver— jent, det Stern des Muſikfeſtes genannt n werden, wenn wir kritiſch referiren ſo wohl, ãls rapportiren, wie,Publikus“in gelin è Raſerei verfiel; es wͤre zu wütn ndei dieſes herrliche Talent, mit einer Stimme, deren Umfang noch nie erreicht wurde, vom viermal geſtrichenen Ges bis zum tiefen G (unter der Linie), alſo bei nahe 3 Ottaven, guch die New Horter Ge~ ſangsfreunde entzücken wůrde. Nach ihr muß ich der Grenadier-Garde Kaiſer- Franz Regiments· Muſik die Ehre geben ſie wurden mit großer Emphaſe empfangen, ſpielten ſehr virtnos und be ſiegten durch ihre Präciſion, Sicherheit und eminente Fertigkeit die beiden Mitbewer ber im Siegesringen· Dieſe beiden, das franz. Garde ue Muſikceorps bläſt ſehr effektvoll, entwickelten in mehre~ ren Piecen ganz großartige Momente, aber eine gute Portion von Leichtigkeit ließſie über Praciſion und Takteinheit hin wegſehen. Die engl. Gardemuſiker blieſen mit mehr Gefühlswärme und Gemüths tiefe: ſie wnrden Beide verdienterma— ßen ſehr ausgezeichnet, aber die Preußen haben geſiegt darüber iſt ſelbſt die hie ſige Preſſe den Deutſchen von jehern— ünſtig einig geworden. Nächſt Die— -2 nenne ich eine andere muſikaliſche Be rühmtheit: Johann Stranß, den Beherr— ſcher tanzluſtiger Beine der ganzen Welt; in welches tn der Erde wäre nicht ein Walzer von Strauß gedrungen? Seine Aufñahme hier war coloſſal an Beifall und ehrenvoll für ſeine und für die Kaſſe der Entrepreneurs. Franz Abt hatte gleichen effektwollen„Sueceß“ mit ſeinem Liede: „Wenn die Schwalben heiniarts ziehn,“ das von eirea 10,000 Sangern und 1100 Muſikern exekutirt wurde, und eine Wirlung auf das Publikum, das ſehr bewegt zuhörte, ausübte, wie uoch kein ſo herzliches, einfaches Lied erzielt hat. Abt kann ſich ůber ſeine großen und ehrenvollen „Succeſſe“ nuͤr freuen. Ein wackerer Berliner Pianobirtuos, Franz Brendel auch er geſiel ganz außerot dentlich und mußte gewöhnlich eine Da capopiece zum Beſten geben; darin ſind die Veſucher des Muſikfeſtes eigen, ſie wollen für ihre 5 Dollars Entree auch ge nüůgenden Ohrenſchmanus. Jedes Conzert dauert in der Regel von 3 8 Uhr. Von den Amerikanern nenne ich Wm. Wheli, der eine eminente Virtuoſitäͤt in ſeinen Clavierpiecen mit der linken Hand lallein) entwickelte; Pianiſtin Mad. God— dard, die ſich als talentvolle Salonvirtuo— ſin bewährte und Hrn. Keller, der eine effektvolle Hymne (Ciniges Deutſchland) componirte, dieſe Sr. Maj. dem Kaiſer Wilhelm zuſandte, der die Dedication auch dankend annahm, und die vom würdigen Beteranen der Muſik, Keller, in dem vier ten Conzert aufgeführt und von ihm diri— girt wurde. Der Chor zählt eirca 10, 000 Stimmen, das Orcheſter der Militärban— den an oder über 1000 Mann, mit den Banden 300 Mann mehr, der hrofeſ ſionelle Chor mit den,Bouquet of hielg ungefähr 300 Stimmen! das Gebäude des Coloſſeums faßt im Ganzen Sitze für die Zuhoͤrer an 26000 Stehplätze noch an 10,000 Mann Raum gebend; die Akuſtik des colloſſalen und hohen, luftigen Gebäudes iſt ansgezeichnet, die Banart ſchr ſolid und feſt, der Styl elegant, die Ausſtattung mit den Fahnen der ganzen Welt, mit den Wappen aller Staaten prachtvoll und für ſonſtige Anſtalten, wie Poſt, Telegraph, Polizei, 100 Mann ſta biler Fenerwehr mit 100 Dampfſpriten, Waſſer Waſheabinet iſt beſtens und mit groter Verſchwendung an Raum geſorgt. An der über 110 Fuß langen„Bar“ un— ſter der Conzerttribüne, unſichtbar dem Publikum, aber dieſem zugänglich, befin den ſich wohl über 40 Aufwärter, 1 Du gend Zahlkellner, die jeden Tag eirca 2 300 Faß Bier aus der Pfaff ſchen Brau— erei berzapfen. Superintendent dieſes großen Etabliſſements iſt der früher in New Yort domizilirte Hr. Knappe, dort Lebensversicherungsagent, hier ſeit Jahren ſecin wohlhabender Reſtaurateur. · Gegen über dieſer wohltätigen Anſtalt beſinden ſſich noch 3 oder 4 gleich lange,„Bars“ au denen Kuchen, Butterbrod, Kasse oder Thee verabreicht wird Wein und Spi rituoſen ſind ſtrenge verpönt verſteht iͤ von ſelbſt hier. Dabei gibt es noch kleine Conditoreien in Fülle, Buchhand lungen, Apfelſinnenhändler und auf dem Feſtplatze eine Unmaſſe von Eß- und Trinkbuden, Carrouſſel, Schaukeln Schieß buden, ſowie ein ungehenrer Luftballon von 30 Ellen Durchmeſſer, der nach Au— kündigung ans dem Schilde 100,000 Fuß Waſſerſtoffgas enthält. Der Ballon, ein fwahres Monſtrum und Wunder von Kunſt und Solidität, liegt an 2 Seilen Idie durch eine Dampfwinde das Steigen lund Fallen des Ballons reguliren. Die Gondel iſt ſehr bequem für 20 eomforta~ ble Setze eingerichtet; er ſteigt in der Re— gel 1500 Fuß hoch, ruht dort ſich immer drehend, und geht wieder herab; zu der Fahrt hinauf und herab wird Stunde inceluſive der Ruhepauſe auf dem höch-~ ſten Punkte gebraucht; die Fahrt ko— ſtet 1 Dollar, rentirt ſich ganz enorm und die Gondel iſt faſt immmer auf Stunden him Voraus beſtellt. VBoſton, 23. Juni. Das heutige „„sa fered Concert““ war nur von 10,000 112, 000 Perſonen beſucht. Die Bänke für den Chor zeigten große Lücken; über 5000 Sänger fehlten auch einige hundert Orcheſter Muſiker glänzten durch ihre Abweſelheit. Es heißt jedoch, dies habe darin ſeinen Grund, daß Viele, die in ihre Heimath in der Fähe für den Sonn— tag gereiſt waren, keine Gelegenheit zur Rücktehr hatten; ſie bedachten nicht, daß fam Sonntag keine Bahnzüge fahren. Das Programm kam zu allgeneiner 3ufriedenheit zur Ausführung. Die her— vorragenden Theile deſſelben waren: der Geſang der Frau Peſchka Leutner, die ſßortraͤge des dentſchen Horn -Quartetts. IHrn. Arbuckel's Cornet· Solo und der Chorgeſaung. Frau Lentner ſang die Arie der Königin der Nacht aus der „Zauber— fflöte“ und erregte durch die Geläufigkeit ihrer Triller und Fiorituren einen immen ſ Beifallsſturm. Das kaiſerlich deutſche Sͤnger Cornet-Quartet nußte zwei Mal acapo blaſen. Auch die Reger erndeten jel Beifall. Während dieſer Woche wer eqmtn 0 uds 6 e eben werdͤn Der Eintrittspreis iſ nochmals heruntergeſetzt Beim Erſcheinenſ der Garde · Capelle brach ein Beifallstoſen aus wie Dounerton und eerbrauj s Coiſſtem bar heute ůberfüllt —AI les wollie dieDeutſchen“ hören, und da. der Ruf der Peſchka - Lentner bereits bisf zur „kleinſten Hütte“ gedrungen, ſo war der Verkauf von eirca 24,000 Tickets eine er— freuliche Thatſache für den Triumph der deutſchen Kunſt. Noch vor dem Kriege 1566 in Germany wurden die damn. med Dutehman bon der iriſch · engliſchen Bevölkerung hier verſpottet und verhöhnt jetzt, nach dem glorreichen Kampfe mit La France ſchließen dieſe Stämme ihre Werkſtätten und kaunfen 85 Tiekets, um die dentſchen Muſiker zu hören, die ihrem kapferen Grenadierregimente tapfer im Kampfgefielde voranſchritten; und wer von den Anglo- Iren kein 85 Ticket erriů gen konnte der ſaß um's Coliſſeum herum auf Mutter grüner Erde und die Zahl dieſer Brüdet Naſſaner und Freiberger überſtieg geſtern 20,000 Koöͤpfe. So ändern ſich die Zeiten, die Franzoſen durch ihr rüdes Benehmen verhaßt, und die Dent ſchen beliebt und geſucht, aber auch ge— fürchtet. So muß es kommen, ſagt Schnabel. Als ſich der Beifallsſturm beim Begrü— ßen der Capelle etwas gelegt hatte, nahm die Mannſchaft ihre pompöſen Helme mit rothen Büſchen ab und begann mit einem Potponri ůber Motibe von Meyerbeer's Propheten; nach dieſer Nummer folgt die Onverture zu „Oberon“ von Weber. War ſchon nach dem Potpourri der Bei— fall einſtimmig, ſo verdiente die Steiger ung des Beifalls die Capelle in hohem Grade, denn ſchöner und effektvoller wird dieſe herliche Ouverture wohl nie wieder gehört werden. Die dritte Nummer war eine Seleetion über die „Manzanilla— Baumſeene“ aus Meyerbeer's Afrika— ſnerin. Anch dieſe Nummer wurde mit Beifall überſchüttet.“ Aber iſt eine Stei gerung beim Beifallstoſen wohl möglich? Na Sie hätten hören ſollen, wie Bob, Jonathan und John Bull und Mace Iron ſich jnbelnd erhoben, als der,Jankee Doo dle und KRule Britania“ ertoͤnte; die Capelle mnßte noch einmal repetiren, und wollte abmarſchiren, das aber verhinderte hein ungehenerer Cheers Bis da gab Saro den Muſikern einen Wink, ſie ſehten die Helme ans und ſtellten ſich in Front dem Publikum gegenüber und ans das erſte Zeichen ertöͤnte markig und impoſant „die Wacht am Rhein“ das, Lied das die Deutſchen zum Siege geführt hatte; es war ein feierlicher Augenblick; nach jedem Berſe dacapo die deutſchen Zuhörer ſangen mit und mit den groöͤß~ ten Dankeshuldigungen mit Tuſch und Donnerton der Rieſeitorgel begleitet zogen die Dentſchen ab. Nun zu Franz Abts erſtem Auftreten ſin Boſton. Sobald derſelbe erſchien, er hoben ſich die ſäͤmmtlichen Sänger und Sängerinnen an 10,000 Stimmen zählend von ihren Sitzen und begrüß— ten freudig ihren Geſangsmeiſter, den „Liebling der Kamöne“ würde Göethe ihn genannt haben, und das war ein echter und wohlverdienter Sängergruß, in den das Publikum mit energiſchem Ausdruck lebhaft miteinſtimmte. Abt dirigirte ſein laltes„Wenn die Schwalben heimwärts zieh'n (wie es im Engliſchen heißt: When vhe Swallows homeward fy,) welches von dem Geſammtchor, Orcheſter und Orgel exekutirt wurde. Der Sopranz und Te nor des großen Chores ſangen die erſten beiden Verſe mit Orcheſter, und im drit ten Verſe ſehte der Geſammtchor und die Dampforgel Fortiſſimo ein und brachte durch dieſes Arrangement einen Effekt zu Wege, der ſo nachhaltig war daß ſelbſt Abt mit ſichtlicher Rührung dem Publi kum dankend den Sängern ſeine hohe Zu friedenheit bezeugte. Ich glanbe nicht daß Franz Abt jemals in ſeinem Leben ſo wieder mit dieſen Maſſen von Sängern, Muſikern, in ſolcher Vollkommenheit ſein altes herziges Lied wieder hören dürfte. 1— ; ; Ein Winter im Salzkammergut. Aus dem „Hotel Schafberg“ in Salzburg, ſen— det der F P ein Iſchler Freund „Schneeglocken“ und ſchreibt, wie er vor geſtern (am Montag) zu Schlitten ans der See von Strohl in ſechs Minuten 1 St Wolfgang erreicht habe. ,Von da ging's ohne die geringſte Beſchwerde in 7 drei ein halb Stunden auf die Höhe des Schafberges, der nicht ſo viel Schnee hat, wie die Ringſtraße in Wien. Die Luft unbeſchreiblich rein; zur Stunde, 3 Uhr Mittags: im Schatten drei, in der Sonne 11 Grad über Null. Der Mondſee iſt ; zur Hälfte zugefroren, die andere Hälfte teuchtet himmelblau, der Wolfgangſee iſt bis ans eine kleine Stelle zugefroren Vom See herauf zu uns auf den Schafberg dröhnt ein Gepolter, wie wenn kiſtenbela dene Wagen über ſchlechtes Pflaſter gehen. Es iſt der See, der ungeduldig gegen die Eisdecke peitſcht und ſie berſten machen möchte. Das wäre ein Schauſpiel für den „Eisſport“! Der blaue Atterſee glänzt uns diamanthell entgegen. So unbegrenzt iſt die Fernſicht, daͤß wir dent lich den „hohen Kaiſer“ bei Kufſtein vor uns ſehen. Die Haushälter des „Schaf Hotels“ erzählen Wunder von dem Nord— licht der vergangenen Nacht.“ j Pius' IX. Geſundheitszuſtand ſcheint gewiſſermaßen die Sorge zu rechtfertigen, rile alle Höfe gegenwaͤrtig in Betreff des bevorſtehenden Conelave durch die ·Ernennung von Geſandten am römiſchen Stuhle an den Tag legen. In der That ·hatte er vor einigen Tagen eine lange ·Ohnmacht nnd die Aerzte machten die Beobachtung, daß dieſe Ohnmachten fimmer länger, logiſcher Weiſe alſo eine davon kein Ende nehmen werde. Cardi— ſnal Auntonelli hat allen Mitgliedern des tdiplomatiſchen Corps ertlärt daß der Papſt ein für alle Male keinen geiſtlichen Geſandten, noch einen Diplomaten em pfaugen könne der zugleich bei ihm und Mr Fmanuel beglaubigt wäre, da es ſte Vielen die irrige Anſicht ver ſtärken und leg timen koönnte, der heil. Stuhl koͤnne der weltlichen Macht ent— behren. Vielmehrbetrachte der Papſt ſich ſtets als legitimer, weltlicher und po— litiſcher Souverain des Patrimouiums St Petri, Umbriens, der Mark und der Romagna, und wolle als ſolcher yonatlen Höfen betrachtet ſein, widrigenfalls er deren Vertcetung bei ſeiner Perſon als ganz üůberflüſſig erachte. Der Prinz bon dte und die preu hiſchen Plünderer. Der Prinz-von Wa— les hat einen Leib-Telegraphiſten in ſeiner Nähe; der ůber das tegrapyien u Leben und die großen Thaten des zukünftigen Königs vom Auslande her Bericht erſtat tet Die „Daily News“ iſt das dazu auserleſene Blatt. In der,,DailyNews“ welche auch hente noch weſentlich fran— zöſiſche Neigungen hat, wurde dieſer Tage ans Paris telegraphiſch mit Sperrſchrift gemeldet: Der Prinz habe bei Goupil die durch Herrn Thiers ans der Kunſt- Ausſtellung verbannten Gemälde von Deteille und Ulman beſichtigt, welche „preußiſche Plünderungsſeenen“ darſtell ten, „große Bewunderuͤng über beide Ge mälde, beſonders über das menſne ausgeſprochen und ſich Photographien von beiden beſtellt.“ ; Dieſe äußerſt wichtige Mittheilung ſoll die franzöſiſche Shmpathien des Prinzen wieder einmal in's Licht ſtellen und der hieſigen (Londoner) deutſch ·geſinnten Par tei, zu welcher auch die Koöͤnigin gehört, eine Naſe drehen. Der Prinz hat ſich eben kaum von ſeiner Krankheit erholt, ſo iſt er auch wieder ganz dert Frühere! Eine eigentliche Beſſerung iſt bei ihm offenbar nicht eingetreten. Der Prinz ſtand bekanntlich ſeit Jah ren mit ſeiner Mütter auf möglichſt ſchlechtem Fuße. Daſſelbe war, nur in erhöhtem rdr mhen ihm und ſeinem Vater der Fall geweſen. Die Heirath des Prinzen mit der „däniſchen Roſe“ (Tochter eines deutſchen Vaters und einer deutſchen Muttet, die aber zu Dä— nemark hielten) wurde gegen den Willen der Königin Vietoria durch Lord Palmer ſton eingefädelt, der ans dieſe Weiſe Eng land in's däniſche Intereſſe ziehen wollte. Seitdem hat der Prinz in ſeiner Umge— bung ſtets dänenfrenndliche, dentſchfeind liche Geſinnungen an den Tag gelegt. Gleichzeitig gab er zu wiederholten Malen eine ſtarke Hinneigung zum 80~ napartismus kund, deſſen Regierungs weiſe und „geſellſchaftlichen Sitten“ auf den politiſch deſpotiſch geſinnten, perſoönlich änßerſt ſinnlich lebensluſtigen Prinzen eine große Anziehnngskraft ůbten. Auch darin ſtand er in entſchiedenem Wider ſpruche mit ſeiner Mutter, die ſeit der un~ angenehmen Berührung, welche ſie noth— gedrungen mit Ludwig Napoleon bei Uebergabe des Hoſenband-·Ordens hatte, ſich beharrlich von näherem Verkehr mit dem Tuilerien Hofe fernhielt. Der Sieg Napoleons 111. wäre gleich bedentend mit einer Bedrohung Englands geweſen. Und da franzöſelt und bonapär telt dieſer Thort von einem engliſchen Thronfolger und ſucht ſogar Hrn. Thiers in den Schatten zu ſtellen, weil dieſer 3 Bonlevaärds Idee von den deutſchen Plüůnderern nicht zur amtlichen Anerken nung will gelangen laſſen! Wahrhaftig, dem Prinzen von Wales wäre kein Leib— Telegraphiſt ſonderu ein Hüůter nöthig. Eine unterbrochene Todtenwache. Unſern Leſern iſt jedenfalls ſchon von Hörenſagen das Todtenwache der Irlän der bekannt. Es wird dabei ſchlechter Tabak aus Gypsköpfen geraucht, viel Whiskey dazu getrunken und man ergeht ſich in Lobeser hebungen über die Tugenden des Ver—- ſtorbenen. Herr lim OHara, ein biederer Jünger der grünen Inſel welcher in Knorxville ſei nen Wohnſitz aufgeſchlagen hatte, wurde ſrorgeſtern zu ſeinen Vaätern verſammelt und wurde dadurch die iriſche Bevölkerung des genannten Städtchens nicht wenig in Aufregung verſetzt. Da Herr? O'Hara ziemlich „gut ab“ war, ſo fanden ſich Freunde genug ein, um eine ſtattliche Todtenwache zu ſor— miren Man konnte am Abend keinen Sarg mehr bekommen und legte ſomit die irdiſche Hüůlle des Herrn O'Hara auf ein Brett, unter das man zur beſſeren Con— ſervirung des Cadavers drei große Säcke Eis Lotet hatte. Die Wache wurde mit Eifer gehalten ſund geraucht ward, daß man, um in's gimmer zu gelangen, mit einem Säbel die Luft hätte durchhauen müſſen. Ge— lgen Mitternacht, als der Whiskey auf die Neige ging, drüekte ſich der größte Theil der Wächter, nur 7, gerade ein Gal gen voll, blieben znrück. Sie kämpften ganz gewaltig gegen den „Sandman“ und fielen ſchließlich alle in einen geſun den Schlaf. Auf einmal plaudanz geſchah ein fürchterlicher Schlag der todie O'Haro lag mit offen ſtehenden An gen und Mund zu ihren Füßen auf dem der Ein gräßlicher Schrecken befiel die Wäch ſter; ſiegtürzten in unbändiger Haſt zur Thüůre (nd Fenſter hinaus, wobei Licht, Tiſch und St—ůhle umgeworfen wurden. Im Hof angekommen, bewaffneten ſich die Aengſtlichen mit Knütteln und einer ~ : Miſtgabel, um, falls der Todte wieder er· wacht ſein ſollte, dieſem zu Leiberzn gehen. Im Hauſe war übrigens Alles ruhig Nach etwa einer halben Stunde banden die Beherzteſten der Haſenfüße eine La— terne an eine Stange und leuchteten in das Zimmer. Da lag der todte O'Hara noch wie vorhin. Sie ſahen nun auch, daß das Eis geſchmolzen und in Folge deſſen der Kerpis auf den Boden gefallen war. Die Wache wurde bei einem friſchen Schnapskrug wieder enttttonmen (Emigrant und Beobachter im Süden.)