Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, July 10, 1872, Image 2

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Kurze Notizen. 2 21— zDeutqland. Im Sheoht der Milr tärberwaltung, iſt das Erlernen des Schwim~ meno in leptrer Zeit mehrfach erwogen worden. Man iſt bisher darauf bedacht gewe ſen, vornͤmlich die Vioniere und Füuſilier · Batalllone ͤm Schwimmen unterichten zu laſſen; jetht dehnt ſich dieſer Unterricht auf alle Truppengattungen aus. Rachdem die vom Berliner Turnlehrer Auerbach erfundene Schwimm~ lernungomethode gepruft und prattiſch jeyt zur An~ wendung gebracht worden iſt, tritt eint neue Erfin~ dung hinzu, die ihrer Idee nach originell iſt. Man dente ſich ein Karouſſel; an den eiſernen Stan~ gen, an welchen ſonſt die Pferde und Gondeln haͤngen, ſind breite Gurtt angebracht, in welche ſich die Zog~ linge in horizontaler Lage legen. Die Uebungen werden von allen Lernenden nach dem Kommando des Zahlens 1,2, 3 gemeinſchaftiich gemacht. Durch die gleichmaͤßige Agitation ſetht ſich das Karouſſel in Bewegung und bringt auf dieſe Weiſe eine ſchnelle Rotation hervor. (Danz. Dampfboot.) Eine ſehr hübſche Illuſtration des Verhältniſſes awiſchen Lehrer und Gemeinden an vielen Orten wird aus einer unweit von Poſen gelegenen Ortſchaft mit~ getheilt. Dort beſindet ſich vor dem Schulhauſe in einem Thurme eine Glocke, mit welcher die Kinder zur Schule gerufen werden. Als durch den haͤufigen Gebrauch der Strick, an welchem die Glocke gezogen wird, reparaturbeduůrftig war, wendete ſich der Lehrer an den Ortoſchulzen und die Schulvorſteher mit dem Antrage, einen neuen Strick zu beſorgen, worauf ihm jedoch der Beſcheid wurde, daß derjepige, welcher denſelben zum Lauten benuhte, auch fuür Anſcha ffung eines andern zu ſorgen habe. Der Lehrer, welcher ſich dazu nicht verpflichtet fuͤhlt, ſann auf Abhilfe; er nahm ein Strohband und befeſtigte es an dem abge~ riſſenen Stricke. Da ertoönte an einem Tage zu einer ungewohnlichen Zeit die Schulglocke. Erſchreckt eilen die Bewohner mit blaſſen Geſichtern aus ihren Wohb~ nungen, um zu ſehen, ob Feuer oder welche andere Gefahr ihr friedliches Dorf bedrobe. Aber, o Stau~ nen ! Ein maͤchtiges Schwein ſteht unter dem Thurme, hat die mit Kornen gefullten Aehren des Strohbun~ des im Maule, zerrt an demſelben und ſchlͤgt es ſich wolluſtig um die Ohren. Alles iſt emport. Gin ehrbarer Kreis der einflußreichſten Maänner des Ortes tritt zuſammen, um über dieſen unerhörten Vorfall * Beſchlůͤſſe zu faſſen. Fama erzahlt, ſie ſeien nach langer Berathung daruůͤber einig geworden, die Veranlaſſer dieſes Vorfalles ſtreng zu beſtrafrn, die erſchrectten Dorfbewohner aber zu belohnen. Das Schwein ſei dem Eigenthuümer zu confisciren, zu ſchlachten und zu verſpeiſen, der Lehrer aber als ein Verſchwender zu erklren und ſeine Anträge um Gehaltserhoͤhung fuͤr immer zurůck zu weiſen, weil er am Stroh gefuüllte Aehren gelaſſen habe. Aus Memel wird geſchri~ben: Unſer reſp der Nachbarkreis Heydekrug iſt reich an eriminellen Produkten Heute erfahren wir eine neue Schauer~ ihat aus Stankißlen, Kreis Heydekrug. Der dortige Lehrer wurde vor einigen Tagen vermittelſt Einbruchs beſtohlen. Die Spur der Diebe führte nach einem unweit gelegenen Roggenfelde und bier fand der Lehrer am Morgeu nach der That ſeine entwendenten Sachen, in verſchiedenen Sacken verpackt, vor., Es lag ihm nun nicht allein an den Sachen, ſondern auch an der Entdeckung der Thaͤter und kam er zu dem richtigen Schluſſe, daß dieſelben ihren Raub wobl erſt zur Nachtzeit holen wuͤrden. Unſer muthiger Lehrer fühlte ſich ſtark genug, um in der derauf folgenden Nacht ſowohl ſein Eigenthum zu ſichern, als auch die Thaͤter dingfeſt zu machen und begab ſich, unbewaffnet ganz allein nach dem Verſtecke. Er brauchte nicht lange zu marten. Mitternachtlicher Weile betrat ein robuſter Mann in Begleitung eines ebenſo kraͤftigen Frauenzimmers das Feld. Der beherzte Lehrer rief ſie an, aber ſtatt zu weichen, packte der Räuber den erſteren und warf ihn mit kräftiger Fauſt zu Boden, indem er dem Frauenzimmer ein aufgeklapptes Meſſer zureichte. Waͤhrend nun der Lehrer von den Bandi— ten niedergehalten wurde, bearbeitete das Weib den Körper des Lehrers mit dem Meſſer nach Kräften, bis ſie glaubte genug gethan zu haben. Der Lehrer war ſcheintodt. Nach einiger Zeit erwachte er uud nahm alle ſeine Kraͤfte zuſammen, um ſeinen Geiſt in ſeiner Behauſung aushauchen zu koönnen. Er kroch auf Vieren nach dem freien Felde und winkte, da er der Sprache nicht maͤchtig war, einem Arbeiter zu, der indeß dies Signal nicht beachtete. Nach wei terem Fortſchleppen gelang es dem Lehrer einen Fuhrmann durch Zeichen herbeizurufen, wonächſt die ~ ſer, die Lage des Lehrers fofort erkennend, denſelben ſofort nach Hauſe ſchaffte. Hier verſammelte ſich als~ ſobald die Dorfjugend um ihren allgemein beliebten ſterbenden Lehrer. In dieſen Trauerkreis wurde auch eine im Roggenfelde gefundene Muͤhze gebracht und als Jemand die Frage richtete: „Kinder, kennt denn Niemand dieſe Müͤte ?“ antwortete ein Knabe: „die gehoört ja meinem Vater.“ Darauf hin beſuchte man den letteren, fand ibn ſowie ſeine Frau mit blutbefteckten Kleidern vor und verhaftete beide. Als di es wůrdige Paar Behufs Recognition dem Lehrer vorgeführt wurde, war derſelbe ſeinen maſſenhaften Wunden bereits erlegen. Wir hoffen, daß das Ge richt auch ſonſtige Beweismittel herbeiſchafen wird, um die ruchloſen Thater zu uüberführen. Bei der Frobnleichnamsproceſſion in Poſen, iſt es zu einem bedauerlichen Exceß gekommen. Ein Fremder, welcher mit ſeiner Gattin in der Naͤhe des Aufzuges vorüberging und den Hut nicht abnahm, iſt von fanatiſirten Prozeſſtonszüglern gemißhandelt und mit Steinwürfen am Kopf verletzt worden. Wann wird endlich ſolchem Unfuge geſteuert werden. Wie kommen Proteſtanten und Juden dazu, derartigen fatholiſchen Umzügen Ehrerbietung zu erweiſen? Hoffentlich nimmi die Staatoöregierung aus den an ſo vielen Orten vorgelommenen Erxceſſen Anlaß, die Prozeſſionen auf das Innere der Kirche zu beſchränklen. Wahrend der letten zwei Jabre war ein Mor-~ monenemiſſͤt, Namens Chriſtiau Hanſen, ein Däͤne von Geburt, ſehr erfolgreich in der Anwerbung von Proſelyten in Dänemark, Norwegen und Schweden. Im Auguſt vor. Jahres expedirte er von Gothenburg aus zwei Schiſfe mit 700 Auswanderern, meiſtens Frauenzimmern, via New York nach der Salzſeeſtadt Die ſchwediſch“norwegiſchen Beboörden legten ihm wenig Hinderniſſe in den Weg, aber als er auf der daniſchen Inſel Falſter das Geſchaft fortſeten wollte wurde er arretirt und ausgewieſen. Er ging nun nach Warnemünde, dem Vorhaſen von. Roſtock, wo er durch ſeine Verheißungen von ewigen Glüück und falſche Vorſpiegelungen ſchon binnen zwei oder drei Wochen ungefͤhr 150 Menſchen bewogen batte, ibm nach dem gelobten Lande zu folgen. Er ſelbſt wollte führen, aber wenige Tage vor der Abreiſe wurde er von der Roſtocker Polizei erwiſcht und vom Polizeirichter zu 50 Stockprůͤgeln und 6 Monat Gefängniß, abwech~ ſelnd jeden andern Tag bei Waſſer und Brod, verur tbeilt. Hanſen proteſtirie ganz fürchterlich uud tele graphirte an Bancroft, den Geſandten der Vereinigten Staaten in Berlin, aber ebe Antwort kam, van ihm ſchon die ͤ0 Stoctprügel aufgemeſſen und er in's! Zuchthaus nach Büthzow abgeführt. Bancroft weigerte ſich etwas für ihn zu thun, und ſo muß der Mormo~ nenapoſtel und „Elder“ Hanſen ſeine 6 Monate aus dienen. 1 Frantreih. VPario, 26. Jum Die ſeit einiger Zeit zwiſchen der deutſchen und ranzoſiſchen Regie ~ auf die R en Truppen be~ ſetten den Landediheile ſind zum Abſchluſſe gedichen. Die von Deutſchland geſtellten Bedin~ gungen ſind ſehrt günſtig und“ ſind ſowohl von M. Tiers wie auch von ſeinem Cabinet einſtimmig gebil~ ligt worden. Wahrſcheinlich wird die Räumung ſofort beginnen. Die Regierung kündigt an, daß ſte naͤchſtens eine neue Anleihe von drei Milliarden auf den Markt werfen werde und fordert zu Subſcrip~ tionen auf. Ultramontane. Belanntlich iſt in Deutſch~ land zwiſchen der Regierung und den verwandten geiſtlichen Orden ein heftiger Stuait entbrannt. Dieſer Zwiſt hat ſich ſelbſt in die Kaſernen einge~ ſchlichen, wodurch es nethwendig wurde, den Feld~ propſt Ramszanowoki, der an der Spihße der Militäͤr~ Geiſtlichen in der Armee ſteht und deſſen Amt mit der Würde eines Biſchofs darf verglichen werden, zu ſuspendiren. Demgemͤß wurden ihm ſaͤmmtliche biſchöfliche Inſignien, die Amtsoſiegel, und das ge~ ſammte biſchofliche Kircheninventar, welches aus Staatsmitteln angeſchafft worden war, abgenommen. Es wird unſeren Leſern intereſſant ſein zu ſehen, was für Gegenſtaͤnde zur amtlichen Ausrüſtung eines Praälaten gehören, und deshalb entnehmen wir der „Spener. Zeitung“ das Folgende: Dem ſuspen~ dirten Feldyropſt Ramszanowstki ſind vorgeſtern, wie die „Germania“ berichtet, ſͤmmtliche biſchöfliche In~ ſignien, u. A. auch die Amtsſiegel und das geſammte biſchöfliche Kircheninventar, welches aus Staatsmit~ teln angeſchafft worden war, abgenommen worden. Nut das Kreuz und der Ring, welche ihm ſelbſt an~ gehoören, ſind ihm noch geblieben. Folgende einzelne Gegenſtaͤnde ſind von der Militrbehoörde eingefordert worden: 1. Ein Miſſale. 2. Ein Evangelium nebſt Epiſteln. 3. Eine Ceremoniale. 4. Ein Pontificale Romanum. 5. Ein Velum humerale von weißem Epingle mit reicher Stickerei in Gold und Seide. 6. Ein Velum humerale von weißer Cote satine mit reicher Stickerei in Gold und Seide. 7. Zwei Vala humeoralia, von weißem Epingle. 8. Zwei leinene Cingula. 9. Eine vollſtändige Capelle von weißem Seidendamaſt mit ächt goldgewirkten Beſaͤthen nebſt Carton. 10. Eine desgleichen von rothen Seidendamaſt mit goldgewirkten Beſähen nebſt Carton. 11. Z3wei Gremialien von Seidendamaſt mit Goldſpitzen und ſeidenen Ouaſten. 12. Zwei Paar violette Tibialen. 13. Ein Paar rothe Chi~ roteken mit Goldſtickerei. 14. Ein dio rothe San~ dalen mit Goldſtickerei. 15. Zwei geſtickte Mitren, 1 von Gold~ und Ivon Silberſtof. 16. Eine ſei~ dene Mitra. 17. Eine Garnitur goldener Dalma~ til -Ouaſten mit Schnur und Knebeln. 18. Vier Talare für Meſſediener. 19. Vier Rochottes für Meſſediener. 20. Ein Biſchofoſtab mit vergoldetem Knopf nebſt Kaſten. 21. Ein ſilbernes Lavacrum, Kanne und Becken. 22. Ein ſilberner Teller. 28. Ein desgl. 24. Ein ſilbernes Chrismatorium mit Teller. 26. Ein Scepter. 26. Ein Griffel. 27. Eine Scheere mit ſilbernem Griff und vergoldeter Stahlſchneide. 28. Ein electroplattirter Handleuch~ ter. (Iſt geſtohlen und noch nicht erſet.) 29. Ein verſilbertes Weihrauchfaß nebſt Schiffchen und Löffel. 30. Ein verſilberter Weihwaſſerkeſſel nebſt Wedel. 31. Ein vergoldeter ſilberner Kelch mit Stei-~ nen und Emaille nebſt Etuis. 32 Ein Paar ſil— berne Meßkännchen nebſt Teller und Etuis. 33. Drei zinnerne Oelbüůchſen. 4. Ein dedes Epis copi nebſt drei Sedilien von Eichenholz, erſteres mit drei loſen Sipkiſſen, lethtere mit rothen Sihpolſtern. 35. Ein vollſtäͤndiges Capelle-Ornat mit violettem Seidendamaſt mit golddurchwirkten Beſätzen u. ſ. w. nebſt Carton. 86. Ein violettes Gremiale. 37. Ein Paar weiße geſtickte Biſchofs ·Handſchuhe. 38. Ein Paar desgleichen violette. 39. Ein Paar vio—~ lette geſtickte Sandalen. 40. Ein Paar weiße ge ſtictte Sandalen. 41. Eine ſchwarze Biſchofoöca pelle nebſt Carton. 42. Eine weiße Caſel. 13. Ein Paar Meßkännchen mit Teller. 44. Eine Stola violeit und weiß. 15. Eine desgl. 46. Sechs Miniſtrantenroöcke. 47. Vier leinene Chor röcke. 48. Sechs leinene Alben mit Spitzen. 19. Zwölf Humeralien. 0. Zwöolf Purificatorien. 51. Zwölf Lavabo. 52. Zwolf Corboralien. 3. Zwoölf Handtücher. 4. Zwölf Cingula. 0. Eine Kiſte. 56. Ein Brüſſeler Teppich. Ueber das Naturereigniß, welches am 22. Mai in den Kreiſen von Riga, Wenden und Wolmar ſchwere Verheerungen anrichtete und “ Menſchen töd tete, erfahren wir noch folgende Einzelheiten aus einer Correſpondeaz der „Rig. 3tg.“ aus Allaſch, 14. Mai „Schon der Abend des 21. Mai war ein kühler (8 Grad R.) und eben ſo war der Morgen des 22. Mai tühl mit ziemlich ſtarkem Oſtwinde, der ſich bis 2 Uhr Nachmittags allznaͤhlig ganz legte und einer großen Stille und drückenden Schwuůle Platß machte. Der ganze Horizont umzog ſich mit dicten, ſchweren Gewitterwolken; beſonders aber kamen dieſe aus S. W., bis endlich zwiſchen 4 und ~ Uhr Nachmittags ſie ſich wie zu einem ſtarken Gewitter zuſammengezo~ gen hatten und in einen ſtarken Platregen mit einem oder zwei leichten Gewitterſchlägen und einen einige Minuten anhaltenden ſtarken Sturm losbrachen. Kaum war dieſes nur kurze Zeit anhaltende Unwetter vorüher, ſo bemerkte man in einiger Entfernung, aus S. W. kommend, eine dunkelgefärbte Wolke, gleich einem großen Rauche anfſteigen, und hielt ſie anfͤng~ lich auch fuͤr den Rauch eines vom Blitz getroffenen Gebäudes; doch bald bemerkte man, daß ſie ſich fort bewegte, und zwar von S. -S. ~W. nach N. ~N.~0., immer ibre Geſtalt, oben breit und nach unten ſpihig zulaufend, ſo wie ihre ſchwarze Färbung beibehaltend. Es hatten ſich zur Beerdigung eines Kindes einige Leute auf dem Kirchhofe befunden, und kaum war die Feier voruüber, ſo bemerkten ſie, daß eine ſchwarzr Ge~ witterwolke mit fürchterlicher Geſchwindigkeit heran~ rückte. Um ſich vor derſelben zu ſchuüten, wollten ſie das etwa 20 Faden vom Grabe entfernt liegende Bahrenhaͤuschen erreichen, doch vergebens, im ſel~ ben Augenblicke erfaßtc ſie die Windhoſe, bob die Menſchen vollſtäͤndig in die Höhe, um ſie weit weg zu ſchleudern; andere, die bereits niedergefallen waren, wurden auf der Erde wie Balle gerollt, noch andere durch auf ſie fallende Steine und Baume ſofort er~ ſchlagen. Ein 12jaͤhriges Mädchen, das bei der Beerdigung zugegen war, wurde vom Winde etwa 30 Faden weit geſchleudert und ſo zu Boden geworfen, daß der Hirnſchadel, beide Schultern, wohl auch das oea gebrochen wurden, und es als verſtümmelte Leiche der Mutter wiedergegeben wurde. Ein Weib, das auf der Huͤtung war, wurde ſofort erſchlagen, und ein Maͤdchen das auf dem Felde Kartoffeln ſteckte dermaßen verſtümmelt, daß es am Abend des andern Tages ſtarb. Außer dieſen genannten Todesfallen kamen noch andere ſtarke Verleungen vor, wie ein Oberarmbruch, ſtarke Verwundungen am Kopfe und Oberkoörper, ſo daß im Ganzen drei Todte und fünf Schwerverwun dete waren. Kaum iſt man im Stande, ſich auch |nur'einiger Maßen einen Begriff von der Staͤrke der ſ Windboſe und deren Berwuůſtungen zu machen. Ab~ geſeben davon, daß auch der ſtärkſte Baum ibr nicht ; widerſteben koönnen, oiele ganz entwurzelt, viele in der ! Mitte gebrochen und alle durch einander geworfen und / ; viele Daͤcher abgetrngen ſind, iſt z. B. die den Kirch h hof umgebende, Kalk gemauerte, Fuß hohe Feldſtein l mauer dermaßen demolirt, als ob ſie mit Karttſchen zerſchoſſen worden, ja Steine von 2 bis 3 Fuß im Durchmeſſer ſind bis zu 10 Faden Entfernung ge~ ſchleudert worden. Ein Pferd, das vor hofe angebunden war, iſt mit dem Wagen überzdie Fuß bohe Mauer etwa 20 Faden weit in den Kirchhof hineingeworfen worden, wobei das Pferd geſund ge~ blieben, der Wagen aber zerſchmettert worden iſt. Aller Ausſagen ſtimmen darin ůberein, daß ſie vom Winde gehoben worden ſind, was auch der Umſtand beweiſt, daß alle Verletzungen am Kopfe und am Oberkoörper ſind. So weit es möglich geweſen, die Richtung der Windhoſe zu verfolgen, ſo hat ſie, aus S. S. ~W kommend, anfaͤnglich hier eine Breite von circa ʒ Werſt gehabt, hat ſich aber auf 92 Werſt Ent fernung ſchon auf eine Breite von circa ẽ Werſt aus~ gedehnt und dann mehr die Richtung nach Oſten ein~ geſchlagen.. Waſſerlöcher, die uur im heißeſten Som~ mer trocken ſteben, ſind von der Windhoſe bis auf den leyten Tropfen ausgeleert worden. So weit die Er innerung der Ldute reicht, hat es dabei weder geregnet noch gehagelt, noch gewittert. Nachdem die Windhoſe voruüber war, trat eine Schwüle und Wärme ein, die kaum zu ertragen war und ſich erſt nach Mitternacht verlor. Wie das Gerücht geht, ſoll die Windhoſe bis nach Wolmar hinaufgezogen ſein und namentlich im ſegewold'ſchen Kirchſpiele arg gewüthet haben. Seit dem 10. Mai iſt die Witterung ziemlich kuühl mit etwas Regen geweſen, bis der Servatius am 13. Mai wie gewöhnlich einen ziemlichen Nachtfroſt brachte. Die klatholſchen Orden und der Staat. (Aus der „Spener'ſchen Zeitung.“) Durch die Jeſuitendebatte iſt die Anf merkſamkeit auf die katholiſchen Orden überhaupt undſauf die Nothwendigkeit einer legislativen Regelung ihrer Stellung im Staate hingelenkt worden. Es iſt ein nicht geringes Verdienſt des Prager Pro feſſors v. 2 chulte, daß er in einer be ſonderen Schrift nicht nur die bei der Be urtheilung jener Inſtitute in Betracht kommenden kirchen- und ſtaatsrechtlichen Fragen erörtert, ſondern namentlich eine Menge von ſtatiſtiſchen Materialien zu— ſammengeſtellt und verarbeitet hat, die nicht Jedem ſo vollſtändig zugänglich ſind und zu deren richtiger Verwendung eine Kenntniß der Verhältniſſe gehört wie ſie ſelbſt manche katholiſche Theologen und Canoniſten nicht beſitzen dürften Aus dieſen ſtatiſtiſchen Daten und juriſtiſchen Eroͤrterungen, ergeben ſich, ſcheint uns, ganz von ſelbſt folgende Saͤtze: 1) Die Zahl der Mitglieder der Orden und der ordensähnlichen Congregationen iſt in Deutſchland und ſpeciell im Rhein land und Weſtfalen im Verhältniß zur Bebölkerung zu groß und hat in den letz— ten zehn Jahren in viel zu ſtarker Pro— reſſion eronmen Es beſtehen in renen über 600 klöſterliche Inſtitute mit etwa 6000 Mitgliedern. Neun Zehn— tel dieſer Inſtitute ſind erſt ſeit 1849 er richtet worden. Die Zahl der Mitglieder hat sich in den letzten zehn Jahren um mindeſtens 2000 vermehrt. In den vier rheiniſch· weſtfäliſchen Diöceſen Köln, Trier, Münſter und Paderborn, die etwas über 34 Millionen Einwohner haben, giebt es außer 45800 Wennriſtlieben gegen 300 Ordeusprieſter, gegen 400 Ordensman— ner die nicht Prieſter ſind und etwa 4000 Mitglieder weiblicher Orden. Es kommnt in dieſen Diöceſen durchſchnittlich je ein Prieſter oder Ordensmann auf 332 männl— iche Katholiken überhaupt, auf 166 männ— liche Katholiken über 20 Jahre (in Bahern ſogar auf 218 reſp. 109,) und je eine Or densfran auf 210 (in Bayern auf 237) erwachſene Franenzimmer. Für einzelne größere Städte ſtellen ſich noch abnormere Verhältniſſe heraus: in Köln iſt jeder 215. Katholik eine „geiſtliche Perſon“ (Prieſter oder Mitglied eines Ordens,) in Aachen jeder 110. in Münſter 61, in Paderborn jeder 33. Werden die Unmündigen ab-· gerechnet, ſo iſt faſt jede 20. erwachſene Perſon in Münſter, jede 10. in Padeborn eine geiſtliche. Uebrigens haben ſeit 1848 die Mannsorden, mit Ausnahme der de ſuiten in Deutſchland es nicht zu ſonder lichem Aufſchwung bringen können; die Zunahme kommt faſt ausſchließlich auf die Jeſuiten und der weiblichen Orden. 2) Was den Nußtzen der Orden für die Bevölkerung betrifft, ſo erklärt Herr v. Schulte, es exiſtire in Deutſchland kein Bedürfniß für die Errichtung von Manns orden, gleichviel welche Zwecke ſie verfol gen, zumal in den deutſchen Dioͤceſen die Weltgeiſtlichkeit unbedingt zahlreich ge nug in manchen überzahlreich iſt. Dage— gen entſprächen einem vorhandenen Be~ dürfniſſe die weiblichen Orden, welche ſich mit Krankenpflege, und bis zn einem ge— wiſſen Grade diejenigen, welche ſich mit Unterricht (2) beſchäftigen. Unter dem nationalöconomiſchen Geſichtspunkte ſtel— len ſich die weiblichen Ordensinſtitute auch als Verſorgungsanſtalten dar: man darf annehmen, daß mindeſtens 6000 Mädchen in ihnen eine Erxiſtenz finden, welche ſonſt dem Elende oder doch einer kümmerlichen Exiſtenz preisgegeben ſein würden. Da die große Mehrzahl dieſer Inſtitute ohne bedeutendes, viele ohne jedes Bermögen ſind, läßt ſich auch nicht behanpten, daß durch dieſelben eine nutzloſe Bindung des Capitals, alſo eine Schädigung des Natio nalvermögens eintrete. Emnzelne Orden freilich, namentlich die Jeſuiten, obſchon ſie erſt ſeit 20 Jahren in Deutſchland wieder anſäſſig ſind, haben ein großes Vermögen erworben. Aunch iſt es irrig, wenn man meint, der Elementarunterricht würde durch Ordensperſonen billiger er theilt, als durch weltliche Lehrkräfte. Was jene der Gemeinde weniger koſten, wird durch die freiwilligen Geſchenke der Gemeindemitglieder mehr als aufgewo— gen. 3) Die neueren Orden, namentlich die ſeit der Gründung der Geſellſchaft Jeſu entſtandenen, unterſcheiden ſich von den älteren durch eine größere Centraliſation ſund einen internationalen Charakter. Waährend die Mitglieder der älteren Or ſden (Benedietiner u. ſ. w.) regelmäßig ſeinem beſtimmten Haunſe oder doch einer beſtimmten Pravinz angehören und nicht gegen ihren Willen verſetzt werden können gehören die Mitglieder der Geſellſchaft Jeſu und der nach ihrer Analogie einge richteten Orden teinem einzelnen Hauſe ſund keiner beſtimmten Dioceſe, ſondern nur der ganzen Geſellſchaft an, nnd ſtehen dieſelben dem Generalobern zur unbeding~ ten Verfügung. Die meiſten in Deutſch land Orden ſtehen unter italieniſchen (römiſchen), einzelne unter franzoöſiſchen Obern; von den weib— lichen· Orden haben einige ihre General- Oberinnen in Frankreich, die meiſten und verbreitetſten tt Lengrtaenen he ben einheimiſche Oberen. 4) Die katholiſchen Orden erſcheinen vom abſtracten Standpunkte aus dem Staate gegenüber entweder als Vereine oder als eine Anzahl von Individuen, welche zuſammenwohnen. Rechtsperſön lichkeit hat in Dentſchland mit wenigen Ausnahmen weder der Orden als Ganzes noch das einzelne Ordenshaus. So lange die Orden aber von dem Staate keine Anerkennung und keine Privilegien begehren, hat der Staat weder Recht noch Pflicht, ihnen prineipiell entgegenzutreten oder ſich in ihre Angelegenheiten zu miſchen. (Herr von Schulte will aber mit dieſein Sate, wie er S. 59 erklärt, dem Staate nicht verwehren, Geſellſchaften, deren Sta tuten und Maximen unmoraliſch ſind, wie die der Jeſuiten, zu verbieten und die Niederlaſſung rn ſowie den Eintritt in dieſelben mit Strafen zu belegen) Thatſächlich genießen indeß die Orden, ob-~ ſchon ſie keine ſtaatliche Anerkennung be—- ſizen, Rechte welche über die gewöhnlichen ſtaatsbürgerlichen Rechte weit hinausge hen, und mit Rückſicht darauf und auf die große ſociale Bedeutung der Orden iſt der Staat berechtigt und berpflichtet die— ſelben ſeiner Aufſicht zu unterſtellen. Herr von Schulte ſpricht ſich darum für den Erlaß von beſonderen Geſetzen über das kirchliche Vereins- und Genoſſenſchafts weſen aus, bei welchen von folgenden Prineipien auszugehen wäre: a. Der Staat muß in Kenntniß bleiben von den Mitgliedern jeden einzelnen Hau ſes; Fremde dürfen nur unter Beobach— tung der polizeilichen Vorſchriften aufge nommen werden. Es muß dafür ge— ſorgt werden, daß das Individuum ſeine geſetzliche Freiheit behält. Insbeſondere muß die Aufnahme Minderjähriger ohne Zuſtimmmung der Eltern verboten und den Eltern das Recht gewahrt werden, ihre Kinder auch nach dem Eintrit ohne Zeugen zu ſprechen. b Kraänkenhäuſer, Waiſenhäuſer, Schul~ loeale, die Loealitäten der Penſionate u. dgl. müůſſen der regelmäßigen ſtaatlichen Aufſicht insbeſondere in ſanitätspolizeili— cher Hinſicht unterworfen bleiben. c. Der Staat darf nicht dulden, daß zum Ertheilen von Unterricht Perſonen genommen werden, welche ihre Befähi— gung nicht nachgewieſen haben; Unter— richtsplan und Schulbücher müſſen eon~ trolirt werden. In dieſer Beziehung hat die bisherige ſtaatliche Schulaufſicht durch zu große Nachſicht viel gefehlt. Es iſt Thatſache, verſichert Herr v. Schulte, daß geprüfte Nonnen, ſelbſt wenn auf ihren Namen die Schule anerkannt wor— den war, ſeitens der Oberinnen durch un— geprüfte erſetzen wurden, wie das leicht conſtatirt werden kann, wenn der Staat einfach unterſucht, welche Perſonen ge— lehrt, und welche die Prüfung gemacht haben. Die mit dem Oeffentlichkeitsrechte ver— ſehenen Schulen der Nonnen ſtrenge zu beaufſichtigen, iſt der Staat um ſo mehr berechtigt und verpflichtet, als in dieſen Schulen leicht der Schwerpunkt in den Gehorſam gegen Pfarrer, Biſchopf und Papſt gelegt, eine einſeitige frömmelnde Richtung verfolgt und ein Geiſt genährt werden kann, der dem Staate feindlich iſt. d. Es iſt unbedenklich, (?) Schulen, Spitälern, Waiſenhäuſern u. ſ. w. unter Erfüllung der geſetzlichen Vorſchriften die Rechtsperſoöͤnlichteit zu verleihen. Es muß aber geſetzlich beſtimmt werden, daß eiuer geiſtlichen Genoſſenſchaft nur mit Staatsgenehmignng irgend ein rechtlich anerkanntes Inſtitut zur Leitung anver— traut werden darf. 5) Die vorſtehenden Beſtimmungen ſind ſo gerechtfertigt, ja ſo ſelbſtverſtänd~ lich, daß ihre geſetzliche Fixirung keine Schwierigkeiten bieten kann; die Haupt ſache wird bei ihnen die gewiſſenhafte und conſequente Durchfůührung durch die Or— gane der Regiernng ſein. Schwieriger uud complieirter aber darum nicht min— der nöthig, iſt die geſetzliche Regelung der vermögensrechtlichen Angelegenheiten der Orden. Daß dieſelben vom Staate nicht anerkannt ſind und alſo nicht die Rechte juriſtiſcher Perſonen beſitzen, iſt ihnen thatſächlich hinſichtlich des Vermö genserwerbes eher förderlich als hinder lich. Der Orden erwirbt jetzt auf den Namen eines Mitgliedes. Was ein Mitglied ihm zuwenden will behält es, darf aber darůüber nur nach Weiſung des Obern verfügen. Zur Sicherung des Or dens für den Todesfall bieten ſich Mittel genug: Schenkungen unter Lebenden, Teſtamente, Scheinkaͤufe n. ſ. w. Gegen den eivilrechtlichen Eigenthümer ſichert man ſich durch einlnſtrument beim Ein— tritte oder dadurch, daß mehrere Mitglie- Käufer oder Erbe werden, mit Klanſeln, welche die Dispoſitionsfreiheit der Ein-~ zelnen aufheben. Der Orden braucht nicht als Eigenthümer zu gelten. Will der Graf H. den Jeſuiten ein Gut ſchenken der Biſchof S. dieſelben gegen die Polizei einführen, ſo verpachtet er einem Jeſuiten oder, damit ſie nicht als Verein erſcheinen zweien, dreien, um eine Scheinſumme. Verträge dieſer Art, Erbſchaftszuwendun— gen an Orden durch Einſetzung eines einzel nen Ordensmitgljedes als Erben u.dgl. ge~ hören zu den uauedes alt Dingen. Dem gegenůber ſchlägt Herr von Schulte vor, durch ein Geſetz zu beſtimmen: Wer noto— riſch ein feierliches Ordensgelübde abgelegt hat, iſt unfähig, Eigenthum zu erwerben und für ſich zu beſitzen, ſowie ein Staats— oder Gemeindeamt zu bekleiden oder ein Wahlrecht anszuůnben. Wer notoriſch ein ſog. einfaches Gelübde in einer geiſtlichen Genoſſenſchaſt abgelegt hat, befindet ſich für die Dauer des Gelnbdes in gleicher Lage; ſobald jemand gerichtlich erklart, er betrachte ſich durch ſein Gelůbde nicht mehr gebunden, tritt er in ſeinevollen bürgerli— chen und ſtaatlichen Rechte wieder ein. Alle Rechtsgeſchäfte ſind ungültig, welche den Zweck haben, nicht anerkannten Ge— ſellſchaſten Vermoögen zuzuwenden. —— Aus De d. —Graudenz— Huus Deuſolenr G 2d welche das Feſt der weſtprenßiſchen Landwirthe der hieſigen Gewerbeausſtellung zuführte, iſt verrauſcht. Sie hatte ihren Höhepunkt am Sonnabend erreicht, an welchem Tage nebeu der landwirthſchäftlichen Ausſtel— lung das Wettrennen eine ungewöhnliche Anziehungskraft ausübte. Ein ſolches Wogen und Wagenraſſeln auf den Straſ ſen, die an dieſem Tage an die belebteſten Theile Berlins erinnern konnten, hat Graudenz vielleicht noch nicht erlebt. Das Wetter begünſtigte die Feſtlichkeiten in ausgezeichneter Weiſe. Ein kräftiger Ge~ witterregen, der zur Mittagszeit Einſpruch zu erheben drohte, diente nur dazu, der Luft eine angenehme Friſche zu geben und den Staub zu bändigen, ſo daß für das Pferderennen ein beſſeres Wetter kaum gedacht werden konnte. Die Zahl der Wallfahrer, die in der vierten Stunde zu Fuß, zu Roß, zu Wagen nach dem großen Exercierplatz hinzogen, war eine unge— heure. Das bedentende Geviert des Renn platzes ſah man auf drei Seiten von einer dichtgedrängten Zuſchauerreihe beſetzt, während in der Mitte eine ſtattliche Rei— terſchaar, die Actionäre des Unterneh— mens, Poſto gefaht hatte. Concertmuſik der hieſigen Militär·Capelle, ging dem Rennen boran. Ob der Verlauf deſſel— ben alle Erwartungen befriedigt hat, müß ſen wir freilich dahingeſtellt bleiben laſſen denn die Zahl der Theilnehmer an dem modernen Turnier war nicht erheblich, die Momente der Spannung verfloſſen ſehr ſchnell und der weſentlichſte Theil der Steeple·Chaſe ſpielte auf dem Terrain zwiſchen Rehkrug und Gatſch, welches den Fußgängern zu entlegen war. Außerdem erhob ſich manche berechtigte Klage ůber das ungenügende Arrangement der Sitz pläte. Immerhin war der Anblick des Geſammtbildes ein hochintereſſanter, na-~ mentlich für den, der es nicht ſcheute, den Schauplatz der Steeple· Chaſe aufzuſuchen. Das Durcheinanderſauſen der Wagen und Reiter, die gegen Ende derſelben mit den Rennern um die Wette das Endziel j gewinnen ſuchten, war ein unbeſchreib— iches. Es iſt faſt ein Wunder, daß Alles ſo glüůcklich von Statten ging, denn einige leichte Verletzungen abgerechnet, die ein Mann aus dem Zuſchauerkreiſe und einer der Renntheilnehmer davon trug, iſt kein Unfall zu beklagen. (uebergriffe der Kleriſei.) Die „N.A.3.“ ſchreibt: „Die von dem Herrn Biſchof von Paderborn ſeiner Zeit ausgeſprochene Anſicht, daß er nicht nur über die Katho— liken, ſondern auch über die Proteſtanten ſeiner Diöceſe Biſchof ſei, hat nicht verfehlt, allgemeines Aufſehen zu erregen und ent ſchiedene Proteſte hervorzurufen. Daß man es hier nicht mit der Anſicht eines Einzelnen, ſondern mit einer neuen An maßung der kirchlichen Gewalt überhaupt zu thun hat, beweiſt der,Civ. Cottolica“ nach welcher die römiſche Kirche das Recht hat, über Proteſtanten ſogar Kirchenſtra fen zu verhaängen. Die Beweisſtelle, da— dirt vom 9. Mai d. I. und lautet: „Die katholiſche Kirche hat das Recht, mit den ſchwerſten körperlichen Strafen Chriſten zu belegen, welche den katholiſchen Geſe— ßen zuwiderhandeln, namentlich auch Schismatiker und Häretiker, d.h. Griechen und Proteſtanten, denn die Kirche iſt nicht nur ein geiſtiges, ſondern auch ein irdi— ſches Reich.“ Dabei mag erwähnt wer— den, daß die „Civilta“ ſchon am 30. April 1869 lehrte: „Es iſt kein Uebergriff, wenn geiſtige Vorgeſetzte in weltliche Dinge eingreifen, um nichtig zu machen, was die weltlichen Geſetze im Widerſpruch mit den kirchlichen angeordnet haben. Darum hebt der Papſt auch Verfaſſungen auf.“ ; Furchtbares Gewitter in St. Louis, Mo. Es mochte etwa 12 Uhr geweſen ſein, als auch das letzte Sternlein vom Firmament verſchwunden war und das dumpfe Rollen des Donners in der Ferne erdröhnte. Bald darnach rieſelte ein ſanf ter Regen derab und grelle, raſch auf einander folgende Blitze verſcheuchten für wenige Angenblicke die Dunkelheit, um dann die Nacht immer wieder um ſo ſchwärzer erſcheinen zu laſſen. Es dauerte nicht lange und der leichte Regenſchauer hatte ſich in einen Platzregen verwan—- delt, die Donnerſchläͤge wurden immer lanter und heftiger und der Zeitraum zwiſchen Licht- und Schall· Erſcheinung immer kürzer. Um ein Uhr war der Kampf der entfeſſelten Elemente in vollem Gange und währte mehrere Stunden lang, bis er gegen vier Uhr ſeinen Höhe— punkt erreichte. Blitz und Schlag folgten unmittelbar auf einander, von allen Sei ten des Firmaments zuckten die bläulichen Strahlen herab und von der Gewalt der Donnerſchläge erbebten die Häuſer. Dabei heulte der Sturm und peitſche die Waſſer maſſen mit unwiderſtehlicher Macht vor ſich hin. Es war ein ſo furchtbares Naturſchauſpiel daß ſelbſt den Muthigſten ein Gefůhl von banger Ungewißheit ůber— kam und Jedermaun ein baldiges Ende deſſelben herbeiſehnte. Doch erſt gegen 42 Uhr verminderte ſich der Sturm uünd gegen 5 Uhr leuchteten wie Anfangs die Blitze nur mehr aus der Ferne auf. Um dieſe Zeit ließ auch der Wolkenbruch etwas nach und als die Dämmeruug der Nacht ein Ende machte, hatte auch das Gewitter ausgetobt. Tod und Vernichtung be zeichneten den Pfad des in ſeinen Schre cken großartigen Sturmes. Aus vielen Augen wich der Schlaf und manches Herz klopfte bebend während der bangen Mor genſtunden, in welche Blitz um Blitz mit grellein Licht in das Nachtdunkel hinein fuhr und Schlag ans Schlag der betäu— bende Donner dahinrollte. In manchem Hauſe verſammelte ſich die Familie, ſich gegenſeitig zu beruhigen, im Gebete Faſ ſung zu gewinnen ſuchend. Mit jedem zuckenden Blitze, mit jedem ſchweren Donu— nerſchlage ſchien auch der praſſelnde Regen welcher den Sturm begleitete, oder der Hagel, der mit dem Regen abwe ſie gn hetaltgugachucn Fen— ſterſcheiben klirrten und brachen, Bäͤume wurden entlanbt, Gärten und Felder ver nichtet, Brůcken, Stege und Straßenüber gänge weggeſchwemmt, Keller und nieder liegende Wohnungen überfluthet, Abzugs kanãle von der Gewalt des Waſſers einge· riſſen, Schornſteine herabgeſchleudert, ja ganze Bäume abgebrochen und entwur zelt und ſelbſt Laternenpfähle umgewor fen und viele Umzäunungen weggeriſſen. Die bis jetzt noch ſehr unvollſtaͤndigen Berichte genügen, um annähernd auf be trächtlichen Schaden, welchen das Unge witter angerichtet, ſchließen zu laſſen— — Ò@ ſ ſ (Correſpondenz der Charleſton „Deutſche Zeitung.“) „Ein Mann mit 800, 000 Stimmen!“ Mobile, Alab. 22. Juni. In Ihrer Zeitung vom 20. d. M. ſah ich daß Herr Stro hb ach, der Reprä— ſentant der Neger zu der radicalen Grant- Nominaitons· Conbention in Philadelphia dieſen Staat, ganz und gar, für Grant erklärt; hat hauptſächlich aber alle deutſchen Stimmen im Staate in Voraus dem Herrn Cigarrenraucher Grant zum Ge~ ſchenk gemacht hat!. . ·· · Nun kommt je~ doch die Frage: Wer iſt denn eigentlich der große Mann der ſo viele hundert tau ſend Stimmen in ſeiner Hoſentaſche he~ rum traägt; wer iſt der Hert Strohbach?“ Dieſe Frage erlaube ich mir Ihnen zu be~ antworten. Sie wiſſen wohl, daß Alabama im höchſten Sinne des Wortes, demokratiſch iſt und daß, im ganzen Staate, nur einige Kreiſe ſind, wo die Radikalen die Herr ſchaft haben und das ſind Diejenigen, wo die Schwarzen die Mehrzahl haben; von einem dieſer Kreiſe kͤmmt Srohbach, ein dem deutſchen Volke dieſes Staates bei nahe unbekannter Mann. Damit jedoch das Volt ſehen kann, daß die Deutſchen, ſelbſt in dem Kreiſe wo ſich Strohbach bewegt, nichts von dieſem Menſchen hält, der ſolch grobe Unwahr heiten auf das deutſche Volk ſdieſes Staa tes ausſpricht, ſo iſt e r von den angeſehen ſten Deutſchen in „Montgomery“ öffent— lich als Lůgner erklärt worden. Hier iſt die Karte: „Herr P. Strohbach, welchet als Dele~ gat der Radikalen von dieſem Kreiſe zu der Philadelphia Convention geſandt wurde, erlaubte ſich, während der Rede die er in der Verſammlung hielt, die größ ten Unwahrheiten gegen die plen Geſinnungen der Deutſchen dieſes Staa tes auszuſprechen. Die Unterzeichneten naturaliſirte und deutſchſprechende Bür ger dieſer Stadt und dieſes Kreiſes, wün— ſchen es ausdrücklich verſtanden zu haben, daß Strohbachs Anruf, um die Hülse der „ſtarken Arme der Regierung“ für un—- ſere Beſchützung, nur einzig und allein von ihm ſelbſt herrührt. Wahrheit und Rechtſchaffenheit verlangen von uns be~ kennen zu müſſen, daß wir völlig Vernei nen irgend wie Theilnahme, an der un natürlichen Bemerkung gegen das Volk dieſer Sektion, zu haben; und daß wir ganz und gar Verlengnen, in politiſcher Hinſicht etwas mit dieſem Menſchen im Gemeinen zu haben: Joſeph I. Niemann, A. Römer, C. Ganze, A. Dreiſpring, F. Cruſius, John A. Haardt, H. Schmiedt, E. Hirſcher, S. Mareus, C. F. Roemer, S. Marx, F. Joſt, Val. Opp, C. Kreutzner, John Spar~ renberg, A. C. Koepen, Wm Knautt, Jas. Bichlee, C. A. Karſch, F. Hinderer, H. Levh, F. Neuman, John B. Klein, H. Kraft, I. I. Huchlen, Jacob Strauß, G. H. Hille, Iſaae Hentz, M. Doßhheimer, L. Schulein, G. Albright, M. Meyer H. Straßburger, E. Liebenſtein, A. F Steffel, John Berger, S. A. Meerſtief, Ch. Goldſticker, D. Weil, S. Fight, Louis Götter, I. Ruppenthal, S. Schaſſler, S Jacobi, A. Schaſſler, Ino Getzen, Lonis Rich, S. Corzelius. H. Bellingrath, I. Brockholdt, C. P. Sparrenberger, Peter Schwarz, Morris Light, Jas. Fries. Die demokratiſchen Zeitungen in Chi cago, Philadelphia, New York, St. Louis, Charleſton nu. A. werdeu höflichſt erſucht. dem Obigen einen Raum zu geben. Herman. San Franeisco. 26. Juni 1872. In Platt's Halle kam es am Montag Abend zu ſchmachvellen Scenen. Mrs. Froſt hielt nͤmlich daſelbſt eine Vorleſung gegen die Frauen Emanceipation. Eine Anzahl Blauſtrümpfe hatte ſich indeß ein-~ gefunden, welche es darauf abgeſehen hat~ ten, die Rednerin zu unterbrechen und durch Ziſchen, Grunzen ~e. einen ſolchen Lärm ansführten, daß Hr. Meeker, Mit glied der Geſetzgebung, ſich erhob und Mrs. Emily Pitts Stevens einer der Haupt · Uehelthäterinnen erklärte, daß ihr Betragen gemein und unanſtndi ſei; ein ſcharfer Wortwechſel war die Folge und es währte längere Zeit ehe die Ordnung wieder hergeſtellt werden konnte. Als die Rednerin ihren Vortrag beendet hatte, trat Mrs. Stevens mit einer Piſtole in der Hand auf Hrn. Meeker zu und ver langte, daß derſelbe Abbitte thun ſolle; die Piſtole war ihr während der Aufre gung von einem andern Blauſtrumpf, Namens Churchill gereicht worden. In der Nähe befindliche Perſonen legten ſich jedoch ins Mittel und entriſſen dem weib lichen Wütherich die Piſtole. Die Affaire erregte allgemeinen Abſcheu und ſelbſt eif~ rige Verfechter der Frauenrechte tadeln dieſelbe auf das Schärfſte. Die zweite Vorleſung der Mrs. Froſt geſtern Äbend war nur ſchwach beſucht; die Polizei hatte Vorſichtsmaßregeln getroffen, doch hielten ſich die Blauſtrůmpfe fern. —— Rüthſeltafel. Nit B trag' ich oft ſchwere Laſt, Nit P bin ich ein ſchlimmer Gaſt. Nit W bin ich der Sorgen Feind, Doch nur wenn ich mit R vereint Und oft mach' ich gar viel Verdruß, Wenn ich mit N erſcheinen muß. Auflöſung des Räthſels in No. 63: Großvaterſtuhl.