Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, July 17, 1872, Image 2

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: Kurze Notizen. Von einer Geſellſchaft ſozial-tonſer~ vativer Bürger, iſ dem dentſchem Reichotag folgende Petition uůberreicht: „Wir unterzeichnete deutſche Maͤnner treten in Ehrerbietung vor den hohen Reichotag und bitten dringend/ ungeſaͤumt Geſehe anzubahnen und zu erlaſſen, welche alle Sonntago arbeit in Werkſtaͤtten und Fabrifken, außer wo, wie bei Hochoͤfen, das Feuer nicht auogehen darf, bei Bauten und auf dem Felde, alles Abhalten von Jahrmaͤrkten, Pferderennen ~., ſowie allen Güterver— kehr auf den Eiſenbahnen, an den Sonn~ und Feſt tagen allgemeiner Chriſtenheit durchaus und bei Strafe verbieten; auf den lehteren „auch den Pet~ ſonenverkehr der Sonntage auf einen Poſt- und Per ſonenzug zu beſchraͤnken“, dieſen aber auch an den ~ hohen Feſttagen (Charfreitag, 1. Weihnachtotag, 1. Oſtertag, 1. Pfingſttag und dem boffentlich bald ein zuführenden allgemeinen deutſchen Buß- und Bet tage), „gänzlich ruhen zu laſſen.“ Motive: „Unſer Volkoleben bedarf dringend der Neubefeſtigung und Beſchuͤtzung ſeiner religids- ſittlichen Grundlagen Cin amerikaniſches Blant hält es für unpaſſend, daß die Deutſche Reichöregierung 10,000,000 Thaler von der franzoöſiſchen Krieadentſchaͤdigung für einen künftigen Krieg zurͤckgelegt hat. Da die Franzoſen bereits vor dieſer Zurůcklegung Deutſchland ihre Re vanche angekündigt hatten, ſo war es offenbar ganz paſſend, daß die Deutſchen die franzoſiſche Revanche mit franzoſiſchem Gold aufgewogen haben. Unſer College wird zugeben, daß die Deutſchen ein prak tiſches Volk ſind. Wer die Muſik beſtellt, ſollte auch dafür bezahlen. Zur Illuſtration der,„Schulverhältniſſe in der Provinz Poſen“ dürften folgende Thatſachen dienen: In der katholiſchen Schule zu Wegieroki, bei Schroda, hat ſeit 1867 nur ein hoöͤchſt mangelhafter Schulunter~ richt ſtattgefunden, bio der Lebrer, der zugleich Poſt~ agent war, an Delirium tromons, ſtarb. Von 23. April 1871 bis November 1871, wurde gar kein Schulunterricht ertheilt. Aus der Gemeinde Lugo wino geht ſeit dem September 1867 kein Kind in die Schule, mit Ausnahme des Sohnes des Schaͤfers, welcher ſein Kind taͤglich 14 Meilen weit hin und zu—~ ruck zur Schule ſchickt. Bon Schulſtrafen gegen die Eltern iſt bis jept nichtos zu bhoͤren. Nach amtlichen Angaben iſt das Geſammtreſul tat der Zaͤhlung, daß allein in der preußiſchen Mo—~ narchie mehr als 1 Perſonen an einem Tage bei den Poſtbureaur ein- und ausgeben. Ein Poſtbeamter wurde 3124 Tage (zu s Stunden Arbeitozeit) oder rund v volle Jahre gebraucht haben, um dieſes Pu— blikum zu befriedigen. Berlin, 26. Juni. Der Bundesrath hat die von dem Parlament gemachten Abänderungen an dem Geſehentwurf, betreffend der Prosciption der Jeſuiten genehmigt. Hiedurch iſt der Entwurf zum Geſehe geworden, und die Vorſchriften deſſelben werden bald vollzogen werden. Die Ortovorſteher in Elſaß und Lothringen baben Befehl erhalten, die Liſten für die Militaͤraus bebung in Oltober anzufertigen Am 9. Juni Mittag, traf ein Blitzſtrahl den Straßburger Muünſterthurm, fuhr aber, ohne den Thnrm zu ſchaͤdigen, an den Ableitungodrähten herab und in die Erde. Der Knall war ſo ſtark, daß die Bewohner der Umgebung glaubten, es dabe der Blih ihre Wohbnung getroffen. Italien. Man verſichert, daß zwtſchen dem Papſte und dem Cardinal Antonelli, eine überaus heftige Scene ſtatigefunden hat, deren Veranlaſſuna ein Beſuch geweſen ſei, den Ricciotti Garibaldi dem Cardinal abgeſtattet. Es iſt ein ziemlich öffentliches Geheimniß, daß der Cardinal von einer Nonne ein Tochter hat, die er einer gewiſſen Gräfin Markoni nvertraute, welche vor der Welt als die natuürlid Mutter des reizenden Maͤdchens galt. Vor einiae Zeit ſtarb die Gräfin und ernannte einen Republitk ner, Namens Chauver, der Mitalied de „Interna tonale“ nnd Redakteur eines humoriſtiſchen Blatte iſt, zum Vormund d igeblichen Tochter. Ma kann ſich leicht vorſtellen, daß Her Chauver, der dac Geheimniß des Cardinals kennt, die Situation wol wuszubeuten verſtand und fuüͤr Se. Eminenz u Oualageiſt wurde Da verliebte ſich Ricciotti Gari baldi in die Schoöͤne, gewann ihre Gegenliebe und ging ſchnurſtracks zu Sr. Eminenz, dem Herrn Papa, um e Hand der Geliebten anzuhalten. Dem CLardinal kam die G enheit, ſich von dem Plage eiſte zu befreuen, ſehr gelegen, er bieß den Freier willkommen und erklaͤrte ſich bereit, die Schulden d prafumtiven S hwiegerſohnes zu bezahbl n, der hierauf dem Schwiegerpar e ceine Dankviſite abſtattete. Das wurde dem VPapſt hinterbr tund außerdem klagten ſich mehrere im Vadican accredirte Dir maten daruůber, daß ſie mit Ricciotti im Vorzimm des Cardinals zuſammenaetroffen ſeien Fol da von wart ngedeutete heftige Auftritt uerreih. Wien, 15. Juni. Die „.N. dr. er Beſuch des oeſterreichiſchen Kaiſero in zwiſchen den und 10. Sept. fallen. ſich aͤußerlich als Gegenbeſuch fuür den Palzburger -Beſuch des Kaiſers Wi r 1 die bohe politiſche Bedeutuna mindeſte Zweifel Die Reiſe des ~ ihrer Bedeutung entſprechende è Begleitung des Kaiſers durch perſtͤndlich, durch in andereo wahrſcheinlich. Die „Preſſe“ rde s Tage in Berlin verweilen e Waſſerboſe, von gewaltigem n der an der Donau gelegenen zuck 00 Gebäude und 2 Kane jch mehrere Bewohner ſind prden. on, 27. Zuni Im Parla d Granville und Gladſton ng der Verbandlungen ve ichte Hiernach wurde das ſtag benachrichtigt, daß d rauf den indirelten rder ieſelben nicht weiter berück du der beutigen Sitzung de« zland nach Beſtätigung der ten Forderungen ſeinen An ng zurück, und es wird nun Einzelnen vor dem Schiedo-~ Gladſtone antwortete auf ob Am ka die indirekten Waſb ngtoner Vertraa auf ine?k mit„Nein“ und ſagte, ingoverſchiedenheit unter d j h beiden Regierungen daruͤt Waſhiugton eine irkſame Wiederauſleben de direkte henf. 27. Juni. Das Schiedo~ ſich um Uhr beute L tt morgeuden Sitzung wird en t Mnſtige Mitt ~ wartet Shberman war ed nd ce Rublee, d kaniſchen Geſandt Die Mitgliedo« õ Schiede t laden, konnter ; aicht anweſend ſein. ditprrtteuude Canbention in Bal~ timore, hat eine Nomination fr Praͤſident und ; more de el Sirn em Bei der e er : Stimmen men wurden an verſchie~ vene unmen ent ·Er abgegeben. Auf Antrag wurde ſpãter die Nomination von Greeley und Brown einſtimmig gemacht, ſo daß jeht nur zwei Candidaten fur Praͤſideut im Felde ſind: Greeley und Grant. 1 —Eine Depeſche aus Genf ſagt Der Modus der Verhandlungen über die direkten Forderungen iſt noch nicht feſtgeſtellt, das Schiedogericht wird ſie aber wabhrſcheinlich in der Reihenfolge, wie die confoöderir~ ſten Kaperſchiffe ;ausgeruüſtet wurden, verhandeln nnd entſcheiden, ob Cngland für die von einem oder von allen Kaperſchiffen verübten Kapereien haftbar iſt oder nicht. Wenn dieß geſchehen, ſo wird das Schieds Igericht die Größe der Entſchäͤdigungsſummen in Er~ wäͤgung zieben. Wenn die Anſichten hierüber nicht zu weit auseinandergehen, ſo wird das Schiedogericht eine Bauſchſumme zwiſchen beiderlei Schaͤhungen feſtſehen. · Wenn jedoch die Feſtſetzung einer Bauſch~ ſumme nicht thunlich erſcheint, ſo wird das Schiedo~ gericht die Feſtſtellung der Entſchaͤdigungeu an die in dem Vertrage vorgeſehenen Schaͤher verweiſen und ſo ſeine Arbeiten beendigen. unſere Tauſchblatter aus dem Norden und We~ ſten berichten Morde und andere Gewaltthaten, die den erdichteien Kuklux-Greueln nicht nur gleichtom~ men, ſondern noch weit darüber binausgehen, aber die Gerechtigleito —Liebe der Radicalen laͤßt dieſe Dinge gänzlich unbeachtet. Warum ſendet Grant nicht ſeine Trabanten? —Von Stanley ſind uüber die Aufſuchung und Auffindung des Dr. Livingſtone Briefe angekommen, deren ſummariſcher Inhalt folgender iſt: Stanlev erreichte am 23. Sept. 1871 Unvanyembe, nachdem er unterwegs an Krankheit einen weißen Mann von ſeiner Begleitung, zwei Pferde und 27 Eſeln verlor. YPfuiliterariſches. Der Conſum von Litera~ turerzeugniſſen der ſchmuhigſten Art, muß im Lande ein enormer ſein; dies haben die Enthüllungen ge~ zeigt, die Dank der Thatigleit des Herrn Anthony Comſtock in New York täͤglich gemacht werden. Dieſer Herr bat binnen kurzer Zeit die Beſchlagnahme von Inicht weniger als 7 Tonnen ſolcher Schmachwerke veranlaßt und fördern die Prozeſſe, welche dieſerhalb gegenwaärtig in den Generalaſſiſen im Gange ſind, Dinge zu Tage, welche für Moral nnd Sittlichkeit ſehr bedenklich klingen. Der Diſtrictsanwalt mußte bei der Proceſſirung eines gewiſſen John Meeker, der des Verkaufes obſcoͤner Bilder und Bücher ange~ ſchuldigt iſt, mit Widerſtreben die empörende Mitthei— lung machen, daß manche New Yorker Maͤdcheninſti~ tute mit ſolchen Producten wahrhaftig überfluthet ſind. Bücher und Bilder der ſchamloſeſten Art wer~ den auf hunderterlei Arten dort eingeſchmuggelt; zu weilen ſogar in Blumenbouquets, in Nußſchaalen und Zuckerwerk. Süd-Amerika. Laut Nachrichten beabſich~ tigt die P. St. N. Co., zum Aus- und Einladen ihrer Dampfer 100 Chineſen einzufuühren, vermuthlich weil dieſe beſſere, zuverläſſigere Arbeiter ſind als un~ ſere faulen, diebiſchen Fleteros. Allein unheimlich iſt dieſes doch, denn bei dem Gelüſte nach billigen Menſchenfleiſch dieſer Söhne des himmliſchen Reiches der Mitte, lann es einmal paſſiren, daß man in einer Cazuela aufgegeſſen wird. In Lima muß es jedenfalls ungemuͤthlich ſein. Zwei chineſiſche Metzger wurden arretirt, weil man bei ihnen große Ouantitäten Menſchenfleiſch vorfand, ein Garkoch kam in Arreſt, weil er in ſeiner Cazuela einem Gaſte einen menſchlichen Finger mit dem Na~ gel noch daran zum Fruhſtück vorſeßte. Ein eigenthümlicher Erſatz für Hühner und Ha—~ meloknochen! Die Chineſen ſind ſchlaue Leute, die Ochſen ſind theuer, muß man kaufen die Menſchen braucht man nur zu fangen. Deßhalb rentiren ſich auch dieſe chineſiſchen Garküchen ſo gut, weil die ſchlauen Leute gleich das Betrieboscapital erſparen. („Deutſche Nachrichten“.) Ein vernünftiger Brief von Victor Hugo. Victor Hugo hat ſchon lange nichts ſo vernünftiges geſchrieben als folgenden Brief, welchen er an, Hrn. F. X. Trebois, den Gründer einer „Geſellſchaft für confeſſionsloſe Maädchenſchulen“ gerichtet bat: „Mein Herr! Ja wohl, ich ſchließe mich vollkommen dem beredten und unwiderleglichen Schreiben Louis Blanc an, und habe blos meine Un~ terſchrift darunterzuſetzen. Louis Blanc ſagt die reinen Wahrbeiten, und ſtellt die richtigen Principien des weltlichen Unterichts, ſei es für Knaben oder für Maͤdchen, auf. Was mich betrifft, ſo unterſcheide ich ſcharf zwiſchen zwei Dingen: der Erziehung und dem Unterricht. Die Erziehung gibt die Familie, den Unterricht muß der Staat geben. Das Kind will von der Familie erzogen und vom Staat unterrichtet ſein. Der Vater gibt dem Kinde ſeinen Glauben und ſeine Philoſophie, der Staat gibt dem Kinde den voſitiven Unterricht. Hieraus ſolgt ganz naturlich, daß die Erziehung religios ſein kann und der Unter~ richt confeſſionslos ſein muß. Das Feld der Erzie~ bung iſt das Gewiſſen, das Feld des Unterrichts iſt das Wiſſen. Sypäter, in dem fertigen Menſchen, er gänzen ſich dieſe beiden Leichten gegenſeitig. Ihre Stiftung eines confeſſionsloſen Maͤdchenunterrichto iſt ein logiſches und nůͤtzliches Werk, dem ich meinen Beifall zolle. Paris, 2. Juni 1872. Victor Hugo.“ —— Das „Geſinde-Geſetz“ in Provinz Preußen. Die „Volkozeitung“ bringt aus Ma— rienwerder eine Privat-Mittheilung uͤber die Aus wanderung aus dieſer Provinz, in der die Farben zwar grell und dick aufgetragen ſind, die aber unſere Leſer genugſam inteteſſtren dürfte, um den faſt ovoll ſtaͤndigen Abdruck zu rechtfertigen. Die „Volkoztg.“ ſchreibt: „Für unſere Provinz Preuſßen iſt durch das „Geſinde Geſetz“ vom 24. April 1854, eine Art Leibeigenſchaft in verbeſſerter Form geſchaffen worden. Die Folgen dieſer Maßregel zeigen ſich jett in der Auswanderung. Durch das bezeichnete Geſetz werden die Inſtleute dem gemeinen Geſinde ganz gleichgeſtellt. Die MiethoContrakte werden von dem Brodherrn abgefaßt und von dem ſtupiden Inſtmann, der nicht ein Wort verſteht, was im Contrakt enthalten iſt, unterkreuzt. Und dieſe Miethskontrakte haben ſchon manchen biosher tüchtigen Inſtmann zur Verzweiflung gebracht. Ihm gehört auch nichts und er kann auch nie etwas erwerben. Sehen Sie ſich mal die Wobnungen der Inſtleute an. Eine Lehmkathe, in der eine Perſon, wenn ſie uüber fünf Fuß groß iſt, kaum aufrecht ſiehen kann, mit einer Stube, welche zu Allem dienen muß. Fenſter und Schornſtein ſind Lurus, die Stellen der erſteren vertreten Oeffnungen, welche mit Brettern oder mit Stroh anogefüllt wer den, und der Rauch ſucht durch dieſe Oeffnungen Auosgang. Im Winter ſitzt der Schnee und Froſt oft fußdick an den innern Wänden der Stube und im Sommer bei Regenwetter gleicht lettere einem kleinen Bache. Dies ſind einzelne Thatſachen, von deren Richtigkeit man ſich maſſenbaft überzeugen kann. Von dem Schulunterricht wollen wir ganz ſchweigen. Deßbalb ergreift ein in ſolchen Berhaͤltniſſen lebender Mann jeden Strohbalm, um jeine Lage zu verbeſſern, lund wer kann es ihm verdenken, wenn er den locten lden Bildern von Amerika folat? Mancher bat noch die einzige Hoffnung, daß ed ibm entweder dort beſſer geht ober daß er untergehbt. Verſchweigen will ich nicht, daß auf einzelnen, aber auch nur ſehr wenigen Gütern die von mir geſchilderten Berhäaltniſſe nicht Mat greifen. Auf dieſen Gutern haben die Inſt~ leute eine einigermaßen gute Wohnung und ein leid liches Austommen, ſo daß ſie zufrieden ſein konnen mit Ruckſicht auf die obwaltenden veaſ Und auf dieſen Gütern faällt es Niemand auszu~ wandern.“ Sie ſremise Armee ſeit dem ſKriege. Als der Waffenſtillſtand des 28. Januar 1871 abgeſchloſſen wurde, beſaß ; Frautreich kein operationsfähiges Heer. Die Streitkräfte des Kaiſerreichs, die,„Ar— ſmeen von Metz und Chalons,“ befanden ſich kriegsgefangen in Deutſchland, von den militäriſchen Schöpfungen der Re— publik war die Loire· Armee bei Le Mdus geſprengt, die Armee Faidherbe's hatte ſich in das Feſtungs · Viereck des Nordens ; geflůchtet, diejenige von Bourbake wurde gerade über die ſchweizeriſche Grenze ge hdrängt, die Beſatung von Paris eapitu~ lirte. Die neugewählte Nationalverſamm— lung befand ſich alſo einem völligen Choas gegenüber, die Organiſation des Heeres mußte ganz von vorne beginnen. Und kaum waren aus Bordeaux die erſten Decrete in dieſem Sinne ergangen, da machte der Aufſtand der Commune ein planmäßiges Vorgehen unmöglich und zwang zu neuen Inproviſationen. Man ſchied nämlich aus den noch vorhandenen republikaniſchen Formationen die zuver läſſigſten Elemente aus, fügte Offiziere ſund Mannſchaften von den in die Heimat zurückkehrenden kaiſerlichen Regimenter ſhinzu und ſchuf ſo die Armee, welcher nach vielem vergeblichen Anſtrengungen endlich hdie Bezwingung der Rebellion gelang. Dieſe im Drange der Noth gebildeten Truppencorps ſind nicht wieder aufgelöſt ſworden. Sie wurden der Stamm des neuen Heeres, an welchen allmählig die ſübrigen recht buntſcheckigen Schoöpfungen des Herbſtes und Winters 1870—1571 angeſchloſſen wurden. Daß die Nachfol ger Leboeufs, die Kriegsminiſter der Ver ; ſailler Verſammlung, die den unfähigen Mann ſo oft geſcholten haben, bei dieſer Organiſation eine große Originalität ent faltet hätten, wird ſelbſt ein enthuſiaſti ſcher Bewunderer derſelben nicht behaup— ten; ſie hielten ſich vielmehr durchaus an bonapartiſtiſche Muſter. Die erheblich ſten Abweichungen von dem alten Syſtem beſtehen darin, daß die kaiſerliche Garde hnicht wiederhergeſtellt iſt, die Ulanen aneiers) gänzlich abgeſchafft ſind die Artillerie beträchtlich vermehrt iſt. Die Infanterie beſteht nunmehr aus 106 Linien- und 20 proviſoriſchen Regi hmentern. Jene zählen bereits durchweg : ; ; ; ; 4 Bataillone zu je 6 Compagnien; von dieſen ſehlt noch einigen das 4. Rataillon. Eines der vier Bataillone iſt im Kriegs— falle beſtimmt, als Depot zu dienen. Iſt die Organiſation der proviſoriſchen Regi menter vollendet, was noch in dieſem Jahre geſchehen ſoll, ſo werden ſie den ulen egamenteru einfach angeſchloſſen ſwerden. Die Zuaven 4 Regimenter zu 4 Bataillionen, ſind um 5, die Jäger 30 Bataillone um 9H Bataillone vermehrt! worden. Das Fremden Regiment 4 Bataill., die Turkos 12 Bataill., die Ze phyrs 3 Bataillione, hat die Republik in gewiſſenhafter Copierung des Kaiſerreichs wieder errichtet; das nennt man in Frank reich „Humanität und Civiliſation“. Dieſe „Elitetruppen“ mit eingeſchloſſen, beläuft ſich die geſammte Infanterie auf 569 Bataillone, was gegen früher ein Plus von von 198 Bataillionen ergiebt. f Die neune Formation der Cavallerie weicht inſofern von der alten ab, als jetzt hjedes Regiment 6 Schwadronen zählt, d. h. ſo viel wiebbei der ehemaligen Garde.! Dagegen iſt die Zahl der Regimenter (63) ſunverändert geblieben. Die Guiden· nnd das Carabinier· Regiment ſind, weil ſie an die garde-imperiale erinnern würden, nicht wieder formirt; ebenſo wenig, wie ſchon bemerkt, die H Laneiers Regimenter; die Franzoſen laſſen uns den lllan ein Faetum, in welchem man wohl einen der Beweiſe von Selbſterkenntniß ſehen darf, wie ſie ſich hin und wieder, freilich ſehr ſelten, ſogar im heutigen Frankreich ſfinden; vielleicht hat hier auch die ergötz liche Mär, welche den Ulanen für eine beſondere Völkerſpecies ausgiebt, ihr Spiel getrieben. Dafür ſind die Cüůraſ ſſiere und Chaſſeurs um je l, die Drago ner um 7, die Huſaren um 2Regimenter vermehrtt. Die Dragoner, Hnſaren und Chaſſeurs tragen jetzt durchweg Chaſſepot Carabiner. Selbſtverſtäͤndlich hat auch die Reiterei ihre afrikaniſchen Eigenthüm lichkeiten (4 Regimenter Chaſſeurs d Afrique, 3 Regimenter Saphis) in die neune Ordnung der Dinge hinüber gerettet. Die Vermehrung beträgt im Ganzen nur 28 Schwadronen. Das iſt weder ein Symtom friedfertiger Geſinnung, noch eine Geringſchaätzung dieſer durch den jüngſten Krieg ſo glänzend retablirten Waffe, ſondern ausſchließlich eine Folge des ſtark geſchwächten Pferdeſtandes. Deſto mehr iſt die Artillerie verſtärkt worden. Man kann kaum ein franzöſi ſches Buch ůber den jüngſten Krieg leſen ohne ans eine nachdrückliche Hervorhebung der groößeren Tragweite unſerer Geſchütze der größeren Stückzahl der deuntſchen Heere, der größeren Präciſion unſerer Kanoniere zu ſtoßen. Nun ſind ja un zweifelhaft die Leiſtungen der deutſchen Artillerie bewundernswürdig genug ge~ weſen, aber ſo viel ſtehi andererſeits feſt daß jene ůberſchwänglichen Lobeserhebun-· gen dieſelbe pſychologiſche Erklärung her· ſausfordern, wie die 1566 dem Hinterlader geſungenen Dithyramben. Man iſt be· ſiegt, das muß leider zugegeben werden: aber nicht etwa durch geiſtige und ſitt. liche Ueberlegenheit, ſondern wenn wir ſeinmal von dem Capitel des Verrathes abſehen durch die numeriſche Ueber macht und die volleudeteren Zerſtörungs werktzenge. Dieſen Sinn hat es, wenn die bisherigen 24 Regimenter Artillerie auf 30, die bisherigen 224 Batterien auf 285 erhöͤht worden ünd. Sehr zu be zweifeln iſt allerdings, ob letztere ſchon mit der erforderlichen Anzahl von Stücken (710 gegen die bisherigen 1140) ausge· lrüůſtet ſind, denn die Verluſte, welche! Material jeder Art erlitten hat, ſind geradezu koloſſal. Der Infan— terie fehlten vor Kurzem noch eine halbe Million Gewehre, die Artillerie bedient ſich nöch der im Laufe des Krieges durch die hergeſtellten Ge~ ſchütze, ſie harrt noch der Einführung eines einheitlichen Kalibers Von Mi~ trailleuſen· Batterien verlautet nichts; viel~ leicht hat man ſich von ͤhrer Unzweckmäſ ſigkeit überzeugt. Ohne die Gensd'armerie und die ſogen nante garde republicaine (eine in Paris ſtehende Sicherheitstruppe) zählt die Armee gegenwärtig 433,622 Mann (371,124 in Frankreich, 62,498 in Algier): faſt 12 Prozent der Bevoölkerung, genaner 1,34 Prozent. Das Budget für 1873 hat zwar eine Vermindernng um etwa 10,000 Mann in Ausſicht genommen, aber auch ſo bleibt die Zunahme gegen die Friedens ſtärke des kaiſerl. Heeres (380,246 Mann) ſehr beträchtlich, namentlich wenn man den Verluſt von Elſaß und Lothringen (4,600, 000 Einwohner in Anſchlag bringt. Eine Rekrutirung hat ſeit dem Kriege nicht ſtattgefunden, weil die nene Rege— lung der Militärpflicht abgewartet werden ſollte. Man begreifſt hiernach, warum die Heißſporne ſo ſehr auf Berathung des betreffenden Geſetzes gedrungen haben; doch iſt dieſer Ausfall, welcher durch die Verzögerung derſelben herbeigeführt iſt, geringer, als es ſcheint, da ja in Folge von Gambettas Decreten die geſammte waffenfaͤhige Mannſchaft bis in ein ziem lich ene Alter hinab nothdürftig in den Waffen unterwieſen iſt. Es iſt der Vorſchlag gemacht, die terri torialen Militärdiviſionen und Unter ·Di viſionen abzuſchaffen und an ihre Stelle nach deutſchem Muſter Provinzial· Armee— corps zu ſeten, die bereits im Frieden in hDiviſionen und Brigaden eingetheilt ünd und deswegen die Mobilmachung ſo außerordentlich erleichtern. Aus Grün— den, die ſicherlich überwiegend politiſcher Natur ſind, hat ſich die franzoöſiſche Regie rung bis jetzt gegen dieſe Reform geſträubt. Auch ein Artitel des Spectateur militaire, a angeſehenſten frauzoöſiſchen Militär Zeitſchrift, bekämpfte ſie jüngſthin, und a mit Argumenten, die ſo recht den Geiſt des modernen Frankreichs charak~ teriſiren. Einmal, heißt es, will der fran zöſiſche Soldat, wenn er nicht weit von ſeiner Heimat ſteht immer Urlaub haben, ſodann iſt im Falle ſtarker Verluſte die Gefahr vorhanden, daß ſich eine große Trauer und Mißſtimmung über einen ge— wiſſen Landſtrich verbreitet (hätten wir franzoſiſche Zuſtände, ſo würde alſo wohl unach der Schlacht von Bionville ein Auf— ſſtand in der Mark Brandenburg ausge— brochen ſein;) endlich kann in einer Gegend ein ſehr radikaler Geiſt herrſchen, und die— ſſer würde die Diseiplin der betreffenden Regimenter lockern. Ao keine Provinzial· Armeecorps. Dafür iſt ein bedeutender Theil des ſtehen den Heeres (faſt die Hälfte der geſamm— ten Infanterie) in und nahe bei den gro— ßen Städten aufgeſtellt; 2 ganze Corps ſtehen in Paris; 3 andere lagern in der Nähe, ein ſechſtes befindet ſich in Lyon und dem benacharten Lager von Satho— nay. Vergebens bekämpfen einſichtige Militärs die Leidenſchaft des gegenwärti tigen Praͤſidenten für ſtehende Lager; die ſelbe wurzelt in politiſchen Motiven. Der Bildung des Offizierſtandes iſt nenerdings eine erhöhte Sorgfalt zuge wendet worden. Diejenigen, welche in die ecole speciale militaire Von St. Cyr eintreten wollen, müſſen das Diplom eines bachelier des sciences oder des lettres beſitzen; die Vorſchriften über die Exa— mina ſind den deutſchen Beſtimmungen angeglichen worden; von 1873 an iſt das Studium der deutſchen Sprache obliga— toriſch. Für Artillerie und Genie ſoll eine beſondere Schule in Fontainebleau errichtet werden. Endlich dürfte die Mittheilung intereſ— ſaut ſein, daß ſeit einigen Monaten auf allen franzöſiſchen Gymnaſien ein mili— taäriſcher Unterricht ſtattfindet, der ſich be ſonders ans das Exereiren erſtreckt. ~ ſ —— Ç e ——T— Aus Deutſchland. Die Geſammtans— prägung von Reichsgoldmünzen ſtellt ſich bis jetzt auf 146/3379,540 Mark. Die Frage, warum man ſo wenige 20 Martk— ſtücke im Verkehr ſieht, beantwortet ſich dadurch, daß ein großer Theil der Stücke ſin den Reichskriegsſchaß wandert, der be— kanntlich für 40 Millionen Thaler Gold aufnehmen ſoll. Viele nenen Goldſtücke verſchwinden übrigens auch in den Pri vatſparbüchſen wogegen die dort bisher beliebten Doppelthaler jetzt zahlreicher als je in den Verkehr kommen. Eine Aus— wanderung der nenen Goldſtücke iſt zu Zeit nicht zu befürchten, da der Goldpreis dafür zu niedrig ſteht. Die Regierung kaunft an der Boörſe noch immer das Goldſ ſo billig, daß ihr die Herſtellung der 20/ Markſtůcke einen Ueberſchuß gewährt. 3u den Ansprägungen ſind bis jetzt 100,000 Pfund Gold an die verſchiedenen Münzen vertheilt worden. Die ſüddeutſchen Staa ten brauchen die daraus geprägten Gold· ſtůcke nicht wieder nach Berlin abzuliefern bielmehr?wird der Werth des Goldes als Vorſchuß ans ihren Antheil an der fran zöſiſchen Kriegsentſchädigung angerechnet. Eine Anzahl achtbarer und angeſe· hener Mäuner aus allen Theilen Deutſch— lands hat einen Aufruf erlaſſen, worin der Vorſchlag gemacht wird, den 2. Sep· tfember als deutſches Nationalfeſt zum An denken an die glorreichen Erfolge des Krieges von 1870—71 und die Wieder· aufrichtung des deutſchen Reiches allerſ Orten zu feiern. Es ſoll ein Tag des Dankes gegen Gott, der Ehre für die le· ſ benden Sieger, des Jubels für das ganze Volk ſein. Wir empfehlen den Borſchlagſ auch unſerer Seits zur Erwägung. Ueber die ſchlimme Lage der armen ſ Weber haben zwei Sozialiſten bereits vor ſ 4 Wochen folgenden Bericht erſtattet, der bis jetzt nicht widerlegt worden iſt, ob· ! wohl von wohlwollender Seite dringendſ um Widerlegung erſucht wurde, wenn eine ſolche gegeben werden koöͤnne. „Dieſel Leite,“ heißt es in dem Bericht, „ſitzen von 5 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends am Webſtuhl; dann müſſen ſie noch bis 11 odet gar iaeer ilen, damit ſie den andern Morgen wieder an's Weben tkommen tkoönnen Die Feauen, welche fůr die Fabutken Shulen machen, verdie· f nen taäglich 13 Sgr. und bei großer Gewandtheit 22 Sgr. Das gewöhnliche Nahrungsmittel ſind Kartoffeln, die mit einer Sauce von etwas Talg und Mehl Jahr aus Jahr ein täglich auf den Tiſch~ tommen. Glücklich ſind die Leute, wenn ſie das noch regelmäßig haben. Butter und Fleiſch kennen ſie nur dem Namen nach~ Königsberg. Vor einigen Tagen wurde eine Schiffer FFamilie aus Elbing bei der Mittags · Mahlzeit ſehr unangenehm überraſcht. Das Schiff hatte nämlich 28 Laſt Weizen geladen und ſollte hier löſchen das Getreide muß aber jedenfalls unter-~ wegs feucht geworden und gequollen ſein und den untern Raum auseinander ge~ drängt haben; ein Knall und nach einer Minunte war von dem Schiff nichts mehr zu ſehen. Der ſchnellen Hilfe gelang es, die Beſatzung zu retten. Leider iſt der Schiffseigenthümer ſo unvorſichig geweſen die Ladung nicht zu verſichern. Man hat Anſtalten getroffen, das Scbiff aus dem Grunde herauszuwinden. München. Im verſloſſenen Jahre 1871 wurden bei den Schwurgerichten des Königreichs Bayern 12 Todesurtheile aus geſprochen, naͤmlich 5 vom Schwurgericht für Oberbayern, 4 bei jenem für die Ober pfalz, 2 bei jenem für Oberfranken, 1 bei jenem für Mittelfranken. Die Wittwe des Sohnes des Erfinders der Lithographie, Senefelder, eine Fran, welche bereits das 60. Lebensſjahr zurück gelegt hat, befindet ſich in bitterer Noth und hat ſich an den Magiſtrat um Unter—- ſtützung gewendet. Ihre Schwiegermut ter, die Wittwe Senefelders ſen., hat ſei— ner Zeit ihr ganzes Vermögen dem Ma— giſtrate vermacht und dieſer hat beſchloſſen aus den 2033 fl. betragenden Renten deſ~ ſelben der Bittſtellerin eine monatliche Unterſtůützung von 12 fl. zu gewähren; das Collegium fand dieſen Betrag zu niedrig und beantragt, dieſe Unterſtützung auf monatlich 20 fl. zu erhöheu. Ein intereſſanter Prozeß hat ſich vor einiger Zeit in Regensburg abgewi ckelt. Profeſſor Schoöͤntag in der erſten Gymnaſialklaſſe hatte einen Schüler, wel~ cher notoriſch ſeine Aufgabe abgeſchrieben einen „gemeinen, erbärmlichen“ Menſchen genannt. Darüber ſtellte, nicht zufrieden daß der Profeſſor vom Rectorate ůber das Ungeeignete dieſes Ausdrucks einen ſchrift lichen Verweis erhielt, der Vater des Gymnaſiaſten Klage beim Stadtgerichte an, welches den Profeſſor frei ſprach. Der Vater wendte ſich nun an das Be— zirksgericht, aber auch von dieſem wurde der Profeſſor frei geſprochen. Und der Kläger iſt nicht etwa ein vornehmer Be amter oder dergleichen, ſondern ein Poſt— bureaudiener! Bei der öffentlichen Ver handlung waren acht Gymnaſiaſten als Zeugen zugegen. (Franzoſiſche Grillen.) Die Men— ſhen genügen den Franzoſen nicht mehr, um Enthüllungen über den für ſie ſo we nig ehrenvollen Krieg zu machen. Die Thiere, welche nur in graner Vorzeit ſich über Staatsaktionen unterhalten und dem Menſchen ihre Geheimniſſe mittheilen müſſen jetzt den Franzoſen dienen, un: ihnen die Gedanken der dentſchen Heeres leitung zu verrathen. Ein weiſer Mann der die Sprache verſteht, welche die Pferde ſprechen, und vielleicht noch beſſer auf die welche der Eſel verſteht, hat in Paris ein Buch mit folgendem Titel erſcheinen laſſen. Hiſtoriſches Tagebuch des Reitpferdes des Königs von Preußen, enthaltend ſeine Betrachtungen über den Krieg von 1870 und 1871. —— “ Landbau. So eben kommt uns zur Hand der „Monthly Report of the Department of Agricultũüre tor May and Juni 1872, Washington.“ Ueber die Weizen-Ernte wird dem „Commiſſionär“ berichtet, daß von 903 Counties der Ver. Staaten, 48 Pro— zent eine ſchlechte Ernte iſt. 22, eine ge— wöhnliche, und 30 Prozent eiue außer ordentlich einträgliche zu erwarten ſteht. Unter 67 Counties in Miſſouri klagen 55 über eine ungünſtige Ernte; in Illinois hört man die Klage von 26 unter. 52; in Indiana von 38 unter 56; in Michigan von 25 unter 35; in Ohio von 48 unter 52; in Weſt ·Virginien von 21 unter 28; in Tenneſſee von4unter37; in Georgia von Hl unter 57; in Sůd · Carolina von 3 unter 14; in Nord · Carolina von 12 unter 45; in Alabama von 2 unter 21. Lehre. Man hat es uns abſtreiten wol len, daß die ſůdlichen Staaten, wenigſtens große Strecken derjelben, für den uens des Weizens geeignet ſind. Die amtlichen Tabellen zeigen nun, daß der Weizen in unſeren Gegenden viel beſſer ſteht, wie im Norden, und einen reichlicheren Ertrag verſpricht. Im Durchſchnitt wird in den Ver. Staaten der Ertrag eines Ackers auf 12 Buſhel berechnet; wir wiſſen aber, daß umſichtige Arbeit unter ſehr ungünſtigen Umſtänden 20 Buſhel von einem Acker erzielte, und von einem halben Buſhel Ausſaat eine Ernte von 14 Buſh. erhielt. Dazu iſt der ſüdliche Weizen ſchwerer und beſſer. Im Durchſchnitt wird das Gewicht eines Buſhels auf 60 Pfund berechnet, in Süd- Carolina ſind uns Fälle vorgekommen, daß er auch wohl 66 bis 67 Pfund wog, und das macht ſchon einen bedeutenden Unterſchied, ſelbſt dann, wenn die Ernte des Farmers auch nicht mehr wie 100 Buſhel beträgt. Ein Blick auf die oben mitgetheilten Nachrichten zeigt, daß der Süden nicht hinter dem Norden zurückſteht. Iſt gleichwohl der Geſammt— Ertrag nicht ſo groß wie im Norden, ſo muß man bedenken, daß Weizen nicht fůr das Haupt Erzengniß unſerer Slaaten gilt. Deſſen ungeachtet pflanzt jede Fa— milie, ſo weit uns bekannt iſt, Weizen ge— nug, um ihrem Bedarf reichlich zu genü gen. Die Eelzenten den Ver. Staaten wird dieſes Jahr auf 220,000, 000 Buſhel berechnet. Nehmen wir 100 als die ge wöhnliche 34 ner vollkommenen Ernte an, ſo ſteht rtna in Nord- Carolina auf 1L in Süd arcline 97, in Georgia 105 (M, in New Lork 68, in New Jerſey 70, in Penſylvanien 70, in Maryland 70, Delaware 70, Ohio 22, Michigan 75 Indiaua sõ, Illinois 80, Mtioue ~ ~ Wisconſin, Minneſota, Jowa 80, lear. 117, Artauſas 110, Alabama 115, Miſ ſiſſippi 104, Texas 117. Baumwolle. Es wird dieſes Jahr mehr Baumwolle bepflanzt als früher. Nehmen wir den im letzten Jahre mit Baumwolle bebauten Flaͤchenraäum als Mittelzahl an, ſo finden wir, daß er Aeitelzapl an um 18 Prozent ſeiner Ausdehnuug ſeit lezten Januar bergrößert wurde. Die Zunahme beträgt in Nord— Carolina 16 Prozent des Flächenraums, im Vergleich mit dem vorhergehenden Jahres; in Süd-Carolina 9 Prozent, in Georgia 12 Prozent, Florida 10, Ala bama 11, Miſſiſſippi 10, Louiſiana 11, Texas 18, Arkanſas 16, Tenneſſee 12. Die folgenden Zahlen ſollen den vermuth— lichen Ertrag bezeichnen. 100 bedeutet eine gewöhnliche Ernte, vergleichsweiſe da mit ſteht die Baumwolle iu Nord- Caro~ lina auf 96, Süůd-· Carolina auf 92, Flo rida 95 Georgia 96, Alabama 105, Miſſiſſippi 100, Louiſiana 104, Texas 100, Arkanſas 98, Tenneſſe 101. ; Roggen. Die Zahl Hundert bezrid net den Ertrag des letzten Jahres. Nach den Berichten des Monats Mai und Juni ſteht die Roggenernte in Peuſylvanien auf 76, iu Deleware 55, in Maryland auf 65, in Virginien auf 33, in Nord-~ Carolina auf 100, in Süůd-Carolina auf 93, in Georgia auf 109, in Florida 9, Alabama 113, Texas 108, Arkanſas 102, Tenueſſee 105, Kentucky 105, Ohio 82, Michigaa 93, Indiana 91, Illinois 95, Wisconſin 99, California 108. Lehre. Auch in Hinſicht auf den Er trag dieſer Getreideart darf der Süden den Vergleich mit irgend einem der viel geprieſenen Staaten iin Norden und We— ſten nicht ſcheuen, zumal da man im Süů— den den Anban des Roggens häufig als eine Nebenſache anſieht, und nicht den be~ ſten Boden dazu wählt. In Alabama und Georgia ſteht dieſes Jahr der Roggen am beſten, im Vergleich mit allen andern Staaten der Union. Gerſte. Der Stand der Gerſte wird in New York mit 80 bezeichnet, in Penn ſylvanien mit 75, Maryland 55, Nord— Carolina 99, Süd Carolina 190, Georgia i~ Alabama 113, Teras 125, Tenneſſee 107, Ohio 69, Michigan 98, Indiana 85, Illinois 56, Wisconſin 99, Jowa 102, Miſſouri 80, California 98. ; Hafer. Die Haferernte wird in Nord Carolina mit bezeichnet; in Süd-·Ca rolina 87, Georgia 92, Florida 87, Ala— bama 82, Miſſiſſippi 59 Louiſiana 101, Texas 110, New York 93, Pennſylvanien 90, New Jerjey 90, Delaware 66, Mary land 70, Ohio 94, Michigan 100, Indi— ana 103 Illinois 106, Wisconſin 103, Minneſotta 108, Jowa 108, Miſſourie 110, Nebraska 115. Aus obigen Angaben geht es deutlich hervor, daß der deutſche Bauer ſich nicht ſchenen darf, ſich in den ſüdlichen Staaten anzuſiedeln. Die Produkte die er im al-~ tem Vaterlande zog, gedeihen auch unter unſerem Himmelsſtrich. Dazu kommt ein geſundes Klima. Menſchen werden unter uns eben ſo alt und älter wie in den nördlichen Staaten. Der Winter iſt ſtets milde, und währt höchſtens G Wochen, und der Sommer iſt nicht beſchwerlicher wie im Norden. Eben ſo reichlich wie die Feldſaaten gedeihen auch die Garten und Baumfrüchte und viele erreichen eine Nollkominenheit die in einem andern Klima nicht erlangt werdenkann. Durch eine umſichtige und verſtändige Behand lung kann der VBoden ſehr ergiebig ge macht werden ſelbſt dann, wenn er es nicht ſchon in ſeinem Urzuſtande iſt, und der nachdenkende Bauer kann von ihm zwei auch wohl drei Ernten im Jahre er prten Wären dieſe Thatſachen allge mein bekannt, ſo wůrden unſere Staaten bald das Hauptziel der Einwandernng werden, deun es braucht dem Verſtändi gen nicht wiederholt zu werden, das alle Gerüchte welche von unſeren Feinden über unſere ſozialen Zuſtände ausge ſprengt werden, muthwillige Lügen und boshafte Entſtellungen und Verzerrungen der Wahrheit ſind. ——— Auſflöſung des Rüthſels in No. 64: Bein. Pein. Wein. Rein. Nein. tarthttcetttob cil htentdedtethtttoniden dirinddlattdden dide odtideddlddlſttoddſud d—bag diutodddididdurtbdeſEdil: itotid ſMii Miinddotlddit didddbddddedaldde ldiddadcdcdoadadtatt Pic-Nic der German Friendly doeciety, im VERNON HOUSE, White Bluff, am Montag, den 22. Juli 1872. Die deutſche Blech~ und Streichmuſik~Geſellſchaften ſind für dieſe Feſtlichkeit engagirt. Das Arrengements·Comite hat alle Vorbereitungen für einen Vergnügungstag getroffen. Karten zu Fl. geſtatten den Zutritt für einen Herren und zwei Damen. Preis der Rundfahrt: Für Erwachſene 50 Cts. für Kinder und Dienſtboten 25 Cts. Züge fahren nach der Ordnung des Fahrplans; und ein Extrazug wird zwiſchen 11 Uhr morgens und 3 Uhr nachmittags fahren, die beſtimmte Zeit dafür wird im Fahrplan angezeigt werden. Karten ſind zu haben bei Capt. John H. Stegin, Präſident, A. Heller, Chas. Gaßman, W. Scheighiug, A. Stiefvater und C. Haas, in H. L. Schreiner's Buchhandlung, im Planters Hotel, bei B. Basler, im Meve's Eisrahm~Salon und in Herſchbach's Cigar~ renhandlung Weinkeller unter dem Exehange Building. Eingang von der Weſtſeite. Importirte Nheinweine und Champagner beſtaͤndig vorräthig. 56 Andrew Göbel.