Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, July 31, 1872, Image 2

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Greeley und Grant. Wir haben bisher ſehr wenig über die politiſchen An telpeudeiten des Landes geſagt, nicht weil wir gegen das Wohl des Landes gleichgůltig ſind, ſondern weil wir die Sache unpartheüſch und ernſt auffaſſen, und unſer Urtheil nicht von perſönlichen Vortheilen, Wünſchen und fnungen beherrſchen laſſen. Das Unglüůck des Lan des iſt, daß ſeine Politik von Menſchen geleitet wird, die, wie ſich die Ereigniſſe auch geſtalten moͤgen, bei Beränderungen Viel zu gewinnen und Nichts zu verlieren haben. Daher kommt es, Leichtſinn in allen Verhandlungen das vorherr—- ſchende und das meiſte in die Augen fal lende Symptom iſt. Etwas Enen und Belehrendes finden wir weder in den Ver-~ ſammlungen noch in der Kritik ihrer Be— ſgtnſe Man vergeſſe nicht, dalnier Wohl weder von Greeley noch von Grant, ſondern von der Geſinnung des Volkes abhängt. In dem Volke liegt die Sou veränität des Reiches, und dieſe ſpricht ſich in der öffentlichen Meinung ans. Sähen wir nun eine wirkliche Umkehr, wenigſtens eine ernſte Reue ůber die be ſangenen Fchler und Irrthümer, und den eſten Vorſatz von dem Schlechten zum Guten, von der Lüge zur Wahrheit, von der Selbſtſucht zur ennůhigkeit, von dem Gemeinen zum enn vom Wahn zur Vernunft, von der Einbildung zur Durchbildung, von dem kleinlich Erbärm lichen zu dem achtungswerthen Großen zurückzukehren, ſo wůrden wir die Gele genheit und den Mann, die uns zum ge ivůnſchten Ziele fůhren koönnten, mit Freu den begrůßen und herzlich willkommen heißen. Aber an eine Aenderung der Grundſäͤtze und des Syſtems iſt nicht zu denken. Es ſind nicht andere Abſichten, ſondern nur andere Menſchen, und daß dieſe Menſchen beſſer als ihre Vorgänger ſein werden, wer darf es mit Gewißheit behanpten. Die Thaten des Praäſidenten Grant können wir nicht loben. Er gefallt ſich in der uiederen Schichte des Lebens, daß Erhabene, Ideale, Unſterbliche in ſeiner Amtswürde, ſcheint ſeinem Geiſte ſo fern zu liegen, daß es ſeiner Bruſt auch nicht einen ſehnſuchtsbollen Seufzer entlockt, ſeinen genußſüůchtigen Schlaf nie durch die goldiggewebten Träume des Ruhmes ſtoͤrt, und ſein Gewiſſen nicht mit dem Gedanken an eine feierliche Ver— antwortlichkeit fůr die Folgen ſeiner Hand lungen plagt. Verantwortlich iſt er, ja ſchwer verant wortlich fůr nnausſprechliches Leid, un-~ endliche Unbill welche den Süden drüct, aber nicht mehr verantwortlich wie Greeley. Es iſt allerdings wahr, daß Stimmen im Süden laut werdeñ, welche Herrn Greeley als ihren Präfidentſchafts· Canditaten an ſehen, aber es iſt nicht jener berůchtigte Zeitungsſchreiber, genannt Philoſoph. auch nicht der Greeley der Gegenwart welcher die Rolle des Allergnädigen ſpielt und ſich von den „Geiſterklopfern, belehren läßt, ſondern es iſt der Mann, der, ſo erwartet man, den Geiſt eines Waſhington befragt und die Fußſtapfen unſerer weltberühmten Patrioten aufſucht an denen die Bergan— genheit unſerer Heimath gerade nicht arm iſt, um die Regierung aus dem g rinth der geiſtigen und moraliſchen Ver— kommenheit, auf den Weg der Wahrheit, Gerechtigkeit und Ehre zu führen. Man will nichts anderes, als daß Herr Greeley unterſſeinen Mitbürgern, welcher Fraction ſie auch angehören mögen, die beſten und edelſten Männer erwähle, um mit ihnen vereint das Vaterland vom Rande des unvermeidlichen Verderbens zu retten. Hoffnung allein mag den Süden mit der Gegenwart auszuſöhnen. Dagegen ſind wir berechtigt zu fordern, daß auch Herr Greeley und ſeine Freunde die Gedanken ihrer Vergangenheit ſich aus dem Sinn ſchlagen. Deshalb riethen wohlmeinende rr~re den berühmten Farmer bei dem Boſton- Jubileum, nicht zu ſprechen, und wenn ihm die Erreichung ſeines Wunſches am Herzen liegt, ſo würde er wohl daran thun, mit Bekämpfung ſeiner nnendlich großen Eitelkeit der Meinung ſeiner ver ſtändigen Rathgeber zu folgen Daſſelbe ſilt von ſeinen Freunden. Bis jett! herrſcht in den Reden dieſer Leute zu viel Einſeitigkeit um uns von der Wahrſchein lichkeit ihres Trinmphs zu überzeugen. Es thut uns leid wahrnehmen zu müſſen, daß ſelbſt ein Karl Schurz noch nicht gelernt hat, den Charakter des Südens zu beurtheilen. Unangenehm iſt uns der unverdiente Tadel dieſes unruhigen Man—- nes, aber ſein vermeintliches Lob iſt noch ſchwerer zu tragen, da er in ſeiner am 22. luli in St. Louis gehaltenen Rede be— merkt, daß der Süden es war, welcher bei der Cincinnati·Covention die Nomination von Greeley und Gratz durchſette. Fit dieſes Lob möchten wir unſern unterthä uigſten Dank ausſprechen; doch whem ge ührt dieſer Dank? Mau ſagte uns, aß wenn Herr Karl Schurz ſich haͤtte ũůberwinden können, die Präſidentenſtelle bei jener Convention auszuſchlagen, ſo waͤre es ſeinen geheimen Freunden den Herren Gratz und Blair wahrſcheinlich nicht gelungen, die Hoffnung der beſſeren der Union zu vereiteln. und Herr Adams wäre nominirt wor· den. Man ſagt wiederum, daß dieſer Abkömmling einer berühmten Familie, den das ganze Land crnumien o würde begrüßt haben, an die Seite geſehßt wurde, uni das Ruſſenthum insbeſondere die Fe nier, der Partei nicht zu entfremden. Und nun in der eilften Stunde wird die·! ſer zweideutige Erfolg dem Suůͤden zuge ſchrieben! ; ; Solch eine Behauptung möchten wirl einem Demagogen verzeihen, aber einem Deutſchen iſt ſie unverantwortlich; denn Miſſonri war zwar ein Sclavenſtaat aber deshalb nicht ein ſüdlicher Staat. Aufrichtige und nachdenkende Menſchen werden uns deshalb rechtfertigen, indem wir die Freundſchaft der Herren Greeley und Schurz nicht außerordeutlich hoch an ſchlagen. Ohne Rückſicht auf die Perſon ſind wir bereit mit jedem wahrhaftigenPa trioten fůr das allgemeine Wohl des Landes zu wirken. Die Bewohner des Sůdens kommen um die wankenden Sinten des Vaterlandes zu ſtůͤten, und ſie kommen nicht im Kittel der Berbrecher nicht in dem Buß ·Gewande von Canoſſa, nicht als moraliſche Bettler. Die Abſichten und Handlungen ihrer Bergangenheit ge hören vor den Richterſtuhl der Vibie dort werden ſie einſt unpartheiiſch unter ſucht und nach ihrem wahren Werthe be— urtheilt werden. Es kommt Keinem zu, und deshalb auch dem Norden nicht, in ſeiner eigenen Angelegenheit, das Richter— amt auszuben. Es will uns ſcheinen, als ob der Nor den ſo oft er von ſůdlichen Gegenden träumt, von Geſpenſtern gequält würde. Die Geſpenſterfurcht nehmlich iſt in dem Hauptquartier der „Geiſtertlopfer“ noch nicht überwältigt worden. Die Bürger des Südens kommen um das Wohl des Landes mit ihrem beſten Verſtande und Vermögen zu befördern, und ſie kommen als Ebenbürtige. Werthvolle Bundesge noſſen werden ſie demjenigen ſein, der es verſteht, ihre Selbſtachtung unverletzt zu bewahren. Ein Menſch der ſeine Selbſt achtung aufopfert, iſt Nichts werth. Ob Lenunte für Greeley oder für Grant ſtimmen, oder ſich der Abſtimmung enthal~ ten ſollen, das haͤngt von Umſtänden ab, deren Beurtheilung wir Jedem Einzelnen überlaſſen. Es muß im öffentlichen Le— ben frůher oder ſpäter eine Aenderung eintreten. Wo ſich die Neigung einer grůndlichen und durchgängigen Reform am ſtärkſten zeigt, dahin wird die Sym phatie des Südens ſich wenden. Um einen beſtimmten Entſchluß zun saßen, verlangen und erwarten wir helleres Licht. Der Räumungs-Vertrag. Art. 1. Frankreich verpflichtet ſich, die gedachte Summe von drei Milliarden an folgenden Terminen abzutragen, nämlich: 1) eine halbe Milliarde Franken, zwei Monate nach Austauſch der Ratifi— kationen des gegenwärtigen Vertrages; 2) eine halbe Milliarde Franken, am 1. Februar 1873. 3) eine Milliarde Franken, am 1. März 1874; 4) eine Milliarde Franken, am 1. März 1875. Frankreich iſt jedoch befugt, die am 1. gltuar 1873, 1. März 1874 und 1. tärz 1875 zu zahlenden Summen theil. weiſe, in Beträgen von mindeſtens hun dert Millionen Franken, oder vollſtändig vor Ablauf dieſer Termine zu zahlen. Im Fall einer anticipirten Zahlung wird die franzoſiſche der dentſchen Regierung einen Monat zuvor Kenntniß geben. Artikel 2. Die im dritten Alinea des ſiebenten Artikels des Friedensvertrages von 10. Mai 1871 und in den Separat~ protokollen von 12. Oktober 1871 getrof-~ fenen Verabredungen finden auf alle nach Maßgabe des vorſtehenden Artikels zu leiſtenden Zahlungen Anwendung. Artikel 3. Se. Majeſtät der Deutſche Kaiſer wird vierzehn Tage nach Zahlung einer halben Milliarde, die Departements der Marne und der Oberen· Marne, vier— zehn Tage nach Zahlung der zweiten Milliarde die Departements der Arden— nen und Vogeſen und vierzehn Tage nach Zahlung der dritten Milliarde nebſt Zin— ſen, welche noch zu zahlen ſein werden die Departements der Meurthe, Moſel und der Maas ſowie das Arrondiſſement Belfort räumen laſſen. Art. 4. Frankreich behaͤlt ſich vor, nach erfolgter Zahlung von zwei Milliar den für die dritte Milliarde nebſt Zinſen finanzielle Garantien zu gewähren, welche wenn ſie von Deuntſchland als ansreichend anerkannt werden, in Gemäßheit des Ar-~ tikels 3 der Friedens · Präliminarien von Verſailles an die Stelle der Territorial~ garantie treten werden. Art. 5. Die Verzinſung zu 5 Prozent der im Art. 1 bezeichneten Summen, welche vom 2. März 1872 an läuft, wird in dem Maße aufhoͤren, in welchem die genannten Summen bezahlt ſein werden, ſei es an den durch die gegenwärtige Con— vention beſtimmten Terminen, ſei es vor denſelben, nach der im Artikel 1 verabre— deten vorläufigen Benachrichtigung. Die Zinſen von den Summen, welche noch nicht bezahlt ſein werden, ſind auch ferner am 2 Märnz jedes Jahres, zuletzt mit Zahlung der letzten Milliarde zn ent— richten. Art. 6. Sollte die Stärke der deut ſchen Oceupationstruppen nach allmäliger Einſchränkung der Occupation vermindert werden, ſo werden die Koſten für den Unterhalt dieſer Truppen im Verhältniß der Zahl derſelben ermäßigt werden. Art. 7. Bis zur vollſtändigen Räu— mung des franz. Gebietes werden die im Art, 3 bezeichneten, bon den deutſchen Truppen allmͤblis gerͤumten Departe ments in militaͤriſcher Beziehung füͤr neu— tral erklaͤrt und es werden dahin keine Truppenanſammlungen als die zur Auf— rechthaltung der Ordnung nothwendigen Garniſonen verlegt. Frantkreich wird daſelbſt keine neuen Fortifikationen anlegen und die vorhan— denen nicht verſtärken. Se. Majeſtͤt der Deutſche ite wird in keinen von den deutſchen Truppen be— ſetzten Departements andere Befeſtigungen errichten laſſen, als jetzt vorhanden ſind. Art. s. Se. Majeſtͤt der Deutſche Kaiſer behaält ſich das Recht vor, die ge rãnmten Departements in dem Falle wie der zu beſetzen, wenn die in der gegenwr tigen Uebereinkunft eſngegangenen Ver— u nicht erfͤllt werden ſollten. Art. Die Ratifikationen des gegen wärtigen Vertrages, durch Se. Majeſtät des Deutſchen Kaiſer einerſeits und den Praſidenten der ſranzoͤſiſchen Republik andererſeits, werden zu Verſaiſſes binnen zehn Tagen oder womoglich frͤher ausge tanſcht werden: Zu Urkund deſſen haben die beiderſeitl gen Bevollmächtigten das gegenwärtige Dokument unterzeichnet und ihre Siegel beigefügt. Geſchehen zn Verſailles, d. 29 Juni 1572. (L.8.) Arnim. (1..8.) Remuſat. Wie man in Ungarn wählt. (Aus der „Neuen Freien Preſſe.“) 3 Peſt, Is. Zuni. Am Vorabende der gholde e berhafte Erregtheit leuchtet von allen Ge~ ſichtern, krampfartige Spannung kenn— re ſich im Händedrucke, im Gruße. je Berichte über in anderen Bezirken vorgekommene Wahlen werden mit heißer Gier verſchlungen, Gaſt und Kaffehäuſer ſind im Fluge zu Meetingsloealen umge ſchaffen. Den Bürger duldet es nicht bei ſeinem Schläfchen, den Handwerker nicht am Werktiſche, den Kaufmann nicht im Gewölbe. Geſchäftig eilen die Korteffe, kenntlich durch ihre fauſtgroßen Kokarden und durch den Federſchmuck auf Hut oder Mütze, auf und ab durch Straßen und Kute Wo ſie zu Fuß oder zu Wagen erſcheinen, bildet 4: eine Gruppe; von den Freunden werden ſie mit lebhaften Zurufen empfangen, die Gegner wieder ballen die ſchlagbereiten Fäuſte. Ein Kortes iſt ſelbſt in der Hauptſtadt am Vorabende des Wahltages ſeiner geſun~ den Glieder nicht ſicher. Hente am ſon— nenhellen Mittage drohte die Menge einen korteskedirenden Photographen zu erſchla gen, und nur durch Liſt und Gewaundtheit konnte er ſein eruſtlich bedrohtes Leben retten. Die Gaſſen der Vorſtädte ſind geſchmückt wie zur Feier eines welterſchüt— ternden Sieges. Kein Hans, an dem die Fahne fehlte, keine Fahne ohne deutliche, jeden Zweifel der Parteiſtellung ausſchlie hende Aufſchrift. Hausherren und Par— teien leben unter gegenſeitigem, oft feind~ ſeligem Drucke, Parteien erzwingen von dem einen Hausherrn die Erlaubniß, eine Fahne für ihren Candidaten hinausſtecken zu dürfen, den Miethsparteien droht ein anderer Hausherr mit Kündigung und Steigerung, wenn ſie nicht ſeiner hand ſich anſchließen wollen. Vater und Sohn Mann und Frau entzweien sich wegen ihrer Parteiſtellung— Aus einem Fenſter heraus flattern nicht ſelten die Fahnen der entgegengeſetzten Parteien, die eine ſteckt der Mann hinaus die andere ſeine Frau. Wohl haben in Ungarn die Frauen keine politiſchen Rechte, und dennoch be— einfluſſen ſie die Wahlen. Junge Mäd— chen halten ihren Bekannten begeiſternde aufmunternde Reden, keuſcher Roſenmund ſpitzt ſich gern und ohne Scheu zu einem herzhaften Kuſſe, wenn dem Herzenscandi daten hierdurch eine Stimme gewonnen werden kann. Spricht man von Wahlen in der Haupt ſtadt, wird darunter regelmäßig die The reſienſtadt gemeint- Stolz und würdevoll ſchweigt die innere Stadt bis zur letzten Stunde; ohne Aufregung, des Reſultates vollkommen gewiß, begibt der Wähler ſich hier an den Wahlplatz, Nicht minder ſie gesgewiß ſchaaren ſich die jüdiſchen Leo poldſtädter um ihren Glaubensgenoſſen Wahlmann. In der Franzſtadt geben den Ausſchlag die Maſchinenarbeiter, Ei ſenbahnbeamte in der Joſephſtadt, in Cſer natony's Wahlbezirk, die Milchmaier und die Fiaker. Die Wirthshäuſer ſind auch hier allabendlich überfüllt, und mancher Krug fliegt Andersdenkenden an den Kopf. Doch die Gaſſen und Straßen ſind auch heute, am Vorabende, menſchenleer wie immer. Niemand merkt im öffentlichen Verkehre eine Veränderung. Der Fiater ſteht mit ſeinem „Zeugl“ in einem anderen Wablbezirke, und mit dem Fahrgaſte läßt ſich beim Ein- und Ausſteigen nicht politi— ſiren. Der Milchmann bringt ſeine Waare früh Morgens ins Haus, nur die Köchin koöͤnnte ſeine politiſchen Schmerzen entgegennehmen. Der Einzige, der im Hauſe und im Bezirke bleibt, iſt der Würſtler oder der Fleiſcher. Wie das Wirthshaus, ſo wird auch ſein Gewölbe zum Verſammlungsorte: hier wird anch tagsüber politiſirt; zum Dreinſchlagen lie gen Beil und Knochen bereit. Vor dem „Standl“ der Höckerin verſammeln ſich die alten Weiber und megieiren, erſinden Ge— ſchichten von geſchlachteten und zu Wür— ſten verarbeiteten Kindern, von todtgeſchla— genen Italienern und vergrabenen jungen Maädchen. Das iſt die äußerlich ſichtbare Wahlbewegung in der Joſephſtadt und Franzſtadt. Wie lebhaft und luſtig geht es dagegen her in der Thereſieuſtadt! Fünfundſie benzigtauſend Einwohner zählt dieſer Staditheil, lauter eingefleiſchte, erbgeſeſ— ſene Politiker, lauter ernſte mit Herz und Sinn an der Wahlbewegung hängende Parteimitglieder. In der Schießſtädtte, dem beliebten Verſammlungsorte, ſitzen die Männer mit ihren Frauen oder Töchtern bis nach Mit ternacht, umqualmt vom dichten Rauch und halb betäubt vom Schreien und Sin gen. Niemand ſchreit lauter Eljen als die Frauen; vor allen Leuten werden Redner beglücktwünſcht, umarmt und geküßt, an den Tiſch gezogen und mit Andenken ge ſchmůckt. Mit leuchtendem Auge und wallendem Buſen ſitzen ſelbſt halberwach— ſene Mäͤdchen unter der tobenden Menge. Von der Schießſtätte geht es in großen Haufen mit Weibern und Töchtern in die Kaffehaͤuſer der einzelnen Parteien. Dort lͤrmt maun ſeit Wochen ſchon allnäãchtlich bis zum frühen Morgen. Heunte gibt es keine Nacht fůr dieſe Locale, ſie bleibeu ge fullt und umlagert, wie am hellen Tage. Die Königsgaſſe bei Nacht unmittelbar bor den Wahlen bietet ein Schauſpiel, das widerwaͤrtig iſt, doch entbehrt es nicht das mannichfaſtench Intereſſes. Keine Stadt der Welt hat Aehnliches aufzuwei— ſen. Die Kattepauſer der linken Seite gehoͤren der Linken, die der rechten Seite der Rechten, alle ünd bvoll bis zum Er— drücken von Wählern und Nichtivählern in allen werden Redeu gehalten und llern belt, in allen wird gezaukt und geſtritten. Kein orieutaliſcher Baͤzar bietet lebendige~ ren Verkehr, größere Mannichfaltigkeit, anffallendere und intereſſantere Typen und geſtalten. Was in den Kaffehaͤnſern kei— nen Platz meht findet, durchſtreift trupp— weiſe ſchreiend und ſingend die Straßen oder lͤemt ans den zwlſchen dem Stadt wäldtchen verkehrenden Wagen. Jeder Omnibus iſt eine Wählerhalle, jeder Kut— ſcher deſſelben ein Parteikutſcher; im Vor—~ überfahren ſchreien und ſingen ſich die Leute zu ; „Eljen Radoeza!“ „Eljen Jo— tai!“ Ve ln oöffnen ſich, die Bal— kone füllen ſich, von oben herab ertönt der~ ſelbe Eljenruf. Hunderte von Studenten tummeln ſich in den Gaſſen, alle mit Fe~ dern und Kokarden überladen. Tauſende von Schuſterjungen durchziehen den Stadt~ theil und bringen in ihrer Weiſe gewiſſen Localen eine Kaͤhenmuſik oder æine Sere nade—~ Vor dem Fleiſchmann ſchen Hauſe in der Königsgaſſe, in welcher ſich das Club— local der Radoeza Partei befindet, ſtanden geſtern um Mitternacht etwa zweitauſend Schuſterbuben und ſtörten den Wagen— verkehr und die Paſſage der Fußgänger. Weder die berittene Patrouille, noch ein Heer von Trabanten waren im Stande, ſie zu vertreiben; jeht ſtoben ſie auseinan der, um in der noͤchſten Minute wieder eng und geſchloſſen beiſammenzuſtehen. Wie auf Commando zogen ſie Alle die Pantoffel aus, ſchlugeu mit denſelben auf einander unter den rhythmiſchen Rufen im Gänſemarſch: „Rado—eza— Abzug, Rado—eza—Abzug“ u. ſ. w. Dann zo—~ gen die jungen „Wähler“ in andere Gaſ ſen und vor andere Lokale. Staunend und nengierig ſteht das Volk heute vor und ringsum die There ſienſtädter Kirche. Fünfzig Perſonen po— chen und zimmern ſeit dem frühen Mor— gen, Latten und Pflöcke liegen zu Hun— derten aufgeſchichtet und werden in Ar beit genommen. Was ſoll das werden, fragt ſich angſterfüllt die immer größer werdende Menge. Ein Gerüſte, ein Schaffot, ein Guilliotine? Man erwartet ſtündlich das ſchwarze Tuch, um die Bret ter zu umkleiden. Niemand will Aus— kunft geben, feſtgebannt ſteht die gaffende Menge. Ein Ausruf der Befriedigung erleichtert die Bruſt und die Herzen. Scheidewände ſind es, die man zimmert, damit morgen die Parteien nicht anein ander gerathen, damit ſie abgeſondert an den Wahlort gelangen können, damit es kein Blutvergießen, keine Rauferei gebe. In England genügt eine ſchwache Schnur um die Parteien innerhalb der ihnen ge— ſteckten Grenze zu erhalten. Was helfen hier die ſtärkſten Holzmauern, was die aufgeſtellten Compagnien mit aufgepflanz~ tem Bajonett? Morgen werden die Wände eingeriſſen ſein, und die Soldaten werden an ſich halten müſſen, um einen blutigen Zuſammenſtoß zu vermeiden. Die Preußen in Amerika. Die „Ber— liner Staatsbürger · Zeitung“ bringt aus der Feder eines Mitgliedes des Muſik— eorps des „Kaiſer Franz Garde · Grena— dier Regiments“ folgende höchſt gelungene Corrojpondenz, die in derber, ungeſchmint ter Weiſe, da bei aber recht intereſſant und auch ſachverſtändig, den Boſtoner Muſik Spektakel, ſowie die echt amerikaniſche Aufnahme der dentſchen Muſiker kritiſirt: „Unſere Ueberfahrt war glücklich, we— der mit Sturm noch Wogendrang hatten wir zu kämpfen; die Seekrankheit haben wir in's Meer gejagt, da kann Sie ſich be~ graben laſſen. Am 15. Juni landeten wir in Hoboken, Station New-York; hier lempfingen uns die Stadtbehörden mit, Muſik, Geſang, mit Fahnen und Böller— ſchüſſen, mit Hurrahs, Händedrücken und Umarmungen, ſo daß wir von aller Herz lichkeit ganz verdreht wurden und am Ende glaubten, wir hätten, ohne es zu wiſſen, Amerika- von irgend einem Feinde befreit. Die Deputation zu unſerem Em pfange erſchien in preußſchen Offiziers uniformen mit Helm und Haarbuſch, die Muſiker trugen preußiſche Mützen. Das Einzige was wir vermißten, waren die weißgewaſchenen Jungfrauen; die haben ſſie aber nur weggelaſſen, weil viele von unſerem Chore verheirathet ſind, und ein Empfang von „Jungfrauen,“ ſo füürchte— ten die Hobokener, koͤnnte bei den „Mut— tern“ zu Hauſe Anſtoß erregen. Wie oft ſie uns hier die Wacht am Rhein geſun— gen und geſpielt haben, weiß ich nicht mehr; ich erinnere mich noch, daß wir in die Mitte genommen wurden, und von einer unũůberſehbaren Menſchenmenge be— gleitet, durch Menſchen Spaliers nach dem erſten Hotel trinmphalirt wurden. Aus allen Fenſtern wehten ſchöne Damen— händchen mit Tüchern, ſie warfen uns duftige Bouquets und Kränze zu, und manches Kußhändchen lief mitunter das brauchen Sie aber unſeren Frauen und Liebchen nicht zu erzählen. Bei'm Früůhſtück im Hotel : unſere Wirthe aber erſt kennen gelernt, was wir Preu— ßen unter „Einhanen“ verſtehen, und ſeine Weine und Champaguer ſloſſen hier in ſolchen Strömen, daß wir zuletzt dan kend ablehnen mußten, und was das füůr einen preußiſchen Militär - Muſiker ſagen will, wiſſen Sie, Hr. College, am Beſteu. Wir hätten den Hobokern aus Dankbar keit gerne etwas geblaſen, aber es ging beim beſten Willen nicht die Muͤnd ſtücke konutea zuleht den Mund nicht mehr ſinden. Nach dreiſtündigem Aufenthalte fuhren wir nach New-York mit der gartr von da mit dem Dampfer nach Fall Riyer und von hier aus per Eiſenbahn nach Bo— ſton, wo wir am 16., Juni eintrafen. War der Empiang in Hoboken toll, hier war er unheilbar. Denken Sie ſich un ſere Einholung in Berlin nach dem fran— zöſiſchen Kriege, daun haben Sie annäh— ernd ein Bild unſeres Empfanges in Bo— ſton. Die franzoöſiſchen Muſiker, dieſelben die damals in gen mit uns den Preis bekommen, ſahen uns gern uicht an, wir fürchteten Anfangs, die Kerle werden vor Neid auf der Straße Platzen, aber ihre Conſtrufktjon muß doch noch ziemlich halt bar ſein. Anfangs grüßten wir ſie aus Mitleid, aber die Parlewus gingen wie die Brummochſen vorüber. “allez vous— en! ſagten wir und nun; „Hand von der preußiſchen Nite Die Engländer ſind dagegen unſere beſten rrunr Das Chor unter Capellemeiſter Godfroi ſpielt vortrefflich! Mit den Franzoſen verkeh— ren ſie nur lanu. Wenn wir den Einla— dungen, die uns hier von Vereinen und Privaten zugingen, haͤtien genůgen ſollen dann müßte der Tag nenn a— 24 Stun den haben, und die Nacht doppelt ſo viel. Unſere Situation war hier in den erſten Ahen frei nach Hrn. von Mühler: „Al. les im Sturm ne! Der Aet ih Schweigen. Das Muſikfeſt an ſich iſt, nůchtern betrachtet, ein furchtbarer, echt amerikaniſcher Humbug! Daß die Unter— nehmer auf die Koſten kommen werden, glauben wir nicht. Uns thut die Reiſe keinen Schaden. Denken Sie ſich ein Streich · Orcheſter von 2000 Mann, dazu Sänger und Sängerinnen 15,000 in der Introöduktion des zweiten Aktes zum „Troubadour“ wird auf 150 Amboſſen der Zigennerchor begleitet; die Rieſenor gel wird durch eine Dampfmaſchine in Form und Groͤße einer Lokomotive mit Wind verſehen; vor dem Muſikſaale, der 100, 000 Menſchen faſſen kann, ſie bran— chen nur zu kommen, ſind ſechszehn Ge~ ſchütze aufgeſtellt, die vom Orcheſter aus per Telegraph, als Grundbäſſe abgeſchoſ ſen werden, das geſchieht aber genau im Takte. Die hieſigen Buchhändler werden brilliante Geſchaäfte machen mit dem klei nen Buche: „Taubheit heilbar.“ Wenn wir in Boſton mit Muſiciren fertig ſind, geht es weiter aber wohin? Das mögen noch die Götter wiſſen. Beſtürmt werden wir von allein Seiten und Saro hat ſchon überlegt, ob er nicht, um Allen Auf forderungen zu genůgen, nach jeder Stadt hier je einen Mann von uns ſchicken ſoll; wenn die Amerikaner nur ſo einen „prop— pern Kerl“ von Preußen ſehen, klatſchen ſie ſchon in die Häͤnde. Ich könnte ihnen weit mehr ſchreiben, aber die Hitze iſt hier faſt immer dreißigearräthig und man moͤchte nichts weiter thun, als trinken. Das Bier iſt hier nicht gut, und wir gä— ben die ganze franzoöſiſche Muſikanten· Ca pelle für eine einzige Tonne Tivoli Aktien Bier auf Eis. Geſund ſind wir Gott ſei Dank, alle; wir leben aber auch, alles Andere abgerechnet, ſolide und ſehr mora liſch. Bitte freundlichſt, den letzteren Paſ ſus bei Mittheilungen über uns beſonders hervorheben zu wollen. Grüßen Sie Berlin vom Saro ſchen Chor aus Amerika und von Krammer beſonders noch die Ha~ ſenhaide. Good morning!“ „New- York, 24. Juli. Heute Nach~ mittag geben die Muſiker noch ein Con— zert im Friedgen's „Sylvan · Park und am Freitage im neuen Schützenparke auf Union Hill; dort bleiben ſie über Nacht und begeben ſich, ohne New-York wieder zu berühren direkt nach Hoboken, um am Samſtag Mittag per Dampfer „Weſer“ die Rückreiſe nach Europa anzutreten, wenn nicht noch bis morgen früh eine Rückantwort aus Berlin auf ein am Mon— tag Abend abgegangenes telegraphiſches Anſuchen, um einen Nachurlaub von 14 Tagen eintrifft. Eine Anzahl deutſcher Bürger aus Chiecago hat ſich nämlich an den dentſchen Geſandten in Waſhington, Hrn. v Schlözer, gewendet, um durch ſeine Vermittelung und Fürſprache für die Kapelle einen Nachurlaub zu erlangen und die Gelegenheit zu gewinnen, das be— rühmte Muſik· Corps auch im Weſten zu hören. Wie geſagt, iſt das betreffende Geſuch, deſſen Bewilligung nur vom Kai ſer abhängt am Montag Abend telegra— phiſch geſtellt; iſt die Antwort bis Don— nerſtag frůh uicht erfolgt, wird die Rück— reiſe am Samſtag poſitiv angetreten. Hr. Saro ſelbſt und mit ihm mehrere Mitglie~ der ſeiner Kapelle würden übrigens mit einer abſchlägigen oder ausbleibenden Antwort ganz zufrieden ſich erklären. Sie haben in den ſechs Wochen ihrer amerika— niſchen Rundreiſe (vom 15. Juli bis 27. Juli) genug erlebt, als daß die ehrſamen Familienvaͤter ſich nicht nach ihrem trau— tem Heimweſen ſehnen ſollten. Wäh— rend dieſe Herren vielleicht ein Ausblei— ben der Antwort wünſchen, haben die jüngeren Mitglieder ſangniniſche Wünſche und rechnen auf das günſtige Wohlwollen des Kaiſers Wilhelm. Indeſſen Dienſt pflicht geht vor Vergnügen.“ —(Großartige Gagen.) Man hält in Europa die Amerikauer allgemein für das verſchwenderichſte Volk, und wenn ljetzt die fremden Künſtler und Muſiker, welche auf dem Friedens· Jubiläum in Boſton mitwirkten, in ihreHeimath zurück kehren und von ihren Gagen, die ſie hier erhielten erzählen, ſo wird die Ausſicht, welche ſich die Europäer in dieſer Hinſicht über uns gebildet haben, ſicher nicht im Geringſten geändert werden. Strauß er— hielt aͤßer den 25,00, welche ihm garan.— tirt waren, noch 17,500. Für drei Con zerte in New-York bekam er 83300; ſei~ nen Inbiläums ·Walzer verkaufte er für 8550. Rechnet man nnn noch hinzu, daß ſowohl die Hin· und Zurückreiſe, ſowie auch alle nbrigen Koſten für ihn, ſeine Frau und zwei Bedienten extra bezahlt wurden ſo iſt leicht einzuſehen, daß er nicht mit leeren Händen nach Dentſchland Zurückkehrte. Mad Peſchka· Leutner em ſdfina für 13 Conzerte 816,000 Franz Abt erhielt fͤr's Dirigiren bei m Auffůh— ſren bon Dreien ſeiner Compoſitionen je 8300. Arabella Goddard bekam 85000; wofür ſie dieſelben erhielt, wiſſen wir ei gentlicth nicht Franz Breudel empfing 82006 Wehli 81250 für zweimaliges Auftreten Die Gagen, welche die frein. den Muſikeorps und das Orcheſter erhiel ten, waren gleichfalls enorm Das Let tere erhielt ſchon während der erſten Woche des Feſtes 72,000. Die Muſiker Boſton's deter 88, die Muſiker andete Städte dlO pro Tag Die fremden Mu— ſikeorps erhielten m Durchſchnitte tir einen Tag 85 pro Münn, ihre Koſten wurden nätürlich extra bezahlt. Das ir ländiſche Muſikcorps, lia der künſtleriſchen Leiſtungen ohnt Zweifel das ſchwächſte von Allen, erhielt im Ver hältniſſe die höchſte Gage, da es nnr oine Woche am Feſte theilnahm und dennoch für die ganze Zeit bezahlt wurde. Die ſämmtlichen Koſten fſir die vier fremden Muſikcorps belaufen ſich auf 8100,000. —— Californien hat verhaͤltnißmaßig eine Ncoßere im Ausland geborene Bevolkerung als irg· ·d ein an— derer Staat der Union; von 646,2~2 Einwohnern ſind, dem Cenſus zufolge, 336, 895 in den Ver. Staa~ ten und 309,779 im Auslarde geboren. Kurze Notizen. ì Die Auswanderung aus den öſtlichen Provinzen Preußens, nimmt einen immer gro— heren Umfang an und die Arbeiternoth auf dem plat~ ten Lande iſt kaum minder groß, als die Wohnungs— noth in den Städten Vergebens warnt die Regie~ rung von den ſchwindelhaften Gerüchten und Vorſpie~ gelungen, durch welche die ohnehin znum Auswandern ſo geneigte Landbevölkerung zur Reiſe jenſeits des Oceans aufgereizt wird. Vergebens wenden wohlge~ ſinnte Gutsbeſitzer das, ſollte man denken, beſte Ge genmittel an, näͤmlich ihre Arbeiter gut zu ſtellen, wie es die Oekonomie erlauben will. Nur zu oft be~ nuten die Arbeiter ihren beſſeren Verdienſt dazu, um ſo eher die Summe zuſammenzubringen, die für die Ueberfahrt noöthig iſt. Von dem, was die Staats~ weisheit an den gegebenen Verhältniſſen ändern kann, möchte die Hauptſache eine beſſere Eintheilung des Grundbeſitzes ſein. Unzählige Bauerngüter in Mec— lenburg, Pomern u. ſ. w. ſind verſchwunden in Folge des unſeligen ,„Legens“ der Bauernhöfe, das beſon~ ders ſeit dem ſiebenjährigen Kriege um ſich griff. In vielen Gegenden iſt der kleine Grundbeſitz faſt ausgeſtorben, und nichts iſt übrig geblieben, als Rittergut um Rittergut, jedes Tauſende von Morgen. Die ſchlimmen Folgen dieſer längſt beklagten Verhält~ niſſe machen ſich mehr und mehr geltend. Eine Con~ ferenz ländlicher Arbeitgeber, welche hier in Berlin zuſammengetreten iſt, hat ihren geſchäftsführenden Ausſchuß beauftragt, an die Miniſterien von Preußen und Meckllenburg folgende Bitte zu richten: „Hohe Miniſterien wollen die geeigneten Schritte thun, welche den ländlichen Arbeitern die Erwerbung eines kleinen Grundeigenthums ermöglichen und thunlichſt erleichtern. Hierzu gehört unter Anderem eine neue Ordnung der Hypotheken-Geſetgebung, welche den Erwerb kleinen Grundeigenthums auch weniger be~ mittelten Perſonen in der Weiſe geſtattet, daß an Stelle der ůblichen Capitalſchuld die Eintragung der Reſtkaufgelder für Grund und Boden nebſt Baulich keiten in Form von Renten und Leiſtungen erfolgen darf.“ Als Motive werden angegeben: „Die jetzt beſonders auch den Nordoſten Deutſchland's entvöl~ kernde Auswanderung wird vermindert werden, wenn der fſleißige Arbeiter mit Leichtigleit in der Heimath dasjenige Grundeigenthnm erwerben kann, was er jenſeits des Oceans ſucht. Der immer lauter wer~ denden ſozialiſtiſchen Forderung nach einem Collektiv- Eigenthum an Grund und Boden widerſteht man am ſicherſten durch Vermehrung der Zahl grundbeſitzender Arbeiter und ſonſtiger kleiner lͤndlicher Grundbeſitzer“ Wie die „D. R.·C.“ hört, wird dieſer Antrag gegen~ wartig im Miniſterium des Innern in Berbindung mit noch anderen auf die Angelegenheit bezüglichen Vorſchlgen der Berathung nnterworfen werden. ̃ ————— ——— —Einwanderung. Das Volk des Pariſh Iberville, überzeugt von der dringenden Nothwendig~ keit, die Bevölkerung unſeres Staates durch ſleißige weiße Einwanderer zu vermehren, hat jetzt Schritte in der rechten Richtung gethan uud eine „Volks~Ein~ wanderungsgeſell ſchaft“ gegründet, an deren Spitze Maänner wie Ulger Lauve, B. I. Dupay, S. Ma-~ thews und und andere prominirte Vürger ſtehen. Die Geſellſchaft will, wie der ſorgfaͤltig ausgearbei tete Plan beſagt, Ländereien ankaufen, dieſelben in Heimſtätten a btheilen, paſſende Gebäulichkeiten zur Aufnahme von Anſiedlern und deren Familien da rauf errichten, die letzteren mit Haus- und Acterge~ räthen, Werkzeug, Bieh, Proviſionen ~c., wie es das Direktorium beſtimmen mag, verſehen, um den An~ ſiedlern den Anfang ſo viel als möoglich zu erleichtern. Man hat es für uothwendig erachtet, den Anſiedlern im Voraus eine Heinath zu bereiten, um ihren Fleiß und ihrer Energie Vorſchub zu leiſten. Die Län~ dereien, Gebäulichleiten u. ſ. w. ſollen an die Ein~ wanderer unter günſtigen und leicht zu erfüllenden Terminen abgelaſſen werden. Bei den Verhandlungen des Genfer-Schieds~ gerichts ſcheint die Sprache Schwierigkeiten zu verur~ ſachen. Die Engländer und Amerikaner natürlich verſtehen engliſch, aber der Italiener, der Schweizer, und der Braſilianer verſtehen nur das Franzöſiſche gründlich. Welche unglückliche Wahl! Das Baltimore Schützenfeſt. Die Einnah~ ſmen betrugen am 1. Tage 81959.25, am 2. 53903.65, am 3. 54300, am A. vielleicht 800, zuſammen dlO,- 662.90, incluſive des Ertrags aus dem Verkaufe der Schenken ~c. circa $15,000, ausreichend, um die Ausgaben zu decken und noch einen, wenn auch nur kleinen Ueberſchuß belaſſend. Ein Correſpondent der Berliner „Nationalzei~ tung“ ſchrieb von der Cineinnati-National· Conven~ tion“, daß er dort mit George F. Train zuſam~ men traf, und daß letzterer ſich nicht nur für den größ~ ten Mann, ſondern auch für den bedeutendſten Redner dieſes Jahrhunderts hält. LEin franzöſtſcher Franc gilt in Preußen acht Silbergroſchen, (15 Francs ſind 4 Thaler.) Eine Mark Gold des deutſchen Münzſyſtems beträgt 23 Cents nach amerikaniſchem Gelde. (Beſchͤdigung des Waſhington-Monumentes.) Wie wir bereits berichteten, fuhr am 20. ds. Mts. ein Blitzſtrahl in das Waſhington-Monument. Eine genaue Beſichtigung des Denkmals hat ergeben, daß der angerichtete Schaden von keiner großen Bedeutung iſt, der Blitz aber ſehr gefährlich hätte werden können, falls tein Blitzableiter vorhanden geweſen wäre. Der Lehtere fing den Blitzſtrahl auf und leitete ihn ſicher bis zu einer Stelle, wo die Verbindung des Eiſens deſeli war und eine Seiten-Exploſion erfolgte welche einige Stücke aus der Säule rieß. Wo das. elektriſche Fluidum das Eiſen berührte, begann das Lehtere zu ſchmelzen. Wo die Verbindung der eim— zelnen Stangentheile gut war, litt das Denkmal nicht im Geringſten. Die Beſchäͤdigung det einen Schulter der Bildſaͤule wurde letten Dienſtag in der ſchwindelnden Höhe von mehr denn 200 Fuß von einem Arbeiter ausgebeſſert. Auſlöſung des Räthſelz in Nro. 66. ; Siegfried: Protlamation. Belohnung. Mayor's Offiet ? Savannah, den 30. Juli 1872. Eine Belohnung von Fünf Hundert Dollars wird diemit ausgeſetzt für das Ergreifen und den Beweis der Schuld der Perſon vder Perſonen, wel am Abend des 29. luli, booha fter Weiſe fr' ẽdliche Menſchen die innerhalb der Stadtgren en in dem Hauſe des verrn I. B. Cohen ve ſammelt waren, durch das vorſebliche Abfeue“ von Gewehren, gefahrlich ver~ wunheten. dum Zeugniß deſſen habe ich, Alfred Haywood, Stellvertreter des Mayors der Stadt, das obige mit meiner amtlichen Namensunter ~ [Siegel.] ſchrift unterzeichnet, und mit dem amtli~ chen Siegel der Stadt beſcheinigen laſſen, am 30. Tage des Juli 1872. Bezeugt: James Stewart, ; A. Haywood, Clerk des Stadtraths. Mayor pro tem