Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, August 07, 1872, Image 2

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Kurze Notizen. Deutſchland. Potodam, 2. Juli. Die Er~ zahlung von einem hochſt liebenswürdigen Charalter~ zug unſeres Kaiſers macht hier die Runde: Vor einiger geit ſuchen zwei junge Damen im Parke von Babelsberg emſig nach dem Denkmal des unglüctlichen Dichters Heinrich v. Kleiſt. Sie gerathen dabei mit einem Gartenwaͤchter in lebbaſten Disput, da der Aufſeher ganz begreiflich von einem derartigen Denk~ mal im Parke nichto weiß, und die Gegenwart eines ſolchen entſchieden in Abrede ſtelt. Pleẽplich kam auf einem Kieowege die Equipage des Kaiſers herbei, und der leutſelige Monarch fragt freundlich die ſtrei~ tende Gruppe, um was es ſich denn handele. „Maje~ ſtãt,“ ſagte der Aufſeher, „dieſe jungen Damen be~ haupten, hier im Parke ſei das Dentmal des Dichters von Kleiſt aufgeſtellt, und wůnſchten von mir den Ort der Aufſtellung zu wiſſen.“ „Ja, meine Damen“ ſagte nun der Kaiſer, „da hat mein Aufſeber freilich Recht, und Sie werden hier vergeblich nach dem Grab~ mal ſuchen, denn das ſteht ſehr wett von hier, bei Friedrich Wilhelms Brück.“ Indem ſteht der Mo~ narch auf, ſteigt aus dem Wagen und ſagt zum Kut~ ſcher: „Fahre die jungen Damen nach dem Grab-~ mal bei Friedrich Wilhelmo ·Brück!“ und winkte dann laͤchelnd der freundlich hohe Herr die Damen zum Einſteigen, die vor Ueberraſchung üůber den Ver lauf des unerwarteten Zuſammentreffens in nicht ge~ ringer Verlegenheit waren, ſich aber ein Herz faßten und unter Danklesworten den- Wagen beſtiegen und davon fuhren. Auf dem Schloſſe „Stein“ an der Lahn, wurde den 9. Juli das Denkmal des großen Reformators Freiherr Karl von Stein enthüllt, welcher neben Leſ~ ſing und Friedrich dem Großen genannt werden muß, wenn nach den Herren gefragt wird, welche die deutſche Nation vorbereitet nnd fͤhig gemacht haben, ibre jetige Groöße zu erreichen. Der Deutſche Kaiſer, die Kaiſerin und der Kronprinz, waren bei der Feier anweſend. So wird das große, ſtets unvergeßliche Verdienſt des Mannes geehrt, der in der ſchwerſten Zeit, welche der preußiſche Staat erlebt hat, zweimal zum Miniſter berufen, das erſte Mal durch die Kurz~ ſichtigleit und die Schwache Friedrich Wilhelms 111. den Intriguen der Kamarilla weichen mußte; das zweite Mal der „Achtserklaͤrung“ Napoleon's, welche ihn in das Ausland trieb. Es iſt ferner bekannt, wie er dem Ruſſiſchen Kaiſer in dem Kampfe gegen den wilden Eroberer rathend zur Seite ſtand, und wie man ihm, nachdem Frankreich besiegt war, mit berbem Undank ſeine von reinſter Vaterlandoliebe geleiteten Dienſte belohnt hat Von der aus 11 Ge~ ſchwiſtern beſtehenden Familie ſind nur noch zwei Großtochter, beide Witiwen und der achtjährige Sohn der Einen, „Graf von Groöben,“ am Leben. Als am Schluß der Feierlichleit der Kaiſer auf den Knaben zuging um ihm die Hand zu ſchütteln, brachte der lehtere ein „Hoch“ ans den Monarchen aus, das mit großem Enthuſiasmuo von den Anweſenden aufge~ nommen wurde. Die „Leipziger Zeitung“ von 16. Juli, zeigt die Ankunft des „großen amerikaniſchen Cirkus“ (3. W., Myers aus Waſhington) an. Unter den Sehenswürdigleiten iſt „der Staatoswagen des Prä~ ſidenten der Ver. Staaten, den Myers von dem Prä~ Adenten Linloln zum Geſchent erhielt. Die vier prunkvollen Staatogeſchirre, von den vier Pferden ge~ tragen, welche an dieſem Wagen geſpannt ſind, wur~ den urſprünglich fr die Kaiſerliche Familie in Me— xilo angeſertigt, und von dem verſtorbenen Kaiſer Marximilian, Herrn Myers zum Geſchenk gemacht. Abends wird das rieſige Zelt mit amerikaniſchem Patent-Gas prachtvoll illuminirt werden.“ Die Leipziger werden ſehen, daß Myers in Amerika wenigſtens gelernt hat unverſchämte und coloſſale Unwahrheiten als Aushängeſchild zu gebrauchen. Die „Kon. Hart. gtg.“ behauptet feſt und be— ſtimmt: „Der Befebl, dem Biſchof Kremenz am 1. Juli den Staatogebalt nicht auszuzahlen, hat etwa s Tage lang bei der bieſigen Regierung gelegen und iſt dann durch Contre·Qrdre vorlaͤufig zurũůckgenommen worden.“ ln München iſt ein,Strile“ der Köchin-~ nen und Stubenmaͤdchen im Werke. Sie verlangen boheren Lohn, mehr Freiheit undßeitraäge zur Toiletten. Die Univerſitͤt München wird in dieſem Jahre ihr vicrhundertjaͤhriges Stiftungs-Jubil äum feiern. Der Beſuch der Berliner Univerſitoͤt wird durch die Wohnungonoth ſehr erſchwert. Oeſterreich. Wien, den 15. Juli. Ungarn beendet heute ſeine Wahlſchlachten. An dem Reſnl tate lͤßt ſich nichts Weſentliches meht aäͤndern. Die Deak ~Partei hat einen Gewinn von mindeſtens 28 Mandaten aufzuweiſen. Der Ausgleich hat alſo wäͤhrend ſeines funfjährigen Beſtandes unabläſſtg, wenn auch langſam, Anhänger gewonnen. Daß dies trop der weltbekannten Mängel der ungariſchen Adminiſtration, trot der Nichtverwirklichung zahlrei cher Reformhoffnungen geſchehen iſt, beweiſt die Le densnothwendigkleit des Ausgleiches für Transleitha nien und die ſtetig wachſende Einſicht im Ungariſchen Volle. Am 1. Zuli 1867, wnrden in dem Kohblenwerke „Neue Fundgrube“ zu Lugau, durch den Bruch des Forderſchachtes, 102 Bergleute von dem Ausweg nach oben abgeſchnitten. Dieſer Tage entdeckte man bei den Arbeiten in einer Tiefe von 748 Fuß die zerſtreu ten Ueberreſte von ungefaͤhr o—so der verunglückten Bergleute. In den meiſten Faällen ſind von den Verſchuͤtteten nur die Knochentheile erhalten. England. London, den 24. Juli. Aus zu verlaͤßiger Quelle will man erfahren haben, das Gen fer Schiedogericht werde drei bis vier Monate lang tagen. Englands Haftpflicht, gegeuuber den Berein. Staaten fůr die von den confoͤderirten Kaperſchiffen verurſachten Schäͤden wird noch debattirt. Der bri. tiſche Bevollmachtigte macht geltend, daß ſeine Regie rung alles Mogliche gethan babe, um die Abfahrt der Kaperſchiffe aus britiſchen Häfen zu verhindern. Die Debatten werden lebbafi und ernſt geführt und balten ſich genan an die Sache. (Das wird den amerilaniſchen Rathgebern ſehr ungewohnt vorkom men) (Seebote) lm engliſchen Parlament iſt ein Geſetz bean tragt, welches bei ſtrenger Strafe verbietet, das Kin der in öffentlichen Schauſtellungen als Akrobaten, Seiltänzer ~c. auftreten. Das Geſet wird vom engliſchen Parlament angenommen werden und empſiehlt ſich auch für Amerika, wo Kinder auf's brutalſte für den Cirkus dreſſirt und in ihm zu den balobrechendſten Kunſtſtücken verwendet werden. Der Einwand, daß durch ein ſolches Verbot der Seil tanz und ähnliche Kunſte aberhaupt aufboͤren, indem dieſelben vou Kindheit an gelernt ſein müßten, iſt kein Argument gegen, ſondern ein's für die Bill. Denn es waͤre nur gut, menn die lebenogefahrlichen Schauſtellungen ganz aufdoren würden ; ſie ſtumpfen das Nervenſyſtem der Zuſchauer und ſchon der kind lichen Zuſchauer ab und machen dieſelben gleichgultig gegen Brutalitat wie gegen Lebensgefahr des Neben menſchen. Frankreich. Paris, den 25. Zuli. Drei Communiſten wurden beute in Sartorv erſchoſſen. Einer der Verurtheilten rief: „Nieder mit der Com mune“, waͤhrend die beiden Anderen:, „Es lebe die Commune“. rieſen. —— ——— —— ——— Paris, 29. Juli. Die franzoſiſche Regierung dat die Abſicht, ihre diplomatiſchen Beziehungen zu Mexifo wieder anzulnüpfen, da der Tod des Juarez das einzige Hinderniß dagegen hinweggeraͤumt Let Dänemark. Mormonen Emiſſare ſinden in Danemart keine ſehr freundliche Aufnahme, was aus ſolgenden, kurzlich von der Regierung erlaſſenen Ver~ ordnungen hervorgeht: „Da eine Anzahl ſogenann~ ter Mormonen ~Emiſſaͤre die Unverſchamtheit hatten, tugendhafte Männer und Frauen zum Wegzug aus dieſem Lande zu bewegen, ſo wird hiermit verordnet“ daß jede Stadt~ oder Dorfbehorde, in Uebereinſtim~ mung mit dem im Jahre 1869 erlaſſenen Geſete, er~ maͤchtig: iſt, ſolche Emiſſare einer koörperlichen Strafe zu unterwerfen.“ Die däniſche Regierung treibt alſo die Bekehrungoverſuche zum Mormonenthum mit dem Stock aus. Nicht übel! Schweiz. Bei einem Beſuche auf Schloß Arenenberg machte man die Wahrnehmung, daß in allen Lokalitͤten ſo umfaſſende Reparaturen vorge~ nommen werden, als ob der Beſuch des Eigenthümers deo ehemaligen Kaiſers Louis Napoleon, bald er-~ wartet werde. Auch iſt die ganze reizende Beſitzung in demſelben wohlerhaltenen Zuſtande, wie in den Tagen des Kaiſerreiches, weshalb es an den nöthigen Mitteln nicht feblen kann. Als Reliquie eigener Art zeigte man dort das Roß, welches der Ex-Kaiſer in der Schlacht bei Sedan geritten hat, und das nun mehr dort iu ſtiller Zurückgezogenheit das Gnaden~ brod frißt. —— _ '—n— In Galveſton, (Texas) herrſcht große Entrüſtung, aber die haͤufigen von der dertigen Neger ~Polizei verübten Brutalitäten. Die lepte Nummer der „News“ enthaͤlt folgende Illuſtration: Dennis Neil, ein allgemein geachteter Mann, dabei dhochbetagt und binfällig, iſt Wittwer, hat aber meh rere Kinder. Das farbige Dienſtmadchen gebrauchte lürzlich ordinäͤre Schimpfworte gegen die Kinder. Mr. Neil ſagte ihr, wenn ſie dies nochmal thun werde, dann würde er ſie bei den Ohren nehmen. Sie verließ darauf das Haus, und Mr. Neil nahm ſein Dinner. Er war eben im Begriff auszugehen, als ein rieſiger Neger eitrat und einen Verhaftobefehl gegen ihn präſentirte. Ohne ein Wort zu verlieren, legte er dem binfälligen Greiſe die,„Nippers“ um die Handgelenke und ſchleppte ihn mehrere Squares weit fort zu dem berũchtigten Richter Nelſon. Die „Nip— pero“ ſchnitten dem alten Manne tief ins Fleiſch, und die Hand war ihm dick aufgeſchwollen und verlett. Obgleich Mr. Neil Grundbeſitz im Werthe von 7,~ 0000 bis sIOO,OOO hat, ſo wurde er doch nicht auf ſeine eigene Bürgſchaft entlaſſen, ſondern war gezwungen, in Begleitung eines Conſtable in der Stadt · nach einem Bürgen zu ſuchen, der natürlich augenblicklich gefunden wurde. Es ſcheint ein wohl angelegter Plan zu ſein, die Bürger durch alle moöglichen Bruta~ litͤten zu Gewaltthätigkeiten aufzureizeu, um einen Grund zum Einſchreiten der Bundesbehoörden zum Kriegsrecht zu haben. Waſhington, den 23. Juli. Aus Nord-Caro~ lina wird berichtet, daß Tom Lowry vom Bruder des ermordeten Col. Wiſſart und James McKay erſchoſ~ ſen wurde. Lowry befand ſich auf dem Wege zu einer politiſchen Verſammlung, als die beiden Rächer aus ihrem Verſteck hervorkamen und zu gleicher Zeit feuerten. Die „zufriedenſtellenden“ Nachrichten, welche das Waſhingtoner Staatodepartement über die Ver handlungen des Genfer Schiedsͤgerichts erhalten hat, nehmen ſich im Lichte der Thatſachen curios genug aus. So zum Beiſpiel betrugen die Forderungen der Ver. Staaten für die Verluſte, welche der Rebel~ lencaper „Alabama“ unſerm Handel verurſacht hatte, 654 Millionen Dollars. Das Genfer Schiedogericht hat den Ver. Staaten dafür 5 Millionen zugeſprochen. Für die Seeräubereien der „Florida“ forderte Herr Fifh 369 Millionen das Genfer Schiedogericht hat ihm ſtatt deſſen 23 Millionen zugeſprochen. Wenn das die Waſhingtoner Staatsmänner „zufrie denſtellt“, wir baben nichts dagegen. (N.-O. 3t9) Der Naturforſcher Prof. Agaſſiz, hat in Callao uͤber dreihundert Menſchenſchädel, von den Urbewoh~ nern herrührend, für die Univerſität Cambridge (Maſſachuſetts) erhalten. Während der Maſſenverſammlung in Charlotte, N.C., zu der Karl Schurz und andere Redner am 29. Juli ſprachen, verſuchte es ein Neger, die Stadt in Brand zu ſtecken. Waäre das Volk nicht zu den Spritzen geeilt und hätte es nicht das Feuer mit der größten Energie unterdrückt, ſo würde die Brandſtif tung zur Zerſtörung der ganzen Stadt geführt baben. „Naiv.“ Einiae der Journale des Nordeno und Weſtens, ſtnd ungehalten über den Brief den ein Mitglied der Vreußiſchen Muſik Kapelle in die Heimatb ſandte. Die Schilderung war wenigſtens der Wahrheit getreu. Und nun ärgern ſich einige bei dem Anblict ibres eigenen Portraits! Das iſt wahr lich,„naiv“, viel naiver als der deutſche Brief. Die zweite Nummer von „Unſer Blatt“ (St. Louis) bringt ein recht gut erdachtes Bild. Auf der einen Seilte (des Doppelbildes) ſieht man in einem Arbeitszimmer Horace Greelev, der ſeinem reiſefertig vor ihm ſtebenden Correſpondenten folgenden Auftrag gibt: „Nun eile an den Rhein, du wirſt Von deutſchen Siegen, boffe ich, berichten, Per Telegraph ausfuͤbrlich und getreu, Was es auch koſten mag, das iſt mir eienrlei.“ Auf der andern Seite ruht Grant auf einem Ka napee, die unvermeidliche Cigarre in der Hand; vor ibm eine ſich ſervil neigende Hofſchranzengeſtalt; an der Wand das mit einer Krone geſchmückte Bildniß des großen Ulyſſes, der folgende „Ordre“ ertheilt: „Geh, Babcock, bring' die Gelder Vom Waffenſchacher mir herbei, Wir wollen theilen, wie viel Dutſchmen fielen VBon unſern Büchſen, iſt mir einerlei.“ Californien, Annaheim. In Los Angelos County, Californien, iſt eine deutſche Niederlaſſung, Annaheim genannt, welche eine fleißige Bevolterung von beinahe 2000 Seelen zählt und ein intereſſantes Beiſpiel liefert von den Vortheilen eines ſyſtemathi ſchen und organiſirten Wirkens beim Ansiedeln einer neuen Landſchaft. Annaheim wurde angelegt im Jahr 1859. Einige reiche Deutſche, meiſtens Rhein~ lͤnder, in San Francioco, gründeten eine Geſellſchaft zum Zwecke der Anlegung einer Anzahl von Wein~ gͤrten mit Wobnnngen für zuverlaͤßige Landleute. 1100 Acker Land wurden angekauft 27 Meilen von der Stadt Los Angelos, 12 Meilen von der Seeküſte. Dieſes Land, mit Ausſchuß von 100 Acker in der | Mitte, fůr eine Ortſchaft, wurde in 0 Zwanzigacker lotten getheilt. Das ganze wurde mit Weiden ein gezͤunt; desgleichen jede einzelne Lotte. Ein Be wäſſerungs ·Canal wurde gebaut, 10 Meilen lang, welcher Waſſer von Santa Anna Fluſſe berführte. Vor Ablauf des zweiten Jahres waren 400 Acker mit Reben depflanzt. In jeder Lot wurden naͤmlichs ſActer mit Reben angelegt, die andern 12 dagegen ſfür Feldyrodukte und Weiden erhalten. Gegen das Ende des Jabres 1859 hatte der Superintendent den Plan dieſer Geſellſchaft mit Erfolg ausgefuührt. Die Auslagen beliefen ſich auf ~70,000. Jedes einzelne Grundſtuͤck koſtete demnach sllOO. Zu dem ſelben Preiſe ſollte ein ſedes nun auch an deutſche Familien baar verkauft werden. Die Wahl des Grundſtückee geſchah durch Loosziehen· Jeder Käufer erhielt nebſt ſeinem Grundſtůcke einen Baupichh in der Ortſchaft. | reizendſten Staͤdchen Californlos. Es hat ſeineſ Kirchen, Schulen, Geſangvereine, Poſtamt, Kaufladen Werkſtatten und eine ausgezeichnete Lagerbierbrauerei. Die grüͤnen Weideuhecken, eine aaternetre nr von Frucht- und Zierbäumen, die Weinreben und die Blumengärten, verleihen dem Orte ein anmuthiges Ausſehen. Die Leute ſind in gedeihlicher Lage und ſind zufrieden. Sie produziren ruhige Weine, rothe und Weiße, und ſo liebliche als mrue welche impor tirten, und fabriziren große Ouantitaͤten vorzüglichen Brantweins. Los Angelos County iſt der aälteſte und beſte Weinbezirk im Staate. Lehtes Jahr brachte er mehr Wein und Branntwein als alle andern Landes~ theile Californiens zuſammen. Deutſchland. Bis zu welchem Grade die ſocialdemokratiſchen Irrlehren im Stande ſind, den Leuten den Kopf zu verdrehen, zeigte 'recht deutlich eine am Montag vor der ſechſten Criminal · Depu— tation verhandelte, auf Nöthigung und Herausforderung zum Zweikampf gerich tete Anklage gegen den Schuhmacher Otto Heinrich Arm borſt. Armborſt iſt als eines der launteſten Mitglieder der Haſen elever ſchen ſoeial demotratiſchen Partei bekannt: unter dem Schweizer ſchen Pra ſidium wurde er eine Zeit laug als Reiſe apoſtel verwendet und kam in dieſer Eigen·! ſchaft mit der Stettiner Polizei wegen Gebrauchs eines Dolches in Confliet. Dieſer Dolch, der von der Polizeibehörde in Cleve ebenfalls ſchon conſiseirt war, ſpielt in dem gegenwärtigen Prozeß wie der eine großze Rolle. Mitte Märzd. I trat Armborſt bei demSchuhmachermeiſter Rothbakt in Arbeit, ſo zwar daß er die zu verarbeitenden Materſalien mit in ſeine Wohnung nahm und dort die Ar— beit fertigte. Die Lieferungen Armborſt's zaben mehrfach zu Ausſtellungen Veran— r und als er am 17. April aber mals eine unſaubere Arbeit verlegte, wurde ihm die Zahlung dafür verweigert. Am 21. April forderte der Angek agte brieflich und in ziemlich ſchrollen Auedrücken ſein Geld auf demſelben Wege erhielt er noch am ſelben Tage die Antwort, er ſolle am nächſten Morgen die verbeſſerte Arbeit, ſo wie das berbleibende Material zurüekbrin- und das Geld in Empfeng nehmen. Armborſt ſtellte ſich am 22. April auch pünktlich ein, aber ohne Arbeit und ohne Material; die Frage nach dieſem beant wortete er brutal mit der Redensart: „Is nich; erſt Geld, dann die Arbeit!“ und rückte dem Meiſter Rothbart auf den Leib. „Bleiben Sie mir drei Schritt vom Leibel“ rief Letzterer und drängte den An— reifer mit der Hand zurück: in demſel— ſre Moment zog Armborſt einen Dolch aus der Bruſttaſche des Rockes und ſtach nach dem Meiſter, hätte ihm gewiß auch eine ſchwere Verwundung beigebracht wenn nicht der Bruder des Meiſters die Abſicht des Angeklagten durchſchante und vereitelle Daß beide Brüder in ihrer Aufregung dem Soeialdemokraten gehö rig das Fell gerbten, laäͤßt ſich denken ; die— ſer rief nun zwei Kerle zur Hülse, die er ſich offenbar zu dieſem Behufe mitgebracht hatte, deun ſeit ſeinem Eintritt in 4 Rothbart ſche Geſchäftslocal ſchauten ſie durch das Ladenfenſter hinein, allein ſel waren ſchon ſpurlos verſchwunden und ſind auch bisher nicht ermittelt worden Am 23 April forderte Armborſt den Meiſter Rothbart brieflich zum 3weikampf heraus. Nachdem er ihn (den Angeklag ten) ſo tödtlich beleidigt heißt es u.a in dem Schreiben könnten ſie Beide nicht mehr auf der Welt neben einander le— ben, ſie müßten am nächſten Morgen Ku geln wechſeln; ſollte Rothbart die Feigheit beſitzen, ſich nicht zu ſtellen, ſo würden andere Mittel zur Revanche angewendet werden. Natuͤrlich ging Meiſter Roth bart ans das tolle Verlangen nicht ein und erhielt dafür am 25. April einen an dern Schmähbrief, in welchem es u.a. heißt; „Ich wußte es ja, daß Sie zu tagel ſind, meine Herausforderung zum dneil anzunehmen. Ich bin aber ein Ehren ! mann, ich bin ſchon in einer größeren Stadt als Reichstagscandidat aufgetreten und ans jeden Fall werde ich mir Genug thuung verſchaffen Sie elender Feigling, . ſSie. Es iſt das noch nicht mein letztesſ Wort, ich werde zu handeln wißen. Damit war der Briefwechſel vorläufig be endet. Armborſt verlangte ſeine Re vanche bis auf Weiteres, und Rothbart übergab die Angelegenheit dem Staatsan walt lm geſtrigen Termin aufgefor dert, ſich. ans die Anklage auszulaſſen, be· ſ haupiete Armborſt, er habe den Dolch zu ſich geſteckt, um ſich vor etwaigen Inſulten ſeines Meiſters zu ſchützen, da die Behoͤr den dem unterdrückten Arbeiter doch nicht beſtehen. Und wie recht er daran gethan zeige die ihm widerfahrene Behandlung Er habe ſich beim Gebrauche des Dolches im Zuſtande der Nothwehr befunden, denn ſein Meiſter ſei auf ihn zugeſprungen und habe ihn am Halſe gewürgt. Die Her ausforderung zum Duell jei Vnereits ganz ernſtlich gemeint geweſen, die Welt ſei eben nicht groß genug. um ihn und ſeinen Beleidiger neben einander zu tra gen. Auf die Bemerkung des Vorſihen— den, Stadtgerichtsrath Pie lchen, es ſei doch etwas ganz Ungewoöhnliches, daß zwei Schuſter wegen eines Wortwechſels zum Duell ſchreiten, erwiderte der Ange— klagte mit den Worten: „Herr Gerichts präſident, ſetzen Sie ſich in meiner Lage~ wenn Sie von einem Ihrer Kollegen be ſchimpft werden, fordern Sie ihn auch!“ und die Anweiſung, ſich nicht in Specialitäten zu verlieren, ſondern ſich ſtreng an ſeinen eignen Fall zu halten, beantwortete er mit: „Herr ſident, wir ſind beide gleiche Menſchen!“ Die vom VBorſitzenden mit denkbarſter Unparteilichteit und Präeiſion geführte ſßeweisaufnahme widerlegte die Behaup ſtungen des Angeklagten bezüglich des Ge— er des Dolches aufs Bündigſte. Der Gerichtshof erkannte nach kurzer Berathung dahin, daß der Angektlagte der Herausforderung zum 3weikampſ ſchuldig uͤnd mit dreimonatlicher Feſt! ungshaftzu belegen ſei. —Ber lin, 28. Juli. Kaiſer Aler ander bon Rußland wird gegen Ende An uſt von Petersburg nach a zu einemſ hde Petereburnne Kaiſers abreiſen. an erwartet ſeine Ankunft dahier amſ 6. September (Zu derſelben Zeit kfommtſ auch der Kaiſer und die Kaiſerin von Oe· ſ ſterreich nach Berlin.) 7 An dem weltolitan uiederrbemiſden Kohlenbezirke wird berichtet! „Im Effenerſ Kohlenrebiere hat der Arbeiterſtrike im Großen und Ganzen noch dieſelbe Phy— ſiognomie wie frůher. Auf einzelnen Gru— ben fehlt es zwar nicht an Arbeitern, welche wieder anfahren; das ſind aber nur diejenigen, welche ivenig Lohn erhal ten. Die Heuer, die 400, 500 und noch mehr Thaler jährlich verdienen, ſtriken fort, weshalb der Kohlenbau noch danie— derliegt. Charakteriſtiſch iſt, daß diejeni gen Bergleute, welche das meiſte Geld berdienen, die Hanptſchreier ſind. „Mehr Lohn und weniger Arbeit“ iſt die Parole 2 : : 1 dieſer Menſchen, welche auf der niedrig ſten ſocialen Stufe ſtehen und im Ver hältnrß zu anderen Ständen in der Lage ſind, ſich einen ſchönen Thaler zu ſparen oder einen ganz unerhörten Luxus im Eſ— ſen, im Trinken und in der Kleidung zu treiben. Goldene Uhren und golde Ketten tragen nicht ſelten die Herren Bergleute, Schleier und Federhüte die Frauen und Töchter derſelben. Daß es “auch ſolche gibt, welche mit Noth und Elend zu käm— pfen haben, läßt ſich allerdings nicht läug— nen; eben ſo wenig, daß es Bergleute gibt welche ſich über dieſe oder jene Gru— benverwaltung mit Recht zu beklagen ha— ben. Der Maſſenſtrike aber iſt weiter nichts als Frivolitͤt, und deshalb handeln die Grubenverwaltungen ganz correet, wenn ſie die ſtrikenden Bergleute bum— meln laſſen, ſo lange, bis ſie von ſelbſt die Arbeit wieder aufnehmen. Auch die klein ſte Conceſſion würde der jetzigen ſocialen Krankheit einen chroniſchen Charakter und dem fſoecial · demokratſchen Strikecomite ein Mittel zu fortgefetzter Thätigkeit ver leihen. Hier kann nur eine Radicalkur helfen, ſo thener dieſelbe auch den Arbeit gebern zu ſtehen kommt. —Stuttgart. Obſchon der Auf enthalt der Jeſnitn in Württemberg nicht geſtattet iſt, wirkt dieſer Orden doch ſehr nachtheilig auf manche Schichten unſerer Bevoͤlkerung, indem ganz in der Nähe der württembergiſchen Grenze eine ausge— dehnte Brutiſtätte der Jeſuiten ſich befin det. In Gorheim, in der Nähe von Sig— maringen, auf preußiſchem Gebiete, iſt eine Erziehungsanſtalt für junge Jeſuiten die ſich hauptſächlich aus Angehörigen von Württemberg Baden und der Schweiz rekrutirt. Ob das neue Felt gegen die Jeſuiten helfen wird, dieſes Neſt von jei— nen Inſaſſen zu ſäubern, muß ſich bald zeigen. —Mainz, s. Juli. Die kürzlich aus weſtpreußiſchen Bezirken (Danzig n. ſ.w.) gemeldete Begünſtigung der Äus— wanderung nach Rordamerika durch katholiſche Geiſtliche, beruht auf einer wohlgegliederten, ganz Dentſchland um— faſſenden Organiſation. Zweck derſelben iſt anſcheinend, „katholiſche Auswanderer durch Empfehlung an die zuverläſſigen katholiſchen Vertrauensmänner in New— York und Baltimore vor den ſo häufig vorkommenden Beſchwindelungen zu be wahren“, wozu Karten dienen, mit wel— chen die Geiſtlichen, an die ſich die Aus wanderer zu wenden haben, vorgeſehen ſind, Die Leitung der Angelegenheit geht für das ganze Dentſche Reich von einem „Comite zum Schutze deutſcher Answanderer“ aus, als deſſen Präſident der zu Birſtein bei Gelnhauſen reſidi— rende Fürſt Karl von Aſenburg fungirt. In den kleinen, unter dem Landvolk ſehr und meiſtens gratis verbreiteten ultra— montanen Blättchen iſt die dringende Aufforderung des Comites an die Ans— wanderer, ſich an den Ortspfarrer zur Erlangung von Empfehlungskarten zu wenden, ein ſtehender Artikel Wer das deutſche“ Comite bildet, iſt bis jetzt nicht betkannt geworden; man geht aber wohl nicht irre, wenn man annimmt, daß ihm wieder alle jene Namen und Ritter vertreten ſind, welche überall 7wo diel ſtreitende Kirche in Verſammlungen, Ca— ſinos, Zuaven · Confectionen u. dergl. ſich hervorthut, auf der Menſur erſcheinen. Nicht minder richtig iſt, daß der humane Zweck nicht der einzige iſt; die Ultramon- . tanen ſchenken nicht gerne. Als vor zwei Jahren dieſe Verbindung mit den ameri faniſchen Ultramontanen eingeleitet wurde man vorzngsweiſe im Ange, den gewaltigen Aufſchwung, welchen die katho· liſchen Kirchengeſellſchaften an einigen Viſhotoniden in Nordamerika nehmen, durch die aus Enropa ziehende Auswan— derung noch mehr zu unterſtützen, wenig ſtens die „katholiſchen“ Auswanderer mͤgt zuſammenzuhalten und durch eine ſolche enge Verbindung ſich die Dienſt barkeit der in Amerika ſich anhäufenden Kräfte und Mittel für die aggreſſiven Pläne und Kämpfe der Kirche in Europa, vorzugsweiſe Deutſchland, zu ſichern. Man hat dieſes in den betreffenden Krei— ſen unverholen ausgeſprochen. Fr. 3.) Schweiz. Zürich. Am 14. luli begann in Zürich das große eidgenöſſiſche Schützenfeſt. Vorab iſt es die Weſtſchweiz die mit ſtattlichen Schützenkontingenten ſaufmarſchiren wird. Die Waadtländer werden ſtark vertreten ſein und die Genfer rt mit einer Kapelle von 60 Mann ſanf. Macon und Lyon werden den Be— ſuch der Schweizer großartig erwidern und in einem etwa 1530 Mann ſtarken Corps mit 90 Mann Muſik aufrücken Anch die ehemalige internirte franzoſi ſſche Oſtarmee will ſich vertreten laſſen und Bordeaux und Marſeille, wie über· haupt der franzoöſiſche Süden werden ſtattliche Kontingente ſtellen. Daß die Oſtſchweiz und Centralſchweiz nicht zu rückſtehen werden, verſteht ſich von ſelbſt und vorob der Kantoun Zürich mit ſeinen zahlreichen Schützenvereinen wird eben falls ſtattliche Heerſcharen nach dem Feſt platz entſenden. Loſentlia werden un— ſere Nachbarn im Norden und Süden ebenfalls am Feſte vertreten ſein. Von Wien wird eine Deputation erwartet und auch aus Deutſchland, deſſen Feſt in Ha nover mit dem nnſrigen leider kollidirt, werden wenigſtens einzelne Trüůpplein kommen. Das Verzeichniß der ange— meldeten Ehrengaben erzeigte den 20. Inni 117/143 Franken Rußland und Polen. St. Petersburg. Die am 12. Juni eröffnete Ausſtellung der polytechniſchen Ausſtellung in Mos kan, iſt ein Ereigniß, daß das Intereſſe der ruſſiſchen Geſellſchaft in hohem Grade in Anſpruch nimmt. Sie hat daher Veran laſſung gegeben zu einer zahlreichen Ver ſammlung der boͤchſten Würdenträger in der alt·ruſſiſchen Hauptſtadt. Der Kaiſer ſelbſt begab ſich dahin in Begleitung des Großfürſten Thranfolgers, deſſen Gemah— lin und des Großfürſten Wladimir. Es begaben sich ferner dahin die Miniſtet Tümaſcheff, Wabijeff und Milutin, der Chef der Gensdarmerie Graf Schuwaloff, der Ingenieur-General Todtileben, der dentſche Botſchafter Prinz Reuß und viele andere hochgeſtellte Perſonen. Der Kai ſer widmete der Ausſtellung einen mehr— ſtündigen Beſuch, uahm eine Revue über die Garderegimenter ab, wohnte einem om Moskaner Adel ihm zu Ehren gege~ benen Balle bei und begab ſich dann nach der in der Nähe von Moskan gelegenen Alexander· Villa. Noch vor der Ankunft des Kaiſers, am 16. Juni, hatte das Aus— ſtellungs Comite zu Ehren der zur Aus— ſtellung gekommenen Vertreter der ver— ſchiedenen Gegenden Rußlands und des Auslandes ein Feſtmahl veranſtaltet, an dem 178 eingeladene Perſonen Theil nah— men. Nach den offiziellen Toaſten auf den Kaiſer und die kaiſerliche Familie wurden verſchiedene andere Toaſtreden gehalten. Der Director der polytechni ſchen Schule in Moskan, Delevenux, hob die Bedentung der internationalen Aus— ſtellungen hervor und trank auf das Wohl der anweſenden Vertreter des Auslandes. Ihm erwiderte der württembergiſche Ge— ſandte Steinbeuß, durch einen Toaſt auf das Ausſtellungs· Comite. Der Vertreter des Wiener· Ausſtellungs-Comites, Baron Lindheim, dankte für die herzliche Auf nahme, welche den Oeſterreichern in Mos— kau zu Theil geworden ſei. Der Abge ſandte des Berliner-Comites, Grotte, ſprach über die Sympathie, mit welcher der Gedanke der polytechniſchen Ausſtel— lung in Moskan in Deutſchland aufge— nommen worden ſei. Der Franzoſe Lan~ gnier růhmte die ruſſiſche Gaſtfreundſchaft und forderte die Deutſchen zum friedlichen Wettkampfe auf der Wiener-Ausſtellung heraus. Der Vertreter Deutſchlands nahm dieſe Herausforderung an und trank mit dem Franzoſen auf die Freundſchaft Frankreichs und Deutſchlands. Einen wahren Enthuſiasmus rief bei allen Feſt genoſſen die Toaſtrede des Rectoes der Moskaner Univerſitãt, Solowieff, auf die Verbrüderung aller europäiſchen Voͤlker hervor. Der Redner bedauerte das Miß~ trauen Enropas gegen die ruſſiſche Politik leugnete entſchieden alle eroberungsſüůchti gen Abſichten Rußlands und verſicherte auf das Beſtimmteſte, daß dem ruſſiſchen Volke und der ruſſiſchen Regierung nichts ferner liege als der Gedanke, in Europa Erobernngen machenzu wollen. Oſtſ. 3tg.) Mexico. Merico, 16. Juli. via Havanna. Es herrſcht hier große Aufregung über die vielen Fälle von Menſchenranb durch Banditen, welche ſtets ſchweres Löſegeld fordern. Die Regierung ſucht mit allen ihr zu Gebot ſtehenden Mitteln dem Un— weſen ein Ende zu machen. Am Montag den 11. d. M. umſtellte Gouverneur Montiel mit einer ſtarken Polizei- Abthei— lung den Plazuel de San Lureas und fand dort Senor Cervantes der kürzlich geraubt war Das. Geſicht des Cervantes war voll taudig verbundeu; nur Mund und Naſe waren ihm zum Athmen freigelaſſen. In lſeinem Munde ſtak ein Knebel und ſeine ſOhren waren mit Wachs gefüllt. An Nahrung wurde ihm täglich nur ein Ei ſgereicht. Cervantes 'wurde zur Nachtzeit ſvbon fünf Banditen geraubt, als er mit ſeiner Familie in einem Wagen nach ſeiner Wohnung zurückkehrte. Man fand in H Hauſe eine Anzahl Dokumente vor, ſaus denen hervorgeht,. daß eine geheime Verbindung von Verbrechern verſchiede— ſner Nationen erxiſtirt, die sich „Italia Roja“ nennt. Allgemein iſt dieſe Bande aber unter den Namen „Soeiedad terrible“ bekannt. : Von den Räubern des Cervantes wur— den noch an demſelben Tage drei verhaftet zwei Spanier und ein Mexikaner. Sie geſtanden ihre Schuld ein und be— haupten, daß die Geſellſchaft außerhalb Merxiko's begründet wurde. Sie bekann— ten anch, daß die Bande ſchon zahlreiche Thaten verübt hat. Die drei Verbrecher wurden an demſelben Abend auf dem St. Lueas ·Platz hingerichtet. Bei einem der Räuber fand man eine Liſte von 40 Perſonen vor, welche geraubt werden ſollten. 15 Perſonen, die unter. dem Verdacht ſtehen, zur Bande zu gehö—- ren, ſind verhaftet worden. Kürzlich wurden einem Franzoſen Namens Baſſot, den die Barbaren gefangen hatten, die Augen und die Zunge ausgeriſſen, ſo daß er unter furchtbaren Qualen ſtarb. Der „Monitor“ zählt 15 Fälle von Men— ſchenraub auf, die ſämmtlich von den furchtbarſten Scheußlichkeiten begleitet wa ren. Der Praſident der mexikaniſchen Republik ſtarb am Abende des 18. Juli ſan einem Schlaganfalle. Der Tod war plötzlich und unerwartet und die Tele gramme, welche denſelben berichten, ſchei nen durchans beglaubigt zu ſein. Die Präſidentſchaft geht nun auf Lardo de Fajado, Oberrichter des Obergerichts von Mexico. Er war Gegner der Regie ſrung und er wird als ein Begünſtiger der Revolutionspartei angeſehen. Wiſſenſchaftliches. Der Oeuliſt Profeſſor Caſturani in Turin hat die Entdeckung gemacht, das mittelſt Eintreibung von Luft durch die Augen, Thiere faſt ſchmerzlos und in wenigen Secunden zwei bis vier getödtet werden können. Da dieſe Tödtung auch auf Menſchen anwendbar iſt und dieſelbe nicht die mindeſte Spur von Gewaltthat zurücklaͤßt, ſo dürfte ſie den Vertretern der gerichtlichen Medizin gewiß und mit Recht Aufſehen erregen. Bei jüngſt vorgenommenen Experimenten in der königl. Thier arzneiſchule in Turin, wurden in wenigen Minuten 4 Kaninchen, 3 Hunde und eine Ziege getödtet. Künſtliche Brüteanſtalt. Köln, 2. duli. Unweit unſerer Nachbarſtadt Mühlheim, auf der freundlichen Iſenburg, iſt vor Kurzem eine künſtliche Brüteanſtalt in ziemlich bedeutendem Maßſtabe einge~ richtet und in Betrieb geſetzt worden, die wir vor einigen Wochen geſehen und in mehr als einer Bezie~ hung intereſſant gefunden baben. Die Brütevorrich~ tungen, die einſtweileu auf die gleichzeitige Aufnahme von 3000 Eiern berechnet ſind, aber auf das Doppelte gebracht werden können, werden durch Warmwaſſer~ Heihung erwärmt, und zwar bis zu einer durch Regu ~ latoren geregelten und durch aufgeſtellte Thermometer controlirten Temperatur, wie ſolche der einer Brut~ henne entſpricht. So iſt denn auch die Brütezeit genau dieſelbe, wie im natürlichen Verlauf der Sache, bei Hühnern 21, bei Enten und Truthühner 27 —2B und bei der Gans 20 Tage. Die Brüteappargte beſtehen in 3 Zinkkaſten, jeder zur Aufnahme von 1000 Eiern bemeſſen, zwiſchen welchen lehteren das erwärmte Waſſer in Gummiſchläuchen circulirt. Gegenwartig werden von den eingelegten Eern etwa 70 Prozent kleine Thierchen gewonnen, die, wenn ihre Stunde ge~ kommen iſt, ſich durch ihre Arbeiten zum Durchpicken der Schale vernehmlich machen, ſich, wenn dieſe ſich theilt, herausarbeiteu und nach einigen Stunden ſchon vergnüglichrumher ſpazieren.. Da das Ausſchlüpfen derſelben von jeder Bruteinlage ſtets innerhalb der~ ſelben 24 Stunden erfolgt, ſo kann man ſich das Ge~ wimmel der faſt gleichzeitig ins Daſein tretenden kleinen Geſellſchaft leicht vorſtellen. Junge Hühnchen in reſpektabler Zahl, 4 —SOO Entchen, Truthühnchen und Gänschen, verdanken bereits ihr Daſein der Iſenburger Brüteanſtalt, mit welcher auch die Züch~ tung von Faſanen verbunden iſt, deren etwa 50, aus dem Czechenlande, dem claſſiſchen Gebiete dieſes Edelwildes, bezogene, gegenwärtig in der Legezeit be~ griffen ſind. Von ſeltneren ausländiſchen Hühner~ ſorten, Paduaner, Golldack. Bantam ~c., waren etwa 100 Stüůck in hübſchen Exemplaren vorhanden. Ungefähr 600 Legehühner haben die Obliegenheit, den größten Theil der Bruteier zu liefern. Sie wer—~ den in Stallungen gehalten, die mit Wärmeleitungen verſehen ſind, wodurch erreicht wird, daß die Anſtalt ohne Rückſicht auf die Jahreszeit in ununterbrochenem Betriebe gehalten werden kann. ———— ——— ~ Humoriſtiſches. Eine Einfalt vom Lande. ln dieſen Tagen tritt an einen Poſtſchalter in Dresden ein Landmann und begehrt eine Groſchenmarke. Nach einiger Zeit reicht er ſeinen Brief hinein, auf welchem'die Marke fein ſäuberlich klebt. Der Secretär giebt ihm den Brief mit den Worten zurück, daß derſelbe zwei Mar~ ken erhalten müſſe. Nach einigem Kopfkrazen und Beſinnen murmelte der biedere Landmann zum Schal~ ter hinein: „Na, da geb'n Se mer noch eene!“ Er erhält dieſelbe und nach germerau gZeitreicht er den Brief wieder hinein. Der Secretär: „Ja, Sie ha ben ja die zweite nicht d'rauf geklebt“! Landmann: „Ei ja, hern Se, ich hab ſe glei uf die erſchte druf ge~ klebt.“ In der That, hatte der gute Mann die zweite Marke mit großer Genauigkeit auf die erſte ſo feſt auf~ geklebt, daß ſie gar nicht wieder zu löſen war. Na-~ türlich ſagte ihm jetzt der Herr Sekretär unter Lachen daß er nun noch eine Marke kaufen, dieſe aber hübſch neben die andere kleben müſſe. Unter Brummen kaufte der Bauer noch eine Groſchenmarke und diesmal ge~ lang es ihm, die Sache ordnungsmäßig zu erfüllen. Erkenntnißgrund. Auditeur: „Na, Er will alſo dieſe Uhr nicht kennen, die in ſeinem Koffer gefun~ den worden iſt“? Angeklagter: „Ne, Herr Audi~ teur.“ Auditeur: „Sergeant, da führen Sie halt den Kerl wieder in Arreſt, bis er mürbe wird.“ Einen Tag ſpäter.) Auditeur: „Na, kennt er jett die Uhr?“ Ange~ klagter: „Ja wohl, Herr Auditeur.“ Auditeur. (vergnügt)h: „Na, das iſt g'ſcheid, daß Er ſich jett beſonnen ha.“ Angeklagter: „Ha ja, Herr Audi~ teur, warum ſollt ich die Uhr nicht kennen; haben mir ſie doch der Herr Auditeur geſtern gezeigt.“ —Linchen:, Mama, nicht wahr, da jept Alles, was früher „Fuß“ genannt wurde,„Meter“ heißt, ſo ſagt man nicht mehr „dieſer Junge geht „barfuß“, ſondern „dieſer Junge geht „barometer“? Mama: „Wie ungeſchickt Du biſt, dieß gilt ja nur für's Maaß, ſonſt müßte man ja auch ſtatt „Barfüßer-Möuche“ ſagen „Baroineter~Mönche.“ Erwerbozweig. “Wo'naus mit einander?“ In d'Stadt zum Gericht. Wir haben jetzt g'rad kein' Verdienſt, und da hab' i' zu mei'm Nachbar ; g'ſagt, er ſoll mich wegen Ehrenkränkung verklag'n; mi cann mer net ſtraf'n, weil i's läugn' und er kriegt Zeugenbebühr'n und die verſaufen wir nachher mit einander.“ —— (Eingeſandt.) New York, 16. Zuli 1872. ; Georgia Staatszeitung, Sabannah. Die Felder welche ich hier pflüge, werden wohl in der nächſten Präſidentenwahl gute Früchte tragen, in~ dem das Central-Comite der Liberal~republikaniſchen Partei ſich vereinigt hat, in gleicher und corporativer Weiſe für Greeley und Brown zu arbeiten, und daß ein jedes Comite es auf ſeine eigene Hand zu beurtheilen hat, welche Mittel es anzuwenden braucht, um die Election zu ſichern, damit der Süden auch nach langen Schmachten wieder frei aufathmen kann. Ein Jeder, ſelbſt die ſtärkſten Grant-Leute ſind überzeugt, daß die Baltimore~Convention den Aus~ ſchlag gab bei der Einſtimmigkeit, womit die Canditatur der Cincinnati-Platform endoſirtund unterſtüht wurde, troß der großen Prejudiz gegen den Ban~ nenträger derſelben, iſt es unmoͤglich Grant, trop allen Geldes, wieder für einen zweiten Termin in das Weiße Haus einzuſchmuggeln. Die Conjekturen ſtellen ſich nach den neueſten Be~ rechnungen folgendermaßen heraus, daß Grant Maſſaſuchets mit einer ternaen Majoritãt, ebenfalls Connecticut und Süd~Carolina erhãlt. Dem let~ teren Staat könnte auch ſein Patron renen werden, hätten die Demokraten und Liberal-Republi~ kaner uͤber eine ſo ungeheuere Macht und Geld zu verfügen als vorher benannte. Troötz dieſer guten Ausſicht ſoll ſich kein Deutſcher oder Amerikaner in Schlaf wiegen laſſen, nicht ſeine Schuldigkeit vor und bei det Wahl zu thun, indem ſchon oft genng da geweſen iſt, daß dur 1 Saum—- ſeligkeit dit beſten Proſpekte ſind verloren gegangen. : Die Anſicht iſt hier vorherrſchend, daß in jedem Staat, in jeder Stadt, in jedem County wo nur Deutſche wohnen, ſie ſich zu einem Club e ſoll~ ten, um dem addoptirtenCanditaten die größt mög~ lichſte Majoritãt zu verſchaffen; eine Niederlage in dieſer Praͤſidentenwahl, würde den Auslandern ſehr verderblich ſein und bei der Centraliſations-Politik die Frage des Beſtehens einer Nordamerikaniſchen Republik in ſehr nahen Cultiminationspunkt bringen. Die Geſchichten älterer Republiken, giebt den Le~ ſern der „Georgia Staatszeitung“ :: Raum zum Denken darüber. Alſo Unſer ahlſpruch ſei: „Hand ans Rad gelegt“! Charles Koch, ; von Florida. —— “ We would call the attention of those of our readers as are in want of employ ment to the ad vertisement of Geo. J. Johnstoon, tobe ſound in another column: read it and judge ſor yourselſ.