Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, August 28, 1872, Image 2

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Aeſchetnſſtbdeſhedaltlcht ſchdt tdrdthcahſrdetedt bbbitaetthhtttelbttblnddohtituieitidntenntnninnenn Europa, Die Dreilaiſerzuſammenkunft. Die Dreikaiſerzuſammenkunft in Berlin iſt nun ſeſtſtehende Thatſache. Fa, es wird ſogar davon geſprochen, daß der Thronfolger des Kaiſers von Rußland ebenfalls von Koppenhagen kommen werde, um bei der Verſammlung anweſend zu ſein. Eine Einladung des Kaiſers Alexander nach Berlin babe zu der beabſichtigten Zuſammenkunft den erſten An~ laß gegeben, ſagt die „Karloruher Zeitung“ wo~ rauf Kaiſer Franz Joſeph ſeinerſeits durch die Sen~ dung des Erzherzogs Wilhelm in St. PVetersburg den Wunſch ausdrůcen ließ, in einer perſonlichen Zuſam~ menkunft an dem Hofe eines befreundeten Aliirten „die teten etwa noch vorbandenen Reſte einer durch die beiderſeitigen Intereſſen einſt bedingten Mißſtim mung auszugleichen.“ Der Dant des Kai~ ſer Alexander an den Kaiſer Wilhelm für die ihm gebotene Gelegenheit zur Begegnung mit dem Kaiſer von Oeſterreich und die an den lehteren gerichtete Verſicherung über die aufrichtige Freude an der be~ vorſtehenden Wiederbelebung der ſo-lange beſtandenen aufrichtigen und berzlichen Freundſchaft ergeben ſich darauf von ſelbſt. Die Nachricht iſt von der Be~ volkerung der betheiligten Laänder mit freudiger Theilnahme begrüßt worden, und das oöffentliche Ur~ theil einigt ſich in der Ueberzeugung, daß die Septem~ berfeſte eine mͤchtige Bürgſchaft für die Befeſtigung friedlicher und geordneter Zuſtaͤnde in Europa ſind. D 4ud unter der Geituna ſeines ver~ chrten Kaiſers Wilhelm,ein Reich des Friedens und des Segens.“ Vergiftung durch ein Kleid. Bei dem Amts gericht zu Mosbach (Baden), iſt wirklich eine Anklage wegen Vergiftung anhaͤngig. Eine Naherin in dor~ tiger Gegend erhielt naͤmlich den Auftrag, ein Kleid aus einem bekannten, vielfach zu Ballcoſtͤmen ver~ wendeten Stoff von gruner Farbe zu fertigen. Die Verarbeitung dieſes Stoffes, mit dem die Naͤherin vier bis funf Tage zu thun hatte, hatte die Folge, daß ſie an Kopfweh und Schwindel in der Weiſe erkrankte, daß ſie erſt nach vierwoͤchentlichem Krankenlager ſich ſo weit erbolte, um einigermaßen ihrem Berufe wieder nachgehen zu koöͤnnen. Man vermuthete gleich von Anfang an Vergiftung durch das Kleid. Die vom Staatosanwalt eingeleitete Unterſuchung hatte die Einbolung eines Gutachtens durch einen Profeſſor der Chemie zur Folge, der den genannten Stoff in der Weiſe mit Arſenit inſicirt ſand, daß das zu einem einzigen Kleid vorhandene Quantum ausreichend waͤre, um 350 Perſonen todtlich zu vergiften. Nimmt man nun an, wie das Mannheimer Hand lungobaus äußerte, von dem der Stoff bezogen wor~ den, daß etwa zu 100 Kleidern derſelbe Stoff in Mannheim und Umgegend abgeſeht wurde, ſo würde, wie das Gutachten gleichfalls ausfuͤhrte, die in dem verkauſten Kleiderſtoffe vorhandene Arſenikmenge genügen, um 45,000 Perſonen, alſo nahezu die ganze Stadt Mannheim, zu vergiſten. Ob freilich bei der Unterſuchung viel herauskommen wird, iſt um ſo mehr zu bezweifeln, als der Fabrikant dem ſůdlichen Frankreich angehoört und der genannte Stoff von dorther bezogen wurde. Auch in Pforzheim kam juüngſt cin Vergiſtungofall an einem Knaben vor, der an cinem Markttage in überreichem Maße Zuckerſa— chen, darunter namentlich rothgefaͤrbte, genoſſen hatte. Die Unterſuchung ergab, daß die rothe Farbe dem Confelkt durch ſchlechte Anilinfarbe ertheilt war, die reichlich Arſenil enthielt. “ Daß der Knabe nicht mehr gerettet wurde, mag auch darin ſeinen Grund haben, daß nicht zeitig genug die Urſache des Leidens er kannt und Hüulfe geleiſtet wurde. Oeſterreich. Ein Geiſt in der Wiener Hofburg. Die „N. Fr. Pr.“ theilt folgende Geſpenſtergeſchichte mit: „Wir baben bisher Anſtand genommen, von einem in Wien, und zwar nicht nur in eingeweihten Kreiſen ſtark verbreiteten Gerüůchte Notiz zu nehmen, weil uns deſſen Gehalt denn doch etwas gar zu abeuteuerlich erſchien. Da uns jedoch die fragliche Geſchichte im— mer wieder von Neuem und auch von ſehr vertrau enoͤwurdigen Seiten erzahlt wird, ſo müͤſſen wir uns doch entſchließen, dieſelbe zur Sprache zu bringen, um wenigſtens die lobl. „Abendpoſt“ zu veranlaſſen, uns mit einem möoglichſt glaubwürdigen Dementi zu beehren. Iſt nichts an der Sachc, ſo iſt's gut; be— rubt aber das Gerücht auf Wahrheit, ſo iſt's um ſo beſſer. Es handelt ſich naͤmlich um nichts Anderes als um den vor einigen Wochen in der bieſigen Hof burg erſchienenen Geiſt, welcher angehlich in der Masote der verſtorbenen Erzherzogin Sophie zwei Schildwachen zum verlaſſen ihres Poſtens vermocht bhaben ſoll, bis er endlich auf den Unrechten ſtieß, der ibn aans ſagon niederſchoß. Der ſo empfindlich ge~ ſtrafte Geiſt ſoll, wie es beißt, der Burggeiſtlichkeit angehoört baben. Wenn ſich die Sache wirklich ſe verhalt, und wir hoffen, wie geſagt, daß uns die „Abendpoſt“ hierüber auofuͤhrlich belebren wird, ſo verdient der betreffende Soldat in der That eine Na tionalbelobnung, denn er hat dann die Klarleguna einer Intrigue bewirkt, welche nun an bohen Orten wohl durchſchaut werden wird. Abgeſehen von der Kugel, die dem frechen Geiſt bereits ſo wohlverdient zu Theil geworden iſt, verdienen aber auch die Beran— ſtalter eines ſolch' blͤden Spules ſchon deshalb eine exemplariſche Zuͤchtigung, weil ſie ganz vergeſſen haben, daß man beutzutage das 19. Jahrhundert ſchreibt und es Majeſtaͤtobeleidigung beißt, durch ſolche Mittel auf Erfolge in irgend welcher Richtung zu boffen. Die Zeiten. wo ein Moritz von Sachſen ebenfalls einen Geiſt aus dem Schlafzimmer des römiſchen Koönigs in den Burggraben warf, der Clerus aber tropdem nichts von ſeinem Einfluſſe ver~ lor, ſind hoffentlich voruͤber. Wir wollen an die obenerwäͤhnte Geſchichte keine weiteren Gloſſen an tnͤpfen, erſuchen jedoch nochmalos im Intereſſe der Hochachtung nnd Verehrung, die Zedermann den Mutgliedern unſeres Hauſes zollt, aber auch im In tereſſe unſerer Verfaſſung, die ofſiziellen Blaͤtter um ungeſchminkte Auftkläͤrung.“ ; Rußland. In Peteroburg verklagte türzlich der „Drusſchict“ (Diener) des Generalo F. ſeinen Herrn wegen einer von dieſem ibm auf oßener Straße ver ſepten Obrfeige. Der General erhaͤlt ſofort eine Vorladung und erſcheint. Im Bewußtſein ſetiner bohen Stellung ſpiegelt ſich ſchon beim Cintreten im Geſichte deſſelben ein ausgepraͤgter Unwille. Der Richter gibt ihm Kunde von der Antklage, mit einem Hinweis auf einige Zeugen, welche die That beſtaätig ten. Der General ſchleudert dem Diener ein „Wroſch“ (Du lůgſt) zu. ; Richter: „Die Pflicht gebietet mir, Ew. Erellen; darauf aufmertkſam zu machen, daß dieſer Ausdruct verboten iſt und geſepmaͤßig mit einer Strafe von drei Rubein geruügt wird.“ General: „Mein Herr, Ihr Bencehmen iſt in der That eiwas mebr als unan ſtaͤndig.“ (Große Aufregung.) „Ich bin nicht gewobnt, in Gegenwart meines Dieners zu ſtehen. Man pſlegt mir, dem kaiſerlichen General v. F. über all einen Stuhl anzubieten.“ Richter: „Vor dem Gerichte, Excellenz, ſind Alle gleich, und Sie veran laſſen mich, Sie wegen der beleidigenden Acuterung von mehr als unanſtaͤndig mit einem dreitaͤgigen Arreſt zu belegen. Sie ſind gleichzeitig wegen der Obrſeige zu fuͤnf Rubeln Entſchaͤdigung verurtheitt.“ Det General entſernte ſich und appelirie an die oberſte Mili taͤrbeborde. Von bort aus wurde ibm aber der Be ſcheid, daß nicht der Richter, ſondern das Geſetz ibn verurtheilt babe, und er dem Geſehe, welches der Ka ſer ſelbſt reſpectire, ſich unverzuglich unterwerfen werde.! Allgemeine Nachrichten und Betrachtungen. ln den Staͤdten des Ellaß ſcheinen die Frauen beſonders eine Ehre darin zu ſuchen, den Deutſchen~ bhaß zur Schau zu tragen. Es werden unter deren Anregung „liques du dedain“ und patriotiſche Ver~ eine zur Bezahlung der franzoſiſchen Rationalſchuld und zum Unterricht der Kinder in der „alleinſelig-~ machenden“ franzoſiſchen Sprache gegruündet. Auf den Döorfern iſt das Verhältniß umgekehrt. Da re~ den die Frauen von den Franzoſen als von einem fremden Volke. Das Kindlein,walſcht noch“ wenn es ſtammelt; es redet ,„Ditſch von der Bruſt“ ſobald es klar und verſtndlich ſprechen kann. „Fuggern“ heißt auf dem Lande, Handel treiben. Alſo unſere Freunde vom Norden kommen nach Savannah um zu „Fuggern.“ Gerüůchtoweiſe verlautete in Deutſchland, daß das Genfer Schiedogericht betreffs der,Alabama“ auf eine runde Entſchaͤdigungs ·Summe von 7 Mil~ lionen Dollars, betreffs der „Florida“ auf eine ſolche von 3 Millionen Dollars ſich einigen würde. Zuverläſſige Perſonen glauben, daß in dieſem Ge~ rũchte die amerikaniſchen Wünſche ausgedrückt ſind. Am 15., 16., 17. und 18. Auguſt, wird der Kronprinz des Deutſchen Reiches die Würtemberger~ Truppen in Stuttgart, Ludwigsluſt und Ulm in— ſpiziren. 1 ~ Der Koſtenanſſchlag der Reparaturen der am Strahrurger· Ninter durch das Bombardement ver~ urjachter Reparaturen wird auf 598, 000 er. berecnet. Vom 26. bis 28. Auguſt, wird die Inſpizerung baieriſcher Truppen bei Ingolſtadt ſtattfinden. Am 3. Auguſt, begann das vierte allgemeine deutſche Turnfeſt in Bonn. 4000 Gäſte waren an~ weſend. Dr. Herrmann Bleibtreu hielt die Rede zur Begrüßung der Turngäſte. —England blickt auf eine äußerſt aufgeregte und blutige Woche zurück. In Belfaſt feierten am Donnerſtag vor 8 Tagen die Katholiken die erfolgte Aunahme der „NRepeal~Akte“ durch einen großen Umzug, die proteſtantiſchen Irlaͤnder, reſp. der Poöbel dieſer Klaſſe ſtorte den Zug, es kam zu Thaͤtlichkeiten und dieſe arteten in einen Straßenkampf aus der faſt acht Tage lang Tag und Nacht fortdauerte. Eine große Anzahl ſind bei den Straßenkaͤmpfen gefallen, noch mehr verwundet, verſchiedene Gebäude ſind ein~ geäſchert und mehrere Schulen demolirt worden. Auch in Dublin und Londonderry ereigneten ſich hnliche Gräͤuel. Scenen. (Balt. Cor.) Die Nord ~Schleswig ſche Frage iſt vor einiger Zeit von Dänemark aus wieder angeregt worden. Die „A. A. Ztg.“ brachte einen Artikel aus Kopen~ hagen, der die Abtretung Nord-Schleswigs an Daänemark als ein Gebot des politiſchen Intreſſes fur Deutſchlaud bezeichnet. Der ſiebente deutſche Journaliſtentag wurde am 26. Juli in München gefeiert. Der Sieger in der Schlacht bei Jena iſt geſtor~ ben. Unter dieſem Namen war in Paris ein alter Mann bekannt, welcher des feſten Glaubens war und allen Leuten erzählte, er babe die Schlacht bei Zena 1805 gewonnen. Damals war der Bezeichnete Soldat der franzoſiſchen Armee, ſeines Grades Kor poral, und hatte eine frappante Aehnlichkeit mit Napoleoa l. In einem kritiſchen Augenblick der Schlacht, ſo lautet die Geſchichte, welche er fortwäh rend zum Beſten gab, ſchwang ſich der Korporal auf ein herrenlos umherirrendes Pferd, ſprengte vor die Fronte eines Regiments und ſchrie, den Säbel ſchwingend: „Vorwärts, vorwaärts, ich bin der Kai~ ſer, ich führe Euch zum Siege!“ Die Soldaten ru— fen begeiſtert: „Es lebe der Kaiſer, es lebe der kleine Korporal!“ gehen in wüthendem Angriff vor und das Schlachtenglück wendet ſich auf Seite der Fran zoſen. Aber auch die Preußen halten den tapferen Korporal fuür den Kaiſer und er wird mit Wunden bedecktt. Nachher lebte er bis zum Jahre 1871 in Pario und zog dann nach London, woſelbſt er jett 91 Jabhre alt, geſtorben iſt. Was das Betteln einbrinat. In der Frie derichoſtraße in Berlin beſindet ſich eine ſogenannte Studentenkneipe; es verkehren in dieſem Lokale aus— ſchließlich Studenten, und zwar Söohne der angeſe henſten Familien. Es galt kürzlich eine Wette. Dieſelbe beſtand darin, daß einer der jungen Herren ſich anheiſchig machte, bettelnd in zerlumpter Kleidung cinen Nachmittag einherzugehen, von Laden zu La den, von Wohnung zu Wohnung. Und was war das Reſultat ſeiner Bettelwanderung? 4 Thlr. 22 Sar. 3 Ps. Dieſe wurden ſofort der Frau eines Gürtler geſellen, die von Drillingen entbunden war, nachdem dieſe Summe noch durch eine Zulage vergroößert worden, zugeſendet. Am Abend war aber in der Kneipe ein großer Co ſmers bei dem man beſonders den heutigen Bettler ; hochleben ließ. Von allen Gegenden der Ver. Staaten tommen Berichte über beftige Platzregen, ſchwere Ge witter, unerträgliche Hite, und zerſtörende Stürme Die Urſache dieſer Erſcheinungen iſt unbekannt. Schreckliche Verheerungen wurden von dem Hoch ſwaſſer in Alabama angerichtet. Aehnliche Nach richten erhalten wir von vielen Laundſchaften und ſStadten in Europa. Nachrichten aus London ſpre chen von bedeutenden Verheerungen die ein mit Blit und Donner begleiteter Platzregen in der dortigen Umgegend verurſachte. Auch in Paris und ſeiner |nachſten Umgebung wurde Ende Juli großer Schaden durch Gewitter angerichtet. In der Stadt wurden Haͤuſer beſchaͤdigt, Baͤume entwurzelt, auf dem „Pere la Chais“ wurden faſt alle Grabſteine umge ſworfen. Auf der „Kein«“ gingen an bundert ver— ſchiedene Schiffe unter. Die Arbeiten, um aus den Kellern das Waſſer auszupumpen, dauerten einen zanzen Tag. Wohl niergends auf der Welt giebt es in dieſem Augenblicke einen Mann, der ſo gebaßt wird wie Richter Keogb von ſeinen iriſchen Landsleuten. Irlaͤnder von Geburt, katholiſch von Confeſſion, er klaäͤrte Keogh dem Capitaͤn Nolan, Vertreter der Iriſchen „Home ·Rule Parttei“, (welche nach Art der Fenier, wenn auch nicht die gänzliche Lostrennung Irlando von Großſbritanien, ſo doch eine nur von Irland geleitete Adminiſtration erſtrebt, welche ibren Sitz in Dublin hat) ſeines Sites verluſtig und ent buͤllte die ſchamloſen Umtriebe, welche ſich der katho liſche Klerus vom Biſchof bio zum niedrigſten Geiſt lichen hatte zu Schulden kommen laſſen. Die Re giernng ließ den katboliſchen Biſchof von Cloufert, 19 Prieſter, und viele andere ungeſetzlicher Wablma nover beſchuldigten Perſonen in Antlageſtand verſetben. In Rocheſter, Illinois, erhaängte ſich ein Mann der das 103 Lebensjahr erreicht hatte. Haätte er noch einige Augenblicke nur gewartet, ſo würde ibn der Tod in ſolenner Art und Weiſe beimgefuübrt haben. Bedentliche Feindſeligleiten zeigen ſich in Ca da zwiſchen Irländern und Englandern auf der! cinen Seite, und den Einmwohnern franzoſiſcher Ab kunſt auf der andern. ; Die Einwandernng in Teras Nach denlet ! : halbjaͤhrigen Berichte des teraniſchen Staate· nwanderunao Commih Löfſler in Honſton, be : die A Ir i 9 ſton angetommenen ! Einwanderer vom januar bis 39. Zuni 18,761 MPVerlonen 1 Einheimiſche Politik. —Die Afrikaner machen der Grant-Partei nicht wenig zu ſchaffen. Wo auch immer die Söhne der Nacht Zutritt finden, da endet die Verſammlnng mit Unordnung, Lärm und Krawall. Das geſchieht nicht allein im Süden, ſondern noch viel häufiger in den nordlichen Staaten, wie in New York, Phila~ delphia u. ſ. w. Greeley erklaͤrt in einem Schreiben an C. Schurz, daß er ſich nur mit wirklichen Staatsmännern in ſeinem Cabinet umgeben würde, und daß er darnach trachte, es dahin zu bringen, daß nur würdigen und zuverlaſſigen Menſchen, Aemter za Theil werden ſoll~ ten. Sein Vorſah iſt aller Ehren werth; wir wün— ſchen, daß es ihm gelingen möge. In den naächſten Tagen wird in Louisville, Ky. eine Convention derer zuſammentreten, die mit den Nominationen der Präͤſidentenſchaftskandidaten unzu~ frieden ſind. Sie ſtellen E. O'Connor als ihren Candidaten auf. Es heißt, er habe die Ehre ange~ nommen. Den Ausgang wird die Zukunft lehren. In Süd-Carolina herrſcht unter den Ra dikalen in Hinſicht auf die Wahl der Staatsbeamten, große Uneinigkeit. Das Hochwaſſer in Alabama. Südliche Bltter bringen erſchütternde Einzelnhei ten uͤber die Verheerungen des Hochwaſſers in Ala-~ bama. Der Warrior River war bei Tuscalooſa bis auf 62 Fuß geſtiegen, hatte eine Breite von mehr als 6 Meilen, hatte ſaͤmmtliche Plantagen an ſeinen Ufern uüberfiuthet und viele Brücken und Häuſer weg~ geſchwemmt. Aehnliches wird aus der Gegend der Big Sunday, Cunningham und Turkey Creeks ge~ meldet. Jede Mühle in Jefferſon County, mit einer Ausnahme, wurde fortgeriſſen. Der Cahaba River war beim Uebergang der Selma und Meridian R. R. über zwei Meilen breit; faſt alle Brücken wurden zerſtört und die Berdheerung der Felder langs den Stromufern iſt beiſpielles. Hauſer jeder Art und Größe wurden von den ſonſt ganz un bedeutenden Gewäſſern fortgeriſſen und ihre Trüm~ mer bedeckten meilenweit die Oberflache der Warrior und Cahaba River. Glücklicherweiſe hoört man von keinem Berluſt an Menſchenleben. Der Montgomery „Advertiſer“ fügt bei: Die Noth, die dieſer ſchrecklichen Calamitͤt folgen muß, wird jedenfalls groß ſein. Man ſchätzt, daß in Tus~ calooſa County allein wenigſtens 2500 Perſonnen auf die öffentliche Wohlthätigkeit angewieſen ſein werden. Verſammlungen wurden abgehalten, um über die beſten Mittel zur Unterſtützung der Nothleidenden zu berathen, und der Staat ſelbſt wird angegangen wer— den, Hülse zu leiſten. Eine Anzahl Familien in Hale und Greene Counties wurden ebenfalls ſchwer betroffen, und in Jefferſon County iſt der angerichtete Schaden, ſowie die Noth der Bewohner noch gar nicht zu überſehen. Blount, Winſton und Walker County haben gleichfalls gelitten, die Größe des Schadens iſt jedoch nicht bekannt. Der Sohn des Admiral Semmes, der eine Plan tage bei Melntoſh Bluff, am Tombigbee River, 60 Meilen oberhalb Mobile, bebaut, ſchreibt an ſeinen Vater: „Ich bin unter Waſſer, ruinirt! Bereits ſtrömen die Fluthen über den groöͤßten Theil der Pflan~ zung, und wenn Du dies Schreiben erhältſt, werden meine ſaͤmmtlichen Felder den Anblict eines wogenden ſchaͤumenden Sees bieten, denn der Fluß iſt noch immer im Steigen. Meine Felder waren die Be wunderung Aller, die ſie ſahen 90 Ader Corn mit vollen, reifenden Aechren, und 70 Acter Cotton in voller Blͤthe und beladen mit halbreifen Bolls alles iſt dem verheerenden Elemente zur Beute ge worden.“ Seitdem das Waſſer gefallen iſt, haben die Bauern etwas beſſere Hoſffnung, und gehen mit Ernſt an die Arbeit, um ihre verwuüſteten Felder, ſo weit thunl ich, wieder in Stand zu ſeten. Wahrſcheinlich iſt der Schaden anfangs eiwas überſchäht worden, obwobl derſelbe wirklich enorm ſein muß. Eine deutſche Pla tiform. In Mobile, Ala. bildete ſich dieſer Tage ein „deutſcher unabhängiger Verein.“ Nachdem die Beamten gewählt waren ſchreibt der Correſpondent der „N, O. Deutſchen Zeitung“ enſtand die Frage: „Sind wir Liberal Republitaner, Demokrateu oder Reformer?“ Dieſe Frage wurde endlich nach vielem Hin- und Herreden durch einen ehrlichen Schwaben, „der noch nicht 40 Jahre alt iſt geſchlichtet; er ſagte naämlich: „Wenn de Demokrate recht han, da ſin mer Demokrate, und wenn de Republikaner recht ban, da ſin mer Repu—- blikaner.“ Dieſe Antwort wurde mit ſolch' donnern~ dem Beifall begruüͤßt, daß es volle 10 Minuten nahm, ehe Ruhs und Ordnung wieder bhergeſtellt werden konnte. Der Verein empfahl unter Anderen unſern Landomann F. G. Bromberg als Congreßcandidaten. *I2OO koſtei es im Durchſchnitt, in den Verein. Staaten einen Verbrecher zu arretiren, prozeſſiren und dem Zuchthaus zu überweiſen. Harrisburg, Pa., 22. Aug. Es beißt, daß Dr. Schoöppe, deſſen zweite Prozeſſirung wegen an geblicher Vergiftung des Frl. Steinecke, im Laufe der nächſten Woche zu Carlisle, Pa. beginnen ſoll, mit Zuverſicht auf ſeine Freiſprechung rechnet; mebrere der wichtigſten Zeugen vom erſten Prozeß der werden nicht zugegen ſein. Schöppe ſagt aus, daß ihm erſt in jüngſter Zeit eine bedeutende Geldſumme und die Entlaſſung aus dem Gefangniß offerirt wor~ den iſt, wenn er auf das ihm von Frl. Steinecte zu~ gedachte Vermächtniß verzichten wolle. In Saratoga, fordert man ſieben Dollars für Board, per Tag. In Meriko, heißt es, iſt Rube eingetreten, an der Grenze von Texas aber treiben die Räuberbanden noch immer ibr wildes Spiel. Man hat Urſache zu hoffen, daß der Frieden zwiſchen Braſilien und der argentiniſchen Republik wird erbal ten werden. In Cuba ſcheint die Revolution allmaͤhlig auozu ſterben. : Eine neue Revolution in Peru. Aus Peru, 27. Juli, wird von einer neuen Revolution gemeldet. Ocren Anſtifter war Guttierez, der ſich zum Ditktator herklͤrte und den Praͤſidenten Balta ermordete. Em—- ſport daruber nabm das Volk den Guttierez, welcher Ferſengeld geben wollte, gefangen, zog ihn nactt aus, knüpfte ihn an einem Laternenpfoſten auf und ver brannte deſſen Leiche. Herr Pardo wurde ald neuer Praͤſident inaugurirt und die Revolution war damit zu Ende. Marokto bat etwas, was kein anderes Land ſhat, namlich Scharfrichterinnen fuͤr die Verbre - cherinnen, und zwar, weil dort kein Mann eine Frau ; beruühren darf. Die Henkerinnen, die man am lieb~ ſſten recht alt und recht baͤßlich waͤhlt verhaften die Frauen, die ſich eines Verbrechens ſchuldig machten, geißeln ſie, ſchneiden ihnen die Ohren ab und ent baupten ſie aucb, wenn es ſein muß. Menagerie. 1 lho Great Rastern Roman Hippodrome, Dan ſCarcuter & Co Eigenthuͤmer, wird in der Mitte des naͤchſten Monats September mebrere Vorſtellungen in Savannah geben. Mit der Kunſtreitergeſellſchaft iſt eiu Muſeum, eine Menagerie, eine Sammlung von Vogeln, und andern Schenswürdigleiten. Zwei Vorſtellungen werden zu gleicher Zeit in zwei verſchie denen Zelten gegeben. Das Perſonal iſt ſehr zahlreich und beſteht aus 790 Mann nebſt Pferden 60 Reitern, 2 Orcheſter, 3 Kapellen. 76 Ciſenbahnwagen und 3 Locomotiven ſind noöthig um die Geſellſchaft von einem zum andern Orte zu befoördern. Original Correſpondenz. Der tenve Brief, datirt: Met, den 10. Juliſ; 1872, wurde uns von einem Freunde, der ſich für un ſer nternehmen intereſſirt, zum Abdruck eingeſandt. Der Verfaſſer hat vermoge ſeiner Stellung die beſte Gelegenheit, aus eigener Anſchauung und Erfahrung ſ die genbert u itene Vaterlandes tennen zu ler· nen, und unſerm Leſerkreis wird es gewiß angenehm ſ ſein, die Anſichten eines Mannes zu hoören, der ein~ fach den Suſtart des Landes beſchreibt ohne da bei andere Anſichten und Zwecke im Auge zu haben. Metz, den 10. Juli 1872. Lieber Wilhelm. Daß ſich Deutſchland nach dem Rie— ſenkampfe und glorreicher Beendigung endlich wieder zu einem Kaiſerreich ver einigte, wirſt On noch mit erlebt haben. Seitdem arbeitet unſer Deutſchland nun unerläßlich, um das Band der Einigkeit. das nach ſo vielen blutigen Opfern, alle Staaten umſchlingt, feſter und feſter zu ziehen, und im Innern zu erſtarken. Dieſem edlen giele ſtreben denn nun Alle nach, und Dauk der Aufopferung patrio— tiſcher Fürſten, die ihre kleinlichen Intereſ ſen dem Allgemeinwohl hochherzig hinten— an ſetzten und vertrauensvoll ihre äußere Politik und ihre Heeresinſtitutionen in Preußens Hände legten, hat die Klein— ſtaatereiwirthſchaft aufgehört, und eine Deutſche Arn:ee unter preußtiſcher Führung und nach preußiſchem Muſter tritt von nun an den ätßern Feinden entgegen. Nur Baiern machi eine Ausnahmeſtel lung und hat ſich kleinlich ſeparirt. Die— ſer Separatismus erſtreckte ſich hauptſãch~ lich auf das Kriegsweſen, und wenn auch Baiern ſeine Selbſtſtändigkeit als mo— narchiſch·conſtitutioneller Staat wahren zu müſſen glaubte, ſo hätte es doch unge— faͤhrdet ſeine Armee unter Preußens Ad— ler ſtellen können. So haben wir denn eigentlich eine preu ßiſch deutſche· und eine baieriſche Armee, die dem Kaiſer nur im Kriege unterſtellt wird. Im Frieden hat der Kaiſer alſo über die baieriſche Armee nur nominell den Oberbefehl, er darf keine Organiſation befehlen, ſondern nur vorſchlagen, und ſteht es dann im Belieben des Königs Ludwig, ſie auszuführen oder nicht. da, man hat den Baiern ſo viele Conceſſionen in der Militärconvention gemacht, daß es zwar noch immer als ein Glied der För deration anzuſehen iſt; doch als ein ſo loſes, daß es beſſer geweſſen ware, Deutſchland hätte ſo lange auf Baiern verzichtet, bis die Ultramontanen in dem Baierland vernünftig geworden wären nnd eine engere Vereinigung angeſtrebt hätten. Es iſt wirklich laͤcherlich zu ſehen, wie hier in Metz, wo anch zwei baieriſche Re gimenter ſtehen, die den unſeren, in Uni formirung, Organiſation ~e., ſo fremd ſtehen, daß dieſe ſich mit einer wahren Aengſtlichkeit an ihren veralteten Inſtitn tionen feſtklammern. Häuſig kommt es deßhalb zu den komiſchſten Konflikten, bei ſpielweiſe beint Abloöͤſen der Wache, wenn Preußen Baiern, oder Baiern Preußen ablöſt, und welches Ablöſen nicht möglich iſt, wenn beide Theile ihre Reglements woͤrtlich befolgen wollen. Statt daß nun der kleinere Staat dem größeren nachgiebt, eine veraltete Heeresinſtitution der be— währteſten, der· man jetzt im ganzen Europa nachzuſtreben ſucht, weicht, glaubt Baiern an ſeiner Selbſtſtändigkeit zu ver lieren, wenn es auch nur mit einem Buch ſtaben von ſeinem Exerzirreglement ab weicht, und ſetzt allen Vereinbarungen moͤglichſt viele Schwierigkeiten entgegen. Außer durch dieſen paſſiven Wider ſtand, den Baiern den dentſchen Beſtre bungen entgegenſetzt, růtteln in gefähr— licherer Weiſe an der nengeborenen lang— erſehnten deutſchen Einigkeit die Intri guen der Ultramontanen. Das Unfehl barkeits· Dogma hat natürlich auch in un ſerem Volke Zwietracht geſaet. Die Nen Katholiken gingen endlich in ihrem unverſchämten Auftreten und Gehäßigkei ten den Altkatholiken gegenüber ſoweit, daß Jeder erwartungovoll auf unſere Re gierung ſah, wie dieſe ſich dieſen Umtrie ben gegenüber ſtellen würde. Im preu—- Biſchen Staat und ſpeziell in nnſerer! Armee iſt nun der erſte Schritt gegen dieſe Unfehlbarkeitsmänner gethan; der Armee biſchof, der ſich nur der römiſchen Kurie und nicht der weltlichen Autorität, dem Kaiſer, unterſtellen wollte, iſt verabſchiedet, und mehrere Pröbſte und Armeepfarrer, die den altkatholiſchen Soldaten die Gar— niſonskirchen verſchloſſen und den Beſeh— len der militäriſchen Vorgeſetzten nicht ſnachkommen wollten, ſind ihm gefolgt Somit haben wir denn den Anfang gemacht, dir unfehlbaren Männer über ihre Stellung zum Staate aufzutlären, und dieſem iſt, trotß der Wühlereien der Ultramontanen und Dank der Energie ſunſerer Regierung die Ausweiſung der Jeſniten aus dem deutſchen Reiche gefolgt. Das hat den unfehlbaren Mann in Rom natuͤrlich in eine heilige Eifer geſetzt, und ſer überſchüttet die ketzeriſche Regierung ſmit einer Fluth von Schmähungen und Schimpfreden und prophezeiht, daß ſich ein Stein von dem Koloſſe, mit dem er das deutſche Reich vergleicht, loslöſen und den Koloß zertrümmern wird Dieſer wohlgemeinte Wunſch findet in Frankreich natürlich den beſten Anklang, und wird von dort aus nicht wenig ge ſchürt, um die fanatiſchen dentſchen An hänger des Papſtes gegen die Regierung aufzuhetzen, um ſo das Reich zu untermi niren, bis die große Nation ſich denn endlich erholt hat, um den erſehnten To desſtoß wagen zu können. Die jetzige religiöſe Frage iſt zwar im merhin ein aufloͤſendes Element in der eben gebildeten deutſchen Einigung, doch wird unſere energiſche Regierung mit ſicherer Hand den Sockel des Koloſſes, der dem Papſte ſo viele Beſchwerden macht, von dem zertrümmernden Steine zu wah ren wiſſen und die Hoffnungen Frank reichs ſcheiteru machen. Frankreichs Hoff nungen baſiren nämlich hauptſächtlich auf die Wühlereien der Ultramontanen, da es immer mehr zur Einſicht kommt, daß ſeinen Niederlagen doch wohl eine andere Urſache als Berrath zu Grunde liegt, und es trotz ſeiner Militärorganiſation doch nicht ſobald zur Revanche erſtarken wird. um gegen ein einiges Deutſchland den Kampf mit Erfolg aufzunehmen. So zeigt ſich denn Frankreich ͤußerlichſ möglichſt f iedlich und denkt ernſtlich da ran ſeine Milliarden zu bezahlen, und ſein Territorium von der Oceupation zu befreien. Auch hier in Elſaß· Lothringen ſcheint man vorläͤuſg die Befreiung auf zugeben und ſich allmählig in die neuen Verhältniſſe hineinſinden zu wollen. Bis zum erſten Oktober haben ſich die Bewoh— ner der wiedergewonnenen Proviuzen zu erklären, ob ſie die dentſche Nationalität annehmen oder lieber das Land verlaſſen wollen. Dieſes Ultimatum hat ſie nun aus ihren Illuſionen, mit franzöſiſcher Nationalitͤt als Fremde in Elſaß Loth ringen wohnen bleiben zu können, un— barmherzig herausgeriſſen, und ſie haben ſich denn mit prahleriſchem Patriotismus zu einer Maſſenauswanderung entſchloſ ſen. Allmählig ſind aber doch jetzt die perſönlichen Intereſſen in den Vorder— grund getreten, und die Maſſenanswan— derung hat ſich auf das Fortziehen der franzoͤſiſchen Beamten und einiger Indu— ſtrieller, deren Verdienſt mit der franzöſi ſchen Regierung verknüpft war, beſchränkt. Dieſe Aüswanderer ſind ſäͤmmtlich fana— tiſche Franzoſen, und verlieren wir an ihnen Nichts; im Gegentheil, ſie ſind ſchon erſetzt durch rechtſchaffene, arbeitſame Deutſche, die hiehergeſiedelt ſind; ſo daß Met ſchon einen ganz deutſchen Eindruck macht. Wie ich ſchon erwähnt habe, ſcheinen ſich die Franzoſen hier allmählig über ihr Schickſal zu beruhigen. In der erſten Zeit aber hatten ſie uns einen unerbittli— chen Haß geſchworen, und es kam zu aller~ lei Räibereien zwiſchen Militär und Civil, die manche Opfer koſteten. Ja man war eigentlich ſeines Lebens nicht ſicher. Es wurde aus den Fenſtern auf Patrouil len geſchoſſen, einzelne Soldaten üůberfal. len, Poſten angegriffen, ein Unteroſizier in die Moſel geworfen, und ähnliche Scherze getrieben. In dieſer Weiſe ſuchte die eivbiliſirteſte Nation auf der Welt ihre patriotiſchen Geſinnungen zu zeigen. Bald hatte man zwar durch energiſche Maßre— geln dieſe Demonſtrationen unterdrückt; doch noch lange erglühten die Einwohner im unverſoͤhnlichſten Haß gegen uns. Jetzt iſt endlich, dank des taktvollen Auf— tretens unſerer Regierung. die ſich da, wo es ſein muß, energiſch zeigt, ſonſt aber in jeder Beziehung das Land zu heben und den nationalen Eigenthümlichkeiten nach zugeben jucht, der Haß ſo ziemlich ver-~ ſchiwunden, u. unſere vorzůglichen Staats— inſtitutionen flößen den Franzoſen all mählig Hochachtungein. Mir ſagte ſogar mal ein alter Oberſt, ein fanatiſcher Fran~ zoſe, der ſchon unter Napoleon 1. gekämpft hatte, „Si je n'etais pas Francais, je vondrais etre Pruæsien!“ und dann ſuch— te er ſeiner Frau den Unterſchied zwiſchen der deutſchen Diseiplin und der gelocker ten Mannszucht im franzöſiſchen Heere deutlich zu machen Im Allgemeinen hält ſich ſonſt doch noch die große Nation ſehr retiree, und ſucht jeder Annäherung auszuweichen Jetzt habe ich aber, denke ich, von den äußeren Verhältniſſen genng erzählt, und kann ich wohl ohne Egoiſt zu ſcheinen, endlich mal von mir ſelbſt zu reden an fangen. Ich fühle mich, Gott ſei Dank, äußerſt wohl, und iſt der Krieg mit ſeinen Stra—~ pazen mir gut bekommen. Daß ich nicht nach Deutſchland zurückgekehrt bin, ſon— dern Metz meine neue Garniſon geworden iſt, iſt Dir durch Obiges ſchon bekannt. Ich bin mit dieſem Garniſonwechſel, wie Du denken kannſt, ſehr zufrieden, denn wenn uns hier in geſellſchaftlicher Bezie hung auch Manches abgeht, ſo lebt es ſich doch ganz angenehm in Metz, und bieten die Militär und Beamtenkreiſe ja auch manche Geſelligkeit. Außerdem iſt es ganz intereſſant die franzöſiſchen Verhält niſſe näher kennen zu lernen; dann kann man von hier aus leicht hübſche Ausflüge nach Nanzig, Luxemburg, Brüſſel ~e. ma— chen, die Gegend iſt ganz anziehend, und die große Garniſon (ea. 5000 Mann) bietet in kameradſchaftlicher und dienſtli cher Beziehung viele Annehmlichkeiten. Hierzu kommt, daß man von den großar tigen Feſtungsbauten Manches lernen kann, und es gewiſſermaßen eine Genug— thuung iſt, in der Stadt, vor der man ſo lange Zeit Beſchwerden aller Art aus— geſtanden hat, endlich ſich vergnügen zu könenn. Ja ich mußte ſogar noch nach Friedensſchluß faſt Jahr lang vor Metz auf den Dörfern herumliegen, um die Desinfeetionsarbeiten auf den Schlacht feldern die von combinirten Pionier- und Infanteriedetachements ausgeführt wur— den, zu leiten Mir wurde, wie einigen anderen Kameraden, ein ſolches Detache— ment anvertraut, und bin ich mit dieſem von Ort zu Ort gezogen, um die ſchreckli chen und geſundheitsgefäͤhrdenden Arbei— ten auszuführen. Da dieſe Desinfection eine ſo durchans nothwendige Maßregel war, um eine Epi—- demie zu verhindern, die in einer Stadt, die ringsum von Tanſenden noch unbeer— digten oder wenigſtens nicht hinlänglich beſtatteten Leichen umgeben war, und deſ ſen Waſſerleitung den Giftſtoff, der in den Gorier Quellen liegenden Menſchen und Thier Cadaver mit hinüberführte, unbedingt ansgebrochen; ſo gingen wir, wenn auch mit Schaudern, doch mit wil~ ligem Herzen, im Bewnßtſein eiwas Gu tes zu föoördern, an dieſe das Gefühl zer ſreſſende Arbeiten. Daß ſtarke Nervben dazu gehören, täglich Leichen, die nicht tief genug gelegt waren, wieder aufzu wühlen, um ſie, wenn ich ſo ſprechen darf, mit einem Leichentuch von Chlorkalt zu bedecken, Pferde- Cadaver mit Petroleum zu verbrennen, noch vielfach in den Wäldern herumliegende, unbeſtattete, von Füchſen oder Wölfen theils zerriſſene und hatlb verweſte Leichen zu beerdigen, oder ſin Bächen, Gruben und Quellen ge— worfene Cadaver herauszuziehen und an derswo hinzulegen, kannſt Du Dir den— ſten. Oaß man eine geſunde Gemüths ſſtimmung haben muß, um nicht melan ſcholiſch zu werden, und wie Hamlet Kir -1 n Philoſophie zu treiben, wenn man ein Viertel Jahr weiter nichts ſieht, als Leichen, Gräber und Kreuze, und weiter Nichts hört als den Jammer der vielfach herbeigekommenen Angehörigen der Ge— fallenen, die dieſelben mit ſich nehmen oder ihnen-ein Denkmahl ſetzen wollten, wirſt Du mir zugeben. Ja, dieſe Arbeiten ſind ſo grauenhafter Art, der Leichengeruch iſt ſo entſetzlich, daß man ſich erſt an die ſchauderhaften Bilder und den widerlichen Geruch gewöhnen mußte, um nicht davon zu laufen. Aber wie entſetlich ſich an Leichengeruch zu gewöhnen, abgeſehen von der Gefahr, daß durch denſelben jederzeit unſere Geſundheit bedroht wurde. So war es denn kaum möglich, troß des ho— hen Tagelohnes, Civil Arbeiter heranzu ziehen, ias doch viel ſagen will, da durch die noch immer große Arbeitnoth viele ohne Exciſtenzmittel waren. Nur Frauen, die ſich immer da einfinden, wo ſich das Schrecklichſte ereignet, hielten auch hier, von Neugierde getrieben, beim Schrecklich— ſten der Schrecken aus. Doch ich eile hinweg von dieſem Ge— genſtande, über den noch länger zn ſchrei ben, ſich die Feder ſtraäͤuben würde. Du ſiehſt daß wir nach dem beſchwerlichen Kriege, nach dem wir der Ruhe ſo ſehr bedurften, nicht auf Roſen gebettet wur— den, während andere Regimenter im Triumphzuge durch Deutſchland zogen und in ihrer Heimath mit endloſem Ibel und Ehren empfangen wurden. Doch die Hingebung und das Ptlichtgefühl, die Grundpfeiler der Armee, ließen uns unſer hartes Loos ohne Klagen tragen, und jetzt, da Alles vorüber iſt, iſt, wie ich ſchon ſagte, Metz mir lieber als meine alte Garniſon. Ich will Dir kein topographiſches Bild von Metz entwerfen, ſondern nur das ſa— gen, daß es Alles das hat, was anchean dere franzöſiſche Großſtädte haben und ſich nur durch eine wirklich entzückende Promenade von den andern unterſcheidet. Dieſe Promenade, die —— J , iſt bei gutem Wetter der Sammelplatz der grande bourgeoise, und kann man ſich dort für 2 Sous einen Stuhl kaufen und die Nationaltrauernden Metzerinnen vor— beidefiliren laſſen. Nach dieſem Vergnügen verſpürt man in der Regel Durſt, und hat man nun die Wahl zwiſchen einer ganzen Reihe Bierkneipen, die, ſeitdem Metz Deutſch iſt, wie Plize aus der Erde wachſen. Dieſe Bierkneipen zeigen, daß Metz eine Groß— hdeutſche Stadt iſt, das heißt, daß hier ſaͤmmtliche deutſche Nationalitäten vertre ten ſind, denn die Kneipen entſprechen dem Charakter und Geſchmack der vielen ver— ſchiedenen Staaten im lieben dentſchen lßeiche. So giebt es eine baieriſche, ſäch ſiſche-, badiſche, preußiſche und andere Kneipen. : Außer für dieſe materiellen Genüſſe, iſt auch für geiſtige. Anregung geſorgt. „Im Winter war hier eine ganz gute ita hlieniſche Oper, dieſer folgte ein mäßiges deutſches Theater. Außerdem giebt es noch einige Cale's ehansants, wenn man für den leichtfertigen franzoöſiſchen Ton ſechwärmt. Mit einem Wort, man kann hier freie Jeit in angenehmſter Art hinbringen. Meiſtens nun hat man gar nicht einmal freie Zeit, dann haben wir jetzt Dienſt, hDienſt und immer Dienſt. Zwar iſt die hſer Brief ein Gegenbeweis, doch wir ha— hben einen nenen Commandeur bekommen, und die feierliche Uebergabe des Batail— hlons hat uns einen freien Nachmittag verſchafft. Sonſt, an gewöhnlichen Ta gen ſchwitze ich den ganzen Tag in einer Trahneee und habe dazu noch jede dritte Nacht wieder Gelegenheit mich abzuküh— hlen, denn unſere alljährige Belagerungs übung hat begonnen, und wird während der Zeit, natürlich mit Ablöſung, Tag und Nacht in den Sappen, Aprochen und Minen gearbeitet. ; —G ; Räthſel-Tafel. 4 (Die erſte Sylbe.) Ein Reich ohn' alle Grenzen Ein Dach von Blätterkränzen, Des müden Wanderers Zicl, Den Göottern ein Aſvl. ; (Die beiden Letzten.) Wir berrſchen über Töne, Und über Handwerksſoöhne, Durch nnſ·re Macht die Welt Sich ſchön und groß erhält. (Das Ganze.) J Ich bin des Maie's Kind, ; Kommt! Pflücket mich geſchwind, / Auf daß ich Kraft verleihe, : Dem herrlichſten Gebräue! I. : (Vierſylbig.) Die Erſte wird gemacht und wird genommen, Der Säumige wird niemals von ihr kommen; Doch hört er ſie, beeilt er ſich wohl mehr. ; Die andern Drei ſind hochgeſtellte Leute, Doch von Papier ſucht man ſie oft wohl heute; Das Ganze dient im Frieden, nicht im Krieg. ; (Auflöſung in der nächſten Nummer.) h ent aiattan Auſtöſung des Räthſels in Nummer?7o: Blaubart. c.B. RICHARD & BOAS, No. ͤl. Broa dwav. ; Wir beſchaftigen uns ſeit dem Jahre 1847 mit dem Verkauf von Wechſeln auf Europa und mit Auszabl ung~n von Geldern in jedem Orte Deutſchlands, die den Empfängern frei in's Haus gebracht werden; ; ferner als alleinige Geueral-Paſſage-Agentur der Hamburger Dampſſchijje mit dem Verkauf von Schiffoſcheinen zur Reiſe nach und von Enroya, für die Dampfſchiffe der Linie; mit der Ausſtellung von Schiffsſcheinen zur Reiſe nach New-York, für die von Hamburg und Bremen dirett ſnicht über England) fahrenden deutſchen Se gelſchiffe; ~ mit der Verzollung eingehender Waaren, Weine ~c., überhaupt mit allen im Zollhauſe zu verrichtenden Geſchäften, und mit der Beförderung von Gütern jeder Art, nach Lund von Europa, oder in das Innere Amerika's. C. B. Richard & Boas, 1 61. Broadway. 100 Fäſſer Jewel Brotkers Selt Leavenins Flour · ſſind billig zu haben bei ; C L. Gilbert & 00. Aepſel, Kartoſfel, Zwiebel, Rüben und röthe Rüben ſoeben erhalten und werden verkauft von ; O. L. Gilbert & Co.