Newspaper Page Text
Savannah Abetnu Zeitung.
Redigirt von
Prof. GC. F. Banſemer.
Herausgegeben von
J. Stern.
anel Abend geitung“ erſcheint jede
; Abonnemeutoͤpreis : ln Vorausbezahlung.
Zahrih. 335e
Oalbiaͤbrlih . 306
Geſchäftolokal: Ecke Bav und Barnard Straßen,
Savannah, Ga. Post Otico Key Box 871.
Mitwoch, den 11. September 1872.
Agentſchaft.
Es iſt uns höchſt angenehm ſagen zu dürfen, daß
W. H. Faber, Esq., voͤn der Univerſitaͤt von Sud—
Carolina, es guůtigſt übernommen hat, in Columbia,
S. C., und in anderen Gegenden des Staales, die er
auf ſeiner Ferienreiſe beſuchen wird, Abonnenten zu
ſammeln, Gelder für uns in Embfang zn nehmen,
und Contracte für Annoncen abzuſchließen.
n
Savannah.
Herr I. Nisbet, Vice· Präſident der
Handelskammer von Savannah und Prä—
ſident der „Deutſchen Geſellſchaſt“, iſt
nach längerer Abweſenheit wieder zurück.
gekehrt. Wir hoffen, daß dadurch wie—-
der mehr Energie und Umſicht in dem
Geſchäftskreiſe des Comites ſich bemerkbar
machen wird. Die erſte Aufgabe wäre,
ſich mit andern Bereinen im Staat und
ſelbſt außerhalb des Staates in Correſ
pondenz zu ſetzen, und wo dieſe nicht be
ſtehen, die Deutſchen anzuregen ſie zu ſtif
ten, oder in Verbindung mit uns zu tre~
ten. Zweitens, ſollte das Comite es ſich
klar machen, was es eigentlich beabſich—
tigt. Drittens, wäre es vielleicht rath
ſam, eine andere Stunde für Verſamm
lungen zu wählen, wenn es irgend möglich
iſt.
Handel. Während des am 1.
September abgelaufenen Jahres, betrug
die Zolleinnahme in Savannah 8215,166
66, Imporkirt wurden Baumwollenbal—
len-Reife, Salz, Caffee, Eiſenbahnſchienen,
Früchte, Kohlen, Uhren, geiſtige Getränke.
Die Ausfuhr, Baumwolle nicht mit ein
gerechnet, erreichte den Werth von 8381,
825. Im Ganzen liefen 765 Schiffe ein.
Unglück verhütet. Am vergan—
genen Sonntag Abend, fuhr an uns ein
Fahrzeug, in dem ſich eine Frau und Kind
befand, in ſchnellem Trabe vorüber. Es
ſchien uns, daß der Mann ſein Pferd
nicht in völliger Gewalt hatte. Durch
irgend einen Zufall, den wir ans der
Entfernung nicht bemerkten, wurden alle
drei aus dem Wagen geworfen. Glück
licher Weiſe gelang es Herrn V. Basler,
der mit ſeinem Fahrzeug in der Nähe
war, ſich des ſchenen Thieres zu bemächti
gen und dadurch ferneres Unheil zu ver
hüten. Die Verunglückten verdanken es
ſeinem bedachtſamen und kräftigen Ein
greifen, daß ſie ohne erhebliche Verletzun
gen und Verluſt aus der fatalen Lage ge
rettet wurden.
Vortrag im Theater. Am näch
ſten Freitag Abend wird Julian Hart
ridge, Vsq., einer der hervorragendſten
und talentvollſten Bürger Savannah's,
in dem Theater eine Rede über unſere
politiſche Lage halten. Der Charakter
des gefeierten Redners iſt ſo allgemein
und von einer ſo vortheilhaften Seite
bekannt, daß es kaum unſerer eruſten An
regung bedarf, die dentſchen Einwohner
zu beivegen, üch zahlreich in dieſer Ver
ſammlung einzuſtellen. In der Politit
herrſcht gegenwärtig ſoviel Unſicherheit
und Verwirrung, daß wir den Entſchluß
des einſichtsvollen Reduers als ein höchſt
willkommenes Ereigniß freudig begrüßen.
Repräſentant für das Unterhaus.
Laut einer Mittheilung in der Savannah
News, wird Iſaatk Ruſſel, Bsq.
von vielen Bürgern, (den Stimmfähigen)
von Chatham County, als ein des oͤffent
lichen Zutrauens würdiger Candidat für
das Amt eines Repräſentanten im Unter—
hauſe der Georgia Geſetzgebung beſtens
empfohlen.
Friedensrichter. Die Wahl des
Friedensrichters im erſten Diſtrikt, wird
am 258. September abgehalten werden.
Schlägerei, wilde Pferde, raſende
Kühe, nnerwarteter Tod —bon
dieſen und von noch viel ſchauerlichen
Dingen ſpricht man überall in der Welt.
Nur Deutſchland allein kennt das Schau
ſpiel der„Sieben Mädchen in Uniform“,
als Gegenſtůck dazu ſpielten die Afrikaner
des Fortſchritts ain vergangenen Montag
im Polizeigericht das Drama „Sieben
Neger in einem Netz“ und 70 Dollars in
der Polizeikaſſe oder 210 Tage in Limbo.
Die Bürger ſind erbötig für Greeley
nnd Brown zu ſtimmen, damit das Netz
nicht zerreißt.
Zurückgekehrt. Herr S. Gucken
heimer, iſt vbon New York zurückgekehrt.
Wir bedauern, daß er bei einer Ausfahrt,
am Arme. obgleich nicht gefahrlich, ver
letzt wurde.
Sehr trauriger Unglücksfall.
Henry Moore, ein Blechſchmidt, wurde
durch einen Fall von dem Dache des
Hauses an der ſůd- öſtlichen Ecke von
Jefferſon- und South-Broad·Str. ſo ge—
fährlich beſchädigt, daß er nach wenigen
Minuten verſchied. Der junge Mann
wurde erſt vor einigen Monaten verheira
thet; um;ſo groößeres Mitleiden erregt der
Fall.
Conzert. Am nächſten Donners
tag Abend, wird die „Deutſche Braß-
Band“ ein Conzert im Park geben. Das
Engagement der Mufſiker geht von Herrn
Mcbes aus. Hoffentlich wird ſich das
Publikum ihm dafür erkenntlich zeigen.
Nutzen der Lebensverſicherungs—
Geſellſchaften. lm Verlauf der Woche
ſtarb F. Krenſon, ein Deutſcher aus
Magdeburg, 60 Jahre alt. Seine Lebens
geſchichte üefert einen Beweis für den
Werth der Verſicherungs-Geſellſchaften.
- - : a— l
Seit einiger Zeit war er mit 2,500 Doll.
in den Buͤchern der „Germania Lebens—
1 ; 7 —— ff
Ferſrtnmne Geſellſchaft“ eingetragen.
Bier Wochen vor ſeinem Ende hatie er
eine Ahnung von dem ihm bevorſtehenden
Tode. ·Von dieſem Gedanten gequält
machte er zu ſeiner Verſicherung einen zu—
ſatz bon 85,000. Wenige Wochen daraunf
verunglückte er bei ſeiner Arbeit. Für
e die Praͤmien Zzahlte er nnr 4—oo Doll.
Nach Verlauf von 60 Tagen erhalten die
„ſHinterbliebenen dafür die Summe von
7,500 Dollars. Darüber denke uach.
Bücher. lm Verlag von Schafer
„u. Koradi, Philadelphia, erſchienen:
„Siona“ Sammlung vierſtimmiger
Geſaänge für kirchliche Sing·Chöre. „Die
lHarfe“ Sammlung ausgelvählter religiö—
ſer Geſaänge von Julins Schaaf. „Chriſt.
Friedrich Grieb's Engliſch· Deutſches und
; Dentſch· Engliſches Woöͤrterbuch. “A. G.
Collot's Vreneh and English and Eng
lish and Freneh Pietionary.“ „Der
Franzoſenkrieg 1570,“ von Ferdinand
„Schmidt. „Concordia,“ eine Sammlung
der ausgewählteſten vierſtmmmigen Män—
nerchöre, mit deuntſchem und engliſchem
Text, von Leopold Engelke. „Große
Haus Bilder Bibel“ aus dem Druck und
Verlag von I. Abner, Ulm. „Die Werke
von Flavins Joſephns,“ redigirt von C.
R. Demme. Nenue (Siebente) Auflage.
„Heinrich Heine's ſämmtliche Werke.“
„G. Willard's Geſchichte der Ver. Staa—
ten,“ fortgeſetzt bis zur Gegenwart, von
Dr. C. R. Schmidt.
Beſtellungen auf dieſe Bücher werden
in der Office dieſer Zeitung angenommen.
Die Wahl eines Friedensrichters
für den erſten Diſtrikt. Wir ſind es
Herrn lulins Kaufmann als einem
Dentſchen ſchuldig, etwas über die Wahl
am letzten Sonnabend zu ſagen. Ueber
den Verlauf der Sache erlauben wir uns
nicht ein beſtimmtes Urtheil, denn wir
waren nicht anweſend und haben keine
ÊLuſt auf den Gegenſtand tiefer einzugehen
Nur die Kritik der Preſſe ſchien uns un—
paſſend, höchſt parteiiſch, und einem er—
bärmlichen Vorurtheil gegen Dentſche ge~
niat Von den hieſigen Vertretern der
lſöffentlichen Meinung, ſo ſcheint es uns,
haben Deutſche, ſelbſt dann wenig zu er—
warten, wenn ſie im Dienſte der öffentli—
ſchen Wohlfahrt ſich Unannehmlichkeiten
ansſetzen und eigentlich den Dant des
Publikums verdienen. Bei ſolcher Gele
genheit ſind unſere deutſchen Landsleute
u gleichgůltig. Wir halten es deshalb
für unſere Pflicht den erheblichſten Theil
ſaus Herrn Kaufmanns Vertheidigung in
unſer Blatt anfzunehmen. Die Wahl
wurde in ſeinem Hanſe gehalten, und
die Erlanbniß dazu wurde unter der
Bedingung gegeben, daß alles in Ruhe
eſund Ordnung jeinen Verlanf nehmen
ſollte Ihm ſelbſt erlaubte das Amt
„nicht im Hauſe zn bleiben. Die Neger
tbetrugen ſich in Wort und That ſehr an
maßend und unerträglich, beläſtigten die
Familie und eigneten ſich Sachen an, die
ihnen nicht gehörten. Darauf verlangte
ſHr. Kaufmann von den Aufſſehern der
ſWahl, daß ſie die Wahlurne aus dem
Hauſe auf irgend einen andern Platz
bringen ſollten. Während die Aufſeher
ſich zum Aufbruch rüſteten, machten die
auf der Straße ſtehenden Miene das
iHaus zu beſchädigen. Da endlich zog
„Kaufmann ſeine Piſtole, bedrohte aber
·weder die Aufſeher noch die Wählenden.
r
univerſität von Süd-Carolina.
j Dieſe Hochchule ging aus dem berühmten Suüd~Ca~
rolina College hervor. Das war eine Anſtalt auf die
; der Staat mit Recht ſtolz ſein durfte, denn durch ihre
Vermittlung erhielten viele der beruͤhmteſten Gelehr~
; ten und geachtetſten Staatsmänner des Landes, die
; tiefe Grundlage einer vielſeitigen Ausbildung und
; eines anerkannt edlen Charatters. Es iſt eine muth~
willige Verläumdung zu behaupten, daß die wohlha—~
benden Pflanzer durchgängig unwiſſende, geiſtigtraͤge
-Menſchen waren. Von den Jünglingen welche um
Aufnahme in das Sud~Carolina College ſich bewar~
ben, wurde bei ihrem Eintritt in die Anſtalt mehr
) gefordert, als von den Abiturienten vieler ſogenann~
ten Hochſchulen im Norden und Weſten, beim Aus~
; tritt aus den Hallen ihrer Alma Mater. Einſichto~
volle Männer kamen ferner zu dem Entſchluß, nach
; europaiſchem Muſter, die Anſtalt zu dem Range einer
Univerſität zu erheben. Die Hochſchule hat jetht zehn
; verſchiedene und von einander unabhängige Lehrſtühle
oder Fakultaͤten, und es bleibt den Zöglingen über~
laſſen, welchen Gegenſtänden unter dieſen ſie ſich
widmen wollen. Wenigſtens aber müſſen ſie drei
; Vorleſungen hoören. Zum beſſern Verſtändniß des
Gegenſtandes, werden dieſen Vorträgen gewiſſe
Terxtbücher als Leitfaäden zu Grunde gelegt. Ferner
muß der Zögling das 15 Lebensjahr zurückgelegt ha~
ben, und einen guten moraliſchen Charakter nachwei~
ſen. In dem Unterricht der alten Sprachen bemerken
wir eine ſehr lobenswerthe Einrichtung, die nnr auf
europaiſchen Schulen befolgt wird, und in anderen
Anſtalten dieſes Laudes bis jett noch nicht beimiſch
zu ſein ſcheint, nehmlich dieſe, daß der Zögling veran~
laßt wird, nebenher außer den im regelmäßigen Cur~
ſus bezeichneten Autoren, noch andere Schriftſteller
ſfür ſich ſelbſt zu leſen.
Wir ſind vollig davon überzeugt, daß in allen Ge~
genſtänden ein ſehr gründlicher Unterricht ertheilt
wird, und daß die Zöglinge hier eben ſo viel und
mebr lernen können als auf den noördlichen Hochſchu~
len. Es herrſcht hier ein ſolides Weſen. Alles was
im entfernteſten an Charlatanerie erinnern koöͤnnte,
ein Ucbel wovon ſelbſt einige der oft gerühmten An~
~ ſtalten nicht frei ſind, wird bier ſorgfältig vermieden.
Die Profeſſoren ſind die folgenden: Hon. R. W.
Barnwell, I. L. D. W. I. Rivers, A.M. J.C.
1 Faber, M. D., M. La Borde, M. D., Rev. J. L.
Reynolas, D. D., Cummings, A. M. Rev. 8.8.
Bahbitt, A. M. Robertis, A. M. A. X. Falley,
1 D.. 1. Lyneh, M. D.. E. D. Smitk, M. D,
0. D. Melton.
r Die meiſten von dieſen, ſtanden lange mit der An~
ſtalt in Verbindung und haben ſich als erfahrene und
vertrauenswürdige Männer bewährt, Wir rathen
Eltern, ihre Kinder dieſer Anſtalt anzuvertrauen, an
; ſtatt ſie nach Virginien oder noch weiter nordlich zu
ſchicken.
Die Ausgaben eines Studentenffůr drei Collegien,
die er laut Vorſchriften hören muß, Lebensunterhalt,
Licht, Heitzung und Wäſche, betragen Alles in Allem
“ während des jährlichen Curſus von neun Monaten
e ʒ305., Studenten der Jurisprudenz zahlen d 280.,
d Mediziner ʒ370. Die Bibliotbek enthäͤlt 30,000
Bände. Dazu kommt zur Benutzung der Studiren—
L den eine große werthvolle Auswahl der ausgezeichnet~
. ſten Werke in allen Zweigen der modernen Literatur,
2 im Beſitz der „Clarioſophic~ und Euphradian ·Ge~
ſellſchaften.
Es befinden ſich jetzt auf dieſer Hochſchule s 8
Studirende, das iſt eine erfreuliche Nachricht, weun
wir an die Tvrannei und unerbörte Laſt denken, unter
der die Büuürger von Süd-Carolina noch immer ſeuf
zen, und uns an die Vandalen~Verwüſtung erinnern,
deren Spuren noch deutlich zu ſehen ſind. Doch noch
viel angenehmer iſtes zu hoören, „daß mu in ibrer
Weiſe mitzuarbeiten an einer allgemeinen Volksbil·
dung, die Facultͤt den bochberzigen Beſchluß faßte,
junge Leute die zum Beſuche der Univerſitat reif, und
unvermögend ſind, als Stato studoents zuzulaſſen.
Es iſt Raum da far 000 Studenten. Mochten ſie
die angrbotene Gelegenheit benutzend, in Schaaren
kommen.“
In dem Namensoverzeichniß finden wir Jünglinge ;
|aus Virginien, Tenneſſee, Pennſolvanien, Nord· Ca— ;
rolina, Alabama, Miſſiſſippi, Teras, Arkanſas.
Wir danken Herrn W. H. Faber für die
Zuſendung des Katalogs, aus dem wir obigen ſtati
ſtiſchen Auszug gemacht haben. ;
1
——
Recht. Pſlicht.
„Ich verlange mein Recht.“ „Ich will mein
Recht behaupten.“ So toͤnt es zur Rechten; ſo
ſchreit man zur Linken. Was meint der Menſch
wenn er ſpricht. „Ich habe Recht?“
Dieſe Frage, die bin und wieder auf dem Lebens
wege ſich nicht umgehen laͤßt, trat neulich bartnaͤctign ſ
näber an uns beran mit den Worten: „Die Rechte
der Raucher.“ „Die Raucher,“ ſagt die N..
Times, bhaben als ſolche ſicherlich Rechte
ſauf Dampfbooten und Eiſenbahnen.“
„Der Raucher,“ ſetzt die „Weſtl. Poſt'“ dazu,
„hat dieſelben Rechte und bezablt
ebenſoviel für ſeine Reiſe, wie alle
anderen und kann ſicherlich darauf
beſtehen, mindeſtens dieſelben Vor
tbeilezu genießenwie andere die de
Hochgenuß des Rauchens nicht rns
Soll das Scherz ſein, wo iſt denn der Witz; iſt es
aber ernſtlich gemeint, wo verſteckt ſich der Sinn der
Worte? Nach der Regel, welche von den Freunden,
des Rauchens aufgeſtellt wird, hatte auch der Jünger
des Bachus, der Spieler von Profeſſion, die ſchlafende
Venus, der Sandoeulotte, die Wäſcherin und Andere
ein Recht, ahnliche Rückſichten von den Eiſenbahnen
zu fordern, wie Andere, welche den,„Hochgenuß“ ſ
der dampfenden Seifenlauge, des duftigen Ratten
giftes, „des Fluchens und Schwoörens, und des un~
beſchreiblichen Negliges nicht kennen.“
Die Entſcheidung überlaſſen wir bereitwillig dem
|Publitum für uns jedoch bleibt die Hauptſache zu
fragen: was bedeutet das Wort „Recht,“
kommt es, wer beſiht es? /
Das Wort „Recht“ bedeutet Anſpruch,
Freiheit, Erlaubniß, Vorrecht, Eigenthum,
Geſetzmäßigkeit Geſetz, Wahrheit, Gerech—
tigkeit, n.ſ. w. ſo daß ſein viel umfaßender
Sinn im alltäglichen Gebrauch nicht ſelten
zu einerßegrifföberwirrung Anlaß giebt.
Ja, noch mehr. Man ſcheint es ganz zu
überſehen, daß es nicht ein, ſondern
zwei Faktoren ſind, welche den Verkehr
der Menſchen mit einander leiten, denn
das unbezweiſelte Recht auf der einen
Seite umhüllt die unumgängliche Pſlicht
ſant der Andern. Wer aber ſprichtinun
ſerer Zeit noch von Pflichten? Deſſen
ungeachtet ſteht die Pflicht des Menſchen
über ſeinem Recht, deſſen Ansübung nur
dann gänzlich unbedingt und unverwehrt
ſiſt, wenn ſie von der Pflicht geboten wird
In vielen Fällen wird es von Umſtänden
und von der Klugheit abhängen, von!
ſdem vermeinten Rechte Gebrauch zu
machen oder ihm zn entſagen. Menſchen
die ſtets an ihr Recht, nie an ihre Pflicht
denken, gleichen jenem bekannten Kaufß
manne, dem Herrn Abram von Doppel
haſenſprung, der nicht nur das Geld ſeinen
Kunden abnahm, ſondern dazu noch die
Quittung ihnen entriß. Denken wir einen
Augenblick daran, daß ſolch ein Verfahren
allgemeine Sitte werden könnte, daß der
Handelsmann ſeinen Kunden das Geld
abnimmt, darauf aber ihnen die Waare
vorenthält, ſo würde uns das als ein
höchſt mangelhafter, unerträglicher Zu—
ſtand der menſchlichen Geſellſchaft erſchei—
nen. Faſt eben ſo abnorm iſt die Lage,
wenn Menſchen mehr auf ihre Rechte als
auf ibre Pflichten halten und verkehrter
Weiſe ihr vermeintes Recht über ihre an—
erkaunte Pflicht ſtellen. Nicht nur das
Recht iſt es, es iſt vielmehr die Pflicht der
Obrigkeit, Geſetze zu geben, und für die
Befolgung derſelben zu ſorgen. Es iſt
die Pflicht der Eltern, ihre Kinder in der
Zucht zu halten, dazu ſteht ihr gutes Recht
im Hintergrunde. Pflichten gegen Eltern,
Lehrer, Erwachſene und Alte, ſind vielen
Kindern, wenn nicht gänzlich unbekannt,
doch nur eine geringfügige N ebenſache
die meiſten Kinder in Amerika beanſpru—
chen das Recht ungezogen zu ſein. Bürger
haben ohne Zweifel das Recht ihre Obrig
keit zu tadeln; es mögen ſelbſt Fälle vor
kommen, die es zur Pflicht machen, ſich
ihr zu widerſetzen. Ob jedoch A. B. C.
die Befugniß zukommt, ob ſie die geringſte
Urſache haben, ob es ihre Pflicht iſt die
Vorgeſetzten zu kritiſiren, die Antwortauf
dieſe Frage würde die unredliche Abſicht
vieler Demagogen aufdecken, nicht wenige
Aemterjäger der Arbeit oder dem Hun—
gertode zur Diſpoſition ſtellen, die Wol—
ken am Firmamente der Wahrheit ver
ſcheuchen, und die Politik der Lüge ent
waffnen.
Einige machen es ſich zum Geſchäft das
Anſtändige zu verletzen, der beſtehenden
Sitte in's Geſicht zu ſchlagen. Wir wol—
len deswegen keinen Streit anfangen,
denn jeder Menſch hat von Natur das
unveraäußerliche Recht ſich flegelhaft zu be
betragen. „Hier ſind wir im freien Lande.
Auch vor dem Praͤſidenten der Vereinigten Staaten
dürfen wir den Hut nicht abnehmen, wenn es uns
nicht beliebt. Wer würde doch vor ihm aufſtehen?
Wir ſind eben ſo viel wie er; er hat uns nichts zu
befeblen.“ Solche und ähnliche Redensar-~
ten werden oft geführt.. Da nun einer
das Recht hat, Flegelei zu treiben, und
der Andere das Recht hat, gerade das
Gegentheil zu fordern, ſo kann die Ge—
müthlichkeit dabei nicht beſtehen. Wir
haben nur kürzlich erſt geſehen zu welchen
Auftritten es führt, wenn man dem Ne—
ger beſtändig ſein Recht vorhält, ohne ihn
zu gleicher Zeit an ſeine Pflicht zu erinnern.
Um ähnliche Auftritte zu vermeiden,
ſum in Ruhe und Frieden zu leben, iſt es
lernſtlich zu empfehlen, daß Menſchen nicht
nur immer ſich ſelbſt und ihr eigenes
Intereſſe im Auge haben, ſondern daß sie
auch daran denken ſollten, was ſie Andern
ſchuldig ſind.
Erziehung.
:
5 Es kann nicht gelaͤugnet werden, daß
die Vereinigten Staaten in überraſchend
kurzer Zeit einen glänzenden Standpunkt
ſunter den Nationen der Erde erreichten
So lange ſüdliche Männer an der Spitze
der Regierung ſtanden, erfreute ſich die
Republit einer allgemeinen Achtung unter
answärtigen Mächten und eines blühen—
den Wohlſtandes im Innern des Landes.
Die Urſache dieſes erfreulichen Zuſtandes
war die gründliche und vielſeitige Bildung
unſerer Staatsmänner. Dagegen beſteht
heut zu Tage die Erziehnng nur in einer
oberflächlichen Dreſſur für beſtimmte
Zweckle. Stellen ſich nun bedentende Hin—
derniſſe der Erreichung dieſer Zwecke in
den Weg, ſo verfallen Menſchen dem
Mißmuth und ſuchen ans den Wegen des
Laſters, des Verbrechens oder gar des
Selbſtmordes, das drohende lebel zu ver—
meiden. Lente haben gegenwärtig nur
ein Element, und wenn ſie aus dieſem
Elemente herausgeriſſen werden, ſo gehen
ſie unter, wie der Fiſch ſtirbt, ſobald er
aus dem Waſſer gezogen wird.
Wäre eine allſeitige Bildung in der
gewoynlichen Volksſchule erreichbar, ſo
würden edle Männer in unſerm Vater—
lande nicht daran denken, von „Fortbil—
dungsanſtalten“ zu ſprechen und die größ
ten Anſtrengungen machen, Inſtitute die—
ſer Art überall zu gründen. Ebenfalls
ſind unſere öſfentlichen Schnlen nicht im
Etnr: das Nöͤthige zu leiſten. Unter
den Uebeln ſind ſie nur das kleinere und
kleinſte. Dabei wollen wir gerne zugeben
was die Zeitungen unſerer Stadt neulich
ſogten: daß die offentlichen Schulen in
Savannah beſſer ſind, als die Anſtalten
in Boſton. Wohlfeil aber ſind ſie nicht,
auch dann noch nicht, wenn der Unterricht
unentgeltlich ertheilt wird, denn dasGeld,
was dadurch erſpart wird, verliert gänz~
lich ſeine Bedentung, einmal durch die
unnöthige Aufopferung der Zeit, deren
Verluſt unberechenbar iſt, und dann durch
den Verluſt der unentwickelten Anlage
und Geiſteskraft. Die Ausgaben, die
eine ſorgfältige Erziehung verurſacht, ſind
ein unverwüſtliches Capital, das Zinſen
auf Zinſen hundertfältig und tauſend.
ſfältig trägt.
Zur Erreichung einer guten Erziehung
iſt es nicht nothwendig die Kinder nach
Deutſchland zu ſchicken. Das mag im
ſreiferen Alter geſchehen. Für Knaben im
Vorbereitungsſtudium giebt es, man ver
gönne uns das Reſultat unſerer Erfah
rung auszuſprechen, eine ausgezeichnete
Anſtalt in Nord Carolina. In ſpäteren
Jahren würde die Univerſität von Süd—
Carolina zu empfehlen ſein. Für Mad—
ſchen finden ſich ſehr gute Inſtitute in der
Gegend von Raleigt und in Salem,
Nord-Carolina. Aber gerade ſo ansge—
lzeichnet iſt die Anſtalt von Madame
Kosnowsty in Athens, Georgia und wir
würden die letztere vorziehen für diejeni—
gen, die in unſerm Staate heimiſch ſind.
/
(Eingeſandt.)
Wichtig für Eltern und Kinder.
Der ſchnellſte, leichteſte und angenehmſte Wea
Leſen zu lernen, wird ſicherlich geboten durch die
Lautirmethode. Es iſt in der That zu verwun
dern, daß eine ſo ſinnloſe und zeitraubende Methode,
wie die bisher uübliche Buchſtabirmethode, bei den
ſonſt ſo praktiſchen Amerikanern, die in der Conſtruk~
ſtion von Zeit und Arbeit erſparenden Werkzeugen und
Maſchinen ſo Erſtaunliches geleiſtet haben, sich ſo
lange ungeſtoͤrt erhalten konnte. Dem Deutſchen
kommt auch hier wieder das Verdienſt zu, mit der
Reform vorangegangen zu ſein und in dieſem
Falle ziemlich weit voran denn die alberne Buch~
ſtabirmethode iſt ſchon in Deutſchland ſeit mehr als
50 Jahren außer Gebrauch gekommen, während die
ſelbe in den Ver. Staaten erſt ſeit einigen Jahren
und das nur in den nordlichen Staaten eingeführt
worden iſt. Obwohl wegen des ſo vielfach ſchwan~
kenden Lautwerthes der engliſchen Buchſtaben die
Anwendung der Lautirmethode im Engliſchen nicht ſo
leicht iſt, wie im Deutſchen; ſo iſt es doch einigen
bedeutenden Schulmännern im VBerein mit unterneh~
menden Verlegern (Wilson, Hinklo « Co, Cinein
nati) gelungen, die Schwierigkeit zu überwinden, und
eine recht guůte engliſche Fibel nach der Lautirmethode
zu Standẽ zu bringen. ;
Wir begrüßen es mit Freuden, daß auch den
deutſchen Kindern von Savannah endlich die Gele~
genheit gegeben wird, nach der rationellen Lautirme~
thode das Leſen zu erlernen, wie aus der in dieſer
heutigen Nummer erſcheinenden Anzeige von Miss
Lucille Bloiszu erſehen iſt. Nicht nur werden
dieſelben auf dieſe Weiſe in der Haͤlfte der Zeit und
mit bedeutend weniger Muühe leſen lernen, ſondern
denſelben wird damit was noch viel wichtiger iſt
eine Grundlage gegeben, auf der ſie beinahe ohne
weitere Nachhülfe auch zum Deutſch-Leſen befähigt
werden.
Das Schulgeld iſt, wie wir hoören, ſo niedrig gehal~
ten, daß es auch dem Unbemittelten keine große Bürde
ſein wird.
—— ———
The Human Roof and its Mhatching
I the man desorves well of kis country who
makes two blades of grass grow whero only one
grew beſore, suroly he who produces a glorious
crop of hair on a comparatively harren scalp de
serves tho hearty eren the obliged party. AI
honor, thereforc, to PRorxssoß E. T. Lvox, ſor,
unquestionobly, kis renowned KArnaIRoN a
complishes thiʒ object Gentlemen whose whiskers
are shy of making their appearance in ſorce, or
the ſibers of whose mustaches diselose thos “ mag
niticent distances ſor which Washington City was
once so ſamous, will ſind this Hatß PrRSUADER
the most wonderſul encourager of fibrous develop
mont that has ovor yet been invented. Both sex
os ars advised to use it, as by all odds, it is the
best article for improving the growth and beanty
of the hair, keeping it free from seurf and dan
drull preventing it from becoming harsh, dry and
gray—giving it à rich gloss and endowing it with
flexibility —that Toilet Chemistry has over evolved
from the vegetable kingdom. septll73
Menagerie.
The Great Eastern Rͤman Hippodrome, Dan
Carenter & Co. Eigenthümer, wird in Mitte des
Monats September mehrere Vorſtellnngen in Savan~
ah geben. Mit der Kunſtreitergeſellſchaft iſt ein
nMuſeum, eine Menagerie, eine Sammlung von Vö
geln, und andern Sehenswürdigkeiten. Zwei Vor~
ſtellungen werden zu gleicher Zeit in zwei derſchiede~
nen gelten gegeben. Das Perſonal iſt ſehr zahlreich
und beſteht aus 750 Mann, nebſt Pferden, 60 Reitern,
2 Orcheſtern, 3 Kapellen. 76 Eiſenbahnwagen und
3 Locomotiven ſind nöthig um die Geſellſchaft von
einem zum andern Orte zu befoöͤrdern.
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Lokal Veränderung.
Madame M. Hetterith. Putzmachergeſchäft
hat ihr Geſchäftslokal nach 157, Broughton Straße,
verlegt.
Sanitäts Collegium.
Amtlicher Bericht des für die am 9.
September 1872 endende Woche.
Bericht über Todesfälle :
VBegräbniſſe auf dem Launrel Grove
Kirchhofe
Sept. 9. James Moran, 26 Jabhre, Congeſtive
Fieber.
James Byers, 2. I. 6, Monat. an Desogleichen.
; Weiße: 2
Farbige: 11
; Geſammtzahl: 18
Begräbniſſe auf dem Kirchhof der Kathe
drale
Sept. 3. Ellen Roche, 1 Jahr 1 Mt., Krämßfe.
1. John Latham, s I. 7 Mt., Congeſtiveſieber.
Peter Stafford, 1 Tag, Frübg- burt.
Richard McCartv, 11. 6 Mt. CongeſtiveChills.
Ellen Ryan, ͤ7 Jabhre, Sumpffieber,
Eliza MeKenzie, 2 Jahre, Schwaͤche.
Catharine Stafford, 27 I. Bauchfellentündung.
John Kelly, 25 Jahre, Cholera Morbus.
Catharina Murpby, 11Mt. Heiſßter Brand.
Weiße: ~ ;
l Schwarze: 1 ;
;
; Geſammtzahl: 10
2 : : ;
Begräbniſſe auf dem „Evergreen“ Kirch
; 1
hofe
Sept. 4. Nellit Parrvy, 19 Mt Keuchhuſten.
6. Fr. Krenſon, 60 Jahre, Unfall.
7. A. K. Merrill, 82 Jahre, Gehirnentzündung.
Wiederholung. ;
Begrabniſſe auf dem Laurel Grove Kirchbof 13
ſ “ “ “ Cathedrale lO
Evergreen ; 3
Geſammtſumme: 26
; (Nachfolger von I. N. Muller.)
F 1
h ß
ſ ; 7
1 M 17
m 7
E
S
Importeur und Großhändler,
bietet zum Verkauf an:
Franzöſiſche nnd deutſche Weine
Branntwein,
Absynth de Suisse,
und jede Art von Cordials und Syrup;
l ſowie:
;
Whiskey u. andere einheimiſche Liquenre,
Aechten Weißwein,
und
Cider Vinegar.
GCalifornia Weinu. Brandy
; ſind Hauptgegenſtände in ſeinem Handel.
E:. Julian- und Bryanſtraße, Marke un
Kerosene Oel beſtändig auf Lager
——
County Sherift.
Mitburger: Ich wünſche das Amt des Sheriff
für Chatham County zu bekleiden, und überlaſſe es
ſder demokratiſchen Partei, mich zu ihrem Candidaten
zu ernennen.
; E. A: Silva.
County Sherift.
Mitbürger: Ich mache hiermit die ergebene An
zeige, daß ich ein Candidat bin für das Amt des
Shberiffõ von Chatham County.
; Julius Kauſmann.
Waaren für die Saiſon
bei
BOLSHAW & SILVA.
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Sonntag, den 15. September 1872
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97 1— 11— ~ 1
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Tanz IBIK.
Der Unterzeichnete macht ſeinen Freunden, Bekann
ten und dem Publikum überhaupt, die ergebene An
zeige, daß er ſtets bereit iſt, ſeine Gaͤſte auf das Beſte
n ſcinem Lotkal, Lovers Lane, zu bewirthen. Es
wird ſtets ſein Beſtreben ſein, die Wünſche ſeiner
Freunde durch prompte und freundliche Bedienung
zu erfüllen.
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MAKVES' GARTH!
Nord-Oſt Ecke von Bull- und Taylor-Str. dem
Monumente gegenüber.
Dieier hübſche Garten iſt waͤhrend des Tages und
des Abends offen; und Beſucher koönnen mit den be
liebteſten Sorten
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bedient werden.
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Fruchtſaäfteu verſehen. :
Die italiãniſchen Muſiker ſind auch für
dieſe Saiſon engagirt
lh. Mov«
Bekanutmachung
Mitbürger! Ich werde als Candidat fuür die
„Ordinary Office von Chatham Countyh“
bei der im nächſten November ſtattfindenden Wahl
auftretten, und werde ſeiner Zeit um Eure freundliche
Unterſtuͤtung anſprechen
Ino O. Ferrill.
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Es iſt närriſch Pechfaden zu gebrauchen der fault, oder
Holzſtifte welche ſich zuſammenziehen und ausfallen.
Stiefel und Schuhſoblen an das Oberleder zu befeſti
gen iſt Cable Screw Wire das einzige Mittel, das
haltbar iſt. Solches Schuhwerk wird nie undicht.
Herausguckende Zehen ſind weder ein ſchöner An
blid noch zuträglich für Geſundheit oder Bequemlich~~
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Spiben aus und ſind deßhalb die eleganteſten und
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