Savannah Abend Zeitung. (Savannah [Ga.]) 1871-1887, September 25, 1872, Image 2

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Na— ;; Attgemeine Aacglen gup. 7l— ; ; —Da e Louisvilte g~ n Das am 11, September Lozoville veran~ ſtaltete Friedensfeſt, hat die W daran Be~ theiligten volllommen befriedigt, obgleich es nicht an Menſen frbitr wente detd entnenenvrretr tirtder ausſprechen. Der „Louisville Anzeiger,“ dem wir willig Glauben ſchenten/ ſagrdarubtr „Es herrſcht nur eine Stimme daruůber: noch kein politiſches Er~ eigniß hat in Kentucky zu einer, das intenſivſte In~ tereſſe der Bexollkerung ſo erregenden, ſich ſo maſſen~ hast geſtaltenden Demonſtr atlon gefuhrt, wie dieſtͤ im Geiſte der liberalen Bewegung durchgefuührte politiſche Heſt —— u m c Louioville hatte geſtern in der That ſeinen Feſttag; und noch kein nationaleres Feſt iſt je bier oder an irgend einem anderen Punklte der Union gefeiert wor~ den als dieſes. Die Bedeutung aber, welche der große Erfolg dieſer Demonſtration fuͤr den jebigen Wabhltampf hat, iſt Die: daß hiermit aufs Neue der uͤberwaͤltigende Beweis dafur geliefert iſt, wie allgemein und mit welchem Eifer, wir moͤchten ſagen, mit welchem Enthuſtaͤmnso die Bevolkerung des Süůdens auf den definitiven Abſchluß der Krlegopolitit durch definitives Anerkennen der Kriegoerrungenſchaften eingeht, mit welchem Enthuſiasmus ſie die, ihr von der liberalen Bewegung gebotene Chance ergreift, durch vollſtaͤn diges Wegraͤumen des alten Schuttes Bahn zu brechen fuůr eine neue, beſſere Zukunft.“ Tauſende und Tauſende von Fremden, ſchloſſen ſich der ſtabilen Bevöoͤlkerung von Louisville an, um mit ihr das große Feſt der Verbruͤderung zu feiern. Die vorzüg~ lichſten Stadtviertel prangten in reichlichem Flaggen~ ſchmuck. Um neun Uht Morgens began der Auszug der Burger nach dem Feſtplahe, dem nabe den Waſ— ſerwerken gelegenen Eigenthum der Grand Central Exposition Company, dae im Beſit aller land~! ſchaftlichen Reize einen Flaͤchenraum von uüber hundert Acer einnimmt. Unter den Rednern verdienen Erx— Gouvernenr Bramlette, Lewis D. Campall, General G. B. Gordon, B. H. vOill, beſonders erwaͤhnt zu werden. Am Nachmittage waren über 20,000 Per—~ ſonen auf dem Plahe anweſend. Seinen Culmina~ tionopuntt erreichte das Feſt am Abend, als die gange Bevöllerung der Stadt auf den Beinen war, und die Hauptſtraßen wie ein Feuermeer leuchteten. Der Feſtzug der ſich gegen acht Uhr in Bewegung ſetzte, um die reich geſchmückten und hellerleuchteten Straßen zu durchziehen, war eine halbe Stunde lang und ent~ hielt 4 000 Faceltrͤger. Ueberall ſtiegen Raleten empor, uͤberall wurde der Zug mit Hochrufen begrüßt. Das Courthaus war brillan illuminirt, Rechts vom Eingang zum Courthauſe war ein großes Bild gut beleuchtet angebracht, auf welchem zur Linken Ulyſſes Feuerholz zum Schůren des Brandes herbei trägt; Graß Brown baͤlt auf einem andern Bilde einen Pflug auf einem Amboß, Horace Greeley aber! ſchwingt mit nerviget Fauſt einen Hammer. Im Hintergrund befindet ſich eine Schmiede, auf deren Herde die Flamme lodert. Carl Schurz trͤgt Waf fen zur Schmiede und die Inſchrift lautet: „Schwer~ ter werden zur Pflugſchaar, Spcere zu Baumhacten.“ Als die erſten Symptome des neu beſeelten Enthuft asmus der Greeley ·Partei, nennen wir bio heute die gtroßartige Demonſtration in New York, an der ſich 10 —60,000 Menſchen betheiligten, die Maſſenver ſammlung in Baltimore und Cincinnati, bei denen je 20—25,000 Perſonen erſchienen, und das Frie~ densfeſt in Louisville· Moͤge der Erfolg der pa~! triotiſchen Erwartung vollkommen entſprechen. Am 12. September fand in Baltimore die Feier der Schlacht bei,„North Point“ ſtatt. In Baltimore! leben noch ungefähr 30, in Waſbington 25 Veteranen, oie an der Schlacht Theil nahmen Der „Valt. Deutſche Correſpondent“ ſagt mit Recht: „Ein in terreſſanter Anblid war es, wie die greiſen Soldaten von 1512 aus den Schweſterſtaͤdten, von der Laſt der Jahre gebeugt, die duͤnnen Silberlocken im Winde flatternd, langſamen, unſicheren Schrittes an den in Jugendfriſche erſtrahlenden Geſichtern der in ſtram— mer Haltung das Gewehr praͤſentirenden Mitglieder ihrer Eokorte vorubermarſchirten.“ Es gereicht den Bürgern von Baltimore zur Ehre, daß ſie noch immer daß Gefecht von „North Point“ in dankbaren Anden len behalten. Faſt 60 Jahre ſind ſeitdem vergangen. Wie viel hat ſich ſeitdem veraͤndert! Intereſſant iſt die Gegenwart fur jene Alten; nns aber erſcheint das Merlwürdige in der Vergangenheit. Die Veteranen bielten einen Umzug in der Stadt, und vereinigten ſich dann mit ihren Freunden bei einem Feſteſſen in der Nahe des Schlachtfeldes. Das Muluar fſeierte den Tag durch eine Parade. —Blumenbouquet, geſammelt in den Gaͤr~ / ten der deutſchen Politiker im Norden und Weſten, ; dem Sammelplah deutſcher Bildung, deutſchen Fort~ l ſchrius und deutſcher reiheit und Bruderlichkeu: Furſtlicher Todſchlaͤger, rͤudiges Schaaf, ſchabigſter Hund unter·der Meute, Feigling, Molch, Zollner, ſ beruũchtigter Staatobarbier, Schufte, Satrap, charat terlos, geſinnungolos, willfaͤhriges Werkzeug, be~ ruchtigte Satrapen, Schmareher, Wetterfabne, Zoll baͤusler, Shoddv, Krett und Pleti, Rotte, wahnſin nige, Waffenſchacherer, Stiefelpuper, Hallunkerei, ſcheinheilige Judaſſe, Verrath, ſtinkende Gemeinheit, gleißneriſche Larve, Prangerpfabl, Feigheit, Erbaͤrm lichkeit, emartete Natur, Neſt ſcheußlicher Krotodile, ! Otterngezucht welches untet Blumen lauert, Gift zahn, ſcheußliche Brut, Franzofenfreund, Geſchente Spekulant, Baͤderbummler, Seichbeutel, Grantanbe ter, alte Huren, junge und alte Freudenjaͤger, Lola Montez, Joſephine Mandfield, Journalol lrot tution ; Nicht allein in Amerila ſonderu auch an einzel nen Orten in Deutſchland hat man Photographien, der Verſtorbenen auf Graͤbern angebracht. Für die ſen Zweck iſt die Vorzellan Photograpbie am beſten,! weil Papierbilder, wenn ſie auch durch noch ſo ſtarte Glaesplatten von der Luft abgeſchloſſen ſind, durch die innere Feuchtigkeit des Steines ſchnell leiden. Es ! fragt ſich, ob die Sitte Nachabmung verdient. —— Der Köonig von Schweden Karl XV iſt mit Tod abgegangen. Derſelbt 1826 geboren iſt ein Sobn Oscar I. und Entel von Bernadoͤtte (Karl XxlV.) DSein einziges Kind, die Prinzeſſin Louiſe iſt mit dem Kronprinzen von Daͤnemarl vermahli. Da er keine maͤnnlichen Erben binterlaͤſt, ſo folgt ihm ſein Bruder Oscar, Herzog von Oſtgothland auf den Thron. Die Stadt Berlin hat dem Furſten Biomarck das Ebrenbürgerrecht geſchenkt. Diexmit dem Verkaufe der aus den Kirchendo· manen in Italien berrührenden Beſitzungen beauf— tragte General~Direftion der Domͤnen, bat ſoeben ibren Ausweis pro Inli vero ffentlicht. Die von dem Staate für die biober erfolgten derartigen Güterver täͤufe eingelommenen Betraͤge ſind hienach folgende: Verkäufe im Zuli 1872 3,896,649 Francs, 75 Cen~ times; im erſten Semeſter 15872 16,837,22 Franco, 95 Centimeo; vom 26. Oltober 1897 bios 31. Dez. 1871 344,602,651 France, 83 Centimes; mithin der ! Geſammterlos aus dem Kirchengüterverkaufe bis .! Juli 1872 285,336,564 Francs, H Centimee. : Weilheim. Bei einem bierſelbſt am Anteni tage (18. Zuni) im Gaſthofe „zur Voſt“ ſtatgefnu-! denen „Feſttnödeleſſen,“ erbielt Anton Patſchoti den 1 erſten, Anton Geiſenhofer den zweiten und der konial. : Bahnmeiſter Lang den dritten vird~. Der erſtere dieſer Herren verzehrte 26, der zweite 19, und derſ! dritte 16 neun Loth ſchwere Knoödel. (Wohl bekommt~ 5 —Um Bied fur ihre hungernden Rinder zu erlan~ Fen fhnitt ſich kely u Rronſtadt (Sie~ en tgen unl rſthönes lan es Haar hart amn Sa al au um ~G ilde: und be~ ahlte hicrwon he bv Gulden an den Baͤcer. Alo dieſer erfuhr, als wetchẽ Weiſe die be~ drängte Wittwe zu dem Geld gelommen, ſchentte er ihr die Schuld und Gulden dazu, brachte aber noch : : en Familie auf. David Kaliſch, der humorvolle Dichter, der Gründer des „Kladderadatſch,“ iſt verſchieden am 21. Auguſt. —Oberſt Stoffel, einer der verdienſtvollſten franzoſiſchen Qrien. iſt aus der Armee entlaſſen worden wahrſcheinlich weil er den Krieg mit ſDetiſhtand myarteiiſch beurthente, und ver frn zdſiſchen Citelkeit nicht ſchmeichelt. ~ Hr. Paul Schöüppe. The „Sunday Dawn,“ein in Phila delphia redigirtes Blatt, veroffeutlicht in der Geſchichte des Dr. Paunl Schoöͤppe eiuige der Liebesbriefe, welche Miß Maria M. Steinecke an ihn richtete. In den beiden erſten Briefen, Dee. 22. und Dec. 23., redet ſie ihn an mit: „Mein Thenuerſter,“ erſucht ihn um einige giuiten „Mineralwaſſer“ und verbietet ihm von der Verlobung uud dem Teſta mente in dem ſie ihm ihr Bermögen ver machte, zu ſprechen. Den 24. Dee. nennt ſie ihn „Mein theuerſter Geliebter“ und erſucht ihn bei ſeinem Beſuche ein deutſches Buch mitzu— bringen. ~ Den 29. Dee., bittet ſie ihren „Thener ſten Geliebten,“ rhr ſobald wie möglich ſeinen Beſuch abzuſtatten. 2 Den s. Zaunar, meldet ſie ihren „Thenerſten Paul,“ daß der „dentſche Wein,“ denn er ihr am vorhergehenden Abende brachte, ihr ſehr gu! bekam und bittet bei ſeinem erſehnten Beſuch ihr noch mehr von derſelben Sorte zu bringen, da ſie ſehr gut darauf geſchlafen habe. Januar den 14, wird der Ehecontrakt abgeſchloſſen. In dieſem verſpricht ſie dein Dr. Schöppe SSOOO am erſten April 1869 zu bezahlen; ſie behält ſich die Ver waltung ihres Vermögens vor, jedoch nmit der Bedingung, daß Dr. Panl Schöppe ihr einziger Erbe ſein ſolle, falls er ſie überlebe. ODen 15. Januatr, ſchreibt ſie ihrem „Theuren Paul“ daßſie ſich unwohl sůhle, bei ſeinem Beſuch ſolle er das ihm einge händigte Teſtament mitbringen, weil ſie einen Zuſat machen wolle. Noch einmal ſchreibt ſie am 15. Januar, ſata diesmal an ihren „Innig geliebten Ehemaun,“ daß ſie Geld aus der Bank gezogen, und die gewünſchte Summe für ihn bereit halte. Am 16. Januar, ſchrieb ſie „Mein theuerſter Gemahl,“ kaufe uicht das Ei— genthum, es iſtzu theuer; komm,, ich will Dir mehr ſagen Am s. Zaunar ſagt ſie, „Du mein erkorener, theurer Gatte, nimm Dich mit Deinen Werthpapieren in Acht, und ver wahre ſie an einem ſichern Ort. Am 18. Januar wird der Zuſatß zu dem am 3. Dezember abgefaßten Teſtament gemacht Sollten die Angehörigen irgend welche Einwendung gegen das Teſtament ma den. ſo ſei es ihr Wille, daß dem Rev. F. Schoͤppe in Carlisle, und Herrn I.R. Kelſo, Baltimore, die Entſcheidung über— laſſen werde, und ſollten dieſelben ſich weigeru als Schiedsrichter auſzutreten ſo beauftrage ſie Dr. Paul Schoöppe und Mrs. Sarah Rich in Baltimore mit dem Schiedsrichteramt. In dem einem oder andern Falle, könne noch eine dritte Per ſon hinzugezogen werden, um eine Ver ſtändigung zu erzielen.“ Jannar 21. 1869. „Mein theuerſter Gemahl! Iſt es wirklich wahr, daß ich geſtern Abend jene wnnevollen Stuuden berlebie? Ich erwarte Dich hente um dieſelbe Zeit. Ich will eine Aenderung in unjerm Heirathsvertrag vornehmen. Dir übergebe ich die unbedingte Verwal tung meines Vermoögens. Sodgleich ſollſt Du deu vollkummenen Beſib gutreten, anſtatt darauf bis nach meinem Tode zu warten. Du ſollſt nein Herr uud Ge-·! bieter ſein, wie die heilige Schrift es fordert, und ich will uichto ſein als Oein liebendes und Dir ſich aufopfſerudes Weib.“ Zaunnar 22. 1860. Theurer Gatte!! Beſtelle gefaͤlligſl ziwauzig Bouteilleu von dem Mineralwaſſer, welches Ou mnr ver orduet haſt. Ich trank das lehle Glas dayon, nachdem Du mich geſlern Abend verlaſſen hatteſt.“ Jannar 24 1869. „Mein theuerſter Gatte! Ich weiß, es iſt gegen die Regel Hich einzuladen, ur am Sonntage einen Beſuch abzuſtatten Aber ich fühle mich ſehr unwohl und möchte Dich gerue ſehen.“ Zanunar 26. 1869. Mein theurer. Gatte! Schicke nuir gefaälligſt den Cre ditbrieſ welchen Du von nur geſtern er ~ hielſt wieder zurück. Anſtatt deſſelben will ich Dir eine Anweiſjung im Betrage! von 300 Dollars an die „National Me chanics Bank von Baltimore geben.“ Es ñiuden ſich noch zwei Briefe vor, von denen Dr. Schöppe einen Theil abgeriſſen hat; das Datum fehlt. Zu dem einen jagi die Verſtoxbene: „Du weißt, daß! ich währeud meiner Lebeuszeit die unbe ſchränkte Verwaltung meines Vermögens mir vorbehalten habe, aber nach meinem Tode ſollſt Du Alles haben, wie mein letter Wille es Dir zuſichert“ ln dem andern konunt das folgeude vor: weißt, daß Du mein eiuziger Erbe biſt, der fruͤher oder jpaͤter mein ganzes Ver moögen beſitzen wird. Nicht ein Wort habe ich dabon meinen Verwandten in Deiner Nachbarſchaſt geſagt, da Du, wie ich ſelbſt, «wohl weiſt, daß im audern Falle die Nachricht davon auf den Fitti gen des Wiundes dem großen Publikum würde zugetragen werden ; Der lette Brief iſt datirt den 26. Zan Am 27. Januar wurde ſie ploötzlich krant, und am folgenden Tage ſtarb ñe. DOr. Schoöͤppe nahm einen thaͤtigen Au theil an den Pilichten welche Todesfaãlle den Mitmenſchen auzerlegeu und beglei! lete die Leiche nach Baltimore. wo ſie am 30 Januar 1860 beſtattet wurde. Diel 14 Verwandten ſcheinen an eineu unnalr lichen Tod nicht gedacht zu haben bit e bekannt wurde, Vhdi deſe Dr Schöppe zu ihrem Univerſal Erben in ſette. Was darauf geſchah, iſt im Mge“ neinen unſern Leſern bekannt. ; Dr. Schöppe ſagt, daß wie er verhatet wurde, betrug, ſeine Praxis 2,500 is 3000 o U deeheenente neun Monaten hatte er ſich bereits 190 Dollars erworben. Drei zuverläſſige, m Lande wohnende Zeugen, ſo ſagt er, de— wieſen, daß er ld der in Deuhſch— land berüũchtigte, ſteckbrieflich verfolgte (möchten wir Paul Schöppe, zwei erſhiedene Perjonen ſiud. So witde auch bei dem zweiten, küůrzlich ee Prozeß ans jene üblen Gerüchte kene Rückſicht genommen. Bei dem erſten Prozeß erklärten die hervorragendſten Rechtsgelehrten in Ber lin, in dem Gutachten daß man von ihnen verlangte, das ganze Verfahren als ungereimt und ungerecht; dazu wurde die chemiſche Analyſe von der mediziniſchen Facultät in Berlin als gänzlich unzuwver— läßig bei Seite geſetzt. Nie war die Aufregnng, Theilnahne und der Unwille unter den Deuntſchen in Amerika allgemeiner nnd thatkräftiger, als in dem vor uns liegendem Fall des Schöppe. Dennoch wurde das Todesur theil ůber den llnglůcklichen ausgeſprochen. ſEine Agitation für einen Beſchluß der Lenmyldaniſhen Legislatur, um dem Obergerichte die Competenz zu geben das Weſen des Prozeſſes zu unterſuchen, wurde von Gonverneur Gearyh mit ſeinem Veto belegt. Die Geſezgebung ſtimmte das Veto nieder. So wurde die Bill ſzum Geſetz, aber zu ſpät für Schöppe, da Geary das Geſetz (duech Zögern mit ſſeiner amtlichen Unterſchrift) zurüůckgehal— ten hatte, bis der Fall, den Schöppe vor das Pennſylvaniſche Staatsobergericht gebracht hatte, (eben weil Geary die von der Legislatur beſchloſſene Competenz ihm vorenthiglt), zurůckgewieſen war. Das Todesurtheil ſchwebte jetzt über dem Haupte des Dr. Schöppe, aber Geary unterzeichnete es ucht, auch entließ er nicht den Gefangenen ause der Haft. In Ungewißheit über ſein Leben, ſchmachtete der Unglückliche Jahreleng im Kerker, während Tod oder Freibeit von den An— ſſichten des Nachfolgers Geary's abhing. Da ereignete ſich in Baltimore der Fall der Mrs. Wharton, dir ebenfalls der Giftmiſcherei angetklagt wurde. Bei die ſem Prozeß wurde es feſtgeſtellt, daß die Chemiker, deren Zeugnß im Schöppe— Prozeß wenig bezweifelt wurde, unzuver— läſſige und höchſt oberfͤchlich gebildete Menſchen ſind. Ihre an den Tag getre— tene Unfähigkeit ein zuverläſſiiges Urtheil zu fallen, erinnerte das Publikum an Schöppe. Von neuem traten ſeine Freunde für ihn auf. Die Pennſylva— niſche Geſetzgebung dem Andrange nach— gebend, erließ ein Geſetz, nach welchem das Gericht in Carlisle, Pennſylvanien, leinen zweiten Prozeß vornehmen dürfte, wenn es das für Recht halte. Der zweite Prozeß endete mit der volli gen Freiſprechung des Dr. Schöppe. Schon wegen der Länge dieſes Artitels lenthalten wir uns jedes Urtheils über den berühmten Criminalfall, und h ſes den Leſeru. Ob es Dr. Schöppe ge· lingen wird, Beſitz von der ihm vermach ten Hinterlaſſenſchaft zu erhalten, iſt noch ungewiß. Die Ameritaner auf dem Königsplatze in Berlin. . Cirens Myers! ſtehender Arti kel der Republik Vermiſchte Nachrichten in allen Deuntſchen Blättern ſeit Wochen und Wochen. Kleritkale Wirren, gonver nementale Maßregeln biſchöfliche Reni~ enzen, Fürſtencongreſſe, Milliarden An. leihen über Cireus Myers unter dem Strich. Oas nenne ich noch das Geſchaͤſt verſtehen. Heute großer Umzug hier, und morgen dort, die Elephanten, die den Krönnungswagen des Kaiſers von Merxieo ziehen, haben ſchon eine Berühmtheit er— langt. Für die Unzahl von kleineren und mittelgroßen Städten iſt das ja zu verſte hen, aber daß man es auch den großen Zlaädten und ſchließlich gar Berlin als etivas Großarliges bietet, das ſpricht für inen Grad von Natwwetaͤt der uns Ach tung abnöthigt. Potsdam und Charlot tenburg hatten neulich ein Blatt ihrer Chromten mit dem Erſcheinen des Cireus Myers zu fſüllen, nun kommt ſchließlich anch Berlin an die Reihe Mit dem „Umzug durch die Hauptſtraßen der Stadt, den die großen Zettel verküunden, war es doch nicht zu machen; wozu auch? Die Platate thun es auch und die Auf ſtellung des Cireus in wenigen Stunden mitten im Gewühl des großſtädtiſchen Le~ „bens erſetzt den Effekt des Umzuges. So war denn der Koönigsplatz am Donnerſtag vom frühen Morgen an der Zielpuntt einer ſchauluſuigen Menge; mit einem Auſfgebot zahlreicher Arbelitskraͤfſte erhob ſich bald ein rieſiges rundes Zelt und ein kleineres viereckiges dahinter, den Bau umgab eine ganze Wagenburg, die mei ſten Wagen waren verhuͤllt, andere trugen die Firma: “Grand Circus American. Jedenfalls bekamen die Berliner ſchon au ßerhalb des Circus genug und am Ende ſo viel oder uoch mehr zu ſehen als im In nern. Die Sonne begůnſtigte das Schau— ſpiel und ſorgte für eſſeeivolle Beleuchtung und als am Nachmitiag die Schule zu Ende war, bot der Königspiatz das Bild eines belebten Volksfeſtes. Zur „En— ceinte“ der Wagenburg bildete der große Fuhrpark einer „Probiant Colonne“ ein Außenwerk. „Bier auf Eis! —, Warme Würſte!“ ertönte es herüber und hinüber. Ein lauter Hurrahruf durchbrach das Murmeln der Menge: „Die Pferde und die Clephauten kommen!“ In der That erſchienen drei Clephanten und ein halbes DHutzeud Schecken. Man hatte 120 Pjerde erwartei, die der Zettel annoncirte. Als ob das Alles mit einem Male entfaltet werden tonute! Ob das wohl die Pferde ſind, welche „der Oirector“ eigens den wilden Stämmen in Amerita abgekanjt, E um ſie in Europa zu produciren? Wer doch ſo viel von der Race verſtände, um den buntſcheckigen Gaänlen das anzuſehen mir kamen ſie recht abgetrieben vor. Aber die Wagen, da gab es Etwas zu ſchanen. Der da iſt von Lincoln und das iſt der Krönungswagen de.s Kaiſers von Netxieo. Drei VBnrſche klettern eben·hinanf ein Vierter nimmt innen Platz; „Nu bin ick der Kaiſer von Amerika“ ruft er hinaus. „Hurrah die Amerikaner!“ Spukhaft ſchlüpften Geſtalten hin in das viereckige Zelt, hier und. dort verſchwinden ſie auch ſin den großen Wagen, znnächſt ſtehn. Neuer Jubel, eine Entdeckung iſt emadn und —,das ſind die ddhbc heißt nun das Stichwort. Endlich wird die Kaſſe geöffnet, hoch über dem gZelt weht die amerikaniſche neben der deutſchen Flagge den anſtürmenden Maſſen das Willkommen zu. Der Baumeiſter des Zeltes trägt den erſten Triumph da— von denn daß der luftige Bau de m Andrange widerſteht, beweiſt, daß er ge nial conſtruirt iſt. Drinnen aber muß man ſich erſt ein wenig acelimatiſiren. um mit ſtaunender Bewunderung gewahr zu werden, daß man ſich wirklich in Berlin befindet. Ein graues rieſiges Zelt, welches trotz ſeiner Höhe niedrig ſcheint, Flaggen— tücher aller Staaten bilden eine Art von Fries um die Decke „und des Himmels Woltken ſchauen hoch hinein“ wenigſtens ſo lange ſie keine Luſt verſpůren ſich auf die Erde zu ergießen. Und nun denke man ſich das Zelt mit einer dichtgedräng ten Maſſe Kopf an Kopf gefüllt, es mögen 2000 Menſchen geweſen ſein und nur durch jene Offenherzigkeiten in Wänden und Decke ventilirt! Dicht vor dem CEingange ſteht eine roth drappirte Tribüne eine Kalſerkrone, darüber, das iſt die Hof loge. An den Maſten, die das Ganze tragen, prangen Wimpel in verſchiedenen Nationalfarben und Zettel mit dem kate— doreſhin Zurut: „Das Ranunchen liſtnicht geſtattet.“ Um den Maſt in der Mitte iſt ein machtiger Eiſenring befeſtigt, aus welchem Gasflammen zün— geln, doch iſt die Beleuchtung ſpärlich und der Ruf: „Heller!“ findet Berückſichti gung, denn eine Anzahl von Männern in der Uniform ungariſcher Huſaren be— ſeſtigt große Gefäße mit transportablen Gas an die Maſten ringosumher dennoch behält die Beleuchtung einen gewiſſen magiſchen Charakter, der auf die etwas fragwürdige Geſtalt des Taufſcheins der weiblichen Mitglieder berechnet zu ſein ſcheint. Ueber das unzufriedene Publikum das trotz allen Comforts immer noch Wünſche übrig hat! Neben dem Baumeiſter des „Cireus“ triumphiren aber nunmehr zwei andere Größen. Ein dicker Mann mit Namen Peter, und vom Orcheſter ſder Trompeter. Der corpulente ſHerr imponitte mir. Daß ſolch ein Ta— ſlent von der Regierung unbeachtet bleibt und es noch nicht zum Polizeipräſidenten gebracht hat, iſt unverantwortlich. Es iſt keine Kleinigkeit mit einer Fluth von Ber en und noch dazu wenn ſie ſich einge— keilt in drangvoll fürchterlicher Enge befin— ſden, fertig zu werden. Unſerem Mann gelang dies meiſterhaft, und als ich ſchüch tern einen Collegen in meiner Nähe fragte, ob dies auch ein Amerikaner ſei? erhielt ſich die Antwort: „Wie, ſie kennen den ſdicken Peter nicht?“ Ich kannte ihn aber wirklich nicht und ſchämte mich, denn ſolche Leute ſollte man billig kennen. „Er theilte jedem eine Gabe“ dem freund— liche, jenem barſche Worte aus. Dort mitten unter der drängenden Maſſe ruft ein Herr, eine ziemlich bekannte Berliner Perſonlichkeit mit gutem engliſchen Aecent ihm zu: ir! Sir, 1 betz you... Worauf Herr Peter: „Ach becken Sie jar niſcht! Sprechen Sie mit mir Deutſch, Sie haben mich Vormittag ſchon genug maltraitirt, Abends bitte ich mich zu ver ſchonen.“ „Aber mein Herr, ich ſitze un bequem und habe doch zwei Thaler be— zahlt“ interpellirt ihn ein anderer. Wo rauf Herr Peter in ganz veränderter Ton art: „Ich bitte freundlich zu berůckſichtigen, daß Sie in einem gZelte eingeladen ſind und dann der höchſte Platz koſtet einen Thaler.“ Darob jener: „Aber die verdammten Händler.“ „Bitte ſich mit dieſen auseinander zu ſetzen.“ „Sie! Ich ſehe hier jar Niſcht! Des is wol gleich injericht, des man niſcht ſehn ſoll!“ ruft eine Stimme aus dem Olymp. Hr. Peter! antwortet verbind— lich: „Der Director zahlt jedem das En— tree zurüek, der nichts ſehen kann. Mehr köͤnnen Sie nicht verlangen.“ „Aber ick muß noch Jeld zubekommen, des ich hier ſtehe““ „Darauf ſind wir freilich nicht eingerichtet Nun aber Ruhe, ſonſt werde ich grob, ich habe das Talent dazu!“ Hr. Peter! ich verneige mich in Ehr— furcht. Leider verſchwand mir der Brave aus dem Geſichtskreiſe, aber nicht eher, als bis die Geſellſchaft ſich beruhigt hatte. „Muſibköh!“ſchallt es alsbald, und aus dem Rembrandt ſchen Halbdunkel mir ge genüber ertönt eine Horumuſit im veredel ten Styl unſerer landläuſigrn,Bergleute“. Aber der Trompeter macht ſeine Sache vortrefflich. Auf ſeinen Schnltern ruht der muſitaliſche Erfolg des ganzen Abends. Ob es wahr iſt, daß die übrigen Birtno— ſen in der „Hauskapelle“ eines berühmten „Hygiciſten“ dreſſirt worden, muß ich da— hin geſtellt ſein laſſen. Endlich beginnt die Vorſtellung. Nicht mehr und nicht weniger als 15, ſchreibe achtzehn, Pieeen enthält das Programm, welches übrigens vorweg Abänderungen für den Fall „un vorhergeſehener Hinderniſſe“ entſchuldigt. Aber vorgeſtern traten ſie nicht ein und wir erlebten 18 Produetionen. Die Glanzpunkte bilden die Gymnaſten am Reck und die Elephanten u. die Lö weu, alles Uebrige hält ſich auf der breiten ausgetretenen Straße der Mittel maßigkeit. Eine große Anzahl Clowns erſcheint wie aus der Piſtole geſchoſſen, ich glaube, es ſind ſͤmmtliche männliche Mit glieder, aber nur Mſtr. Harmſtone iſt unter den „Couſins“ eine hervortretende Erſcheinung.· Die Damen ſiud ſammt und ſonders über das „tanoniſche Alter“ hinaus und dürften ohne jede Gefahr als h gerinnen den abreiſenden Jeſuiten in nern folgen. Die Pferde mögen eigens den Rothhäuten abgekanft ſein, unis Berlinern ſcheinen ſie aber vicht weit h·r Aber Equilibriſten und Gymnaſten Alle Achtung! Die „perſiſche Sänle“ kann ſich ſehen laſſen. Mſtr. Felirx oder Perey, kurz der auf der Spitze agirende Aerobat, dreht ſich auf dem Magen im Kreiſe, das kann der Zehnte nicht vertragen und nun erſt der Rieſenſpringer Mſtr. James Madigam kann beſondern Ruhm beanſpruchen. Ihm wurde auch eine Re d e voransgeſchickt, die natürlich Herr Peter zu meiner Freude hielt. Mann ſieht nicht umſonſt wie ein Profeſſor ans. Seitdem bei Renz all— abendlich, ehe Lulu ſich als Tochter der Luft produeirte, die großen Worte von dem Herrn im Frack geleiſtet wurden: „Luln will machen jetzt die große Sprung durch das ganze Cirens“ geht es nicht mehr ohne Einleitungsreden vor ähnlichen Künſten ab, alle haben das Wort der gro~ Ben Betty aus dem unſterblichen Opus „Monſieur Hereules“zum Thema: „Ma chen Se mal n Luftſprung!“ Herr Ma.— digan machte es vortrefflich,. Da capo! rief das Publikum, aber zweimal ſpringt der Luftſpringer. Herr Peter dagegen ſprach noch ein zweites Mal, er leiſtete in guter Proſa das Schlußeouplet das an die Nachſicht und das Wiederkom— men der Leute appellirt zur Einleitung des Löwen·Speectatels. Unwillkuůrlich trat eine Erinnerung ans der Kinderzeit vor meiner Seele; der alte Stallmeiſter Wolf aus dem Cireus in der Sophienſtraße, der vor dem letzten Stück des Programms die Geſellſchaft recommaudirte und mit den Worten ſchloß: „Morgen große Vor— ſtellung, ſieben gedreſſirte Pferde!“ Der letzten Rede des Herrn Peter folgte auf ſeinen Wink ein verdeckter Wagen, der ſich alsbald in einen Löwen Käſig me— tamorphoſirte. Drinnen ſaßen augen ſcheinlich abgeſpannt und gelangweilt ei— nige Löwen. Herr „John Kooper aus Nordamerika“ erſchien, ſtörte die kang weiligen Löwen auf und verfügte ſich, nachdem ihm das gelungen, zu ihnen, um ſie brüllend und ſchaäumend die hergebchra— ten Kunſtſtücke machen zu laſſen, die mit einem Knall ·Effeet in des Wortes verwegenſter Bedentung ſchließen. In— zwiſchen ertönte von draußen ein India ner-Geheul, es galt dem dort prodneirten Reiter- Unternehmen, der „Quadrille de Police“, geritten von 12 Herren „im Schutzmanns-·Coſtüm“, Ausfůhrung vor— trefflich, denn die Maſſen wichen rechts und links, Ausgänge fuür Fußgänger und Anfahrt für Wagen ungeſtoört freilaſſend. Langſam verliefen ſich die Maſſen, wie unter getheilter Anſicht, die Einen entzückt die Andern über das kleinſtädtiſche Unter nehmen nud die thenern Preiſe ſchimpfend /noch andere voller Bewunderung über die Thatkraft der Amerikaner. Ploöͤtzlich ru ich meinen Engliſhman, den Herr Peter ſo ſchleunigſt germaniſirt hatte. eilte hinter einem andern Herrn her, dem er durchaus für einen Engländer gel— ten wollte: “Sir, I think so: Humbut.... “Not all all rief jener und hinter drein auf gut Deutſch: „Laſſen Sie mich zufrieden.“ Ob es Herr Peter geweſen ich konnte es in der Dunkelheit nicht erkennen. Dr. Moritz Gumbinner. Atlanta. (Eingeſandt.) Atlanta, im September 1872. Herr Redacteur! Heiſa dideldumdei, Geht luſtig her, Bin auch dabei, ſo heißt es gegenwartig unter den deutſchen Bewohnern der,gate Cuy.“ Nicht nur ein Schühenvein hat ſich gebildet, nein, auch eine neue deutſche Zeitung hat uns ihre Anfwartung gemacht und Freund Meſfau hat, wenn man dem Namen der Zeitung glauben darf Atlanta Reſorm“) es ſich zur Aufgabe uns zu reformiren. Eine ſehr ſchwierige Stellung hat eine Zeitung hier unbedingt, da die einflußreichſten Deutſchen ſich in Politik ſchroff gegenuberſtehen, da obgleich die Demo kraten numeriſch ſtärker ſind, ſo iſt doch die republika— niſche Partei durchaus nicht ſchwach vertreten. Ob Herr Meſſau Gewandheit genug an den Tag legen wird um ſich das Wohlwollen beider Parteien zu er ringen, muß die Zeit lehren, da das ſchoöne Programm ſich in politiſcher Hinſicht keiner Seite zuzuneigen, doch wohl eine Unmoglichteit iſt. Auch ein foreis uer's clah hat ſich bier gebildet, bei dem die Deut~ ſchen eine bedeutende Rolle ſpielen. Die Grund Idee dieſes Clubs iſt, daß da die Fremden hier glauben, daß ihre rechtmaͤßigen Anſprüche nicht genug berüctſichtigt werden, und da die Einbeimiſchen uns bei jeder Gelegenheit vorgezogen werden, ſich dieſelben unterſtützen wollen um zu ihrem vermeintlichen Recht zu gelangen. Es iſt ſicherlich wabr, daß die Nicht in Amerita Gebornen bier in Atlanta wenig Vertreter in ſtäd tiſchen und ſtaatiſchen Aemtern haben ; daß die Ameri kaner uns aber abſichtlich zurückſetzen, möchte Ihr Correſpondent aber do bezweifeln. Unſere Freunde ſcheinen zu vergeſſen, daß Politik hier wie ein Ge ſchaͤft betrieben wird und daß derjenige welcher an den Wahlumtrieben nicht activen Antheil nimmt, keine Ausſicht und nach amerikaniſchen Begriffen auch gar kein Recht hat, auf irgend eine Ofſice An~ ſpruch zu machen. Sie wiſſen ganz genau, Herr Redacteur, daß derjenige der ſein Augenmert ſelbſt auf die aller niederigſte Stelle geworfen, die das Volk zu vergeben hat, von ſeinen Freunden unterſtützt wird, und gelingt es ihm das Ziel ſeiner Wünſche zu erreichen, ſo iſt er natürlich verpflichtet, dieſen Freunden Gegendienſte zu erweiſen, d. h., denſelben ſo viele Ollices“ wie möoglich zu verſchaffen; nun finden aber, (zu unſerer Ehre ſei es geſagt) die Aus länder, mit etwaiger Ausnahme der Irländer, wenig Geſchmact an politiſcher Drahtzieherei und die Folge davon iſt, daß ſie, ebenſowenig wie derjenige Theil der amerikaniſchen Bevolkerung, der ſeine perſonlichen den öffentlichen Geſchäften vorzieht, faſt nie eine Office erhalten können. Ein reges Treiben herrſcht hier augenblictlich auf dem freien Platz neben dem Bahnbof, eine grope Rednerbühne iſt bereits errichtet und auch das Geſtell auf dem ein Laub bedecktes Dach ruben ſoll, iſt be reits fertig. Mit großer Erwartung ſiebt man der Antkunft Schurz's, Gratz Brown ~c. entgegen. 2 feierlicher Empfang, den einige Verehrer unſeres großen Lande mannes Schurz, veranſtalten wollten, ſcheint indeſſen nicht zu Stande kommen zu wollen. Auch im Oglethorpepark iſt Alles beſchäftigt, wie in einem Bienenkorb mit Vorbereitungen zur kommenden „late lair, von der man behauptet, daß ſie großar~ tiger werden ſoll, wie irgend eine Ausſtellung die noch je in Georgia abgehalten wurde. Cin Bedauern erregender Unfall hat unſern Lands ~ mann Theodor Agricola wieder betroffen, indem er, innerhalb zweier Monate zum zweiten Male abbrannte. Beim erſten Feuer war er gut durch Verſicherung ge~ deckt, dieſes Mal verlor er aber beinahe Alles, da er nicht nur nitcht versichert war, ſondern auch ſeite und ſeiner zahlreichen Familie Garderobe ~c., Mobiliar ganz verloren ging. Ich glaube, daß Atlanta kaum einen fleißigeren und thätigeren Mann aufzuweiſen ſhat wie Agricola, aber das Unglück ſcheint wie ein böſer Bann auf allen ſeinenUnternehmungen zu liegen. Unſer evang. luth. Gemeinde geht ſtark mit dem Gedanken um, ein Grundſtück fůr eine Kirche zu kau~ fen. Zum großen Dank ſind wir unſerm Paſtor Köberle verpflichtet, der mit unſaͤglicher Mübe und gutem Erfolge darauf hinarbeitete, den vielſeitigen Anſprüchen unſerer Landsleute zu entſprechen. Leider iſt ſeine Schule dieſes Semeſter nicht ſo beſucht wie das vorhergehende, einige Kinder ſind in die „kigh school,“ andere in die „tree shool geſchickt worden. Aber Alle, Eltern ſowohl wie Kinder, ſprechen nur in achtungsvollſter Weiſe von Herrn Paſtor Köberle. Die Bauluſt iſt hier noch keineswegs im Erlöſchen, und ſeit meinem letzten Schreiben ſind wieder präch~ tige Gebäude aufgeführt worden unter denen die „Constitutions building“ und der Repuhblic block“ nicht die Unbedeuntendſten ſind. Auch in commerciellen Kreiſen fängt an regeres Leben zu herrſchen, die Meiſten unſerer Kauſleute ſind in New York und die Kiſten die täglich ankom—~ men beweiſen, daß man ſich auf ein gutes Herbſtge— ſchaft vorbereitet; wünſchend, daß dieſe Hoffnung nicht getaͤuſcht werde, verbleibe ich der Ihrige Reinhard, (Eingeſandt.) aees Redacteur der Savannah Abendzeitung. Geehrter Herr! Mit ziemlicher Verwunderung hat Einſender, wie auch gewiß mancher andere Lejer Ihres achtungswür~ digen Journals, in deſſen jüngſter Nummer die Be— merkung geleſen, daß ſich die „Deutſche Geſellſchaft“ ſihrer Zwecte noch nicht vollſtändig bewußt ſei. Dieſe wohl aus, Ihrer eigenen Feder ſtammende Aeußerung veranlaßt ihn daber auch, Ihnen in der Kürze Einiges zu erwidern, daß er ſie aber im Voraus bittet, doch ja nicht mißdeuten zu wollen. Gemeiniglich bildet ſich eine Geſellſchaft nur, um einen oder mehrere beſtimmte, gemeinſame Zwedcke zu verfolgen, welche der Einzelne allein nicht zu erreichen vermag, ſei es, daß es ihm dazu an Einfluß, an Macht, oder an den nöthigen Geldmitteln fehlt. Einer Korporation als ſolcher ſtehen ſchon vermöge ihrer größeren oder tleineren Anzahl Mitglieder alle jene Factoren in mehr oder minder bedeutendem Maß~ ſtabe zu Gebote, und da in den meiſten Fällen die Wabhl der zu ergreifenden Maßregeln durch die Stimmenmehrheit entſchieden wiro, ſo kann bei der Ausführung immerhin auf wenigſtens verhältniß~ mäßig einheitlicheo und kraftvolles Handeln gerechnet ccta deſſen Wirtſamtkeit natürlich mit der Zahl ſder Mitwirkenden, bez. der Majorität, wächſt. Je ſgroßer eine ſolche Geſellſchaſt iſt, deſto leichter wird es lihr fallen, die Ziele, welche ſie ſich geſtectt, auch zu er— reichen. Es iſt das alte Lied von dem Bündel Stäͤbe, welches die ganze Philoſophie des Korpora~ tions ·Syſtems auch hier wieder veranſchaulicht. Wie die Vergangenheit bewieſen, iſt es unſeren deutſchen Mitburgern theils unmoglich, theils äußerſt ſchwer geweſen, gewiſſe Zwecte, welche in ihrer Aller Intereſſe waren, fur ſich allein zu erreichen. Auf die Initiative mehrerer unſerer hervorragendſten und einſlußreichſten Deutſchen bildete ſich in Folge deſſen unter dem Namen der „ODeutſchen Geſellſchaft von Savannah“ eine Verbindung, zu welcher jeder, in ſChatham County lebende Deutſche, co ipso gehoͤrt. ſCin Ausoſchuß, beſtehend aus mehreren Mitgliedern dieſer Geſellſchaft, haͤlt regelmäßige Sithungen, um ſüber die Wahl der Mittelzur Crrei ſhung ihrer gwece zu berathſchlagen, ſund, wenn ich nicht irre, ſo gehören Sie Selbſt zu dem beſagten Comite. Seit einer ziemlich langen Zeit werden dieſe Sitzungen allmonatlich abgehalten; Sie waren, meines Wiſſens faſt immer zugegen, und doch behaupten Sie, daß man im Ausſchuß der „Deutſchen Geſellſchaft“ noch immer nicht wiſſe, was man eigentlich vorhabe!? Es ſcheint mir, daß Herr Nigbet die Zwecte der Geſellſchaft in ſeiner trefflichen, beim Schützenfeſt gehaltenen Rede, welche Ihre Zeitung auch abdructte, zur Genüge dargethan hat. Oder verfolgt der Verein andere Zwecte? Sie, als einer der geachtetſten, einſlußreichſten und gewiß auch beſt umerrichteten Vertreter des hieſigen Deutſchthums ſollten uns, dem deutſchen Publikum, das doch auch Ihrer Geſellſchaft zugehoöͤrt, etwas mehr über die Abſichten des Ausſchuſſes mittheilen können, wenn daſelbſt wirklich noch andere, als die in der Rede erwähnten, gehegt werden; mißvaguen An deutungen ſollten Sie uns nicht abſpeiſen, mit Andeu~ tungen, welche unter Umſtänden das Intereſſe des Vereins, und folglich das aller Deutſchen gefährden tönnten! Geben Sie doch Ihre Anſicht von der Sache, ſo wie ſie iſt, und ſagen Sie uns, was für ge~ heime Pläne im deutſchen Ausſchuß eigentlich ge~ ſchmiedet werden! Oder, wenn Sie überzeugt, daß wir vor VBerſchwoö~ rung und ploötzlicher Vergewaltigung sicher ſind, wenn Sie wirklich meinen, der Verein tappe im Dunkeln herum, wie cin Maulwurf, gehen Sie ihm mit Ihrem Rathe in die Hand, weiſen Sie ihm den Weg, und, wenn er der richtige iſt, ſeien Sie überzeugt, daß man ihn gerne gehen wird! Mit Andeutungen, die man als böswillige auslegen koönnte, iſt einer guten Sache noch nie geholfen worden! Genehmigen Sie die Verſicherung meiner Hoch— achtung Mitglied eo ipso. Savannah, 16. September 1872. H. Reichenberg. Herrn Vr Banſemer, Redacteur der „Savannah Abendzeitung“ hier. ——— Kitt für Eiſentheile, welche der Hitze audgeſeht ſind. Um zerſprungene eiſerne Ofenplatten, Feuerthuͤren ~e. zu kitten, ſoll man nach einer im Dresdener Ge werbeverein gemachten Mittheilung fein gepulvertes Eiſen (Linatura lerri) mit einer concentrirten Waſſerglaslöſung zu einem dicken Brei anrühreu und danit die zu verkittenden Theile oder Fugen beſtreichen. Je ſtärter dann das Feuer gegeben werde, deſto mehr verſchmelze der Kitt mit den zu verbindenden Eiſentheilen. ——— —— Weinkeller unter dem Exehange Building. Eingang von der Weſtſeite. Importirte Rheinweine und Champagner beſtaͤndig vorrͤthig. 56 Andrew Göbel.