Newspaper Page Text
Sarannah Abend Zeitung,
Frof. C. I. BVanſemer, Redakteur.
2. Jahrgang. No. 11.
Kette und Einſchlag.
Eine Erzählung aus der Zeit der Baumwollennoth
in Mancheſter
von
J.HF. Smith.
(Fortſetuna.)
Sam konnte leſen, ſchreiben und ein
wenig rechnen, damit aber hatte ſeine
ganze Schulbildung ein Ende, und er
fühlte ſich oft genxs beſamt wegen ſeiner
Unwiſſenheit. „Was müſſen die Au—
ſtin's, was muß Blanche von Dir denken?“
ſagte er zu ſich ſelbſt; und es iſt erſtaun—
lich wie oft er dieſe Frage an ſich richtete.
Beſſie bemerkte dieſe Veränderung zu
erſt und konnte lange die Urſache nicht
errathen, bis ſie ihr endlich durch einen
Zufall klar wurde. Sie fand eines Ta
ee Sam neben der kleinen Nelly vor der
Thüre ſizen. Letztere ſprach ihm von
ihrer iarte aus der Geographie vor,
und ihre Mutter hörte von weitem zu.
„Iſts denn ſo gewiß, daß die Erde
rund iſt wie eine Kugel?“ ſagte Sam
zweifelhaft.
„Ja,“ verſette ſeine Nichte. „Und ſie
lauft um die Sonne.“
„Wie kann dies ſein? Wir ſehen ja
alle Tage die Sonne um die Erde herum—
laufen.“
Nelly ſah ihn verlegen an, da die Wi—
derlegung dieſes Einwurfs ihren Horizont
überſtieg. „Ich weiß es nicht,“ erwiderte
ſie; „aber es muß ſo ſein, ſonſt würde
Blanche es mir nicht geſagt haben.“
„Soll ich s Dir erklären?“ ergriff nun
ſeine Schweſter das Wort.
Sam ſprang von der Bank auf und er
röthete vor ihr wie ein großer Schulknabe;
aber von dieſem Tag an wurde Beſſie
ſeine Lehrerin, und nachdem er weit ge~
nug vorangeſchritten war nahm ihn Wal
ter Glyde in die Mache. Er erwies ſich
jetzt als einen äußerſt gelehrigen Schüler
und noch vor Ablauf eines Jahres fiel
auch den Auſtin s die mächtige Verände—
rung auf die mit ihrem ungebildeten Nach
bar vorgegangen war.
„Er ſpricht jetzt ganz anders,“ bemerkte
Blanche. „Anfangs konnte ich ihn kaum
verſtehen.“
„Auch iſt er nicht mehr ſo ſchen wie
früher,“ ſagte Mr. Auſtin. „Er nimmt
Theil an unſerer Unterhaltung.“
Der Umgang Beſſies mit den yaller
gals (gelben Dirnen,) wie die benachbar—
ten Farmer Mrs. Auſtin und ihre Toch
ter nannten, erregte anfangs mächtiges
Aergerniß, und einige von den erleuchtete—
ten freigebornen Amerikanerinnen verſuch
ten Mrs. Glyde über das Unpaſſende
und unerhöorte einer ſolchen Neuerung zu
belehren. Ihre Vorſtellungen hatten je
doch keinen Erfolg; denn Beſſie meinte
man wechsle Freundſchaften nicht wie
einen Handſchih, und die Folge davon
war, daß ſie fortan von den der
Nachbarſchaft als eine Perſon von gemei—
ner Sinnesart gemieden wurde.
Sechzigſtes Kapitel.
In einem Alter von ſiebenzehn Jahren
war Blauche Auſtin ein Inbegriff liebens
würdiger Weiblichkeit, reinen Herzens,
reich an Geiſt, und eben ſo ſchön als an—
muthig. Mancher junge Farmer ſeufzte
wenn er ſie in der Kirche ahtri von der
übrigen Gemeinde ſitzen ſah, und beklagte
den Tropfen, den Infiniteſimaltropfen
ſchwarzen Blutes, das in ihren azurnen
Adern kreiste. Aber die Schranke war
unüberſteiglich. Ein unſittliches Verhält
niß würden Eltern und Schweſtern als
natüůrlich und paſſend erfunden haben,
aber eine ehrenhafte Werbung wäre zum
ſchneidenden Schwert für die Bande des
Blutes geworden. Die Würde der Kaſte
iſt heiliger als das Sittengeſetßz.
Selbſt arglos, ahnete das ſchöne und
gückliche Mädchen nichts Schlimmes
von Anderen. Sie wandelte zu allen
Tagesſtunden zwiſchen den beiden Far—
men hin und her und da die Waldſtrecke,
durch welche ſie mußte und auf der ſie
faßt jeden Baum kannte, nur eine Meile
breit war, ſo ſtand kein Verirren zu beſor—-
gen. Von anderen Gefahren wußte ſie
nichts. Bei Gelegenheit eines ſolchen
Abendgangs wurde ſie von einem wohl
gekleideten Wicht, den ihre Schönheit an—
gezogen, beſchimpft. Der Menſch war
nicht aus der Gegend, in welcher er ſich
nur als Gaſt aufhielt, und das erſchreckte
Mädchen, das ſich vergeblich ſeinem Griff
zu entwinden bemühte, ſchrie zeterlich um
Hülse. Zum Glück befand ſich Be—
ſchüther in der Nähe, und im Nu Hg der
Unhold am Boden, niedergeſtaeckt von
dem kräftigen Arm Sam's, der eben von
~der Arbeit zurůck kehrte. Die Gerettete
fiel ihm, als wäre er ihr Vater, um den
Hals und flůſterte: „O, nehmen Sie mich
fort, bringen Sie mich zu Ihrer lieben
Schweſter“
„Nicht, bis ich dieſen —“
„Heim! heim!“ wiederholte ſie halb
ohnmächtig; denn ſie war längſt gewohnt
beide Farmen als ihre Heimat zu betrach—
ten.
Beunruhigt von ihrem Zuſtand erhob
Sam ſie auf ſeine Arme und trug ſie eilen
den Laufes fort, bis er ſie der Obhut ſei
ner Schweſter überantwortet hatte; dann
kehrte et nach dem Schauplatz des Bu—
benſtücks zurück, fand aber, daß der
ſchnöde Angreifer, deſſen Geſicht er nicht
geſehen, entwichen war.
Blanche wagte ſich fortan nicht mehr
allein durch den Wald, und wenn Auſtin
ſie nicht begleiten konnte, ſo wartete ſie
auf ihren Beſchützer Sam der ihr regel—
mäßig Abends das Geleite nach Haus
gab. Das dankbare Madchen fühlte ſich
an ſeiner Seite, als ſtehe ſie unter dem
Schirm einer Legion. Indeß waren
dieſe Abendgänge doch nicht ohne Gefahr
denn in das Herz des armen Burſchen
ſchlichen ſich Regungen ein, die er nicht zu
geſtehen wagte. Er ſah wohl ein, wie ab—
geſchmackt ſie waren, und verwünſchte in
der Einſamkeit hundertmal ſeine Thorheit
denn wie mochte er, der geringe Menſch
der ſchon in ſeinem achtunddreißigſten
Jahre ſtand, dieſem herrlichen jungen We
ſen gegenüber an Liebe denken? Beſſie
bemerkte ſeinen Zuſtand und machte ihm
Vorſtellungen.
„Hilft nichts,“ verſetzte er. Laß mich
fortträumen. Wenn ich erwache, iſt's
mein Tod.“
Im nächſten Herbſt brach in der Gegend
eines jener bögartigen Fieber aus,
welche die Fortſchritte der Civiliſation
hemmen, und ſich mit den Weißen um
Sumpf und Prärie ſtreiten. Walter
Glyde erlag zuerſt Ein paar Tage ſpä—
ter wurden auch Mr. und Mrs Auſtin
befallen, und noch vor Ablauf einer Woche
war Blanche eine Waiſe.
Nie zuvor hatte ſich Sam in einem ſo
edeln Licht gezeigt, als bei dieſem doppel—
ten Unglück, das alle in ihm ſchlummern
den Kräfte wach rief. Nichts ſchien ihn
zu ermüden. Er beſorgte beide Farmen
und arbeitete, wie es nur ein Ae
ling der germaniſchen Raſſe kann, wenn
es ihm ernſt iſt.
Die Ernten waren eingebracht, und
der Schnee deckte bereits den Grund, als
Blanuche's Onkel, ein Geiſtlicher, der am
Miſſiſſippi ſeinen Miſſionspoſten hatte,
von New-Orleans anlangte. Die arme
Waiſe war nach dem ſchweren Schlag,
der ſie getroffen, nach der Glydeſſchen
Farm umgezogen, und man lud den ehr—
würdigen Edward Aunſtin ein, gleichfalls
hier ſeinen Wohuſit zu nehmen.
Der verſtorbene Auſtin hatte ſein gan—
zes Vermögen Blanche vermacht und un—
ter die Pſlegſchaft ſeines Bruders geſtellt,
ſeinem Teſtament aber die Bedingung
beigefügt, daß ſeine Tochter enterbt ſein
ſolle, wenn ſie einen Amerikaner heirathe.
Sam pochte das Herz ungeſtüm, als er
dieſe Klauſel vorleſen hörte, und er lobte
im Stillen die kluge Vorſicht des Va—
ters. „Gewinne ſie, wer will,“ murmelte
er vor ſich hin; „ſie wird wenigſtens kei—
nen ſolchen Demüthigungen ausgeſetzt ſein
wie ihre Mutter.“
Die Farm wurde zum Verkauf ausge
ſchrieben, und nach einiger Zeit ſtellte ſich
ein Liebhaber ein, der nahezu den wah—
ren Werth bot. Da er in Gold zu bezah—
len verſprach, ſo ſchloß Edward Auſtin
den Handell!ab. Der Käufer hatte jedoch
ein Augenmerk auf die Zukunft und be—
griff wohl, daß er, wenn er die beiden
Farmen mit der dazwiſchenliegenden
Maldſtrecke erwarb, nach Ablauf einiger
Jahre eine der ſchoönſten Beſitzungen im
Staat haben konnte; er machte daher auch
der Wittwe ihr Anweſen feil. Mrs. Glyde
bat ſich zwei Tage Bedenkzeit aus.
“en meinte, ſie ſolle losſchlagen, und
der Geiſtliche ſowohl als ſeine Nichte
drang in ſie, daß ſie mit nach New-Or
leans iele
„Ich hätte nichts gegen dieſe Reiſe,“
ſagte Beſſie zu ihrem Bruder; „aber Du
weißt, wie ſehr mir Dein Glück am Herzen
liegt, und ich kann deßhalb nicht ja ſagen
ehe es zwiſchen Dir und Blanche zu einer
Erklärung gekommen iſt. Nimmt ſie
Deine Bewerbung an und ich glanbe
nicht, daß Du zu verzweifeln Urſache haſt
wohl und gut; weist ſie Dich aber zu—
rück, ſo iſt s beſſer, wenn ihr aus einander
kommt.“
„Meinſt Du wirklich, ich könnte Hoff
nung haben bei ihr, die ſo jung und lieb—
lich iſt?“ ;
„Wie, zum erſtenmal in Deinem Leben
ein ſolches Haſenherz?“
„Ja wohl, wenn ich meinen Unwerth
und den Unterſchied der Jahre bedenke.“
„Blanche iſt nicht wie andere Mädchen,“
bemerkte Beſſie. „Man hat ſie nicht für
die Welt erzogen, und ſie bedarf zur Stütze
eines ſtarken deren Nie hat ein Weſen
ſeine eigenen Vorzüge zu wenig gekannt,
wie dieſes Mädchen, das die Demuth
ſelbſt iſt.“
„Ach ich wage es nicht.“
„Verſuch es. Kein Zuſtand iſt peinli
cher als die Ungewißheit.“
Blaß und zitternd, wie ein Uebelthäter
den man nach dem Richtplatz führt, ſtürzte
der ſtarke Mann aus dem Zimmer, um
ſich über ſein Schickſaal ins Klare zu
ſetzen. Erſt nnch mehreren Stunden
er mit Blanche am Arme wiedet zu-~
růck Mrs. Glyde erkannte ſchon“ an
dem Ausdruck der Geſichter den Stand
der Dinge und öffnete die Arme, um das
Paar zu umfangen.
Ich bringe Dir eine Schweſter,“ ſagte
Sam, und ſein männliches Antlitz ſtrahlte
vor Freude.
Edward Auſtin hatte gegen dieſen
Bund des Herzens nicht nur nichts zu
erinneren, ſondern hielt es im Gegentheil
Savannah, Ga., den 3. luli 1872.
rſfür ein Glück, daß ſeine Nichte einen
tMann gefunden hatte, der in ſo hohem
Grade fähig war ſie zu beſchützen. Auch
·die Glyde ſche Farm wurde verkauft, und
ihre ſämmtlichen bisherigen Bewohner zo-~
~gen nach New-Orleans, wo drei Monate
ſpäter die Hochzeit gefeiert wurde.
Die große Handelsſtadt des Südens be—-
fand ſich in den Händen der Unioniſten.
General Butler herrſchte deſpotiſch wie
ein morgenländiſcher Satrap. Unter ſei
·ner Tyrannei gab es weder Sicherheit der
Perſon, noch des Eigenthums, weßhaſb
iSam mit ſeiner jungen Frau von der
Einladung des ehrwurdigen Geiſtlichen
Gebrauch machte und nach deſſen Heim—
thweſen am Miſſiſſippi zog. Auch Beſſie
und ihre Kinder reisten mit. Der Tag
ihrer Ankuft war eine wahre Fete. Die
Angehörigen der farbigen Gemeinde ſtröm—
·ten herzu, um ihren geliebten Hirten mit
Freuderufen und Blumenkränzen zu em—
pfangen.
»j „Sie müſſen hier ſehr glücklich ſein,“
ſagte Beſſie tief bewegt. „Wenn mich
keine anderen Bande und Pſlichten riefen
ſo wüede ich Stie bitten, bleiben und ihre
Arbeit theilen zu dürfen.“
i„Wie willkommen wäre mir Ihre UVn—
; terlttnng “ verſetzte der würdige Mann.
·„Ach, das Herz iſt ein ſchwaches Ding
„und will ſich ſeinem göttlichen Meiſter
nicht ganz hingeben. Ich kann Ihnen
·nicht ſagen, wie ſchwer mir der Gedanke
an den Abſchied von Blanche, ihrem
Mann und Ihnen wird. Nun, Gott wird
mir Kraft verleihen, es zu tragen.“
Beſſie hatte, ehe, ſie ihre Farm verließ
nach England geſchrieben, und dies nach
iSam's Hochzeit wiederholt gethan, indem
ſie zugleich für ihre Mutter uünd Willie ein
Geldgeſchenk beilegte; aber Woche um
Woche entſchwand, ohne daß eine Ant—
wort einlief. Sie dachte freilich nicht, daß
der Tyrann und Plünderer von New-Or—
leans ihre Korreſpondenz unterſchlagen
hatte. Man begreift indeß, daß es dem
General nicht angenehm ſein konnte, wenn
ſein ſchändliches Verbrechen gegen hülfloſe
Weiber und Kinder weiter bekanntwurde.
Erſt nach der Hochzeit legte Mr. Auſtin
ſdem Gatten ſeiner Nichte Rechnung ab
über · ihre Vermögensverhältniſſe, nach
welchen der ehrliche Sam nie gefragt hatte.
„Es war die Abſicht meines Bruders,“
ſſagte der Geiſtliche, „noch in guter Zeit
ſſeine Farm zu verkaufen und mit Frau
ſund Tochter nach England zu ziehen.
ſObſchon ſein Stolz ihn abhielt, ſich zu be—
klagen, ſchmerzte ihn doch die Ungerechtig—
keit, welche die ihm theuren Weſen aus
der Geſellſchaft verſtieß, tiefß; er kargte da—
ſher ſelbſt an dem Nöthigen, um alljährlich
ſeine Schoöne Summe nach London ſchicken
zu können, die ſein Agent regelmäßig für
ihn anlegte. Seine Erſparniſſe belaufen
ſſich nahezu auf hunderttauſend Dollars.“
„So reich!“ ſagte Sam mit einem
Seufzer, „und ich ſo arm ihrer ſo un—-
ſwürdig!“
„Reicher, als ich bin,“ unterbrach ihn
ſeine junge Frau, einen Blick des Stolzes
ſauf ihn werfend. „Reich in Deinem
mannhaften Weſen, in Deinem trenen,
lehrlichen Herzen. Denke nicht mehr an
den Vermögensunterſchied und verſprich
mir daß ich nie wieder ein Wort davon zu
hören kriegen ſoll.“
Obſchoͤn er ihr dieſes Verſprechen gab
beſchloß er doch, jeden Schilling ihres
Beibringens auf ſie überſchreiben zu laſ
ſen, ſobald es in geſetzlicher Form geſche
konnte.“
„Ich habe auch noch den Erlös aus
der Farm in Händen,“ bemerkte der On
kel. „Wenn ich noch hieruͤber Rechen
ſchaft abgelegt habe, bin ich meiner bor-·
mundſchaftlichen Pflichten ledig.“
Mrs. Glyde und ihre Schwägerin be
gannen bald eine tiefe Theilnahme für die
Arbeiten des wackeren Hirten zu hegen.
Kein Tag verging, ohne daß ſie die Schu—
len beſuchten, in welchen die farbigen Kin
der im Katechismus und in den Elemen—-
ten des Chriſtenthums, gegen das Verbot
aber heimlich auch im Leſen und Schrei—-
ben unterrichtet wurden, und wenn ſich
Willie und Nellyh bravb hielten, ſo durften
ſie als Belohnung die Mutter und die
Tante begleiten.
Es war ein ſchöner Anblick, dieſes rauhe
Blockhaus mit ſeiner offenen Veranda,
welche gegen die Ufer des Miſſiſſippi hin
ging Die Kinder des Miſſionärs und
die kleinen Schwarzen nahmen dieſelbe
Bank ein während die kleinſten auf dem
Boden umherkugelten. Beſſie ſaß mit
bleichem, kummervollem Antlitß im Witt
wengewand am Ende des Zimmers, wo
ſie den Raum gut überſchauen konnte,
und ließ ſich von den Schülern ihre Auf
gaben vorſprechen; doch unterbrgch ſie
zeitwillig dieſes Geſchaͤft, umüber die
Vergangenheit nachzudenken oder ſich in
Zukuünftsträumen zu ergehen. Wenn
Blanche ſie ſo in Gedanken vertieft ſah,
konnte ſie die Träumerin durch eine ſcher
zende Bemerkung oder durch ein Liedchen
ausihrem Brüten wecken; wo aber dies
fehlſchlug, pflegte ſie den Arm um ihren
Hals zu legen und ſie auf die Wange zu
kůſſen.
„Laß mich wieder ein Lächeln auf Dei—
nem Geſicht ſehen, ; ſagte ſie bei einer ſol—-
chen Gelegenheit, als Beſſie eben unge—
wöhnlich gedrüůckt erſchien. „Du ſollteſt
glücklich ſein, denn Du biſt ſo gut.“
Beſſie wiederholte das Wort „gut“ mit
einem Seufzer.
„Du biſt můd' und von der Hitze er
ſchöpft,“ fuhr ihre Schwägerin fort. „Die
Kinder haben ſich heute rechtbrav gehalten
nicht war, Du auch?“ fügte ſie gegen
den zunächſtſtehenden Wollenkopf bei.
„Ja, ſehr brav,“ verſetzte der Knabe.
„Sehre brav,“ ſprachen ihm alle die
Negerkinder nach.
„So gib ihnen jetzt Vakanz.“
Mrs. Glyde ſchüttelte den Kopf.
„Dann weiß ich, was ich thne. Ich
hole die alte Bene aus ihrer Hütte und
ſage ihr, ſie ſolle ihren Korb mitbringen.
Dies wird den Kleinen eben ſo viel Ver—
gnügen machen.“
Bei dem Namen Bene erſcholl ein all
gemeiner Jubel und der Ruf:
„Dantke, danke, Miſſie gute Miſſie!“
Bene war nämlich eine achtbare alte
Negerin, welche Kuchen und Obſt ver
kaufte. Kein Wunder daß dieſer Vor
ſchlag eine ſo günſtige Aufnahme fand.
„Aber ihr müßt euch ſtill verhalten,
bis ich wieder komme,“ fůgte Blanche bei.
„Mrs Glyde iſt heute unwohl und kann
keinen Lärm ertragen.“
„Sebre ſtill, Miſſie,“ riefen die Kinder.
„Wie ſchwach bin ich, daß ich ſolchen
Gedanken nachhänge,“ ſagte Beſſie zu ſich
ſelbſt; „aber ſeit einigen Tagen quält
mich eine finſtere Ahnung. V ſollte
ich zu fürchten haben?“ Von Men—
ſchen nichts,“ flůſterte die Stimme ihres
Gewiſſens. „Es wäre eine Grauſam—
keit, wenn ich ſie jetzt enttäuſchen wollte
auch eine Grauſamkeit gegen ihn
und habt ich überhaupt ein Recht dazu?
Nein, niin,“ fügte ſie im Geiſte, „ſeine
beiden Kinder ſollen das gleiche Schickſal
haben.“
Ein Freundengeſchrei von Seiten der
Infaßen des Blockhauſes ſchreckte ſie auf
und wie ſie ſich umſah, erkannte ſie
Blanche, welche eben mit Bene die Ve—
randa betreten hatte. Aber dies waren
nicht die einzigen Perſonen, die ihrem
Blick begegneten. In größerer Entfer
nung ſtand unter einem err ein Gen—
tleman mit gekreuzten Armen und ſah in
das Schulzimmer herein. Beſſie fuhr
unter ſeinem Blick erſchrocken zuſammen
zitterte heftig. Es war John Bent—
ey.
„Was fehlt Dir Beſſie, liebe Beſſie?“
rief Blanche erſchreckt: von der Todten
bläſſe auf dem Antlitz ihrer Schwägerin.
„Klopf Dir auf die Hand, klopf Dir
auf die Rück, wer da anrũůhr unerlaubt,“
ſagte die Negerin, ihren Korb auf den
Boden ſtellend.
„Nein, Bene,“ riefen die Kinder.
„So ſchau' doch auf. Was iſt vorge—~
fallen? Du zitterſt.“
Mrs. Glyde blickte auf. John Bent—
ley war verſchwünden.
„Es iſt vorbei,“ flüſterte ſie mit tonlo—
ſer Stimme.
„Ohne Zweifel die Hitze.“
„Du mußt mich nicht nach die Urſache
fragen,“ ſagte ihre Schwägerin. Ich
darf Dir nicht mittheilen, was die Aufre.
gung veranlaßte, und möchte Dir doch
keine Unwahrheit ſagen.“ Blanche, der
dieſer Mangel an Vertrauen weh that,
ſah ſie ernſt an. „Küſſe mich, mein Kind
und verzeih mir,“ fügte die Wittwe bei.
„Möge den Herz nie ſo ſchwach und be—
kümmert ſein wie das meinige.“
(Fortſetzung folgt.)
Das Sterben der kleinen Kinder in den
Sommermonaten.
In den Monaten Juni bis September
hält der Tod ſeine reichſte Crnte in der
Kinderwelt. Gewöhnlich ſind es die Kin—
der vom erſten bis zwanzigſten Monat
die in dieſer Jahreszeit am haäͤufigſten dem
Tod zur Beute fallen. In den größern
Städten ſteigt die Zahl der Opfer bis
ins enorme. Bei Kinderleichen hört man
dann wohl die üblichen Redensarten:
„Es hat dem Herrn über Leben und Tod
wohlgefallen, dieſes Kind hinwegzurufen“
ze. oder: „Gott hat dieſes Kind zu ſich
genommen“ ~. Das klingt alles ſehr
fromm und es ſoll ein Troſt ſein und iſt
es auch in manchen Fällen. Aber ſehr
oft wird damit dem lieben Gott die
Schuld des Todes aufgebürdet, die eigent
lich auf das Gewiſſen einer leichtſinnigen
Mutter oder Wärterin fällt. Die meiſten
der Kinder dieſes Alters ſterben in dieſen
Monaten an den ſogenannten Sommer—
durchfällen (Zummer complaitns), Brech
durchfallen (Oholera infantum), die oft
durch Witterungswechſel, am meiſten aber
durch Leichtſinn, Unachtſamkeit und Nach
läſſigkeit der Mütter und Wärterinnen
herbeigeführt werden. Es iſt in dieſer
Hinſicht von Aerzten und auf andere
Weiſe ſchon oft gemahnt und gewarnt,
aber leider Gottes tauben Ohren e
digt worden. Das Gewiſſen vieler Men
ſchen ſcheint heutigen Tages nicht beſon
ders empfindſam zu ſein. Zwar beweinen
oft ſelbſt leichtſinnige Mütter ihre Kinder,
wenn ſie dieſelben in den Sarg betten
müſſen, aber ſie machen bei jedem neuen
Kinde die alten ere wieder und ſo ver
lieren ſelbſt ihre Thränen viel von ihrem
Werth und ihrer Weihe. Es giebt viele
Muütter, die ein Dntzend Kinder zur Welt
geboren haben und doch noch nichts von
geſunder, vernünftiger Wartung und
Pflege wiſſen, oder zäͤh an alten Vorur—
theilen feſthalten, die dem Tode förmlich
in den Rachen arbeiten. Wir wollen
hier nicht von den vielen Krankheiten
reden, denen die Kinder unterworfen
ſind und davon ſie oft. ſterben, ſondern
nur von denen, die im Sommer ſo häufig
eintreten, und die oft durch Mütter her~
beigeführt werden.
Es giebt Mütter die ihre Kinder ſtillen,
die ſich um ihrer Säuglinge willen auch
nicht die mindeſte Mäßignng und Enthalt
ſamkeit auferlegen wollen. Ihr Ausſpruch
iſt: „Das Kind ſoll ſich an alles gewöhnen“
Sie gewöhnen fort bis das Kind im Grabe
liegt. Da iſt z. B. eine Mutter, wie es
in größeren Städten häunfig der Fall iſt, ſie
geht mit ihrem Manne in einenßiergarten
oder ſonſtige Geſellſchaft, das Kind wird
einige Stunden einer „vertrauten Perſon“
überlaſſen, und hat ſich durch Schreien
entſetzlich „echauffirt“, die Mutter kehrt
heim, angefüllt mit ſchwerem Bier oder
anderen erhitzenden Getränken, oder durch
Eis, Eisrahm, Limonade, Kuchen ~e., iſt
ſie mit einer vollſtändigen Diarrhöe be—
glückt. Jetzt bekommt das Kind ſogleich
die Bruſt es muß ja beruhigt werden!
Wenige Stunden darauf liegt das Kind
in Krämpfen oder hat einen lebent tir
lichen Durchfall. Was bei der Mutter
als eine kleine Uebelkeit vorůbergeht, führt
bei dem ſchwacheun Geſchöpf zum Tode.
Wie manche Mutter hat durch ihr Eſſen
und Trinken in dieſer Jahreszeit zu Hauſe
oder in Geſellſchaft, da ſie ihre Gelüſte
nach dieſem oder jenem, das ihr dargebo—
ten wurde, nicht bezähmen konnte, eine
unheilbare Brechruhr ihrem Kinde beige
bracht. Auch machen oft Mütter den
großen Fehler, daß ſie ihre Säuglinge
von dieſem und jenem, das ſie genießen,
nippen und genießen laſſen. Da wird
das Bier oder Weinglas ~e. vorgehalten,
Kuchen und allerlei Dinge dargereicht,
„man muß ja dem ſüßen Engel zu Willen
ſein!“ Das Kind wird dann wieder ge—
ſtillt und und nach wenigen Tagen
folgt man ihm zum Grabe.
Ein anderes Kind wird durch die Säug—~
flaſche, durch Kuhmilch genährt; es iſt
ſchönes warmes Wetter (denn wir ſchrei
ben blos für die Sommermonate), ein
Gewitter oder ſonſt ſchwüle Luft hat die
Milch (die oft ſchon, in größeren Städten
durch den Milchmann verfälſcht worden
iſt, in Gährung gebracht; ſie iſt aber noch
nicht ſauer genug, daß es die unachtſame
Mutter bemerkt, oder daß dieſe glaubt,
es ſei gefährlich. Das Kind genießt die
Milch und der Brechdurchfall iſt fertig.
Sehr häufig vertrauen Mütter ihre
Säuglinge oder Kinderſogenannten
„Kindsmägden“ an. Man lieſt häufig in
Zeitungen: „Ein halberwachſenes Mäd
chen wird als Kindsmagd ~e. geſucht. Nun
dieſe halberwachſenen Mädchen, die faſt
ſelbſt noch Kinder ſind, ſollen die Wärter
innen und Pflegerinnen der theuerſten
Kleinodien ſein! Iſt dieſes denn nicht
geradezu närriſch! Gehört denn nicht
zur hl und Abwartung eines ſolchen
arten Geſchöpfes eine gefaßte und ver—
tn Perſon? Wie oft geſchieht es,
daß dieſe junge Mädchen, in ihrem ge—
fährlichſten Alter, die anvertrauten Kin—
der vernaͤchläſſigen, ſie gehen aus mit
ihnen, ſie ſetzen ſie auf den kühlen Boden,
um mit jungen Leuten zu plaudern, ſie
kennen die Bedürfniſſe der anvertrauten
Kleinen nicht, wenn ſie ſchreien giebt es
Püffe, und das Kind kommt mit einer
Erkältung nach Hauſe, Hitze, Fieber
und oft Durchfall ſind die Folgen.
Es kommt die Zeit des Obſtes. Manche
Mütter können ſich nicht enthalten ein
reichliches Maaß davon zu genießen.
Wir wollen nicht reden von den unreifen
Beeren, der St. Johannes und anderen
Tranben, der Stachelbeeren, Rhubarb-
Pflanzen, die durch Zucker verſüͤßt, einen
ſchädlichen Einfluß ans das zn ſtillende
Kind haben müſſen. Zur Zeit der Obſt—
reife, der Kirſchen, Aprikoſen, Pflaumen
und Birnen herrſchte ein wahrer Wahſinn
unter den Müttern, ſelbſt unter ſolchen,
die auf Bildung Anſpruch machen, ihren
kleinen Kindern, namentlich denen, die
mit der Flaſche genährt werden und ſchon
etwas Feſtes zu eſſen bekommen, Obſt
reichen. r iſt es nur eine Kirſche,
nur eine Aprikoſe, eine Birne, höchſtens
zwei und ſie ſind ja ſchön und reif und
manche Aerzte erlauben ſie, aber die
Folge davon iſt ein unbeſieglicher Durch
fall, ein ſchmerzlicher Tod.
Es iſt hier nicht die Rede von eun
Fällen, ſondern von Hunderten. ohin
man blicken mag in den Monaten Juni,
Juli, Auguſt ünd September, überall
ſieht man kleine Kinder mit Obſt in den
Händchen, oft mit halbreifem Obſt; eis
biel ob reif oder unreif, alles Obſt iſt
tödtliches Gift für dieſelben vor dem
zweiten Jahre, und von zwanzig Todes.
fällen in den genannten Monaten kommen
gewiß mindeſtens fünfzehn auf den Obſt
genuß. Iſt das nicht der veritable Mord?
Wir laſſen hier noch einige Regeln über
die Behandlung und Pflege kleiner Kin—
der folgen, die wir den Schriften der
ausgezeichnetſten Aerzte in dieſem Fache
entnehmen. Eine Mutter welche ihr
Kind ſelbſt ſtillt, hat ſich vor Erkältungen
und Diarrhöen zu hüten, ſie darf dem
Säugling mit der Muttermilch nicht die
I. Stern, Herausgeber.
Laufende Nummer 63.
nachtheiligen Folgen von heftigen Anfre—
gungen, Leidenſchaften, Sorge, Aerger,
Schrecken, Furcht ~e. einflöſen. Jähzor
nige Frauen, ſagt Dr. Klenke, die keine
ſittliche Kraft der Mäßigung haben, ſoll
ten gar nicht ſtillen. Saäuglinge bekom—-
men oft durch ſie gefährlicheConvnlſionen
und den Keim des Todes. Eine ſtillende
Mutter ſoll weder erhitzende Gewürze,
wie Pfeffer, Senf, Kümmel, Zimmet,
Muskatnuß, Saffran, Nelken, noch un—
durchſchlagene Hülſenrüchte, Knoblauch,
Zwiebeln, Kohl, Sauerkraut, rohe Aepfel,
Aprikoſen, Birnen, Pflaumen, Gurken,
Melonen, ſauereingemachteFrůchte, rohen
Eſſig, Meerettig, Rettig, noch Kuchen und
Paſteten (pies), ſehr fette Fleiſchſveiſen,
Aal noch Häringe, Pöckelfleiſch, geräu—
cherte Wurſt, Eis, ſtarken Käs, noch
ſchwere bittere Biere, Weißbier, Cham—
pagnier, Liqueur, Limonade, Punſch und
andere Spirituoſen genießen.
Aber was ſollen denn die armen
Frauen eſſen und trinken in dieſer ver
pönten Jahreszeit? Dafür ſtehen frei:
gut ausgebackenes Brod, leichte Mehl
ſpeiſen, Gries, Reis, Sago, Kartoffeln,
leichtes Bier, Eier, Blumenkohl, Möhren,
Spinat, Paſtinaken, Nudeln, grüne Boh—
nen, Zuckererbſen, Leene. Hül
ſenfrüchte, gekochtes Obſt, Erdbeeren, Kalb
Rind-, Hammel, iter Taubenfleiſch!
mageres Schweinefleiſch, friſche Wurſt,
Forellen, Weißſiſch, Schellfiſch, Hecht,
ſſde Butter, Zuckerwaſſer, Warmbier,
Thee, Kafee (ohne Cichorie) mit viel
Milch, Buttermilch, Cacao, Chocolade
ohne Gewürz, Bouillon, leichter Wein
mit Waſſer. Vor allem wird von den
tüchtigſten Aerzten Milch und Milchſpei—-
ſen als vortheilhaft empfohlen.
Kinder welche mit der Säugflaſche auf
gezogen werden müſſen, dürfen nie ſau
ernde Milch erhalten. Es muß daranf
geſehen werden, daß die Milch unver—-
fälſcht und nnabgeſchöpft iſt. Um ſie im
Sommer beſſer vor dem Sauerwerden
zu bewahren und für den zarten Magen
des Kindes augenehmer zu machen, em
pfiehlt Dr. Dörger die Beimiſchung von
gereinigtem kohlenſauren Natron, und
zwar kann dies Mittel gleich für 8 —l4
Tage vorbreitet werden, indem man Loth
oder 5 Gramm gereinigtes kohlenſaures
Natron in 20 Loth oder 200 Gramm
Waſſer auflößt, in ein reines Glas füllt
und wohl verſchloſſen hält. Zu jeder
Flaſche Milch, welche das Kind bekommt,
wird ein Theelöffel voll dieſer Flüſſigkeit
zugefügt.
Wird ein Kind vielleicht während der
heißen Jahreszeit entwöhnt, ſo muß eine
Mutter oder Wärterin beſonders ſorgfäl—
tig in der Ausſicht der Nahrung für das
Kind ſein, und ſich hüten, demſelben ſolche
Speiſen zu reichen, die nur für Erwach—
ſene beſtimmt ſind.
Die heiße Jahreszeit, in welcher in die—
ſem Lande ſo viele Kinder hingerafft wer—-
den, iſt wieder da; möchten Mütter nicht
durch Vernachläſſigung oder falſche Be—
handlung ihrer lieben Säuglinge, ihre
Herzen mit einer Schuld beladen, die auch
nicht mehr durch die bitterſte Rene gutge
mache werden kann, den der zarte Kin
desmund kann nicht einmal beruhigend
ſagen: „Ich verzeihe Dir!“
(Weltbote.)
Ein König in den Feſſeln einer Aben-~
teuerin. Romantiſche Carriere einer
Cincinnatierin in Europa.
Eine ähnliche Aufregung, wie ſie zur
Zeit der Liaiſon des alten Koͤnigs Ludwig
mit der verführeriſchen Lola Montez die
gute Stadt München ergriffen hatte,
herrſcht gegenwärtig in dortigen Kreiſen
uͤber ein Verhältniß des jungen Königs
mit einer amerikaniſchen Abenteuerin,
welche vermöge ihrer körperlichen Reize
und diplomatiſchen Gewandtheit in Liebes—
Intriguen auf dem beſten Wege war, eine
zweite Auflage des famoſen Lola Montez
Minneſpiels in Scene zu ſetzen. —Da die
Hauptfigur dieſer Romanze in den Ver.
Staaten, und zwar in unſerer Schweſter
ſadi an den Ufern des Ohio das Licht
der Welt erblickte, ſo dürfte es für unſere
Leſer um ſo intereſſanter ſein, die Details
dieſer pikanten Liebes Affaire zu erfahren.
„Frau Fanny Jordan von Cineinnati,
Ohio, U. S.“ So lautete die Adreſſe,
welche in den letzten Tagen des Januar
1872 eine reichgetleidete Dame von ein—-
nehmendem Aeußern und deſtinguirten
Benehmen in das Fremdenbuch des Ober—
elinner Hotels in München eintrug.
Frau Jordan war von einer Kammerzofe,
als Ehrendame, und einer Anzahl von
Koffern, Schachteln ~e., wie ſie die ameri
kaniſchen Damen auf ihren europäiſchen
Rundteiſen mit ſich zu ſchleppen pflegen,
begleitet. Ihr Auftreten ließ ſchließen,
daß es mit ihrer Reiſe·Chattuille wohl be
ſtellt ſei. Hierzu kamen noch Empfeh—-
lungsbriefe an den Ver. Staaten Conſul,
und ſomit ſtand dem Zutritt der ſchönen
Amerikanerin welche, beiläufig bemerkt,
28 bis 30 Jahre alt ~ ſein ſchien, in die
beſte MünchenerGeſellſchaft nichts im Weg.
Ihr Wunſch, bei Hofe eingeführt zu
werden, war kaum ausgeſprochen, als auch
ſchon eine Einladung zu einer Soiree bei
der Koönigin Mutter erfolgte. Hiermit
hatte Frau Jordan die erſte Stufe ihrer
(Fortſetung auſ der vierten Seite)