Newspaper Page Text
Sarannah Abend Zeilung.
Prof. C. I. Banſemer, Redakteur.
2. Jahrgang. No. 7.
Kette und Einſchlag.
Cine Erzählung aus der Zeit der Baumwollennoth
in Mancheſter
von :
I.F.Smith.
(Fortſepung.)
Die beiden Gentlemen begaben ſich
mit einander nach dem Mordſchauplatz,
unterſuchten das Schloß des Schranks
und trennten ſich ea augenſcheinlich
in beſtem Einvernehmen. Als Mr. Twiſ
ſelton zu Haus anlangte, ordnete er im
Geiſt die gewonnenen Eindrücke, die für
ihn eine erſchreckende Geſtalt anzunehmen
begannen. Er murmelte mehrmal vor
ſich hin: „Unmöglich! Er kann kein ſol
cher Thor geweſen ſein!“ Hätte er die
Welt weniger gekanntſo würde er, Schurke“
geſagt haben; ſo aber hegte er, wie be—
merkt, nur eine geringe Meinung von
ſeinen Mitmenſchen, und es fiel ihm
ſchwerer, an eine Unklugheit als an ein
Verbrechen zu glauben. ;
Michael Haman's Leichenbegängniß
wurde in aller Stille vollzogen. Nur drei
Perſonen folgten dem Todten zu Grabe,
Gilbert, Friedrich und Mr. Aſhton.
Man gehorchte ſeiner leßten Weiſung und
ſetzte ihn neben ſeiner Tochter Alice bei.
Wer den kleinen Zug mit anſah, dachte
wohl ſchwerlich, welchen Reichthum der ſo
einfach Beerdigte zurückließ.
„Ich hoffe, daß mich Niemand von
meinen Freunden erkannt hat,“ ſagte der
Lieutenant, nachdem die Drei wieder in
London angelangt waren, „denn ich würde
unter meinen Kameraden zum ſtändigen
Spott. Dieſes Leichenbegängniß wie das
eines Bettlers! Ein zweiſpaänniger Lei—
chenwagen, eine einzige Trauerkutſche, keine
Stummien, keine Federn, keine Leichen
tuchträger! Wäre die Sache mir über—
laſſen worden, ſo hätte ſie ganz anders
ausfallen ſollen.“
„Es war ſo der Wille des Verſtorbenen
verfette der Fabrikant. „Und ſo wie es
iſt, bleibt nut deſto mehr ſeinen Erben.“
„Wohl wahr; aber die Erſparniß kann
nicht in Betracht kommen, wenn man be—
denkt, wie reich der Onkel war.“
„Sehr reich Lieutenant Bentley.“
„Kennen Sie den Betrag der Hinter—
laſſenſchaft ?“ fragte Gilbert.
Rein.“
„Und das Teſtament?“
„Ein Commis der Bank iſt geſtern
Abend damit von Mancheſter eingetrof
fen.“
„Wer ſind die Vollſtrecker?“
„Ihr Bruder und ich.“
Dieſe Mittheilung zügelte einigermaßen
die Hoffnungsfülle des jungen Gardiſten,
obſchon ihn die Erinnerung an die Erklaͤ—
rung ſeines Onkels, daß er ſeinen beiden
Neffen Gerechtigkeit habe widerfah—
ren laſſen, wieder ermuthigte. „Im
ſchlimmſten Fall,“ dachte er, „hat er Fried
rich die Hälfte ſeines Vermögens vermacht.“
Aber in ſeiner Selbſtſucht mißgönnte er
ihm auch dies und hoffte auf Alles.
Wat er nicht der älteſte Bruder der Gen—
tleman der Familie, der den Namen ſei
nes Großvaters trug? Stand ihm un—
ter ſolchen Umſtänden nicht das Recht zu
das Ganze zu erben? „Wir werden den
Inhalt des Teſtaments bald erfahren,“
ſagteerlaut. „Die Zeit der Publikation iſt
gekommen. Wo ſoll es eröffnet werden?“
„In Moreley's Hotel,“ verſetzte Fried—
rich
„Und warum nicht in des Onkels Woh
nung?“
„Glaubſt Du, ich hätte der Mutter. die
ohnehin ſo leidend iſt, zumuthen mögen,
wieder hieher zu kommen?“
„Aber was hat die Mutter damit zu
ſchaffen?“ entgegnete Gilbert unruhig.
„Sie iſt doch nicht —“
Sie vergeſſen,“ unterbrach ihn Mr.
Aſhton unwillig, „daß jeder Anſpruch,
den Sie an Vidacl Haman machen kön—
nen, durch Mrs. Bentley vermittelt wird.
Zügeln Sie Ihre Ungeduld und tragen
Sie die Mastke der Heuchelei noch ein we~
nig länger. Es iſt nicht gut, wenn Sie
ſich der Welt zu früh in Ihren wahren
Farben zeigen.“
„Mein Herr!“
„Pah, junger Mann, ich bin weder
durch ſtolze Blicke, noch durch hohe Worte
einzuſchüchtern, denn ich weiß genau, was
ſie werth ſind. Sie halten ſich ohne
Zweifel ſeit dem Verluſt von Ihres Groß—-
vaters Teſtament für geſichert; aber Sie
könnten ſich täuſchen. Her muß es mir
wieder, und wenn es mich mein halbes
Vermögen koſtete.“
„Mein lieber Mr. Aſhton,“ unterbrach
ihn Friedrich, „um der Tochter ihres al—
ten Freundes willen zügeln Sie ſich; den—
ken Sie an meine arme Mutter und ihre
gebrochene Geſundheit. Laſſen Sie ſie
nichts merken von dem Zwiespalt, der un-~
ter ench herrſcht.“
„Gott tröſte die arme gren! rief der
Fabrikant. „Es laſtet ſchon genug auf
ihrer Seele.“
Sechsundfünfzigſtes Kapitel
In dem Hotel wurden die Zurückkeh
renden nicht nur von Mrs. Bentley, ſon—
dern auch von Miß Weſtbury und Ellen
erwartet. welche Friedrich unmittelbar
nach Michael Haman's Tod hatte kommen
laſſen, damit ſeine Mutter in ihrem ſchwe—
ſren Leid nicht ſo allein ſei. Mit dem
ſcharfenßlick der Liebe hatte er erkannt, daß
die arme Frau von der nämlichen ſchreck
lichen Sorge bedrängt wurde wie er ſelbſt
oſgen ſie ihr eben ſo wenig Ausdruck zu
leihen wagte.
„Iſt der Commis mit dem Teſtament
noch nicht da?“ fragte Gilbert haſtig,
nachdem er die Damen mit kalter Förm—
lichkeit begrüßt hatte.
„Ich glaube, er iſt ſchon im Haus,“
verſetzte g Bentley mit einem Seufßzer
denn der Ton und die Worte, die ſie ganz
an ſeinen Vater erinnerten, empoͤrten ſie.
„So ſoll er ſich beeilen,“ ſagte der Lieu
tenant ungeduldig. „Herein!“ rief er auf
ein Pochen an der Thüre, nicht zweifelnd,
daß es von dem Ueberbringer des koſtba
ren Dokumentes herrühre.
Ein Kellner trat mit einer leibhaftigen
Leichenbittermiene ein und überreichte
Mrs. Bentley eine Karte.
„O freilich, Lady Auguſta ſoll nur ein
treten,“ ſagte die Dame.
„Wie, Ihre Fran ?“ rief Mr. Aſhton
im Tone der lUeberraſchung, denn nach
ihrem Benehmen in dem Sterbehaus er—
wartete er ſie nicht mehr zu ſehen.
„Friedrichs Frau iſt hier, warum nicht
auch die meinige?“ verſetzte der Lieute—
tenant trotzig.
„Friede!“ unterbrach ihn ſeine Mutter
mit Würde. „Sie iſt ebenſogut ein Mit
glied der Familie.“
Lady Auguſta erſchien in ſehr faſhionab—
ler Trauer. Seit der Szene in Mark—
Lane hatte ſie ſich gefaßt und war zu dem
Schluß gekommen, daß es zweckmäßig
ſein dürfte, vorderhand wenigſtens ſich
gut;zu ihrer Schwiegermutter zu ſtellen.
Die Unſicherheit ihres Leibgedings beun—
ruhigte ſie.
Man beſchickte den Ueberbringer des
Teſtaments. Der ältere Bruder wollte
in ſeiner Ungeduld es ihm abnehmen und
die Siegel erbrechen; der Bankbuchhalter
aber, ein geſetzter ältlicher Mann, der an
ein ſo ungeſchäͤftsmäßiges Verfahren nicht
gewöhnt war, entgegnete: „Sie ſind nicht
Mr. Friedrich Bentley?“
„Nein, aber Lieutenant Bentley, der
älteſte Neffe. Geben Sie her.“
„Sie haben vorderhand nichts damit
zu ſchaffen, junger Mann,“ enegegnete der
Buchhalter.
Junger Mann! Nie zuver war
ſeine Würde in ſolcher Weiſe verletzt wor~
den. IJunger Mann! Sprachlos vor
Staunen ſank Gilbert in ſeinen Stuhl zu
rück.
„Die Erxukutoren werden dieſen Em—
pfangsſchein unterzeichnen,“ fuhr der
Sprecher fort, indem er aus ſeinem Ta—
ſchenbuch ein Papier herausnahm. „Es
muß Alles in gehöriger Form geſchehen.“
Nachdem Friedrich und Mr. Aſhton
unterzeichnet hatten, händigte der Buch—
halter das Teſtament aus, machte gegen
alle Anweſenden ſeine Verbeugung und
entfernte ſich.
„Endlich!“ dachte Lady Auguſta im
Einklang mit ihrem Gatten.
Jedes Wort des Inſtruments war in
der ſteifen, aufrechten, aber deutlichen
Handſchrift des Teſtators niedergeſchrieben.
Mr. Aſhton verlas den Inhalt langſam
und laut.
Wäre es ausdrücklich Michael Haman's
Abſicht geweſen, ſeine Verwandten dadurch
zu quälen, daß er ſie in Spannung erhielt,
ſo hätte er ſeinen 3weck nicht beſſer errei—
chen können. Das Teſtament begann
mit einer umſtändlichen Aufzählung ſei—
nes Eigenthums. Mehrere hunderttau—
ſend Pfunde in engliſchen und indiſchen
Staatspapieren, eine größere Summe in
Eiſeubahn- und andern Aktien, Hypothe—
kenſcheine, ſeine Fabrik in. Mancheſter,
ſein Haus in Mark Lane, bis auf das,
was er noch in der Bank liegen hatte
nichts war vergeſſen.
„Enorm !“ rief der Vorleſer, indem er
inne hielt, um Athem zu ſchöpfen.
Mrs. Bentley uud Friedrich dachten
mehr an die Mittel, durch die ein ſolches
Vermögen zuſammengebracht worden war,
als an den Betrag—
„lch bitte, leſen Sie weiter,“ ſagte
Gilbert in zitteriger Aufregung.
„Alles dies,“ fuhr Mr. Aſhton ſehr
langſam fort, „vermache ich meinen Groß
neffen Friedrich Bentley von Mancheſter
in der Ueberzeugung, daß er von meinem
Vermögen einen beſſeren Gebrauch machen
wird als ich. Dem Vermächtniß füge
ich nur die einzige Bedingung bei, daß er
den Namen Haman annehme, nicht um
meinetwillen, oder aus lächerlichem Fa—
milienſtolz, ſondern zur Erinnerung an
ſeinen Großvater von der Mutterſeite.“
„Iſt dies Alles?“ fragte Gilbert mit
erſtickter Stimme
„Alles!“ entgegnete der Fabrikant mit
Nachdruck.
„Dann iſt der alte Schurke mit einer
Lůge auf den Lippen in die Ewigkeit ge
gangen,“ rief der Lieutenant wüthend.
„Er ſagte, er habe uns beiden Gerechtig
keit widerfayren laſſen.“
„Meiner Anſicht nach that er dies,“ er—
widerte Mr. Aſhton feierlich.
Lady Auguſta brach in einen leidenſchaft
lichen Thränenſtrom aus. Während der
Reichthum des Verſtorbenen aufgezählt
wurde, hatten ihrer Einbildungskraft Ge—
ſichte von einer prächtigen Stadtwohnung
von Equipagen, Diamanten nnd Feten
Savannah, Ga., den 5. Juni 1872.
vorgeſchwebt, und aus einem ſolchen
Feentraum erwachen zu müſſen! Grau
ſam!
„Ich erkenne das Teſtament nicht an“
fuhr der Lientenant vor Wuth ſchäumend
fort. Es iſt wie das meines Großvaters
eine ſchaäͤndliche Fälſchung. Alles hat
ſich verſchworen, mich zu berauben, und
meine unnatüͤrliche Mutter iſt die Triebfe—
der davon.“
„Gilbert!“ ſagte Mrs. Bentley.
„Still, Marie,“ unterbrach ſie ihre
Tante. „Du mußt Dich nicht herablaſ—
ſen, auf eine ſalche Beſchuldigung zu ant—
worten, die durch Dein ganzes Leben wi
derlegt wird.“
„Bruder,“ ſagte Friedrich, auf ihn zu—
tretend, „ich kann den getänſchten Hoff—
nungen viel zu gut halten, und es ſoll
Dir kein Unrecht geſchehen. Aber wenn
noch ein Funke natürlichen Gefühls in
Dir iſt, ſo läſtere nicht unſere liebe viel
geprüfte Mutter. Den Reichthum, der
mir ſo unerwartet zufiel, will ich —“
Doch der leidenſchaftliche Mann ließ
ihn nicht zu Ende kommen, ſondern erhob
die Hand, um nach ihm zu ſchlagen.
Ellen, die dies bemerkte, warf ſich dazwi—
ſchen, und der Streich traf ihre Schläfe.
„Ungeheuer!“ rief Friedrich, ſeine halb—
ohnmächtige Frau mit den Armen auf—
fangend, „Du haſt jedes Band zwiſchen
uns zerriſſen.“
„Friedrich, mein Sohn, mein Sohn!“
rief Mrs. Bentley, indem ſie verſuchte,
ihm ſeine faſt beſinnungsloſe Laſt abzu—
nehmen, „laß mich nicht den Tag bereuen
an dem ich Mutter wurde. O, dieſe
Szene iſt mein Tod!“
„Er that es nicht mit Abſicht,“ ſchluchzte
Ellen mit tonloſer Stimme. „Ich habe
keinen Schaden genommen.“
Mr. Aſhton riß ungeſtüm an der Klin—
gel. Einige Kellner ſtürzten herein.
„Schicken Sie nach der Polizei,“ ſagte
er.
„Polizei?“
„Sogleich, daß ſie uns dieſen Kerl vom
Hals ſchaffe
Wir müſſen Gilbert die Gerechtigkeit
widerfahren laſſen, daß er ſich des Schlags
gegen eine Dame ſchämte. Er kämpfte
ſeineLeidenſchaft gewaltſam nieder, wandte
ſich an Lady Auguſta und bat ſie, mit
ihm das Haus zu verlaſſen. Wir haben
hier nichts mehr zu thun,“ ſagte er. „Die
Gerichte müſſen fortan entſcheiden zwi—
ſchen mir und dieſem Schleicher. Solchen
Praktiken bin ich nicht gewachſen.“
Eine Stunde ſpäter lief ein Brief an
Mrs. Friedrich Bentley ein, in welcher
ſich der Lientenant wegen des unangeneh—
men Zufalls, wie er ſich auszudrücken be-~
liebte, entſchuldigte; aber teine Silbe we—
der in Betreff ſeines Bruders, noch ſeiner
Mutter.
„Ich wußte es ja, daß es nicht mit Ab
ſicht geſchah ſagte Ellen bittend. „Ihr
werdet wieder gut mit einander werden.“
„Nie,“ entgegnete Friedrich, den die
Kränkung ſeiner Frau viel tiefer ſchmerzte
als die eigene. „Von Stund an ſind wir
geſchieden.“
„Und zwar mit Recht,“ bemerkte Mr.
Aſhton. „Dieſes gemeine, unmännliche
Betragen —“
„Sein Bruder, Mr. Aſhton, ſein Bru—
der,“ unterbrach ihn Mrs. Bentley fle
hend.
„Das hätte er bedenken ſollen,“ ſagte
der Fabrikant ernſt. „Das Teſtament
Ihres Vaters eine Fälſchung nun, wir
wollen ſehen, wie weit er damit kommt.“
Es entſchwanden mehrere Tage, ehe die
peinliche Szene in Vergeſſenheit kam.
Man ſprach nicht mehr davon, um Mrs.
Bentley zu ſchonen, die ſich mehr und
mehr mit dem ſtetigen Vorwurf ihres
Lebens abquälte; denn ſo oft ſie auch ihr
Inneres fragte, mußte ſie ſtets ſich geſte
hen, daß ſie ihren Erſtgebornen nie ſo ge
liebt hatte wie ſeinen Bruder.
„In dem Teſtament Ihres Onkels hat
mir die Bedingung der Namensverände—
rung am beſten gefallen,“ ſagte ·-Mr. Aſh—
ton, als er etwa acht Tage nach der Beer—
digung mit ſeinem jungen Freund beim
Früůhſtück ſaß. Ich kann mich an den
Gedanken uicht gewöhnen, daß die
berühmten Namen der alten Firmen
der Baumwollenlords, wie uns die
Londoner neidiſch nennen aus Man—-
cheſter verſchwinden ſollen. Es gibt eben
ſo gut eine Handelsariſtokratie, als einen
Geburtsadel, und die Erſtere iſt meiner
Ueberzeugung nach häufig die achtbarere.“
„Ich habe nicht im Sinn, das Geſchäft
fortzuführen,“ verſetzte Friedrich gedanken—
voll.
„Das Geſchäft nicht fortzuführen?“
wiederholte der Fabrikant erſtaunt.
„Was wollen Sie mit Ihrer Zeit, mit
Ihrem Geld anfangen? Mit einem Ka—
pital, wie das Ihrige, beherrſcht man
den Baumwollenmarkt, und Sie können
zum Rothſchild des Nordens werden.“
„Ich beſitze bereits mehr, als ich weis
lich verwenden kann, und habe an dem
Geld als ſolchem nie eine Freude gehabt.“
„Aber haben Sie nicht mit dem Erbe
ſauch Pflichten übernommen?“
„Das iſt der einzige Punkt, der mir
Bedenken macht. Sie wiſſen, wie mein
Ontkel ſein Vermogen erwarb.“
„Leider durch die beſten Mittel.“
„Und er wünſcht, daß ich einen beſſeren
Gebrauch davon mache als er. Ich ſoll
Gutes damit thun meinen Nebenmen-
ſchen aufhelfen nicht durch Almoſen
die den Unabhängigkeitsſinn des Arbeiters
ertödten und ſeine Thatkraft erſticken.
Sie haben Recht,“ fügte Friedrich nach
einer Panſe bei, „wenn Sie von einer
Ariſtokratie des Handels ſprechen. Der
Kapitaliſt hebt duürch produktive Arbeit
das Volk. Ich füůhle dieſe Wahrheit.“
„Und wollen danach handeln?“ entgeg~
nete ſein Zuhörer bedentungsvoll.
„Vielleicht vielleicht“ Friedrich
vertiefte ſich in Gedanken. Nicht der
plötzliche Reichthum hatte ihm eine Ab—
neigung gegen ein thätiges, nůtzliches Le-~
ben eingefloͤßt, ſondern eine Furcht, deren
er ſich nicht zu entſchlagen vermochte.
„An was denken Sie?“ fragte der Fa—
brikant.
„An meinen Vater, der nichts von ſich
hören läßt.“
„Das iſt freilich ſonderbar.“
„Er muß von Michael Haman's ſchreck
lren Ende in den Zeitungen geleſen ha—
jen.“
„Allerdings, wenn er noch in England
iit.“
Der junge Mann fuhr zuſammen bei
dieſer Andeutung, die ſo ſehr mit ſeinen
eigenen geheimen Gedanken harmonirte.
„Sein Advokat meinte,“ fuhr der Fa—
brikant zögernd fort, „eine Spekulation
habe ihn außer Landes geführt. Twiſſel
ton ſcheint ein ſehr ſchlauer Mann zu ſein,
und mein Sachwalter ſagt mir, er ſei in
ſeiner Art äußerſt achtbar und zuver
läſſig. Vielleicht hat er inzwiſchen von
ihm gehört. Soll ich zu ihm?“
„Ich würde es Ihnen Dank wiſſen.“
„Und wie wollen Sie's mit dem Haus
in Mark Lane halten? Grindſtone bietet
einen ſchoönen Preis dafür“
„Thun Sie, wie Ihnen gut dünkt;
doch vergeſſen Sie die alte Haushälterin
nicht, die im Teſtament unberückſichtigt
blieb.“
„Ihr Onkel hat gleichwohl für ſie ge—
ſorgt. Erinnern Sie ſich der Zehntauſend
Pfunde, die er mich aus der Bank zu
ziehen ermächtigte? Barbara verläßt
morgen London.“
„Warum dies ?“ verſetzte Friedrich ſehr
langſam.
„Ich bringe ſie auf meiner Farm bei
Chapel-· en ·le Frith unter. Michael Ha—
man hat all' dies mir überlaſſen, vermuth—
lich um Ihnen Mühe zu erſparen. Sie
iſt beſſer auf dem Land. Ihr alter Herr
kannte Barbara's Schwatzhaftigkeit und
wollte nicht, daß ſein früheres Leben und
der Tod ſeiner Tochter zum Tagesgeſpräch
würde. Er hat an gar Alles gedacht.“
„O, dieſes fürchterliche Geheimniß!“
rief Friedrich, ſobald er allein war. „Es
laſtet erſtickend auf mir. Was ſoll ich
denken, was hoffen, was fürchten? Für
den Augenblick ſcheint Alles klar zu ſein;
kein Argwohn wird laut aber warum
will es mir keine Ruhe laſſen? Zwiſchen
Aſhton und mir iſt kein Wort gefallen und
doch fühle ich, daß er mich verſteht. Wo—-
her dies, wenn nicht derſelbe finſtere Ge
danke uns Beide beunruhigte? lch
will mir's aus dem Sinn ſchlagen,“ fügte
er bei, „damit ich nicht den Verſtand ver—
liere. Muth! Muth! Ich habe Pflich~
ten zu erfüllen und darf nicht der Sklave
dieſer ſchrecklichen Vorſtellungen werden.“
Mr.. Aſhton zögerte, ſich nach Twiſſel
ton's Bureau fahren zu laſſen. Wie er
ausſtieg, begegnete er Gilbert, der eben
aus dem Haus kam, und mit einem trohtzi-~
gen Blick an ihm vorüberging.
„Zum Glücek kann er nicbt beißen,“
murmelte der Fabrikant vor ſich hin.
Der Advokat empfing den Beſuch in
ſeiner gewöhnlichen höflichen Weiſe. Er
war nicht im mindeſten überraſcht, ſondern
hatte im Gegentheil Mr. Aſhton erwartet.
„Ich möchte nicht ſtören,“ ſagte der Fa
brikant. „Mein Beſuch iſt kaum ein Ge
ſchäftsbeſuch. Ich komme bloß zu Ihnen
um mich zu erkundigen, ob Sie nichts
von Mr. Bentley gehört haben.“
„Nicht das Mindeſte.“
Mr. Aſhton's Miene drückte die ge—
täuſchte Erwartung aus.
„Aber ſein Sohn, der Lieutenant, iſt
eben bei mir geweſen.“
„Ich bin ihm unter dem Hauſe begegnet.“
„Er iſt ein Menſch, der keine vernünf
tige Belehrung annimmt,“ bemerkte Mr.
Twiſſelton. „Will mich durchaus über
reden, daß Michael Haman's Teſtament
eine Fälſchung ſei, und verlangt, daß ich
es angreife. Naturlich erklärte ich ihm,
daß ich nichts mit dieſem Geſchäft zu thun
haben wolle.“
„Mag er den Verſuch machen!“ ſagte
der Exekutor.
„Er ſcheint von einer wahren Manie
für's Teſtamentumſtoßen beſeſſen zu ſein,“
fuhr der Advokat fort. „Auch ſein Groß—-
vater, ſagte er, ſei ohne letzwillige Verfü
gung geſtorben. Ich ſoll ihm ein juriſti
ſches Gutachten darüben beſorgen.“
„Sie wiſſen, das Teſtament war in
dem Paket, mit welchem der Mörder ſich
flüchtig gemacht hat.“
„Das Original?“
33a.“
„Aber es liegt, wie ich höre, eine be
glaubigte Abſchrift in Mancheſter. Der
junge Her, der ſich mir zum Klienten auf—
drängen will, ſagte mir ſo, als er von mir
verlangte, ich ſolle für ihn handeln und ge~
gen die Approbation Widerſpruch erhe
ben.“
(Fortſetzung folgt.)
Im ſchwarzen Tande.
(Aus dem „Ungariſchen Lloyd.“)
l„Das ſchwarze Land“ das iſt die Graf—
ſchaft Staffordſhire! Schwarz iſt das
Land, ſchwarz iſt Stock nnd Stein, ſchwarz
iſt der Himmel, ſchwarz der Fluß! Ruß
und Rauch und Qualm wird unabläſſig
aus tauſend und aber tauſend hohen
Schornſteinen emporgeſchleudert, und ſenkt
ſich als ſchwarzer Staubregen über das
Land oder vergiftet als Spülwaſſer die
Fluffe. Schwarze Aſche weht von den
Baumblättern und lagert auf der Blume,
die ſich aus dem Boden im Frühling in
das Daſein wagt. Hier iſt die Nacht hel—-
ler als der Tag, denn dunkel iſt der Tag,
aber bei Nacht zucken jähe rothe Flammen
aus den Fabrik Schornſteinen, die wie
ſtarre Rieſenfinger nach der Stelle weiſen,
wo blauer Himmel ſein ſollte, und nur
dann iſt die Landſchaft hell. Schwarz
ſind auch die Bewohner die Eiſen· Ar
beiter und die Kohlen Arbeiter. Der
deutſche Dichter Novalis hat das ſchwarze
Land nimmer geſehen, ſonſt hätte er nicht
in ſeinem Bergmanns-Liede geſungen:
„Der iſt der Herr der Erde,
Der ihre Tiefen mißt
Und jeglicher Beſchwerde
Des Lebens leicht vergißt.“
Wer den Gegenſatz von Beſchwerde nie
kennen gelernt, hat eben nichts zu vergeſ—
ſen, denn Sorge bleibt bei ihm genau un—
veränderlich bis ans Ende, wo er Sonu
verän wird, da unten zwiſchen 8 Brettern.
So „mißt“ man als Herr die „Tiefen
der Erde“ im ſchwarzen Lande.
Aber nicht in die Fabriken will ich Sie
führen, auch nicht in die Bergwerke, ſon-~
dern unter die „unabhängigen“ Arbeiter.
Sklaven der Noth ſind ſie alle, aber die
„Unabhängigen“ ſind am ſchlechteſten da~
ran. Da kommt ihrer ein langer Zug
die Landſtraße herauf, über ſchwelligen
Boden, bald auftauchend, bald verſchwin
dend. Geſtalten klein und groß, alt und
jung, die Einen laufend, die andern müh—
ſam am Stabe ſchleichend eine wirre
unregelmäßige Proceſſion von Männern,
Weibern und Kindern, der Mehrzahl nach
nüchtern, aber in erheblicher Minderzahl
halb betrunken, denn es iſt Samſtagabend.
Alle aber ſind mit ſo dürftiger Knappheit
belleibet, daß man auf den erſten Blick in
ihnen blutarme Leute erkennt. Jede Per—
ſon trägt ein größeres oder kleineres Bün—
del voů eiſernen Rundſtäben; auch die
Kinder tragen ſolche eiſerne Bouquets
und ſeben überhaupt nicht aus, als hätten
ſie mit anderen Bouquets je Bekantſchaft
gemacht. Was ſie tragen, iſt ihr Eigen—
thum; auch der kleine ſiebenjährige Bube,
der mit wunden Füßeu, halb ſchleicht,
halb hinkt, hat für ſeinen Eiſenſchatz be—
zahlt. Die Geſichter Aller drücken „Re—
chenkunſt“ aus, Arithmetik mit Hinder—
niſſen, wobei ſo und ſo viele Eiſenſtäbe,
die geweſen, und ſo und ſo viele Eiſenſtäbe
die noch vorhanden, die einzigen Rech—
nungs-Faktoren ausmachen. Kleine ge—
krümmte Männchen und Weibchen ſind in
dem Haufen, Erwachſenen gleichend, die
wieder zu Kindern herab zu wachſen
ſcheinen, auch graubärtige alte Handwer
ker-Geſtalten neben Kindern, die an Fener
und Schmiede-Oefen gewöhnt ſind, be—
wieſen durch verſengtes Haupthaar, ver—-
ſengte Brauen und Wimpern und mit
qualmgeſchwärzten Grübchen, die wie Al.
tersfurchen ſich ausnehmen. Da trippeln
kleine Perſönchen, deren Stiefel am Ober—
leder Brandlöcher aufweiſen, die von nie—
derfallenden Stücken glühheißen Schmiede—
Eiſens herrühren, und ſie zeigen Händ—
chen, die ihrer Natur nach wahrlich nicht
hier und da der Finger zu wenig ha—
ben und nicht über die ihrem Alter zukom
mende Größe ausgearbeitet ſein ſollten.
Sie ſind mit Feuernarben und Warzen
bedeckt und haben geſchwollene Knöcheln
und heruntergefeilte Nägel. So ſehen die
Hände bitterlicher Armuth aus!
Der Wanderer möchte, wie leicht be—
greiflich, ſich die Frage vorlegen, von
iwelchen Müttern ſolche Kinder geboren
ſein köͤnnten. Da ſind auch die Muütter!
Frauen, am rechten Arm ein Eiſenruthen-
Vndel, im linken den Säugling, der ſich
an einer roth·ſchwarz ausſehenden Bruſt
nährt, ſo daß man vermeinen müßte, auch
die Muttermilch ſei mit Eiſenfeil Spänen
verſetzt. Dennoch Frauen, die beide La
ſten mit Leichtigkeit tragen. Der Um—
fang ihrer Arme, die ſie bis zur Achſel
nackt wie männliche Arbeiter tragen, iſt
ſtaunenerregend. Ihre Muskulatur ſcheint
ſtark genug um es mit einem Boxer von
Profeſſion nicht ohne Siegeshoffnung
aufnehmen zu können. Eine war darun
ter, ebenfalls mit Eiſen und Säugling
belaſtet, glatt wie eine Planke und ebenſo
ſymmeiriſch; ein braunes Wolfsgeſicht,
braune Fäuſte mit breiten Daumen, Ar—
men, deren Sehnen und Muskeln wie le—
derne Kabel emporſchwollen und Cen—
tnergewichte auf ſich tanzen laſſen konnten.
Die Leute wohnen in einem großen
Arbeiterdorfe, „Lye Waſte“ genannt, was
ſo viel, wie,„Wüſtenland“ bedentet, ein
Name, der nicht richtiger gewählt werden
koöͤnnte. Lye Waſte muß man am Werk—
tage, in der Abenddämmerung eines
Montags zum Beiſpiel, beſuchen. Lye
Waſte liegt abſeits von der Landſtraße,
wie bei Seite geſtopft, um nicht das Auge
zu beleidigen. Che man es erreicht, er
ſcheint es Einem, als klinge und klirre die
I. Stern, Herausgeber.
Laufende Nummer 59.
Luft mit Millionen metallener Stjmm
chen. Das Geräuſch gleicht nicht dem
wuchtigen Dröoöhnen luſtiger, ausgewach
ſener Maſir Häͤmmer auf ehrlichem, ſoli~
dem Amboß, ſonderu wie das klingende
Klopfen von keſſelſchmiedenen kleinen Wich
telmännchen. Ting! Ting! Ting! Tanu—
ſend Hämmer, tanſend Amboſſe! Lauter
und lauter, je näher man kommt, und
bald blicken tanſend rothe Schmiede-
Feuer durch die Daäͤmmerung. Das iſt
Lye Waſte, „die Colonie der weiblichen
Schmiede“, wie der Ort genannt wird;
in der That wäre der Anblick, der ſich
dort bietet, geeignet den Enthuſiaſten für
„Frauen Rechte“ zu entzüchten. Je
nachdem! Zarte Seelen, welche ſich ſchon
darüber entrüſten, wenn eine Frau als
Sehtzer thätig iſt, oder die Räder eines
Uhrwerkes zuſammenſtellt, und ſich vor
Grauen geſchüttelt haben, wenn ſie in
Frankreich und „anderen barbariſchen
Ländern“ Frauen als Straßenkehrer,
Mauerſteinträger und Kalkführer beſchäf
tigt ſahen, würden hier zur Bildſäule
verſteinern.
Hier ſchent ſich kein Mitglied des „ſchönen
Geſchlechtes“, und Delieateſſe iſt nirgends
vorhanden. Das iſt Alles fortgehäͤm—
mert und ſogar von weiblicher Plauder
ſucht iſt nichts zu ſpüren. Der Müßig—
gänger, der hier„Cour ſchneiden“ wollte,
erhielt nichts anderes, als maseuline
Grobheit zu hören, von Lippen, die ſeit
den Säuglingsjahren nicht mehr roth und
blühend geweſen. Zeit iſt ein zu koſtbarer
Artikel fuͤr dieſe Weiblichkeit, die mit hoch~
aufgekrämten Hemdärmeln, den Arm wie
Vulkan entblößt trägt und täglich 14
Stunden lang den Hammer ſchwingt und
in die ſengende Gluth des Schmiedeofens
zu blicken hat, um damit einen Schil—
ling zu verdienen.
Au der Seite jedes Wohnhäuschens iſt
eine Schmiede mit zwei bis fünf Abthei~
lungen oder Separat-Herden, und das
Feuer dieſer Herde illuminirk den Ort
ſo hell, wie ebenſo viele Gasflammen
thun könnten. Man könnte eine Steckna
del bei Mitternacht auf der Gaſſe aufle
ſen. Mehrere Familien arbeiten auch
gruppenweiſe zuſammen oder eine Mutter
mit drei oder vier Töchtern thun es, denn
die Männer arbeiten in den naheliegen—
den Fabriten zumeiſt. Mutter und Toch
ter ſchwingen die Hämmer, regieren die
Blaſebälge, drehen die Zangen, und gegen
die fliegenden Funken ſchützt oft im hejßen
Sommer nur ein zerriſſener Shawl den
nahezu nackten Oberkörper. Sie ſingen
auch wohl dazu, freilich nicht ſo melodiſch
wie Lerchen, nicht ſo jubilirend, wie Kin—
der, die hier mit kleineren Hämmern an
Doodez-Amboſſen die Arbeit des Nagel~
ſchmiedens vollziehen, im Schweiße ihres
hochrothen rußigen Geſichtchens, und aus
tiefernſten Augen herausblicken. In dem
grellen Feuerlichte —in Lye Waſte gibt's
keine Nacht, denn ehe die lichten Feuer
erlöſchen, beginnt ſchon der Morgen zu
grauen tritt mit peinlicher Schärfe das
frühe Alter der kleinen ſcharfſinnigen
Geſichter hervor, die nur einen Ansdruck
tragen: „Wir haben keine Zeit!“ Raſt
los! Raſtlos! Das Brod des Tages muß
erſt in der Nacht zuvor verdient werden
mit den kleinen halbverbundenen und von
Zeit zu Zeit in einem Waſſerbecken abge—
kühlten Händen.
Die „Schmiede Herde“ ſind nicht das
Eigenthum der Nagelſchmiedinnen; ſie
müͤſſen für jeden 4 Penee für die Woche
zahlen, die von einem Unternehmen in
wöchentlichen Umgange eincaſſirt werden.
Demjenigen, der nicht zahlen kann, wird
der Blaſebalg ſofort weggenommen und
hat rine hungrige Woche vor ſich.
Die älteſten Leute, welche zu ſchwach zur
Arbeit geworden ſiten an den Wänden
und zählen die fertigen Nägel, wobei ſie
mit den alten Köpfen mechaniſch Takt
nicken zum Feuerſchlag der Schmiede.
Harte, undankbare Arbeit im ſchwarzen
Lande! Dieſe weiblichen Schmiede müůſ
ſen das Eiſen vom Nagelmeiſter kaufen,
der ihnen Arbeit zuweiſt, aber keine Ver—
biudlichkeit übernimmt, dieſelbe ihnen ab—
zunehmen, ſondern nur zu einem Geſchäfte
„bereit“ iſt, d. h. ihnen das fertige Fabri
kat zum Marktpreiſe zu vergüten. Sollte
er wenig Abſatz haben, ſo ſtellt er der Ar—
beiterin die Wahl, entweder die Arbeit
wieder mit nach Hauſe zu nehmen, oder
ſie ihm „mit Schaden“ zu überlaſſen.
Im Durchſchnitt verdient die „Hand“ bei
der Anfertigung von zwölfhundert Nägeln
die Summe von 12, ſage zwölf Penee,
vorausgeſetzt, das jene 12,00 Nägel ge~
nau eine gewiſſe Zahl von Pfunden wie—
gen; wo nicht, wird ein Pennyh abgezogen.
Und dies paſſirt einmal bei drei Liefer
ungen“, ſagt man mir. „Das iſt Nag
lergeſetz!“ fuhr die Sprecherin fort, und
ſtrich mit der flachen Hand über das Ge—
ſicht „Und es iſt ein pfiffiges Geſetz,
denn wir müſſen auf die Feder genau das
falſche Gewicht errathen. Spitz·
bůberei iſt's in Wirklichkeit, aber wir nen~
nen's Nagler-·Geſeh.“
Die Sprecherin glättete ſich den Backen
bart denn ſie hatte in Wirklichkeit einen
ſolchen und erwiderte auf die Frage,
ob die Leute in Lye Waſte mit ihrer Lage
zufrieden wären? „Mann koönnte leben,
wenn der Fogger nicht wäãre.“ Der Fog~
ger, wie ich erfuhr, zählt zu den in allen
Ländern vorfindlichen Wucherern, die der
(Fortſetzung auſ der vierten Seite)