Newspaper Page Text
1 ilun 1.
ICI
Zarannal
DProf. C. I. Banſemer, Redakteur.
2. Jahrgang. No. 9.
Kette und Einſchlag.
Eine Erzählung aus der Zeit der Lu
in Mancheſter
von
IJ.F.Smith.
(Fortſetzuna.)
Auf dem Heimweg ſagte Willie gedan
kenvoll zu ſeiuer Frau: „Ich fürchte, un
ſer Schwiegerſohn iſt nicht glücklich.“
„Nicht glůcklich? Aus was folgerſt
Du dies?“
„Aus ſeiner Stimme.“
„Eine von John's Ideen! rief Mrs.
Hannan lachend. „Nicht glůeklich! Wer
ſollte es ſein, wenn nicht ein Mann, der
ſo viel Gntes thut und ſo viele glůcklich
macht?“
„Das iſt das Urtheil eines Weiberher
zens und daher leicht irrig. In ſolchen
Urtheilen ſpricht ſich unſer Ich aus, und
wir halten für wirklich, was unſerem Ge—
fůhl nach ſein ſollte.“
„Du biſt ein Tränmer Willie gewiß
ein Träumer.“
„Beobachten wir in unſeren Träumen
weniger klar, als in unſeren wachen Stun—
ten? Die Geſichte der Nacht ſind ſo be—
ſtimmt wie die des Tages, ſonſt wäre die
Blindheit unerträglich. Frag' meinen
Leidensgenoſſen; ich bin überzengt, daß
er die gleiche Wahrnehmung gemacht hat.“
„Jetzt nicht,“ verſetzte ſeine Frau mit
einem Senfzer. „Wir ſind ſo glüceklich,
ſo zufrieden geweſen.“
Willie erwiderte nichts. Vielleicht
fürchtete er ſelbſt, es möchte ſich beſtätigen
daß eine ſchwere Wolke ůber dem Herzen
des edeln Mannes hänge, welche Dank
barkeit und Liebe ihm doppelt theuer ge—
macht hatten.
Die Wittwe, die mit John norausge
gangen war, konnte ſich's in der Freude
ihres Herzens nicht verſagen, ihrem Be
gleiter ·die Kunde mitzutheilen, welche
Ellen ihr anvertrant hatte.
„So!“ verſetzte der alte Mann gedan—
kenvoll. „Das erklärt mir dir die Verän
dernng an Mr. Beutley.“
„O, nicht dieſen Namen; er iſt mir
verhaßt.“
„Mr. Haman, wollte ich ſagen. Ich
kann meinen Mund nicht ſo ſchnell daran
gewöhnen wie Ihr.“
„Ihr meint, Friedrich ſei verändert?
Ich merkte nichts davon.“ Der Blinde
laͤchelte. „Jedenfalls iſt er ſo gut wie im
mer. Dentt nur, daß er Beſſie und Sam
kommen läßt. Goit ſegne ihn dafür!
Freut es Euch nicht, ſie wieder zu ſehen?“
„Ja wohl. Sam iſt ein guter Burſch,
und Beſſie iſt immer mein Liebling gewe—
ſen. Glanbt Ihr, er habe ſich mit Mrs.
Bentleh darüber beraͤthen?“
„Was weiß ich?“ verſetzte die Wittwe
trocken.
„Hm s war nm eine Frage.“
„Schadet nicht, dJohn. Aber warum
haltet Ihr Friedrich füͤr verändert?“
„Seine Stimme klang um eine Note
zu tief oder vielleicht gezwungen, als liege
eine Sourdine ans den Saiten. Vielleicht
war's Ermüdigung oder —“
„Eine von Euren alten Geſchichten mit
der Stimme, unterbrach ihn ſeine Zuhö—
rerin lachend. „In dieſem Punkt iſts
nicht ganz richtig mit Euch, John.“
„Kann ſein,“ verſetzte der alte Mann.
„Sprechen wir nicht weiter davon.“
Martin, der zurückgeblieben war, kam
jetzt heran und erbot ſich, den Blinden
nach ſeiner Hůtte zu fͤhren. Die Wittwe
wünſchte ihm guie Nacht und wartete auf
ihre nachkommenden Kinder.
„Denkt nur, was der alte John wieder
für Mucken hat,“ ſagte ſie. „Er behaup—-
tet,es müũſſe Friedrich etwas zugeſtoßen
ſein“ ~
Willie drüekte ſeiner Frau den Arm.
„Und warum meint er dies?“ fragte
Letzterer beteoffen.
Wegen ſeiner Stimme,“ verſetzte die
Großmutter. „Hat man je ſo närriſche
Einfälle gehört?“
Weder Willie noch ſeine Frau antwor—-
teten auf dieſe Frage.
Mr Twiſſelton nicht in ſeinem Ge—
ſchäftsbureau, ſondern in einem elegant
möblirten Zimmer ſeiner Privatwohnung
am Beſtend. Die lange Vakanz war
nahe, and der reiche Rechtsgelehrte dachte
vielleicht darüber nach, wie er die willkom
mene Mußezeit am beſten verwenden ſollte.
Möglich, daß ihm auch andere Dinge
durch den Kopf gingen; denn auf dem
Tiſch neben ihm lag ein enggeſchriebener
offener Brief, welcher die Poſtmarke Ame
rikas trug. Eengeit zu Zeit ſpielten ſeine
Finger unwillkürlich mit dem Kopf einer
merkwürdig ſchönen Katze, welche zu ſei
nen Füßen auf einer Ottomane lag und
ſich dieſe Liebkoſung ſchnurrend gefallen
ließ. Die Träumerei des Rechtsgelehrten
wurde durch den Eintritt eines Dieners
unterbrochen, der ihim eine Karte über
reichte.
„Mr. AMſhton.“ las der Gentleman.
„Führt ihn ein.“
Nachdem der Bediente das Zimmer
verlaſſen hatte, faltete Mr. Twiſſelton
den Brief zuſammen, legte ihn bedächtig
in eiu Schubfach ſeines Schreibtiſches,
zog den Schlůſſel ab und ſteckte ihn zu
ſich.
„Ah, Mr Aſhton,“ ſagte er mit ſeinem
ruhigen Lächeln. „Freut mich, Sie zu
ſehen. Ich dachte wohl. daß wir wieder
znſammenkommen würden. Die Um
ſtände ſind oft ſtärker als unſer Willie.“
„Ehe ich zu dem Zweck meines Beſn—
ches üůbergehe, möchte ich mir die Frage
erlauben, ob Sie den Prozeß der Lady
Auguſta oder ihrer Verwandten uͤber
nommen haben?“ ;
„Nein. Ihr Schwiegerbater iſt zur Zeit
das einzige Mitglied der Familie, das
auf meiner Klientenliſte ſteht“
„In dieſem Falle kann ich ohne Weite
res zu meinem Anliegen übergehen.“
Der Fabrikant erſtattete umſtaͤndlichen
Bericht ůber die Entdeckung von Gilbert
Hamans Teſtament, deſſen Verluſt und
die Einſprache, welche gegen die Anerken—-
nung der beglanbigten Abſchrift erhoben
wurde. Auch vergaß er nicht, die groß—
müthigen Abſichten der Mrs. Bentley
und ihres Sohnes zu berühren.
„Das ware allerdings der beſte Plan,
den Handel zu erledigen,“ ſagte der Rechts—
gelehrte gedankenvoll.
„Er iſt jetzt unmöglich,“ verſetzte Mr.
Aſhton.
Twiſſelton ſah ihn groß an. „Warum?“
„Weil mein Name, der Name eines
ehrlichen Mannes, der ein unbeflecktes
Erbe meiner Kinder bleiben muß, kom—
promittirt iſt. Die Gegner erkläͤren das
Teſtament fůür eine Fälſchung.“
„Hum!“
„Nach einer ſolchen Beſchuldigung kann,
wie Sie wohl begreifen, von einem Ver—
gleich keine Rede ſein.
„Auch nicht, wenn Lady Auguſta und
ihie Verwandten ſich dazu bereit zeigen?“
„Ihre Verwandten haben nichts mit
der Sache zu ſchaffen. Seit Michael Ha—
man's Tod bin ich der einzige Teſtaments
vollſtrecker.“
Mr Twiſſelton begaun ſchlimme Fol—
gen für ſeinen abweſenden Klienten zu
fürchten.
„Das Teſtament muß aufgefunden wer
den.“
Munß?“
la. Es iſt das einzige Mittel, die
Verleumdung zum Schweigen zu bringen.
Da es von der Hand meines alten Freun
des geſchrieben iſt, ſo kann Niemand ſeine
Echtheit beſtreiten.“
„Wenn es aber vernichtet wäre ?“ be
merkte der Rechtsgelehrte. «
„Dann müßte der Dieb die Folgen auf
ſich nehmen.“
„Wenn nur Mr. Bentley in England
wäre,“ entgegnete Mr. Twiſſelton; „ſo
aber iſt er leider in Amerika. Sie ken—
nen ſeinen Speknlationsgeiſt. Seine Au—
torität könnte dieſer leidigen Geſchichte
mit einem Mal ein Ende machen. Ich
hätte gute Luſt,“ fügte erzögernd bei,„ihn
dort aufzuſuchen“
„In Amerika ?“ rief der Fabrikant er
ſtaunt.
„Warum nicht?“ erwiderte der Advo
kat mit Faſſung. „Gegenwärtig ein ſehr
intereſſantes Land eine wahre Studie.
Große Aufregung. Man ſieht die Yan
kees in ihren wahren Farben das
Kriegsgeſchrei ohn~ das Kriegskolorit der
Wilden. Lange Vakanz ſonſt nichts
zu thun. Das Verfahren läßt ſich leicht
bis zu meiner Rückkehr ſiſtiren.
„Das wäre in der That ein Akt der
Freundſchaft für Ihren Klienten.“
„Geſchäft, mein lieber Herr; keine
Freundſchaft in Geſchäftsſachen. Der
einzige Umſtand iſt für mich, ob Mr.
Bentley die Koſten genehmigen wird.“
„Für die will ich einſtehea,“ ſagte Mr.
Aſhton.
Sie?“
„Um ſeiner Frau und ſeines Sohnes
willen. Außerdem ſtehen mir Fonds zur
Verfügung, die nur der verſtorbene Mi—
chael Haman für einen beſonderen 3weck
vertraut hat.“
„Würden ſie dadurch dieſem 3Zweck
nicht entfremdet ?“ fragte der ſchlane Ad~
vokat.
„Ich glaube nicht. Jedenfalls iſt dies
ein Punkt, über den mir allein die Ent
ſcheidung zuſteht. Wenn das Teſta
ment ſeines Bruders aufgefunden wird,
ſo iſt ſeine Abſicht erfůllt.“
„Ah ich verſtehe. Die Sache iſt alſo
abgemacht.“
Aber wohlgemerkt, kein Verſuch mit
Lady Auguſta und ihren Vertretern.“
„Durchaus nicht.“ ;
„Und die Siſtirung des Prozeſſes, von
der Sie ſprechen?“
„lit leicht zn erreichen. Das Privat
recht hat trotz ſeiner harmoniſchen Ein
fachheit eine Menge von Hülfsquellen
Ich will dieſen Morgen mit Ihrem Ad—-
vokaten Rückſprache nehmen. Sie beglei
ten mich?
Mr. Aſhton lag zuviel an ſeinem guten
Namen und an die Ehre ſeiner guten
Freunde, um nicht bereitwillig darauf
einzugehen, und die Folge dieſes Beſuchs
war, daß ſchon am andern Tag die Ver—
handlung in Sachen „Beiſtande der Lady
Auguſta Bentley contra Aſhton, Teſta—
mentsapprobation betreffend,“ auf einen
ſpäteren Termin verſchoben wurde.
Vor Ablauf einer Woche war der wür
dige Fabrikant nach Mancheſter zurüekge
kehrt üͤnd Mr. Twiſſelton auf ſeiner Ent—
deckungsreiſe nach Amerika, wohin wir
mit dem geneigten Leſer ihm vorauseilen
wollen.
Savannah, Ga., den 19. luni 1872.
Achtundfünfzigſtes Kapitel.
Seit zwei Jahren ſtehen die republika
niſchen Inſtitutionen Nordamerikas vor
Gericht; dit ziviliſirten Nationen der Welt
bilden die Jury, und auf der Richterbank
ſitzt das allgemeine Rechtsgefühl. Viele
ſind ungeduldig über die lange Verzöger
ung des Wahrſpruchs, und greifen ihm
je nach ihren Intereſſen, Vorurtheilen oder
Leidenſchaften vor Wir für unſern
Theil billigen das Zaudern, das ee mit
dem Freiſprechen oder Verdammen nicht
ſo leicht nimmt. Der Richter hat noch
nicht reaſſumirt, und die Geſchwornen
müſſen Zeit haben zum Erwägen.
Ein Volk vor den Schranken darf nicht
beurtheilt werden wie ein Individunm.
Es ſteht etwas mehr als ein Leben es
ſteht ein Prinzip ans dem Spiel. Die
Ehre der ganzen menſchlichen Familie iſt
dabei betheiligt; denn die Nationen ſind
nur die Glieder einer einzigen Famtilie,
und England, der nächſte Verwansdte des
angeſchuldigten Volkes, muß in ſeinem
Urtheil doppelt vorſichtig ſein.
Gott ſei Dank, bis zur Stude hat ſich
das Mutterland wenig vorzuwerfen.
Seine Fabriken ſind in Noth gekommen
aber es hat wacker Stand gehalten; ſeine
Beweggründe wurden boöswillig gedentet
aber die Zeit wird die Wuhrheit an's
Licht bringen. Nein, und hundertmal
nein; das chriſtliche England hat ſich nicht
gefreut über das Blutvergießen, das ſeine
Abkömmlinge mit ſolchem Eifer betreiben.
Den amerikaniſchen Zwiſtigkeiten gegen
über kennt es nur e in Gefühl, das des
Schmerzes über die ſchrecklichen Metze
leien, welche einen ſo ſchönen Theil von
Gottes Erde verödeten; es beklagt die
Drohnngen, welche ihm von wuthenbrann
ten Menſchen zugeſchlendert und zuge
heult werden, und ſtellt ihnen die ruhige
Verachtung, die geduldige Nachſicht gegen—
über, welche anus dem Bewußtſein der
eigenen Kraft quillt. Ja noch mehr, Eng
land wird in ſeiner Weißheit eine Colli
ſion vermeiden, ſo lang es mit Ehren ge
ſchehen kann. Sollten aber die Einge
bungen eines ungeordneten Stolzes, die
Rathſchlaäͤge fanatiſcher Demagogen un—
glücklicherweiſe das Uebergewicht.behaup
len und gewaltſam den Kampf herbeißüh
ren, ſo moöͤgen ſich die mnthwilligen Ver
anlaſſer in Acht nehmen; Englands
Arm wird um ſo ſchwerer auffallen, je
länger es an ſich hielt, bis ihm ſeiner
Würde als Nation das Gebot auferlegte,
zuzuſchlagen.
Wer mie in Amerika geweſen iſt, kann
ſich kaum eine Vorſtellung machen, wie es
dort an einer Table d'hoͤte zugeht Die
Hotels gleichen Karavanſereien, in denen
Reiſende aus allen Ländern ſich begegnen
man hört jede Sprache, die in Europa
geſprochen wird, ja nicht ſelten auch die
des Orients. Die Räumlichkeiten in Aſtor
Houſe grenzen für einen Europäer an's
Wunderbare: mann könnte eine ganze
Armee darinunter bringen.
Beim Eintritt in den Speiſeſaal eines
Gaunſthanſes läßt der echte Yankee ſeine
Menſchheit vor der Thüre zurück. Seine
Redſeligkeit iſt verſchwunden; nur das
Thier iſt noch vorhanden und gekommen
um zu eſſen, nicht nm zu ſprechen An
der Bewirthung kann man nichts ans
ſetzen; aber es geht Alles viel zu ſchnell,
als daß man des Genuſſes froh werden
könnte. Ein Mittagßmal in einem euro—
päiſchen Poſtgaſthans währt eine Ewig
keit in Vergleichung mit dem in einem
amerikaniſchen Hotel. Das Rennen der
Kellner, das Wechſeln der Teller, das Ge~
klapwper der Meſſer und Gabeln, das
Rufen nach dieſem, das Schreien nach je
nem, das Knallen der Champagner· und
Sodawaſſerpröpfe Alles dies bewirkt
eine Vewirrung, gegen welche die von
Babel Ordnung geweſen ſein muß. Und
ſo treibt man's in Gegenwart von Damen
die indeß wir müſſen ihnen die Gerech
tigkeit widerfahren laſſen eben ſo rüůh
rig ſind als die männlichen Gäſte, wenn
es darauf ankommt, ihren inneren Men—
ſchen zu reſtanriren. Es iſt erſtaunlich,
welchen Takt und welche Entſchiedenheit
ſie dabei an den Tag legen.
John Bentley und ſein Mitflüchtling
konnten kaum ihre Ueherraſchung verber—
gen, als ſie dieſem außerordentlichen
Schauſpiel zuſahen. Sie waren in Man
cheſter wohl mit vielen Amerikanern in
Berührung gekommen, und hatten ſich an
ihrer ſeltſamen Ausdrucksweiſe und ihrem
Benehmen unterhalten, gelegentlich auch
mit ihnen geſpeist, aber in ihrer Heimat
nahmen re ſich ganz anders aus.
„Die leibhaftige Menagerie,“ flüſterte
Lin.
„Bost! Die Sache leidet das Athmen
nicht.“
„Sind Sie nie zu Liverpoo“in dem
zoologiſchen Garten geweſen?“ fügte drr
Zigenner bei. „Ich kenne den alten At—
kins wohl. Nichts geht über die Bären
zur Fütterungszeit “ ;
So kurz auch dieſe Bemerkungen wa—
ren, mußte doch der Sprecher die Wahr—
nehmung machen, daß er damit einige ſehr
einladend ausſehende Schüſſeln verpaßt
hatte, und begann nun bei den übrigen
hurtig zuzulangen, indem er ſich nach dem
Beiſpiele der zwei ihm gegenüberſthenden
Nachbarn richtete, von denen Einer ein
langer, derbknochiger Keutuckyer, der An
dere ein kleines, ſchmächtiges Männchen
mit derPhyſiognomie einer Krenzzucht von
Fuchs und Wieſel war.
„VBen,“ ſagte der Kenutuelyer, ſeinen
Nachbar auſtoßend, „ſoll mich der Henker
holen, wenn ich nicht glanbe, daß jener
Kerl ein Nigger iſt.“
Der kleine Mann betrachtete Lin zwei
felhaft.“
„Was iſt Eure Anſicht von dem Bur
ſchen?
„Kann ſeine Nägel nicht ſehen,“ verſetzte
Ben.
Lin ſchante umher. Es fiel ihm nicht
en! ein, daß dieſe Bemerkungen ihm
gelten konnten; aber John Benntley be—
ͤrif beſſer und erroöthete leicht. Er
kannte die Macht des Vorurtheils und
wußte wohl, daß ein Gaſt, der nur eine
leichte Beimiſchung von ſchwarzem Blut
in ſeinen Adern trug, an jeder amerika—
niſchen Wirthstafel Gefahr lief, mit Hohn
und Spott, vielleicht gar mit Fußtritten
fortgetrieben zu werden unter demn Grin—
ſen der ſchwarzen Aufwärter, welche die
Halbzucht ſogar noch mehr verabſchenen
als die Weißen.
Zum Glück verlief das Mittageſſen
ohne weiteres Geſpräch, und die übel zu
ſammenpaſſenden Gefährten zogen ſich
nach dem Rauchzinmer zurück, wohin
ihnen die beiden Gentlemen aus Kentucky
folgten. Vor dem Speiſeſaal machten
Letztere einen Augenblick Halt, um nach
Sättigung ihres thieriſchen Elements das
menſchliche wieder anzulegen.
John Bentley beſtellte für ſich und Lin
Sherry eobbler.
„Minz luleppe!“ brüllte der lange
Kentuckyer.
„Rum Punſch !“ rief ſein kleiner Lands-~
mann.
„Und wohlgemerkt, wir verlangen vor
ljenem Nigger bedient zu werden,“ fügte
der Rieſe bei.
Ich bitte mir die Frage zu erlauben, wel—
chen von uns Ihr mit dieſem Ausdrucek
bezeichuet,“ ſagte Mr. Bentley mit mög—
lichſter Ruhe in ſeiner Stimme, obſchon
ihm vor Entrüſtung das Blut kochte.
OHer Gentleman von Kentuckh begann
ſihn von unten bis oben zu muſtern, jagte
eine Rauchwoltke durch ſeine zähne und
ſpie ein· oder zweimal aus, ehe er antwor—
tetete ; ; 1
„Ich kalkulir, Ihr jeid ein Weißer,“
ſagte er.
„Natürlich.“ ~
„Dann könnt Ihr nicht gemeint ſein,
ſchätz ich.“
„Etwa ich?“ ſragte Lin, deſſen Farbe,
in der Wuth noch dunkler wurde.
„Ja wohl,“ verſetßte der grob tnochige
Beigel „Läßt Euch anſehen zeigt
Eure Naͤgel.“
„Naägel?“ wiederholte der Zgigenner,
der nicht verſtand.
„Habt Ihr keine?“
„Ja und Fäuſte dazu, wenn Ihr mich
noch weiter reizt.“ ;
„Was meinſt Du, Ben?“
„Kann's noch nicht ſagen,“ verſette der
Kleine. „Rechne, Ihr habt diesmal Un—-
recht hat zuviel Mundwert für einen
Nigger.“
Muß ich mir dieſen Schimpf gefallen
laſſen?“ rief Lin. „Ich bin ein Englän—
der.“
„Das wollen wir bald ſehen.“ Der
Kentuckyer faßte Lin's Handgelent, wäh—
rend der Kleine ihin die Fingernägel, das
untrüglichſte Zeichen afrikaniſcher Abtkunft
beſichtigte.
„Kein Zeichen,“ ſagte der Kleine.
„Ausgewaſchen altes Roß.“
„Schatz wohl, s iſt nie dageweſen.“
„Ich ſage Ench, ich bin ein Englaänder,“
wiederholte Lin.
„Alles recht,“ rief der Rieſe, ihn loslaſ
ſend. „Trinten wir darüber.“
Der Zigeuner antwortete darauf mit
einem wüthenden Schlag gegen die Schläfe
des Sprechers, ſo daß dieſer zu Boden
ſtürzte. Der Kentucther war jedoch im
Nu wieder auf den Beinen, grillte wie
wie eine wilde Kahe und ſtürzte auf ſeinen
Angtreifer los. Lin ein tüchtiger
Fauſttampfer, verſetzte ihm einen Stoß,
der ihn gegen die Wand ſchleuderte.
„Gebt mirx Euer Meſſer, Ben,“ brüllte
der unyold.
Der Kleine reichte es ihm ruhig hin.
„Ein Britiſcher ſeid Ihr ? Deſto beſſer.
Will einmal einen Britiſchen zuſtutzen
wie einen Zaunſtecken. Ho!“
„Wehrt Euch,“ rief ein anſtändig aus
ſehender junger Mann, der dem Streit
ruhig zugeſehen hatte, „wenn Ihr Eng
land wieder ſehen wollt.“ Zugleich gab
er Lin einen Revolver in die Hand.
Der Zigeuner ſchlug auf den Rieſen an
und rief: „Noch einen Schritt, und ich
gebe Feuer.“
„Wie weiß ich, daß Ihr's nicht doch
thut, wennn ich halte?“ fragte der Ame—
ritauer mit überraſchender Ruhe.
„Wir morden nicht in unſerm Land,“
verjetzte Lin.
„Vas wußte ich nicht. Ihr ſeht mir
eher nach dem Gegentheil aus.
„Laßt lieber Euren Streit fallen,“ ſagte
der Geuntleman, der ſo gelegen Lin zu
Hülse gekommen war.
„Es iſt nicht ſchön von Euch geweſen,“
entgegnete der Kentuckyer, „daß Ihr einem
echtgevornen Amerikaner abgeſtanden ſeid
einem Bürger des größten Landes auf
Erden oder ſonſt wo anders. Wer ſagt
nein dazu?“
„Er iſt ein Fremder.“
„Ihr hättet meinen Freund ihu ruhig
abbowien laſſen ſollen,“ bemerkte der
Kleine
„Euer Freund hat ihn beſchimpft.“
„Ich wollte ja mit ihm trinken. Ich
bin für Freiheit über die ganze Welt.
Wenn der Burſch ein Britiſcher und kein
Nigger iſt, ſo ſoll er zu mir herſitzen und
mit mir diosputiren.“ Mit dieſen Wor—~
ſten warf ſich der Rieſe in einen Stuhl,
legte das Bowiemeſſer auf den Tiſch und
ließ demſelben ſeine Beine nachfolgen.
Bentley betrachtete den Fremden fragend.
„Er kanns ohne Gefährde thun,“
ſagte dieſer. „Der Mann iſt zwar ein
Polterer, der nicht mit ſich ſpaſſen läßt;
aber er wird ſein öffentlich gegebenes
Wort in Ehren halten.“
„Seid Ihr ein echter Amerikaner?“
fragte der Kentuckyer den Sprecher.
„Von Pennſylvanien,“ verſetzte der
Friedenſtifter.
„Ah, wo die Quäker herkommen, kal—
kulir ich?“
Da John Bentley viele ernſte Gründe
hatte einen Streit zu vermeiden, der ſeinen
Namen in die Zeitungen bringen konnte,
ſo ließ er Cobblers, Minz Julep und Ci
garren herbeiſchaſffen. „Dies iſt unſer
erſter Tag in New York, bemerkte er. Für
Lin hätte es leicht auch der letzte
werden können. „Wir verſtehen uns noch
nicht auf den Ton der amerikaniſchen Ge—
ſellſchaft, und möchten weder gegen ihre
Gefühle noch gegen ihre Vorurtheile ver
ſtoßen.“
(Fortſetung folgt.)
Ausbruch des Veſub's.
.Dies furchtbare Ereigniß erſchien
mcht unerwartet; denn alle durch die Er
fahrung angegebenen Vorzeichen waren
zuſammengetroffen, um eine ungewöhn
liche Kalaſtrophe zu verkünden. Ein un—
t Brauſen war zu hören, Brun—
nen verſiegten, Waſſerdämpfe zerriſſen an
einigen Stellen die Rinde des Berges
und ſchlenderten große Schlackenmaſſen
empor. Dann ſtieg eine Feuerſäule über
den Krater, und dieſe Säule, ſie mag ant
ihre tauſend Fuß aufgeſchoſſen ſein. Dann
ergoß ſich ebenſo gewaltig als plötzlich
hier und dort nach vielen Seiten der
Strom dunkel glühenden, fenrig flůſſigen
Heſteiner Und eine Anzahl von Men—
ſchen, die theils gekommen waren, um
von nächſter Nähe das erhaben ·furchtbare
Schauſpiel zu betrachten, theils ſich be
mühten, einen Reſt ihrer Habe vor der
Feuersfluth zu retten, ſtarb, wie die bi—
bliſche Korah geſtorben iſt, indem ſich die
Erde unter ihren Füßen öffnete und ſie
dendes Waſſer über ſie ergoß. Noch wiſ
ſen wir nicht, ob die Wuth der Elemente
ſich gebrochen oder ob nicht vielleicht eine
jener großartig· ſchanerlichen Kataſtrophen
im Anzuge iſt, die Hereulanum und Pom—
peji begruben und die uns Plinins in ſo
anſchaulicher Weiſe geſchildert hat.
Es hat in dem Inneren unjſeres Conti—
nents in den letzten Monaten gewaltig ru—
mort. Anus allen Ecken und Enden ka—
men Berichte über Erdbeben. Zuerſt in
Ungarn, dann in Heſſen, dann nöͤrdlich in
Böhmen und in Sachſen bis zum Thü—
ringer Walde und ſpäter noch innerhalb
des illyriſchen Dreiecks. Die Vorſtellun.
gen, welche die Wiſſenſchaft aus einer
Reihe von Thatſachen ſich bezüglich des
Zuſtandes unſerer Erdinnern gebildet hat,
laufen darin zuſammen, daß die Maſſen
in einer Tiefe bon einigen Meilen ſich im
feurigen Zuſtande, in einem Zuſtande
größter Erhitzung befinden. Es iſt ſchwer
ſich eine Vorſtellung von den Tempera
turen zu machen, die da innen herrſchen
müſſen. Die intenſive irdiſche Verbren
nung, die wir kennen, iſt die des Sauer—
ſtoffs und Waſſerſtoffs, und die Tempera—
tur einer reinen Waſſerſtoffgasflamme iſt
etwas über 5000 Grad. Nimmt man
aber mit der Theorie an, daß die Erde
aus einem nebeligen Stoffe ſich verdichtet
hat, ſo würde die aus dieſer Verdichtung
hervorgehende Wärme hinreichen, um
eine Temperatur von 25 Millionen Gra—-
den zu erzeugen. Das geht über das
menſchliche Vorſtellungsvermögen weit
hinaus. Die Exiſtenz von Vulkanen aber,
die Geſteine in flůſſigen Zuſtand hinaus
ſchleudern, zu deren Schmelzung unge
mein hohe Temperaturen nöthig ſind, iſt
nicht der einzige Beweis dafůr, daß ſich
das Erdinuere thatſächlich im fenrigen
Zuſtande beſindet, man hat eine regel
mäßige Zunahme der Wärme mit der Zu—
nahme der Tiefen, zu denen man in der
Erde vorgedrungen iſt, beobachtet und die
Arbeiter in den tiefſten Kohlenſchächten
Englands müſſen ſich entkleiden, weil die
Waͤrme bereits zu groß iſt, als daß ſie ein
Kleid vertragen könnten. Das Ausſtrö
men heißer Quellen bietet einen weiteren
Beweis für die von der wiſſenſchaftlichen
Theorie behanptete Thatſache. Wo die
Waſſer in den inneren Faltungen der Ge—
ſteine bis zu einer beträchtlichen Tiefe
niederſinken können, müſſen ſie in derſel
ben hohe Temperaturgrade erlangen.
Man iſt ſo zur Vorſtellung gelangt, die
insbeſondere von Falb vertreten wird,
daß der feurig ·flůſſige Inhalt der Erde
wie ein Nußkern in der Schale ſteckt, oder
I. Stern., Herausgeber.
Laufende Nummer 61.
Ivielmehr wie der ſüße Inhalt eines Li
queurbonbons in der Zuckerhůlle. Und
des weiteren wird derſelben Theorie zu
ſfolge behauptet, daß ſie, wie die auf der
Oberflaͤche der Erde beſiudlichen Waſſer—-
maſſen durch die Einwirkung der Anzie
hungskräfte des Mondes eine Ebbe und
Fluth zeigen, ebenſo auch die im Innern
befindlichen Feuermaſſen denſelben An
ziehungskräften gehorchend eine Fluth und
ſeine Ebbe zeigen müſſen. Was aber ge
ſchieht bei einer Fluth? Die Flüſſigkeit
ſteigt hoch an. Nun iſt aber die innere
Flüůſſigkeit eingeſchloſſen und muß dann
gegen die harte Rinde anſtoßen, woraus
Erdbeben entſtehen. Iſt aber irgendwo
Jein Spalt, der hinabreicht in das Feuer
helement, dann ſteigt daſſelbe in ſolchem
Falle ans, und es treten, indem es Waſ
hſermaſſen und entzündlichen ſchmelzbaren
Stoffen auf ſeinem Wege begegnet, alle
ſdie Erſcheinungen auf, die wir an den
Vulkanen beobachten. Die hochgeſpann
ſten Gaſe und Dämpſe ſchleudern dann
init der Kraſt, gegen die die Wurſfahigkeit
der ſtärkſten Armſtrongkanone ein Kin—
derſpiel iſt, ungehenere Felsblöcke in die
Höht und in das Toben des inneren Feuer—
kampfes miſcht ſich das Spiel elektriſcher
Erſcheinungen, Blitze durchzucken die
Rauch und Fenergarben, heftige Ge—
ſwitter treien auf und manchmal geſchieht
ſes, daß ein Aſchenregen viele Meilen im
ſUmtreiſe von dem Centrum des Aus—
bruches auf Land und Meer fallt, den
Tag zur Nacht verwandelnd.
Die grüne Pflanzendecke, das unendlich
reiche Thierleben und der Menſch ſelbſt,
das denkende Weſen, ihnen allen iſt eine
Schlacke die Heimath. Denn was an—
ders iſt die Erdrinde, als eine Schlacke
des feurigen Erdkernes? Höchſtens noch
der Schlamm und der Niederſchlag von
Ge wäſſern und von chemiſchen Proeeſſen,
die ſich eingeleitet haben und ſich in unun—
terbrochener Reihenfolge fortſetzen. Jene
vnltkaniſchen Kräfte, die einſt die ganze
Welt breherrſchten, ſie ſind noch vorhanden.
Noch arbeiten ſagt der große Natur—
forſcher Hehmholz in ſeinem Buche über
ſdie Wechſelwirkung der Naturkräfte
dieſelben Kräfte der Luft, des Waſſers
ſund des vulkaniſchen Innern an der Erd
rinde weiter, welche frůhere vulkaniſche Re
volutionen verurſacht und eine Reihe von
Lebensformen nach der anderen begraben
ſhaben. Sie werden wohl eher den jüng—-
ſten Tag des Menſchengeſchlechts herbei
führen, als die weit entlegenen Veränder
ſungen am Himmelsraum an der Sonne
und an den Geſtirnen, und uns zwingen,
vielleicht neuen vollkommneren Lebens—
-1 t
ſformen Platz zu machen, wie uns und
lunſeren jetzt lebenden Mitgeſchöpfen einſt
ſdie Rieſeneidechſen und Mammuths Plah
ſgemacht haben..
—neberfhwenm gen baben in den Elb
niedrungen große Berrern angerrichtet. Auch in
Oberſchwaben haben Ueberſchwemmungen ſtattgefun~
den. Der Neckar iſt faſt in ſeinem ganzen Laufe
ausgetreten. ln Heſſendarmſtadt, zwiſchen Bens
heim und Roßdorf und weſtlich bio ͤach Pfungſtadt.
ſhat ein Unwetter am 18. Mai, viel Verberrungen an
gerichtet. Ungeheuere Waſſerfluthen, welche gleich
zeitig mit Schloßen von der Groͤße einer Haſelnuß
bis zu derjenigen eines Hühnereies, vom Himmel
ſtürzten, haben in den erwähnten Gegenden die ge
ſammte Getraide -Obſt-Wein- und Reps-Erndte
vernichtet. Die Bergſtraſſe mit ihren Weinbergen,
der vordere Odenwald und die von Darmſtadt nord
weſtlich gelegene Sandgegend wurden beſonders
heimgeſucht. Die Noth an einzelnen Orten iſt ſo
get daß die geaͤngſteten Vewohner Sturm läuteten.
aͤuſer ſtürzten ein, Vieh ertrank in den Ställen, und
ſman fürchtete auch füͤr Menſchenleben. Hier ſpeziell
hin Darmſtadt, durchbrach der Damm ſeine Eindaͤm
mng, und verwandelte ſo, ein Bild der grauenhaf~
ſten Zerſtoörrung hinterlaſſend, das Blumenthal'ſche
Stadtviertel in einen tiefen, weithin ausgedehten See.
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Zur Geſchichie der Nadel. Die
Nadel ſtammt erſt aus dem 15. Jahrhundert. Erſt
ſum 1410 begannen die Nadeln die Dornſtacheln zu
verdrängea, deren ſich arme Leute zum Befeſtigen
ihrer Gewaͤnder bedienten und die ſilbernen und gol—
denen Stifte, welche die Reichen zu gleichem Zwecke
anwandten. Der Erſinder der Nadel war ein
Drahtzieher in Pario, Tourangeau mit Namen.
Die Schwierigkleit der Herſtellung machte anfänglich
die Nadeln zu ſeltenen und toſtbaren Dingen, und
ihres hohen Preiſes halber, waren ſie ein Gegenſtand
den man ſonſt nur auf furſtlichen Toilettentiſchen be-~
gegnete. —So rrin eine Büůchſe mit Nadeln unter
tden Gaben, welche die Tochter Ludwigso des Elften
von Frankreich bei ihrer Vermählung als Nitaiſt er~
»hielt, und der bio auf unſere Tage getommene Aus~
drud „Nadelgeld“ weiſt ſchon darauf hin, wie einſt
; dieſer ſo ordinaͤre Gegenſtand eine beſondere und ſteto
mit hohen Zahlen angeſetzte Rubrit in der Summe
jder einer Frau ausgeſetten Gelder bildete. Zu dieſer
Zeit brachte ſie die ſchoöne und ſpater ſo maleiide
Anna Boleyn mit aus Franlreich und vielleicht iſt
das noch hente im Volke verbreitete Vorurtheil, es
bringe Unglůck, Jemandeu eine Nadel zu ſchenken,
denn dieſelbe „ſtech· die Liebe ab“, auf die bejam~
„ſmernswerthe Fuͤrſtin zurückzufuͤhren.
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Ein Mutterherz.
; Schlaͤgt noch ein treues Mutterherz
In Lieb' und Sorg' fůr Dich,
Das jeden herben Erdenſchmerz
Dir lindert ſanftiglich,
; So lenke Deiner Schritte Lauf
In Gottes ſchoöͤne Welt
Und ſend' ein Denttre hinauf
: Zum lichten Himmelszelt!
; Und haſt Du dieſes hehre Gut
Gebettet ſchon zur Ruh, ;
Und drückteſt, ſchwach und klein an Muth,
; Die treuen Augen zu, ;
; Zu ihrem Gradbe ſollſt Du geh'n ;
; Und Blümlein pflanzen d'rauf,
Dann wird es grüßend Dich umweh'n,
Den Muth Dir richten auf!
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Tritt nicht darauf!
~ Stellt ſich ein Blůmlein Deinem Lauf
; Im Frühjahr hold entgegen,
So achte ſorgſam wohl darauf,
; Stor' nicht Dſeinaſeinsregen,
Tritt nicht darauf, tritt nicht darauf!
e Und findeſt Du ein Herz wo auf,
Das treu Dir iſt ergeben,
: An dieſer Stelle bemm' den Lauf,
e Möogſt Du's zu Dir erheben,
r Tritt nicht darauf, tritt nicht daranf!