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Alſlgemeine ichten und
Betra e
Es wird vielen unſerer Leſer bekannt ſein, daß
Herr Charles Pe a bo d v, Banquier in London, ein
großes Vermäͤchtniß hinterließ, deſſen Intereſſen zur
Forderung der Staatoſchulen in den ſuͤdlichen Staa~
ten beſtimmt ſind. Virginien erhieht im vorigen Jahr
$26,900, Nord-Carolina 11,500, Sud~Carolina
(deſſen Schulfond von nahe an F 500,000 von den
noͤrdlichen Carpetbaggers geſtohlen wurde) F 50,000,
Georgia ʒ7OOO, (Zweidrittel des Schulfonds wurden
entwandt.) Florida F 6950, Alabama F 9200, Niſ~
ſiſſippi F 5350, Louiſiana 7000, Arkanſas 38650,
Tenneſſee 26,900 und Weſt-Virginien 17,560.
Es iſt uns nicht einleuchtend, nach welchen Grund~
ſaͤhen dieſe Gelder verausgabt wurden. Wenn man
für die Weißen in Suͤd-Carolina nichto thun will,
ſo ſollte man ſich doch der Farbigen annehmen, in
einem Staate der von den Nordlichen bis auf's Blut
auegeſogen wurde. Privatſchulen und hoͤhere Bil~
dungoanſtalten haben keinen Anſpruch auf Unterſtüͤt~
ung. Jedoch gerade in den lepteren waͤre die Hilfe
zur Ausbildung des Talentes am nothigſten, nicht
nur weil die Koſten weit bedeutender ſind, ſondern
auch weil das Studium viel mehr Zeit erfordert.
Nicht darauf kommt es an, daß der Menſch Leſen
und Schreiben kann, ſondern auf das was er lieſt
und darauf, daß er ein Vergnuůgen daran findet ſich
durch Leſen weiter fortzubilden, und ſeine erworbenen
Kenntniſſe zu ſeinem eigenen Wohle und zum Nuhen
ſeiner Mitmenſchen anzuwenden. Das ſeden die
Herren nicht ein. Wenn aber „Blinde die Blinden“
leiten wollen, ſind Beide in Gefahr in die Grube zu
fallen.
ln den engliſchen Zeitungen erregt ein gewiſſer
Stanley, Correſpondent des,„New York Herald“
ungewoͤhnliches Aufſehen. Seit mehreren Jahren
batte der beruühmte engliſche Reiſende, Dr. Living~
ſtone, der es ſich zur Aufgabe machte, das Innere
von Afrika zu erforſchen, nichts von ſich hoͤren laſſen.
Seine Freunde fürchteten daß er im Dienſte der
Wiſſenſchaft ſetin Leben eingebüßt habe. Da unter-·
nahm es ein gewiſſer Stanley, vom „New Hork
Herald“ dazu aufzefordert, über das Schickſal
des Dr. Livingſtone zuverlͤſſige Nachrichten einzu~
ziehen. Er folgte den Spuren ſeines Vorgängers
bis iu die Gegend der Nil-Quellen, und wie er ſchrieb
fand er nicht nur den Geſuchten am Leben, ſondern
wurde auch von ihm mit Briefen an die Freunde des
Dokltvrs beauftragt, und das Ergebniß ſeiner de
ſchungen der geſthrien Welt mitzutheilen. Dieſe
geographiſchen Nachrichten nun ſind es gerade,
welche bei vielen Gelehrten Europas Zweifel an der
Wahrheitoliebe des Stanley erregen, und dagegen
der Vermuthung bereitwillige Aufnahme erwecben,
daß Alles was Stanley uüber ſein Zuſammentreffen
mit Dr. Livingſtone ſagt, erdichtet ſei. Der Beſchul
digte findet deſſen ungeachtet ſelbſt in den hoöheren
wiſſenſchaftlichen und ſozialen Kreiſen nicht wenig
Freunde und Vertheidiger welche die entgegengeſeß~
ten Anſichten geltend zu machen ſuchen. Waͤhrend
Stanley nun in Paris und London in wiſſenſchaft
lichen und ariſtokratiſchen Zirkeln mit einem ſchmei~
chelhaften Willkommen begrüßt wird, ſtellt ihn dage
gen ein anderer, in der „New York Sun“, ein ge—
wiſſer Noe, deſſen Zeugniß wenigſtens eine gewiſſen
bafte Pruüfung verdient, als einen Mann von hoͤchſt
unzuverlaſfigen Charakter dar, und ſucht die Ausſa
gen durch eine Lebenoſchilderung des Mannes zu
verdãchtigen.
Ein Baltimore „Nimrod“ ging auf die Jagd,
und ſchoß in ein Weopenneſt das er fuür ein Eichhoörn
chen anſah. Bei ſeiner Ruckkehr in die Stadt er
kannten ibn ſeine Freunde kaum wieder, ſo dick
war ſeine Naſe geworden.
ln den neun Dampfſchiſfen, die zwiſchen New
Hork und Europa ihre Fabrten machen, murden waͤb—
rend der lehten drei Monate 20,000 Reiſende befoördert.
In Charleſton hat das Herbſtgeſchaͤft bereits
angefangen. Die erſten 1500 Buſhel Reis kamen
vor zwei Wochen von Jahoſe-loland dort an.
In der am 24. Auguſt endenden Woche ſtarben in
Charleſton im Ganzen 29 Perſonen.
Eine deutſche ultramontane gzei
tung, ſagt uüber den Papſt das Folgende:
„Der Papſt hat in ſeiner Sanftmuth nur zu viele
Conceſſionen gemacht. Jeyht ſieht er, daß die Zeitder
Barmherzigkeit voruüber, und daß über kurz oder lang
eine Periode eintreten muß, wo die Gerechtigkeit ihren
vollen und unerbittlichen Vollzug haben wird.
Wenn die Staaten aufbhoren, die Kirche offen anzu
erkennen, ſo wird auch die Kirche bald genothigt ſein,
den Staaten ihre Anerkennung u verſagen. Die Welt
wird dann einem Schauſpiel gräulicher Verwüſtung
beiwohnen, und die Regierungen durften ſtch täͤuſchen,
wenn ſie glauben, daß die Maſſen hinter ihnen ſtehen
werden. Preußen draͤngt auf die Zeit zu, wo das
Maaß der Geduld überlaufen muß und es iſt möglich,
daß dieſe Geduld gerade in dem Augenblick aufhoͤrt
wo die Monarchie ein großes Intereſſe daran haͤtte,
die Friſt noch etwas verlängert zu ſehen.“
Die Unruhen in Belfaſt zu Ende. Die Ord
nung iſt in der ganzen Stadt wieder hergeſtellt und
bofft man, daß fuür die Zukunft kein eGewaltthätigkei—
ten mehr vorkommen werden. Während des Auf
ſtandes ſind im Ganzen gegen 1000 Gebaͤude, oöffent—
liche und private, theilweiſe demolirt und geplündert
worden. Der Verluſt iſt bis jept noch nicht feſtge~
geſtellt, doch iſt es ſicher, daß derſelbe ziemlich be~
trachtlich ſein wird.
Franzoſiſche Marſchaͤlle. Seit der Creirung
der Marſchallowürde unter Franz dem Erſten, iſt
Bazaine der ſechſte Marſchall von Frankreich, welcher
vor das Kriegoögericht geſtellt wird. Der erſte war
der Marſchall Ret, angeklagt des Landeoverratbo,
oder richtiger, wiederholter Empoörung gegen ſeinen
Souverain, den Herzog Johann VI. von Burgund.
Er wurde im Jahre 1440 gehenkt und ſein Leichnam
verbrannt. Der zweite war der Marſchall Byron,
tin Freund und Waffenbruder Heinrich IV. Un—
geachtet der vielen von letzterem empfangenen Gna
denbeweiſe, zettelte er gemeinſchäftlich mit dem Koͤnige
von Spanien eine Verſchwoörung wider den älteren
Bourbon an. Heinrich IV. war bereit, ihm zu ver~
zeiben, wenn er ſeine Verbrechen geſtehen würde; da
er jedoch laͤugnete, ließ Heinrich das ſtrenge Recht
walten und Byron wurde im Jahre 1602 auf dem
Greveplat entbauptet. Der dritte auf dem St
geſtorbene franzoöſiſche Marſchall war Marfillac, wel~
cher 1632 wegen Verſchwoörung und Meuterei gegen
den Cardinal Richelieu hingerichtet wurde, deſſen
zweites Opfer in demſelben Jahre und aus gleichen
Urſachen der Marſchall Montmorency war. Der
fünfte und beruühmteſte Marſchall Frankreichos, wel~
cher die Todesſtrafe erlitt, war der Marſchall Nev,
der wegen Verratbes an ſeinem neuen Herrſcher am
7. Dezember 1815 erſchoſſen wurde. Bazaine iſt
ſonach der einzige franzöſiſche Marſchall, der wegen
ſchlechter Fuͤhrung vor dem Feinde dem Kri egogerich
überliefert wird.
Folgende neue Ziffern über die Anleihe ÿ·Sub~
ſcriptionen moöͤgen noch von Intreſſe ſein: Belgien
zeichnete uüber 74 Milliarden, Norddeutſchland 1
Milliarden, worunter Berlin 34; daos Haus
Rotbſchild in London 23 Milliarden; Conſtantinopel
eine halbe Milliarde; Bombay 22,500,000 Franes.
Ein Erlaß der roͤmiſchen Curie, erhebt den
Cemten Genf zu einem Bionhum
—Von der franzoſiſchen Anleihe wurden 20 Mil
ienen im Inland und 23 Bitlionen im Ausland
gezeichnet.
Die Optienen in Elſaß Lothringen betragen
bis jett bei einer Einwohnerzaht von 2,000,000 eine
Geſammtzahl von 16,000 Maänner, Frauen und Kin~
der. Davon ſind in Met 7000 Muhlhauſen 2000
Der drohende Handel zwiſchen Deutſchland und
Tunis iſt beſeitigt. Zwiſchen deu Banquier Erlan~
ger und dem Bay iſt eine gutliche Ausgleichung zu
Stande gekommen. :
Temperatur in Europa. lntereſſant iſt eine
kurzlich in Paris erſchienene Le temperature de
Haropa ae Weher betitelte vergleichende Ueber~
ſicht der Sommerhitze in den verſchiedenen Jahren
mit 1014 beginnend bis auf die heutige geit.
Der Autor giebt darin an, daß im Jahre 1014 die
Hihe ſo bedeutend war, daß in Elſaß und Lothringen
Brunnen und Flüůſſe verſchwanden, 1132 der Rhein
austrocknete, 1152 die Hihe einen ſolchen Grad er~
reichte, daß man Eier im Sand kochen konnte, 1277
viele Menſchen und Thiere der Hitze erlagen, 1303
der Rhein und die Donau trockenen Fußes zu paſſiren
waren, 1394 die Ernte vertrocknete, 1538 in Frank
reich die Seine und Loire vollſtͤndig austrockneten,
1566 eine große Dürre über ganz Europa verbreitet
war, 1615 in Frankreich und in der Schweiz die
Brunnen und Teiche vertrockneten, ebenſo heiß waren
die Jahre 1646, 1678 und 1701. Im Jahre 1715
regnete es vom Maäͤcz bis Oltober nicht ein einziges
Mal, das Getraide verbrannte und die Flüſſe trock
aeten aus. Die Hipe ſtieg bis 30 Reaumur in
bewaſſerten Gaͤrten bluüͤhten die Obſtbäume zweimal.
1724 und 1741 war die Hibe gleichfalls außerordent
; lich groß, ebenſo 1765 und 1811; 1815 wurden we
gen der großen Hitze in Frankreich die Theater ge
ſchloſſen, das Thermometer zeigte 40 R. In den
Jahrea 1830 und 1832 ſtieg die Hitze bis auf 35 R.,
ebenſo heiß waren die Jahre 1835, 1850, 1851, 1861,
1864, 1569 und 1870. ln dieſem Jahre, wo wir
doch die heißeſten Tage noch zu erwarten, iſt das
Thermometer bis auf 30 R. geſtiegeu. Menſcheu
und Thiere ſieht man ermattet durch die 2
ſchleichen und eiſrig den Schatten ſuchen. Kein Re
gen böchſtens Morgens einige Tropfen, nicht genug,
um der den ganzen Tag den glühenden Sonnenſtrah~
len ausgeſetzten Erde eine Erquickung zu gewaͤhren.
Wir haben wieder einen heißen Sommer.
Die Liquidation der paͤpſtlichen Armee liefert
Stoff zu den heiterſten Geſchichten. Sie war z. B.
ſaus nicht weniger als 33 verſchiedenen Nationali~
ſtaäten zuſammeugeſetzt. Sogar drei Chineſen befan
den ſich darunter.
Aberglaube. Berliner Blaͤtterer zählen:
„Einer unſerer erſten Aerzte wurde dieſer Tage
Abends in eine gut fituirte bieſige Familie gerufen,
in welcher der Erſtgeborene heftig an Kraämpfen er~
krankt war. Bei ſeinem Erſcheinen fand er bereits
ein Hausmittel, Baldrianthee, angewandt, doch da er
in der Taſſe, in welcher der Thee enthalten war, ein
Stuͤckchen ſchwarzen Stoffes ſchwimmen ſah, und ſein
Erſtaunen daruüber ausſprach, erfuhr er, es klingt un~
glaublich, daß dieſer ſchwarze Stoff der abgeſchnit~
tene Zipfel des Hochzeitsfraks des jungen EChemannes
war, der mit dem Thee aufgekocht
war, da der Aberglaube in der Heimath der Frau
dies als einziges Mittel gegen Kraämpfe bei Erſtge~
ertnen bezeichnet. Geſchehen zu Berlin, im Jahre
1 12.
Zum Leben zurůckgekehrt. Neapel, 6. Auguſt.
3wei Arbeiter, welche dieſer Tage an unſerem Kirch~
hofe vorbeiwanderten, wurden auf leiſe klagende
Toͤne aufmerkſam, welche von der Staätte der Todten
her zu kommen ſchienen. · Sie ſchlugen die Richtung
ein, welche ihnen durch die Tone angezeigt erſchien
und gelangten zur Capelle, in welcher die Leiche eines
jungen Maäͤdchens auf der Bahre lag. Daſſelbe war
ſtarr wie eine wirkliche Leiche, hielt die Augen ge~
ſchloſſen und gab doch von Zeit zu Zeit jene Klage~
laute von ſich. Sie wurde nun wieder zu den Ihri-~
gen gebracht, wo ſie nach einiger Zeit wieder zur Be
ſſinnung und zum freiem Gebrauch ihrer Glieder kam.
Jeyt iſt ſie vollſtaͤndig hergeſtellt.
Heimath einzelner Pflanzenarten. Die Erbſe
ſtammt aus Egypten, der Sellerie aus Deutſchland,
die Kaſtanie aus Italien, die Zwiebel aus Egypten,
der Tabak aud Virginien, die Citrone aus Griechen~
land, der Hafer aus Nord~Afrika, der Roggen aus
Sibirien, die Maulbeere aus PVerſien, Peterſilie aus
ſSardinien, Spinat aus Arabien, die Sonnenblume
aus Peru, die Georgine aus Meriko, Wallnuß
aus Perſien, Pferde ·Kaſtanie ans Thibet, die Gurke
aus Oſtindien, der Rettig aus China und Japan,
der Mobn ebenfalls aus Aſien, Apfel und Birne aus
ſEuropa. .
j
Politiſches.
Wenn dieſes Blatt unſern Leſern zur
Haud kommt, ſo praugt ſchon Berlin im
Feſtſchmuck der „Drei Kaiſer Zuſammen—
kurft“ Einen Fürſtencongreß ſollte man
es nennen, denn wahrſcheinlich werden we—
nigſtens alle Potentaten Deutſchlands, der
Koöͤnig der Bayeru mit eingeſchloſſen, in
den künftigen Tagen die Hauptſtadt beſu—
ſchen.
Ohne uns in unfruchtbare Vermuthun—
lgen einzulaſſen, geben wir dem Gedanken
Raum, daß die Liebe und das allgemein
gefühlte Bedürfniß des Friedeus als die
gentliche Urſache des Ereigniſſes anzuſe—
hen iſt. Oeſterreich will ſich mit Rußland
ausſoͤhnen Anch der Sultan hat ſich mit
dem Khedive ausgeſöhnt, und dem letzteren
erlaubt, Abyſſinien zu bekriegen. Muha—
medaniſche Einwohner haben ſich über den
Druck der abyſſiniſchen Chriſten beklagt,
und dieſe Klage wird als Grund der Feind—
ſeligkeiten augegeben. Die Erxekutions—
mannſchaft, bei der ſich viele europaiſche
und vielleicht auch amerikaniſche Abeuten—
rer beſinden, ſteht unter dem Befehl des
Schweizers Muntzinger. Eine ſaubere
Geſellſchaft, viel Ehre iſt dabei nicht einzu
lernten. Die polniſchen Blaͤtter beſchaͤfti—
gen ſich erwiegend mit dem hundertjahri
gen Gedenktage der Theilung Polens, und
laſen die Hoffnung auf die Wiederherſtel—
lung des Reiches nicht ſinken So lange
aber der Einfluß der Adelskaſte die ſoziale
und politiſche Vedentung des Bürgerſtan
des, wie bisher, bedentend überwiegt, iſt
lan das Geliugen irgend eines Unteruehb—
mens uicht zu denken.
Nicht nur der Kaiſer von Rußland, ſon
dern auch der Thronfolger, und Großfürſt
Nitkolaus Bruder des Kaiſers, nebſt Fürſt
Gortſchakoſf werden ſich nach Berlin bege—
ſben
In Oeſterreich erregt die Theilnahmce
des Kaiſers an der Zuſammenkunft allge
meine Befriedigung. Der Herr Boöru—
lſtein, Correſpondent des, Cneinnati Volts
blattes neunt dice Wiener und alle ande
ſren Dentſchen, die an das Ericheinen des
Geſpenſtes in der Hofburg glauben, dumm,
1 ~
ſund nart das nentener Volt iſt vi
zu aufgeklärt an ſolche E gen zi
t dih h Vergleiche unt
Aeußerungen, wie die des Herrn Boörnſtein
und ähnlichet Lortelpendenten~ verlieren
unſere Deutſchen in Amerika den Glauben
an ihren eigenen Werth, und wo dem
Amerikaner die unreifen, unůberlegten
Urtheile tines Börnſtein zugänglichwer~
den, wird er auf das Dentſchthum nur
mit Verachtung herabſehen. Um den
außerſt ſchädlichen Einfluß ſolcher Corres~
pondenten an's Licht zu ziehen, ſei es uns
vergönnt, noch einige Worte der Geſchichte
zu widmen: Es wird allgemein einge~
ſtanden, daß etwas in der Hofburg ſich zu—
getragen habe, der Hofkaplan Maher wird
beſchuldigt, ſich als Geſpenſt verkleidet zu
haben. Eine Abtheilung des Regiments
Benedeck war auf Wache. Man nennt
Schiman als den Namen des Soldaten,
der das Geſpenſt verwundete.
Sollen das die Wiener und die Dent
ſſchen nicht glauben?
Nein, wenn ſie das glauben ſo ſind ſie
ſdumm, viel dümmer wie die Amerikaner,
ſo ſagt Herr Boörnſtein, der berůhmte.
Bitte, wer ſind die Amerikaner?
Die Anerkennung der Souveränität
des Volkes, und die trene Beachtung acht
demokratiſcher Grundſaätze und Pflichten,
darin beſteht die amerikaniſche Nationali
taͤt. Doch man höre Herrn Börnſtein.
„Wenn man in Amerika dem
ſtmpelſten Farmer erzählen
würde, daß im Weißen Hanße
in Waſhington ein Geriſt er—
ſchienen ſei“ (bitte ſehen Sie hinzu,
daß er nach dreimaliger Erſcheinung von
dem in der vierten Nacht wachthabenden
Poſten Namens N. N., von dem Regi
mente No. angehalten, verfolgt, verwun—
det, von den hinzugezogenen Bedienten
hinweggetragen, ſich als ein Beamter des
Weißen Hauſes entpuppt habe)“, ſo würde
er herzlich lachen, aber „nicht daran glau—
ben“ „Würde man ihm weiter
erzaͤhlen.. daß dieſer Geiſt ei.
gentlich kein Geiſt ſondern ein
vderkleideter Demokrat
sei der den Präſidenten Grant
ſchrecken und ihnzum Wider—
rufe der Kuklurx-Geſetze bewe—
gen wollte (ſetzen Sie hinzu daß das
Ereigniß durch alle Beamtenſtufen hin
durch zuletzt an höchſter Stelle gemeldet
wurde, und daß der Präſident bemerkte
man ſolle kein Aufſehen erregen) ſo wüůrde
der Amerikaner ſagen „LYou are al
dam'd fool.“ nnd eine Zeitung die ſolchen
trash weiter erzählen und diseutiren wollte
würde einfach ausgelacht werden“
So weit Herr Börnſtein. Die Ge
ſchichte des Geſpenſtes iſt uns und vielen
andern höchſt gleichgültig. Aber das
darf uns nicht gleichgultig ſein, daß man
dem alten Vaterland nur „Verdum
mungsanſtalten“ zuſchreibt, und unſere
Verwandten jenſeits des Ocean ſo weit
unter den Amerikanern ſtellt, wie ſie über
ihm ſteht, · Wer thut das? Herr Boöͤrn·
ſtein und ſeine Collegen. Wir dürſen
uns glücklich ſchäten, daß dieſe Leute
nicht Weltgebieter ſind. Herr Böoͤrnſtein
ſagt, daß man nicht mehr an die Spiri
tualiſten glaubt. () Nun man glaubte
doch, und das iſt hinreichend. Man
ſglaubte doch die Geſchichte von dem
Rhinozeros, das wild wurde, und unend
lichen Schaden that, ſelbſt die Cineinnati
Zeitungen tiſchten ihren Leſern den Un
ſinn als Wahrheit auf. Man glanbte
doch daran, was Herr Börnſtein und an—
ldere erzählten, daß die ſogenannten Skla·
unrre Ungeheuer, ein Auswurf der
Menſchheit, Tyrannen ſeien, obgleich hun
derte die ſich in dieſe Gegenden hinein·
fwagten, ſich ſehr ſchnell heimiſch und
glücklich fühlten. Man glaubt doch bis
hheute noch an die Kuklux Geſchichten.
Bis heute noch glaubt man bereitwillig
jede Nachricht, welche die ſüdlichen Staa—
ten in ein ungünſtiges Licht ſtellt. Hun—
dert Sekten, auch die Mormonen, Frei
denker, Taſchenſpielel, Schwindler Bau—-
ernfanger, vorgebliche Grefen n. Prinzen,
finden ihre Gläubigen
Wer könnte die Namen alle nennen?
ſie alle finden Glauben. Es giebt nir
ſgends in der Welt Lente die in der Leicht~
ſgläubigkeit, und in der Virtuoſität des
Köhlerglanbens von den amerikaniſchen
Bekannten des Herrn Börnſtein könnten
übertroffen werden.
3n Sachſen, daß unter einer Einwoh
nerzahl von zwei und einer halben Mil
üen nur 50,000 Katholiken zählt, bekäm
pfen ſich die Ultramontanen und die Pro
teſtanten mit großer Erbitterung. Der
; Krouprinz. ein edler Mann, von verhaätt
nißmäſſig liberalen Anſichten hat keine
Nachtommen. Die Kinder des Prinzen
Georg werden wahrſcheinlich die Nach—
folger auf dem Thron. Die Mutter der—
ſelben, eine portugteſiſche Prinzeſſin, läßt
ſſie von Jeſuiten erziehen, und das ver—
kündigt den Proteſtanten keine erfreuliche
Zukunft. Man hofft jedoch, daß der re
gierende König ſich ins Mittel legen, und
·dafůr ſorgen werde, die Erziehnng ſeiner
Entel liberalen Ideen zugänglich zu ma—
chen. Die Däuen ärgern ſich darüber,
daß den Deuntſchen alles zu gelingen
ſcheint. Die oft erwähnte ſchleswig- hol
ſteiniſche Frage können üe ſich noch nicht
·gänzlich aus dem Sinne ſchlagen. Leider
·ſind die Städter Partei und die Bauern
Partei unter ſich uneinig und zu geſpannt
thum über die gehegte Hoffnung auf Frant
rrichs Hülse hinaus vorzugehenu.
Iu Berlin herrſcht Mißſtimmung über
die Stellung die München und Stuttgart
zum dentſchen Reich einnehmen, hoffent
hlich wird die bevorſtehende Zuſammen
tunft der Fürſten angenehmere Farben
ſſür das Baud der Einheit waͤhlen.
Jlun Darmſtadt ſteht die Regierung un
hier Leitung bejahrter Staalsmaͤnner, de
ren Talente den Forderungen der Gegen
ſwart nicht gewachſen ſind Aufſehen
ſund Berdruß erregen die Liebſchaften des
Großherzogs, der mit einem Frl Appel,
ſeiner ehemaligen Ballet-Elevin in mor·
—— —SSff ——
ganatiſcher Ehe lebt. Der Umſtand, daß
ihr im Palais die Zimmer der verſtor
Lenen Großherzogin eingeräumt wurden,
hatt in Rußland unverhehlten Unwillen
erregt. 23
In Frankreich, iſt Herr Thiers Beherr
ſcher der Sitnation. Der ungeheure
Erfolg der Anleihe erklärt ſich darans,
daß die hervorragenden Banquiers hoffen~
die erworbenen Staatspapiere mit Ge—
winn an kleine Capitaliſten abzutreten.
Füůr das Capital giebt es nur ein Krite
rium läßt ſich am Courſe verdienen?
Es „xagt nicht nach Zahlungsfähigkeit
ſondern nach den
Numbus den daſſelbe umgiebt.
Seine königl. Hoheit der Prinz von
Wales wird ans dem Wogen geſchaukelt
und fiſcht; ſein kaiſerlicher Bruder Napo—
leon 11. vergnügt ſich im Seebade.
Die Radikalen in Spanien, haben bei
den letzten Wahlen eine große Stimmen—
mehrheit erhalten; ſie unterſtützen die
Regiernng.
Üeber unſere einheimiſche Politik iſt die—
ſes zu bemerken. In Weſt-Virginien ha—
ben die Demokraͤten geſiegt. Es iſt nicht
wahrſcheinlich, daß ein dritter Candidat
ſfürs Präſidenten-Amt ernannt werden
wird. Greeley hat erklärt, daß er nur er—-
probte Staatsmänner in ſein Cabinet be—
rufen, nur dem Verdienſtvollen ein Amt
ſertheilen werde. Das iſt ſchön Wird es
ihm gelingen? Anſtatt zu ſtreben, dieſen
Vorſatz zn ſtärken und zur Geltung zu
bringen, verirren ſich die deutſchen Jonr~
nale des Nordens, die ihren Werth in der
Groöͤße des Papiers ſuchen, in kleinlichen
Perſoͤnlichkeiten, und tituliren ſich und
ihre Candidaten mit Affe“ „Bär.“
„Mops,“ Hund,“ u.ſ. w. Hund! Den
Gedanken bezeichnet der Amerikaner mit
drei Worten. Was werden unſere Mit~
bürger von dem Deutſchthum denken,
wenn ſie das Wort in deutſchen Zeitungen
ſchen. Wir Deutſche müſſen uns
ſchämen.
——
Exceſſe in Deutſchland.
Halberſtadt, 28. Juli. Geſtern fanden
ſhier Morgens und Abends ſehr bedauer
liche Exceſſe ſtatt. Der ſtädtiſche Pöbel
vergriff ſich an den Landleuten, welche ſei—
ner Anſicht nach die Lebensmittel zu
theuer verkanften. Sämmtliche Butter
verkäufer flüchteten ſich vor der drohenden
Maſſe in ein am Markte gelegenes Haus,
ſwo ſie bei dem Beſitzer Schutz fanden.
Die Wuth des Pöbels wandte ſich nun
gegen dieſen. Dichte Gruppen von Wei—
bern und Straßenjungen umſtanden dro—
hend das Hauns. Mit Beginn der Dun—
felheit wurde es ſchon ernſthafter. Baſſer
mannſſche Geſtalten miſchten ſich zwiſchen
die Haufen und einzelne Steine flogen ge—
gen die Fenſter, Laden und Thüre. Um
Uhr hatte der Skandal ſeinen Höhe—
punkt erreicht, eine um 54 Uhr einberufen
geweſene Arbeiterverſammlug hatte ihr
Contingent geſtellt, ſo daß der ganze
Markt voll und von gewiß 2—3000 Men—-
ſchen beſetzt war. Der Ungebildete und
pöbelhafte Theil derſelben demolirte nun
mit Steinen die Fenſter in drei Etagen,
ſelbſt in den Wohnungen der Miethsleute,
ſund mit Aerten und Beilen die Läden und
die Hausthüre, ſchließlich auch einen Theil
der Zimmer. Die Macht der Polizei war
zu gering, dem Unfug Einhalt zu thun.
Es mußten die Küraſſiere einſchreiten; der
Rittmeiſter Graf Hue de Grais forderte
die Leute auf, aus einander zu gehen,
wurde aber durch Schreien und Pfeifen
übertönt und die Soldaten mit Steinen
geworfen. Jetzt erſt wurde Befehl zum
Säubern des Platzes und der nächſten
Straßen, ſo wie im Falle des Widerſtan—
des zum Einhauen gegeben. Wie es bei
derartigen Vorfällen immer geht, ſo ha—
ben auch hier viele Unſchuldige mit leiden
müſſen. So ſoll ein Schneidermeiſter le·
bensgefährlich durch einen Hieb über den
Kopf verwundet ſein. Außerdem kamen
noch viele andere größere und kleinere
Verwundungen auf beiden Seiten vor,
wie die Blutlachen auf dem Pflaſter be—
zeugten. Gegen 12 Uhr war die Ruhe
ſo ziemlich hergeſtellt, doch iſt eine Erneu—
erung der Exceſſe ſehr zu befürchten. Es
unterliegt keinem Zweifel, daß dieſe, wie
dit ganz übereinſtimmenden Vorgänge in
Braunſchweig und Wolfenbüttel, die
Frucht ſocialiſtiſcher Agitation ſind, die ja
bekanntlich in Braunſchweig einen Herd
ſund Mittelpunkt hat. Dieſe ſtets wieder
kehrenden Exceſſe mahnen dringend zu un~
nachſichtlicher Strenge und wir vernehmen
mit Befriedigung, daß ſeitens der Polizei-
und Militärbehörden die energiſchſten
Vorkehrungen getroffen worden ſind, um
die Ausſchreitungen eines aufgehetzten Pö—
bels niederzuhalten.
Aus der Lauſitz. Bisher wurden in
dem größten wendiſch · katholiſchen Kirch
ſpiele Kroſtwitz die erwachſenen Prote—
ſtanten neben den Selbſtmördern begra—-
ſben. Da ſtirbt Reichsgraf Hermann
Stolberg. Er hatte gewünſcht, neben ſei
ner katholiſchen Mutter, die aunf dem
Kirchhof zu Kroſtwitz ruyt, begraben zu
werden. Es war für den Kroſtwitzer Pfar
ſrer ſchwierig, eonſequent zu ſein gegen
einen lutheriſchen Reichsgrafen, der in
einer katholiſchen Kirche (der Hofkirche in
Dresden,) getauft und von einer katholi—
ſſchen Mutter erzogen und beeinflußt wor
den war, der in dem katholiſchen Oeſter
reich als Officier gedient und während
der Befreiungskriege im Felde geſtanden,
auch katholiſche Adelige, insbeſondere die
beiden ultramontanen Grafen Cajus
Stolberg auf Brauna und Franz Stol—
berg auf Rückelwitz, zu Freunden und
Verwandten hatte, der durchaus nicht eif—
riger Proteſtant geweſen und mit der ka—
tholiſchen Geiſtlichkeit Jahrzehnte hindurch
auf gutem Fuß geſtanden. In dieſer
kritiſchen Lage ſoll ſich der Kroſtwitzer
Pfarrherr an das Bautzener Conſiſtorium
ſeine nächſt hoöhere kirchliche Behoͤrde, ge~
wendet haben. Dieſe ſoll die Genehmi—
ſgung zu einer Beſtattung nach Wunſch
des lutheriſchen Grafen gegeben haben.
Am 14. Juli iſt der lutheriſche Reichsgraf
Hermann Stolberg unter zahlreicher Be
;
theiligung in feierlichſter Weiſe in Gegen—
wart der infrirlehe Ortsgeiſtlichen
und eines lutheriſchen Geiſtlichen, des Pa~
ſtors von e war
um mit „Genehmigung des Kroſtwitzer
Pfaͤrramtes“ die Grabrede zu halten, in
Kroſtwitz neben ſeiner katholiſchen Mut—
ter beerdigt worden. Noch an demſelben
Tage ward in Kroſtwitz ein zweiter Prv~
teſtant, ein armer Steinbrecher, in der
Reihe der Katholiken begraben, allerdings
in aller Stille Damit iſt nun die alte
thörichte Begräbnißvorſchrift nicht nur
formel, ſondern anch thatſächlich beſeitigt.
Türtei.
Der bon der römiſchen Curie einſeitig
als Patriarch der katholiſch armeniſchen
Kirche eingeſetzte, von der Pforte nicht be—
ſtätigte Ha ſſun hat ſich bekanntlich nach
Rom begeben und es bereitet ſich die Aus
ſchließung der armeniſchen Kirche von der
römiſch · katholiſchen vor. Ueber die Vor—
gänge bei der Entfernung des aufgedräng—
ten Patriarchen wird der römiſchen,Liber—
ta“ vonbeſtunterrichteter Seite geſchrieben:
Als Mſgr. Kupelian zum. neuen Patriar
chen ernannt worden, hoffte die Pforte
Haſſun werde ſich fügen; aber ſie täuſchte
ſich. Haſſun verdoppelte nicht nur ſeine
Intriguen, ſondern verſandte Depeſchen
an ſeine Agenten, in denen er ſie auffor
derte, in keiner Weiſe die Antorität des
von der Nation gewählten und von der
Regierung beſtätigten neuen Patriarchen
anzuerkennen, indem er ihnen fremde In—
terbention verſprach. Der Großvezier
sůhlte ſich dadurch ſehr verletzt und kounte
bei einem Acte ſo offenbarer Auflehnung
gegen ſeine Befehle unter Anrufung
fremder Hilfe nicht gleichgültig bleiben.
Deßhalb ließ er dem Monſignor Hafſun
den Befehl zugehen, die Türkei zu verlaſ
ſen, aber mit einer ganz beſonderen De—-
licateſſe; er beauftragte einen von deſſen
Freunden, ihn wiſſen zu laſſen, daß er
ihm 6900 Franes (300 türkiſche Lire)
Reiſekoſten zahlen werde und bezeigte dem
Expatriarchen noch andere Rückſichten.
Geputzt mit allen ſeinen Orden präſen—
tirte ſich Haſſun dem Miniſter der aus—
wärtigen Angelegenheiten wie einer der
unſchuldig verfolgt wird. Der Mintiſter
begann damit, ihm zu bedenten, daß er
ſelbſt die Urſache der in der Nation herr—
ſchenden Unruhen ſei, daß er das Volk
zum Aufruhr gegen die Regiernng aufge—-
fordert und vieles Anderes gethan habe,
was die Regierung veranlaſſen müſſe, ihn
als eine der öffentlichen Ordnung ſchädli—
Perſon auszuweiſen. Haſſun verab—
ſchiedete ſich, reiſte aber nicht ab. Der
Großvezier wiederholte den Befehl zur
Abreiſe durch ſeinen Seeretär. Haſſun
verlangte noch einmal die Gründe ſeiner
Ausweiſung zu wiſſen. Der Vezier gab
darauf als ſolche an: er habe 1) Unruhen
unter den chriſtlichen Gemeinden angezet
telt, 2) Veranlaſſung zu diplomatiſchen
Verwickelungen gegeben, das Volk aufge
wiegelt, ſich den Anordnungen der Regie—
rung zu widerſetzen. Haſſun wollte jedoch
ſunter keinen Umſtänden weichen und
hoffte, die franzöſiſche Regierung werde
ſihn ſchützen. Der Geſandte, Graf Bogue
ſder bisher dies nur zu gern gethan hatte,
begriff diesmal, daß ſeine Intervention
jetzt nutzlos ſein würde und verweigerte
dieſelbe. Nun regten ſich die Parteigän—
ſger Haſſuns, ſie verſchloſſen deni neuen
Patriarchen eine Kirche und ſtifteten eine
große Prügelei an. Darüber ward der
Großvezier begreiflicher Weiſe außeror
dentlich aufgebracht. Es erging an Haſ—
n ein neuer Befehl, ſofort Konſtantino
pel und die Türkei zu verlaſſen, und die—
ſem Befehle kam er endlich nach, nachdem
er in allen Städten der Türkei durch ſeine
Parteigänger Unruhen angezettelt hat.
Man ſagt, daß die in Bogas ſtehenden
äghyptiſchen Truppen ganz Abeſſinien in—
nerhalb drei Wochen unterwerfen koönnen.
Der Kaiſer Kaſſai marſchirt mit 10, 000
Maun nach Addode zu und wie es heißt,
verlangt er, daß die Aegypter ſich nebſt
ſihren Geſchützen ergeben ſollen. Man
glanbt jedoch, daß Kaſſai nichts ansrich
ten kann, weil er keine guten Waffen hat,
und man befürchtet, daß ganz Aveſſinien
ſunterworfen und Munginger (Munzin
ger ?) zum Könige ernannt werden wird?.
Vorwand für dieſe Unternehmung
wird angegeben es ſei nothwendig gewor—
den, die Sraße zwiſchen Maſſowah und
Bogos, längs deren das Reiſen durch
Bürgerkrieg und Straßenraub unmöglich
georden iſt, unter Aufſicht zu ſtellen.
Die abeſſiniſche Koönigin Mosliata hatte,
iſwie es heißt, den Schutz des Vicekönigs
hgegen die Chriſten angerufen worauf der
Koͤnig von Shoo ſie voller Wuth gefan—-
ſgen nahm. Stie befindeth ſich jetzt in ſei—
nen Händen. Die ägyptiſchen Truppen
; werden zunächſt Magdala angreiſen und
zur Eroberung dieſer Veſte werden noch
3000 Mann ans Suez erwartet. Mehrere
enropaiſche Abenteurer ſind in die Armee
; getreten, um ihren Theil an der Beute zu
bekommen. Der ganze Plan iſt gerade~
; ſzu erſonnen, um Aegypten und einer
Anzahl von Abenteunrern eine gute Beute
ſin die Hände zu ſpielen, ehe Europa ei—
gentlich weiß, was vor ſich geht, oder ehe
ſes Schritte thun kann, ſich einzumiſchen.
Bogos zahlt Tribut an Abeſſinien und
ſeine Nentralitãt iſt von England garan—
irt
:
„Der Kriegszug Egyptens gegen
Abyſſinien.
· Aus Suez wi·d dem London,Tele
ʒ graph“ von einen wohlunterrichteten Cor
reſpondenten unterm 3. Auguſt gemeldet:
„Aus Maſſowah ſind hier Nachrichten
eingetroffen, daß eine Expedition von 2000
Maun ägyptiſcher Truppen mit Reming—
ton Gewehren, Mitraillenſen und Kand—
rſnen am 1. Juli ſich im Auftrage des Vice
rkönigs von Aegypten, auf das Erſuchen
der abeſſiniſchen Mahomedaner und unter
Zuſtimmung der Pforte, der abeſſiniſchen
Provinzen Bogos, Hulhal, Bekuk und
»Mana bemächtigt hak. Der Gouverneur
von Maſſowah, Munginger Bey, ein
Schweizer, befehligt die Expedition, welche
ganz im Geheimen ausgeſchickt worden iſt.
Am Rande des Ruins.
Nach den Behauptungen der Grant-
Okrgane gibt es in Gottes weiter Welt
keinen Menſchen, der ſich in ſolchem Grade
fůr das Amt eines Praſidenten der Ver.
Staaten eignet, als Dr. Grant. Er iſt
nach ihren Angaben, der Mann, der un—
ſere Schulden bezahlt, der unjer Land mit
Segen uůberſchüttet hat, der ſeine Zeit aus
ſchließlich den Regier~ngsgeſchäften wid—
met und für das Wohl der Republik wie
ein Vater für ſeine Kinder ſorgt. Er iſt
der Schöpfer einer famoſen Adminiſtra—
tion, edel in ihren Prineipien, unantaſt
bar in ihrer praktiſchen Haudhabung.
Nach der Anſicht ſeiner Getreuen iſt es
ſchon verachtung gwürdig, nicht zu den An
betern des Groſen Ulyſes zu gehören, aber
gar die Ehrlichkeit und Lebensfähigkeit
ſeiner Adminiſtration in Zweifel ziehen zu
wollen, iſt eine ſiebenfache Todſünde.
Aber ſelbſt auf die Gefahr hin von der
Ulyſſes Garde unter die Zahl der Verlor—
nen geſetzt zu werden, können wir nicht
unterlaſſen, unſern Leſern einige That.
ſachen vorzufuühren, die ſelbſt in dem
Harmloſeſten den Gedanken erregen müſ
ſen, daß unter unſerer jetzigen Admini
ſtration Dinge vorgehen, die das Auge
des Rechtes uünd des Geſetzes ſchenen. Zu
dem Ende wollen wir für heute die ſüdli
chen Staaten zum Gegenſtand der Be—
trachtung machen, und wir werden ſehen
in welch' erſchreckender Weiſe ſich unter
dem republikaniſchen Regimente die Schul
den in jenen Landestheilen vemehrt haben.
Der Suͤden verdankt der republikaniſchen
Partei die recht artige Schuldenlaſt von
$200,000,000 in runder Summe.
Bei der nachfolgenden Angabe iſt zu
bemerken, daß die Schulden, welche die
ſüdlichen Staaten während der Rebellion
machten, nicht einbegriffen ſind. Ihre
Bezahlung wird bekanntlich durch eine
Abänderung an der Bundes · Conſtitu~
tion ausdrücklich verboten.
Nord Carolina z. B. hatte 1561 812,
659,245 Schulden und jetzt hat es 834,-
557,464 und troßdem hat der Staat
nichts aufzuweiſen, wodurch dieſe Schul-~
den gerechtfertigt werden könnten, im Ge—-
gentheil finden wir, daß das Eigenthum
dieſes Staates um die Hälfte im Werthe
geſunken iſt.
: Süd Carolina hatte 1861 84,407, 858
Schulden und jetzt hat es 30,000,000
Während derſelben Zeit ſank der Werth
des Grundeigenthums von $139, 000, 000
auf 845,000,000. Kann man da Jeman—
den verargen, die Exiſtenz einer redlichen
Ferralnn in Zweifel zu ziehen, wenn
das Eigenthum eines Staates Zwei—
drittheil ſeines Werthes einbůßt, die Schul
den ſich verſechsfachen und die Steuern
in demſelben Maße wachſen?
Florida hatte 1861 eine Schuld von
8370 617 nund jett $15,797,587 und
wurde die Stenernlaſt in derſelben Zeit
von 83,000 auf $471,811 erhöht.
Für das Weiße Haus hat ſich Grant
n Congreß für das Jahr 1572 auf
73 5176,500 bewilligen laſſen. Dieſe
Snmme ſollte angeblich für Heizung, Er—
leuchtung, Reparaturen, Moͤbel ~e. ver—
wendet werden. Die Ausgaben für das
Weiße Haus betrugen unter Buchanan
856,750 98. Unter Johnſon ſtiegen ſie
um 53 Prozent; doch muß berückſichtigt
werden, daß unter der Adminiſtration
deſſelben Gold durchſchnittlich auf 140
ſtand Unter Präſident Grant haben
ſich dieſe Ausgaben, obwohl das Gold—-
lagio bedeutend geſunken iſt, verglichen mit
dem Betrage, den Johnſon in Anſpruch
nahm, verdoppelt, nur im Verhältniß zu
der Zeit von Buchanan verdreifacht.
N 310
——
Auflöſung des Räthſels in Nummer?7l:
I. Waldmeiſter. 11. Plahhatron.
1
; ~ . :
Hrn. K. K. Wir werden „Eingeſandt“ in unſerer
nächſten Nammer veröoöffentlichen.
1
41
Sanitäts Collegium.
Amtlicher Bericht des für die am 2.
September 1872 endende Woche.
Bericht über Todesfälle:
Begräbniſſe auf dem „Laurel Grove“
Kirchhofe:
29. Auguſt. Irene Lamoth, 1 Jahr alt, Croup.
Weiße: 1
J Farbige: 15
; Geſammtzahl: 16
Begräbniſſe auf dem Kirchhof der Kathe—-
; drale:
.28. Auguſt. William Morell, õ5 I. Schw indſucht.
Johnnÿ Swift, 11. M., Sommerkrankheit.
2. September. Michael Lynch, 28 1., Faulfieber.
; Weiße: 3
1 Schwarze: 1
; Geſammtzahl: 4
Wiederholung.
Begräbniſſe auf dem Laurel Grove Kirchbhof 16
1 Kathedrale 4
· Geſammtſumme: 20
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~ ; 26aplj