Newspaper Page Text
Sarannah Abenl Zeilung.
Prof. C. I. BVanſemer, Redakteur.
2. Jahrgang. No. 4.
4
Kette und Einſchlag.
Eine Erzählung aus der Zeit der n lleaneld.
in Mancheſter
von :
FK Smith.
;
Fortſetzuna.)
„Was die Klugheit zu ihun empſiehlt,
iſt geſchehen “ verſetzte Mr. Aſhton eruſt
Habeu ſie keine Vermuthung über die
Perſon, welche dgd Verbrechen begangen
hat?“ ſragte Mrs. Bentley, die es eine
große Anſireugung koſtete, ihre Faſfung
zu beiwahren.
„Keine, “ antwortete der Fabrikant mit
Nachdruck, denn er ahnte die Gedanken der
armen Frau. „Ihr Onkel ſah das Ge—
ſicht des Menſchen deutlich, erkannte es
aber nicht, obſchon er meint, es früher
ſchon irgendwo geſehen zu haben.“
Friedrich und ſeine Mutter wechſelten
Blicke, welche bekundeten, wie ſehr ſie ſich
durch dieſe Worte erleichtert fühlten.
„Haben Sie nicht davon geſprochen,
daß auch das Teſtament meines Großva—
ters geſtohlen worden ſei?“ fragte Gil
bert.
„O, dies kommt ohne Zweifel wieder
zrm Vorſchein,“ verſetzte Mr. Aſhton mit
unbekümmerter Miene. „Es kann dem
Mörder nichts nutzen, und wenn es anch
verloren bleibt, ſo liegt nicht viel daran,
da wir in Mancheſter eine beglaubigte
Abſchrift zurückbehalten haben, die im
Nothfall das Original erſetzen kann.“
Dieſes Geſpräch fand Statt, während die—
bentley' ſche Familie mit dem Fabrikanten
der City zufuhr, und wurde in ähnlichem
Geiſte fortgeſetzt bis ſie den kleinen Hof in
Mark Lane erreichten.
„Welche ſchauerliche Höhle!“ flüſterte
Lady Auguſta ihrem Gatten zu, als ſie
die ſchmale, altmodiſche Treppe, die zu
dem Gemach des ſterbenden Haman führte
hinanſtiegen. „Iſt s möglich, daß hier
menſchliche Weſen leben?“ Sie würde
dieſe Frage nicht geſtellt haben, wenn ihr
chriſtlicher Sinn ſie auch nur ein einziges
Mal zum Beſuch der londoner Armenwoh—
nungen veranlaßt hätte, welchen gegen—
über die von Michael Haman ein Palaſt
war.
Ein unwillkürlicher Ausruf der Ueber—
raſchnng entglitt Barbara's Lippen, als
Mrs. Bentleh mit ihren Begleitern in die
kleine Wohnſtube trat,in welcher ſich die
Haushälterin mit den Wundärzten befand.
Guter Gott, wie ähnlich!“ riefſie. „Kein
Wunder, daß der Herr ſie zu ſehen ver
langt.“
„Wie befindet ſich mein Ontel?“ fragte
Mrs. Bentley.
„Er ſchläft eben,“ antwortete einer der
Aerzte.
„Eſt iſt doch Hoffnung vorhanden, ihn
zu retteu ?“ fuhr die Dame fort.
Der Arzt erwiederte nichts. Die Ant—
wort lag in ſeinen Schweigen.
Der Herr hat mir aufgetragen, Sie ſo—
bald Sie ankaͤmen, zu ihm zu führen,
Madame,“ ſagte Barbara. „Er hat ſich
ſehr nach Ihnen geſehnt.“
Mrs. Beutlley ging leiſe auf die Thre
des Krankenzimmers zu und ihre beiden
Söhne folgten ihr.
„Sie nicht, wenn ich bitten darf!“ rief
dio Haushälterin, ihre Hand auf Gilbert's
Arm legend.
Warum nicht?“.
Er würde von ihrem Anblick den Tod
haben.“
„Was Sie da wiſſen!“
Freilich weiß ich s. Sie ſehen Ihrem
Vaͤter ſo ähnlich. Und außerdem ver—
langt mein Herr, allein mit ſeiner Nichte
zuſprechen. Fragen Sie die Doktor da, ob's
nicht wahr iſt.“ Die Aerzte beſtätigten
ihre Angabe.
Die Ereigniſſe der letzten vierundzwan—
zig Stunden hatten der alten Haushälte
rin einen gewiſſen ſehr unangenehmen
Argwohn gegen den großmüthigen Geber
des ſchönen Kleides und des grün und
gelben Shawls eingeflößt, obſchon, ſie ihre
Vermuthungen klüglicher Weiſe für ſich
behielt.
„Wenn mein Bruder geht, ſo gehe ich
auch,“ verſetzte Gilbert trotzig.
Natürlich,“ pflichtete ſeine Lady bei—
„Sie ſind der älteſte Neffe und důrfen nicht
dulden, daß Sie um Ihr Geburtsrecht
betrogen werden durch einen argliſtigen —“
Ach bitte, ſchweigen Sie, Lady Augn
ſta,“ unterbrach ſie re Schwiegermutter.
„Wir dürfen durch keinen Streit ůber welt—
liche Intereſſen die lezten Augenblicke mei
nes ſterbenden Onkels ſtören.“
„Jedermann iſt ſich ſelbſt der Nächſte,“
verſetzte die Gnädige mit Bitterkeit. „Ich
weiß recht wohl, weſſen Intereſſe Sie zu
vertreten wmſchen Mein Mann hat
leider keinen Aitheil an der Liebe der
Mutter“
„Sie thun mir Unrecht *—“
Liebe Mutter~ laſſen Sie ſich nicht zu
einer Rechtfertiging nenw Fried—
rich, „denn ihre ſchmuhige, gierige Natur
iſt doch nicht im Stande, mich zu begreifen.
Lady Anguſta,“ fügte er mit Würde bei
Sie haben gehört, was dieſe Frauens
perſon ſagte Mr. Haman wünſcht ſeine
Nichte allein zu ſehen.“.
Za ſo ſagte ich“ rief Barbara, „und
ich iaſſe Niemand als Mrs. Bentley in's
Zimmer, wenn mein Herr nichts Anderes
befiehlt. Ich brauche keine Unverſchämt
heiten von dieſer feinen Madam da, und
ſwenn ſie zehnmal eine gnädige Madam
iſt
„Die Kreatur!“ murmelte Lady Augu—
ſta entrüſtet.
„Schätz wohl, wir ſind alle Kreaturen,“
bemerkte Barbara philoſophiſch; „nur ge
hören die Einen Gott und die Andern der
Welt an.
Man verſtandigte ſich endlich zur gro·
ſhen Eutriſtung der Gnädigen dahin, daß
die Wünſche des Onklels beachtet werden
ſollten, und die Nichte trat allein in das
Gemach.
„la, gehen Sie nur,“ ſagte die Lady,
„und benutzen Sie Ihren Einfluß auß den
ſchwachen alten Mann zum Beſten Ihres
Lieblings. Wir dürfen von Ihnen nichts
Anderes erwarten.“
Mrs. Bentley war zu aufgeregt, um
etwas auf dieſe ungerechte Beſchuldigung
zu erwidern, und trat ohne ihrer Schwie
gertochter eine Antwort zu geben, in das
Krantenzimmer.
Michael Haman ſchlief. Sein Geſicht
war leichenblaß und hatte viel von dem
unruhigen, verſchmitzten Ausdruck verlo—
ren, den es ſonſt ſtets zur Schau getragen.
Die weltlichen Leidenſchaften wichen zu
rück vor der Majeſtät des Todes, deſſen
Schwingen ihn bereits überſchatteten.
Mrs. Bentley kniete an ſeinem Bette
nieder und ſandte ſtumm ein brünſtiges
Gebet gen Himmel. Ein Zweifel, den ſie
nicht einmal zu flüſtern wagte, erfüllte ihr
Herz mit einem unſäglichen Weh und
Bangen; aber ſie machte in ihrem Gebet
fort und flehte im Geiſt den Allmächtigen
an, die Seele des Sterbenden mit Reue
zu erfüllen und die gefürchtete Schmach
von ihr und ihren Kindern abzuwehren.
Ein tiefer Senfzer kündigte das Erwa—-
chen des Verwundeten aus ſeinem langen
Schlummer an. Sein Blick blieb eine
Weile ans der an ſeinem Vett knieenden
Geſtalt haften. „Alice!“ murmelte er
endlich. Ein halberſticktes Schluchzen
war die einzige Antwort der unglücklichen
Gattin und Mutter. „Ich bin nicht irre,“
fuhr er ſanft und langſam fort, „und
weiß wohl, daß Du nicht mein heimge—
gangener Engel biſt, aber laß mich im~
merhin Dich ſo nennen. Ich bin in mei
nen Träumen bei ihr geweſen, und er—-
kannte ſie trotz der Blüte der Geſundheit
auf ihren Wangen und des ſonmgen Lä
chelns, das ſie mir zeigte. Während ihres
Lebens ſah ich ſie kaum je lächeln.
„Richten Sie Ihre Gedanken auf Gott
Onkel,“ ſagte Mrs. Bentley. „Selbſt
die Beſten uünter uns ſind der Gnade be—
dürftig, und auch der Schlimmſte braucht
nicht zu verzweifeln, wenn er in demüthig
reunigem Sinne darum fleht. Verſöhnen
Sie ſich mit ihrem beleidigten Schöpfer,
und Ihr Traum wird zur Wirklichteit
werden, indem der Engel, den Sie hienie—
den liebten, dort Ihnen den erſten lächeln
den Gruß entgegen bringen wird.“
„Ich weiß das,“ verſetzte Michael Ha—
man gedankenvoll. „Alice hat mir das
Nämliche geſagt nicht in Worten zwar
aber doch in einer Weiſe,„daß ich ſie wohl
verſtand. Ich las es in Ihren Augen,
die blan und ſchön waren wie die Deinigen,
nur nichtlvon Thränen getrübt. Bete für
mich bete, daß mein Weſen ſich ändere.
Ich weiß, daß auch Alice im Himmel für
mich betet.“ ;
„Onkel!“ rief die unglüůckliche Frau,
welche die ſie bedrängenden Gefühle des
Schreckens nicht länger zu unterdrücken
bermochte, „ſagen Sie mir Alles Alles.
Ich bin ſtark und an Leiden gewöhnt;
der Himmel verleiht mir Kraft zu tragen.
Lieber das Schlimmſte, als die Qualen
der Ungewißheit, der Zweifel, die mir das
Herz zerreißen.“
„Zweifel?“ wiederholte Michäel
„O, ich weiß, Sie verſtehen mich.“
„Armes Weib!“ murmelte der Ster
bende.
„Ich will Alles wiſſen,“ flüſterte ſeine
Nichte mit krampfhafter Haſt, „das Ver—
brechen der Diebſtahl der Mord;
denn Mord iſt es in den Augen Gottes
und der Menſchen:“
„Ich kann nur wenig Licht in dieſe
Nacht werfen,“ verſetzte ihr Verwandter
nach langem Beſinnen. „Ich traf ſpät
ein und konnte nicht mehr auf die Bank,
weßhalb ich ein Paket in den Eiſenſchrank
meines Bureaus unten einſchloß. Das
Paket enthielt Banknoten und Pfandſcheine
von nicht ſehr großem Werth.“
„Und meines Vaters Teſtament?“ ent
gegnete Mrs. Bentley, während eine Tod—
tenbläſſe ihr Geſicht überzog.
„Ja. Ich zog mich nach meinem
Schlafzimmer zurůck, konnnte aber nicht
ſchlafen, da mich eine bange Ahnung wach
erhielt. Ich hätte mehr auf ſie achten ſol
len; aber dergleichen Dinge ſind mir ſtets
als die Ausgeburten eines kranken Gehirns
vorgekommen. Ich höorte ein Geräuſch,
ſtieg vorſichtig die Treppe hinab und ſah
cinen Mann, der eben einen Strick, an
welchem er herauf gekletttert, vom Fenſter
ſims losmachte. Es kam zu einem Kampf
und den Ausgang davon ſiehſt Du. Er
deutete auf die Blutflecken an ſeiner
Bruſt.
„Hat der Elende während des Kampfes
; nicht geſprochen
Ia
„Und Sie ſahen ſein Geſicht?“
IDeuilich.“
Savannah, Ga., den 15. Maiſtß72.
Mrs. Bentley ſank hald ohnmächtig zu~
růck und verſuchte in ihrem Schrecken zu
ſprechen, konnte aber nur durch ihren
Blick die Frage ausdrücken, die ihre Lip—
pen hervorzubringen ſich weigerten..
„Es war nicht das einer Perſon, die ich
kenne,“ fuhr Micharl haſtig fort obſchon
es mir vorkommt, als müßte ich den
Mörder ſchon irgendwo geſehen haben.
Der Friedensrichter wird in einer Stunde
hier ſein, um meine Angaben aufzuneh—
men,“ fügte er bei. „Du haſt Alles ge
hört, was ich vorbringen kann; drum faſſe
Muth Marie.
Seine Nichte brach in einen leidenſchaſt
lichen Thräneuſtrom aus und ſchluchzte
krampfhaft. „Gott ſegne Sie, Onkel,“
murmelte ſie,„um meines armen Sohnes
willen.“
„Ach ja, Friedrich. Wo iſt er?“
„Meine beiden Söhne befinden ſich im
nächſten Zimmer.“
„Ich will nur Friedrich ſehen,“ ſagte
Michael Haman ſcharf, „den, der Dir
gleicht und meinem verſtorbenen Kinde.
Wenn Du klug biſt, ſo laß den Andern
nicht in meine Nähe kommen. Er iſt
ſeines Vaters Ebenbild, und ſein Anblick
koöͤnnte ſchlimme Gefühle und Gedanken
in mir wecken, die ich gerne der Vergeſſen—
heit anheim geben möchte.“
„Ich habe keine Gewalt über Gilbert,“
verſetzte Mrs. Bentley ſtockend. „Er iſt
eiferſüchtig auf ſeinen Bruder und beſteht
darauf, Sie zu ſehen. Nur mit Mühe er—
ziehlte ich, daß ich allein zu Ihnen herein
durfte.“
„Ich begreife die Urſache dieſer plötzli
chen Anhänglichkeit an den reichen Onkel
und weiß ſie nach ihrem wahren Werth
zu ſchäßen. Er beſteht darauf, mich zu
ſehen? Gut; ſein Wunſch ſoll erfüllt wer
den. Rufe beide herein und bleibe in
meiner Nähe.“ Der alte eyniſche Aus
druck unſpielte wieder Haman's Lippen,
als er dieſe Weiſungen gab.
Die beiden jungen Männer traten mit
einander ein. Das Geſicht des älteren
glühte vor Hoffnung, während in dem des
jüngeren Schmerz und Theilnahme, Ge~
fühle, die Michael Haman wohl zu wür—
digen wußte, ſich ausdrückten.
„Mein lieber Onkel,“ rief Gilbert,
„glauben Sie mir, daß Alles geſchehen
ſoll, um den Raubmörder in die Hände
der Gerechtigkeit zu liefern.“
Friedrich blieb ſtumm. Der Sterbende
betrachtete die Beiden mehrere Minuten,
ohne ein Wort zu ſprechen. Dann ſagte
er in feſtem Tone:
„Gilbert Bentley ich glaube wenig
ſtens, Sie wurden nach meinem ſeligen
Bruder Gilbert genannt.“
„Freilich ich war ſein älteſter Enkel
und ſein Liebling.“
„Ich habe Angelegenheiten zu bereini
igen Privatangelegenheiten, in denen
weder Ihre Erfahrung, noch Ihr Rath
mich etwas nützen kann. Sie ſtehen in
keiner Beziehung zu der Verfügung über
mein Eigenthum. Mein Teſtament iſt
bereits gemacht, und wenn man mich
nicht reizt, ſo werde ich nichts daran än
dern. Laſſen Sie mich jetzt mit Fried—
rich allein,.“ fügte er bei. „Ich habe
euch Beiden Gerechtigkeit widerfahren laſ
ſen.“ ;
„Mein lieber, gůtiger —“
„Noch ein Wort,“ unterbrach ihn der
ehemalige Geldmäkler, auf die Thüre deu
tend, „und ich ſaget Ihnen etwas, was
Sie nicht gerne hören werden. So lange
Leben in mir iſt, verlange ich, daß man
mir gehorche.“ Der Ton ſowohl als die
Miene des Sterbenden hatten etwas ſo
entſchieden Drohendes, daß Gilbert, wel
cher die Worte nach ſeinen ſelbſtſüchtigen,
Wünſchen dentete, ſich ohne Säumen ent~
ſernte, in s Geheim ſich Glück wünſchend
daß er der älteſte Sohn und nach ſeinem
Großbvater getauft war. Es ſind uns
manche Beiſpiele bekannt, daß ein Vermö
gen nicht einer Perſon, ſondern einem
Namen vermacht wurde, ein ſchlagender
Beleg für den Stolz, welcher der armen,
ſchwachen Menſchennatur inne wohnt.
„Iſt er fort?“ fragte der alte Mann,
der ſeine Augen geſchloſſen hatte, um nicht
länger ein Geſicht ſehen zu müſſen, das ſo
ſchmerzliche Erinnerungen in ihm weckte.
„Ja,“ antwortete Friedrich.
„Freut mich; ſein Anblick hat mich ſehr
aufgeregt.“
„Ich fürchte, lieber Onkel, Sie beurthei
len meinen armen Bruder zu hart. Be—
denken Sie doch, in welcher Schule er er
zogen wurde, und daß er uns viele Jahre
entfremdet blieb. Ich zweifle nicht, daß
ſein Herz unverdorben iſt.“
„Was geſchehen, iſt geſchehen,“ ſagte
Michael Haman. “ Ich will nichts mehr
don ihm hoören“
Seine Kräfte waren augenſcheinlich in
raſchem Schwinden begriſffen. Marie
und ihr Sohn knieten betend neben ihm,
bis der Friedensrichter eintraf, nach wel
chem man geſchickt hatte, damit er die An
gabe des Sterbenden aufnehme. Die An
kunft des Letzteren ſchien die erlöſchende
Flamme neu anzufachen. ;
„Verlaß mich nicht,“ flüſterte er ſeiner
Nichte zu. „Halte mich bei der Hand
lund laß mich Dein Geſicht ſehen, damit
ich nicht wieder zu ſchlimmen Gedanken
verlockt werde.“ Mrs Bentley rückte ſchwei
gend einen Stuhl an ſein Bett.
(Fortſetzung folgt.)
Aus dem Wient( Gerichtsſaale.
Ans der Anklagebnk wegen des Ver—
brechens des Menchlmordes befand ſich
ſam 30. Aug. .v I.: khereſin Schweizer,
2 Jahre alt, Tochtt eines penſionirten
Magiſtratsbeamten, hisher unbeſcholten.
Die Angeklagte, kſim 20 Jahre alt, bon
Natur mit allen weiſlichen Vorzügen ans
ſgeſtattet, iſt gut gebͤu doch ſehr ſchtech
ſerhalten Kummer /ud Sorge haben vor
zeitig“ die Wangeil gebloicht die Stien
gefurcht, dem Augehen Glanz genommen
und ſelbſt den Koöwter jener ſicheren Hal
tung biraubt, die buſt ein Vorzug der
Jugend «ſt. Ein heines Baumwolltuch,
welches ven Thränt benaßt iſt, hält die
Angeklag krampfſaft in der Hand. ſie
fährt ſich demit ingGeſicht, um die fort~
während hgabrolleiden Thränen zu trock—
nen, ihre Shritte ſind unſicher und wan
kend. Die Arme hermag nicht den Blick
emporzurichttn, dai Auge haftet fortwäh~
rend am Bolen, uhd ſcheu wie ein gehetz~
tes Reh richkt ſig ſich empor, um, der
Einladung dfs Präſidenten folgend, vor
den Gerichtstſch zͤ treten. Der Präſident
ermahnt die Angeklagte, ſich zu faſſen,
ruhig der Verlanͤlung zu folgen und auf
alle Fragen nk mit der Wahrheit zu
antworten. Ditglngetlagte verneigt ſich
und ſinkt auf diAuklagebank nieder.
Die vom Staagsanwalte erhobene An—
klage lautet: fhereſe Schweizer, Tochter
des Magiſtratobeamien Thomas Schwei~
zer, wohnte mt ihrer von dem Gatten,
reſp. Vater gtrennt lebenden Mutter
Johanna Schheizer bei der Wäſcherin
Anna Baumrußer. Am 22. Juni v. I.
ſtattete Thereſe Schweizer der Franeiska
Zwierzina, in Beſellſchaft ihres 11 Mo—
nat alten außwehelichen Kindes Auguſte
Schweizer, einn Beſuch ab. In einem
unbewachten ene flößte Thereſe
Schweizer ihren Töchterchen Auguſte eine
Löſung von Cyinkali ein und es erfolgte
ſofort der Tod les Kindes. Den im Fläſch
chen zurückgelaſenen Reſt der Giftlöſung
trank Thereſe Schweizer ſelbſt aus, ohne
jedoch hierdurc nachtheilige Folgen für
ihre Geſundhei/ erlitten zu haben.
Franeistka Zvierzina erſtattete ſofort die
Strafanzeige u es wurde Thereſe Schwei—
zer in das Inquiſiten Spital gebracht,
während die Leiche des durch Giſt getöd—
teten Kindes cerichtsärztlich obdueirt und
conſtatirt wuide, daß der Tod durch das
demſelben betgebrachte Gift nothwendig
erfolgen muße.
Die gegen Thereſe Schweizer durchge~
führte Unterſichung hat ergeben, daß die~
ſelbe ſchon Mittwoch den 21. Juni, einen
Tag vor Verübung der That, die Fran
eiska Zwierziua beſucht hatte, ganz ver
zweifelt daruͤher war, daß ſie von ihrer
Quartiergebernin eines Diebſtahles von
Bettfedern bqeſchuldigt werde, und drin
gend um ein Darlehen von acht Gulden
bat, damit ſt die von der Mutter verſet
ten Polſter, welche Eigenthum der Frau
Baumrucker waren, auslöſen könne und
die Mutter / von einer ſtrafgerichtlichen
Unterſuchung befreie.
FraneiskaZwierzina erklärte ſich zn die~
ſem Darlehn bereit, nur wollte ſie ſich
früher überzlugen, ob dieſe Angaben rich—
tig ſind. Thereſe Schweizer entfernte ſich
hierauf aus der Wohnung der Zwierzina
lund ließ einen Zettel zurück, in welchem
ſſie bekannt gab, daß ſie nicht mehr leben
ſwolle und daß ſie ſich daher ermorden
müſſe. Die Zwierzina, geängſtigt durch
dieſes Schreiben, eilte der Schweizer nach
lund fand dieſelbe ohnmächtig auf der
Gaſſe niedergeſunken. Sie ließ das Mäd—
chen zu ſic in die Wohnung ſchaffen, und
nachdem Thereſe Schweizer wieder zum
Bewußtſein gelangt war und bernhigt
ſchien, entleß ſie die Zwierzina, nicht ohne
die Ermahnung, ſo gottloſe Gedanken
aufzugeben. 4
Thereſe Schweizer hatte ſchon ſriher
löfter von Cyankali geſprochen, und an
dieſem Tage ganz unverhohlen den Wunſch,
ſich zu tödten, ausgeſprochen; da ſich nun
in der Wohnung der Zwierzina eine der
Amalie Marek gehörige Quandität Cyan—
ſkali befaud, das nicht beſonders verwahrt
war, ſo hielt es die Zwierzina für ange~
zeigt, dieſes Chankali in die unterſte Lade
des Schubladekaſtens zu verſperren.
Während dies geſchah, lag Thereſe Schwei~
zer auf dem Sopha, ſcheinbar in Ohn—~
macht, doch ſie bemerkte, wohin das Cyan
kali gebracht worden, nahm von demſelben
heimlich ein Stück und berbarg dieſes in
ihrem Strumpfe. Am nächſten Tage,
den 22. Juni, kam ſie abermals verzagt
ſin die Wohnung der Zwierzina. Ihre
Mutter brachte ihr das Kind Auguſte
nach und entfernte ſich hierauf wieder.
Kurz nachher erſchien die Baumrucker
mit einem Polizeiamtsdiener in der Woh—
ſnung der Zwierzina, zeigte mehrere von
ihr ausgelöſte, von der Schweizer wider
rechtlich verſetzte Gegenſtände, welche ſie
zur Polizei bringen müſſe, und verließ die
en mit der Bemerkung, die Thereſe
ſoll nicht mitgehen, ſonſt behalte man ſie
gleich oben. Nachdem ſich die Baum
rutker entfernt hatte und auch die Zwier
hzina in den anſtoßenden Laden gegangen
war, ſchrieb Thereſe Schweizer mit Blei
ſtift auf ein Stück Papier: „Ich will eine
ſchöne Leiche, das Kind bei mir, mein Be
wußtſein iſt rein; der Fluch folgt der
Baumrucker. Einen Gruß an Franz.“
Sodann ging ſie in die Küche und löſteſ
das Cyancali in einem Glaſe Waſſer auf.
Konſtantin Zwierzina und ſein Spielka
merad, zwei in der Wohnung anweſendeſ
Knaben, ahnten das entſetzliche Vorhaben
der Schweizer und ſchrieen laut aunf
Dieſe beruhigte die Kinder, indem ſie ihnen
ſagte, ſie werde die Rückkunſt der Zwier
zina, welche zur Polizel gegangen war, !
rbwarten und früher nichts thnn. Inl
nem unbewachten Aungenblicke ſetzte ſie
jodoch dein Kinde Anguſte das Glas anl
den Mund und Koößte demſelben ſo das
Gift ein. Die Knaben wollten ihr nun
das Glas entreißen, doch ſic hielt es feſt
und ſetzte daſſelbe, nachdem das Kind
vergiftet war, ſelbſt an den Mund. Die
Knaben hingen an ihrem Arm und ver—
hinderten ſie an dem Trinken. Mittler·f
weile traf Frau Zwierzina ein nnd holte
die Polizei. Das Kind, welches zuvor
geſund war, ſchrie nach dem Einflößen des
Cyankali auf, begann ſchwer zu athmen
und verſchied binnen kurzer Zeit.
Thereſe Schweizer, welche vollkommen
geſtändig iſt, gab an, daß ſie in den letzten
Tagen vor dieſer That von ſo vielen
Schickſalsſtürmen heimgeſucht wurde, daß
ſie das Leben nicht mehr ertragen konnte,
und weil ſie ihr Kind nicht berwaiſt zu—
růcklaſſen wollte, habe ſie den Entſchluß!
gefaßt, zuerſt das Kind, dann ſich ſelbſt zuſ
tödten. Thereſe Schweizer erſcheint ſohin
auf Grund ihres eigenen Geſtändniſſes
im Einklange mit den gepflogenen Erhe
bungen des Verbrechens des Meuchelmor—
des beſchuldigt, und es wixd gegen ſie in
dieſem Sinne die Anklagẽ erhoben.
Die Angeklagte mußte, um in der Schluß—
verhandlung halbwegs anſtändig zu er—
ſcheinen, ein ſchwarzes Orleanskleid zu
leihen nehmen, wofur ihre arme Mutter
zwei Gulden per Tag Leihgeld zugeſagt
hatte. Wohl ſelten hat eine Angeklagte dem
Gerichtshofe, dem Auditorium, ja ſelbſt
dem öffentlichen Ankläger ſo viel Theil—
nahme einzuflößen vermocht, wie heute
Thereſe Schweizer Offen und ehrlich
ſchüttete ſie ihr Herz aus; ungeſchminkte,
Schrecken erregente Wirklichkeit war es,
was ſie enthüllte. Sie beſtrebte ſich nicht,
beſſer zu ſcheinen, ſie heuchelte nicht, ſie
ſpielte nicht, wie dies häufig an dieſem
Orte zu geſchehen pflegt, Comödie, und
obwohl die Irrenärzte berufen waren,
über ihren Geſundheitszuſtand ein Urtheil
abzugeben, gab ſich Thereſe Schrtt
arzu anders, als ſie wirklich iſt. Wir
laſfen das Verhöor hier ausfůhrlich folgen:
Präſ. Leben Ihre Eltern noch?
Angekl. Ja, mein Vater iſt im Con
ſeriptionsamte beim Magiſtrate und lebt
ſeit neun Jahren getrennt von der Mutter.
Präſ. Hat der Vater die Mutter
öfter unterſtützt? Angekl. Nein, mir
hat er öfter etwas gegeben, aber dann
nicht mehr.
Präſ. Wann nicht mehr ? Augelkl.
(weinend): Wie ich mich ſo weit vergeſſen
hatte.
Präſ. Ihre Eltern hatten mehrere
Kinder? Angekl. Ja, dreizehn, davon
ſind nur drei am Leben.
Präſ. Der Arzt hatte Ihrer Mutter
den Rath ertheilt, Sie, da ſie ſehr kränk—
lich waren, nicht mehr in die Schule ge~
hen zu laſſen. Waren Sie von Ihren
Eltern gut gehalten? Angekl. (weinend)
Ja, ich habe das Häusliche beſorgt.
Präſ. Mit vierzehn Jahren waren Sie
bereits vollkommen entwickelt. Angekl.
Ja; aber ich habe erſt nach einigen Mo—
naten dießekanntſchaft desGuſtav gemacht.
Präſ. Wer iſt dieſerGuſtav? Angekl.
Der Ingenieur · Aſſiſtent Guſtav Hofbauer,
der bei der Tramway angeſtellt war.
Präſ. Wurde das Verhältniß intim?
Angekl. Ja, er kam zu uns ins Haus,
ich kam zu ſeinen Eltern ins Haus und
der Guſtav hatte mir das Heirathen ver
ſprochen.
Präſ. Wurde das Verhältniß von
den Eltern gebilligt? Angekl. VBon
den meinigen ja, aber von Guſtav's El—
tern, wie mir ſchien nicht. ;
Präſ. Hat der Hofbauer nichts für
Sie gethan? Angekl. Gar nichts.
Präſ. Haben Sie ihn nicht angeſpro—
chen, er ſoll etwas thun? Angekl.
Nein, ich habe mich genirt, einen ſolchen
Schritt zu thun. Er hat einmal geſagt,
er wird der Mutter Alles erſetzen.
Präſ. Befanden ſie ſich öfter in Noth?
Angekl. (weinend) O ja.
Präſ. Wie viel hat ſich Ihre Mutter
täglich verdient? Angekl. Beiläufig
Ifl. täglich; davon haben wir Beide und
lauch das Kind gelebt.
Präſ. Es liegen hier zärtliche Briefe
von Hofbauer; ſind dieſe an Sie gerichtet?
Angekl. (in Thränen auſgeloͤſt): Ja.
Praäͤſ. Wie kam es, daß nach ſo zärt—
lichen Ergüſſen das Verhältniß wieder
gelöſt wurde? Angekl. Nachdem er
mir ſo zärtlich geſchrieben hatte, erhielt ich
auch auf einmal einen Brief, in welchem
her mir anzeigte, daß er eine andere Be—
kanntſchaft habe und mich aufgeben müſſe.
Präſ. Welchen Eindruck hatte dieſe
Mittheilung auf Sie gemacht? Angekl.
Ich war troſtlos.
Präſ. Haben Sie ihm keine Vorwürfe
gemacht? Angekl. Nein, ich ertrug
·mein Schickſal mit Ergebung.
„ Präſ. Wie kamen Sie dann wieder
·mit dem Hofbauer zuſammen? —Augekl.
Ich war eines Tages, das war ein Jahr
I. Stern. Herausgeber.
Laufende Nummer 56.
ſpätex, bei meiner Freundin, der Trafikan-~
tin Caroline Fehr; der Guſtab kam zu-~
fallig in die Trafik und erklärte mir, daß
er mich geprüft und nunmehr die lleber
zengung gewonnen habe, daß er keine beſ
ſere Frau ſinden kann. (Lautes Schluch
zen folgte dieſen Worten.)
Präſ. Hat er Ihnen bei dieſer Gele
genheit das Heirathen verſprochen? An—
gekl. (ſchluchzend): Ja.
Präſ. In welcher Weiſe wurde das
Verhältniß gelöſt, was gab dazu den
aͤußeren Anlaß? Augekl. Der Guſtav
hatte mir Aufangs März v. I. geſagt,
er habe die Bekanntſchaft eines andern,
wohlhabenden Mädchens gemacht, welches
Loniſe Wagner heiße. Ich war vernichtet,
habe jedoch noch gezweifelt. Nachdem ich
jedoch die Wagner beſucht und ſie gewarnt
hatte, erfuhr ich aus ihrem Benehmen,
daß ſie mit Hofbaner ſich eingelaſſen hatte
und alle meine Hoffnungen waren ver
nichtet. (Die Angeklagte iſt gäͤnzlich er
ſchüttert).
Präſ. Es ſoll auch zu einer Scene ge~
kommen ſein? Angekl. Meine Mut.
ter iſt hinůber in die Leopoldſtadt zu den
Eltern der Loniſe Wagner gegangen, um
ſie vor Hofbauer zu warnen. Auf das
ſind die Eltern der Waguner und auch der
Guſtay mit ſeinen Eltern zu nns gekom—
men: ich mußte dem Guſtav in's Geſicht
wiederholen, was er mir ſelbſt geſagt hatte
er gerieth darüber in Wuth und ſpuckte
mir ins Geſicht. (Die Angeklagte iſt lo
erregt, daß ſie der Präſident beſänftigen
und ermahnen muß, ſich zu erholen und
ruhig zu bleiben.)
Praͤſ. Sie erhielten auch noch einen
anderen Beſuch. Angekl. Es kam Georg
Hofbauer, Bruder des Guſtav, ſtieß mich
auf die Bruſt, ſpuckte mir ins Geſicht und
nannte mich eine . ...
Präſ. Ich conſtatire, daß aus dieſem
Anlaße beim Bezirksgerichte Joſephſtadt
eine Verhandlung ſtattfand, in welcher
Georg Hofbauer zu zwei Tagen Arreſt
verurtheilt wurde. Wie war damals Ihr
Hausweſen beſtellt, hatten Sie die genü
genden Nahrungsmittel ? Angekl O
nein; ich hatte manchmal tagelang nichts
zu eſſen, weil die Mutter nicht immer llfl.,
manchmal nur 40 oder 50 kr. verdient
hatte u. wir davon Alles beſtreiten mußten.
Präſ. Sie haben im Inli geboren,
waren drei Monate krank und mußten
ſich einer Operation an der Bruſt unter
werfen; iſt das richtig ? Angekl. Ja.
Präſ. Hat ſich der Hofbauer da Ihrer
angenommen ? Angekl. Nein, er hat
ſich weder um mich (weinend), noch um
das arme Kind gekümmert.
Präſ. Beſitzt der Hofbauer Vermögen ?
Angekl. Er hat mir geſagt, daß er
2000 fl. Gehalt bezieht.
Präſ. Wiſſen Sie ſeinen Aufenthalt?
Angekl. Ich hörte, daß er bei einer
Bahn angeſtellt iſt, weiß aber nicht, wo.
Präſ. Sie haben auch viel geleſen; iſt
das richtig? Angekl. Ja, das war
meine einzige Zerſtreuung.
Präſ. Befanden Sie ſich denn in einer
Lage, wo man ſo dringend Zerſtrenung
bedarf? Angekl. Ich war krank, die
Mütter mußte Alles, was wir hatten,
verſetzen und verkaufen, um nur das Le—
ben friſten zu können; ſogar die Kinds
wäſche, zu der mir großherzig Frau Patera
50 fl. geliehen hatte, mußten wir verkan
fen, und dennoch konnten wir nicht ein
mal den Dr. Stenzl und auch nicht die
Hebamme bezahlen. Die Baumrucker
der wir auch ſchuldig waren, drohte mit
der Polizei und mit Anzeigen, und ſo war
mir das Leſen der einzige Troſt.
Präſ. Was haben Sie für Bücher
geleſen? Angekl. Allrlei, beſonders
die „Fünfkreuzer-Bibliothek“.
Prͤſ. Was ſind das für Romane?
Angekl. Zuletzt habe ich geleſen: „Die
Geheimniſſe von Neu·Wien.“
Präſ. (das Heft vorhaltend): Ich bin
im Beſitze des letzten Heftes, welches die
Angeklagte vor Verůbung der That gele
ſen hatte. Es iſt hier eine Illuſtralion,
darſtellend eine Mutter, die, von ihrem
Geliebten verlaſſen, im Begriffe ſteht, ſich
das Leben zu nehmen. (Zur Angeklagten
gewendet)h: Haben Sie das geleſen?
Angekl. Ja.
Präſ. Und was dachten Sie ſich dabei?
Angekl. Es iſt das Beſte, was ein
treulos verlaſſenes Mädchen thun kann.
Präſ. Kam Ihnen damals gleich der
Gedanke, Ihr Kind zu tödten? Angekl
Nein, daran habe ich überhaupt nicht ge
dacht; ich wollte nur mich ſelbſt tödten,
weil ich das Leben, entehrt und verlaſſen
nicht ertragen konnte.
Präſ. Was gab Ihnen den erſten
Anlaß zu dem Selbſtmordgedanken?
Angekl. Der Gedanke kam mir zuerſt,
als mir der Guſtab ſagte, er ſei nicht der
Vater des Kindes.
Prãt Hatte er Veranlaſſung, einen
ſolchen Verdacht gegen Sie auszuſprechen?
Angekl. (vernichtet): Gewiß, ich kann
es mit reinen Gewiſſen betheuern, niemals
kam mir auch nur der Gedanke, ihm un—
treu zu werden.
Präſ. Sit haben den Gedanken ſchon
viel früher gehabt, wurden aber wieder
ruhiger. Was war die erte äußere Ver
anlaſſung, die Sie zur Ausführung des
Entſchluſſes drängte ? Angekl. Wir
waren der Baumrucker ſchuldig und konn
(Fortſetzung auſ der vierten Seite)