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Kurze Notizen.
~
Unter den europaiſchen N nahmen in
der ertſlelſentu Woche die aus den erſten
tin Don Carlos ſcheint ehen iense en,
und der Aufſtand nicht unterdruckt worden zu
Derſelbe hat aber jedenfalls ſeinen Haupthalt ver
denn es wird tetgne Sunderte von Navara
uůber die Grenze k chteten, um dem Gepreßtwerden
iu die Carliſtenreiden zu entgehen, und bei vielen
Eartiſtn. im Norden war neüerdings das Lnse
wort: „Votos s, kijos no“! d. h. „unſere Stimmen
wollen wir Euch ttt aber unſere Soͤhne :
Im Falle die Nepublikaner ſich in dieſer Kriſis der f
neuen Dynaſtie neutral verhalten, iſt es vielleicht dem
jungen Koönig nrla ſeinen Thron zu retten, im an~
deren Falle würde i och das Land dem alten Chaos
der Anarchie verfallen. (D. Balt. Coreſp.)
: Madrid, 17. Mai. Aus Sypanien wird ge~
meldet, daß die ertten 5,000 Mann ſtark, von
General Latora, bei Monaria, auf's Haupt geſchla~
gen wurden.
Paris, 15. Mai. Marſchall Bazaine hat
Haus ~Arreſt erhalten.
—Sch we iz. „Auch in der Schweiz hat ſich
nach und nach die Tendenz geltend gemacht“, ſagt der
„D. C“, „vom Staatenbund zjum Bundeoſtaat
überzugehen! Schon i läͤngerer Zeit war der Bun~
urenns tetretn die Militaͤrmacht zu centraliſiren, in
der neuen Berfaſſung ging er nun weiter, und verſuchte
auch das ;Mauthweſen, die Eiſenbahnen und den
oöffentlichen Unterricht zu controlliren, ſowie die Auf~
ſicht uüber die Arbeit, über die Beſchaftigung von Kin~
dern in Fabriken an ſich zu reißen, kurzuni, die Can~
tone der meiſten, ihnen durch die 48er Verfaſſung zu
enttleiden.“ Die revidirte Bundesverfaſfung man
von einer Mehrheit der Cantone verworfen.
Zur Tagesordnung der zwanzigſten Allgemeinen
deutſten Lehrerverſammlnng in Hamburg, wurden
achtzehn Vortraͤge gehalten, darunter der folgende:
Wie iſt die deutſche Vollkoſchule von
dem ihr drohenden Verfallzu ſchüten?
(pon F. Dunker in Sarlwiß.) Möochte es nicht
rathſam ſein, eiwao Aehnliches unter uns zur Sprache
zu bringen? Wir haten einen Lehrerverein in
Georgia, welcher in Schul~ und Erziehungoweſen
viel Gutes ſtiften kfonnte. Wie die Verbandlungen
aber bis jeht geleitet wurden,iſt er nicht beſſer als ein
Perückenſtoct für das Intereſſe einiger weniger Be~
vorzugten. Dieſe Leute wiſſen es ſo einzurichten, daß
nur diejenigen Gegenſtaäͤnde zur Sprache kommen,
welche ibnen Vortheil bringen, und daß ſie ſelbſt ſtets
die Hauptrolle auf der Buůhne ſpielen. So geſchieht
es, daß Maänner von Talent und Gegenſtände von
Wichtigkeit im Schatten der Mittelmaßigkeit verſchwin~
den.
—ln Weſt-Preußen, werden Vorkehrungen
für eine wuͤrdige Saͤcularfeier der vor hundert
Jahren erfolgien Wiedervereinigung Weſtpreußens
mit dem preuß. Staate, getroffen. Zunachſt ſoll am
13. d. I. in Morienburg der Grundſtein zu einem
Standbilde „Friedrichs des Großen“ gelegt und au—
ßerdem die Herausgabe eines wiſſenſchaftlichen Wer~
kes uͤber Weſt-Preuüßen, veranlaßt werden; außerdem
eine Praͤmien·Vertheilung für Herausgeber populaͤrer
Schriften, erfolgen. Mann hofft, daß Sr. Majeſtͤt
und die k.k. Familie, der Bitte, dem Feſte durch Ihre
Anweſenheit die hoͤhere Weihe zu geben, willfahren
werde.
Am 16. und 17. April, fand in Peſt, (Ungarn),
die Jahrespruͤfung des k. k. oöſterreichiſchen Kronprin~
zen ſtatt, in Gegenwart des Kaiſers, des Biſchofo
Horvath, des Gouverneurs General·Major Latour,
der Proveſſoren Hegedus und Toldy und ſaͤmmtlicher
Lehrer des Prinzen. Der Geprufte, theils unga
riſch, theils Deutſch und ſtets in freier Rede, ſehr ge
lͤufig und exact. Das Erxamen war allgemein be
friedigend.
Die ſogenannten Amerikaner, welche in Weſt~
PVreußen in dieſem Fruͤbjſahr ſo viel Unruhe anrichten,
ſind Agenten von San-Francioco. Sie erzäͤhlen den
zur Auͤswanderung verlockenden Perſonen vor, daß
alle Dienſt- und Vertragoöverhältniſſe durch die Aus-~
wanderung obne Weiteres aufgeloſt werden, daß die
Armenpflege für die zurückgelaſſenen Frauen und
Kinder ſorgen muͤſſe, und daß ſie in wenigen Monaten
hinreichend Geld verdienen würden, ibre Familien
nachkommen zu!laſſen.
Lehrerſtrike. ln Wien werden die ſtaͤdtiſchen
Gemeindeſchulen von einem „Lehrerſtrike“ bedroht.
Die Gaſſenkehrer in Wien erhalten taͤglich 90 kr.;
die „vroviſoriſchen Auohilfolehrer“, welche der Ma—
giſtratt der Unterlehrer (die jaͤhrlich mindeſtens 400fl.
betommen muͤſſen), aus ͤbelangebrachter Sparſamkeit
anſtellte, werden dagegen mit 79 kr. taäglich entlohnt. ÿ-
In dem oft gerͤhmtenPreußen iſt es nicht viel beſſer.
In Suͤd-Carelina und in andern Staaten Amerika'o
betruügt man die Lehrer um ihren erworbenen
Lobn. Wer will nun noch von Bildung und Fort
ſchritt ſprechen, wenn der gebildete Staat auf dieſe
Weiſe ſeine Dankbarkeit bezeug~?
(Kaiſer Wilhelm als Gott Vater in Tirol.)
In Tirol, ſagt die Wiener„„Vorſtadt Zeitung“, iſt es
frommer Brauch, über den Hausthüren „Heilige“
(Bilder) aufzuhaͤngen. Die geiſtlichen Herren in
Tirol, die dieſe Thůrmalerei in beſonderen Schuh ge
nommen, ſind dieſer Tage ganz außer Rand und
Band gerathen. Ein Caplan war naͤmlich während
einer Hepreiſe durch den kleinen Ort Girlan gekom
men, wo ihn auf einem Hauſe ein großes Bild an
locktte. Naͤher tretend, bemerkte er, daß der Heilige
eine Uniform und außer mehreren Orden auf der
Bruſt noch ein breites gelbes Ordensbhand trug und
einen modernen weißen Schnurr- und Backenbart
datte. Der geiſtliche Herr ſteckt ſeine Brille auf die
Naſe und wer beſchreibt ſein Entſezen! Der
Heilige iſt Niemand Anderes, als der deutſche Kaiſer
Wilhelm, der proteſtantiſche Hohenzoller. Unter
Verwünſchungen und Verfluchungen wird der Bauer
aus der Stube berausgezetert. „Waſtl, Du Hader
lump, wo iſch der Heilige ber?“ ſragte wuthentbrannt
der geiſtliche Herr. Waſtl krapt ſich hinter den Ohren
und erwiedert: „Hochwürden, den Gott Voader hab'
i geſtern von einem reiſenden Bilderhändler um Ifl.
gelaust,“ Und ſo iſt aus dem Vater Wilbelm in
dem frommen Tirol ein „Gott Vater“ geworden!
Waſhington, 15. Mai. Praͤſident Grant hat
den Georgia~Delegaten verſprochen, das Projekt eines
Canals, von dem Miſſiſſippi nach dem atlantiſchen
Qcean, nach Kraͤften zu foördern.
Columbia, S. C. 16. Mai. Ein heftiges
Gewitter von Sturmwind begleitet, zog vergangene
Nacht um 11. Uhr uͤber die Siadt. Viele Häuſer er~
linen bedentende Beſchaͤdigungen. Das Dach auf
dem weſtlichen Flügel des Kapitols wurde theilweiſe
von dem Winde weggeriſſen, und das Gebäude über
baupt ſo ſtart beſchaͤftigt. daß die Revaratur deſſelben
nicht weniger als 88, 000—12,000 koſten wird.
Henrr W Beecher. „Mein ganzes
Dichten und Trachten“, ſagt der bekannte H. W.
Beecher, „ſirebt vorwaͤrts, nicht rüͤckwaärts, und daher
iſt es mir gleichgultig, wo ich hergekommen ſei. Ich
würde eben ſo gerne von einem Affen abſtammen, alo
von gewiſſen Mannern, die ich hier herum lenne.“
Herr Beecher iſt ein Mann der Bildung und des Fort
ſchritis, wenn er aber nichtos um ſeine Vorfahren
girbt, wie durfte er wagen, jenes ausgeartete Subjekt
in Texas, an der Grenze der Civiliſation zu tadeln,
weil er nichio um ſeine leiblichen Nachkommen gab!
Iſt da irgend ein Unterſchied zwiſchen dieſen beiden
Charakteren? Der eine ſtellt ſeine Vorfahren deu
Vieh gleich, und der andere ſeine Nachkommen.
Das beißt„Fortſchritt“.
San hancioco, 15, Mai. Yakabhoma, 23.
April. Ein ſchrecklicher Brand legte in Heddo einen
etwa ſechs Meilen umfaſſenden Theil der Stadt in
Aſche. Das Feuer entſtand in einem Palaſt des
Prinzen, in dem Truppen einquartirt waren. Wo die
Verwundeten und Lahmen ſich nicht retten konnten, /
ſchlug die Wache mit blanker Waffe nach rechto und~
links befreite auf dieſe Weiſe Viele durch einen augen~
blicklichen Tod von noch ſchrecklicheren Qualen. ;
30,000 Menſchen wurden obdachios; doch ſucht die
Regierung das Elend der Unglucklichen nach Kräften
zu lindern. Der Verluſt an Eigenthum iſt ſehr groß.
lntoleranz in Schweden Es ſcheint einigen
amerikaniſchen Journalen ein außerordentliches Ver
gnüͤgen zu machen, europaͤiſche Moklel aufzuſuchen und
ju tadeln. So geht es deshalb von Mund zu Mund,
„daß in Schweden ein Methodiſten ·Prediger eilf Tage ;
lang bei Waſſer und Brod eingeſperrt wurde.“
Es giebt keine Sekte deren Proſelytenmacherei mehr
zu tadeln waͤre als die der Methodiſten. Viele ihrer !
ertien ſind anmaßende, unverſchaͤmte, unwiſſende
teute, deren Eigendüntel und Arbeitsſcheu und Ge
winnſucht ſie hinzieht, wo ſie nichto verloren und zu
ſuchen baben. Oft miſchen ſie ſich in politiſche An
gelegenheiten, und erſchweren den Regierungen in
Europa die Erfüllung ihrer Pſlichten. Fragt man
ſie, weohalb ſie ſich unberufen in die Aemter anderer
Chriſten eindrängen, ſo antworten ſie mit dem Spruch
„Gehet bin in alle Welt, u. ſ. w.“ Darin liegt
ibr beilloſer Irtthum, dak ſie glauben, dieſer Spruch
ſei nur an den Methodiemus gerichtet, daß ſie allein
die auserwahlten Juͤnger ſcien. „Bleibe im Lande,
und naͤbre dich rediich!
itelhtiltct atint adetdattdhte dttt gat? tittnt. Vinbdtattt dut dittaqchatialudd dicadlden dodquddntn azid de dediia duuis
a
Eire s den sait
einnahm, ein Aufruhr unter dem Eteret aus,
der von einem Indianer und einem Neger erregt
wurde. Der Steuermann wurde in dem Handge~
menge bedeutend verlet, und der Neger ſtarb an
Wunde, die er durch einen Saͤbelhieb von dem Ste~
wart, der zur Unterſtůͤtzung des Steuermanns herbei~
geeilt war, erhielt. :
Auch in Los Angeles, wo ſich der geweſene
weibliche Friedensricher von Wyoming, Mro. Morris
permanent niedergelaſſen hat, war es zͤngſt ſehr heiß.
Der Thermometer ſtand 95 Grad im Vett ʒ
„Anabeim ſogar 100.
San Francioco. 175 Hetrathen wurden hier
im April vollzogen; 21 Perſoͤnen in derſelben Zeit in
die Irrenanſtalt geſchickt.
—V— f
' Einwanderuug.
Aus Berlin wird geſchrieben, das von
mehreren Geſellſchaften in Brajiteen, als
deren Agenten theilweiſe Perſonen mit
deutſchen Namen auftreten, Vorträge über
Einfůhrung von je 15,000 Enropäern
nach verſchledenen Theilen Braſiliens ab—
geſchloſſen werdea ſollen.
Iſt es nicht merkwürdig, daß Deutſche
ſich weigera, nach den ſüdlichen Staaten
von Nord Amerika auszuwandern, da ſie
doch, wie ihre Rathgeber, nichts dagegen
eſnwenden, daß Perſonen nach Braſilien
auswandern, „obgleich das Land bis heute
ein Sklavenſtaat iſt; das Klima, die Ge
ſundheit, der an daſſelbe nicht gewohnten
Deutſchen untergräbt (was in den Süd
ſtaaten Nordamerika's nicht der Fall iſt);
Sprache, Gewohnheiten und wirthſchaft
liche Verhältniſſe dem Einwanderer fremd
ſind und die Rechtszuſtände kemne genügen
den Büͤrgſchaften bieten.“
Es werden drei Klaſſen von Einwan—
derern verlangt: 1.) Knechte. 2.) Co—
lonoiſten, die auf den Landſitzen nach dem
Halbpartſyſtem untergebracht werden, 3.)
aͤuf den ihnen von den Unternehmern kauf
weiſe abzulaſſenden Ländereien anzuſie
delnde „kleine Grundbeſitzer,“ die außer
Land eine „proviſoriſche“ Wohnung er—
halten, das Land wahrſcheinlich aber erſt
uͤrbar machen ſollen. Die Unternehmer
werden für die „Lieferungen“ von der
braſilianiſchen Regierung bezahlt, welche
ihrerſeits dem Einwanderer nur den
Schutz gewährt, wlche die Geſetze dem
Auslaͤnder zuerkennen. Deßhalb ſoll
den Auswanderern ausdrücklich mitge
theilt werden, daß ſie in Braſilien als
Coloniſten ihren Vertrag nur dann kün
digen koͤnnen, wenn ſie der Geſellſchaſt gar
nichts meht nerſchulden.
Die Offiziere eines deutſchen Kriegs
ſchiſffes, die neulich Auſtralien beſuchten,
ſprachen ſich ſehr lobend über den Zuſtand
der deutjchen Coloniſten aus, und rathen
es ihren Landslenten an, Auſtralien
Amerika vorzuziehen.
Die-„Speger ſche Zeitung“ in Berlin,
warnt jedoch Auswanderungsluſtige vor
Queensland, in Auſtralien, namentlich
dahinziehende Arbeiter. Sie ſagt ferner:
„daß das Klima in den Südſtaaten Nord—
amerikas den Deutſchen gefährlich iſt und
die Verhältniſſe im Allgemeinen für den
Arbeiter ungünſtig ſind.“ Sie kennt
die Umſtände nicht. Das Leben der an—
ſaſſigen Deutſchen widerſpricht dem Irr
thum in Hinſicht auf das Klima. Hun—
derte der noͤrdlichen Einwohner ſuchen in
den Südſtaaten die Wiedererlangung der
Geſundheit die ſie im Norden verloren.
Vorſicht iſt überall. nöthig, denn überall
iſt der Menſch ſterblich. Mit Anwendung
der Vorſicht jedoch erreicht der
ein höheres Alter im Süden als im Nor—
den. Dem Arbeiter ſind die Verhält.
niſſe nicht ungünſtig. Arbeiter kommen
zu uns aus dem Norden, ohne unſern
Ruf und unſere Einladung abzuwarten
Würden ſie ſo zahlreich ſich einfinden,
wenn nicht unſere Verhältniſſe beſſer als
die nördlichen wären?
In Weſt-Preußen, und überhaupt in
den Oſtſee· Provinzen des deutſchen Reiches
regt ſich ein ſtarker Auswanderungsgeiſt,
der durch Agenten aus dem Norden und
Weſteu Amerikas genͤhrt wird. Es hat
ſich jedoch kürzlich von neuem gezeigt, daß
vielen dieſer Agenten nicht zu trauen iſt.
Die deutſche Regierung iſt beſonders ans
einen aufmerkſam gemacht worden, der
ſein Weſen in den Provinzen Weſt· Preu—
en und Poſen treibt.
An der Spitze der Civiliſation!
Unter Bezugnahme auf eine neuliche
Nachricht, nach weicher ein Trupp von 30
deutſchen Soldaten in Erfurt angekom—
men ſein ſoll, welche zwangsweiſe in Al
ier bei der Franzöſiſchen Fremdenlegion
gedient haben, wird der „Stralſunder
Zeitung“ aus Wolgaſt geſchrieben:
„Nach einer uns ſoeben vorgelegten Cor—
reſpondenz iſt der Schiffscapitän er
von hier, Frührer des zur Rhederei des
Commerzienraths Wallis hierſelbſt gehö
rigen Schiſfes „Wilhelm,“ vor einigen
oern einem Deutſchen, der gleichfalls
bei der Fremdenlegion eingeſtellt geweſen,
aber voͤ dort deſertirt war, zur Flucht
nach England, bez Deutſchland behüflich
geweſen Jener Deuntſche, Carl Willner,
ESchneidergeſelle aus Berlin, 26 Jahre alt
arbeitete bis zum Beginn des Dentſch
Franzöſiſchen Krieges in Paris. Nach
der Schlacht von Sedan wurde er, da ihm
die Mittel ſehlten, nach Deutſchland zn
flüchten, von den Pariſer Behoörden auf
gegriffen und gefragt, ob er Soldat wer
den wolle Als er dies verneinte, wurde
er zunachſt eingeſperrt, dann mit Anderen
nach Lyon und von dort nach Marſeille
transportirt. Hier hatte man bereitseinen
Haufen von ungefaͤhr 400 Deutſchen an—
geſammelt, welche man gleich Verbrechern
unter ſtrengſter Aufſicht hielt- Als die
Deutſchen zu wiſſen verlangten, was aus
ihnen werden ſolle und ſich weigerten wei—-
ter zu marſchiren, ließ man eine Abthei
lung Soldaten antreten und drohte, jeden
ſofort zu erſchießen, der ſich nicht allen
Anordnungen füge. So ging es denn,
begleitet ͤcn einer Militairabtheilung,
weiter nach Oran in Algier, woſelbſt
ſaͤmmtliche Lente ohne Weiteres als Sol
daten eingekleidet, der Fremdenlegion ein
gereiht nnd dann nach Mascara gebracht
wurden Hier wurden ſie auf das
Schenßlichſte gedrillt und in Hetzjagd ähn—
lichen Märſchen eingenbt Willner ver·!
ſuchte nach einiger Zeit zu derſertiren, /
S S S îÒc
wurde aber dabei ergriffen and erlitt da
für 60 Tage ſchweren Keters bei Waſſerſ
und Brod Fünf Meuate ſpater deſer—
tirte er zum jweiter Male und entkam
glücklich nach Oraß wo er von einer
mitleidigen Fmaie aufgenommen und
Tags verborgen gehalten wurde. Abends
ſchlich er, gegen früher unkeuntlich ge·ſ
macht, an den Hafen. um nach dentſchen
Schiſfen ausuſpaͤhen, mittelſt deren er
ſeine weitere Flucht zu bewerkſtelligen
hoffte Leyteres gelang ihm denn auch
ipdem er eines Abends den obengenannten
Capitaͤän Zitzow, der mit ſeinem
Stenermann an Land gegengen
war, traf und hörte, daß beide Dentſch
ſprachen. Zitzow nahm ihn ſogleich mit
an Bord; da er jedoch nach einem fran
zöfiſchen Hafen ſegelte, lertte er dafür,
daß der engliſche Capitän I. Wilfaham
der gleichfalls mit ſeinem Schiffe, Thumas
im Hafen von Oran lag, jenen Wllner
mit nach Leith nahm, wo ein deukcher
Verein für ſeine weitere Ueberfahrt rach
Geeſtemünde ſorgte. Dort hat Wilner
ſeine Erlebniſſe zu Protocoll gegeben and
iſt am 19. Maärz nach ſeiner Vaterſadt
Berlin abgereiſt, wo er an zuſtändiger
Stelle für die Befreiung ſeiner Ladsleite,
deren ſich nach ſeiner Ausſage noch arca
500 zum größten Theile unfreiwillig in
Mascara beim Militr befinden ſollen,
die noͤthigen Schritte zu thun gedenkt.“
Die Stärke der deutſchen Heere im Feld~
zuge der Jahre 1870—71.
Aus dem Material, welches der Reichs
commiſſion für Ermittelung der Leiſtun
gen der deutſchen Staaten in dem Kriege
gegen Frankreich vorgelegen, iſt eine Zu
ſammenſtellung von der Storke der deut—
ſchen Heere in dem Kriege 1870—71 an—
gefertigt worden, welche nicht die Werth—-
zahlen für den Maßſtab zar. Vertheilung
der Kriegsentſchädigung, ſondern die effec
tive Durchſchnittsſtärke in den einzelnen
Monaten enthält. Wenn dieſe Zuſam—
menſtellung auch nicht den tiefſten, reſp.
den höchſten Stand der Armee, ſondern
nur eine monatliche Durchſchnittszahl er
giebt, ſo dürfte dieſe doch nicht weſentlich
von dem Maximum und Minimum ab
weichen und im ergänzenden Vergleich
mit den Verluſtliſten über die Leiſtungen
der verſchiedenen Staaten doch einen guten
Auſfſchl uß geben.
Der Monat Juli iſt ganz'außer Betracht
geblieben, da die Durchſchnittsſtaärke für
denſelben, wie ſie der Commiſſion vorlag,
wenig Auſſchluß über die effective Stärke
der Armeen giebt indem dieſe erſt nach
und nach die Kriegsſtärke erhielten. Die
vorliegende Zuſammenſtellung giebt Ver—
anlaſſung zu manchen intereſſanten Ver—
gleichen. Die Geſammtarmee zeigt nur
im Monat September, nach den ceoloſ
ſalen Kämpfen des Auguſt und 2. Sep—
tember, eine Verminderung von ppr. 20,
000 Mann, während der mobile Theil der!
Armee ſelbſt für dieſen Monat durch die
Nachſchübe eine Verſtaärkung um ppr.
30,000 Mann nachweiſt. Für alle uͤbri
gen Monate tritt bis zum Friedensſchluß
ſeine Steigerung ein und im Monat Feb—
rur war die Geſammtarmee 1,350,757
Mann ſtark, mithin um ppr. 167,000
Mann ſtärker als im Auguſt. Im Mo—-
nat September zählte die preußiſche Ar
mee allein 570,534 Mann, im Monat
Februar 1,025,126 Mann. Dies ergiebt
eine Zunahme im letzten Monat um 157,
592 Mann, was unter Hinzurechnung
Verluſte gewiß eine ſehr bedeutende
Leiſtung an Nacherſatz iſt. Nach Pro-!
ſeenten der Bevoölkerung von 1567 beträgt
die reſp. höchſte Ziffer der Armee der ein-·
zelnen Staaten und zwar fuür Preußen
und die mit ihm durch die Mihtarcon
vention verbundenen Staaten 3, 570, Bay
ern 3,130, Heſſen 3,026, Sachſen 2,762,
Baden 2,707, Würtemberg 2,356, Meck·
ſlenburg 2,076. Erwägt man aber, daß
die kleineren Staaten, deren Contingente
durch die Conventionen in der preußiſchen
Armee anfgegangen ſind, nund die neuer—
worbenen preußiſchen Provinzen zufolge
ſder früher daſelbſt beſtandenen geſetzlichen
Dienſtpflicht ſehr wenig leiſtungfähig wa
ren, ſo daß ſchon bei der Mobilmachung
der Linientruppen dorthin Aushüůlfe ge
währt werden mußte, ſo ergiebt ſich da—
raus, daß die alten preußiſchen Provinzen
eine ganz erheblich größere militäriſche
Leiſtung trifft, als die obige Zahl ergiebt.
Der Stand der Pferde zeigt faſt eine un
unterbrochene geringe Zunahme und nur
ſim Monat November nnd Februar iſt ge
gen den Monat Oetober und Jannar eine
Verminderung um ppr. 700 Stück in der
Srſunn tarmee eingetreten, während die
mobile Armer auch im November ppr.
400 Pferde mehr nachweiſt, bei dem im—
mobilen Theil der Armee aber der Pferde—
beſtand, namentlich in der preußiſchen Ar—
ſmee faſt ſtetig abnimmt. Ohne Einſtel
lung der erbeuteten und requirirten fran
zöſiſchen Pferde möchte das VBerhältniß
ich wohl weſentlich anders geſtaltet ha—
ben. Den höchſten Krankenbeſtand hatte
der mobile Theil der Armee in den Mo—
uaten November und Deeember, wo die
ſHöhe von reſp. 53,430 und 54,272
Mann erreichte, alſo 10,05 und 10,02
pCt. betrug, während im Monat Sep—
tember 61,115 Mann, alſo 7,51 pCt. der
Armee, im Monat März 56,
809 Mann, oder 6,13 pCt. der mobilen
arnee an Verwundeten und Kranken
nachgewieſen werden, und von da ab die
Z3ahl der Kranken ſchnell abnimmt, wo·
bei indeß nicht außer Betracht bleiben
darf, daß ein nicht unbetrachtlicher Theil
der früͤheren Verwundeten und Kranken
ſzwar aus dem Krankenrapport ausge
lſchieden, aber noch nicht wieder felddienſt—-
fhig iſt und den Erſatztruppentheilen at
tachirt unter dem immobilen Theile der
ſArmee weiter geführt wird. Der Kran
ſtenſtand iſt übrigens in allen Contingen
ziemlich proportional. Nur Heſſen
weiſt eine verhältnißmäßig höhere Zahl
der Kranten nach. (Mil. Wochenbl )
——— ———
Iſt das Ei; tun der verſchiedenen :
relig e utie in den Ver.
taaten ein iodtes Capital?
gFragſt Du, mein Leſet, wie es zugeht, daß dieſ
„Savannah Abend Zeinme auf dieſes Themaſ
nm ern Dir der fotgende Auszug, aus der tͤg-·ſ
lichen „Evansville nion“, (Indiana), den 10. Maͤi, ſ
den Ausschluß daruüber n ——
„Die „Savannah Atend tne hat in ihrer ſ!
leßien uns zugekommenen Nummer aus unſerm
Blatte die juͤngſt mitgetheilte Statiſtik über den
Werth des unant mitger ums in den Ver. Staaten,
welches ſich auf die enorme Summe von beinahe
$300,000,000 belͤuft, entnommen. Betreffs unſerer ſ
tleinen editoriellen Bemerkung zu gedachter Mitthei-ſ
lung, „wie lange wird es noch dauern, ehe ſolche ſ
unt Stimnmen zu nůtzlicheren Zwecken verwendet
werden“ ? fragt ue enannte Blatt gen dumm~
naiv: „Will uns die enenenn geſauts ſagen, was
dieſe nůplicheren Zwecke ſind ? Dann werden ihre
Leſer im Stande ſein, ihr Aůekunft darůber zu geben,
wie lange es noch bis zum Eintritt des „Union~
Milleniums“ dauern wird. Desbalb bitten wir noch
eiumal recht ernſtlich um die Namen der nůhlicheren
Zwecke.“
Auf unſere „dumm~naive“ Frage, erfolgt nun die
ſee Antwort. Man ſollte es kaum für
mögl a halten, daß ein Organ des Fortſchritts,
und jedes oöffentliche Blatt ſollte das doch mehr oder
weniger ſein noch fragen kann, was dieſe nützli~
cheren Zwecke ſind.
Es wurde zweckmäſſiger ſein, „m ehr und dabdi
auch wirklich gute Schulen und namentlich auch
tüchtige Gewerbeſchulen im ganzen Lande zu etabliren.
Das erwähnte enorme Kirchencapital ein rein tod~
tes Capital. Es bringt dem Lande gar keinen
Vortheil. ;
„„Ein paar Hunderte Millionen zur Hebung un~
ſerer Inlaͤndiſchen Jůduſtrie, und Anlagen von Fa~
briken und andern Unternehmungen verwandt, würde
dem ganzen Lande zu Gut komn.en. Wer kein fa~
natiſcher Betbruder oder am Ende ein Mucker iſt,
der wird keinen Augenblick anſtehen zuzugeben, daß
das ungeheure Ktrchencapital in den Ver. Staaten
eintodte o Capital und mithin von Uebel iſt“ “
Baſta! Da haben wir die ganze Beſcherrung.
Wir ſollen ſelbſt darüber nachdenken, verlangt der
Herr Redacter. Gut, und da ſich unſer Nachdenken
in Dingen bewegt und Theorien und Grundſaͤtze be~
rührt die weniger die Kirche als unſere außerkirchli
chen Zuſtände angehen, ſo wird es uns Niemand
verargen, daß wir das Reſultat unſeres Nachdenkens
zu Tage fordern.
Der Geſammtwerth des beweglichen und unbeweg~
lichen Vermögens in den Ver. Staaten betrug im
Jahre 1570 ungefaͤhr $30,068,518,507. Kein Theil
dieſer „foloſſalen“ Summe, das Kirchengut allein
ausgenommen, meint der Herr Redacteur. iſt todtes
Capital. Selbſt gegen das Selbſtbewußtſein des
Urtbeils ſeines beſſern Wiſſens und Gewiſſens darf
er die Wahrheit nicht zugeben. Würde er eingeſtehen
was allgemein bekannt iſt, ſo konnte man ihn fragen:
Warum willſt Du gerade der Kache ihrx Befitzthum
entziehen, da Du doch das todte Capital in andern
Kreiſen ruhig liegen laͤßeſt? Den wahren Grund
würde er ſich wahrſcheinlich ſcheuen und ſchaͤmen
auszuſprechen, und der ſcheinbare Grund den er an
tettn möchte, dürfte ihm auch keine Ehre macen
enn er würde nicht ſtichhaltig ſein. ;
Nach dem Maßſtabe der ſubjectiven Anſichten des
Herrn Redacteurs beurtheilt, důrften auch Bibliothe~
lken, Gemälde und Gemäͤldeſammlungen, Monumente,
Ebrenſaͤulen, Blumengärten, öffentliche Parks, muſi
kaliſche Inſtrumente die nich zum Gelderwerb benuht
werden, ferner die Tiergärten in Evansville und
Umgegend, ſoweit die Glaubenosgenoſſen der„Evans
ville ünion“ darin philoſophiren, raiſonniren, reno
miren, politiſiren und ſich als radifalen Fußſchemel
und Fußſack gebrauchen laſſen, als todtes Capital
elten. „Todies Capital“ in dem Sinne des Herrn
un n ſind feraer, die edlen Medalle die als
Luxudartikel in unſern Wohnungen aufgeſtellt werden, ſ
jeder Schmuck der die Regeln des guten Geſchmacts
und der Bequemlichkeit verleßt, jedes Gebäude das
über die Grenzen der ſtrengſten Schlichtheit und küm
merlichſten Notbdurft hinans erbaut wird, u. ſ. w.
Der Herr Redacteur ſcheint jedoch faſt davon über
zeugt zu ſein, daß ſeine Anſicht von ,„todten Capital“ ſ
die allein richtige iſt. „Das Kirchengut iſt ein Uebel“. ſ
das wird jeder zugeben, meinter, „der kein fana~
tiſher Betbruder oder am Ende einl
Mucter iſt.“
Furchtbare Leute! Ueberſchwengliche Weisheit!!—
Der Herr ſtellt es als unumſtoößlichen Lehrſatz auf,
daß der Blinde mehr Sterne ſieht als der Aſtronom
mit ſeinem Fernrohr, daß man den Werth des Briefes
ſdeutlicher ans der Betrachtung des Couvertes, als
haus der Anſchauung der in haſſelbe eingeſchloſſenen
Schrift erklennt. Deshalb iſt es binfüro unnöthig
das Couvert zu öffnen, und Fernrohre ſind ein Uebel.
ſDer Herr weiß doch, daß die Kirche den größten Theil
ſdes Eigenthums durch Kauf an ſich gebracht, und für
die Bauten reichlich bezahlt hat. Der Betrog der
Koſten wurden dem menſchlichenVerkehr zurückerſtattet.
Kann ber Herr nun berechnen wo die Stroͤmung
ſſtockt? Wie oft muß eine Summe umgeſetzt werden,
ſum als lebendiges Capital angeſehen zu werden?
Keine Antwort? Die Religion iſt das Herz im Or
ganiſmus des Volksogeiſtes; boört dieſes Herz zu ſchla~
gen auf, ſo tritt auch hier Fäulniß und Garweſung
lein“; ſo ſprach neulich Hr. Profeſſor Lazarus, über
das Thema: „ein phſychologiſcher Blick in unſere
Zeit, im wiſſenſchaftlichen Berein in der Sing-Aka—
ſdemie in Berlin, und deñnoch ſagt der Hr. Redacteur
; in Evansville: „Das Kirchengut bringt dem Lande
lgar keinen Vortheil.“ Wem ſollen wir nun glauben?
Ab, der Hr. Redacteur iſt ein Mann des Fortſchritts
lund es iſt ein Zeichen ſeines Fortſchritts, daß er nur
das für Fortſchritt haͤlt, was ihm in den Weg kommt
und ſeinen Wünſchen entſpricht.
Wir würden dem Herrn rathen, ſein Licht nicht un~
ſter den Hooſier-Scheffel von Evansville zu ſtelleu,
ſondern gen Berlin zu ziehen und ſeine Leuchte den
Muckern Wilhelm, Roon, Moltke, und Millionen
Andern leuchten zu laſſen.
Verſchiedenheit der Anſichten im politiſchen, religioͤ
l ſen und philoſophiſchen Fragen iſt unvermeidlich, und
Jedermann iſt zu ſeiner eigenen Meinung berechtigt.
Sobald aber der Irrthum ſeine Ueberzeugung auf das
praktiſche und bürgerliche Leben ausdehnt, zeigt ſich
das Unſchickliche und Gefährliche ſeiner Ueberzeugung.
Der Herr Redacteur nennt das Kirchengut ein,„„todtes
Capital“, weiß er auch, daß er durch dieſes Urtheil
ſein Rechi und eine Stellung ſich anmaßt, die ihm der
amerikaniſche Staatenbund und irgend ein anderer
civiliſirter Staat nicht zugeſteht? Die kirchlichen
Geſellſchaften welche dieſes „todte Capital“ beſitzen,
ſind von den Geſetgebungen der einzelnen Staaten
incorporixt worden. Ehe dieſes geſchieht, průft die
ſßehorde zweierlei, die Lebensfähigkeit und die Ge
meinnuützigkeit der Vereine. In erſter Beziehung
kommt es darauf an, ob der Verein in ſeinen finanz
iellen Verhältniſſen ſich ſo darſtelle, daß an eine län—
ſgere Dauer deſſelben geglaubt werden kann, und daß
das Publikum welches ſich mit ihm in Geſchäfte ein~
läßt, Verlurſten nicht unmittelbar ausgeſetzt zu ſein
ſcheint. Auf der andern Seite wird unterſucht, ob
|die geſammte Wirkſamtkeit des Vereins dem Gemein
wohble dient oder nicht. Dieſe Fragen wurden bejaht
lund die Verleihung der Corporationsrechte hatte kei
nerlei Schwierigkeit. Alle Staatsregierungen haben
ſin den gegebenen Fallen die Fragen bejaht; der Herr
Redacttur verneint ſie. Er halt ſich alſo klüger und
patriotiſcher als die Obrigkeit aller Staaten zuſam
ſmengenommen. Iſt das nicht ſonderbar?
Ware eod dem Herrn Redacter vergönnt über das
„todte Capital“ der Kirchen zu verfügen, ſo wurde er
mebr wirklich gute Schulen etabliren.“ Hier ſind
ſwir gendothigt den Herrn zu bitten, uns den Unter—
ſſchied zwiſchen guten und wirklich guten Schulen zn
ſertlären; oder ſollen wir die Frage ſo ſtellen, zwiſcheu
ſwirklichen und wirklich guten Schulen, denn in dieſen
Zeiten des Fortſchritts wiſſen Saͤuglinge mehr wie
Greiſe. Die Stiftung der“ Schulen wäre uns ſchon
recht. nur möchte der Herr Verfaſſer zuerſt dafür
ſſorgen, die Fortſchrittler, Freidenker und Yankees
aus dem Schulkreis zu verbannen, denn dieſe Kerle
ſbaben in Suüd-Carolina allein eine halbe Million
der Schulfonds geſtohlen, und wenn die nur ihre Hand
auf Beſitzthum legen, ſo wird es ſogleich in „todtes
Caypital“ verwandelt.
Der Herr Verfaſſer ſollte daran denken, daß es nicht
die Gelegenheit Kenntniſſe zu erwerben, auch nicht
der Beſitz der Kenntniſſe, ſondern die Anwendung
der Kenntniſſe iſt, welche dem Individuum und dem
Land nützt; und dieſe Anwendung verbürgt kein
Geld. Es iſt auch uicht die Menge der Schulen
oder die Laäͤnge des Unterrichts auf der die Hoffnung
/ der Menſchenfreunde beruht. Keine Schule kann
ohne Zöglinge u. regelmäßigen Schulbeſuch beſtehen.
Man mag immerhin von Schulzwang ſprecheu, aber
man kann den Kindern weder Talente geben, noch das
Wiſſenswerthe eintrichtern, noch das zu Erlernende
einblͤuen. Man kann Gewerbeſchulen anlegen, aber
ſwer will die Leute zwingen, Schmiede, Maurer, Zim
merleute u. ſ. w. zu werden. Die dreihundert Mil~
lionen thun es wahrlich nicht. Für alle die Dinge,
welche der Herr Redacteur erwhnt, iſt ſchon geſorgt,
und wenn dreißigtauſend Millionen nicht hinreichende
!Mittel liefern die Bedürfniſſe des Lebens zu befrie~
digen, ſo iſt es vergeblich von dreibundert Millionen
eine Linderung der Noth zu erwarten, beſonders da
der Herr Redacteur von der Hebung der Induſtrie,
der Anlage von Fabriken und andern Unternehmun~
t erigt Der Hert Redacteur, iſt hier wieder auf
em Holzwege, er meint, daß die Kirchen die Anlage
von Fabriken hindern. ;
Csõ iſt noch nie ein Fall reietermen in dem ein
Menſch in ber Befriedigung ſeiner Lebensdedürfniſſe
ſe das vermißt hatte, was er an eine Kirche eer. oder
je Urſache gehabt hatte zu bedauern, es gegeben zu ha~
ben, oder je arm und erwerbounfaͤhig dadurch gewor~
den wäre. : .2.;
Der Herr Nedacteur ſelbſt ſcheint die Schwäche
ſeiner Antwort zu fuͤhlen, und ſetzt hinzu: „Es ließe
ſich noch gar Manches anführen, welch nützlichere
Zwecke ſich mit dem Kirchengut ee lietzen
Da tommen wir nun zu dem werthvollſten Theil ſeiner
Antwort, dem Centrum und Glanzpunkt ſeiner Ge~
danten. Obgleich er nicht mehr vorräthig hat, ſo
mochte er dennoch den Glauben verbreiten, daß die
Ouelle des weiſen Rathes noch nicht verſtopft iſt.
In dieſes „gar Manche“, ein leeres Käſtchen, kann
dun jeder hineinlegen und hinzudenken was er will.
Haͤtte er mit dieſem Satz ſeine Antwort angefangen,
uͤnd alles übrige fortgelaſſen, ſo wãre es uͤberſtüůßig
geweſen zu ſeinen Beſten hinzuzufuügen: Hi taeuisses
philosophus mansisses.
Die „Georgia Lehrer Geſellſchaft“
hat beſchloſſen, daß weibliche Lehrerinnen,
die in Hinſicht ihrer Leiſtungen mit männ—-
lichen Lehrern auf gleicher Stufe ſtehen,
auch denſelben Gehalt erhalten ſollen.
Das iſt vernünftig. Jene Männlein
wdůrden der menſchlichen Geſellſchaft als
Nachtwächter, Viehirten und Ackerbauer
nüůtlicher ſein. Wie aber kommt die
Geſellſchaft dazu, Geſetze zu machen?
Wen repraſentirt ſie? Vurch Berlegung
hrer Verſammlungen von einem Ort zum
andeen, iſt es nur wenigen vergönnt, re—
gelmäßig bei dieſen Verſammlungen an
weſend zu ſein. Dadurch geſchieht es, daß
die Leitung der Geſchaäfte faſt gänzlich
einer Minoritaͤt überlaſſen wird. Wir
glaubten nicht, daß dieſer Verein zum
Beſten der Lehrer und zur Hebung des
Berufs geſtiftet ſei. Unſere Erwartung
wurde bis jetzt noch nicht begründet.
~ ——
Verfall des höhern Unterrichts
Paris. Das Journal des Debats
klagt nicht ohne neidiſche Seitenblicke auf
Deutſchland und Elſaß · Lothringen insbe—
ſſondere ůber den in bedrohlichſter Weiſe
zunehmenden Verſall des hoöͤheren Unter
richts in Frankreich und theilt zum Belege
eine Probe aus dem letten Berichte mit,
welchen der Decan der medieiniſchen Fa—-
kultät von Paris, Hr. Wurtz ſoeben an
den Unterrichtsminiſter erſtattet hat. Die
materiellen Hilfsmittel ſind nach dieſem
Vericht eben ſo ungenügend wie die Lehr
methode und das ganze Verhalten der
Lehrer gegen die Schüler. Zu dem trüben
Bilde bemerkt das Journal des Debats:
Fůa viele Lente iſt der höhere Unterricht
ſallerdings nur ein Luxus an welchen mau
ſerſt dann denken darf, wenn man das
Nothwendige, nämlich den Elementar-
Unterricht, errungen hat. Das iſt aber
ſchwerer Irrthum: man vergleiche
nur das geiſtige Nivean zweier Laͤnder,
ſwie Deutſchland und die Vereinigten
Staaten, in welcher der Elementar· Un
terricht zu derſelben Vollkommenheit ent
wicelt iſt, um zu ſehen, daß Amerika den
Mangel an jedem höhern Unterricht, wel
cher dieſen Namen verdient, ſeine geiſtige
Mittelmäßigkeit und Deutſchland hinge—
gen die Ausgiebigkeit ſeiner Volkobildung
der ſtarken Organiſation ſeiner wiſ
ſenſchaftlichen Anſtalten zuzuſchreiben hat.
Bei uns, wie in Amerika, weiß der Schul.
lehrer kanm mehr, als was er lehrt; der
Deutſche Volkslehrer dagegen kommt aus
einem Seminar, in welchem Profeſſoren
unterichten, die ohne Ausnahme die Uni
verſität beſucht haben und eine echt wiſ
ſenſchaftliche Methode beſitzen. (Da hat
das Journal des Debhats doch eine zu gute
Meinnng vdn unſerenSeminarlehrern,
die keineswegs ein akademiſches Studium
abſolviren haben; es verwechſelt wahr—
ſcheinlich die Seminarien mit den Andern
ſhoöͤheren Unterrichts· Anſtalten. Red.)
Daher rüůhren die Fortſchritte der Erzieh
ungs- Wiſſenſchaft in den deutſchen Län—
dern; wir würden dieſelben Reſultate er
zielen, wenn unſere Gymnaſial· Profeſſoren
ſes nicht unter ihrer Würde hielten, Ele—
mentarlehrer herauzubilden. Damit aber
ein neuer Geiſt unſeren Mittelunterricht
belebe, wäre es nöthig, daß die Wiederge—
burt von obeu kaͤme und der Unterricht
der Facultäten ſelbſt ſeine beengenden
Schranken durchbreche.
Die Oualen der Hölle.
Die Qualen der Hölle ſchildert ein
kürzlich permissu superiorum erſchienenes
Büchlein unter dem Titel the sight ol
Hell (der Anblick der Hoͤlle) aus der Fe
der des Paters Furniß vom Redemptori—
ſten Orden, welches insbeſondere -· den
Sonntagsſchulen als Hülfsbuch beim Ca—
techismus ·Unterricht empfohlen wird.
Der hochwürdige Pater nimmt die Sonn—
tagsſchüler in dieſem Buche mit ſich auf
eine unterweltliche Inſpektionsreiſe. Un—
ter Anderem zeigt er ihnen den „ſchlagen
den Teuſel“ und giebt dabei folgende
Mahnung zum Beſten: „Kind, wenn du
in die Hölle kommſt, ſo wird ein Tenfel
neben dir ſtehen und dich ſchlagen. Er
wird dich jede Minute ſchlagen. Der
erſte Schlag wird deinen Leib ſo ſchlimm
machen, wie den Leib Hiob's, der vom
Kopf bis zu Fuß mit Beulen und Schwä—
ren bedeckt war. Der zweite Schlag macht
ihn zweimal ſo ſchlimm wie den Leib
Hiob's. Der dritte Schlag macht ihn
dreimal ſo ſchlimm wie den Leib
Hiobs. Der vierte Schlag macht ihu
eie mird uun dann dein Leib ausſehen,
wenn der Tenfel ihn jeden Angenblick 100
Millionen Jahre lang geſchlagen hat?“
Iu der That, ein ſehr erbauliches inferna
les Rechenexempel fr ein Sonntagsſchu
lentind. Dann wird den Kleinen das
„Feuerkleid“ vor Augen geführt: Sieh,
aien Zinmer ſteht cin Ijahriges
Maͤdchen. Was für ein ſchreckliches Kleid
hat es an, ein Feuerkleid! Auf dem
Aerie es einen feurigen Hut, der die
Haut verbrent und die Schaͤdelknochen
verſenkt, daß ſie rauchen. Die roth glů
hende fenrige Hitze geht in das Gehien
und ſchmilzt es. Du haſt vielleicht nicht
gern Kopfweh. Denk, was fuür ein Kopfweh
das Mädchen haben muß. Aber n
ſmehr. Auch ihr Kleid ſteht in Fl e
Vare e ireltent in Flammen.
Ware ſie auf der Erde, ſie wäre im Nu
zu Aſche verbrannt, aber ſie iſt in der
Hölle, wo Alles im Feuer brennt, aber
ͤichts fortbrennt. Da ſteht ſie verbrannt
und verſengt und ſo wird ſie ewig ſtehen.
Sie zählt init ihren Fingern die Augen—
blicke, wie ſie langſam verſtreichen, denn
jeder Angenblick ſcheint Ihr wie hundert
Zaͤhre Wie ſie die Augenblicke zählt,
drinuert ſie ſich, daß ſie dieſes Zählen in
alle Ewigkeit fortſezen muß.“ Daranf
wird ein ſiedender Knabe“ geſchildert, in
deſſen Adern das Blut, in deſſen Kno—
chen, das Mark, in deſſen Kopf das Hirn
kocht und brodelt und endlich auch
noch ein Baby, ein kleines Kind, wel—
ches in einem glůhenden Ofen brennt:
„Wie es ſchreit, um herauszukommen!
MWie es ſich in den Flammen dreht und
krümmt! Es ſchlägt mit dem Kopf gegen
den Ofendeckel; es ſtampfl mit den kleinen
Füͤßchen auf den Boden des Ofens.
Auf dem Geſichte des kleinen Kindes leſt
ihr, was ihr auf allen Geſichtern in der
Hölle leſt: Verzweiflung, ſchreckliche und
oderzweifelte Verzweiflung.“ Man könnte
geneigt ſein, ſagt die „K. 3.,“ welcher wir
dieſe Mittheilnng entlehnen, dieſe Toll
lheiten mit Spott zu behandeln oder den
hochwürdigen Paer ſelber als Jemanden
anzuſehen, der wenigſtens ſo lange in der
Hölle geſteckt hat, daß ihm ſein Bischen
Hirn ausgebrannt iſt. Aber die Sache iſt
nicht ſo einfach abzuthun; Verrücktheit iſt
es nicht, welche jene Schilderungen ein
giebt, es iſt ein wohlberechnetes Syſtem.
Mit hoölliſchem Schrecken ſollen die jugend—
lichen Gemüther in die Geiſtesknechtſchaft
geſchlagen werden. Unglücklicher Weiſe
beſitzt der Katholicismus in England noch
viel weniger Widerſtandskraft gegen gei
ſtige Tyrannei als dee Katholieismis in
Deutſchland, und ſo wird in den Sonn—-
tagsſchulen wohl manche kindliche Phan—
taſie mit jenen bösartigen Zerrbildern des
religiöſen Terrorismus angefüllt und ver
dorben werden.
~ V
Auflöſung ber Räthſel-Tafel in Nr. 56:
Bart. Brautſchatz. Feuer.
E ——
2
Ausverkauf!
~
Im Ausverkauf zum Koſtenpreis offerire ich hiemit
mein vollſtͤndiges Lager, beſtehend aus den beſten
Sorten ; : ;
importirter Rheinweine,
Champagner u. Abſynth,
ſowie
importirter und einheimiſcher Liqueure.
a F. I. Ruckert,
Jefferſonſtr. zwiſchen Congreß u. Broughtonſtr.
Bekanutmachung.
Mitbürger! Ich werde als Candidat für die
,„Ordinary-Office von Chatham County“
bei der im nächſten November ſtattfindenden Wabl
hauftretten, und werde ſeiner Zeit um Eure freundliche
Unterſtuͤtzung anſprechen. ;
Ino O. Ferrill.
46. b.v.
Sparbant-Department.
Savannah Baonlke & Trust Co.
105 Vayſtraße, Savannah, Ga.
Charles Green, Präſident.
Milo Hatch, Vize-Präſident.
Edmund Ketchum, Kaſſirer.
Die Direktoren wünſchen die Aufmerkſamleit des
Publikums (namentlich die Arbeiterklaſſe, für deren
beſonderen Vortheil dieſes Deparment organiſirt
fwurde) auf die neuen Beigeſetze zu lenken, welche für
den Nupten der Depoſitoren abgeändert wurden.
1. Einlagen von Fl und mehr werden in Empfang
genommen; die Bankbücher, welche ausgegeben werden,
henthalten die näheren Beſtimmungen. ;
2. Dir jaͤhrlicheu Zinſen werden zu 6 pCt berechnet
und ſind zahlbar jeden erſten Mittwoch in den Mona
hten Januar, April, Juli und Oktober eines jedey
Jahres. 2 2
3. Keine Intereſſen werden bezahlt für Summen
welche vor den obigen Terminen erhoben werden, für
die Zeit, die ſeit der vorhergegangenen Vertheilung
der Dividenden verſtrichen iſt.
1. Die Intereſſen, zu welchen Depoſitoren berechtigt
ſind, sonnen entweder erhoben oder zu ihren Anlagen
fgeſchlagen werden.
; 5. Niemand kann eine Summe, ſei es Kapital oder
Intereſſen, erheben, ohne Borzeigung des Bankbuches,
ausgenommen er haätte es verloren und brächte hin
reichenden Beweis für den Verluſt deſſelben, und gebe
jeine geſetzliche Quittung zur Abweiſung aller ferneren
Forderungen.
6. Einlagen werden in Empfang genommen von
9—s täglich; Zurückerſtattungen werden gemacht von
9 2 Uhr taͤglich.
A. L. Hariridge, )
Jas. H. Johnſton, Direktoren d. Geſchäftsführung.
W. W. Gordon, j
; 44-56 I. S. Hutton, Geſchäftsführer.
: —e F î
: Ich habe eine neue Quantitt von dem vorzuglichen
: Scuppernong Wen
erhalten, und offerire denſelben zu dem ſehr billigen
Preiſe von 83.50 per Gallone. ;
; Chamypagner, Cream de Boury und Heidsiek, im—
portirte Sherry und Port-Weine, 1. u. 2. Qualitãt.
12 Beſte, alte ſranzöſiſche Brandies, alle für medizini
ſche Zwecke anwenddar, und zu mäßigen Preiſen, so
wohl in einzelnen Kiſten oder in Packages.
Korn~, Weizen~, Velvet -Whiskies, allerlei Arten
von Pictles und Saugen, in Kiſten und Krügen, Ci—
garren, Tabak ~c.
J. V. BARBEE,
Bayſtr. 2 Thüren öſtl. v. d. Office d. Advertiſers.
»11XN1 nNIQ
IRVING HOUSE,
ſan der N. W. Ecke von Jefferſon u. St. JZulianſtr.
Ael, Wein, Liqueure und Cigarren
von der beſten Qualität,
——
: ~ ; —— 27
ã
22
V
; l—
4
;
werden mit der groößten Bereitwilligkeit ſeinen deut~
ſchen Freunden gereicht, von dem „garſtigen
Schotten,“ der deutſch ſpricht, wenn er benebelt iſt.
Auch ſind bei ihm zu haben
Göbel's berühmte Rhein-Weine. 1
J:— r
~ Der Platz, wo man die „billig—
ſten Bilderrahmen“ haben kann, iſt
IRe Picture Frame Store,
; Ecte St. Julian Str. u. Johnſon's Square.
1 Weinkeller
ſunter dem Exckange Building. Eingang von der
Weſtſeite. 7
Importirte Rheiuweine und Champagner
beſtaͤndig vorrathig. ; 56
j Andrew Göbel.