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TTTTTTT —— ——
Deutſches eg ue Das Deutſche
Summe 60,000 Volkoſchulen, in denen 6,000,000
Schůler unterrichtet werden. Auf je 1000 Einwehner
entfallt ungefͤhr ein Schülerzahl von 150. Dieſto
; durchſchnittliche Berhͤltniß wird in Braunſchweig,
Oldenburg, Sachſen uud Thuringen beträchtlich über~
ſchritten, in ſofern hier auf je 1000 Einwohner 175
Schůler tommen ; dagegen in Mecklenburg (auf je
1000 Einwohner 120 Schüler) und Baiern (auf je
1000 Einwohner 126 Schüler) nicht erreicht. Gym~
naſien giebt es in Deutſchland 130, Progymnaſien
214, Realgymnaſien 14, Real~ und hoͤhere Bürger~
ſchulen 483. Die Geſammtzahl der Schuler auf die~
ſen hoöheren Umerrichtsanſtalten belaͤuft ſich ans
177,400. Univerſitͤten zͤhlt das Deutſche Reich 20
mit 1624 Lehrenden und 15,000 Studirenden. Poly~
techniſche Schulen gicbt es 10 mit 360 Lehrenden und
4,500 Studirenden.
Par io, 14. Juni. Die Rechte in der Na~
tionalverſammlung hat beſchloſſen, von Thiers zu
ſordern, daß er einige Miniſter entlaſſe und die Ver~
waltung im Sune der Anſichten der Majoritaͤt führe.
Thiers widerſeht ſich der Einſehung eines Trium
virats (hunkel iſt der Rede Sinn) begünſtigt aber die
Ernennung Grevys zum Vicepräſidenten der Re
publit. (Grevy iſt Praͤſident der Nationalverſamm~
lung.)
Die Majoritãt der franzoſiſchen Nationalver~
ſammlung, meiſt aus monarchiſch geſinnten Herren
beſtehend, iſt neueſtens mit dem Praͤſidenten Thiers
ſehr unzufrieden geworden, da er nicht thut, was ſie
will. Da ſie wohl den Willen, aber nicht die Macht
hat ihn ab- und einen Konig an ſeine Stelle zu ſehen
ſo mochte ſie ihm wenigſtens in Geſtalt ibr ergebener
Miniſter einen Vormund geben. Sie wird dies in~
deſſen kaum zu Stande bringen; denn im äußerſten
Falle lann Thiers die Natlonalverſammlung auflo
ſen, worauf, wie die Stimmung in Frankreich iſt,
eine republikaniſche geſinnte Majoritãt die Stelle der
monarchiſchen einnehmen würde.
Die Unterhandlungen mit Deutſchland wegen
allmaliger Raäumung Frankreichs, nach Maßgabe der
weiteren Abzahlung der Kriegoentſchädigung, nehmen
einen befriedigenden Fortgang.
Eine Anzahl von Mitgliedern der Pariſer Com~
mune hieit am Samſtag Abend eine Verſammlung
ab, in welcher der Vorſchlag beſprochen wurde, bei
Gelegenheit der Ankunft des neuen franzoſiſchen Ge
ſandicn, ihre Feindſeligkeiten durch eine Demonſtra~
tion zu bekunden. Bei den Verhandlungen wurde
eine heftige Sprache geführt, aber ein Beſchluß wurde
nicht gefaßt.
Kaum hat uns die Zeitungoöpoſt die Namen der
Mitglieder des letten, am 25. Mai gebildeten ſpa~
niſchen Miniſteriumo gebracht, ſo meldet uns der
Kabeldraht deſſen Sturz und die vollzogene Bildung
eines Miniſteriums Ruiz-Borrilla. Der Name
Zorrillas und die verſchiebdener anderer Mitglieder
ſeines Cabineto ihun dar, daß in Spanien wieder
jene Partei am Ruder iſt, welche unmittelbar nach
der Vertreibung der Ertonigin Iſabella die Regie~
rung übernahm, die radicale Partei Daß dieſes
Miniſterium die mehr conſervativ gefärbten Cortes
aufloͤſen wird, kaͤme uns wahrſcheinlich vor, auch
wenn der Kabel daruüber ſchweige.
Die portegieſiſche Hauptſtadt wurde von einer
großen Feuersbrunſt und die Niederungen auf dem
rechten Ufer des Po (Italien) von bedeutenden Ueber~
ſchwemmungen heimgeſucht. Ungleich groößer ſchei~
nen aber die Verwuſtungen zu ſein, welche ungeheure
uͤber weite Landſtriche verbreitete Wolkenbrüche in
Boöhmen, am Mittelrheine, in der unteren Mainae~
gend und im ſuͤdlichen Würtemberg und Baden auge~
richtei habeu. Ein gleichzeitiger ausgiebiger Regen
fam dagegen den Landwirthen in Ungarn ſehr er
wünſcht, da die Saaten wegen Troctenheit bereits
feblzuſchlagen drohten. ;
In Süd-Rußland iſt wieder der unheimliche
aſtatiſche Gaſt, die Cholera erſchienen. (Seebote)
———
Die New-Yorker „Strike“. dFolgende
Organiſationen nahmen an ber Demonſtration Theil.
Die Tiſchler, ungefaͤhr 000 Mann ſtart, Hol~ſchniber
1000 Mann, Polſterer 1500, Lacirer sBOO, Modell~
macher 600, die Singer'ſchen Arbeiter 20500, Piano—~
arbeiter 1000, Politurarbeiter 1400, Sargmacher 200,
Schreibtiſchverfertiger 060, Bilderrahmenmacher 700,
Vergolder 600, Schaukaſtenverfertiger 300, Naäh—
maſchinenkaſtenmacher 300, andere Holzarbeiter 3000,
Holzdrechſler 200, Zucterbaͤcker 400, Kutſchenpolſterer
200, Maurer 400, Steinhauer 400, Kutſchenmacher
800, Grobſchmiede 1500, Hufſchmiede 2000, Zimmer
leute 4000, Braunſteinhauer 00, Vactſteinleger 2000,
Wagenſchmiede 1000, Brettſchneider 600, Early Clo
ſing Aſſociation 700, Fenſterrahmenmacher 120,
Treppenbauer 200, Tiſchler von Williamöburg 20
und verſchiedene andere kleinere Organiſationen.
Jept wollen in New Hork auch die Dienſtmädchen
„ſtriden“, wie das dortige „Journal“ meldet. Sie
ſagen, ſie müßten von 7 Uhr Morgens bis 10 —ll
Uhr Abends, als 15—16 Stunden arbeiten, und das
ſei mehr alo von einem weiblichen Weſen im 19.
Jahrhundert erwartet werden dürfe. Sie fordern
gleichfallo acht Stunden Tagarbeit, von —l2 Vor~
mittags und von 2 bis 6 Uhr Nachmittag, Sonntags
ganz frei und alle 14 Tage einen Auogehetag in der
Woche, freie Dispoſition in der Vorratbokammer und
Keller, freien Zutriti der Freunde und Couſins in die
Koch- und Waſch-Ateliers; bei vorkommenden
Vervielfãltigungoereigniſſen, Pſlege im Hoſpital auf
Koſten der Herrſchaft “und im Verhältniſſe zu der
Zahl des Nachwuchſes ſteigenden Lohn. Lepterer
ſoll außerdem noch um 20 Prozent für Kammerzofen,
um 28 Prozent fuür Koöchinnen und um 0 Prozent
für Ammen erhoͤht werden. Jede Herrſchaft bat
ebe das Dienſtmaͤdchen, die Koͤchin ~c. beizubringen.
Dieſem Strike důrfte der Erfolg um ſo weniger fehlen
da ſich die Maͤdchen die Mithuülfe ibrer Freunde und
Couſins geſichert bhaben.
—Die Achtſtundenbewegung, welche die Arbeiter
einer großen Zahl Gewerbe in New Hork mit ſo
großen Opſern ins Werl geſett batten, iſt zn einem
großen Theile mißglückt. Die beſtaͤndige Zuſtrömung
europaͤiſcher Arbeiter und Profeſſioniſten mag viel zu
dieſem Reſultat beigetragen haben.
R— S
Die drei Feſte. Dae dFeſt der
Schuͤhen in unſerer Stadt, das ſo eben ſeinen Ab
ſchluß gefunden bat, erinnert uns an die Voraange in
der Außenwelt. Faſt gleichzeitig mit uns feiern auch
andere Staͤdte ihre Feſte, gleichartig in ihrem Weſen,
ungleich in ihrem Entſtehen, Zweck und Auogang.
Es iſt eben das Gleichartige in ibrem Charakter
welches Aufſehen erregt und Erwaͤhnung verdient.
Zuerſt nennen wir die Grundſteinlegung deo
„Deutſchen Natioual Theaters“ in Baireuth. Die
Idee eines deutſchen RNational-Theaters, das den
großen Pariſer Theatern, (denen die franzoſiſche
Bational-Verſammlung bedeutende Subventionen
zablt, „weil man die Pſlege dieſer Ttrater nicht nur
Frankreich ſondern Eurepa ſchuldig wͤre, welches
von ibnen aus die Geſete ſeiner Geiſtescultur zuſ
empfangen gewohnt ſei“) gleichkͤme, wurde von demſ
großen Tonkuünſtler Richard Wagner zuerſt angerregt,
und bis hicher glucklich ausgefͤhrt. Der Grundſtein hl
dazu wurde von ihm ſelbſt am 22. Mai gelegt.
Nie hat es in den letten derunan Saͤngerfeſten
gefehlt. Wie ſehr aber erbleicht der Glanz aller
Sangerfeſte, gegenüber der Feier, die ſoeben in Bai~
reuth begangen wut der her~
beigeeilten Vahe auch die Art des dortigen
err en vor Allem aber die n ale Stimmuug
betrifft, welche die Anweſenden e. Galt es
doch, ein dreifaches Feſt zu begehen, den Geburtotag
des geſeierten Meiſters Richard Wagner, die Grun
ſteinlegung des von ihm projectirten „Nibelungen“
Theaters und die Aufführung der neunten Sym~
phonie ?von Beethoven, welche durch aber- und
abermalige Reproductionen im hergebrachten Schlen~
drian~Styl faſt gleichgültig wurdeu, nun durch
Wagners Dirigenten-Zauberſtab zu neuem Leben
erwachen ſollte.
Die Grundſteinlegung fand am 22. Mai, auf dem
eine Viertelſtunde von der Stadt entfernten Stuckberg
ſtatt. Zur Erbffnung des Concertes hatte Richard
Wagner ſeinen „Kaiſermarſch“ beſtimmt. Eine glaͤn~
zendere Ausfuͤhrung, wie ſie unter den Häͤnden der
von Wien, Berlin, Muünchen, Stuttgart ~c. herbeige~
tommenen Küunſtler erſten Ranges der herrlichen Ton~
dichtung zu Theil wurde, lͤßt ſich kaum denken und
wird wohl ſo bald nicht wieder erlebt werden. Noch
großartiger erwies ſich die Leiſtungsfahigkeit dieſes,
ſo zu ſagen zuſammengewürfelten Orcheſters in der
Beethoven'ſchen neunten Symphonie, deren bedeu~
tende Aupfuhrungoſchwierigkeiten noch durch die
zahlloſen individuellen Eigenthuümlichkeiten, welche
Wagners geniale Auffaſſung hineinverwebte, bis
ins Aeußerſte geſteigert wurden, und doch triumphirte
der eiſerne Wille des großen Muſikers verbunden
mit der Begeiſterung, welche er ſeinen Interpreten
einzufließen keine Muͤhe ſcheute, üůber alle Hinderniſſe
und Klippen der Partitur, und von den Schwankun~
gen und Unſicherheiten, welche noch in der letten
Probe manchen Kundigen mit Beſorgniß erfüllen
konnten, war am Abend ſelbſt die letzte Spur ver~
ſchwnnden. Ju Deutſchland feierte hier die Kunſt
ihren Triumphb.
Von Bayreuth gehen wir nach Boſton, und treten
am 17. Juni, dem Tage des großen Friedenõjubileumo
in das „Coliſeum“, wo Herr Gilmore die große
Trommel, zu deren Tranſport ein Ocean-Dampfer
gemiethet werden mußte, 20,000 Singſtimmen, 2,000
Muſiker (unter andern I. Strauß und F. Abt) 100
Amboſſe, zwei Batterien, und ſaͤmmtliche Glocten
Boſtons zum coloſſallen Muſikſpectakel verwendet,
und I. Strauß ſeinen beruͤhmten „Concertwalzer“
„an der ſchoͤnen blauen Donau“ vor 20,000 Zuhörern
dirigirt. Der Anfang wurde mit dem Liede „Ola
Hundred“ ·gemacht welches von 16,000 Sangern,
unterſtuht von einem Orcheſter welches 15,00 In~
ſtrumente zaählt, das nationale Lied: „the star—
spangled banner“ vom ganzen Chor mit Begleitung
ſammtlicher Muſikcorps, dem Gelaͤute der Glocken
und Abfeuern der Kanonen geſungen. Es ſind vier
militaͤriſche Muſikcorps zuſammengekommeu. Ein
franzoſiſches, ein britiſches, ein deutſches und ein
ameritaniſches.
Welches iſt das beſte? Der Ambos~Chor aus
Verdis „Troubadour“ wurde von ſaͤmmtlichen an~
weſenden Saängern vorgetragen. Als Begleitung
dienten 100 Amboſſe, eine Orgel, die Militärmuſil,
die Glocken der Stadt, 000 Leute der Feuerwehr uud
eine Batterie Zwolfpfünder. Es war ein graͤulicher
Larm und das Auditorinm war außer ſich vor Enthu~
ſiasmus. Die Feuerwehr wurde beſtellt nicht
um zu ſingen, ſondern um die Amboſſe zu bearbeiten.
Als drittes Ereigniß nennen wir das „Sängerfeſt“
das dieſes Jahr in St. Louis abgehalten wurde, und
im naͤchſten in Cleveland, Obio, tagen wird.
Die Maſſenhaftigkelt des Beſuches „ſoll alles bio~
her dageweſene übertrefen. Die außerſt zahlreiche
nd algem ne Thetnahu de VBeobllerung nihi
mit eingerechnet, můſſen nach den Berichten der Ei~
ſenbahngeſellſchaften zu urtheilen, zwiſchen ſechzig bis
ſiebenzig tauſend Fremde dem Feſte beigewohnt haben.
Auch hier wurde eine prachtige Tonhalle erbaut.
Der Empfang der eingeladenen Gaſte, und der öffent~
liche Aufzug der am Feſte theilnehmenden Sänger
und Sangerinnen war prunkhaft, der Glanz des
Feſtſchmuckes war impoſant, und die muſikaliſchen
Leiſtungen waren wenigſtens wegen der anweſenden
Künſtler großartig. Unter andern war auch Franz
Abt anweſend.
Im Süden wäre es uns nicht möoglich ſolchen
Aufwand zu machen, deshalb werden uns die euro
vaͤiſchen Größen nur durch die im Norden geſchliffenen
Brillen, und noch dazu uüber die Achſel anſehen.
Wären ſie aber nur mit uns bekannt, ſo wtrde ihr
Aufenthalt im Suüden dieſen Leuten viet gemuthlicher
und angenehmer ſein. Denn troß aller aͤuſern
Freundlichteit iſt Eigennuß und Gewinnſucht der
Hauptzug deo noͤrdlichen Charakters. Und warum
ſollte Gillmore nicht zuvorkommend und freundlich ſein
gegen ſeine Gaͤſte, da die Einnahme an einem einzigen
Tage allein 870,000 betrug.
Außerdem wird bei dieſen Gelegenheiten viel ge
ſoffen. Coloſſal der Bau, coloſſal der Umzug, coloſ—~
ſal die Ausgabe, coloſſal die Einnahme, eoloſſal die
Sauferei. Da haben wir die ganze Geſchichte der
deutſch-amerikaniſchen Kunſt. Nach dem Sängerfeſt
in Louisville, Kv. 1866, kam das Sprichwort auf:
„drunk like a man trom OChicago“, weil die Leute
jenes Ortes ſich beſonders als Saͤufer ausgezeichnet
hatten. In St. Louis aber klagten die Cincinnati
Leute uüber Hungersnoth. Man ſtectte die Gaſte, ſo
ſagt ein Reporter, in Emigranten~Hotels zweiter
Klaſſe. Da war nun wenig zu eſſen, wenig zu trin~
ken und da gab es viele Wanzen. Da telegraphirte
man nun eilig nach Cincinnati zurück, und die Mit~
leidigen ſandten ihren darbenden Verwandten den
Inbalt eines ganzen Bäͤckerladens, Metwürſte, Kaͤſe,
Schinken, eine Ladung Bockbier, mehrere Kiſten Wein
und zwei Buſhel Wanzenpulver. Was man daruber
nun auch denken oder ſagen mag. Es muß den Cin~
cinnatiLeuten traurig gegangen ſein. Das lette Con~
zert, ſagt die Zeitung, war zum Erdrücken voll, die
muſitaliſchenreiſtungen jedoch ſehr mittelmaͤßig. wahr~
ſcheinlich, weil Sänger und Muſikanten durch die
fortgeſetzten Commerſe ermuüͤdet (d. h. cannibaliſch
beſoffen) ſind. Das Verfahren der Thürſteher an
der Feſthalle war wahrhaſt ſcandalös. Cullmann
von Cincinnati wurde von einem Thürſteher abſcheu
lich inſultirt. Das kann man ſich benken..
Solche Auftrtte kommen nicht leicht leicht vor im
Süden. Hätten jene nur ſuüdliches Kornbrod und
Speck und reinliche Negerhütten gehabt, ſo hätten ſie
dennoch geklagt, aber ihre Klage ware nicht ſo bitter
geweſen.
——
Einwanderung. Für die heutige
Nummer, wurde uns eine Abhandlung
über,Einwanderung“ eingeſandt. Wir
ſehen es gerne, daß ſich unſere Mitbürger
ůber die Fragen des Tages ausſprechen,
und ſo lange die Abhandlungen nicht
perſoͤnlich und beleidigend, oder mit der
Tendenz nnſeres Blattes unverträglich
ſind, haben wir nichts dagegen einznwen—
den, ſie zu veroöffentlichen. Damit ſoll
aber nicht geſagt ſein, daß wir dieſelben
im Einzelnen und im Ganzen als eine
ſtets geireue Darſtellung unſerer Ideen
anſehen.
Die Mittheilung des Herrn Verfaſſers
des „Eingeſandt“, bewegt uns hier zum
D———
Nutzen und ea Aller an der Ein
wanderung Betheiligten, dem Publiku
einige Fragen jur Beachtung und Bean
erlunt vorzulegen. Iſt durch die di
Mitwirkung der Legislatur in Befor
derung der Einwanderer in irgend einem
Staate je etwas geſchehen, um den Einge
wanderten das g ſeines Strebens und
ſeiner Hoffnungen näher zu rücken, dem
Leidenden, Kranken oder Fremden den
Verluſt ſeiner Heimath und ſeiner Lieben
fſzu erſeßen? Kann es geſchehen ? en
de ? Wann? eae wir von Immi
grationsgeſellſchaften, Immigrations· Bu—
hreans, Immigrations · Geſetzgeſetzgebnng,
Immigrations-Agenturen u. ſ. w. hoöͤren,
erinnern wir uns an jenen Pflanzer, der
einen Schornſtein bauen wollte, und
ſeinem Maurxer auftrug, nicht wie es ge~
wöhnlich geſchieht, das Werk vom Funda—
ment an zum Dache herauszuführen,
ſondern an der Spitze anzufangen und
von oben nach nnten zu arbeiten. Sind
hdie Leute, die ſich für die Immigrations—
hſache ſo ſehr intreſſiren, vielleicht nahe
Geiſtesverwandte jenes Pflanzers? Ihr
Wetrtk iſt haltlos; es fehlt ihm die Grund
lage. Man fängt am unrechten Ende
han, bei der Selbſtſucht und dem Eigen—
nnt, und daher kommt es, daß die Můhe
bisher erfolglos war.
Vor mehreren Jahren, ſchuf die Legis
latur von Süd · Carolina ein Einwan
derungs ·Bureau. Beſteht es noch ? Was
hat es geleiſtet? Vor einigen Jahren
beranſtaltete die Einwanderungsgeſell.
ſſchaft von Süd- Carolina eine großartige
Verloſung, im Betrage einer halben Mil.
lion, was ſind die Folgen davon geweſen?
Haben ſie dem Einwwanderer etwas einge—
raten 2 Hundert Tauſende der Deutſchen
ſin New York und anderen Staaten kamen
noch nie dazu, Hoſpitäler und ähnliche
Anſtalten für ihre Landslente zu errichten.
Das, und die Sorge für die darbeuden,
verhungerten Nothleidenden überlaſſen ſie
womoglich den .„Muckern“ aber ſie
ſchicken beſtändig ihre Agenten ins Vater
land, um wo moͤglich mehr Armuths
futter zu holen. Woher entſtehen die
bielen Selbſtmorde und Morde, worüůber
die Ernſten im Norden ſich wunderm und
nachdenken. Haben die Freunde der ſüd—
lichen Immigration daran gedacht, dieſem
Uebel vorzubeugen, haben ſie z. B. daran
gedacht, ein Zufluchtshaus zu gruͤuden,
worin der fremde Arbeitsloſe unentgelt
liche, bereitwillige Aufnahme findet ?
Wir befürworten nicht die Bunmmelei
und Faullenzerei. Deshalb glanben
wir auch nicht, daß der Staat durch Ge—
ſchenke an Einwanderer ſeinen 3weck er
reichen würde. Vor Jahren wies die
Ver. Staaten Regierung den vertriebenen
Poleu große Strecken des ſchoönſten Lan
hdes in den weſtlichen Staaten dieſſeits
des Miſſiſſippi an, mit dem freundlichen
Zuſatz, daß, falls der Boden, das Klima,
ſoder andere Umſtände ihnen nicht zuſag
ten, es ihnen frei ſtehen ſolle, irgend eine
andere Gegend nach eigenen Gutdünken
auszuwählen. Zehn Jahre lang ſollten
ſie frei von Abgaben ſein. „Wo ſind jene
Polen?
Welche Stadte unter den Hunderten
verdanken ihnen die Gründung und
Blüthe? Da waren keine Speeulanten
die den polniſchen Emigranten ſchaden
wollten oder konnten, keine Sklavenariſto
kratie, kein Sklave der ihnen im See
ſtand Das ganze Land kam ihnen en
thuſiaſtiſch entgegen. Wir ziehen daraus
den Schluß, daß es nicht ſelten die eigene
Schuld der Leute iſt, wenn es ihnen im
Lande nicht gefällt. Spricht man des·
halb von den Fehlern der anſaäßigen geete
ſo jollte man auch die Maängel der Einge·
wanderten nicht außer Aungen ſetzen und
man ſollte ferner logiſch ſprechen. 1
Es iſt täglich bemerkbar, daß maitht
(age Viele) in Savannah ſchwarze Klei
dung tragen. Wie groß würde aber der
Irrthum ſein, welche Verwirrung der An
ſichten wůrde daraus entſtehen, wenn je
mand ſich erlaubte zu behaupten, daß alle
Einwohner in Savannah ſchwarz gekleidet
ſeien. Von ähnlichen Irrthum, den die
Logik als eine der grööſten, häufigſten
und gefährlichſten Verletzungen des ver
nünftigen Denkens bezeichnet, wird der
Tadel des Sůdens und das Vorurtheil
gegen ihn getragen. Hätten Menſchen
vollkommene Herrſchaft über ihre Gedan—
ken, wie der Bildhauer oder geſchickte
Handwerker den rohen Stoff beherrſcht,
reihten ſie dieſelben logiſch ancinauder
nach den Geſetzen der Vernunft, wie ein
Baumeiſter das Material ſeiner Gebäude,
nach bewaͤhrten Geſetzen otdnet und zu-~
ſammenſtellt, ſo würde ihr Urtheil iber
den Süůden der Wahrheit viel näher kom
men, als die verſchiedenen n
Anſichten, unklaren Vorſtellungen ind
unreifen Ueberzengungen, die leider! noch
oft ſich geltend machen wollen.
Diejenigen, welche über Einwanderung
ſchreiben, entfernen ſich meiſtentheils vou
der Hauptſache, und beſchaͤftigen ſich zu
viel mit Nebenſachen. Dahin gehoͤren
z. B. Wohnung und Nahrungsmittel.
Wenn in dem Einen wie in dem Andern
nur die Reinlichkeit und der gute En
waltet, ſo wird der vernünfſtige Menſch
darin ſchwerlich etwas unertraͤglich fin
den. Die Betten der Südlichen ſind
nicht ſchlecht; auch wir haben in den Ban
ernhäuſern gelebt und dabei weniger von
Kälte, Hitze u. an Geſundheit gelitten, wie
in den ůbelriechenden Straßen und Häu—
ſern der größeren Städte. Gerne glau—
ben wir, daß ausnahmsweiſe Arbeiter
über die Lage genug und auch die Be~
handlung zu klagen hatten Es ſind uns
einige Faͤlle der Art bekannt. Da hatte
aber anch der· Pflanzer ſich zu beſchweren,
denn anſtatt geſunder, kräftiger, erfahrner
Arbeitsleunte, ſchickte man ihnen phyfſiſch,
materiel, moraliſch verkommene Subjekte
die nicht arbeiten wollten, und dazu nichts
von Feldarbeit verſtanden. Wenn nicht
in allen, doch in den meiſten Faͤllen ſind
die Agenten und Vermittler zu tadeln,
dun es lag und liegt in ihrer Macht, die
Bedingungen ſo zn ſtellen, daß Arbeiter
und Arbeitgeber vollkommen befriedigt
werden.
Jemehr man nun üůber die Mängel des
üde t, deſto auffallender iſt es ſ—
uns, daß man dem Einwanderungsbe—
triebe ſo viele Aufmerkſamtkeit gerade
; der hririedenen Seite widmet. Wa
frum will man Einwanderung als Tr
; hauthflanze behaudeln ? Auf dieſe Frage
haben wir noch keine vernünftige und paͤſ
ſende Antwort .gehört. Wir ſind nicht
im Stande die Forderungen der Wenigen
gehörig zu befriedigen, warum wollen wir/
die Menge einladen, unter denen uns
Viele unnũůtze und unwillkommene Gäſte
ſein dürften. Man ſagt, der Staat wird
dadurch reicher an Arbejtskräften und
Produkten. Doch dann nur, wenn flei
Bige Menſchen kommen. In Weſten fehlt
es bekanntlichnicht an Einwanderern, und
dennoch mangeln Arbeitskräfte Alles/
drängt ſich dort wie ůberall in die Städte.
In der Erntezeit voriges Jahr darbten
viele rüſtige, junge Leute in St. Louis,
obgleich die Bauern in der Nachbarſchaft
den Arbeitern drei Dollars und mehr als
Tagelohn anboten. Je größer ferner die
Flaͤche des bebauten Landes wird, deſto
größer iſt die Gefahr des Mangels an
del und Waſſer,“ ſagt Humboldt.
Deſto haͤufiger wird es ſich ereignen, daß
der Regen gerade dann ausbleibt, wenn
er am noͤthigſten iſt; und daß, wenn er,
wie gewöhnlich, zu ungelegener Zeit
; lid eintritt, verheerende Ueberſchwem—
mungen dadurch veruͤrſacht werden.
Wir ſind gäuzlich damit einverſtanden.
daß der Staat den Eingewanderten ganz
beſonders unter ſeinen Schutß nehmen
ſollte, aber die Beförderung der Einwan
derung ſollte Privatſache und nicht
Staatsſache ſein. Was iſt der Staat?
Wer iſt er? Du, ich, wir, ihr, er und ſie
ſind der Staat. Wenn du nun von
vorneherein den Theil der Laſt welcher
dir zukommt auf deine Schultern nimmſt,
wie es geſunder Menſchenverſtand und
Menſcheupflicht fordert, und er und ſie
und ich deinem Beiſpiele folgen, was hat
dann noch der Staat und die Legislatur
dabei zu thun. Sie kann doch nicht das
Geſetz machen, die Einwanderer nrůſſen
hierher kommen; die Urwälder die uns
vor Dürre und Ueberſchwemmungen be—
hüten, müſſen ſobald wie möglich ausge—
rottet werden; die Eigenthümer der re
ne ſollen ihr Land für halben Preis
hergeben.
Es ſteht doch jedem Städter frei ſo viele
Häuſer zu kaufen und zu beſitzen wie ihm
beliebt. Niemand hatte ein Recht ſich da
ſrum zu kümmern ob ſie leer ſtehen oder
nicht, ob ſein Wohnhaus eine oder hun
dert Stuben hat, ob er in ſeiner Vor
rathskammer einen Scheffel oder eine
Million aufſpeichert, ob er ſeine Beun
ſrolle heute verkauft oder Jahrelang ſie
liegen läßt. Ein Ausnahmsfall mochte
eintreten in Zeiten der Noth, der Hun—
gersnoth, Wohnungsnoth u. ſ. w. Eine
Zeit ſolcher Noth herbeiführen zu wollen,
und die Legislatur dazu um Hilfe zu er—
ſuchen, iſt unſinnig. Auf eine andere
Weiſe koͤnnen wir uns die Immigrations
Manie nicht erkläͤren. Alles will ſeine
Zeit haben, auch die Bevoͤlkerung des
Laudes. Soll dieſe Cutwickelung eine
glückliche werden, ſo muß ſie eine orga—
niſche, naturgemäße ſein. Die Cultur
der Paraſiten·Pflanzen, macht die das
Land glücklich?
Wir verlangen, daß die Einwanderung
ibren natürlichen Gang gehe. Wer Land
zu verkaufen hat, der zeige es in den Zei-·
tungen an. Wer Arbeiter verlangt, thue
daſſelbe. Wer Land kaufen will, folge
dem Beiſpiel. Dieſer Rath mag dem
Einzelnen nicht paſſen, das Vedürfniß des
Einzelnen jedoch kann nicht maßgebend
ſür Alle und Jedem ſein.
Will Jemand ſich im Süden nieder·
laſſen, ſo thue er es auf ſein eigenes Riſiko,
und ſei zufrieden mit dem was wir ihm
bieten köͤnnen. Wir ſind völlig damit
einverſtanden, daß Einwanderungsgeſell
ſchaften und deutſche Geſellſchaften zur
nterſtutung der Bedürftigen gegründet
werden. Auch ſollte jeder Büuͤrger dazu
beitragen, daß glaubenverdienende Nach
richten ſo weit wie moöͤglich verbreitet wer-·
den, und wenn man uichts gutes ſagen.
kann, ſo ſage man auch nicht das Böſe.“ /
Wir haben noch Niemand geſehen, dem
ſes zukommt den Suůden zu tadeln. Die
ienigen, welche die mannigfaltigſte und
ausgedehnteſte Erfahrung beſitzen, ſpre
ſchen von dieſen Staaten und ihren Ein—
wohnern mit der gröſten Achtung. An
Bildung, an Humanität, an Rechtlich—
keitsgefͤhl, an Edelſinn, ſteht der Süd—
liche den beſten Menſchen auf dieſer Erde
gleich. Es giebt zwar Ausnahmen von
der Regel, und da fragt es ſich zuerſt, wo
ſkommen ſie her? Wurden ſie im Süden
erzeugt und erzogen? Welcher Klaſſe
n ſie an? Vergleicht man uſere
Bürger dann, obſchon mit Mängeln be—
haftet, mit den ihnen entſprechenden Klaſ—
ſfen in audern Gegenden, ſo wird man
ſihnen noch immer den Vorzug einräumen
müſſen.
Endlich ſind wir ganz und gar dagegen
Agenten nach Europa zu ſchicken um die
Menſchen aufzuwiegeln, denn dieſe Lente
haben noch nie richtige Anſichten verbrei
tet, und wenn ſie auch den beſten Willen
hätten, ſo fehlen ihnen meiſtentheils die
Gelegenheit und die Macht der Wahrheit
die Bahn zu ebnen.
——
(Eingeſandt.)
Lieber Herr Bansemer!
Die Zeiten ſind ſchlecht, Geſchaͤfte ſehr
flau und daher Zeit genug, über Vieles
Betrachtungen anzuſtellen. Während ich
nun daher ruhig in meiner Thüre ſitze,
tommt ein junger, růſtiger Mann zurſ
Thür herein. Ihm ſcheint es zu frieren, ſ
obgleich ich nach Luft ſchnappe, denn ſeineſ
Kleidung beſteht aus den dickſten Winter
ſtoff, ſein Geſicht iſt von der Sonne ver·
braunt und in Allem ſieht er etwas ver ſ
wildert aus. Er kauderwelſcht mir etwasſ
vor, welches ich nicht verſtehe. Sovielſ“
ſtudire ich aber herans, wie er ſich mehr-·ſ
mals auf den hohlen Magen ſchlͤgt undſi
„hungrich“ „hungrich“ ruft, daß er Geldſt
haben will. Ein Schwede, Schmied vonh
handwerk, ſucht er ſich von Selma, Ala-
Mima, nach New York durchzuſchlagen.
—er keine Arbeit finden kann cor
hat muß er urh dhrſchein
auch e lere den tirten
Schlveden, die in gainzen Schiffsladungen
nad a Mia 4 2
(die Wahrheit zuſagen) die Neger zu er
-2 2 : 3
ſetzen. Wie viele von den armen Schwe~
den (in Deutſchland ſind~die Leute zu
aufgetläͤrt tamen “hier “an und hette
ſich ſchon in ihrem Vaterlande für eiu
oder mehrere Jahre verdingt, indem man
ihnen große Vorſpiegelungen von hohen
Lohn, ſchönen und fruchtbaren Clima
und guter Behandlung gemacht hatte.
Wie wurden aber die armen Leute von
ihrer Täuſchung enthoben, wie man ſie
inNegerhtten ſteckte und ſie mit Kornbrod,
Reis, Speck und Molaſes fütterte. Solche
ungewohnte Koſt und Hitze konnten ſie
nicht lange ertragen ohne zu Grunde zu
gehen. Kein Wunder daher, daß ſie
Alles im Stich. ließen um ihre Geſund—
heit zu retten. Zuerſt kamen ſie nach den
größeren Städten, wo ſie Europäer fan—
den die ſie mit Rath und That unter
ͤhen konnten. So erinnere ich mich
noch ganz genau daß mehrere, in Macon
ankamen, die eine ſolche Behandlung in
einem benachbarten County erhalten hat
ten. Ihr frůherer Herr eelinnr ſich bit
terlich in dem „Journal und Meſſenger“
einer Macon-· Zeitung, der Herausgeber
gab noch ſeinen Theil dazu und nannte
alle „Gauner“ und „Tagediebe“ die ſich
in den Städten bettelnd umherzögen.
Dieſes empoörte die Deutſchen von Macon
und in einer öffentlichen Verſammlung
verlangten ſie eine Wiederrufung und
Abſezung des Redacteurs. Sie ſetten
Alles durch.
Wir hatten zwar in Savannah noch
keine ſolche Erfahrungen, doch bin ich
überzeugt, daß gegenwärtig noch einige
Schweden ſind, die das Florida· Speck u.
Kornbrod Leben überdrüůſſig waren.
Es ſind nun zwei Jahre, daß ſich in
Savannah eine ſogennante „Einwander
ungs Geſellſchaft“ bildete. Die Erſte wie
auch die Letzte, die bald darauf folgte,
wurde im obern Zimmer der „Exchange“
abgehalten. Jedes Mitglied bezahlte ʒ2.,
die ſich aber bald für Miethe, Aufwartnng
und Schreibmaterialien, mit Ausnahme
eines kleinen Reſtes, noch in Händen des
Schahmeiſters, auflöͤßten Somit ging
die Geſchichte bald ſchlafen. Neuerdings
hat ſich wieder eine,Deutſche Geſellſchaft“
gebildet, welche hoffentlich die Einwan—
derungogeſchichte nicht berůhren wird, ſonſt
wäre ihr baldiges Verſcheiden zu prophe
zeihen. Es iſt das leicht, eine Anzahl
eriee kommen zu laſſen um eine
Einwanderungsgeſellſchaft zu gründen,
vielleicht auch Cireulare nach Deutſchland
ſchicken, um die Einwanderer auf die ſůd—
lichen Staaten, beſonders Georgia auf~
merkſam zu machen.
Nun kommt aber die Frage, was wol~
ſlen ſie mit den armen Leuten anfangen,
die weder Sprache, Sitten und Gebräuche,
Clima und Land kennen, und noch weni~
ger verſtehen wie und mit was man das
Land beſieilt, denn jeder wird einſehen,
daß ein deutſcher Einwanderer den ganzen
amerikaniſchen Ackerbau lernen muß.
Daher wüürde ſich ein deutſcher Baner
wohl hüteu, ſein gutes Geld in einen
Boden zu vergraben, den er nicht kennt.
Das Papier iſt geduldig, die Circulare
mag das Land und deſſen Ergiebigkeit
noch ſo anpreiſen, der Deutſche geht lieber
dort hin, wo ſeine Landslente ein Colonie
gegründet haben, nach dem Weſten.
Eine Einwanderungsgeſellſchaft ohne
Hilfe des Staates iſt eine reine Null.
Ich würde ſelbſt jeden Einwanderer ab—
rathen nach den Sůden zu ziehen, ausge~
nommen man nimmt ſich ſeiner hier an,
u. ſteht ihm mit Rath und That zur Seite.
Der Staat muß Erſtens der deutſchen
Colonie Land ſchenken.
Zweitends, der Colonie alle noöthigen
Ackergeräthe auf langen Credit verkau·
fen, woran ſie alle Jahre eine Abſchlags—
ſumme bezahlen.
Drittens, ihr das erſte Jahr den Saa
men umſonſt liefern oder ſo verkaufen,
ſdaß die Colonie den Einkaufspreis in
Raten abzahleu.
Biertens, liefert der Staat der Colonie,
jeder Familie eine gute Milchkuh, einen
Mauleſel und zwei Schweine zu den
Koſtenpreis, und
Fünftens, erläßt der Staat der neuen
Colonie alle Stenern fůr einige Jahre.
Nur unter den obigen Umſtänden
wird der Staat eine bonafide Einwan—
derung erhalten. Braſilien hat und macht
noch hente große Anſtrengungen, um
haubrſchlich Deutſche an ſich zu ziehen,
und ſchenkt ſogar den Einwanderern
Alles was ich nur rathe, unſer Staat
ihnen borgen ſoll. S.
Benett's Leichenbegängniß. Das Lei
chenbegängniß des James Gordon Benett
fand am 13. Juni in New Hork, mit all
dem Pomp und der eidrucksvollen Wüůrde
ſtatt, wie ſie bei Beſtattungen von Mil.
lionaären entfaltet zu werden pflegen.
Stundenlang vor der angeſehten Zeit,
zu welcher der Leichencondukt ſich in Be-~
Ids ſetzen ſollte, hatten ſich nähere
Freuade und entfernter ſtehende Bekannte
in dem Trauerhauſe, 5. Ave. und 38. Str.
in ſolcher Zahl eingefunden, daß die bei
den Saͤle von engen üũberfüůllt waren.
Bis um 11. Uhr ſtrömmten Diejenigen
herbei, welche noch einen Blick auf die
Ueberreſte eines Mannes werfen wollten,
der den Namen nach Allen, der Perſon
nach aber Wenigen bekannt geweſen war.
Der Andrang auf die weitgeöffneten
Pforten des palaſtähnlichen Gaen
war derartig, daß ein ſtarkes Detachement
Poliziſten Müuůhe hatte, die Seitenwege
paſſirbar zu erhalten. Das Vorbeipaſ
ſiren der Beſchauer iu den weiten Sälen
entwickelte ſich ſelbſtverſtaͤndlich in größter
Ordnung, es herrſchte die peinliche Stille
eines Leichenhanſes, obgleich Tauſende es
betraten. Die Leiche lag in einem pracht
vollen Sarge aufgebahrt, zu deſſen Häup—-
ten zwei rieſige ein trůbes
Licht verbreiteten. ;
Der in einexFabrik zu Rocheſter ange
fertigte Sarg~ in d die ſterblichen
Uehexreſte des Gründers des „New York
Hetald“ ruhen iſt ein Muſter von pom—
pöſet Cleganz. Der Form nach faſt ebenſo
ſbreit wie lang. iſt der Sarg aus preſer
tillmen zuſammengefügt, welches
lͤnger dem Zahn der Zeit widerſteht, als
irgend ein Metall, das den Einflüſſeu des
Humus ausgeſetzt wird. Die Seiten
ande sind mit dem koſtharſten Choner-
Seidenſammet überzogen, aus welchem 8
ſilberne Henkel, nach nenem Muſter gear
beitet, hervorragen. Der Deckel beſteht
aus zwei großen Kryſtallplatten, üůber
welche ·ſchwarze Sammetdecken gezogen
werden Ennen und H
iſt die ſilberne Namensplatte angebracht.
Der dube di hängt in atts
Evarniortin und zwei Schlöſſer aus maſ
ſivem Silber dienen zum Verſchluß des
Sarges. Das Inuere deſſelben iſt mit
venetianiſchen Spitßen verbrämt. In
dieſem luxuriöſen Gehäuſe ruht der einbal
ſamirte Leichnam, in einen einfachen
ſchwarzen Anzug gekleidet. Eine Fülle
n Blumen aller Arten und theuerſten
Camelien in allen Formationen bedeckten
den Sarg und die herumſtehenden Tiſche,
alles Widmungszeichen von Freunden,
Bekannten und Verehrern des Verſtor~
benen. Das Antlitß des Todten iſt in
Folge des Einbalſamirungsprozeſſes nur
ſwenig entfärbt und zeigt, ſonſt nicht ent~
ſtellt, das Anſehen einer Marmorſtatue.
Die ſonſt in der katholiſchen Kirche übli
chen Obſequien waren bei dieſer Gelegen
heit etwas verkürzt. Der· Domeapitular
Starns hielt die Todtenmeſſe und darauf
noch eine kurze Leichenrede.
Punkt 11 Uhr formirte ſich die Prozeſ
ſion; die mit ſchwarz·weißen Schärpen
geſchmückten i oc Gree
leyh, von der Tribune; Manton Marble,
; der World; Charles A. Dann, von
der Sun ; George Jones, von der Times;
David M. Stoue, von dem Journal of
Commerce; Janes Brooks, von der Ex~
preß; Hagh Haſtings, von den Commetr
cial Advertiſer; Robert Bonner, von dem
Ledger; George W. Childs, vom Phila
delphia Ledger; Fredrick Hudſon, frůherer
Redacteur des „Herald“, bildeten in der
Halle Spalier, durch welches hindurch der
Sarg auf den bereitſtehenden Leichenwa
gen getragen ward. Derſelbe war von ſo
einfacher Art, daß er mit dem Tauſende
von Dollars koſtenden Sarge nebſt Zube
hör einen auffallenden Contraſt bildete.
In zwei nebeneinander gehenden Colon—
nen bewegte ſich der Leicheneondukt den
Broadwayh hinab noch der Hamiltonfähre
hinüber nach Brooklyn zum Greenwood
ſfriedhofe, wo die Leiche in den Benett~
ſchen Familienbegräbniß beigeſetzt wurde.
Gegen einhundert Kutſchen mit den
Bahrtuchträger., den nächſten Verwand—
ten, den Angeſtellten am „Herald“ und
Freunden des Verſtorbenen bildeten das
Cortege. Uater den zahlreichen Anweſen
nen wurden folgende Herren von Diſtine
tion bemerkt: Rekorder Hackett, Richter
Bedford, General Fremont, Theodore Til~
ton, John Cochrane, Richter Rooſevelt,
Commander Blaine, Mayor Hall, Com
miſiär Mullaly. Dr. Carnochan, Dr. Cec~
carimi, Ex Colleetor Murphy, Iſaae W.
England, A. T. Stewaet, John Swin
ton, Rufus Andrews und General Daviesl
Auffallend war jedeufalls die Erſchei
nung, daß außer A. T. Stewart faſt Nie
mand der großen Handelsfürſten der Me—
tropolis ſich eingefunden haite und ebenſo
bemerkenswerth iſt, daß ein großer Theil
der Anweſenden aus alten Herren beſtand
Altecsgenoſſe des Verſtorbenen, denen
der Schnee d· Greiſenalters das Haupt
bereits weiß gefarbt hat.
Viele Gebäude längs des Weges, den
die Leichenprozeſſion nahm, hatten die
Flaggen auf Halbmaſt gehißt. Nachdem
das Bennet ſche Palais ſich geleert hatte,
nahmen die zurückgebliebenen Damen
von denen viele mit ſeltener Beharrlichkeit
ſin den von betänbendem Blumenduft
durchſaättigten Räumen ſtundenlang aus—-
geharrt hatten, zum Andenken an den
Verſtorbenen jede ein Bouquet mit, die
bergehoch dort aufgethürmt lagen. Das
Leichenbegängniß des James Gordon Ben—-
nett war eines der impoſanteſten, welche
ſeit langer Zeit in New - dork ſtattgehabt
haben, ſchon wegen der zahlreichen Ver
treterſchaft aus den Reihen der prominen
ten und gebildeten Bürger.
C. B. RICHARD & BOAS,
No. 61. Broadwayv.
Wir teſſtiaen uns ſeit dem Jahre 1847 mit dem
Verkauf von Wechſeln auf Europa und mit Autiar
ungen von Geldern in jedem Orte Deutſchlands, die
den Empfaͤngern frei in's Haus gebracht werden;
ferner als alleinige
General·Paſſage-Agentur der Hamburger Dampſſchiſje
mit dem Verkauf von Schiffoſcheinen zur Reiſe nach
und von Enroya, für die Dampfſchiffe der Linie;
mit der Auoſetlune von Schiffoſcheinen zur Reiſe
nach New-York, für die von denrne art Bremen
dt ia über England) fahrenden deutſchen Se~
gelſchiffe;
mit der Verzollung Waaren, Weine ~c.,
überhaupt mit allen im Zollhauſe zu verrichtenden
Geſchäften,
und mit der Heftibertni von Gütern jeder Art, nach
und von Europa, oder in das Innere Amerika's.
C. B. Richard & Boas,
61. Broadway.
~
R. A. Wallace,
Händler in
Papier, Envelopes, Karten, Bindfadenj
Tinte, Papierſäcken,
Copirbüůcheru und Preſſen,
Baumwollnen Mehlſäcken ~e.
No. 91 Bay Straße, 2 Treppen hoch.
Ueber Thompſon und Walter,
Savannah, Ga.
SAVANNAH BAZAAR,
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Fashionable Milliner
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