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Die neuen L~ eu gewitte in
7
Die deutſchen Frauen und I auen leiden nicht
unter der Schwierigkeit, an die
aaße und Gewichte zu gewohnen. So hat denn ein
Berltner Blatt cin deuo lande· Quediide zumn der ſ
den der alten Maahe und Gewichte und moög-!;
1 beguemen Erlernen der neuen herausgegeben
Witr laſſen davon einiges folgen: ;
(Mel.: Es iſt beſtimmt ~c.)
Eo qt erſimm im Bundeorath,
Daß man die Elle, die man hat,
A nie ;
Und et eo fuürwahr kein Spaß, :
Audswendig ſchon das neue Maaß 1
Zu wiſſen. ;
Ich will das ſchwier'ge Studium 1
Des Rechenknechts verſchieben d'rum ;
Auf ſpater. ~
Doch merken will : eſchwind,
drei Berliner Ellen
—— ZBwei Meter. ;
: Gaudeamus igitur ~c.) 1
Flüůchtig haften das iſt dart!
üÜn'ſres Lebens Güůter!
2; verliere ſelbſt das Ouart,
Ach, an ſeiner Stelle ward
Octrovirt das Liter.
Klagelieder moöcht' als Frau
Singen man die Wachtel!
Wenn id meinen Augen trau',
Iſt der Liter ganz genau
Kleiner um ein Achtel.
(Mel. : Aennchen von Tharau iſt ~c.)
Ouentichen, das alte wie ſchwillt mir der Kamm!
Dies auch verſchwindet und nennt ſich dann Gramm.
ene ſind 1 Neuloth, und ferner wird kund,
Daß 50 Neuloth dann machen 1 Pfund.
Zwei Pfund mir ſchwindet ſchon jetzt der Berſtand
Wird Kilogramm dann vom Kaufmann genannt.
(Mel.: So leb' denn wohl, Du ſtilles Haus ~c.)
So leb' denn wohl, Du Elle, Pfund,
Du Loth, Du Mete, Scheffel und
Du Klafter und Du Achtel mein,
Es muß, es muß geſchieden ſein.
Was kann ich machen, armes Lamm?
Nun komm, Du Kilo-, Dekagramm,
Du Deci-, Centi-, Milligramm,
Hier ſteh' ich, ein entlaubter Stamm!
Du Meter, daß Du nennſt Dich Stab,
Und Ihr,die uns der Reichotag gab,
Du Centi~, Milli~ und auch Du,
Du Dekameter, tritt herzu.
Ich ſage Euch: wenn mein Haar bleicht
Noch vor der Zeit die Schuld trifft Euch,
Euch baſſ' ich d'rum, mein Leben lang,
Verderben, jeht geh' Deinen Gang!
Aechten, unermüͤdlichen Humor und Witz finden
wir in den „Leipziger Nachrichten“, wenn ſie von den
„Aleinen Erlebuiſſen der Stadt“ ſprechen. Der Ab~
wecholung wegen mochten wir unſern Stadt ~Chroni~
ſten das folgende als Muſter vorhalten:
... Geſtern fruͤh 4 Uhr wurde vor einem Hauſe der
Windmüuͤhlenſtraße ein Mann in bewußtloſem Zuſtande
in der Straßenrinne liegend gefunden und nachmals
auf die Wache tranoporlirt. Hier ſtellte ſich heraus,
daß der Aermſte, ein ehrbarer Schuſter ſeines Zeichens
ſich einen rieſigen Affen gelaust und dann auf dem
Heimwege auf die Naſe gefallen und eingeſchlafen war.
... Ein ſich mit Vorliebe in gebrannten Wäſſern
badender Wicho- und Zündhoͤlchenhändler, hatte ſich
vorgeſtern Abend ſeiner Lieblingoneigung wieder tm
ſolchem Grade überlaſſen, daß er in einem Vietualien~
Geſchaͤft der Windmuhlenſtraße, wohin er gekommen
war, ſeinen Kaſten abſette, und in der Meinung, er
ſei zu Hauſe, ſich bis aufos Hemd auszog, um ſich zu
Bett zu legen. Eine Patrouille hoſte jedoch den
Hanowurſt wieder an und brachte ihn zu Arreſt.
..Ein klleiner, etwa 12jaͤhriger Burſche, ſeines Zei
chens Italiener, welcher mit Affen, Murmelthier “und
Leierkaſten in der Umgegend von Leipzig oder auch
verſtohlen in Leipzig ſelbſt hier bekommen ſie keine
Erlaubniß ſeinetm Herrn, einem Drehorgelſpieler,
rͤglich einige Groſchen zuſammen bettelt, iſt vorgeſtern
Abend in der neunten Stunde in einer Reſtauration
der Schütenſtraße ganz betrunken angetroffen und
formlich auf die Polizei getragen worden. Eine An~
zahl jedenfallo nicht den gebildeteren Staͤnden ange
hoörende Herren hatten ihren Spaß damit gehabt, den
armen Teufel in dieſen Zuſtand zu verſetzen.
.. Am Neumarkt wurde ein Student, der einem
bieſigen Kaufmann in die Haare gefahren war, von
dem Waͤchter zu einer Rutſchpartie nach dem nahen
Naſchmarkt eingeladen, im Thomasgaͤßchen faäͤrbten
ſich zwei Schneider und ein Baͤckergeſelle mit anderen
Bundesbruͤdern, ein paar Maͤdels halber, die Buctelo
braun und blau, und wieder ein paar Stunden ſpaͤter
mußten die Waͤchter in Gemeinſchaft mit einer Pa
irouille gegen eine Anzahl Handlungocoemmis und
Poſtbeamte los, welche die Lasoler'ſche Knüppeltheorie
vraktiſch in Scene geſeht und einen Heidenlaͤrm ver
fuͤbrt batten. Damit war aber der Vorrath noch nicht
erſchopft. Gegen 1 Übr Morgens wurden noch in der
Dorotheenſtraße Muſenſohne wegen unerhörten
Straßenſtandals gerichtlich verſtegelt, nachdem. nicht
lange zuvor am Markte ein Inſtrumentmacher aus
Borna, wegen gleichen Untugenden, in die Fänge des
Waͤchters gerathen war. Alle genannten Herrſchaf
ien wurden in die Civilſtandoregiſter des Polizei
amtes eingetragen
London, . Nai Die Spezial Correſpon
denten der Londoner Blatter berichten über mehrere
kleine Engagements in denen die Carliſten erfolgreichſ
waren, ſie berichten ferner, daß Deſertionen aus der
h 14 R 14 H.4 A. —Ka
fkoniglichen Armee ſehr zahlreich ſind. Die Stadt
Pampelona ſcheint der Zielpunkt der Carliſten zu ſein
ndem dieſelben ihre Streitkraäfte concentriren, um
dieſen Plaß anzugreifen. Der Commandeur der
Stadt telegraphirt nach Madrid, daß vier Compagnien
ſeiner Truppen deſertirt ſind, und verlangt ſofort Ver ~
ſtarkungen. Es wird berichtet, daß ſert Carliſten~
gefangenen, darunter ein Prieſter und ein Notar von
den ſenn Truppen erſchoſſen worden ſind. Die
Carliſten baben Geißeln eingezogen, um die Beſtati
ung dieſes Berichtes abzuwarten. Die hervorragen—~
e rter der Stadt Orduna, welche mit Don Carlos
ſompatbiſiren, haben eine proviſoriſche Regierung or~
ganiſirt.
Man ſagt, daß ſich in der Räͤhe von Bavona
300 Freiwillige unter den Fahnen von Don Carlos
verſammelten. Marſchall Serrano verſchiebt ſeinen
Angriff, bio ſeine Armee 20,000 Mann ſtark iſt.
Die Inſurgenten in Spanien zeigen ſtch nur in
drei Provinzen; balten keine wichtigen Punkte, und
tein Zuſammenſtoß von Bedeutuug hai ſtatt
gefunden.
Ein Brief des Emilio Caſtellar erklͤrt die Un~
ruhen in Spanien und die der Wablunruben. Er ſagt,
die Opponenten der Miniſterialen ſeien durch Ver
daftung und Einkerlerung auf's Höchſte erbittert wor~
den. Die Wablurnen wurden von Miniſterialiſten
in Beſchlag genommen, welche die Oppoſition verbin~
derte, ihre Stimmen abzugeben. Die Soldaten und
Flottenmannſchaften marſchirten in Regimentern nach
den Wabhlplapen und ihre Stimmen wurden von den
Offizieren geſammelt und abgegeben; zu alledem
ſeien noch die Wablberichte gefalſchz worden und in
einigen Diſtrilten datten die Wahlrichter enorme
republikaniſche Majoritͤt in Minoritͤten verwandelt.
Viele Spanier wünſchten eine Republik und faſt olle
ſtien gegen eine fremde Dynaſtie. Hr. Caſtellar er~
tlart die Combination von Radikalen, Bourbonen und
Republikanern dabin, daß Alle durch ein Gefubl na—
tionaler Unabhaͤngigleit verbunden wuͤrden und an der
Idee feſthielten, daů Spanien nur von Spaniern re~
giert werden ſollte.
Lendon, 1. Mat. (Der Parſt und Spanien.)
Von Madrid wird berichte, daß der Papſt einen
Brief an Senor Zorilla gerictet hat die Bezie~
bhungen zwiſchen Spanien und der rͤmiſchen Itie.
in welchem er ſagt, daß wenn Spanien eine Aus~
rrrne mit der Mutterkirche wunſche, es das Prinzip
er Religionsfreiheit zu zu modiſtziren babe. Bie
Kirche werde keinen Einwand gegen die Duldung deo
oftentlichen Gotteodienſtes Andertoglaͤubiger erbeben
ader der tatholiſchen Religion muße ihre fruͤbere
Suprematie im Reiche zurͤttgegeben werden, die Be—
aufſichtigung der Schule ates den Prieſtern wieder
übertragen, die Civilehe aber und das Civilreaiſter
über Geburten und Todtofalle muſſe abgeſchaft werden.
—Ne apel, 1. Mai. Der Auobruch des BVeſuvo
har der Stadt Neapel nicht den geringſten rſert
zugefugt, obgleich derſelbe von deftigen Erderſchut~
terungen begleitei war. Die Thaͤtigteit des Vulkano
nimmt beſtaͤndig ab. Die Dorfbewobner, welche vor
dem Lavaſtrome ſlohen, kehren zuruck und beginnen
die Lava zu beſeitigen.
Joe Leg ſton, ein junger Berbrecher wurde
jüngſt in der Gegend von Naſhville, Ten., gebaängt.
Ziemal zerrih der Stria, bio dae irthen endiih n
ihm vollzogen wurde. „Um Gotteswillen thue das
nicht wieder“, ſagte er zu dem Sherif, wie er ſich vor
Schmerz krͤmmend am Boden lag. Dabei lief ibm
das Blut aus dem Munde, und beſlechte ſein weiseo
Sterbetleid und ſeine Muͤpe.
—Cincinnati, 3. Mai. Die liberal~·repu~
blikaniſche Nominationen, und beſonders die Greeley'e
befriedigen ltinerwrss. Die Reunioniſten und Re~
ormer erklͤren offen, daß ſie tig zu Greeley's Fahne
hen, ſondern Davio, den Candidaten der Arbeiter~
eform unterſtüͤhen werden. Das deutſche Adop~
tivbuürger -Element ruft laut aus, de es verkauft
worden ſei und will von Greeley und ſeinen von New
Hork hiehergeſchickten, elgunn Parteiknechten Nichto
wiſſen. Man ſpricht hier ganz ejen von der Moͤglich~
seit, daß am Ende eine demokratiſche Convention,
ohne ſelbſt eine Nomination zu machen, Davio der
Unterſtͤhung der Demokratie empfehlen werde. Vor
vier Jahren opferten die New Yorker Politiker die
Intereſſen der Demokratie, indem ſie Chaſe fallen
ließen, heute verſuchen ſie daſſelbe, indem ſie uns den
totalunpraktiſchen Greeley mit all' ſeinen Jomen auf
halſen. (D. Balt. Correſp.)
—Die Kaiſerin Auguſta beſucht die Kö
nigin von England in Windſor~Caſtle.
lntereſſant iſt es zu hoͤren, weshalb Adams,
Trumbull, Brown, u. ſ. w. von der liberalen Partei
bei der Wahl ihres Cerddates fat das Praͤſtdenten~
Amt uüͤbergangen wurden. C. F. Adams, den
wollen die Demokraten nicht, weil er ſ. 8. als Ge~
ſandter der Ver. St., in England ſich als Gegner der
Fenier zeigte, und Demokraten ohne Irlͤnder nichts
ausorichten koͤnnen. B. G. Bro wn, arbeitete ſtark
darauf hin, den lieben Herrgott in die Conſtitution der
Ver. St. intinnſnaein und legte das Tem~
perenz-Geluͤbde ab. Ein ſolcher Mann kann ſelbſt~
verſtandlich nicht der Bannertraͤger der Deutſchen ſein.
Trumbull, ſtimmte bei Gelegenheit des Impeach~
ments Andrew Johnſon's für deſſen Freiſprechung,
auch Herr Schurz warf ihm damals vor, daß er er~
kauft worden ſei. Wir glauben es nicht.
(T. E. Union.)
(Prahlerei des amerilaniſcheu Deutſchthums.)
Wenn ſich irgendwo· Mangel deutſcher Bildung
zeigt, ſo iſt es beſonders in den Mitigeilungen die
einige der amerikaniſch~deutſchen Correſpondenten,
über bieſige Zuſtaͤnde an ihre Bekannten in der Hei-~
math richten. Dieſe Erzaählungen ſind oft wahrhaft
kindiſch, und noch trauriger iſt es, daß es jenſeits Leute
giebt die daran glauben Alles wird von jenen Leu~
ten in den grellſten Farben geſchildert; in allen ihren
Anſichten jeigt ſich die internationale Frechheit, Zü~
gelloſigkeit und Bummelei von Gortes Gnaden. So
unter Anderem wird, geſchrieben, um ihnen einen
Begriff davon zu maͤchen, wie ſchnell ſich Chicago
uach dem Brande erholt hat, „daß die Leute dort
2000 Tanzſalons unterhalten, und das die Unterhal~
tung derſelben je 5000, inogeſammt 10 Millionen
jaͤhrlich toſtet Außerdem ſind Plane für ein Opern~
haus zu einem Koſtenaufwande von 400,000 in
Ausführung begriffen. Und dies iſt fuür das ausge~
brannte Chicago ein bloßes Bagatell.
Waſhington, 1. Mai. Nicht wenig Ueber~
raſchung rief es heute Morgen hbervor, daß ein hieſiges,
der Aminiſtration gewogenes Blatt die Moglichkeit
eines Krieges mit Spanien in Ausſicht ſtellte. Der
Geſandte Sictles ſolle gleich nach ſeiner Ankunft in
Madrid ſeine Paͤſſe fordern und der ſpaniſchen Regie~
rung mittheilen, daß wenn ſie nicht allen Verbindlich~~
keiten gegen die Ver. Staaten nachkomme, der diplo~
matiſche Verkehr aufhoören müſſe. Sofort fanden
Anfragen im Staatsamte ſtatt und die dort vorſpre~
chenden Congreßmitglieder erhielten die Mittheilung,
daß Sickles nur angewieſen worden ſei, die Freigabe
des Dr. Howard zu verlangen. Uebrigens bilde der
am Freitage paſſirte Congreſibeſchluß nicht die Baſis
dieſer Forderung; derſelbe gelangte erſt am Montage
in des Staatoſetretaͤrs Hande. Sickles ſei hauptſach
lich nach Madrid gereiſt, um die noch dort beſindlichen
Mutglieder ſeiner Familie heimzubringen. Er habe
zudem ſeine Reſignation eingereicht und die Ernennung
eines Nachfolgers häͤnge von der Entſcheidung der
ſpaniſchen Regierung über die zur Zeit ſchwebenden
Fragen ab. (Balt. Correſ.)
Nur noch vier Jahre, und die Republik wird iu
Philadelphia ihr erſtes hundertjaͤhriges Jubileum
feiern. Bis dorthin und zwar noch nere Jubileum
ſollten billigerweiſe alle jene unerquicklichen Spuren
verwiſcht ſein die auf Abneigung oder Feindſeligkeit der
beiden Landeotheile binwelſen. Hoffen wir, daß ſchon
der Praͤſidentenwahlkampf zu dem von allen Guten
crwarteten Reſultate einer allgemeinen und vollen
Amneſtie fuühren werde ein würdiges Seitenſtück
zur vollen Repreſentation. (Weltb.)
Louisville, 30. April. Geſtern Nachmittag
gegen 2 Übhr ritten Maänner in der Stadt Columbia,
Adair Co., Ky., hielten vor der Depoſit Bank und
ſtiegen ab. Zwei derſelben, mit Piſtolen bewaffnet,
hielten die Pferde, während die drei übrigen mit ge
zogenen Revolvern in das Haus eindrangen. Im
Jůnern veſfelben befanden ſich 4 nicht bewaffneir
Männer. Dje Einbrecher forderten den Schluͤſſel
zur Safe und einer verſuchte einen der im Hauſe be
findlichen Herren, Gaxret mit Namen, zu erſchießen.
Letzterer aber ſchluͤg ihm die Feuerwaffe aus der Hand.
Alle in der Bank beſchäftigte Herren entkamen bis auf
den Caſſier, der ſeinen Poſten behauptete und die Safe
nicht erſchließen wollte. Einer der Taugenichtſe er
ſchoß ihn, und die Raäͤnber begannen die Plünderung,
indem ſie Alles mitnahmen, was ſie bekommen konn
ten. Die Safe vermochten ſie nicht zu öffnen.
Wahrend der Zeit feuerten die draußen Stehenden
nach allen Richtungen, alle Leutt von der Straße trei
bend. Alles ging ſo ſchnell und unerwartet zu, baß
die Einwohner der Stadt die Uebelthäter frei ziehen
ließſen. Das Geld, welches geſtohlen, ſoll nicht ſehr
viel ſein. Die Bürger ſind jetzt in der Verfolgung
der Verbrecher begriffen und werden dieſelben jeden—
falls, wenn ergriffen, gehaͤngt werden.
;—— ~
Die Miſſion der Deutſchen in Amerika,
(Auf beſonderes Erſuchen aus dem ,„Deutſchen
Volkofreund“ von New York.“)
n ——
1ſ Wie piel iſt ſchon über dieſes Thema
nyon Deutſchen philoſophirt worden! Wie
viel Sinniges und Unſinniges, Tief- und
nßloͤdſinniges hat man darüber nicht ſchon
ausgekramt! In was für Wunder und
ſeltſamen Dingen hat man nicht ſchon
odie Miſſion der Deutſchen dieſes Landes
geſucht und gefunden! Wollte man alle
uͤber dieſes Thema in den letzten zehn
Jahren zu Tage gefoörderten Wagniſſe
ʒ zuſammenſtellen ſo könnte man damit
ein ganz anſehnliches Buch ausfüllen.
n Ünter allen ſeitherigen Verſuchen, die
d ſſpecielle Miſſion der Deutſchen in Amerika
feſtzuſtellen, hat ſich ohne Zweifel bei der
großen, dem Chriſtenthum entfremdenten
Maſſe keiner einer ſo großen Gunſt erfrent,
als das große Wort, das bei Gelegenheit
—eines großen Sängerfeſtes ein bekanntes
n deutſches Wochenblatt von N.B. ausſprach:
dh.Der Beruf der Deutſchenbeſteht da
; rin, den Amerikanern zu zeigen, wie
aſman ſich amüſirt.“
„l Als er dos hoͤrte, da hat gewiß mancher
nbierſelige Sohu Michaels wohlgefällig
geſchmünzelt, dann darinnen, hat er ge
⁊ meint, koͤnne er ſchon etwas Erkleckliches
leiſten. Alſo die Deutſchen die maitress
dde plaar, die Spaßmaͤcher und Beluſti
rgungslehrer von Amerita! Und des
dentſchen Volkes Lebensaufgabe in dieſem
Lande: den Amerikanern zu zeigen, um
einem mittelhochdentſchen Dichter zu teden,
n „Aa~ er muoa minnen :
dureh sinen swachen muot
2 Waz sinem Lpe sanſte tout“
en Rabel, ſagt das Buch der Bücher,
daß ſie beweinte ainder und wolltt
ſich nicht tröſten laſſen wen « ; une
mit ihnen war. Wahrlich, die Mutter,
Germania hätte auch alle Urſache über
dielt ausgewanderten Kinder zu weinen,
die keine hoͤhere Lebensanfgabe mehr ken
nen, als zu genießen und Andere zu leh-· /
ſren wie man genießt!
Ganzallgemeine Zuſtimmung hat übri
ſgens anch dieſe Feſtſetzung der Lebensauf
gabe der Dentſchen in Amerita bei eben
dieſen Deutſchen noch nicht gefunden
Daher iritt man gelegentlich mit neuen
„Verſuchen“ einer Zweckbeſtimmnng ans
Licht. Wir ſind ja ein Dentkervolk und x
dieſe Zweckbeſtimmung ſtellt ſich fur den
ſpeculativen Geiſt als ein ſo fruchtbares
und ergiebiges Thema dar! 1.
So laſen am 24. Februar 1872 die
New Yorker, welche den „Demokraten“
halten, in dieſem Blatte einen großen
und kräftigen Leitartikel über „die Rien
der Aaliene Friedrich Heckers Kkitik
der neueſten auf Beſchränkung der Sauf
luſt abzielenden Geſetze von Illinois hatten
den Editor jenes Blattes zu ſeinem großen
Leitartikel begeiſtert, wie er ſelbſt ſagt.
Heckers maßloſe, wüſte, immer die
Sache in Hauſch und Bogen behan—
delnde, das Kind mit dem Ba
de ausſchüttende Declamationen,
mit denen er, wie der tollgewordene Te~
lamonier Ajax inmitten der Schafheerde,
nach rechts und links um ſich ſchlägt, ha—
ben dem lieben. Manne auch an üůber
den wahren Beruf der Deutſchen in die—
ſem Lande Licht gegeben. Und was
hat er nun im Lichte der Hecker'ſchen
ſchwülſtigen Phraſen geſehen?
„Der Beruf der Deutſchen beſteht
darin, dem Fanatismus der Ameri—
kaner kräftig entgegenzuwirken!“
Das iſt ein großes Wort, gelaſſen aus—
geſprochen! Wahrlich, „wär der Ge—
danke nicht. ſo ſehr geſcheidt, man woaͤr
verſucht, ihn herzlich dumm zu nennen“
Er aber iſt geſcheidt, arg geſcheidt, ja terf
liſch geſcheidt, denn er ſchmeichelt den
e der Kinder Michels: „Ihr ſäd
die ernſten, nüchternen, reinen edlen Men—
ſchen, die Amerikaner aber ſind ein vn-~
rottetes, fanatiſches Volk, das ihr mores
lehren müßt!“ Dumm aber; herzlich,
ja jämmerlich dumm iſt er, weil er die
Thatſachen auf den Kopf ſtellt und der
Wahrheit ins Angeſicht ſchlägt Denn,
das weiß jedes Kind, der Deutſye iſt von
Natur hundertmal leidenſchaft icher, als
der ruhige, ſelbſtbewußte Amerfkaner, der
von Kind ans gelernt hat, ſrh ſelbſt zu
dugeln u. unter allen Umſtänden völlig in
er genent zu haben. Dunm,. herzlich
dum iſt er auch deshalb, weil es offen
bar iſt, daß gerade die, welche der unbe—
ſchränkten Sauffreiheit das Wort reden,
werden den Fanatismus fördern,
indem ſie das wilde Thier im Menſchen
ganz losbinden und ihm oöllig freien
Spielraum geben. Denn, ihn Herren, was
ſihr nie zugeben wollt, iſt doch wahr, es gibt
auch einen Fanatismue des Unglau—~
bens, einen Fanatismrs der theore
tiſchen und praktiſchen Gottloſigkeit.
Kirchen wandelt er in Stäͤlle oder Wirths—
häuſer um, unſchuldige Prieſter würgt
erbarmungslos hin. Ja es gibt ei—
nen Fanatismus der Säufer, der,
Tag für Tag ſeine Hände mit Menſchen—
blut beſudelt. Wo könnt ihr bei den Ver~
theidigern der Mäßigkeit etwas nachwei—
ſen, das den Verheerungen gleichkommt,
die dieſer Fanatismus der Saufgierigen
Tag für gan anrichtet? Laßt uns nur
einmal nachrechnen! An den Früchten
wollen wir die Bäume erkennen. Das iſt
doch billiß, nicht wahr? Wohlan denn:
Saufluſt und Mäßigkeit heißen
die beiden Bäume, und welcher von bei
den trägt viele, ja ſchrecklich viele fanle
Früchte? Die Thatſachen, ihr Herren,
reden hier; ihre Beweiskraft kann auch
kein Wortſchwall Hecker ſcher Phraſen ver
nichten! Die Saufluſt iſt die rechte Mut—
ter und Säugamme des Fanatismus der
roheſten und wüſteſten Art. Wie kann
ulſo der dem Fanatismus ſteuern, der der
Saufluſt zu lieb alle Schranken, die das
Geſetßz ihr ſteckt, niederreißen will?
Lächerlicher Unſinn! Löſcht man auch das
Feuer damit, daß man Oel hineingießt?
Und es iſt noch ein arger Selbſtwider
ſpruch, in dem ſich der,N. 9. Demokrat“
befindet. Er klagt, wie ein zweiter Cato
über den Verfall der guten Sitten im
Staatsleben, über „das Verſchwinden
„republifaniſcher Sitteneinfachheit und
„Reinheit, an deren Stelle ein faſt allge
„meines Jagen nach Reichthum und Ge
„nuß getreten iſt, über die ſaſt ſprüchwört
„lich gewordene Selbſtſucht, Leichtfertig
„keit, ja Gewiſſenloſigkeit in faſt allen
„Verhaͤltniſſen des haͤuslichen und bürger
„lichen Lebens, welche den Platz frůherer
f 1 010, v —HIIO9 1121111412
„puritaniſcher Strenge und quäkeriſcher
„Gewiſſenhaftigkeit eingenommen haben.“
Wir ehren dieſe Klagen. Aber meint
denn der„Demokrat“ allen Ernſtes dem
Verderben werde dadurch geſteuert, daß
man der Saufluſt zu Lieb alle Schranken
des Geſetzes niederreißt ? Wird denn durch
die am Sonntag offnen Bierhäuſer und
Schnappskneipen wirklich die Sittenein—
fachheit und Reinheit gefördert? Wird
durch die unbeſchraäͤnkte Saufluſt dem
Leichtſinn und der Gewiſſenloſigkeit ge—
ſteuertu. „die frühere puritaniſche Strenge
und quäkeriſche Gewiſſenhaftigkeit“ wieder
zurückgerufen? Salluſt ſagt: lmnperium
üsdem artibus retinetur, quibus initio
partum est, „eine Herrſchaft wird durch
dieſelbe Mittel behauptet, durch die ſie im
Anfang errungen iſt.“ Wohlan, um
„die Herrſchaft puritaniſcher Strenge und
qukeriſcher Gewiſſenhaftigkeit“ im öffent
lichen Leben handelt es ſich nach den
re des „Demokraten“· Wie nun?
Waren denn die Pilgerväter bierſelige
Saufbrüder oder Sabbathſchänder? Ha—
ſben ſie denn dieſe Puritaner und
Quäker was ihr an ihnen lobt, Sonn
tags im Wirthshaus erworben ? Wahrlich,
es gehört viel Dummheit und Ignoranz
dazu, um euch das zu glauben!
Wir wiſſen es beſſer. Die Leute, deren
gute Sitten ihr rühmt, waren Chriſten.
Sie hatten Religion, und die Religion
hatte ſie. Das war die Quelle, aus der
lihre Tugenden floſſen. Die wollt ihr
nicht anerkennen. Ihr eröffnet dafür eine
andere: die Bier- und Schnappsquelle
Wahrlich, ihr koöͤnnt lange warten, bis
laͤus ihr pir Tugenden hervorfließen, die
~a Patitanern und Quaäkern“
lihr an u ;
bewundert! Ach
Der Herxr hat geſagt: „Kann man «.
Trauben feſen von den Dornen und Fei
gen von den Diſteln?“ Die Antwort
lautet: „Man kann es nicht.“ Ihr aber
ſagt: „Man kann es doch!“ und wollt
puritaniſche Tugenden vom Dornbuſch
der Saufluſt leſen. Ihr aber macht in
Wirklichkeit nur Hokuspokus und ſtreut
dem armen Voltk, das auf eure Worte,
duch wenn ſie noch ſo widerſinnig ſind/
ſchwoört, Sand in die Augen. Und darin
beſteht, zwar nicht der Deutjchen, aber
eure Miſſion.
Die Cincinnati Convention hat ſich ver
tagt. Bei der 6. Ballotage wurde Horace
Greeley, der Redaeteur der „New York
Tribune“, mit 332 Stimmen (C.F.
Adams 324 Stimmen), als Candidat der
liberalen Republikaner für das Präſiden
tenamt der Ver. Staaten angenommen.
Benjamin Gratz Brown, Gouver
neur von Miſſourie, Candidat für das
Amt des Vice-Präſidenten, erhielt 4135
Stimmen. B. Gratz Brown, iſt weniger
bekannt, aber in ſeinem Staat erfreut er
ſich eines allgemeinen Zutrauens.
Wir im Süden müſſen uns begnügen
mit dem was man uns zukommen läßt.
Das Präſidentenamt iſt eine wichtige,
lehrenvolle Stellung und hätten wir nun
einen Mann, von dem wir mit Zuverſicht
ſagen köͤnnten, daß er ſeiner Stelle Ehre
machen würde, ſo wäre Allen und Jedem
geholfen. „Die erſte Stelle,“ ſagte das
Alterthum, „verleiht man dem Günſtlinq;
die zweite, dem Verdienſt.“ Männer von
wirklichen Verdienſt ſcheinen unter uns
wenig Ausſicht zu haben, je Präſidenten
der Ver. Staaten zu werden. Weitere
Aufklärung erwarten wir von der Zukunft.
Die Irren-Anſtalt in Columbia, S. C.
Zu den öffentlichen Anſtalten, die dem
Staate von Süd-Carolina zur Ehre ge~
reichten, gehörte auch die ausgezeichnet
verwaltete Irrenanſtalt in Columbia.
Die Gebäude und deren innere Einrich
ſtung, die Aufwartung der Patienten,
ſelbſt die äußere Umgebung waren ein
Beweis, daß der Staat weit fortgeſchritten
ſin Humanität, keine Opfer, Mühe und
Aufmerkſamkeit ſcheute, das traurige Loos
der Wahnſinnigen wenigſtens zu lindern
und ihren Aufenthalt angenehm zu ma—
chen, wenn es nicht moͤglich war, die
Geiſteskrankheit zu heilen. Der Fremde,
2 ~
der dieſe Anſtalt beſuchte, wurde von der
Vollkommenheit überraſcht, die in allen
Theilen und Einrichtungen herrſchte. Da—
durch war ſie weit berühmt, und wir ken—
nen kein anderes Aſyl, von dem ſie ůber—
troffen wurde. Mit der größten Bereit—
willigkeit ſpendete die Legislatur jährlich
Tanſende für ihre Erhaltung, Verbeſſerung
ſund Erweiterung. Schwarze ſowohl wie
Weiße, Arme wie Reiche, Nitern wie
Vornehme, Fremde wie Einheimiſche wur—
den aufgenommen, und Viele wurden
wieder hergeſtellt.
Wie ganz anders ſind heute die Ver
hältniſſe unter der niederträchtigen Ver—
waltung der berüchtigten Beamten. Am
lerſten Mai war es ſo weit gekommen, daß
der Vorrath der Lebensmittel gänzlich
ausging, und man nicht wußte wo das
Mittageſſen herkommen ſollte, bis ein
Caufmann ſich bereitwillig erklärte, für
leinen Tag die Lebensmitteln zu liefern.
Durch Schliche und Kniffe ſuchen die
löffentlichen Kaſſenbeamten ſich den geſetz
maäſſigen Zahlungen zu entziehen. Die
Einwohner ſind alſo gezwungen aus Pri
vatmitteln den Bedarf der Anſtalt zu be
ſtreiten.
Die menſchliche Sprache kaun die Ver—
ſruchtheit der Regierenden nicht gehörig
ſchildern, und menſchliche Geſetze köͤnnen
nicht ihren Verrath an Menſchlichkeit und
Neritenwen! nach Verdienſt beſtrafen.
;
Die Vorleſung des Hr. W. H. Milburn,
ſardalten am 2. Mai, zum Beſten der „Ladies
; Memorial Association
„Was ein blinder Mann in England
geſehen“, würde der Gegenſtand des Vor
trages ſein, ſo lautete die Anzeige unter
den Tagesnenigkeiten unſerer Stadt.
Dieſe, an das Publjkum gerichtete Einla—
dung, machte einen tiefen Eindruck auf
uns, ſo daß wir zn dem Entſchluß kamen,
lunſere Zeit dem „blinden Mann und
unſer Eintrittsgeld der Ladies Association
ſzu opfern. Es war erſtens der gute Zweck
der Vorleſung der uns dazu bewog, und
dann der Umſtand, daß wir in Savannah
ſehr wenig über England, über Frank—
reich ſehr viel hören, deshalb es wunder—
bar ſcheint, daß unſere amerikaniſchen
Franzoſenfreunde noch nicht die Legisla—
ſtur erſucht haben, durch ein ſpezielles
Geſetz, (,Die Deutſche Geſellſchaft“ aus
ſgenommen » alle Einwohner von Savan—
nah, Afrikaner, Spanier, Schweden, Ru—
hen, Hankees und Manorborn für Ab—
kömmlinge der Franzoſen zu erklären.
Wie ein blinder Mann ſehen kann,
ſwar uns überraſchend; daß VBiele der
Sehenden nichts ſehen, iſt eben ſo merk—
würdig. „Sieben Jahre dauert es“, ſagte
man uns bei unſerer Ankunft in Amerika,
„ehe der Menſch auf einem Auge hßeht,
und über amerikaniſche Verhältniſſe zu
urtheilen im Stande iſt, ſieht und urtheilt
dann aber nur einſeitig, denn es erfordert
uoch einmal ſieben Jahre, bis das andere
Auge ſich öffnet“
j So war es in alten Zeiten, in denen
die Leute noch nicht gelernt hatteu durch
„ein eichenes Brett“ zu ſehetn, und man
von dem „Altklugen“ zu ſagen pflegte,
er ſvricht und trinkt nicht einmal dabei“
Jetzt aber trintkt der „Fortſchritt“ dabei,
der „Verſtand kommt vor den Jahren“,
ſund wenn man auch zwei eichene Bretter
dent Auge vorhaält, und tanſend Mlen
dazwiſchen ſchiebt, ſo ſieht es dennoch ein
Bild und ſogar den Schatten des „Kuklux“
ſund der Rebellen“.
Wir kehren nun zur Vorleſung zurück.
Wenige Minuten überzeugten uns, daß
Herr W. H. Milburn bedentendes Red—
nertalent beſitzt. Er ſpricht frei, ohne
geſchriebenes Concept, denn ſein Auge iſt
erblindet, und das hätten wir nicht be~
merkt, wäre es uns nicht geſagt worden.
Ein lebhafter, fließender Vortrag, ein un
verkennbarer Reichthum der Sprache, red—
VBewegungen, meiſterhaft und
ſneryu. und Iromie ſinnreich
rt Hunm.. i 2
mit ernſten Gedanken verbunden, -
oft an Goöthe's Beſchreibung des römiſchen
Carnevals erinnern, und der Weihrauch
duft der amerikaniſchen Vergötterung,
feſſeln unwiderſtehlich die Aufmertſamkeit.
Sehr bald vergißt man die Perſoönlichkeit
des Künſtlers, und denkt an ſeine Blind—
ſheit, denn er gibt eine ſo deutliche An
ſchauung intereſſanter Gegenſtände, daß
man folgſam, bereitwillig und ohne zu
ermüůden den Redner auf ſeinem Wege
begleitet.
Deshalb. iſt es auch im Ganzen gleich·
ültig, ob „der blinde Mann“ uns durch
führt, wie er verſprochen hatte,
odder erzaählt was er in Paris geſehen.
Der Redner wählte das letztere. Unter
ſeiner Leitung machten wir eine Tagereiſe
durch die Stadt, und bei ſchönem Wetter
blieben wir auf der Straße. :
Unſer Frühſtück, Mittag und Abend—
brod verzehrten wir ſo ſchnell, daß wir
wirklich vergeſſen haben was wir aſſen,
und was ſonſt noch auf den Küchenzettel
ſtand. Uebrigens ſind wir keine gourmands
und laſſen uns genügen, wenn unſer Fih
rer im Schatten dieſes oder jenes Gebäu—
des uns einzelne Brocken zuwirft, die auf
der Oberfläche des Stromes der Geſchichte
ſchwammen, es ſei nur nicht ein rohergie
laus dem Schlamme des Flußbeltes.
Lange verweilte unſer Leiter in der Be~
trachtung der Höflichkeit und des Anſtan—
hdes der Franzoſen, die auch bei lächer
lichen Auftritten eine ernſte Miene ma—
chen, um das Gefühl des Fremden zu
lſchonen. Das iſt bekannt und lobens.
werth, und ſollte uns zur Nachahmung
dienen. Straßenjungen, (gamins) ſind
ſich in aller Herren Länder auffallend
ähnlich. Auffallend anſtändig, ruhig,
anſpruchslos und wohl geſittet iſt die
Schuljugend, wenn ſie unter der Aufſicht
lihrer Lehrer ſich auf den Straßen und
Plätzen von Paris zeigt. Das ſollte auch
das Ziel unſerer Schulmeiſter an unſeren
löffentlichen Schulen ſein. Die franzöſ.
Damen findet der „blinde Mann“ nicht
hübſch; was er an den Töchtern von Spa
nien und Italien bewundert, war uns
unverſtändlich, von den Deutſchen ſchien
er wenig zu wiſſen, und noch weniger auf
ſie zu halten; (das iſt ganz natürlich,
weil Leute die edeln deutſchen Frauen und
anſtändigen Mädchen auf der Straße und
nicht in der Familie ſuchen). Das Por—-
ſum der Engländerin war vertuſcht;
dagegen malte er in den grellſten Farben
die Geliebten ſeiner Heimath in weiter
Ferne, die im Bewußtſein ihrer unberletz
baren Hoheit und Würde daherkommen,
mit einͤm Staate beladen, als ob ſie die
Göttinen des ewigen Brautſtandes wä—
hren, und mit der Zauberruthe des Cröſus
jeden Tag des Lebens in einen Hochzeits
tag verwandeln dürften. Nun wir ver—
denken es ihm nicht daß er dem ſchönen
Geſchlecht ſeines Vaterlandes, ſeine Hul—-
digung ausſprach.
Auf der Promenade rollen die glänzen
den Equipagen daher, und bei den An—
hblick des immer wechſelnden Schauſpiels
verſchwinden die Stunden wie Minuten.
Nur einen flüchtigen Blick zollen wir dem
Kaiſer und ſeiuer Begleiterin, und wun—
dern uns, daß in dieſem Gedränge anch
die Königin der Demi monde erſcheint.
Der Abend und ſeine dunkeln Schatten
ſenken ſich auf die vergnügungsſüchtige
Stadt; der Glanz und der Leichtſinn von
Paris erreicht ſeine höchſte Stufe.
Ermüdet begiebt ſich der Reiſende zur
Ruhe, und ſehnt ſich in die Heimath
zurück, ohne Paris um ſeinen Ruhm und
Glanz zu beneiden.
Wie ſchon geſagt, der Redner verwebte
mit ſeiner Schilderung des Lebens in Pa
ris viele werthvolle, ernſte Gedanken,
die hoffentlich die beabſichtigten Folgen
haben werden. Das können wir nicht hoch
nug an ihm rühmen, und als eine Aus
zeichnung ſeiner Kunſtfertigkeit andern
zur Nachahmung empfehlen. Vorträge
nach dieſem Muſter, Schilderungen des
amerikaniſchen Lebens im Intreſſe unſerer
ſEinwanderungsgeſellſchaften würden wirk?
ſamer ſein, als die Bemühungen aller
Agenten, die bisher ſich dieſer Sache ge
widmet haben· Sie würden auch auf die
dortigen Anſchauungen des eigenen Le—
bens ſegensreich wirken, nnd mancheh
wohlthätige Veränderung hervorrufen,
ſo wie viele zum ernſten Nachdenken an—
regen. Wäre der Redner der dentſchen
Sprache ſo vollkommen Herr, wie er des
Cgliſchen mächtig iſt, ſo würde er, un·
ſerer Anſicht nach, eine ausgezeichnet paſ·
ſſende Perſonlichkeit für eine Miſſion der
Art ſein.
Uebrigens würden wir Allen, die Ge—
legenheit haben, anrathen, ſeine Vorle
ſungen zu beſuchen; ſie ſind empfehlens
werth. Es gab Stellen in ſeiner Rede
die wirklich die höchſte Stufe der Bered
ſamkeit erreichten
: ———
2 Eine ſinkende Stadt.
Die Nachrichten über das Sinken der
Stadt Iſerlohn haben noch keine ge· h
nügende Beglaubigung oder Widerlegung
gefunden; das beweiſen, neben vollſtän—
diger Abläugnung auf der einen, übertrie
bene Befürchtungen auf der auderen Seite.
Aus vietenden Gegenden laufen Briefe
beſorgter Freundſchaft ein, welche die
Flucht aus dem mit Sodoms Geſchick be
drohten Orte rathen; und auch auf denl
Credit, beſonders die Schätzung des
Grundeigenthums, hat die qtuna ſchonf
ſehr unerfreulichen Einfluß geübt. In der
That iſt die Sache, wenn aucht recht be. h
dauerlich, doch gar nicht ſo ſchrecklich als
man ſich vielfach votſtellt. Von einem h
plöͤtzlichen Einbrechen des Bodens iſt garh
nicht die Rede. Seit einem Menſchenal. h
ter nämlich iſt am nordöſtlichen Ende der
Stadt ein Tiefbau auf Galmey und Zink
blende im Betriebe. Die Gaänge ziehen
ſich von da in die Stadt hincin unterl
einen faſt nur von kleinen Häuſern beſtan
denen und von Bürgern und Arbeiteru
bewohnten Stadttheile Die am Berg
werk aufgethürmten Halden decken den
!Boden im Durchſchnitt 10 2O Fuß hoch
ſauf einem Raum von wohl 50 Scheitt
im Durchmeſſer Daneben iſt eine Dumpf
maſchine in tortwahrender Thätigkeit und
fördert einen kleinen trüben Bach. Da—
e larwindet narurlie ee eden aufſ,
dem von den annen miele Erie
erheblich; ſowohl durc, e b Zennna
des Waſſers und der mechaniſch mug.
ſenen Stoffe, als durch Einſinken der ab-h.
gebauten Gänge und Neſter. An einzel
nen Stellen beträgt die Senkung wohl 30
Fuß. Auf dem von Häuſern beſtandenen
Rat ne welcher etwa 150 Schritt im
im Durchmeſſer hat, iſt ſte· natürlich viel
geringer; ſeit 4 Jahren iſt der Boden um
34 Fuß an einer der bedrohteſten Stellen
geſun ken; aber nicht gleich maßig, ſondern
zu einer Mulde, ſo daß alles Fachwerk
der Häuſer ſich verſchiebt, die Fenſter ſchief
werden und nicht mehr ſchließen, die Glä
ſer ſpringen. Die Bildung der Mulde
hat außerdem den Abfluß des Waſſers
auf der Oberfläche unmoͤglich gemacht, ſo
daß die meiſten der dortliegenden Häuſer
durch Feuchtigkeit ſehr leiden, viele ſchon
durch Faulniß der Balken haufällig wer—
den. Eingeſtürzt oder von Amtswegen
abgetragen ſind bis jetzt im letten Jahre
etwa 6 Hänſer; der ſichtlich bedrohten
Bauwerke werden etwa õ mal ſo viel ſein.
Die katholiſche Kirche, welche maſſiv, aber
nur im Chor gewölbt iſt, ſteht ihm Chor
feſt, aber die Mitte zeigt mehrere arge
Riſſe, welche bis zu 4 Zoll klaffen; außer
dem hat ſich die ganze Mitte etwas geſenkt.
Die Stadk iſt neben dem Schaden ihrer
Bürger, jetzt auch durch den Umſtand in—-
tereſſirt, daß die Gas· und Waſſerleitungs
röhren an jenen Stellen berſten. Eine
Entſchädigung und Sicherſtellung der
Berührten wird ſchwerlich in vollein Maße
geleiſtet werden, da die Geſetze keine genü—
gende Handhabe (?) dazu bieten. Bis
jetzt freilich hat die Verawerlegeſellchatt
bereits in vielen Fällen möglichſten Erſatz
gewährt: vielleicht geſchieht es daß, da die
Stadt jetzt in Mitleidenheit gezogen iſt,
nunmehr eine prineipielle Entſcheidung
getroffen wird.
—— . *
Logogryph.
Mit R. nenn' ich ein Volk, von Niemand gern geſehn,
Zuweilen pflegt man ſelbſt, ihm arg zu Leib' zu gehn.
Mit M erblickt man's viel im Hochgebirg allein.
Und lieblich iſt's bei klarem Sonnenſchein.
Mit L ward es als Strafe einſt verwandt,
Doch abgeſchafft ſchon längſt in unſerm Sachſenland.
Mit;Sch ein Nichts, ein Trugbild, körperlos;
Doch ſucht man's gern auf friſchem Waldesmoos.
Mit G wünſcht's ſehnſuchtsvoll manch zartes Mägdelein
Doch ſoll's in jetz'ger Zeit 'ne ſeltene Pflanze ſein.
Nun rathe, Leſer mein, ganz leicht hab' ich's gemacht,
Doch längſt baſt Du's ſchon 'raus und mich brav
ausgelacht.
(Auflöſung in nächſter Nummer.)
Q_
~
Meves
ream ~ Gart
Ice -Cream - Garten,
an der N. -O. Ecke von Bull u. Taylorſtr.
iſt nun für die Saiſon eröffnet.
Ice Cream jeder Art und Soda-· Waſſer
2 1
ſind fortwährend zu haben. Muſik wäh—
rend der Abendſtunden.
22 T. Meves.
——t ~ ſ
Ausverkauf!
Im Ausverkauf zum Koſtenpreis offerire ich hiemit
mein vollſtändiges Lager, beſtthend aus den beſten
Sorten
importirter Rheinweine,
Champagner u. Abſynth,
ſowie
importirter und einheimiſcher Liqueure.
51 F. I. Ruckert,
Jefferſonſtr. zwiſchen Congreß u. Broughtonſtr.
Bekanutmachung.
Mitbürger! Ich werde als Candidat für die
„Ordinary-Office von Chatham County“
bei der im nächſten November ſtattfindenden Waht
auftretten, und werde ſeiner Zeit um Eure freundliche
Unterſtützung anſprechen. ;
Ino O. Ferrill.
i 6. b.v. 1
Sparbank-Department.
Savannah Banke & Trust CO.
105 Vayſtraße, Savannah, Ga.
Charles Green, Praäſident
Milo Hatch, Vize-Praͤſident.
Edmund Ketchum, Kaſſirer.
Die Direktoren wünſchen die Aufmerkſamkeit des
Publikums (namentlich die Arbeiterklaſſe, für deren
beſonderen Vortheil dieses Deparment organiſirt
wurde) auf die neuen Beigeſetze zu lenken, welche für
den Nuten der Depoſitoren abgeaͤndert wurden.
1. Einlagen von 81 und mehr werden in Empfang
genommen; die Bankbücher, welche ausgegeben werden,
enthalten die näheren Beſtimmungen.
2. Dir jährlicheu Zinſen werden zu 6 pCt berechnet
und ſind zahlbar jeden erſten Mittwoch in den Mona~
ten Januar, April, Juli und Oktober eines jeden
Jahres. ;
3. Keine Intereſſen werden bezahlt für Summen
welche vor den obigen Terminen erhoben werden, für
die Zeit, die ſeit der vorhergegangenen Vertheilung
der Dividenden verſtrichen iſt.
1. Die Intereſſen, zu welchen Depoſitoren berechtigt
ſind, können entweder erhoben oder zu ihren Anlagen
geſchlagen werden.
~. Niemand kann eine Summe, ſei es Kapital oder
Intereſſen, erheben, ohne Borzeigung des Bankbuches,
ausgenommen er hätte es verloren und brächte hin—
reichenden Beweis für den Verluſt deſſelben, und gebe
eine geſetzliche Quittung zur Abweiſung aller ferneren
Forderungen.
6. Einlagen werden in Empfang genommen von
I— taglich; Zurückerſtattungen werden gemacht von
9—2 Uhr taͤglich.
A. L. Hartridge, ) :
Jas. H. Johnſton, ͤ Direktoren d. Geſchäftsführung.
W. W. Gordon, )
14-56 I. S. Hutton, Geſchäftsfuhrer.
Ich habe eine neue Quantitt von dem vorzuglichen
Scuppernong Wein
erhalten, und offerire denſelben zu dem ſehr billigen
Preiſe von $3.50 per Gallone.
Champagner, Oream de Boury und Neidsiek, im~
portirte Sherry— und Port-Weine, 1. u. 2. Qualitaãt.
Beſte, alte ſranzöſiſche Brandies, alle fůr medizini—
ſche Zwecke anwendbar, und zu maͤßigen Preiſen, so
wohl in einzelnen Kiſten oder in Packages.
Korn~, Weizen~, Velvet-Whiskies, allerlei Arten
von Pickles und Saugcen, in Kiſten und Krügen, Ci~
garren, Tabak ~c.
; J. V. BARBEE,
Bayſtr. 2 Thüůren öſtl. v. d. Office d. Advertiſers.
7 2 ; *
IRVING HOUSE,
an der N. W. Ecke von Jefferſon u. St. Julianſtr.
Ael, Wein, Liqueure und Cigarren
von der beſten Qualität,
8
—— A
;
e2 j S
werden mit der größten Bereitwilligkeit ſeinen deut~
ſchen Freunden gereicht, von dem „garſtigen.
Schotten,“ der deutſch ſpricht, wenn er benebelt iſt.
Auch ſind bei ihm zu haben
Goͤbel's berůhmte Rhein-Weine. 16
; die hillia-
Der Platz, wo man c, illig
ſten Bilderrahmen“ haben kann, iſt
The Picture Frame Store,
Ecke St. Julian Str. u. Johnſon's Square.