Newspaper Page Text
Sarannah Abend Zeitung.
Frof. C. I. Vanſemer, Redakteur.
2. Jahrgang. No. 15.
Kette und Einſchlag.
Eine Erzählung aus der Zeit der Baumwollennoth
in Mancheſter
von
J F. Smith..
(Fortſetzuna.)
Wohl eine Stunde nach Blanche s An
kunft an Bord ſaß ſie gedankenvoll auf
dem Deck und murmelte vor ſich hin.
Das Reſultat ihrer Erwägungen lief da
rauf hinaus, daß ſie ſich vornahm, das
Treiben des amerikaniſchen Gentleman
ſcharf zu beobachten; indeß hielt ſie nicht
für klug, dem Kapitän ihren Argwohn
mitzutheilen, da er vielleicht ungegründet
war. Die drei G tne brach~
ten den letzten Tag ihres Beiſammenſeins
bei einem Privatdiner zu. Alles ſchien
ſich für ihre Unternehmung günſtig zu ge~
ſtalten, und ſie befanden ſich in beſter
Laune. Namentlich war Lin's Heiterkeit
ziemlich geräãuſchvoll; er klopfte Bent
ley vertraulich auf den Rücken, nannte
ihn einen guten Kerl und erklärte, daß er
einem ſolchen Freund durch's Feuer fol
gen wolle. Welby bemerkte, daß ein will—
kürlicher Schander den Engländer über—
lief; er ahnte längſt, daß ein anderes In—
tereſſe, als gemeinſamer Gewinn, die Bei—
den an einander kettete. Dem Amtrika—
ner wurde ein Billet ůberbracht; es war
von dem angeblichen Polizeibeamten, wel—
cher ihm meldete, daß Blanche wohlbehalten
an Bord der Schlange ſich befinde, Der
Wüſtling lächelte, ſteckte das Blatt in die
Taſche, und beſtellte noch mehr mit Eis
gekühlten Wein. „Champagner! Das
laſſ ich mir gefallen!“ rief der ſchon ſehr
aufgeregte zigenner. „Kapitaler Stoff
kein ähnlicher in England. Das Yankee—
land fuͤr immer! Huſſa!“ Seine Gefähr—
ten warfen ihm Blicke des Ekels zu. Das
Verbrechen konnte ihnen den Menſchen
nicht ſo widerlich machen, als die Gemein—
heit. Als der Wein gebracht wurde, mel—
dete der Kellner John Bentley, daß ein
Herr und eine Dame ihn zu ſprechen wün—
ſchen. Daß muß ein Irrthum ſein; ich
kenne Niemand hier!“ Eine Dame?“
briülllte der halbtrunkene Lin. „Herein
mit ihr!“ Ihr wollt nicht?“ fügte er
ſchluchzend bei. „So geh ich ſelber und
ole ſie.“ „Behalten Sie das Unthier
auf dern Zimmer,“ flůſterte Bentley dem
Amerikanc~ zu. „Was habt ihr mit
quander? Icrmer Geheimniſſe und Ge~
heimniſſe Ich wcdte auch eines wenn
ich damit herausrůcken wollte. Es gibt
keine wahre Frenndſchart in der Welt.
Wenn einer für einen Kum an jemen
Hals riskirt, kriegt er einen Bedau~ mich
dafür,“ murmelte der Zigeuner in wei“
ſeliger Sentimentalität. John Bentley
begab ſich nach dem Zimmer, das ihm
der Kellner anwies, und traf daſelbſt Mrs.
Glyde und den Miſſionär, die ſeiner harr~
ten „Beſſie!“ rief er. „Sie werden
ſich wundern über meine Gegenwart,“
verſetzte ſein Opfer; „aber es gibt Beweg—
gründe gegen welche der Stolz, ja ſelbſt
die Vernunft vergeblich ankäͤmpft. Mein
Bruder, der offene, edelherzige Menſch,
der ſonſt mit ſo unbegrenztem Vertrauen
zu Ihnen aufſah —“ „lch habe nichts
mit ſeiner Verhaftung zu ſchaffen,“ ſagte
Bentley ausweichend. „Aber Ihr
Freund?“ „Welcher Freund?“ —„lhr
beſtändiger Gefährte in New ·Orleans,
der Sie Auch bei dem Beſuch auf Mr.
Raymond's Pflanzung begleitete de
unmännliche Elende, welcher zweimal ein
reines, unſchuldiges Weib zu beſchimpfen
wagte“ „Seit wann ſind Sie ein
Kämpe für die weibliche Tugend gewor·
den?“ entgegnete ihr Zuhörer ironiſch.
Ich war würdig, es zu ſein, bis ich Sie
kennen lernte,“ verſetzte Beiſie mit Ruhe;
„aber Sie wiſſen nichts von Edelmuth.“
Was Henkers branchte ſich Sam in
die Angelegenheit zu miſchen?“ rief Bent
let durch den verdienten Vorwurf gereizt.
Sie ging ihn nichts an.“ „Wie, ſein
Weib ginge ihn nichts an?“ —Sein
Weib?“ Blanche iſt ſeine fuhr
Mrs. Glyhde fort, „und ich möchte ihn
lieber im Grab, als in ihm einen mem
menhaften Wicht ſehen, der zurückſchrickt,
weun c ihrem Schutz gilt.“ „Sein
Weib? dch wollte ich hatte dieß frůher
gewußt „ iſt nie zu ſpäãt, ein Un—
recht gut zu macheu. Benuhtn Sie ihren
Einfluß auf den Gencral Butler um
ſeine Befreiung j eewirken. In einigen
Tagen reiſen wir nach England ab. Es
ſt die lette Bitte~die ichje an Sie Cichten
werde. Es ſoll geſchehen,“ erwidcte
Bentleh ſinſter, denn er sůhlte ſich herab—
gewürdigt durch die Rolle, welche ihm die
Umſtände anfzwangen. „In einigen
Stunden wird Ihr Bruder frei fein.“
Er wußte wohl, daß er durch dieſe Zuſage
nichts riskirte, denn es war bereits ausge
macht, daß Sam unmittelbar nach Ab
fahrt der Schlange ſeiner Haft enthoben
werden ſollte. me ſehen uns vielleicht
nie wieder, Beſſie, fuhr er fort, indem er
ihr die Hand hinbot. Scheiden wir als
Freunde “ Die Wittwe ſchůttelte traurig
den Kopf. „Wenigſtens ohne Groll,“
ZJa, dies kann ich verſprechen,“ ſagte
Mrs. Glyde. Kein Menſch hat das
Recht, einem irrenden Mitmenschen Ver—
gebung zu verweigern. Um ſo weniger,“
Ngte ſie im Geiſt bei, „wenn er ſich ſelbſt
ſchwerer Sünden bewußt iſt.“ Eine
Stunde ſpäter benutzten die drei Geſchäfts
freunde eine Miethkutſche, um nach dem
Einſchiffungsplatz zu fahren. „Lin, Sie
haben jetzt Ihre Weiſungen,“ bemerkte
Bentley. „Alles recht, alter Kamerad.“
„Laſſen Sie ſich in den Preiſen nicht
übervortheilen.“ Der Zigenner antwor—
tete mit einem ſchlauen Blinzeln. Ich
werde unmittelbar nach meiner Ankunft
in England mit Twiſſelton Rückſprache
nehmen und Ihnen die nöthigen Fonds
ſenden. Leben Sie wohl.“ Erneſt Welby
ſaß bereits im Boot. „Wie, Sie geben
mir nicht einmal die Hand?“ fragte Lin.
„O, freilich “ „Beiläufig, Bentley,
geben Sie mir eine Cigarre. Ich habe
mein Etui in dem Hotel gelaſſen.“
„Nehmen Sie das meinige,“ verſetzte ſein
Aſſoeie, ſehr blaß werdend. „s iſt gerade
ein Dußend darin die Sorte, die ich
von dem ſpaniſchen Capitän erhielt. Sie
finden keine ähnliche in New-Orleans“
„Will's glauben,“ entgegnete Lin, ſich
eine derſelben anſteckend. Der junge
Amerikaner rief ungeduldig ſeineni Ge—
fährten „Leben Sie wohl!“ rief ihm
Lin zu. „Geh zum Teufel!“ brunimte
Welby. „Dünkelhafter, ſtolzer Narr,“
murmelte der Zigeuner. „Doch Sie kön—
nen nicht dafür, Bentley. Ich will Alles
recht machen, vorausgeſetzt, daß man mir
gerecht wird, ſonſt —“ „Sie drohen
mir?“ „Nein.“ „Es klang doch ſo.“
„Nein; ich wollte nur ſagen, daß es
ſonſt für uns Beide ſchlimm wäre.“
Bentley ſprang in das Boot, welches
raſch dem Schiff zu ruderte. Bald nach—
her begann die Schlange ſich majeſtätiſch
ſtromabwärts zu bewegen
Fünfundſechzigſtes Kapitel.
Wir brauchen unſere Leſer nicht daran
zu erinnern, daß General Butler bis auf
die jüngſte Zeit ein großer Mann war, in
einem Sinne wenigſtens, ſofern er eine
der gröͤßten Ameen des Norden komman—-
dirte, und über eine Großſtadt, wir kön—
nen wohl ſagen eine Provinz, willkürlich
ſein Szepter ſchwang. Er konnte junge
und zarte Damen einkerkern, wenn ſie Lie—
der ſangen oder Kleider trugen, die ſeinem
Geſchmack nicht zuſagten, konnte wie die
römiſchen Kaiſer in den Zeiten der Chri—
ſtenverfolgung ehrbare Franen in's Bordell
ſtecken laſſen, und ihre Männer, Söhne
und Brüder ha, wie muß er die Arena
vermißt und den Nero beneidet haben
in die Verbannung ſchicken, alles
dies unter dem Beifall der herrſchenden
Partei in der Nation. Trotzdem hätte es
ſin New-Orleans Niemand wagen dürfen,
den General anders denn als einen Gen—
tleman zu prädiziren. Die rohen Sitten
aren noch zart dem Herzen dieſes Man—
nes g·genüber. Er hielt es für einen vor—
trefflichec· Spaß, Sam gefangen zu halten
während ſein ſchurkiſcher Verwandter deſ—
ſen Weib entſchrte, und ihn dann mit
einem höflichen Bedauern, daß er im
Drang des militäriſchen Dienſtes die
Sache nicht früher habe abmachen können
wieder in Freiheit zu ſetßen. Man wird
fragen, iſt, was wir hier leſen, wahr und
hat General Butler wirklich ſo gehandelt?
Als Dichter könnten wir die Autwort da-~
rauf ablehnen, verſchmähen aber eine
ſolche Ausflucht, ſelbſt wenn wir einen
Charakter ſchildern, den wir verachten.
Butler iſt uns nicht wirklich geſeſſen, aber
das Porträt gleichwohl zum Leben treu.
Wir haben von ihm eine moraliſche Pho—~
tographie aufgenommen; die Camerawar
vortrefflich, und das Objektiv ungetrübt
vom Hauch des Vorurtheils oder der Lei—
denſchaft; was koönnen wir dafür, wenn
das Bild ſo abſchreckend ansfiel? Der
General hat kein Recht, ſich z beklagen.
Er drängte ſich ſelbſt in den Vordergrund
forderte die Kritik heraus, und die Heraus
forderung wurde angenommen. Die
Preſſe Europas gatrt von Entrüſteten
Proteſten gegen ſein Benehmen als Menſch
und als Soldat Und nicht nur in Eu—
ropa ſondern auch in Amerika, im Norden
deſſelben, haben ſich Männerſtimmen er
hoben, um den Namen Butler verdienter—
maßen als ehrlos zu brandmarken.
Kaum war Sam aus ſeiner Haft befreit,
als er auf den Flůgeln der Angſt und der
Liebe nach der en ver des würdigen
Paſtors und blaß wie ein Geſpenſt in das
Zimmer ſtůrzte, in welchem ſeine Schwe-
und e Auſtin ſaßen. „Wo iſt
lanche?“ fragte er, wild umherſchauend.
„Mein armer Bruder!“ ſchluchzte Beſ
ſie, die ſich ihm um den Hals warf. Der
kraͤftige Mann taumelte, wie von einem
maͤchtigen Streich getroffen. Der Geiſt
lig; naͤherte ſich ihm und faßte ſeine nicht
widerſrebende Hand. Auch er vermochte
kaum zu rechen. „Die Wege der Vor—
ſehung ſind dntel, mein Sohn,“ ſtotterte
er und wir fragen aergeblich, warum
die Hand Gottes uns ſclaͤgt. Nur die
Stimme des Glaubens giͤt uns eine
Antwort darauf und heißt uns hoffen.
Der ſchwache Menſch kann nichts thun,
als mit demũthig gebeugtem Haupt ſich
unterwerfen.“ ager iſt Blanche?“ wi—
derholte Sam außer ſich Mr. Auſtin
wollte in ſeinen wohlgemeinten Ermah—
nungen fortfahren; aber Mrs. Glyde
winkte ihm zu ſchweigen. Sie wußte aus
Erfahrung, wie eitel alle Troſtunsverſuche
im erſten Momente eines ſchweren Leides
Savannah, Ga., den 31. Juli 1872.
ſind, und gab daher ihrem Bruder ſtatt
der Worte Thränen. „Todt!“ murmelte
Sam.
„Nein, nicht todt!“ rief der Geiſtliche
haſtig. „Alſo fort mir entriſſen von
jenem Schurken! O, ich durchſchaue jetzt
Alles der Schimpf, die mir aufgedrun~
genen Händel die Berhaftung und das nn
deſebliche Gefängniß. Man mußte den
Arm ihres Beſchützers lähmen, um den!
ſchändlichen Anſchlag ausführenzu können.
Aber ich will ihm nach, bis an der Weltende.
Das Grab, ſelbſt der Himmel nicht ſoöl!
ihn ſchirmen vor meinen Zorn.“ —,„Wurm“
unterbrach ihn Auſtin mit großer Würde,
„verſchließe Dir nicht die Gnadenthore
durch Läſterung. „Gott ſteh mir bei!“
rief der arme Menſch, in einen leidenſchaft
lichen Thränenſtrom ausbrechend. „Die
Kraft; auf die ich ſonſt ſo ſtolz war, nůtzt
mich jetzt nichts. und ich bin hülflos wie
ein Kind.“ Beſſie fühlte ſich erleichtert
bei dieſem Anblick, der einen Bruch des
bitterſten Schmerzes in Ausſicht ſtellte,
und ließ ihn fortweinen. Dann
man ihn allmälig die Einzelheiten des
traurigen Ereigniſſes, Blanche s Verlockung
durch den angeblichen Polizeibeamten und
ihre Entführung auf der Schlange bel
„Fort! Für mich verloren auf immer!“
rief Sam. „Hinweg jetzt mit den Thrä—
nen; ich werde Zeit für ſie finden, wenn
ich die Aermſte gerächt habe.“ Er wollte
ſich entfernen. „Wohin?“ rief Beſſie, ſich
an ihn anklammernd —,„Die Rache iſt
des Herrn,“ ſagte der Paſtor feierlich.
„Ich laſſe Dich uicht,“ fuhr Beſſie in ihrer
Angſt um ſeine Sicherheit fort. „Wer
ſoll mich und meine vaterloſen Kinder
ſchützen in dieſem fremden Land?“ „Sei
unbeſorgt,“ verſetzte ihr Bruder mit er—
zwungener Gelaſſenheit, „ich will ruhig,
o, ſo ruhig ſein, daß die Leute ſich wun~
dern werden über meine Geduld. Ich
darf mich nicht in die Gewalt der Elen
den, die mein Glüek zerſtören halfen, durch
eine zweckloſe Rachſucht geben, welche nur
die erbärmlichen Werkzeuge meines Fein
des treffen könnte. Welby ſelbſt, dieſem
Tenfel, muß ich nach. O, daß ich ihm
jetzt ſchon gegenüberſtünde!“ Ans
engliſchen Konſultat ſand Sam's Geſchichte
bei Allen, die ſie hörten, die wärmſte
Theilnahme. Der Thatbeſtand wurde in
ſcharfen Zügen aufgenommen und dem
General Bütler übermittelt, welcher da
rauf antwortetete, daß die Sache nicht
ihn ſondern die Polizei angehe. Da für
ſeine Mitbetheilung anßer den moraliſchen
keine Beweiſe vorhanden waren, ſo ließ
ſich nichts weiter machen. Sam's Ver
ſuche, ihn zu ſprechen, erwieſen ſich vergeb·
lich; er wurde von den Wachen des cehe·
maligen Advokaten mit Hohn zurückge·
wieſen. Endlich begab er ſich nach dem
Bureau der Agenten des Kapitän Drake
von denen einer, ein Engländer, ihn mit
großem Intereſſe anhoöͤrte. „Ihre Fran
auf der Schlange entführt?“ rief der
Agent mit ungläubiger Miene. „Daß
muß ein Irrthum ſein, denn Kapitän
Drake iſt der letzte Mann in der Welt,
der ſich einer ſolchen Büberei hergeben
würde noch obendrein wenn ſeine Fran
an Bord iſt. Mrs. Drake hat zwar ihre
Eigenheiten, iſt aber ſonſt eine vortreffliche
Perſon von gediegenen Grundſätzen. Ver—
laſſen Sie ſich daranf, wenn eine Dame
gegen ihren Willen an Bord der Schlange
verlockt wurde, ſo wird der Schutz gegen
die Kapitänsfran ſie gegen jede Gewalt—
that ſichern.“ Dieſe Worte goſſen einen
Hoffnungsſtrahl in das faſt gebrochene
Herz des nnglücklichen Gatten. „Aber
warum ihr nicht folgen?“ fuhr der Agent
fort. „Sie können vielleicht eben ſo
ſchnell zu Land als zu Waſſer nach New—
York kommen, Der Wind iſt nicht über
günſtig geweſen, und —.“ Sam hörte
ihn nicht weiter an. Mit einem Freuden
ruf drůckte er dem Sprecher die Hand,
dankte ihm und ſtürzte fort. Eine
Stunde ſpäter hatte er zu einer Irrfahrt
New-Orleans verlaſſen. Seinen Lands—~
mann traf fein Vorwurf, da die wahre
Beſtimmung der Schlange ein Geheimniß
zwiſchen dem Kommandeur, ſeiner beſſern
Hälfte und den Miethern des Schiffs
war, „Bitte, geh weg, Mam,“ ſagte
die verrͤtheriſche alte Negerin, als Mrs.
Drake ſich an der Thüre zu der Kaſüte
der Gefangenen zeigte. „Miſſie ſehre
ſchlimm; nich ertrag fremde Geſicht“
„Um Gotteswillen verlaſſen Sie mich
nicht,“ rief Blanche Im Nu hatte die
Schwarze die Hand auf ihre Lipen de
drückt, um ihren Hülferuf zu erſticken.
Da Sie ſelbſt hor Mam.“ Mrs. Drake
hatte ſowohl geſehen, als gehört. Sie
war eine ere Frau und nei
ohne Zögern in die Kajůte. „Wollt ihr
ds arme Geſopf umbringen ?“ fragte ſie.
„Umbring ich umbring meine Herze-
Miſſie?“ „Die Hand weg von ihrem
Mund!“ —,Das allein ſie mach ruhig,
Ma'm.“ Mrs. Drake aber ließ ſich mehr
von dem bittenden Blick der Fremden,
als durch dieſe Verſicherung beſͤmmen
und riß einfach die Negerin zurück, die
jetzt ans ihrem Kattungewand ein langes
alͤnzendes Meſſer hervorlangte. Als die
Kapitänsfrau dies bemerkte rief ſie den
Maten deſſen Bemerkungen zuerſt ihren
Argwohn geweckt hatten und im Nu ſtand
der po te Northumbrier in dem
Gemach. „Was ſteht zu Befehl, Madam?“
fragte er, achtungsvoll die Hand nach der
Stirne führend.
„Schaffen Sie dieſe ſchwarze Otter hin~
aus.“
„Sogleich, Madam.“ Die Negerin
ſtieß einen dumpfen, drohenden Schrei
aus und machte ſich zum Widerſtand ge—-
faßt. Sands packte ſie und entriß ihr
nach kurzem Kampf das Meſſer aber nicht
ohne über die rechte Handfläche eine tiefe
Wunde davon zu tragen.
„Sind Sie ſchwer berletzt?“ fragte der
weibliche Kommandant.
„Nur eine Schramme, Madam.“
„Freut mich; aber da ein ſolches Spiel
mit Meſſern an Bord der Schlange nicht
erlaubt iſt, ſo werden Sie dieſes Weibs—
bild unter Deck bringen und in Ketten
legen. Der Mannſchaft ſagen ſie, daß
ſie keine Notiz· nehmen ſolle von dieſem
Vorgang.“
„Ich nicht geh,“ rief die Negerin.
„Dies Maſſa Welby's Schiff. Hilf, Hilf
Maſſa Welby.“
Der Mate aber machte keine weitere
Umſtände, ſondern packte ſie feſt und
ſchleppte ſie aus der Kajüte.
Die arme Blanche hatte inzwiſchen voll
Angſt und Hoffnung zugeſehen, ohne zu
wiſſen, was ſie aus dieſem Vorgang ma
chen ſollte. Dann aber ſchlang ſie plötz
lich die Arme um den Nacken der Be
ſchützerin. die unerwarcet von der Vorſeh—
ung ſelbſt ihr zugeſchickt zu ſein ſchien,
und drückte mit gebrochenen Worten
ſhie~ere ihren Dank aus.
„Schon gut, meine Liebe,“ ſagte Mrs.
Drake, die nur ſelten einer Rührung
Raum gab, de ſie dies für t i
hielt. „Wie Sie mir meinen Kragen zer
drückt haben! Sind Sie gegen ihren
Willen von Ihrem Bruder an Bord ge—
bracht worden ?“
„Von meinem Bruder? Ich habe kei—
nen Bruder.“
„Was Sie ſagen!“
„Aber einen Mann, einen wackeren,
edlen, liebevollen Mann.“
„Der in einer der letzten Schlachten ge—
gen die Südländer gefallen iſt?“ bemerkte
Mrs. Drake mit ruhiger Faſſung. „Ich
habe davon gehört. Aber warum gehen
Sie nicht in Wittwentrauer?“
„Mein Gatte lebt, oder lebte wenigſtens
geſtern noch,“ antwortete Blanche, in
Thränen ausbrechend. Ihre Zuhörerin
betrachtete ſie zweifelnd. „Man hat ihn
drei Tage lang in New -· Orleans gefan
gen gehalten, und jetzt begreife ich den
Grund. Mein Verfolger wollte ſein
Werk ſichern. Aber nicht war Sie retten
mich?“ fügte ſie in großer Aufregung bei
„Ich bin ein Engländerin wie Sie, oder
doch die Tochter eines Engländers Sie
werden nicht dulden, daß ich durch die
Gegenwart dieſes ſchrecklichen Menſchen
beſchimpft werde?“
„Welches ſchrecklichen Menſchen? Doch
nicht des Mr. Welby?“
„Er iſt mit General Butler verwandt,“
verſetzte Blanche, „und ſein Einfluß be—
wirkte die ungerechte Verhaftung meines
Mannes. Da leſen Sie.“ Sie händigte
ihrer Beſchützerin das Billet ein, das Mr.
Auſtin nach ſeinem Beſuch indem Gou—
vernementgebäude geſchrieben.
Nachdem Mrs. Dtake aufmerſam gele—
ſen, ſagte ſie; „Es war im Anfang ſchwer
Sie zu verſtehen, meine Liebe; doch dies
rührt wahrſcheinlich daher, daß Sie viele
Romane geleſen haben. Ich that dies
nie. In Ihrer Lage wäre ich in zwei
Minuten mit meiner Geſchichte fertig ge—
worden, und Niemand würde r für
verrůckt gehalten habe“
„Für berrůckt?“
ie Mr. Welby hat Sie dafr aus
gegeben, und ich glaubte ihm Anfangs;
denn ſonſt würde ich nie geſtattet haben,
das man ſie wie einen Ballen Schmugg
lerwaaren an Bord der Schlange brachte.
Aber nun ich die Wahrheit weiß —.“
„Um Gotteswillen, Sie werden mich
doch nicht verlaſſen, mich nicht allein laſ
ſen?“ rief Blanche, abermals ihre Beſchü—
tßerin umfangend.
„Verlaſſen? nein, für was halten Sie
mich?“ entgegnete die Kapitänsfrau tro—
cken, indem fiẽ wieder die Umarmung ab—
wehrte. „Mein Kragen kommt ganz aus
der Form. Seien Sie unbeſorgt; an
Bord meines Schiffs ſind Sie
vollkommen ſicher Das Schlinne.
was Ihnen zuſtoßen kann, iſt eine See
reiſe, und die iſt gut für die Geſundheit,
ſtärkt die Nerben.“ Sie erhob ſich
von dem Kanape, auf dem ſie bisher ge—
ſeſfen, ging mit er hqiedenen Schritten
welchen ludes ängſtlich folgten.
nach der Kajütenthüre und rief den Ma—
ten, der bald nachher eintrat. „Wie iſts
mit der Negerin?“ fragte die Kapitäns~
rau.
„In ſicherem Lerlalnt Die wilde
Katze tobt und flucht ſchanerlich.“
„Sorgen Sie dafür, daß die Schiffs
jungen nicht in ihre Nähe kommen; ſie
lernen die Bosheit ohnehin bald genug.
Der Steward ſoll mir den Thee hieher
ſchicken; der Kapitän wird den ſeinigen
in ſeiner Kajůte trinken.“
„Er ſißzt mit den beiden Laudratten
beim Wein,“ bemerkte Sands. „Sie ha~
ben eben nach mehr geklingelt.“
Mrs. Drake ſchien üůber dieſe Nachricht
nicht ſehr erfreut zu ſein. „Man ſoll ihnen
Kasse geben,“ ſagte ſie. „Iſt geſünder
fůr ſie.“
(Fortſetzung folgt.)
Der Breis des Lebens in
Großſtädten.
(Aus dem Magazin fr die Literatur des Auolandes)
Jeder weiß es und fühlt es täglich in
ſeiner Taſche, trotz der diebs· und feuerfe—
ſteſten Geldſchränke, daß unſere Einnah—
men, unſere ſauer erworbenen Thaler,
Groſchen und Pfennige vor den privile—
girten und ſtärkſten Räuberbanden unſerer
Zeit nicht mehr ſicher ſind und thatſächlich
ungeſtraft, unaufhaltſam immer großar—
tiger weggenommen werden. Dieſe dä—
moniſchen Gewalthaber machen es ſich
dabei ſehr leicht: ſie nehmen es nicht, wir
müſſen es ihnen geben. Ohne bildliche
Redensart will das ſagen, daß ſeit vielen
Jahren Alles immer u geworden iſt
und die Preiſe noch fortwährend ſteigen.
Das heißt wieder ſo viel: das Geld wird
immer billiger und billiger, ſo daß man
in demſelben Maße immer mehr Münze
für unſere Lebensbefriedigungsmittel ge
ben muß. Dieſelbe Wohnung, früher mit
100 Thalern bezahlt, koſtet jetzt in Berlin
wohl 400. Die Wohnung iſt ſeitdem
nicht beſſer, eher noch ſchlechter geworden,
und eigentlich auch nicht theurer, ſondern
das Geld dafür um 400 Procent werth—
loſer. ( So, wenn auch nicht in dem
ſelben Maße, geht es mit allen Dingen
fort, die wir mit Geld bezahlen müſſen.
Unſere Leiſtungen dagegen, durch welche
wir unſer Geld verdienen, ſind durchaus
nicht in demſelben Maße im Werthe ge—
ſtiegen. Dies gilt beſonders für Beamte
und Alle, welche mehr oder weniger feſten
Gehalt oder Lohn beziehen. Dadurch iſt
ein Mißverhältniß in unſere geſellſchaftli
chen Zuſtände gekommen, welches in im
mer ſchreienderen Mißtönen anſchwillt
und gegen welches in ganz Europa verge—
bens Schutz und Ruhe geſucht wird.
Beſuchen wir einige Hauptorte unſeres
Erdtheiles und ſehen zu, in welchen Ver
hältniſſen die Preiſe überall geſtiegen
ſind. Um mit Wien anzufangen, ſo ſind
Miethe, Pferde und Wagen und Möͤbel
während der letzten 20 Jahre um 100
Procent geſtiegen. Selbſt ehemals reiche
Leute, die einſt mit ihrem Einkommen
glänzenden Luxus treiben konnten, fühlen
ſich jetzt mit demſelben Reichthume genö
thigt, zu knauſern und wie Geizige zu le—
ben. Im Durchſchuitt braucht man jetzt
80 Procent mehr, um eben ſo zu leben,
wie bor 20 Jahren. Während derſelben
Zeit ſtiegen in München die Preiſe für
Nothwendigkeiten des Lebens in den ver—
ſchiedenſten Graden. Für Hammelfleiſch
100, Kalb- und Rindfleiſch 70, Brod und
Wild 50, Weizen 28, Bier 47, Fenerung
11 pCt. Gute und beſte Wohnungen
ſind jetzt doppelt, geringere 50 bis 75 pCt
mehr werth, worin im Vergleich zu Ber—
lin ein erfreulicher Gegenſatß liegt. In
Berlin müſſen gerade die armen und klei—
nen Leute für unſcheinbares, beſchränktes
Unterkommen, wenn ſie es überhaupt noch
finden, im Verhältniß bis doppelt (?) ſo
viel zahlen, wie reiche Leute für ihre gro—
ßen Vohnungen. Dabei ſind die Arbeits—
löhne in Wien nur 15 bis 20 Prozent
und in Berlin durchſchnittlich wohl nicht
viel höher geſtiegen. Wie können da
Menſchen, welche im Schweiße ihres An—
geſichts ihr Brod verdienen müſſen, noch
menſchlich leben? In Deutſchland wird
das Geld durch die 5 Milliarden aus
Frankreich jedenfalls noch viel werthloſer,
alſo das Leben noch immer theurer. Da—
von mäſtet ſich das vielkoöpfige Ungeheuer,
welches neuerdings Ziri mit ſeinen feu—
rigen Zungen verzehrt und verbrannt,
mit ſeinen giftigen Wolfszähnen zerriſſen
und zerſchuünden hat, und welchem den
noch Leute, ſelbſt im gebildeten Deutſch
land, ſchamlos und wahnſinnig Beifall
zujauchſen und bei erſter Gelegenhelt Hel
fershelferei verſprechen.
Fahren wir in uͤnſerer Umſchan durch
die großen Städte und deren Lebensthen
erung jetzt fort. Ein diplomatiſcher Be
richt eines engliſchen Legationsſekretär
verſett uns mit einem Sprunge
nach Brüſſel, wo der Legationsſekretär
für ein zwar ſtandesgemäßes, aber ſehr
ruhiges Leben mit Fraͤ und drei Kindern
in einem Jahre nicht weniger als 1600 £
brachte, als gindeſtent 10,000 Thaler.
Alle anderen Lente, die zehnmal und noch
weniger haben, leiden unter dieſer Then—
erung mehr, als wohl in jedet andern
Großſtadt. Von 1852 bis 1869 waren
die unentbehrlichen Hausbedürfniſſe und
Lebensmittel zwiſchen 25 und 90 pCt. ge
ſtiegen, aber ſeit dem o t Kriege
wurde es ein Zufluchtsort aus Paris und
eine Vorhoͤlle deſſelben. Unter den fran
eſiſchen Flüůchtlingen befanden ſich aller—
ings ſchr biele reiche und gebildete Lente,
aber es iſt noch zweifelhaft, ob die Maſ
e moraliſchen und materiellen Geſindels
elderlei, beſonders weiblichen Keſlequt
nicht überwogen. Dadurch iſt Brüſſel,
vorher ſprichivörtlich billig () und reich
an Geſittung, Bildung und guter Erzie—
hung, nicht nur beinahe um 200 pCt.
iheuter, sondern auch ein Spucknapf
Frankreichs geworden.
In Haag, der Hanptſtadt Hollands,
wo ſich Rang und Reichthum cro
drängen, iſt es gleichwohl verhältnißmäßig
billiger geblieben, als in jeder andern
udt Die Steigerung beträgt ſeit
den letzten 20 Jahren nůͤcht über 30 pCt.
wovon nur die Wohnungsmiethe eine
I. Stern. Herausgeber.
Laufende Nummer 67.
Ausuahme macht. Im Uebrigen hat auch
in dem fſruchtbaren, billigen Holland dieſe
Anziehungskraſt des wohlfeilen Lebens
aufgehört. Eine Haushaltung koſtet dort
im Durchſchnitt ein Drittel mehr als in
dex Schweiz. Man ſollte glanben; daß
weiter nach dem Norden hin, wo weder
Uebervboölkerung herrſcht, noch durch Ein—
wanderung eine Zunahme zu hoffen iſt
und im Gegentheil die Auswanderung
immer mehr ſteigt, der Kampf ums liebe
Leben leichter, ſtatt ſchwerer geworden ſei;
aber es hat ſich ermittelt, daß man zu—
nächſt in Kopenhagen 22 pCt mehr
brauche, um ebenſo zu leben, wie vor 20
Jahren, und noch mehr, um ebenſo zu
wohnen. In Stockholm iſt es noch ſchlim
mer. Dort hat der Luxus, namentlich
auch in Vertilgung alkoholiſcher Flüůſſig
keiten, ſo zugenommen, daß im Durch
ſchnitt Alles, was man braucht, 50 pCt
mehr koſtet.
In den Großſtädten Rußlands, na—
mentlich in St. Petersburg, ſtand zu—
nächſt die Wohnungsmiethe immer höher.
als wohl in jeder Hauptſtadt Enropas,
Zwei möblirle Zimmer in der höchſten
Etage eines Gaſthofs koſteten einem Eng—
länder 1400 Rubel im Jahre. Wenn
ein einzelner Herr, der guten Geſellſchaft
angehörig, mit 5000 Thalern im Jahre
auskommen will, muß er noch ein gutes
Talent für Sparſamkeit haben. Die kauf
männiſchen Kreiſe und beſſern Mittelklaſ
ſen Rußlands entwickeln neuerdings eine
ſolche Sucht nach Lurus und Pracht, daß
ſie auch mit ihren hohen Einkommen in
Verlegenheit, Noth und Schulden, und
nicht ſelten unter den Anetionshammer
gerathen. Das wird wohl anderswo
auch nicht viel beſſer ſein. Nur die höch
ſten, vornehmſten Klaſſen Rußlands ſollen
nicht luxuriöſer geworden ſein, im Gegen
theil ſparſamer. Sie lieben es, während
der Sommermonate ihre Reſidenz ganz
zu ſchließen und in Berlin oder in einem
deutſchen Bade für den nächſten Winter
zu ſparen. Beſonders große Noth haben
ſie mit den Dienſtboten, welche ſeit Aufhe
bung der Leibeigenſchaft und der Prügel—
ſtrafe über 100 pCt. mehr Lohn verlan—
gen und bekommen, und dabei ſich noch
auf Koſten der Herrſchaft ungeſtraft be
trinken und bereichern wollen. Je mebr
Prügel ſie früher bekamen, deſto weniger
vertragen ſie jeßzt nur ein ernſtes Wort
der Zurechtweiſung, und die Polizei ſoll
immer gern lieber für ſie, als für die
Herrſchaft Partei nehmen, ſo daß die ar
men geplagten Hausdamen für ſchweres
Geld noch mehr Aerger haben, als unſere
deutſchen Hausfrauen, obwohl anch dieſe
ſich gern bei jedem Caffee gegenſeitig ihre
Dienſtbotennoth klagen. Schickt man
einen Hausdiener extra mit Brief oder
Botſchaft nur über die Straße, ſo hält er
es fuͤr die höchſte Realinjurie, wenn man
ihm weniger als einen Rubel Trinkgeld
bietet Ruſſiſche Hausmädchen in beſſeren
Haushaltungen bekommen 130—150 Thlr.
Lohn, außerdem Theegeld, wofür ſie gern
Branntwein kaufen ſollen. Dabei erwar—
ten ſie nicht nur ein reiches Weihnachts—
ſondern auch Oſtergeſchenk. Der gute
herrſchaftliche ruſſiſche Kutſcher bekommt
600—700 Thaler Lohn jährlich.
In England, dem Himmel der Dienſt
boten und der Hölle der Herrſchaften,
weil letztere durch die drakoniſchen, unge
ſchriebenen Geſetze der Faſſionen ſich ge—
zwungen fühlen, die 3 ihres Standes
und Bermbtent in der Zahl der Dienſt
boten anszudrücken, ſo daß ſchon ein ein
zelner alter gitiger Herr mit W ſolcher
dienſtbare Geiſter ſich noch einen extra
anſchaffen mußte, nm ſich aus dem
und in daſſelbe ſcheffen zu laſſen —in die
ſem England ſind die Herrſchaften der—
maßen Liaden ihrer Dienſtboten gewor
den, daß ſie denſelben ganz große Zimmer
für ihre Soireen und id eintͤumen
und fůr Muſik, feſten ünd flüůſſigen Pro—
viant fabelhaft blechen müſſen, obwohl
ſchon ein mittelgntes Maädchen für Alles
tunvat und trian Thaler Lohn bekommt
ie Dienerſchaften hoöheren Ranges (und
es giebt mehr als zwanzig Stufen Ett
ben) bekommen bereits viel mehr, als bei
uns mancher wackere Schulmeiſter ind
Landprediger, Nur Familien des guten
Arbeiterſtandes, welche nicht dem allge
meinen Laſter der Trunkſucht huldigen,
immer brab arbeiten, ſparſam ſind uind
bleiben und ſich ſelbſt bedienen, können
in England vielleicht rq hitge leben,
als in jedem andern eiviliſitten Staaͤte.
Dies gilt ſelbſt fůr London ntit 34 Mil
lionen Einwohnern, welche ſich auf mehr
als 120 engliſche Geviertmeilen vertheilen.
In den nterſten Stadttheilen welche
nach allen Seiten weit in das Land hi—
natis irren, giebt es immer noch viele nn
bebante Aclen welche ſich mit der Zeit
mit wohlfeilen Häuſern nnd Häuschen
decken und von welchen man faſt ũberal
bequem und billig durch unzählige
Stränge von Eiſenbahnen mit deu Mit
telprnkten der Stadt und der e
in lebendiger Hin- und Herverbindung
bleiben kann. Hunderte von Baugeſell
ſchaften ſocgen dafůr, daß man ſich in die
ſen außen anſchließenden
bon Vorſtadten billig allmãhlig ein ſchul~
denfreies Haus erwerben kann. Aehnlich
muß man es um Berlin herum machen
wenn die ueue Kaiſerſtadt nicht in Mieths
hortſetng auf der lehten Seite
~ » 1 n 0 n 1