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E— 3
„Möchten Sie an dieſelbe ſchreiben?“
„Ach ja,“ nickte der Leidende.
Schleumnig kniete einer der freiwilligen
Krankenpfleger, . die mich begleiteten, zu
ihm nieder und begaun eifrig ſeine n
ſterten Worte nachzuſchreiben.
Der Nächſte war wiederum ein Leicht
verwundeter. Bald war ein einfach ſchüůt
rrr Berband en die Ecntinneen
gelegt, „Fleiſchſchuß, zur erſten Eva—
daten un uva me
ich mich, jedoch nicht, ohne nochmals einen
Bit V den eben verlaſſenen ſchwer
Leidenden zu werfen. Die große Gabe
Morphium begann ſichtlich bereits zu wir
ken, halb träumend blickte das Auge des
faſt voöllig ruhig gewordenen Kranken,
der ſein bun beendet hatte, unter den
ſchon ſchwer werdenden Augenglidern her—
vor.
Wiederholen Sie die Morphiumgabe,
ſobald der Kranke aufs Neue zu ngrre
beginnt.“
Die nun folgende Verletzung nahm 54
gleich mein beſonderes Intereſſe in An
ſpruch. Schon beim Herantreten ent
blößte der Verwundete, deſſen Zůge einen
hohen Grad von Schmerz ausdrückten,
ſein rechtes Bein, welches genau in der
Mitte der Knieſcheibe eine kleine Schußöff
nung zeigte.
„lſt die Kugel wieder heraus ?“ fragte
ich.
„Ich glaube nicht.“ antwortete der
Verletzte, „wenigſtens habe ich nur eine
Wunde bemerkt.“
So ſanft, wie möglich, ließ ich das Bein
erheben, welches leider nicht ohne heftige
Schmerzensäußerungen vor ſich ging,
während ich ſelbſt das Gelenk zwiſchen
meine Hände faßte; eine weitere Oeffnung
zeigte ſich nicht. Zugleich aber hatten
meine das Knie umſpannenden Finger
ein äußerſt heftiges Knarren im Gelenk
vernommen, welches eine bedentende Ver—
letzung der Knochen daſelbſt mit Sicher
heit verkündete; noch eine leider ſehr
ſchmerzliche Bewegung und kein Zwei—
ſel Zumal war der Oberſchenkelknochen
reilchich eine Hand breit aufwärts zer~
ſplittert.
Eine ſehr boöſe Verletzung, indes keines
wegs hoffnungslos; im Gegentheil ein
gell wo ungeſaͤumtes Handeln mit vieler
Wahrſcheinlichkeit Rettung brachte. Frei—
lich war das Glied nicht zu erhalten.
„Schreiben Sie,“ diktirte ich, mich um—
wendend: „Schußfraktur des Kniegelenks
Kugtl zurůck. Gleichzeitig notiren Sie
den Verwundeten für eine nachherige Be
rathung vor.“
Dann wurde das Bein in einer Draht
hoſe gelagert, um jede Bewegung im
Knie, welche dem Kranken die heftigſten
Schmerzen verurſachte, für den ſogleich
ſtattfindenden Transport in das Opera
tionszimmer zu verhindern, und dann
ein Eisblaſe auf das Gelenk gelegt.
Abermals ein großer Gegenſatz; nur
ganz leichtverwundet waren die beiden
Nachbarn, diesmal fröhlich plaudernde
Franzoſen. Die Leute ſahen höchſt ver—
gnügt und leidlich anſtändich aus, indes
hager und ihrer Figur nach, trotz der ſchon
bärtigen Geſichter, noch wie halbe Kinder
Neben ihnen lag eingleichfalls leichtverwun
deter franzöſiſcher Offizier, nur ab undzu!
ſich in das Geſpräch ſeiner Landsleute mi
ſchend ſchtlich nicht erbaudvon ihrem heitern
Plauderu; er trug wohl eben ſchwerer
an die Erinnerung der letzten vierundzwan—
zig Stunden. :
„Herr Doktor!“
Schnell wandte ich mich zur Seite
„Nichts herunter,“ quälte der Verwun
dete, deſſen Hals arg geſchwollen war,
hervor, während er mit dem Finger in
den Mund zeigte. „Ich muß berhun
gern,“ hauchte er dann wieder mühſam,
während dem armen Schelm bei dem Ge
danken die hellen Thränen über die Wan
gen liefen.
„Kopf oben mein Braver! Sieht in der
Regel viel ſchlimmer ans, wie es wirklich
iſt,“ ſuchte ich ihn zu beruhigen, 9
ich mir die Verwundung genauer beſah.
Die Kugel war durch den rechten Un—
terkieferſund unter der Zungenwurzel durch
gegangen, um ziemlich hoch an der linken
Seite des Halſes wieder anszutreten.
Ich fühlte in den Mund, freilich. der
Knochen war arg zerſchoſſen, dabei alles
ungemein geſchwollen, indes die ganze
Richtung des Schußkanals, die noch leid·
liche Sprache, der unverletzt ſich anfůhlende
Kehlkopf, ließen mit vieler Wahrſcheinlich
keit hoffen, daß nicht gar zu wichtiges
verletzt ſei, und vielleicht ſchon in wenigen
Tagen, wenn nur mal erſt die heftige
Anſchwellung in etwas zurůckgegangen,
ſich alles zum Guten wenden dürfte.
Ich ließ mir die Magenſonde teichen.
um dieſelbe, zur Einführung von Nah—
rung, durch den Schlund hinunterzufüh
ren; die Schwellung war ſo arg, daß
der Verſuch mißlang
„Reichen Sie nir eine längliche Eis
blaſe,“ wandte mich zurück. ert
dicht anlegend befeſtigte ich dieſelbe um
den Hals, während die Augen des außer
ordentlich ängſtlichen Kranken mich keinen
Augenblick verließen.
So, mein Freund jetzt nehmen Sie
fortwährend kleine Eisſtückchen in den
Mund und verſuchen, wenigſtens einige
Tropfen Fleiſchbrühe mit Ei in kurzen
3wiſchenräumen hinunterzubringen; das
wird ſchon gehen nund reicht für Wochen
aus, bis dahin aber hat ſich alles längſt
wieder gemacht. Auf Wiederſehen!“
Damit ſchůttelte ich ihm herzlich die!
Hand. Sichtbar erleichtert und mit ee
hem Lächeln, doch halb noch mißtrauiſch
drohte er mir mit dem Finger, als wolde
er ſagen:
„Wenn Sie mich anführen! —“
Welch verwittertes Antlitß mit dem le·
bensmüũden Blicke ſchaute mir vom näch·
ſten Lager entgegen! Welch traurige
Mähr von Elend und Mühen, vielleicht
nie unterbrochen durch Tage ſtillen Glüůcks
wenngleich wohl durch Momente wilder
Soldatenfreuden, ſchienen dieſe Züge zu
erzählen, die einem hagerern franzoöſiſchen
Sergeanten angehorten, der bereits den
Fünfzigen nahe gekommen ſein mochte!
——— ——— ———
Doch blickte das Auge nicht tůckiſch, nichts
Gemeines, nichts Verbiſſenes ſprach ſich
a ſcien Geſchi: aus; ittrhr lag ein
heher Grad Ergebenheit auf den
Milleid erregenden diten wahrend er
mit faſt růhrend treuem Blicke mir entge·
enſchaute. Vie er mir ſpãter mittheilte
ſene er, ein echter Sohn der Fremdenle—
ion, in faſt allen Welttheilen für die
efochten; über ſeine Jugend
indes rk er nie, und allen e da
nach wich er ſichtlich aus; er wurde dann
alsbald ſchweigſam und in ſich gekehcet,
als ſchane ſein geiſtiges Aunge zurück in
weite Fernen, und ſchmerzliche Bilder
mußten es ſein, die in denſelben vor ihm
auftauchten. Wo mochte ſeine Wiege ge~
ſtanden haben, wohl auch von liebender
Mutterhand gehůtet? Was mochte den
zweifellos d ſchlechten Charaktter hin~
ansgetrieben haben in ſo grenzenloſes
Elend? Ich habe es nie erfahren.
“Mon ami?
Mit matter Hand ſchlug der Kranke die
Decke zurück Dann fluͤſterte er leiſe,
eet er den Arm, zitternd, wie um
Schonung bittend, ſchützend über den lin—
ken Oberſchenkel ausſtreckte:
“Beaucoup de donleur!
Schon die Lage des Beines zeigte die
Zerſchmetterung des Schenkels in ſeinem
oberen Dritttheil, bei der hohen Lage des
Schußkanals, zumal aber in den Jahren
des Verwundeten, eine ſehr böſe Verletz—
ung.
„Iſt die Kugel heraus?“
“Je erois que non.
Das Geſchoß war von außen einge—
drungen. Sacht umfühlte ich den Ober—
ſchenkel, nirgends bemerkte ich eine Wunde
noch auch eine Stelle, welche die unterſi
ßende Kugel verrieth. Schon wollte ich
die Unterſnchung für den Angenblick
aufgeben, als etlt bei der Berůhrung
eines höher liegenden Punktes der Kranke
heftig zuſammenzuckte; ich forſchte ge
nauer, es ſchien, als fůühle man eine ganz
leichte Härte in großer Tiefe. Unzweifelhaft
indeß ſaß hier die Kugel, wenngleich von
ſehr vielen Weichtheilen bedeckt.
„Notiren Sie: „Schußfraktur des Ober
ſchenkles, Kugel zurůck. Merken Sie
auch dieſen Kranken für eine nachherige
Beſprechung vor.“
Nachdem alsdann der gebrochene Knv—
chen in ſeine richtige Lage gebracht, wur
den auch hier eilig Sandſäcke gegengelegt,
eine Eisblaſe ůbergedeckt, und mit einem
tröſtenden “au revoir“ verließ ich den be~
mitleidenswerthen Braven.
Noch einige Leichtverletzte, und ich
wandte mich zu dem Letzten in der trauri—
gen Reihe, deſſen Verwundung mich indes
noch in ganz beſondrer Weiſe in Anſpruch
nehmen ſollte Die Kugel, ein Chaſſepot
geſchoß, war in die rechte Seite der Bruſt
dicht neben und unter dem Armgelenke
eingegangen und im Rücken an der äuße—
ren Seite des Schulterblattes wieder
durchgedrungen. Der erſte Gedanke war
natürlich die Befürchtung einer Lungen—
verletzung, doch ſprach ſogleich das ganze
Ausſehen des ruhig athmenden Kranken
dagegen; Huſten, Blutauswurf war nicht
vorhanden geweſen, das angelegte Ohr
vernahm beim Athmen nicht das leiſeſte
ungewöhnliche Geräuſch. In dieſer Be—
ziehung war ſomit, abgeſehen von einer
vielleicht doch noch vorhandenen Streifung
des Lungenüberzuges, wohl kaum eine
Befürchtung zu hegen. Schon wollte ich
mich daher, nachdem zur Vorſicht dennoch
ſorglichſt verbunden und eine Eisblaſe
anfgelegt war, von dem Verletzten bern
higt abwenden als mir beim nochmaligen
Betrachten der Wunde plötzlich der Ge—
danke kam, ob nicht möglicher Weiſe eine
Verletzung der großen Schlagader, die
ſzum Arme führt, ſtattgefunden haben
ſkönne. Indes nein; die Kugel mußte
nach der Lage des Schußkanals unzweifel.
hast noch unter derſelben durchgegangen
ſſein, doch ſtellte ich ſogleich die Frage:
„Haben Sie viel Blut verloren bei Ihrer
Verwunndung?“
„Ja wohl geblutet hat die Wunde ganz
gewaltig.“
Raſch griſff ich jetzt nach dem Pulſe,
ſder natürlich bei einer Berletzung der
Hauptader nicht mehr vorhanden ſein
konnte, und wahrlich nicht die leiſeſtte
Blutwelle traf den prüfenden Finger,
während die das Gefäß begleitenden Ner—
ſven, deren Lähmnngserſcheinungen von
vornherein den Verdacht klar gelegt hätteu
auffälliger Weiſe nur wenig berührt ſein
konnten, denn Gefühl und Bewegung
ſwaren kaum beeinträchtigt. Eine Verle—
tzung oder doch eine Quetſchung der wich—
ügen Arterie war ſomit leider dringendſt
zu befürchten und in Folge deſſen lebens
gefährliche Blutungen in den nächſten Ta
ſgen, oder doch in den weiteren Wochen
als Folge der Eiterung. ;
Das war ein trauriger Fall trotz des
im Beginne ſo günſtigen Anſcheines der
Verletzung.
Ich ſah mir der Reihe nach meine La
lzarethgehilfen an um den JZuverläſſigſten
ſmir auszuwählen.
„Dieſen Saal,“ wandte ich mich dann
lan den einen derſelben, der mir bereits
uetan heute durch das beſondere Ge
ſchick womit er mir zur Hand ging, anf—
gefallen war, „ſtellte ich unter Ihre Auf
fin: mache Sie aber ganz beſonders
verantivortlich für dieſen Kranken.“
Mich umwendend, um von dem Schwer—
verwundeten nicht verſtanden zu werden
ſfuhr ich dann leiſer fort: „Jeden Angen
blick haben wir hier eine Blutnng zu be—
rdin welche unzweifelhaft, wenn nicht
ſofortige Hilſe zugegen iſt, zum Tode füůh
ſren wird Sie laſſen daher den Kranken
keinen Moment aus dem Auge; tritt eine
Blutung ein, ſo compimiren Sie ſofort
hier am Halſe, und, mich wieder zu dem
Verletzten wendend, machte ich mit Tinte
ſeinen Strich ans die Stelle, wohin der
Finger gelegt werden ſollte. „Außerdem
ſenden Sie ſofort zum Wache habenden
Arzte und auch zu mir. Kann ich mich auf
Sie verlaſſen ?
„Ich werde thun, was irgend in meinen
ſKräften ſteht.“
„Gut; Sie bleiben jetzt ſogleich hier.
Den Arm befeſtigen Sie durch eine Binde.“
Damit war der traurige Gang durch
den erſten Saal beendat. as n
es, nicht einen Augenblick der Ruhe ſich zu
gönnen, denn im Nebenſaale harrte eine
leiche Anzahl Verwundeter meiner Hilfe.
diar aber will ich vor den Augen des
Leſers abermals auch dieſe Bilder entrol~
len, die ohnehin nur die gleichen düſteren
Scenen mit faſt gleichen Farbengemalt
wieder geben würden.
So waren denn kaum fünf Stunden
verfloſſen, als ich mich vom Lager des
letzten Verwundetea erhob, es mochten ge~
hgen vierzig geweſen ſein, um mich in das
zu den Operationen beſtimmte Conferenz—
zimmer zu begeben.
Noch war daſſelbe leer, und übermüdet
ließ ich mich ent tine der Schulbänke nie—
der, die zum Theil noch umherſtanden,
während ein freiwilliger Krankenpfleger
aus Saarbrücken mit zuvorkommender
Eile Wein und, was gerade zum Eſſen
ſich bot, herbeiſchaffte. Indes nur mit
Mühe vermochte ich ein weniges zu genie
Ben; den Elendsſcenen der letzten Stun
den gegenůber hielten eben auch abgehär
tete egent nicht voöllig Stich. Da fielen
meine Blicke auf die große Wandtafel,
ans der kleine Sätze geſchrieben ſtanden:
„Die Hunde bellen laut, die Tanben flie
gen ſchnell, die Hirſche ſpringen hoch.“
Welch ein erſchůtternder Gegenſatz zwi—
ſchen dem friedlich heiteren Giba einer
Schaar ſorglos froher Kinder, die mit ihren
kleinen, unſchuldigen Anxen wohl geſtern
noch die dort ſtehenden Worte ſtudirten,
lund dem ſchauerlichen Nachtgemälde des
heutigen Tages!
Jett trafen allmählich die Collegen ein.
Auf allen Mienen aber, ſelbſt auf
ſſonſt ſo heiteren Geſichte des jüng
ſten derſelben, meines Begleiters aus der
vergangenenen Nacht, der erſt vor kurzem
die Hochſchnle verlaſſen hatte, malte
ein důſterer Ernſt. Das war eine trau
rige Mähr, welche dieſe Augen verkünde
ten, noch tief ergriſffen von dem entſetzli
chen Blicke, mit dem ſie ſo eben in menſch
liches Elend geſchant
Während alsdann der Operationstiſch
bereitet wurde, ertheilte ich den Vf
da von anderer Seite kein eiligerer Fall
vorlag, den vorgemerkten Knieſchuß her—
ſeinbringen zu laſſen.
Eine kurze Pauſe, dann öffnete ſich die
Thür, und vorſichtig, leiſe trugen zwei
ſWärter den Verwundeten herein. Ich
theilte den Fall mit, einſtimmig wurde
die Abnahme des Beines beſchloſſen.
Der ſehr verſtändige Verwundete gab ſo
gleich ſeine Zuſtimmung.
Aunf einen Wink trat einer der Laza·
ſrethgehilfen an die Seite des Kranken
und hielt ihm ein mit Chloroform ge—
tränktes Tuch vorſichtig vor Mund und
ſNaſe. Bald war der Leidende in ticſen
Schlaf geſunken und mit ſorglicher Eile
begannen Meſſer und Säge die grauſame
und doch ſo wohlthätige Arbeit
kaum 5 Minuten und alles war vorüber.!
Noch ſchlafend wurde der Amputirte zu
ſeinem Lager zurückbefoördert.
Schnell war ein reines Leintuch über
den Operationstiſch gelegt, und ſchon
wurde aus einem der anderen Säle
nener Schwerberwundeter hereingetragen.
Bald dann kam auch mein alter Fran—
3oſe, freilich zu einer viel unbedeutenderen
Operation, an die Reihe. Auch ihm
wurde Chloroform zum Einſchlafen ge
reicht. Kaum indes begann daſſelbe ſeine
erſten Wirkungen zu entfalten, als plötz—
lichſüber die hagere Geſtalt ein unheimliches
Leben ſich verbreitete. Zunächſt begannen
alle Glieder knackend ſich zu recken, dann
ploötzlich ſchnellte der Körper auf ſeinem
Lager in die Höhe, und mit rollenden Au
gen, kämpfend mit Arm und Bein, ſpru—
ſdelte der Verwundete eine Flut franzöſi
ſcher Zornesworte ůber die ſchänmenden
Lippen. Leider wohl ein ſicheres Zei—
ſchen, daß ein hartes Leben den Aermſten
zu ſtärkerem Branntweingenuſſe geführt
hatte, ein Umſtand, der die Ausſichten
hfür ſeine Geneſung noch viel ungünſtiger
geſtaltete!
Jetzt wurde von tieferem Chloroformi—
ren ſofort abgeſehen, das verletzte Bein
durch zwei Gehilfen jeſt gefaßt, und mit
einigen Schnitten, die freilich ſehr in die
Tiefe dringen mußten, die ohnehin nicht
gar ſchmerzhafte Operation heendet.
Schnell kehrte alsdann die Beſinnung des
Kranken zurück, und wirklich rührend
war es anzuſchauen, mit welch ſtolzem,
glücklichen Läůcheln der nur für die gloire
lerzogene Soh Frankreichs die ehrenvoll
lerhaltene Kugel, welche ich ihm reichte, be—
trachtete, ſte zwſchen ſeinenFingern drehend.
Dann wurde auch er zu ſeinem Lager zu
rückgetragen, um wieder einem anderen
eiliger Hilfe Bedürftigen Platz zu machen
ſund ſo mußte noch manches Mal der
Operationstiſch mit einem friſchen Tuche
überzogen werden, bevor endlich ſchon
neigte ſich die Abendſonne unſer er—
ſchͤtterndes Tagewerk beendet war.
Seitdem die Agitation der Praͤſidentenwahl im
1 Gange iſt hat ſich auch wieder der Charakter und die
Sprache der öffentlichen Preſſe verſchlechtert. Es
wird von neuem brav geſchimpft, kein Charakter bleibt
verſchont. Die Wahrheit wird ans alle Art entſtellt;
Leidenſchaft führt das Wort und die Lüge iſt privile
hgirt. Es ſind nur wenig Zeitungen die eine ehren
bafte Ausnabhme machen. Wohin tann das führen?
Die Preßfreiheit wird dadurch ein Fluch des Landes.
Wie zu erwarten war, bat die „Illinois Staats
Zeitung“ auch die Ereigniſſe in Savannah auf ihre
eigenthümliche Weiſe erzählt, um ihrer Partei einen
Dienſt zu leiſten. Wer dem Göttlichen Hobn ſpricht,
wird natürlich fkeine Reue dabei empfinden, das
Menſchliche mit Füßen zu treten.
; Das Reſultat der Wahbl in Louisville und
/ Nord ·Carolina, war den Radikalen gůnſtig. Cald~
|weil, der radikale Gouverneur, ſoll mit etwa 1500
Stimmen ~Mehrheit erwählt! worden ſein. Wir
finden darin einen neuen Grund, unſere Mitbürger
getreuen Pflichterfͤllung zu ermuntern. Auch
ſnicht eine Stimme iſt zu entbehren. Es wird geſagt,
daß unter deu amerikaniſchen Journalen 2014 ſich fůr
Greelev erklärt baben, und 1497 fůür Grant. Die
Starke dert Radikalen iſt noch immerhin nicht zu ver
ſachten, dedhalb jeder Freund von Reform ſollte nicht
lverſaumen ſeine Pſticht zu thun.
Deutſchland. ;
Der Geburtotagotiſch des Kaiſers wurde von,
ein em Berliner Correſpondent der „Kölner geitung“
nachſtehend beſchrieben: „Die Thüre rechts, die zu
den Gemächern der Kaiſerin führt, iſt halb geöffnet,
ein Zeichen, daß der Eintritt nicht verboten iſt. Dort
im Audienzzimmer der Kaiſerin, ſteht der mit großen
weißen Tafeltuche behangene Geburtsotagstiſch des
Kaiſers. Treten wir näher und werfen wir ſchnell
einen Blick auf denſelben. Die ganze Tafel iſt faſt
mit lauter Blumenſtrͤußen bedeckt, auch die Lieblings-~
blume des Kaiſers, die Kornblume, fehlt nicht in
einem Strauß von Camellien, ſie fehlt auch nicht in
der Malerei auf einem weißmarmornen Briefbeſchwe~
rer, wahrſcheinlich einem Geſchenke der Kaiſerin, die
in dieſer Kunſt bekanntlich eine Meiſterin iſt. Zwei
ſehr ſchöne Uhren ſind da, eine ganz moderne in
Form eines großen Hufeiſens, und eine alte aus dem
16. Jahrhundert, ein Geſchenk des Fürſten von Ho~
benzollern, außerdem noch Mappen, ein reizender
Bronzefaͤcher für Notizblätter und Briefe; zu Füßen
des Tiſches ſteht ein, jedenfalls von zarter furſtlicher
Hand gearbeiteter Papierkorb, daneben eine große
Mayppe von Juchten mit vergoldeter Bronce, zur Seite
ein hoher moderner Candelaber von engliſchen Stahl
mit Camellien gefullt, auf der anderen Seite ein ho~
her taryatidenartig geſchnißter Unterſat aus Eben~
holz, für eine Büſte oder Statue beſtimmt, an einem
Sopha rechts lebnen zwei wundervolle große Photo—~
graphien der Camphauſen'ſchen Reiterbilder des gro~
Ben Kurfürſten und Friedrich's des Großen, davor
ein kleines Oelbild, den Kaiſer zu Pferde vorſtellend.
Auf einem anderen Sopha ziehen zwei wahrhaft
künſtleriſche Zeichnungen, ein Kindertopf .und ein
Frauenbild in der Tracht des 16. Jahrhunderts in
einer originellen Umrahmung von Sträuchern und
Gewächſen, die auf Goldgrund gemaͤlt ſind, unſere
Aufmerkſamkeit auf ſich; es ſind Geſchenke der Kron~
prinzeſſin. Davor liegen in Rahmen von goldgedruck~
ten Juchten Zeichnungen der beiden älteſten Söhne
des Kronprinzen in ſauberer und ſogar kecker Ausfüh~
ſm daneben andere Zeichnungen der badiſchen
Enkel des Kaiſers, der jüngſte hat in vergroößerten
Dimenſionen ein Eiſernes Kreuz gezeichnet. Das
iſt der Geburtstagstiſch eines Kaiſers und glücklichen
Familienvaters.
Italien.
Rom, v. Juli. Vor einigen Tagen war wieÿ~
der mehrfacher Empfang im Batican. Unter anderen
fanden ſich auch viele Damen des frommen VBereines
„ur Unterſtühung nothleidender Wöchnerinnen“ ein.
Dieſer Verein zählt ungefaäͤhr 2000 Mitglieder, die
meiſt den beſſeren Familien Roms angehören und
durchſchnittlich im Monat dreihundert Wöchnerinnen
und Unterſtützung angedeihen laſſen. Auf einer
Adreſſe, welche im Namen dieſer Damen die Mar—
quiſe Viondi verlas, erwiederte der Heilige Vater
einige Worte, die nichts weniger als geeignet erſchei
nen dürften, den frommen Verein in ſeinem men
ſſchenfreundlichen Wirken zu beſtärken. Unter den
heutigen Verhältniſſen möchte es nämlich der unfehl~
ſbare Statthalter Chriſti für zweckmäßiger erachten,
daß die Frauen keine Kinder bekommen. „Wenn
wir immer ſo leben ſollten,“ erklärte er ſeinen andäͤch—
tigen Zuhörerinnen, „wie wir jehzt leben, ſo möchte
ich zu allen Frauen ſagen: „Glücklich die Frau,
welche Gott zur Unfruchtbarkeit verurtheilt. Denn
heute iſt es ein ſehr großes Unglüct, viele Söhne in
die Welt zu ſetzen, die man mißhandelt, durch falſche
Principien und Lebren verdirbt und boöſen Beiſpielen
und tauſendfaltigen Gefahren preisgiebt. Hoffen
wir aber, daß dieſe Zeiten aufhören werden, ohne daß
wir die Unfruchtbarkeit der Frauen zu verlangen ha~
ben, denn dies hieße das Ende der Welt herbeiwün~
ſchen, was doch nur durch Gottes Fügung allein ge—~
ſchehen kann u. ſ. w.
Frankreich.
Verſailles, 7. Juli. Die Geiſter, welche ſich
erboben und erholten nach der Veröoöffentlichung des
neuen Vertrages mit Deutſchland und durch die Ge~
|wißheit, daß die republikaniſche Inſtitution ſich kon~
ſolidire. ſind ſogleich wieder getrübt und beunruhigt
worden durch die Nachrichten vox neuen Erecutionen
auf dem Felde von Satory, Executionen, die diesmal
durch die begleitenden Umſtände an Scheußlichkleit
alle vorangegangenen übertreffen. Schon einige
Male iſt es vorgekommen, daß die Deliquenten Ver~
ſuche machten, durch ihre Reden und Provokationen
auf die Soldaten einzuwirken und womöglich dieſelben
zur Rebellion zu verleiten. Doch war man noch in
keinem Falle genoöthigt, die Verurtheilten zu überwäͤl~
tigen, feſtzubinden und, gleich wilden Thieren an die
Pſlöcke gefeſſelt, zu erſchießen. Das iſt denn bei die~
ſer jüngſten Execution der Fall geweſen. Die beiden
Männer, die zum Tode geführt wurden, waren ehe—
malige Soldaten, die eine letzte verzweifelte Anſtren~
gung machten, ihre Kameraden zu revoltiren. Die
Seene, die dadurch bervorgerufen wurde, geſtaltete
ſich zu einer der ſchauderhafteſten, welche die menſch~
liche Phantaſie faſſen kaun.
Die Unglücklichen heißen Baudouin und Raillac,
und Beide waren ſchon vor vielen Wochen zum Tode
verurtheilt wegen Uebertritts zur Kommune und Theil~
nahme an Plünderungen und Mord. Ihre Nemen
gehören nicht zu den bekannteren? der Kommune~
Oevolution. Baudouin, ein ehemaliger Sergeant,
ein großer, ſtark gebauter Menſch, ſchien mit großer
Faſſung ſein Todesurtheil anzuhoͤren und verhielt ſich
waährend ſeiner letzten Nacht ziemlich ruhig. Sein
College dagegen zeigte ſich ſehr aufgeregt und erfüllte
das Gefngniß mit ſeinen Geſängen und Drohungen.
Beide wieſen den Geiſtlichen, den vielbenannten Abbe
Folle unter cyniſchen Bemerkungen ab; ſie wollten als
„Freidenker“ ſterben, wie ſie gelebt hätten. In der
Früh war man genöthigt, ſie zu feſſeln und man
brachte Beide, unter ſtarker Cavallerießedeckung in
raſchem Trab binaus auf das Blutfeld. Ihre Ver—
aoton und Flüche waren von ibrer Abfahrt
ſvon Verſailles bis auf dem Felde laut geworden.
Als der Geiſtliche ſie beim Abſteigen aus dem Ambu—~
lancen noch einmal umarmen wollte, ſtießen ſie ihn
böhniſch und mit großer Energie bei Seite, ſo daß
ſder Pater in Thränen ausgebrochen ſei. Nach an~
!derer Verſion babe er vor dieſem Ausbruch der Wild
beit die Flucht ergriffen. Pſychologiſch iſt dieſe
Aufregung bei kraftvollen jungen Menſchen, welche
ſich durch lange Zeit auf den grauſigen Moment vor~
bereiten muͤſſen, ſehr wohl zu erklären. Sie wollten
ihre Todesurtheile nicht anbören und ſtanden mit dem
Rufe: „es lebe das Volk“, „es lebe die Kommune“
ſan ihren Pflocken.
Man ſchritt zur Verbindung der Augen, weil die
Pelotons in ein offenes Geſicht kein ſicheres Zielen
baben. Die Verurtheilten widerſetzten ſich mit aller
Kraft und ſchrien, ſie wollten mit unverbundenen
Augen ſterben. Der kommandirende Offizier gab
indeſſen den Befebl, ſie gewaltſam zu feſſeln. Die
erſten Soldaten, welche mit den Stricken kamen, ge~
nügten nicht, denn beide Deliquenten zeigten eine un
gewödhnliche Kraft. Man zog neun Sergeanten aus
den Gliedern und nach einem erbitterten Ringen ge~
lana es, die Beiden an die Pfaͤhle feſtzubinden.
Mit Grauſen blickten die 8000 Mann, im Karree
anfgeſtellt, auf dieſe Prozedur. Das Erecutionspe~
leton, zuſammenge ſett aus lauter alten Unteroffizie~
ren, ſtand regungslos zwanzig Schritte entfernt.
Das Geſchrei und Gebrüll der Raſenden ſcholl weit
ſuũber das Blutfeld bin. Der Ruf nach Rache wech
ſelte ab mit dem Rufe: „Vive le peuple! Vive la
commune!“ Endlich hingen die Unglücklichen an
den Pfablen gleich angenagelten Raubvoögeln, wie
; è Bauern ſolche an die Scheunenpfoſten zu befeſtigen
pſlegen.
Nur noch mit den Köpfen ſchlugen ſie verzweifelt
um ſich, Blut und Schaum vor dem Munde. End~
lich auch hob der Ofſizier den Degen und die Schüſſe
krachten. Die meiſten Kugeln drangen durch die
Körper in die Pfähle. Die Trommeln wirbelten, die
Trompeten ſchmetterten und die Trnppen rangirten
ſich zum Vorbeidefiliren. Man ſchnitt die Leichen
ab und ſie ſielen ſchwer zu Erde. Man legte jede
unter ihren Pflock uud die Soldaten marſchirten
theils mit abgewandtem Gelichte, theils ſcheue Biicke
auf ihre ehemaligen Kameraden werfend, vorüber.
Die „moraliſche“ Wirkung dieſer Execution, zeigte
ſich gleich an demſelben Tage noch in Verſailles und
Paris, wo man eine Menge Soldaten im trunkenen
Zuſtande durch die Straßen wanken ſah. In Paris
dagegen zeigt sich keinerlei Befriedigung mehr über die
jüngſten Erfolge der„Republik“.
Das Verboͤr des Marſchalls Bazaine iſt been~
det und ſteht die Vernehmung der zahlreichen Zeugen
bevor. Der Marſchall ſoll die ganze Verantwortlich~
keit für das Unglück von Metz auf den Kriegöminiſter
geſchoben haben, indem er behauptete, daß es der
Armee an Allem mangelte, das Nöthigſte unter dem
Feuer eines überlegenen Feindes improviſirt werden
mußte und mit Rückſicht darauf alles Mögliche gẽ~
ſchehen ſei, um die Kataſtrophe zu verzögern oder ihr
vorzubeugen.
12 2
Allgemeine Nachrichten und
Betrachtungen.
Viele bezweifeln die Wahrheit der Nachrichten,
welche Herr Stanley, der vom „New York Herald“
habgeſandt wurde, um den berühmten Reiſenden im
Innern von Afrika, Dr. Livingſtone, aufzuſuchen,
lüber den Erfolg ſeines Unternehmens veröffentlicht.
Einige glauben die Ueberzeugung hegen zu duürfen,
daß Stanley nie mit Dr. Livingſtone zuſammentraf,
und daß die Briefe, die er angeblich von dem Doktor
mitbringt, nicht authentiſch ſind.
Ueberall in Europa ſcheint man ſich nach Frie~
den zu ſehnen. Die beabſichtigte Zuſammenkunft der
drei Kaiſer erregt lebhaftes Intereſſe in Frankreich.
Der Karliſten-Aufſtand in Spanien ſcheint
ſeinem Ende entgegen zu gehen. Dagegen rüſtet
sich der Khedive von Egypten in Abyſſinien einzurü~
cken, und die Provinzen zu erobern. Theodoros, der
letzte Kaiſer, der mit England Krieg führte, ſtarb vor
einigen Jahren. Sein Sohn iſt verſchollen. Kiſſai,
einer der Häuptlinge des Landes, ſtrebt uach der
Oberhoheit. Die Einwohner bekennen ſich zur chriſt~
lichen Religion, ſtehen aber auf einer ſehr niedrigen
Stufe der Cultur.
Ueber den Fortgang der Verhandlungen des
Genfer-Gerichts, ſowie über ſeine Entſcheidungen
herrſcht bis jetzt gänzliche Ungewißheit.
ln Niſhney~Nowgorod, (Rußland), brach eine
verheerende Feuersbrunſt aus, wodurch viele Güter
die zur Maſſe auf dem Lager lagen, vernichtet wurden.
Es wird geſagt, daß der deutſche Kronyrinz die
Inſpektion der Truppen inWürtemberg bis zum nä ch~
ſten Jahr binausgeſeht hat.
Auf den Gütern des Fürſten Bismarck iſt eine
Fabritk, welche eine Art Papier, Pappe aus Fichten
holz produzirt. Sechoͤhundert Klafter Holz werden
jaͤhrlich dafür verwendet; eine zweite zu deren Bau
man Vorkehrungen trifft, wirdlsoo Klafterverarbeiten.
In London fanden Katholiken-Verſammlungen
ſtatt, in denen man, wie ſich erwarten läßt, beftig
uüber das deutſche Reichogeſetz zürnte, nnd das kleine
Steinchen ſuchen, welches den Coloß zerſchmettern ſoll.
Auf der Leipziger Univerſitt ſtudiren drei weib~
liche „Burſchen“. Ihnen würde nicht die Schuld
zuzuſchreiben ſein, wenn ſie mit der männlichen Stu~
dentenſchaft auf unfrenndlichen Fuße ſtänden.
; An das Studium auf der Leipziger Univerſität
haben die Schwarzen noch nicht gedacht, aber wohl
ſind ſie in das Conſervatorium eingedrungen, wo
mehrere ſich der Muſik widmen.
t Die Leiche Juarez, des verſtorbenen Präſiden—
ſ den von Meriko, wurde mit großem Schaugepränge
Ibeſtattet. Es wäre jenem Lande zu gönnen, daß nun
Friede in ſeinen Grenzen eintrete.
e Die Einwohner im weſtlichen Texas, werden
von den herumſtreichenden Banden der Mexikaner,
ſowie von vagabundirenden Strolchen haͤufig beraubt.
Große Viehheerden werden von den Dieben ohne
Furcht und Gefahr über die Grenze getrieben.
Keineswegs anziehender ſind die Berichte aus den
ſälteren Gegenden nnſeres Landes. In manchen
Landſtrichen würde man von Erziehung, Fortſchritt
und Civiliſation, womit man dort ohne Unterlaß zu
prahlen pflegt, ganz etwas anderes erwarten als was
nnfreiwillige Geſtändniſſe mittheilen über die Unge~
e ſrechtigkeit, Rohheit und Willkuühr der Menſchen, die
e ſes deſſenungeachtet nie unterlaſſen, den Zuſtand ihrer
ſüdlichen Mitbürger in das ungünſtigſte Licht zu ſtel~
len, und ſich uns als Lehr- und Zuchtmeiſter aufzu~
„dräugen. Die Behandlung der Unglücklichen in
e Irren- und Beſſerungoanſtalten, Waiſen~ Arbeits~
„und Zuchthäuſer, iſt zuweilen ſo tyraniſch und grau—
ſam, daß die Geſchichte der Sklaverei ſchwerlich etwas
„dem Entſprechendes aufweiſen könnte. Was die
„Menſchlichkeit im Allgemeinen auf der einen Seite
rhetwa gewonnen hätte, entbehrt ſie zehnfach auf der
»anderu. Für die Indianer giebt es keine Gerechtig~
~hkeit, die Chineſen werden ohne Barmherzigkeit todtge~
e ſchoſſen; die großen Mörder und Diebe läßt man
.laufen, und den Kuklur legt man nichts im Weg, ſo
·ſlange ſie auf der nördlichen Seite des Ohio bleibeu.
d Der Schatzmeiſter des Staates Süd~Carolina,
r(Parker), hat dieſer Tage eine beſchworne Rechnung
labgelegt, wo das viele Geld geblieben. Wir entneh~
Imen derſelben einige Punkte. Die Mitglieder der
Legislatur bekamen in dieſem Jahr $441, 866; im
tvorigen Jabre bekamen dieſelben nur $30,000.
Dructſachen für die Legislatur koſteten 113,374; vor
dem Kriege betrug dieſer Punkt kaum 10,000 Doll.
lEingenommen für Steuern vom 1. Rov. 1871 bis
ß15. Juni 1872, alſo in 7ʒ Monaten d 1,115,916, aus~
gegeben in derſelben Zeit 1,079,333. Der Schahß~
meiſter ſagt, die einzelnen Punkte wofür das Geld
e ausgegeben, konne er nicht angeben, da er keine Zeit
e ſhabe es auszuarbeiten, und viele Sachen gar nicht
ſpeziell eingetragen ſeein. Nun wiſſen die Bürger
doch, wie viel Steuer ſie bezahlt, und daß die Beam—
nten es faſt alle glücklich beſeitigt baben, wenn dies
“ eine Satisfaktion ſei.
Mehr als 100 Stumpfreden und
„Campagne-Artitel, ſeuten folgende Ziffern
in den Augen aller ehrlichen Meuſchen fuür die Noth~
⁊ wendigkeit einer ſchleunigen Aenderung im Süden
nwirken. Sie bedeuten ſeine Schuldenlaſt:
b (Nach dem Kriege.) (Jett:)
e Alabama. · ·· · 7,945,000. ·· · 02,761,617
Artanſas 2/081.170.. 19;328/000
Flarida —— 2376617 15/77567
Georgia. . 2,670,/750. ·· · 412.500,500
õ Louiſiana. · 11,000,000 .. 40,021,784
MNiſſiſſippi. Keint —— 1697131
Nord ~Carolina. . · 12,689,245 · · 34,887/466
Süd~Carolina. · 1,407,958. 22480; 516
eſTeras. 2000/000. . l4 230 0000
- Virginia. · ..·33,248, 141. 47,000; 866
. Buſammen. ·9 $76,415,890 8291,626,915
1 Es iſt dabei nicht zu vergeſſen, daß nicht ein Cent
der contrahirten Confoderationsſculd in dieſer
aSumme mit inbegriffen iſt, da dieſe unter dem 14.
n Amendemeut regulirt ward. Nein, die furchtbare
e Zunahme der Schuld des Südens um volle 315,210,-
n 935 Dollars, iſt einzig und allein der „republikani~
ſchen Carpet -Bag~Wirthſchaft“ zuzuſchreiben.
Jeſuiten · Verſammlung in Cineinnati.
Der verſtaͤudige Mann wird ſich von ſelbſt daran
erinnern, daß der Orden der Jeſuiten nicht die katho~
liſche Kirche iſt. Ein Theil iſt nicht das Ganze.
Und ein Theil der von dem Haupte der Kirche aus
belannten und triftigen Gründen aufgehoben wurde,
kann die Kirche nicht ehren, aber wohl in Mißeredit
bringen. Neulich wurde eine Verſammlung in
Cineinnati gehalten, bei der ein blutjunger Jeſuiten-~
Zögling, ſeit drei Wochen im Lande, als Hauptredner
auftrat. Nach Beendigung ſeiner Rede, wurden
Beſchlůſſe abgefaßt, in denen die Anweſenden ihre
Nißbilligung über das deutſche „Jeſuiten~Geſetz“
ausſprachen und gelobten „dafür zu beten (? !), daß
ein Steinchen herabfallen möge um den Coloß zu zer
ſchmettern.“ Copien dieſer Beſchlüſſe ſollen an den
Deutſchen Kaiſer, ebenfalls an den Fürſten Bismarck
geſandt werden. Ein Antrag wurde geſtellt, den
Btrief an Bismarck, „an den Reichokanzler von
Schismarck“ zu adreſſiren. Dieſer Antrag wurde
jedoch außer Ordnung erklärt. Was muß das für
eine religiöſe Verſammlung geweſen ſein, wo ein
Menſch ſich erfrechen darf, jolchen Antrag zu ſtellen!
Hat das Deutſchthum in Cincinnati wirklich keine
edlere Waffe? Da iſt wenigſtens Einer in Cincin~
nati der ſein Vaterland zum Beſten ſeines Vaterlan~
des verließ. :
Die politiſchen Einrichtuugen der Niederlande
können als Beiſpiel zur Nachahmung empfohlen
werden. Aber das Volt iſt unfähig Gebrauch von
dieſen Vorzügen zu macheu. Parteiſucht, Eigennutz,
dünkelhafte Selbſtüberſchätzung, häufig mit Unfähig—
keit gepaart, vereiteln die ſchönſten Erwartungen.
Auch wir leiden an dieſen Uebeln.
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die beliebteſten Sorten von Ice Cream,
Kuchen und Cigarren
von vorzüglicher Qualität ſind hier jeder
Zeit zu haben.
Die italiäniſchen Muſiker ſind auch für
dieſe Saiſon engagirt.
Th. Meves.
Rev. Prof. C. I. Banſemer,
keigt hiemit dem deutſchen Publikum an, daß er geſon~
nen iſt, Einzelnen und Klaſſen Privatunterricht in der
engliſchen Sprache zu ertheilen, ſo wie in den neueren
Sprachen und anderen Unterrichtsgegenſtänden, die
znm Geſchäftsleben, oder zur höheren, wiſſenſchaftli~
chen Schulbildung gehören. Das Nähere erfährt
man in der Office der Savannah Abend Zeitung
163 Bayſtraße, 3. Thüre öſtlich von Barnardſtraße.
Wer ſich guter Geſundheit erfreuen will,
während dieſer warmen Saiſon, und um fortwährend
wohl zu fühlen, der trinke nichts anderes als
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welches Herr H. G. Ruwe jett auf Lager hat,
und das er zu ~ Cents per Glas verkauft. Es iſt
unſtreitig das angenehmſte Getränk dieſer Art. Die
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tiſchen Hudſonfluß. Gehe zu Ruwe, und über—
zeuge dich ſelbſt. Derſelbe iſt Agent dafür und
es werden durch ihn Aufträge für größere Ouantitä—~
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