Newspaper Page Text
VBelrahmgen
w
Der Tod des Erzherzogs Albrecht, beſchleunigte ſ
die Abreiſe des oſterreichiſchen Kaiſers von Berlin.
Der Fuͤrſt Hohenlohe ÿSchillingofurſt, iſt zumſ
Miniſter~Praͤſidenten in Baiern ernannt worden.
Paris, 11. Sept. Die franzoſiſche Regierung
iſt von dem Reſultate der geſtern zu Berlin gepfloge~
nen Conferenz zwiſchen den Kaiſern von Deutſchland,
Oeſterreich und Rußland in Kenntniß geſeht worden,
ſoweit ſich dieſe Conferenz auf Frankreich bezog.
Die Haltung der drei Maͤchte gegen Frankreich wird
als in jeder Weiſe beruhigend und zufriedenſtellend
bezeichnet.
Genf. Obgleich man von dem Reſultate der
geſtern (11. Sept.), zu Berlin gepfſlogenen Conferenz
zwiſchen den Kaiſern von Deutſchland, Oeſterreich
und Rußland noch nichts Beſtimmtes weiß, ſo glaubt
man doch, dieſelbe ſei zu Gunſten des europaͤiſchen
Friedens ausgefallen, und die drei Maͤchte hatten ſich
dahin verſtaͤndigt, den Frieden in Europa, wenn er
von irgend welcher Seite geſtort werde, gemeinſam
aufrecht zu erhalten. Gegen die „Internationalen“
und „Sozialdemokraten“ hat man feſten Standpunkt
genommen und wird es an Anſtrenugungen zur Aus~
rottung dieſer Koörperſchaften und Verbannung ihrer
Führer kuünftighin vorausſichtlich nicht fehlen laſſen.
„Onlel Sam“ in Genf. „Onkel Sam“
oder „Bruder Jonathan“ zog nach Genf um Wolle
zu holen und kehrt geſchoren zuruͤck. 300 Millionen
Dollars waren ſeine urſprͤnglichen Schmerzen, ſtatt
dieſes Heilpflaſter hat man ihm 15 Millionen zuge~
ſprochen. Nun kommt aber die britiſche Anſpruche~
Commiſſion, welche verſchiedene britiſche Anſprüche
abzuurtheilen hat und ſpricht Hrn. Zohn Bull etwelche
Millionen vielleicht bis 7 zu, dann zahlt der
Onlel Sam die Halste der Koſten von der Hohen
Commiſſion und dem Genfer·Schiedogericht, die
Diners, Fuchoprellereien, Soire'n, Boͤlle, Ausflüge
~c; er bezahlt ſeine Rechnungen für Kabeldepeſchen
und diplomatiſche Correſpondenzen und er wird gewiß
froh ſein müſſen, wenn er nicht tief in ſeine Taſchen
greifen muß, um die „Alabama Anſprüche“ ſchließ~
lich los zu werden. Dieſes nennt man dann einen
diplomatiſchen Erfolg. Wir glauben nicht, daß bei
dem prakltiſchen Amerilaner dieſes klägliche Reſultat
des Genfer Schiedogerichts von der Adminiſtrations~
partei in der bevorſtehenden Campagne verwerthet
werden kann. (Balt. Cor.)
Liſſabon, Por. 11. Sept. Der am 22. v. M.
von Rio de Janeiro abgegangene Poſtdampfer iſt hier
eingetroffen und hat die Nachricht mitgebracht, bei den
Congreßwahlen in Braſilien habe große Aufregung
und Unordnung geberrſcht. Die Ruheſtorungen wa~
ren ſo.· arg, daß Militar ausruücken mußte, das gegen
die Volkomenge mit dem Bayonnete vorging. Den
Wahlberichten zufolge hat die Regierung eine Majo
ritͤt im naͤchſten Congreſſe. Bei Abgang des
Dampyfſers boͤrte man allgemein die Anſicht auoſpre~
chen, die zwiſchen General Mütre und der braſiliani
ſchen Regierung gepſlogenen Unterhandlungen wegen
der Differenzen zwiſchen Braſilien und der Argen
tiniſchen Republit wuürden zu ciner friedlichen Loöſung
derſelben fuhren.
Es heißt, daß die drei Kaiſer dem Paypſte ihre
Vermittlung mit Italien angetragen, und ihn erſucht
hatten, ſich von den Jeſuiten loszuſagen.
Der Kronprinz, der zur Muſterung der Wür~
tembergiſchen Regimenter die verſchiedenen Garni
ſonen beſuchte, bat ſeine gänzliche Zufriedenheit mit
den Leiſtungen der Truppen ausgeſprochen, und ihnen
das ſchmeichelhafteſte Lob ertheilt. Vom Koönige
herab bis zu den Bürgern, wurde er überall mit
großer Herzlichleit empfangen, und die Beſchreibung
der Feſtlichleiten, in denen ſich die treue Anhaͤnglich~
seit an das geeinigte deutſche Vaterland ausſprach,
verpflichten jeden redlichen Deutſchen des Würtember~
gerlandes und ſeines Koönigs mit Achtung zu gedenken.
Johann Stauff, welcher den 11. April 1850,
wegen Ermordung und Beraubung der Gräſtin Goör
liß von Darmſtadt, verbunden mit Brandſtiftung,
ſowie wegen Verſuch der Bergiftung des Grafen
Goͤrlip, in Darmſtadt zu lebenslänglicher Zucht
hausſtrafe verurtheilt wurde, iſt unter der Bedingung
der Auowanderung nach Amerika, begnadigt worden.
Was ſoll man dazu ſagen?
Zu den beruͤhmteſten Pferdehandlern in Europa,
gehoört die groößte Roßkammfirma Roſe u. Boöhme
(Leipzig), die Pferde für alle Laͤnder auf dem Con
tinent liefern. Auf der diesjaͤhrigen Leipziger ~Meſſe
wurden 1400 Pferde zum Verkauf ausgeboten.
Vor Kurzem verbreitete ſich im Gouvernement
Minok das Gerüucht, die ruſſiſche Regierung hätte
einen Befehl erlaſſen, dem zufolge alle Maädchen des
minoker Gouvernements auf das Schwarze Meer ge
bracht werden muͤßten. Es habe namlich die ruſſiſche
Prinzeſſin einen auslaͤndiſchen Prinzen geheirathet,
welcher in Amerika am Schwarzen Meer ein von
„ſchwarzen Mohren“ bewohntes Land beſite. Nun
hätte es dem Czaren und ſeiner Gemahlin nicht ge
fallen, daß ihre Tochter unter lauter Mohren leben
ſolle, und ſie hatten daher verordnet, daß alle Bau
ernmaͤdchen des minoker Gouvernements dorthin ge
ſchickt werden ſollten, um dem Lande eine weiße
Nachkommenſchaft zu ermöglichen. Die meiſten der
„ungluůcklichen Maͤdchen“ waren entſchloſſen, ſich lieber
das Leben zu nehmen, als dieſem Befeble Folge zu
leiſten. Viele Bauern ſpendeten große Geldſummen
um ihre Töchter zu retten, und die Rettung war denn
auch zur Hand. Es fanden ſich naͤmlich drei barm—~
berzige Männer, welche den Bauern bedeutende Geld
ſummen abnahmen und deren Toöchter dann für be
freit erklärten. Wie ſich ergab, waren dies zweil
penſionirte Offiziere und ein penſionirter Beamter, /
die das Gerücht verbreitet batten, um auf dieſe Weiſe
Geld zu erpreſſen. Sie trieben ibr Unweſen jedoch
nicht lange, die Behoörden, welche von dem Treiben ;
Kenntniß erbielten, veranlaßten die BVerbaftung der
drei Schwindler, in deren Beſib man bedeutende
Geldſummen fand. ;
——— ——
In Baltimore haben mehrere der bedeu~
tendſten Handlungshaͤuſer ihre Zahlungen eingeſtellt.
Im „Druiten·Park,“ (Baltimore), hat ſich ein
Schufſt erdteiſtet, einer Dame einen goldenen Ring
vom Finger zu ziehen. „Verrückte,“ ſagt die
„Allgemeine Volkozeitung,“ Columbus, Obio, ſchei~
nen jeht zablreicher als je hier zu ſein, und zwar zei~
gen ſich die Symptome von Berrucktheit jedesmal am
ſtarkſten nach abgehaltenen raditalen Verſammlungen“
Das Reſultat der Wahl in Maine, iſt eine re
publikaniſche Majoritaͤt von 16,000 Stimmen.
Am 20. September halten die Stockdemolraten
von Pennſvlvanien idre Staateconvention in Harrio
burg.
Im ganzen Nordweſten iſt das Getraide durch!
Regen ſehr beſchͤdigt worden.
In New Pork fand am 12. Sept. eine Greelev-
Maſſenverſammlung ſtatt. Man ſchäht die Menge
der Anweſenden von 40 —60,009.
Herr O'Connor hat ſeine Romination fuür das
Präſidentenamt auf das beſtimmteſte ausgeſchlagen
lm Otkttober fſinden Wahlen in Pennſylvanien,
Obdio, Indiana und Jowa ſtatt. Die Ausſichten der
Greeley~Partei ſind in Pennſylvanien günſtig.
Sumner iſt als Candidat fur das Gouverneur~
Amt von Maſſachuſetts nominirt. Die Liberalen
annen feroh ſein 1
ʒ
——— Carolina.
——
Charleſton hat jeyzt Dampyferlinien nach
Boſton, New-York, Philadelphia, Baltimore, Sa~
vannah, Florida nnd Georgetown. Das Gerücht
behauptet, daß die Hamburger Linie beabſichtigt,
mehrere Dampfer zu bauen, und dieſelben jeden Mo~
nat regelmͤßig zwiſchen Charleſton und Hamburg
zu expediren. Es waͤre auch moglich, daß der Bre~
mer Lloyd eine Linie zwiſchen den beiden Staͤdten
errichteten. Wir wünſchen daß es geſchehen möge
zum Nuten der Stadt und des Staates und zur
Ehre unſeres Vaterlandes~
Die „Tyvpographical Geſellſchaft“ von Charle~
ſton, hat Herrn Horace Greeley zum Ehrenmitglied
gemacht. In ſeiner Antwort auf den Brief der ihn
davon in Kenntniß ſehte, bemerkt Herr Greeley, er
hoffe, es werde ihm gelingen die Bürger des Suüͤdens
und Norden einander nͤher zu bringen, und im ge~
meinſamen Streben zu vereinigen. Herr Greeley
darf der Ueberzeugung Raum geben, daß die ſudlichen
Einwohner, wenn ſie ſich auch von dem Tummel~
ylat der Demagogen fern halten, gute Abſichten zu
würdigen wiſſen, und deren Ausführung ihren Bei~
ſtand nicht verſagen werden.
Am Montage vor acht Tagen war Geſellſchaft
in einem Hauſe der Cannan-Str. Man tanzte, ju~
belirte, krambolirte, ſtritt und prügelte ſich, bis Herr
Napoleon Coſte der Geſellſchaft die Krone aufſetßte,
indem er ſein Piſtol zog und Cox niederſchoß. Das
jedoch war nur Spaß und Freundſchaft, denn die Ku~
gel prallte an den Rippen ab und hinterließ nur eine
baͤßliche Fleiſunde, ſo daß keine Lebenogefahr vor~
handen iſt. Napoleon wollte nur ſehen mit weicher
Farbe die Vorrathokammer des Herrn Cox im Innern
angeſtrichen iſt, gleich jenem Manne, der das Dec~
blatt einer Violine einſchlug um zu ſehen wober die
Muſit kommt. ; ;
„Beide der Gouverneurs Canditateu“ ſagt die
Charleſton Deutſche Zeitung, „ſind radikal, und beide
ſtnd Spitzbuben.“ Sei ruhig, Süd-Carolina,
ein Spipbube mag ſich bekehren und ehrlich werden;
aber wehe uns! wenn unſere ehrlichen Leute in's
Amt kommen und, vom Zeitgeiſt geblendet, Spitzbu-~
ben würden.
Die Demokraten und Conſervativen vom 4.
Diſtrikte von Suüͤd-Carolina, haben Ex-Gouverneur
Perry als Candidaten für den Congreß nominirt.
Gouverneur Perry iſt ein redlicher, liberaler, erfah
rener Mann. Es wuͤrde nicht leicht ſein, eine beſſere
Wahl zu treffen.
Die „Charleſt. Deutſche Zeitung“ erzählt, daß
Henry Perrin, Clerk der County Commiſſioners,
einen Wortwechſel mit dem Unterſuchungsrichter L.
I. Woolfe batie. Der lehtere ſoll als ſtreitſüchtiger
Menſch bekannt ſein. Er hatte den Perrin geflucht
und dafͤr von jenem Ohrfeigen erhalten. In dem
Kampfe der ſich darauf entſpann wurden die Kämp
ſenden zwar fürs erſte von den Umſtehenden getrennt,
doch Woolfe trat in einen Barroom, trank einen
Schnaps und ſagte, daß er Perrin erſchießen würde.
So wie er ſpater in der Straße des Perrin anſichtig
wurde, feuerte er aus ſeinem Revolver zwei Schüſſe
ab, von denen einer dem Perrin in's Herz drang,
und ihn tödtete. Woolfe iſt verhaftet.
—ln Illinois iſt kürzlich eine recht intereſſante
und merkwürdige naturgeſchichtliche Entdeckung ge~
macht worden. Auf der Farm des Herrn G. L.
Collinſon im Townſhip Altona naͤmlich, fand man
durch Zufall einen großen unterirdiſchen Fluß auf.
Ein Arbeiter war auf der Farm mit dem Ausgraben
eines Brunnens beſchaͤftigt. Als er bis zu einer
Tiefe von 16 Fuß gekommen war, gab der Erdboden
plöplich nach und der Mann ſiel in's Waſſer, welches
ſich in der Tiefe befand. Sofort ward er von dem
reißenden Strom dieſes Gewäſſers ergriſfen und
würde fortgeſchwemmt worden ſein, wenn er ſich nicht
an dem Brunnenſeil feſtgehalten haͤtte. Es ſtellte
ſich nun heraud, daß hier unter der Erde in der That
ein bedeutender Fluß ſtrömt. Und zwar iſt der
Strom ſo tief nnd ſtark, daß große Zaunbretter, welche
man hineinwarf, ſogleich mit fortgeriſſen wurden
und verſchwanden. Aebhnliche Erfahrungeu machte
man an zwei anderen etwa 13 Meile weit von dem
Plah entfernten Brunnen. Das Waſſer ſtrömte
hier mit gleicher Stärke in der nämlichen Richtung.
Folgenden Gefangnißſcherz aus Baltimore er~
zaählt der dortige„Wecker“: Im ſudlichen Stationo
hauſe wurde ein Mann Namens James Kelly beige
ſtectt, welcher, nachdem er etwa 15 Minuten in der
Zelle geſeſſen, ein Durcheinander von Stimmen ent~
wickelte, daß der Schließer meinte, Maänner und
Frauen ſeien in der Zelle eingeſperrt. Er oͤffnete die
Gefaͤngnißthüre und fand Kelly ſcheinbar ſchlafend
auf einer Bant liegen. Kaum batte ſich die Thür
der Zelle wieder geſchloſſen, als der Schließer eine
Unterredung zwiſchen einem Deutſchen und einem
Neger in der Zelle vor ſich gehen hörte. Leiſe oͤffnete
der Schließer die Zellenthür und traf Kelly in der
Mitte der Zelle ſtebend an, wo er ſich in Bauchredner~
küuſten erging. Kelly wurde zur Ruhe verwieſen,
jedoch ertonten die ganze Nacht hindurch die ſeltſam~
ſten Zwiegeſpraͤche in den verſchiedenſten Sprachen
aus der Zelle hervor.
——
Berluſte. Nach der amtlichen Stati—
ſtik der Verluſte des Feldzuges von 1570
—7lbetraͤgt die Zahl der Todten bei dem
geſammten dentſchen Heere 40, 851 Mann.
Davon ſind im Gefecht gefallen 17,572,
ihren Wunden erlegen 10,710, verunglüekt
316, durch Selbſtmord geſtorben 39. An
Krantheiten verſtorben: an der Ruhr
2000, am Typhus 6965, am gaſtriſchen
Fieber 159, an den Pocken 261, an der
Lungen Entzündung ~c. 500, an anderen
ſakuten inneren Krankheiten 521 Mann,
1a der Schwindſucht, 529, an anderen
chroniſchen Krankheiten 249, plötzlich 94,
ohne Angabe der Krankheiten 556. ohne
Angabe der Todesurſache 419 Mann.
Die Zahl der Vermißten beträgt 4000
Nach einer neuerdings veroͤffentlichen
ſintereſſanten Ueberſicht betraägt die Zahl
der Geſtellungspflichngen pro Jahr in
Deutſchland durchgehends 345,000, in
Rußland 450,000, in Frankreich 325, 000
ſin Oeſterreich 334,000 und in Italien
20.0 Mann. Das factiſch eingeſtellte
Jahres Rekrutencontingent berechnet ſich
dabei nach den letzten Parlaments- und
ſonſtigen Landesvertretnugs ·Beſchlüſſen,
ſreſp. in Rußland nach kaijerlicher Verfüů
gung, ſür Deutſchlaid auf 130,000, Ruß
land bisher nur 10,000, ſuür 1572 jedoch
ſzum erſten Male 150,000, Fraukreich
bisher 100,000 fortan 150,000, Oeſter
reich 95 000 und Italien ebenfalls 95,000
M. davon indeß 15,000 M. in der zwei
ten Militaär Kategorie und zu einer fünf
monatlichen Dienſtzeit. Das Untanglichen·
Verhältniß bei denjährlichen Rekruten
Einſtellungen ergiebt für Deutſchland
einen Andfall von 46,95, fuͤr Rußland
16,90 fůr Oeſterreich 45, sd, für Frankreich
19,12 und für Zialien von 45,55 pEt.
Des Vrſena d 7 ~ na—
Des Leſens und Schreibens kun—
ldia haben ſich nach deun letzten h
ausweiſen im Durchſchnitt berechnet un~
ter 100 Rekruten in Deutſchland 9, in
Rußland 9 bis 10 und 1870 nahezu 43,
in Italien 37 ausgewieſen, wogegen
Frankreich dieſe Ermittelung noch nicht
angeſtellt, reſp. doch noch mn veröffent
licht worden iſt. Die Zeitdauer der aeti—
ven Dienſtzeit findet ſich zur Zeit
Deutſchland auf 3, in Rußland vorreſt
noch auf 5 und bei den Garden, der Ca
vallerie und reitenden Artillerie auf 10
Jahre. in Oeſterreich auf 3, in Frankreich
auf 5 und in Italien auf 4 Jahre, reſp.
für die zweite Kategorie auf 5 Monate be~
meſſen. Das Verhältntß der Streitmacht
zu der Bevoͤlkerunszahl endlich ſtellt ſich
im Kriegsaufgebot in Deutſchland auf
2,99, in Rußland auf je 1,75, in Oeſter
reich auf 5,73 in Frankreich auf 2,45 und
in Italien auf 1,96 pCt.
Frankxeich. Paris, 18. Auguſt Hat
ler geſeſſen oͤder hat er geſtanden? Ja,
das iſt die Frage. Nach den neueſten
Nachrichten ſcheint es wirklich, daß er ge
ſtanden hat; aber die Türken behaupten
ſteif und feſt, er habe geſeſſen. Sie erra—
then, daß ich vom Sultan und von der
Affaire Vogue ſpreche. Es iſt alſo
nach dem mündlichen Berichte, welchen
der Bolſchafter der Republik in Trouville
abſtattete, ausgemacht, daß der Sultan,
obgleich es ſich um eine Privat Audienz
handelte beim Eintritt des Herrn von
Vogu geſtanden hat, was nur natürlich
iſt, daß er aber ſeinem Gaſte auch keinen
Seſſel angeboten hat, was nach dem Ce—
remoniell für Privat Audienzen zwiſchen
Sultan und Botſchafter die el·mentarſte
Höflichkeit erforderte. Herr ven Vogue,
von dem man, wie von Fiesko ſagen kann,
daß ſich die durchlauchtigſte Rexublitk auf
ſeinen Schultern wiegte, proteſtiite ſogleich
zu Händen oder vielmehr zu Lippen des
Dragoman; dieſer richtete nicht ohne
Furcht vor der ſeidenen Schnu den ver—
ſ Anftrag aus, aber der Groß—
herr war guädig und nahm lächelnd emne
ißende Stellung ein: Die Ehre Frank
reichs war gerettet. Die Sache verwickelte
ſich indes aufs Neue, als Server - Paſcha
unter Mahmud Miniſter des Aeußern
und jetzt von Midhat boshafter Weiſe als
Botſchafter nach Paris geſchickt, dem
Herrn v Vogus mit beißender Naivetät
bemerkte, daß man von ihm als von einem
Legitimiſten am Wemgſten einen jolchen
Mangel an Delicateſſe für die Würde des
Souveräns hätte erwarten ſollen. Erſt
durch den Wortwechſel, der ſich in Folge
deſſen zwiſchen Minilter und Botſchafter
entſpann, kam die ganze Angelegenheit in
die Oeffentlichkeit; das goldene Horn iſt
bekanntlich der elaſſiſche Boden des di
plomatiſchen Cancans, und ſo wurde denn
der dem Herrn v. Voguͤ vorenthaltene
Stuhl richtig eine europäiſche Affaire.
Verſailles ſing Feuer und unterſtützte
ſeinen Botſchafter, die Pforte ihrerſeits iſt
nirgends empſindlicher als in Fragen der
äußeren Etiquette, und wenn ſie es auf
einen Eelat nicht ankommen laſſen wollte,
ſo hat ſie ſich doch die Genugthunng nicht
verſagt, gerade Server · Paſcha, den Be—
leidiger des Herrn v. Vogue, als ihren
Botſchaſter bei der ſtolzen Republik zun
beglaubigen. Herr v. Vogu wird der
Form wegen nach Conſtantinopel zurück
kehren; aber es liegt auf der Hand, daß
dieſer ſitzbedürftige Diplomat nicht der
Mann iſt, den franzoöſiſchen Einfluß im
Orient auf die Beine zu bringen.
Zu der Angelegenheit des franzöoſiſchen
Botſchafters bei der Pforte, Herrn de
Vogu, bringt das „Journal des De~
bats“ folgende Berichtigung:
Ueber den ſogenannten Zwiſchenfall de
Vogu ſind ſeit einigen Tagen verſchiedene
Darſtellungen in Umlauf. Aus einem
Geſpräch, welches heute fruüh mehrere Ab
geordnete mit dem Miniſter des Inneru
lhatten, ergiebt ſich, daß dieſe widerſpenſti—
gen Berichte ſämmtlich unrichtig waren.
Der Hergang wäre vielmehr folgender
geweſen: Als Herr de Voguẽ beim
Sultan eintrat, blieb Dieſer aus
Unachtſamkeit, wie er ſelbſt bald nach
her anerkannte, ſiſen. Hr. de Voguẽ
fragte darauf · den Dragoman, der ihm
zur Seite ſtand, ob es die Regeln der
Etiquette nicht erheiſchten, daß der Sul—
tan den Botſchafter der franzoöſiſchen Re
gierung ſtehend empſinge. Da dieſe Be—
merkung Seiner Herrlichkeit übermittelt
warde, ſo erhob ſich Dieſelbe ſogleich, ging
auf unſeren Botſchafter zu und reichte
ihm ſehr freundſchaftlich die Hand. Die
nun folgende Unterredung war eine äuſ—
erſt verbindliche. Es iſt alſo zwiſchen
Herrn de Voguẽ und dem Sultan durch
aus Nichts vorgegangen, worans dem
ſfranzoſiſchen Bolſchafter ein Vorwurf ge—
macht werden könnte
; —— fſt
Großfürſt Alexei. Ueber die Secreiſe
des Großfürſten Alexei Alexandrowitſch,
ſdritten Sohnes des Kaiſers, von welcher
ſeit einer Reihe von Wochen nichts in der
Oeffentlichteit verlautete, bringt jetzt der
„Kronſtädter Bote wieder einige :.ähere
Mittheilungen. Danach befand ſich der
Großfürſt mit dem Geſchwader des Vice—
Admirals Poſſiet Anfangs Juni in Rio—
ucto Am 3 Juni veranſtaltete er
aui der Fregatte „Swietlana“ ein Feſt,
zu welchem der Kaiſer und die Kaiſerin
ſvon Braſilien, jowie die Kronprinzeſſin
err deren Gemahl, der Graf v. Eu, nebſt
dem diplomatiſchen Corps erſchienen.
Das Schiff war reich geſchmückt und über
dem Deck deſſelben ein Zelt in den ruſſi
ſchen Farben ansgeſpannt. Nach einem
glaͤnzenden Dejeuner folgte eine Tanzun—-
terhaltung, „worauf die Ruderhoote der
rreun verſchiedene Manöver ausführ—
ſten. Als die erlauchten Gäſte kurz vor
ſder Dämmerung das Schiff verließen,
wurden ſie von dem kaiſerlichen Salut be—
gleitet. Am 9. Inni lichtete das Ge—
ſſchwader die Anker, um zunächſt nach
dem Cap der Guten Hoffnung zu fahren.
Dort iſt, weiteren Meldungen zufolge, der
ſGroßſürſt am 8. Juli in der Tafelbai
ſangekommen Seine fernere Reiſe hat
den Beſuch von Oſtindien, China und Ja—
pan zum Ziel.
Von den Nordpolfahrern, theilt ans
einem Briefe des Expeditons· Maſchiniſten
Otto Kriſch der,Trieſter Zeitung“ Folgen—
des mit: „In See, 25. Zuni 1872.
Schiff „Tegethoff.“ Heute kamen wir
über den 67. Grad nördlicher Breite.
Ich ſchreibe dieſen Brief um halb 12 Uhr
Nachts bei hellem Sonnenſchein; wir ſind
nämlich ſchon ſo weit im Norden, daß die
Sonne nur eine halbe Stunde untergeht,
um ſodann wieder am Horizonte zu er—
ſſcheinen; es iſt dies ein wunderbares
Schauſpiel. Als wir von Bremerhaven
aͤbſuhren, ging die Sonne um s 4 Uhr
unter; je weiter nördlich wir kamen, deſto
länger wurden die Tage, ſo daß wir ge
genwärtig geradezu keine Nacht haben,
nachdem die Abenddämmernng ſofort in
die Morgenroͤthe ſich verwandelt, aus der
die Sonne nach kurzer Zeit emporſteigt.
Am 3.d. Mts. kamen wir in Tromſoͤ an.
Dieſes Stäͤdtchen iſt ganz aus Holz ge
baut. Wir blieben etwa acht Tage hier.
Ich benutzte die Zeit, die in den Thaälern
bei Tomſoͤ anſaſſigen Lappen zu beſuchen.
Du kannſt Dir keinen Begriff machen,
wie dieſe kleinen, braunen, häßlichen Ge—
ſhopfe ausſehen. Ganz in Rennthier
felle gekleidet zeichnet ſich beſonders dasi
weibliche Geſchlecht durch eine hervorra
gende Häßlichkeit aus; ich habe nie vorher
etwas dergleichen geſehen! Ein Lappen
mädchen von 18 bis 20 Jahren, hat ein
ſo gerunzeltes Geſicht, wie bei uns eine
6oſjaͤhrige Frau.
6. Juli. Heute waren wir beim oſter
reichiſchen Conſul zu einem brillanten
Diner geladen, bei dem jehr herzhaft und
herzlich auf unſer Wohl getrunken wurde.
;
; Aus dem Lande der Araucanier und
Patagonier iſt in Paris die Nachricht
eͤngetroffen, daß der Marſeiller Advokat
Planchu, der Stellvertreter des„Königs
Orelic L. von Anraucanien und Patago
nien,“ von den araucaniſchen Kaziken
zum Tode verurtheilt und hingerichtet
worden iſt. Derſelbe hatte ſich nemlich
die hoöchſte Gewalt aneignen und Oreliel.
beſeitigen wollen Die Kaziken, die eine
große Zuneigung zu Orelic 1 haben, wa
ren über die Uſurpation deſſelben in ſol
che Wuth gerathen, daß ſie ihn in die an
dere Welt beförderten. 3ngleich forder
hten ſie aber Orelic auf, ſofort in ſeine
Staaten zurückzukehren, weil ſie ihn
ſonſt ſeines Thrones für verluſtig erklären
würden. Orelie l. (er heißt bekanntlich
die Tonnens und war früher franzöſiſcher
4 Notar), der ſich ſeit einiger Zeit in Frank~
reich befñindet, um eine Anleihe aufzuneh—
men, wird auch wahrſcheinlich binnen
: Kurzem nach ſeinen,„Staaten“ zurückkeh—
ren. Es heißt nemlich, daß er Geld ge—-
funden hat. Planchu, welcher der Sohn
eines wohlhabenden Marſeiller Kauf
manns iſt, wurde mit Tonnens bekannt,
als er ſich in der Haupiſtadt des Rhone-
Mündungs · Departements aufhielt, und
her ſandte ihn als Reichsverweſer nach ſei—
ſnen Staaten. Tonnens, oder vielmehr
Orelie, wußte bereits, daß Planchu, der
einen ſehr abenteuerlichen und ehrgeizigen
Charakter beſaß, ſich die hoöchſte Gewalt
angeeignet hatte aber er machte ſich Nichts
daraus, da, wie er ſagte, er nur zu er—
ſcheinen brauche damit ihm Alles zufalle.
1567, zu welcher Zeit ſich der König
Orelie in Paris befand, hatte derſelbe
eine Andienz beim Kronprinzen von
1 Preußen, der zur Ausſtellung nach Paris
gekommen war. Angeblich handelte es
ſich um die Abtretung eines Theiles der
„Staaten“ an Deutſchland. Wie dieſer
ſerzahlt, zerſchlugen ſich die Unterhandlun—
ſgen aber, weil er nichts von Arau
; canien, ſondern nur ein Siück vom Feu—
; erland abtreten wollte. Orelie I. iſt ůbri—
gens kein abſoluter, ſondern ein conſtitu
tioneller Monarch. Er erließ nemlich ſei
ner Zeit eine Verfaſſung, worin er die
Rechte ſeiner Völkerſchaften feſtſtellte. Da
ler bis jetzt kinderlos iſt (er iſt nemlich
; nicht verheirathet, und es iſt unbegründet
daß er eine Natherin aus Marſeille zu
ſſeiner Frau erkoren), ſo ſorgte er auch für
die Thronfolge und nahm in dieſer Be—
ziehung folgenden Artikel in ſeine Conſti
tution auf: „Im Falle, daß Wir ohne
rittte und legitime Leibeserben ſterben,
jetzen Wir als unſeren Erben ein, Unſeren
geliebten Bruder Johann von Tonnens,
Landwirth und Schweinehändler zu Chour—
niac in dem Dordagne· Departement in
Frankreich.“ Im Grunde iſt de Ton—
; ſnens, er iſt eine impoſante Geſtalt, nicht
verrückt, als man nach Allem, was
man von ihm geſagt hat, glauben ſollte.
Derſelbe ſteht bei den Araucaniern in ho—
* nier
hem Anſehen, und er hat vielleicht nicht
; ſo Unrecht, wenn er ſagt, daß die Franzo—
ſſen denen er ein Land zur Verfügung
ſtellen wollte, das dreimal ſo groß ſei,
als Frankreich, unklug ſind, daß ſie ihn
ſnnr mit Hohn und Spott behandelten.
e „Wäre ich Engländer oder Dertſcher,“ ſo
„meint er, „ſo würde man mich wahrſchein
r lich nicht ſo ſchnöde behandelt haben.“
r ——r
r Ein verfalgter Geiſt.
el Eine ganz ähnliche Geſchichte, wie ſie
rbei Gelegenheit eines Geſpenſterſpuks in
der Wiener Hofburg, aus frůherer Zeit
bei Anweſenheit des damaligen Kron—
r hprinzen von Sachſen, (Auguſt des Star
„hten) in Wien 1692 erzählt worden iſt,
hhat ſich nach einer im 3 Heft der Zeit
hſchrift „Thusnelda“ vom Jahre 1817
t niedergelegten Mittheilung im Jahre
15816 in Dresden ereignet.
r Der König Friedrich Auguſt hatte
· trot aller Intriguen einer kleinen jeſuiti
hſchen Clique die Erziehung ſeiner drei
· heranwachſenden Neffen, der Prinzen
r Friedrich Auguſt, Clemens und Johann
ſdem allgemein geachteten General von
r Watzdorf, einem Proteſtanten, übergeben.
„Da erſchien mehrere Nächte hindurch in
der katholiſchen Hoffkirche, theils am Hoch—
altar, theils im Schiffe der Kirche, ein
h Geſpenſt, das mit Zeichen des Eutſetzens
.ſund drohend auf die prinzliche Empor—
r kirche hinwies und den der ewigen Lampe
iwegen in der Kirche beſchäftigten Küſter
tund ſodann die aus dieſem Anlaß aufge—
ſtellten Wachtpoſten beim Borüberſchreiten
ängſtigte.
Der damalige Major Scheffel ſtellte bei
der großen Zaghaftigkeit der ſeither die
Wache haltenden Reiter einen ſeiner Leute,
einen unerſchrockenen Huſaren, der mit
gehöriger Inſtruktion den Nachtpoſten in
der Kirche bezog. „Durch Gold u. Liſt,“
ſchreibt nun die oben genannte Zeitſchrift,
„hatte es die Erxcellenz zu machen gewußt,
daß, außer einem Pfoöͤrtner, von dem
Einmarſch dieſer Wache Niemand wußte.
Zugleich aber war das Gerücht abſichtlich
in der Stadt kund geworden, daß ein
Junger von Adel, der nicht als der Aller—
herzhafteſte bekannt war, und weil er in
einer Schlacht des letzten Krieges ſeinen
Poſten bei einer Rrodkolonne aus Furcht
verlaſſen, ſpottweiſe „der Herzog von Back
ofen“ hieß, ſich die Erlaubniß erbeten,
dieſe Nacht mit dem Geiſte in der Hof
ſkirche eine Lanze zu brechen. Die Er
ſſcheinung blieb nicht auns. Den alten
Huſaren wehte es wohl kalt an, als er mit
wacheuden Augen ſah, was er im Traume
nicht geglaubt haätte. Die Geſtalt, der
Gruft entſtiegen, ſchritt langſam dem Hoch
altar zu In der Kirche war eine Todten—
ſtille, und doch hörte er ihren Tritt nicht.
Das Geſicht war blaß und bleich; das
ſtiere Auge hatte kein Leben. Zweimal
krampfte ihm die Hand, als er wollte das
Schwerdt auf die Geſtalt zücken und zwei—
mal mußte er ablaſſen von ſeinem Vor
haben, denn es gebrach ihm an Kraft und
ihm war, wie nimmer ihm geweſen.
Da gedachte er aber deſſen, was ihm
der geſagt, der ihn geſandt hatte. Und
mit feſtem Muthe trat er der Erſcheinung!
in den Weg und ſchrie ihr ſein „Wer da“!
entgegen.
üAber dieſe kümmerte ſich des nicht,
ſchüttelte ſchweigend das Haupt und ſchritt
fürbaß nach den Stufen des Altars.
Solches verdroß den Alten, und er ſchrie
mit heftiger Stimme: „Noch hat meiner
Klinge Niemand geſpottet, biſt du aber
ein Geiſt, ſo werde ich dich hanen, wie
man durch die Luft haut!“ und ſomit hieb
er mit dem ſcharf ſchneidigen Schwerdt
nach der Geſtalt. Dieſe aber floh vor
ſeinem Grimm und ward innen, dah
nicht der „Herzog vom Backofen“ ihr auf
den Ferſen ſei, ſondern ein Gewaltiger.
Und der Hujar folgte der Fliehenden,
und hieb ſcharf ein. Da ſtürzte der alſo
verfolgte Geiſt mit einem Schrei des Ent—
ſetzens nach der Gruft zu und verſchwand.
Der Kriegsmann aber hatte keinen Ge
fallen, der Erſcheinung weiter nachzuſpü
ſren, denn er vermeinte, es mögen da Fall.
thüren ſein, die ihn wohl herein, doch
nimmer herausließen.
Drei Tage nachdem, daß ſolches alles
geſchehen, ward dem Fürſten gemeldet,
daß einer der jüngeren Prieſter, ſo bei der
Hofkirche augeſtellt geweſen, am Blutſturz
geſtorben. Seitdem iſt aber in der Kirche
nichts weiter erſchienen.“
Fürſtliche Einkommen. Es gehtnichts
über ein gutes Herrſcheramt So hat der
Czar von Rußland täglich $25,000 zu
verzehren; der Sultan $15,000, Lonis
Napoleon genoß vor Sedan 812400 täg
lich, der deuntſche Kaiſer gebietet über
58,210, Vittor Emanuel hat 5,250 und
die Königin Viktoria muß ſich mit 5,250
einſchränken.
Falls das in der böſen Welt eireulirende
Gerücht, demzufolge Grant in 3 Jahren
4,000,000 erſpart haben ſoll, wahr iſt.
machte dieſer Herrſcher jeden Tag, Sonn ·
und Feſttage abgerechnet, beſeits Koſt und
Logie, die Kleinigkeit von etwa 84,450.
Baltimore. Wie grenzenloſes Elend
deutſche Einwanderer hier bisweilen durch
machen müſſen und welch empörender
Hartherzigkeit ſie oft begegnen, davon gibt
folgender Vorfall wieder ein trauriges
; GBeiſpiel: Als vorgeſtern gegen Abend
Poliziſt Smith von der ſůdlichen Station
ſeinen Bezirk durchwanderte, fand er auf
einem freien Platze einen Mann liegen,
der, auf s Aeußerſte erſchoͤpft, augenſchein
; lich dem Tode nahe war. Nachdem er
den Unglücklichen durch einen Trunk er—
quickt, erzählte derſelbe ihm, er ſei ein
Deutſcher, Namens Johann Herrmaun,
und habe längere Zeit in einer Eiſenerz
grube in Anne Arundel· County gearbei
tet. Vor etwa 14 Tagen jedoch habe er
lein Geſchwür am Beine bekommen, das
ihn arbeitsunfähig gemacht habe. Völlig
mittellos habe er ſich zwei Wochen lang
tein wenig Nahrung erbettelt und vorge
ſtern frůh ſei es ihm gelungen, einen Platz
lauf einem, nach der Stadt fahrenden Wa
gen zu erlangen. Er ſagte dem Fuhr
maune, er habe Berwandte in St. Peter
ſtraße, und der Mann war mitlleidig ge
-1 nug, ihn dorthin zu fahren. Die Ver
; waudten waren gerade nicht zu Hauſe, als
ſie jedoch zurücktehrten, erklaͤrten ſie dem
; Unglüeklichen geradezu, ſie wollten nichts
mit ihm zu thun haben und trieben ihn
ans dem Hauſe. Durch Hunger erſchöpft
und von ſeiug Wunde furchtbar leidend,
lſchleppte Heltmann ſich mit Mühe auf
einen freien Platz und legte ſich dort nie—
·der, um, wie er ſagte, ſeinen Tod zu er
iwarten. Dort fand ihn der Polhziſt und
tſchaffte ihn nach dem ſůdlichen Stationus
hauſe, woſelbjt die mitleidigen Beamten
ihm ein Bett, Speiſe und ärztliche Hülse
„verſchafften Der Unglückliche hatte ſeit
über 48 Stunden keine Nahrung zu ſich
genommen. Sobald er ſich etwas erholt
e hhat, wi d man ihn nach dem Armenhanſe.
auf Bayview bringen.
——
i Triumphant for Twenty Vears.
1 More than twenty years ago the MusraxG Lixi
xexr made its debut in thẽ West. Its cures of
1 the various external diseases oſ horses and cattle,
astonished the planters and ſarmers of the Missis
sippi and Oli Valloys, and a demand ſor it
Isprung up which necessitated its manuſaeture on
an extenswe scale Soon the aiscovery was made
that it was a graud speciſic ſor rheumatism, gout,
neuralgia, enrache, toothache, and other éxternal
õ ailments »f mankind Then it was tried as a heal
. fing pain killing application, in cases of outward
„injury, such as euts. bruises. burns, spasmus, &c.
tand was found equally serviceable. The ſfame
r of the new hrhs ſor some of the most paintul
„ills that affliet mankind and the lower animnals
spread rapidly, and MusraxG Lixix ⁊xr soon took
rnk in every State and Territory of the Union as a
Das einzige Schauſpiel auf
der Erde,
das in sechs Zelten gegeben wird
as in sechs Selten gegeben wirtl.
Taue
Nur zwei Tage.
Schauplatz an der Ecke von Eaſt·Broad~
und Liberthſtr.
Dienſtag u. Mittwoch. den 17.
und 18. September.
Große Oeſtliche
~
q d I
w 1 ;
; h &
; 8 W&
Althnmo
A
3 Ed.—
O/ 2 ~
45 1 A
27 ; —— 81 .
—— 9
—— 2 ——
:
Da
2
—l 5
I—
-1 1 y
4 18
—2 n
I —— -
7
t 8 ʒ
;~ x u
——
J 77~ —R
1
S
; 7 9
23 ; ; ~ 2
m 1/ſ 72
; 114
aINIOIND
!; inh I MININNNN
3
g ~
Ac
H 2
1 8 —3 ;
—— ;
u —— 2 Z
n ; n
Menagerie, Muſeum,
Vögelſammlung, Cireus, Römiſche Renn—
bahn Egyptiſche Carravane, Luftballon,
dreißigtauſend Yards von Zeltleinwand
ſüberſpannen einen Platz von beinahe drei
Acker, die größte Menagerie auf der Erde,
ſechsnndzwanzig Käfige angefüllt mit wil—
den Thieren. Der Elephant Bismarck,
leine Heerde Kameele, ein Geſpann ge—
hörnter Elennthiere, eine Heerde Büffel—
ochſen ; ;
Zwiefache Kunſtreitergeſellſchaft, bril—
liante Kunſtſtücke in der Reitbahn, Zwie
ſfache Vorſtellungen zu derſelben Zeit in
abgeſonderten Zelten, ein ausgeſuchtes
Muſeum lebender Merkwürdigkeiten, und
eine außerordentliche Sammlung von
verſchiedenen Vögeln;
Einlaßkarten: Erwachſene 81.00, Kin
der 50 Cts.. Die Thüren werden geöff
ſnet um 1 Uhr und um 7 Uhr.
Zwei große Vorſtellungen tͤglich
Brunswictk, Ga., Donnerſtag, Septem—-
ber 19; Valdosta, Ga., Freitag, Septem—-
ber 20; Bainbridge, Ga., Samſtag, Sep~
tember 21; Albany Ga.,, Montag, Sep—
ſtember 23; Camilla, Ga., Dienſtag Sep—~
tember 24; Thomasville, Ga.,, Mitwoch,
September 25; Quitman, Ga., Donner
lſtag, September 26; Lake City, Fla.,
ſFreitag, September 27; Jackſonville, Fla.,
Samſiag, September 25; Hawtkinsville,
Ha Montag, September 30.,, Macou,
Ea— Dienſtag, October 1.
Srler
Das Erlernen des Leſens
erleichtert.
Die engliſche und franzöſiſche Schule der
Niss L. Blois
J wurde am Montag, den 9. September, eröffnet.
In der umterſten Klaſſe wird die neue Lautirmethode
angewandt werden, wodurch Kinder in de· Hälfte der
Zelt, und mit der halben Mühe, welche die frühere
Methode forderte, das Leſen lernen.
Näheres iſt zu erfragen No. 134 Hullſtr. *
MILLEN, WADLEY & CO.,
Sägemühlein BVauholzlager
Libertyſtraße, zwiſchen Caſtbroad und Price,
Savannah, Ga.
Wir baben beſtändig zu den billigſten Preiſen vor
rathig ein volles Lager von:
Trockenen Dielen, Brettern, Fenſter- und Thür—
pfoſten, Bauholz für Schiffe, Zäune, Werfte, und
jede Art ovoa zugerichtetem und anderem Bauholz.
Beſtelluagen werden prompt und mit Sorgfalt aus~
——— Bare~ LWerkführrr.
; Geo. T. Lawrence, 19:71-84
Menagerie.
1 h reat Rastern Rman Hippodrome, Dan
Carenter & Eigenthümer, wird in Mitte des
ſ Monats September mehrere Vorſtellnugen in Savaa
hab geben. Mit der Kunſtreitergeſellſchaft iſt ein
nMuſeum, eine Menagerie, eine Sammlung von Vö
geln, und andern Sebenswürdigteiten. Zwei Vor—
ſtellungen werden zu gleicher Zeit in zwei derſchiede
nen Zelten gegeben. Das Perſonal iſt ſehr zahlreich
ſund beſteht aus 7 0 Mann, nebſt Pferden, 60 Reitern,
; 2 Orcheſtern, 3 Kapellen. 76 Eiſenbahnwagen und
3 Locomotiven ſind noöthig um die Geſellſchaft von
einem zum andern Orte zu befoördern.
r Xl7 We wiil giv mer~
W AN 1 ED. getie men & women
1 2 2
Business that will Pay
ſrom to 58 per day, can be pursned in your
neighbhorkood and is strictly honorable. Par
ſt lars free, or samples that will enable you to go
ſto work at onee, will be sent on receipt ot two 3
lẽ tstamps
adress ILATHAN & CO
eptll73 292 Washington BSt., Boston, Mass